Offene Gesprächsrunde mit Zeitzeugen-Gespräch am 25.7.2025
Am 8. Mai 2025 wurde zum 80. Mal an das offizielle Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert. Dieser Gedenktag hat auch deutlich gemacht, dass die Zeit begrenzt sein wird, Zeitzeugen befragen zu können und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Deren Erfahrungen sind aber von unschätzbarem Wert.
Deshalb laden „Wir sind Nachbarn“ und der „Geschichts- und Kulturverein“ zur offenen Gesprächsrunde unter dem Thema „Reden-Erinnern-Bewahren“ ein. Am Freitag, dem 25.7.25 von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr in die Begegnungsstätte in der Zehntscheuer!
Spontane Beiträge zur Diskussion und aus Erinnerungen sind willkommen. Wer sich aktiv in die moderierte Gesprächsrunde einbringen möchte, darf sich gerne im Vorfeld im Büro bei Thomas Prinz melden. Für einen kleinen Imbiss ist gesorgt.
Ein Bericht von Astrid Schlupp-Melchinger zur Zeitzeugen-Veranstaltung
Die Begegnungsstätte in der Zehntscheuer war am vergangenen Freitag fast überfüllt. Rund 40 Frauen
und Männer waren gekommen, die noch den Krieg und die Nachkriegszeit bezeugen können.
Insbesondere die Jahrgänge von 1935 bis 1940 hatten viel zu erzählen. Eingeladen hatte die Initiative
“Wir sind Nachbarn” in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Kulturverein. Sonja Spohn
moderierte den Nachmittag mit viel Herzblut und Engagement.
Erste Begegnung mit Kaugummis
Etliche der anwesenden Zeitzeugen stammen nicht aus Köngen. Sie hatten Erlebnisse aus den
unterschiedlichsten Landesteilen im Gepäck. Die gebürtigen Köngener berichteten unisono, dass sie
von den französischen Soldaten nichts zu fürchten hatten, da französische Kriegsgefangene nach der
Kapitulation vermittelten und klarstellten, dass sie hier sehr gut behandelt worden waren. Andere
berichteten von Schokolade und Kaugummis, die sie von Amerikanern geschenkt bekamen und mit den
seltsamen Kaustangen verständlicherweise erst einmal nichts anfangen konnten. Dennoch hinterließ der
Krieg auch in Köngen seine Spuren – äußerlich, wie ach innerlich. Ende April wurden alle Brücken
über den Neckar gesprengt, nur der Steg nach Unterensingen blieb verschont. Im großen, noch
erhaltenen Bierkeller im Unterdorf, zitterten die Köngener um ihr Leben, als 1945 regelmäßig
Fliegeralarm war und das dumpfe Summen die Kehle zuschnürte.
Köngen verschont – Fluchterfahrungen anderenorts
Während das dörfliche Köngen sowohl im Krieg als auch in der Zeit danach von Bombardements und
Grausamkeiten verschont blieb, stellte sich dies in anderen Städten vollkommen anders dar. Historische
Städte wurden mit Brandbomben dem Erdboden gleichgemacht und forderten tausende Tote. Von
überstürzter Flucht wurde berichtet. Zwei Stunden hatte die weinende Mutter zum Kofferpacken,
berichtete ein Zeitzeuge aus Ostpreußen, um dann auf dem Schiff über die Ostsee Richtung Westen zu
entkommen. Kinder wurden beim Spielen von Tieffliegern aufgeschreckt. Abgerissene deutsche
Soldaten wurden in die letzten Schlachten geschickt.
Zeitzeugen-Gespräche fortsetzen
Aber es gab auch Positives zu berichten. Nach Kriegsende packten die Köngener gemeinsam an. Der
Zusammenhalt war groß, man kümmerte sich umeinander. Etwas, das heute zu großen Teilen in der
Gesellschaft verlorengegangen sei, beklagte ein ehemaliger Mitarbeiter der Gemeinde.
Erinnerungen bewahren und aus der Geschichte lernen, so könnte das Motto, der Veranstaltung lauten.
Am Ende dieses rundum gelungenen Nachmittags, entstand der Wunsch, diese Reihe fortzusetzen und
auch örtliche Schulen mit einzubinden. Fortsetzung folgt!