Suche
Close this search box.

Daniel-Pfisterer-Preis

Daniel-Pfisterer-Preis

Daniel Pfisterer war von 1699 bis 1728 Pfarrer in Köngen. Er schuf in dieser Zeit ein einmaliges Bilder- und Gedichtbuch mit Aquarellen von Pflanzen, Tieren und Szenen aus dem Alltagsleben der einfachen Menschen. Die Zeichnungen kommentierte er mit originellen Reimen.

Um das Andenken an Daniel Pfisterer und sein Werk wach zu halten, vergibt der Geschichts- und Kulturverein Köngen den Daniel-Pfisterer-Preis. Mit dem Preis würdigen und unterstützen wir Personen, Gruppen oder Institutionen, die sich im Sinne Pfisterers mit ihrer Welt in außergewöhnlicher Weise kritisch, wachsam und kreativ auseinandersetzen oder auf ein außergewöhnliches Lebenswerk im Dienste von Kultur, Natur und Geschichte zurückblicken können.

Der erste Daniel-Pfisterer-Preis wurde am 6. Februar 2000 an Professor Dr. Otto Borst verliehen.

Preisträger des Daniel-Pfisterer-Preises

JENS NÜßLE und STEPHAN HÄNLEIN

Die Preisträger 2024 sind Jens Nüßle und Stephan Hänlein von der theaterspinnerei in Frickenhausen. Für beide ist Köngen Heimatort und sie sind wohlbekannt aufgrund verschiedener Aufführungen auch in Köngen.

Die am Sonntag, 14.01.2024 stattgefundene Daniel-Pfisterer-Preisverleihung war sehr gut besucht und hat eine sehr positive Resonanz erfahren. Allen Gästen sagen wir herzlichen Dank für Ihr Kommen!

Sonja Spohn – Vorsitzende unseres Geschichts- und Kulturvereins – skizzierte im Rahmen ihrer Begrüßung das Leben und Wirken von Daniel Pfisterer (Pfarrer in Köngen von 1699 bis 1728) und begründete die Entscheidung für die diesjährigen Preisträger – Jens Nüßle und Stephan Hänlein von der theaterspinnerei in Frickenhausen.

Der Laudator Kai Holoch verdeutlichte überzeugend die große künstlerische und technische Kreativität der beiden Künstler und zeigte sich auch beeindruckt von ihrer immer wieder gelingenden Umsetzung ihrer individuellen Version von Theater.

Wie ungewöhnlich und eindrucksvoll Jens Nüßle und Stephan Hänlein inszenieren, zeigte sich in der Dankes-Rede der beiden Preisträger, bei der das eingeblendete Porträt von Daniel Pfisterer „zum Leben erwachte“ und sie ihn zur Überraschung aller Gäste zu Wort kommen ließen.

Musikalisch umrahmt wurde unsere Veranstaltung von der Gruppe „Big Whip“.

Vita theaterspinnerei

Die theaterspinnerei wurde im Jahre 2000 von den beiden Köngenern Jens Nüßle und Stephan Hänlein gegründet, die sich bereits aus gemeinsamen Zeiten in ihrer ersten Schülerband am Robert-Bosch-Gymnasium in Wendlingen kannten. Ihre gemeinsame Theaterarbeit begannen sie im Jahre 1995 in der Theatergalerie Neckartailfingen, die Jens Nüßle mitbegründete.

Seit 2004 haben sie eine eigene Spielstätte: Den alten Bahnhof in Frickenhausen, den sie mit viel Eigenarbeit in ein wunderschönes kleines Theater mit 70 Plätzen und Theatercafé verwandelt haben.

Somit feiern sie im nächsten Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum!

Ihre Theaterarbeit begrenzt sich nicht nur auf ihre eigene Spielstätte, oftmals zieht es sie an besondere Orte in der Region. In Köngen waren dies im Jahre 2000 das Köngener Schloss und 2014 der Parkplatz des KÖ8, um diese mit einer eigens entwickelten Geschichte zu einer außergewöhnlichen Theaterkulisse zu machen.

Ein zentrales Element ihrer Philosophie ist, Theater für die Menschen zu machen ohne auf Tiefe und Anspruch zu verzichten oder sich anzubiedern.

In ihren Theaterproduktionen spiegelt sich immer wieder ihr Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen, Philosophie und Zukunftsvisionen.

Ihre künstlerische Kreativität, verbunden mit einem großen technischen Know-How ermöglicht ihnen dabei, Aufsehen erregende Inszenierungen auf die Beine zu stellen, immer mit dem Anliegen, dem Publikum sinnlich Theaterabende zu bieten, die berühren und zum Denken und Diskutieren anregen.

Nie könnten sich die beiden Künstler vorstellen, an einem großen Haus mit seinen bürokratischen Strukturen, vielfältigen Befindlichkeiten und Beschränkungen zu arbeiten. Deshalb gibt es die theaterspinnerei — ein Ort, an dem sie ihre eigene Vision von Theater kompromisslos verwirklichen können.

HANS WEIL

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2022 wurde HANS WEIL verliehen – Bürgermeister der Gemeinde Köngen von 1982 bis 2014.

Die Preisverleihung fand am 19. Juni 2022 in der Zehntscheuer statt. Laudatorin war Professorin Dr. Christel Köhle-Hezinger. Die Preisverleihung wurde musikalisch umrahmt von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Hans Weil wurde am 20. Juli 1949 in Degmarn im Kreis Heilbronn als sechstes von sieben Kindern geboren. Nach dem Besuch der Volks-und Mittelschule und dem Erwerb der Fachhochschulreife studierte er an der Fachschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Das Studium schloss er als Diplom-Verwaltungswirt ab. Die Ausbildung zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst absolvierte er bei der Stadt Löwenstein. Nach dem Studium begann er seine berufliche Laufbahn bei der Baurechtsbehörde des Landratsamt Heidelberg. Eine besondere Herausforderung für Hans Weil war die Zeit im Innenministerium in Stuttgart. Sein Zuständigkeitsbereich in diesem Ministerium war die Organisation.

Als Bürgermeister der Gemeinde Köngen wirkte Hans Weil im Zeitraum von 1982 bis 2014 und prägte unsere Kommune ganz entscheidend. Die unter seinem Vorgänger Erwin Rath begonnene Sanierung der Ortsmitte wurde in seiner Amtszeit abgeschlossen. Der Erhalt der Zehntscheuer und die Renovierung des Schlosses sowie die Gestaltung des Römerparks waren ihm Herzensangelegenheit und wären ohne seine Impulse und sein großes Engagement nicht verwirklicht worden. Ein Bewusstsein für historische Gebäude und deren Geschichte zu schaffen, ist ihm ein Anliegen. Folgerichtig war Hans Weil auch Gründungsmitglied des Geschichts- und Kulturvereins. Seit dem Jahr 2016 ist er Vorsitzender des Fördervereins Freilichtmuseum Beuren.
Seine Überzeugung, dass Vereine für ein Gemeinwesen von grundlegender Bedeutung sind, belegt er eindrücklich durch seine Initiative für Vereinsgründungen und seine Mitgliedschaft in zahlreichen Vereinen. Über einen langen Zeitraum war Hans Weil Mitglied der Emil-Kühn-Stiftung. Seit dem Jahr 2002 ist er Stiftungsrat der Ehmann-Stiftung Savognin. In dieser Funktion trägt er auch Verantwortung für eine finanzielle Unterstützung von vielfältigen Projekten, die den Menschen vor Ort und auch weltweit zugutekommen. Fünfundreißig Jahre lang war Hans Weil Mitglied des Kreistages im Landkreis Esslingen.

Auch als „Dichter und Denker“ hat sich Hans Weil einen Namen gemacht.

HILDEGARD RUOFF

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2018 wurde Hildegard Ruoff verliehen – Ehefrau des Nürtinger Künstlers Fritz Ruoff und Gründerin der ‚Fritz und Hildegard Ruoff – Stiftung‘.

Die Preisverleihung fand am 14. Januar 2018 in der Zehntscheuer statt.                      Laudatorin war Susanne Ackermann, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Nürtingen.                                                                                                                                  Die Preisverleihung wurde musikalisch umrahmt von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

 Hildegard Ruoff, geb. Scholl, wurde am 3. Oktober 1919 in Stuttgart geboren. Schon in ihrer Kindheit prägte die Liebe zur Kunst ihr Leben. Ein Kunststudium blieb ihr aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen vor dem zweiten Weltkrieg verwehrt. So absolvierte sie eine Ausbildung als Kunsthändlerin. Im Jahr 1941 lernte sie im Kunsthaus Schaller in Stuttgart den 13 Jahre älteren Bildhauer und Maler Fritz Ruoff kennen. Nach der Heirat mit dem Künstler zieht die junge Frau mit ihrem Mann nach Nürtingen. Hildegard Ruoff bestärkte ihren Mann, sich voll und ganz der Kunst zu widmen und unterstützte ihn darin bis zu seinem Tod im Jahr 1986.

 Unabhängig von ihrem Mann entwickelte Hildegard Ruoff sich zu einer Größe im Nürtinger Kulturleben. Als Fotografin ist sie selbst künstlerisch tätig. Ihre ersten Fotographien lesen sich wie Antworten und Ergänzungen zu den Arbeiten von Fritz Ruoff und sind dennoch eigenständig. Ihre Werke präsentiert sie in Ausstellungen. Schon 1983 erschien der  Doppelband „Blicke + Bilder“ mit Aquarellen ihres Mannes und eigenen Fotografien. 2003 wurde ihr privates Haus in der Nürtinger Schellingstraße 12 zum Kunsthaus. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung der von der Stadt Nürtingen gestützten „Fritz und Hildegard Ruoff-Stiftung“ .Hildegard Ruoff  wirkt noch heute bei der Organisation der Jahresausstellungen des Künstlerbundes Baden-Württemberg mit. Sie initiiert künstlerische Projekte und bringt dabei ihren großen Wissensschatz ein. Eine ihrer Aufgaben sieht Hildegard Ruoff in der Förderung junger Künstler und Künstlerinnen. Außerdem ist es immer noch das Anliegen dieser inzwischen 98jährigen Frau, Kinder und Jugendliche für die Kunst zu begeistern und ihnen den Zugang dazu zu ermöglichen. Daneben steht noch die Verwaltung des Nachlasses ihres Mannes. Alles zusammen, Hildegard Ruoff war und ist bis heute eine großartige Sachwalterin der Kunst.

Hildegard Ruoff erhielt im Jahr 2009 als erste Frau die Bürgermedaille der Stadt Nürtingen und im Jahr 2015 die Staufermedaille, den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.

Foto: Fritz und Hildegard Ruoff-Stiftung (Ausschnitt)

 

DENISE RIETSCH

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2016 wurde verliehen an  Denise Rietsch, Präsidentin des Vereins „Heinrich Schickhardt – Kulturstraße des Europarats e.V.“!

Die Preisverleihung fand am 17. Januar 2016 in der Zehntscheuer statt. Die Laudatio hielt Nicole Kayser. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Mitwirkenden der Musikschule Köngen-Wendlingen.

Der geniale Renaissancebaumeister Heinrich Schickhardt verbindet Köngen mit Städten wie Freudenstadt, Bad Boll, Horbourg-Wihr und 19 anderen. Seine Spuren hinterließ er hier mit der Ulrichsbrücke, aber auch im Schloss und in der Peter- und Paulskirche.

Im Jahr 1998 wurde auf die Initiative von Denise Rietsch der Verein „Heinrich Schickhardt Europäische Kulturstraße“ gegründet, der im Jahr 2004 zur „Kulturstraße des Europarats“ erhoben wurde und dem inzwischen 23 Mitgliedstädte angehören, darunter auch Köngen.

Denise Rietsch wurde am 28. Mai 1935 in Colmar geboren. Beruflich war sie Mathematiklehrerin sowie in der Lehrerfortbildung tätig. Ihr Heimat- und Wirkungsort ist die Gemeinde Horbourg-Wihr. Als Gemeinderätin und Beigeordnete war Denise Rietsch über einen langen Zeitraum insbesondere verantwortlich für den Bereich „Kultur, Tourismus und Denkmalschutz“. Eine weitere interessante Vereinsgründung geht schon vorher auf ihre Initiative zurück. Denise Rietsch gehörte im Jahr 1991 zu den Gründungsmitgliedern des Geschichts- und Altertumsvereins in ihrem Heimatort und ist seit 2007 dessen Präsidentin.
Auch als (Mit-)Herausgeberin und Autorin hat sich Denise Rietsch einen Namen gemacht. Beiträge von ihr sind in dem zweisprachigen Standardwerk „Heinrich Schickhardt, Baumeister der Renaissance“ von Sönke Lorenz und Wilfried Setzler – im Jahr 1999 herausgegeben – zu finden. Auf ihre Anregung hin und unter ihrer Leitung wurde das Buch „Heinrich Schickhardt Inventarium 1630-1632“ in drei Sprachen herausgegeben. Dieses Werk erhielt im Jahr 2014 in Paris eine besondere Preis-Auszeichnung. Des Weiteren sind Artikel von Denise Rietsch zu finden in der jährlich erscheinenden deutsch-französischen Zeitschrift „Un Pont – eine Brücke“.

Kompetent und engagiert organisierte Denise Rietsch auch Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Ausstellung „Heinrich Schickhardt – ein schwäbischer Leonardo?“, die konzipiert wurde vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart und der Leitung von Dr. Robert Kretzschmar, war aufgrund der Initiative von Denise Rietsch als Wanderausstellung von 1999 bis 2003 in den Schickhardt-Städten zu sehen.

Des Weiteren war Denise Rietsch tätig im Kirchengemeinderat und als Vizepräsidentin der Musikschule in ihrem Heimatort. Auch als Bauleiterin hat sie fungiert bei Restaurierungsarbeiten der evangelischen Kirche in Horbourg-Wihr im Hinblick auf deren 100-jähriges Jubiläum. Denise Rietsch organisiert Vorträge, Kulturreisen und Konzerte. Ihr wurden zahlreich Ehren-Mitgliedschaften verliehen und sie hat mehrere bemerkenswerte Auszeichnungen erhalten – darunter den Orden der Ehrenlegion, den höchsten französischen Verdienstorden, sowie zuletzt den Heinrich-Schickhardt-Preis der Hohenstaufenstadt Göppingen.

Denise Rietsch hat sich in vielfältiger Weise mit großem Sachverstand und hohem persönlichem Engagement der Erforschung und Bewahrung der Bauwerke Heinrich Schickhardts gewidmet. Dessen technische Innovationen ist Denise Rietsch ein Anliegen, dafür setzt sie sich unermüdlich ein. Einen kulturellen Austausch grenzüberschreitend zu fördern und die deutsch-französischen Beziehungen zu pflegen, das ist ihre Herzensangelegenheit.

RÜDIGER FISCHER-DORP

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2014 wurde verliehen an den Kulturförderungsverein auf anthroposophischer Grundlage und seinen Vorsitzenden Rüdiger Fischer-Dorp.

Die Preisverleihung fand am 19. Januar 2014 in der Zehntscheuer Köngen statt. Die Laudatio hielt Michael Leber. Künstlerisch umrahmt wurde die Feier von der Eurythmiebühne Köngen und dem Pianisten Julian Clarke, Stuttgart.

Der Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V. vergibt den Daniel-Pfisterer-Preis an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um das kulturelle Leben verdient gemacht haben. Mit seiner Angebotspalette – Eurythmiestudio, Waldorfkindergarten, Buchhandlung und „Café im Otto-Rennefeld-Haus“ – stellt der Kulturförderungsverein auf anthroposophischer Grundlage Köngen-Wendlingen eine wesentliche kulturelle Institution in Köngen dar. Aus diesem Grund wird dieser Verein mit seinem Vorsitzenden Rüdiger Fischer-Dorp mit dem Daniel-Pfisterer-Preis 2014 ausgezeichnet.

Gemeinsam mit allen Verantwortlichen des Kulturförderungsvereins hat es Rüdiger Fischer-Dorp verstanden, das Eurythmiestudio in Köngen als einen Ort der Vermittlung von anthroposophischen Grundlagen und vielfältigen künstlerischen Angeboten zu gestalten und ein Zentrum bereichernder Begegnung zu schaffen. Die Tätigkeiten des Vereins, der im Jahr 2013 sein 30jähriges Jubiläum gefeiert hat, sind für das kulturelle Leben Köngens und weit darüber hinaus von großer Bedeutung. 

 

Rüdiger Fischer-Dorp wurde 1943 in Dresden geboren. An der Waldorfschule in Hannover legte er das Abitur ab. Durch Studien der Philosophie, Psychologie, Medizin und Heilpädagogik in Tübingen, Hamburg und Eckwälden/Boll entwickelte sich bei ihm ein verstärkt künstlerisches Interesse.

Im Jahr 1968 nahm er das Eurythmiestudium im Eurythmeum bei Else Klink auf und schloss mit dem Bühnendiplom ab. Inspiriert und fasziniert von Sprache und deren Gestaltung begann er noch ein Studium an der Rudolf-Steiner-Schule am Goetheanum in Dornach / Schweiz.

Im Jahr 1977 folgte Fischer-Dorp einer Einladung von Else Klink und bot ein Grundstudium in Eurythmie und Sprachgestaltung an. Dadurch hat das Eurythmiestudio in Köngen seine eigentliche Bestimmung gefunden.

Als Gastdozent unterrichtete Rüdiger Fischer-Dorp am Eurythmeum Stuttgart und an der Eurythmieschule in Grafath/München. Als Sprecher wurde er an verschiedenen Bühnen engagiert und wirkte bei Aufführungen an Theaterstätten in Deutschland, Österreich, Holland, Italien, Schweden, Russland, Thailand, Japan, Südkorea und der Schweiz mit. Bei allen internationalen Verpflichtungen und zahlreichen Auslandsaufenthalten blieb Köngen sein Lebensmittelpunkt. Rüdiger Fischer-Dorp wirkt hier als Impulsgeber.

DR. PHIL. MARTIN LUIK

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2012 wurde verliehen an den Archäologen Dr. phil. Martin Luik.

Die Preisverleihung fand am 22. Januar 2012 in der Zehntscheuer statt. Laudator war Professor Dr. Michael Mackensen von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Martin Luik wurde 1961 in Esslingen am Neckar geboren und besuchte dort das altsprachliche Georgii-Gymnasium. Mit seinem Lehrer, einem Hobby – Archäologen, besuchten die Schüler Ausgrabungen in der näheren und weiteren Umgebung. Selbst die Klassenfahrt wurde nach dem Interessengebiet ausgerichtet, sie führte nach Rom. Sein Vater, ebenso an der römischen Geschichte interessiert, förderte die Neigung des Sohnes.

Der Hausbau und der Umzug nach Köngen 1975 führten ausgerechnet in den Bereich des römischen Vicus von Grinario. Wie nicht anders zu erwarten, fanden sich in der Baugrube römische Scherben und Reste eines Kellers. Noch als Gymnasiast betreute Martin Luik mehrere Jahre das Museum im Köngener Kastellturm.

Früh kam auch der Kontakt mit dem späteren Präsidenten des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Dieter Planck (Pfisterer-Preisträger 2006), der ihn bei seiner Berufswahl unterstützte und sein wissenschaftlicher Begleiter blieb.

1981 bis 1991 absolvierte Martin Luik das Studium der  Provinzialrömischen ArchäologieVor- und FrühgeschichteAlte Geschichte und Klassischen Archäologie in München und Tübingen. Die Magisterarbeit 1986/87 wie auch die Promotion zum Dr. phil 1991 hatten die umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung des römischen Erbes in Köngen zum Thema. Mit großer Geduld und enormem Zeitaufwand beteiligte er sich an den Ausgrabungen und deren Deutung und Katalogisierung. Zahlreiche private Sammlungen wurden von ihm begutachtet und inventarisiert. Stets erhielt er große Unterstützung seitens der Verwaltung und der Bevölkerung. Seine umfangreichen Forschungsergebnisse veröffentlichte er in den Bänden Köngen-Grinario I (1996) und –Grinario II (2004), in zahlreichen Aufsätzen und Präsentationen.

Dr. Martin Luik beteiligte sich beim Aufbau des Römerparks Köngen und wirkte an Sonderausstellungen im Limesmuseum Aalen mit. Er engagiert sich in verschiedenen wissenschaftlichen Projekten, lehrt als Privatdozent an der Universität München und hat einen Lehrauftrag an der Universität Klagenfurt.

Zahlreiche Ausgrabungen führen ihn immer wieder zu verschiedenen antiken Römerstätten in Deutschland, in Kärnten und nach Spanien zu den römischen Lagern um Numantia, wo er in Renieblas, Provinz Soria seit Jahren Projekte durchführt. Wichtige Bestandteile der erfolgreichen Grabungen sind die Vermittlung seiner Kenntnisse archäologischer Arbeit an Studenten und die entsprechenden Veröffentlichungen.

Anlässlich des 100. Geburtstags der Köngener Kastellturm-Einweihung im Jahr 1911 organisierte Dr. Luik ein wissenschaftliches Festkollegium in Köngen und beteiligt sich im Augenblick an der Jubiläumsschrift zum Turm.

DR. PHIL. GERHARD RAFF

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2010 wurde verliehen an Dr. phil. Gerhard Raff.

Die Preisverleihung fand am 17. Januar 2010 in der Zehntscheuer statt.  Laudator war Martin Hohnecker, ehemaliger Chef der Lokalredaktion der Stuttgarter Zeitung. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Nach der Verleihung des Daniel-Pfisterer-Preises an den Landeshistoriker Prof. Dr. Otto Borst, den Fossiliensammler und Hobby-Paläontologen Robert Flaig, den Leiter der Musikschule Köngen/Wendlingen Jörg Dobmeier, den Präsidenten des Landesamtes für Denkmalpflege Prof. Dr. Dieter Planck und die Volkskundlerin Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger haben Vorstand und Beirat des Geschichts- und Kulturvereins Köngen einstimmig entschieden, diesen Preis für das Jahr 2010 an den Historiker Dr. phil. Gerhard Raff für seine Verdienste als Chronist, Forscher und Buchautor zu vergeben.

Gerhard Raff ist 1946 im einstmals selbstständigen Stuttgarter Stadtbezirk Degerloch zur Welt gekommen. Er entstammt einer alten Bauern- und Wengerter-Familie. Raff studierte in Tübingen Geschichte und Evangelische Theologie. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er parallel dazu auf dem Bau, bei der Bahn, am Flughafen und als wissenschaftliche Hilfskraft. 1984 promovierte er bei dem Landeshistoriker Hansmartin Decker-Hauff mit einer Arbeit über die Ursprünge des Hauses Württemberg. Zur Finanzierung seiner Dissertation verfasste er für das Stadtarchiv eine „Chronik der Stadt Stuttgart 1954-1960“.

Gerhard Raff ist von zahlreichen schwäbischen Eigenschaften geprägt. Dazu gehören Fleiß, Zähigkeit, Disziplin und Verlässlichkeit. Die Verbundenheit mit dem heimatlichen Württemberg ist in jedem seiner Werke zu spüren. Seine Landsleute werden von ihm liebevoll charakterisiert. Bei uns in Württemberg ist der „Brettlesbohrer zu Hause“, sagt Raff, „es ist das Land der Erfinder. Wir haben keine Bodenschätze, Reichtümer oder sonstige Vergünstigungen des Himmels, nur den Grips im Hirn der Landeskinder.“ Was den Grips betrifft, so ist Gerhard Raff besonders damit gesegnet. Dies hat auch der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker nach der Lektüre von Raffs Buch  „Herr, schmeiß Hirn ra!“ erkannt. In einem Gedicht schreibt er: „Der Geist ist rege – reger noch / ist er jedoch – in Degerloch. / Und das beweisen, man ist baff, / der Theo Heuss und Gerhard Raff. / Der Herr schmiss beiden, nicht zu knapp / vom Himmel reichlich Hirn herab …  /.  Zu diesem „schwäbischen Geist“ gehört, so schrieb einmal der schwäbische Dichter Hermann Hesse, „ein Stück Poesie, ein gutes Stück Phantasie und Warmblütigkeit, dazu eine Freude am Einfachen und Stillen. … Es gehört weiter dazu Humor und Kunstsinn und das Wissen um den Reiz und Reichtum der heimatlichen Mundart.“ Gerhard Raff verkörpert diesen schwäbischen Geist.

Seine schwäbischen Geschichten sollen, so beschreibt Gerhard Raff seine schriftstellerische Arbeit in der ihm eigenen Art und Weise, dazu dienen, „seine in die Hände von Räubern und Tagedieben gefallene Heimat vor weiterer Verschandelung und Zerstörung zu bewahren“.

Sein persönliches Leben gestaltet Gerhard Raff sehr bescheiden. Seit Jahren stiftet er die Erlöse seiner Bücher und Vorträge kulturellen Projekten in aller Welt. Auf dem Jakobsweg gründete er eine Pilgerherberge in La Faba. Er gilt als ‚größter Wohltäter‘ des Brandenburger Doms. In Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Markus Wolf sind in halb Europa über 80 Denkmäler und Gedenktafeln entstanden. Die „Schwäbische Zeitung“ sieht in Gerhard Raff einen „Millionenstifter mit Minimaleinkommen“.

Schon 1973 wurde Gerhard Raff von Josef Eberle alias Sebastian Blau, dem Gründer, Herausgeber und Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, gebeten, eine Kolumne in Schwäbisch zu verfassen. Bis heute hat Raff in seiner Kolumne eine bunte Palette landesgeschichtlicher Raritäten in schwäbischer Mundart veröffentlicht: Lebensläufe vergessener Landsleute, Jubiläen, Kalendergeschichten, Denkwürdigkeiten – lauter Kostbarkeiten, die der Erinnerung wert sind. In dem Buch „Herr schmeiß Hirn ra“ sind in 36 Kurzgeschichten die Alltäglichkeit und Besonderheiten in einem schwäbischen Leben kritisch und sehr humorvoll beschrieben. Was die Geschichten miteinander verbindet, ist die Empörung über die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Es ist Gerhard Raff gelungen, seine Gesellschaftskritik auf humoristische Weise zu vermitteln. Er wurde mit diesem Buch zum meistgelesenen Dialektautor der Gegenwart. Auch der von Loriot illustrierte Fortsetzungsband „Mehr Hirn!“ ist eine Sammlung frisch-fromm-fröhlich-frecher Geschichten, mit denen Raff bewährt witzig-respektlos gegen die Verschandelung seiner Heimat zu Felde zieht. In seinem mit viel Humor gesalzenen Werk „Die Schwäbische Geschichte“ verfolgt der erfolgreiche Buchautor das Ziel „dem im Herzen Europas beheimateten Stamm der Schwaben (=Alemannen) als dem intelligentesten, liebenswürdigsten und zugleich bescheidensten unter den Stämmen Germaniens endlich die ihm gebührende Ehre und Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“. Dabei fühlt er sich nicht nur der Vergangenheit verpflichtet, sondern baut immer auch Brücken zur Gegenwart, insbesondere, was das Kommentieren von heutiger Politik betrifft.

In seinem bis heute dreibändigen Werk „Hie gut Wirtemberg allewege“ ist Gerhard Raff eine umfassende Forschungsarbeit von hoher Qualität zur Genealogie des Hauses Württemberg gelungen. Über 14 Generationen hinweg wird erstmals jedes einzelne Mitglied des Hauses in einer ausführlichen Personenbeschreibung vorgestellt: mit sämtlichen erfassbaren biographischen Angaben, angefangen beim Beinamen bis zur Todesursache und Grabinschrift sowie dem oft wechselnden Urteil der Jahrhunderte. Ein Bildteil mit zahlreichen Erstveröffentlichungen ergänzt dieses durch seine Gründlichkeit in der Historiographie europäischer Herrscherfamilien einzigartige Buch, das schon jetzt als Standardwerk zur württembergischen Geschichte angesehen wird.

Mit Daniel Pfisterer verbindet Gerhard Raff sein kritischer, aber auch einfühlsamer Blick auf seine Umwelt, die Fähigkeit, dem Volk aufs Maul zu schauen und die Offenheit, zu sagen, was gesagt werden muss.

Nachtrag: Herr Dr. Gerhard Raff konnte am Abend der Verleihung des Daniel-Pfisterer-Preises durch den Verkauf seiner Bücher 600 Euro erlösen. Diesen Betrag ließ er über das Diakonische Werk den Erdbebenopfern von Haiti zukommen.

PROF. DR. CHRISTEL KÖHLE-HEZINGER

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2008 wurde verliehen an Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger für ihre Verdienste um die Veröffentlichung der Daniel-Pfisterer-Chronik und für ihre wissenschaftliche Arbeit und ihr Wirken als Volkskundlerin.

Die Preisverleihung fand am 27. Januar 2008 in der Zehntscheuer statt. Laudator war Dr. Hans-Ulrich Roller, stellvertretender Direktor des Landesmuseums Württemberg und Leiter der volkskundlichen Abteilung a.D., Stuttgart.

Die Preisverleihung wurde musikalisch umrahmt von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Christel Köhle-Hezinger wurde am 7. November 1945 in Esslingen geboren. Nach dem Studium der Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft), Amerikanistik, Germanistik und Landesgeschichte in Tübingen, Bonn und Zürich promovierte sie 1976 in Tübingen. Bis 1987 war sie freiberuflich tätig, hatte Lehraufträge an der Stanford University (USA) und an den Universitäten Tübingen und Stuttgart. 1988 bis 1994 war sie am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen zuständig für Orts- und Regionalforschung (Ländlicher Raum). 1994 folgte sie dem Ruf an die Universität Marburg als Professorin für Europäische Ethnologie und Kulturforschung. Seit 1998 leitet sie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena den Aufbau des Instituts für Volkskunde / Kulturgeschichte. Christel Köhle-Hezinger  ist Inhaberin des Lehrstuhls für Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft) und seit 2006 auch Pro-Dekanin der Philosophischen Fakultät. Eine große Anzahl von Publikationen, viele ehrenamtliche Funktionen und Beiratstätigkeiten in Museen, Geschichts- und Volkskunde-Institutionen begleiten ihren wissenschaftlichen Weg.

Die Kulturgeschichte, insbesondere die des 18. bis 20. Jahrhunderts, die Industriekultur, Konfession und Frömmigkeit, Pietismus-, Frauen- und Alltagsgeschichte, das Dorf und der ländliche Raum sind die Themen, die Frau Dr. Köhle-Hezinger umfassend und gründlich aufgreift. Als Fachfrau war und ist sie bei vielen Ausstellungs- und Museumsprojekten gefragt. So entwickelte sie 1979/80 bereits eine erste Konzeption für das spätere Freilichtmuseum Beuren.

Zu Daniel Pfisterers Buch „Barockes Welttheater“ hat Christel Köhle-Hezinger eine besondere Beziehung, betrieb sie doch – auf Anregung des Köngener Historikers Dr. Gerhard Hergenröder – seit 1986 bis zur Veröffentlichung im Jahre 1996 maßgeblich die Publikation dieses einmaligen Werkes; außerdem ist sie Mitautorin des Begleitbandes. Sowohl der Wissenschaft als auch dem breiten Publikum wurde dadurch erstmals eine neue, außergewöhnliche Quelle zur Volkskunde des Barock, aber auch ein äußerst erbauliches Bilder- und Gedichtbuch erschlossen.

Mit besonderen Vortragsthemen bereichert Frau Dr. Christel Köhle-Hezinger seit Jahren auch die kulturelle Szene in Köngen und Umgebung. Von ihrem Fachwissen und ihrer Art, Geschichte verständlich und spannend darzustellen, sind alle, die sie als Rednerin kennen gelernt haben, begeistert. Kurzum – sie ist eine würdige Trägerin des Daniel-Pfisterer-Preises.

PROF. DR. DIETER PLANCK

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2006 wurde verliehen an Prof. Dr. Dieter Planck.

Die Preisverleihung fand am 22. Januar 2006 in der Zehntscheuer statt. Laudator war Professor von Schnurbein. Die Preisverleihung wurde musikalisch umrahmt von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Dieter Planck wurde am 14. August 1944 in Rottenburg am Neckar geboren. Nach dem Studium der Vor- und Frühgeschichte, der Alten Geschichte, der Urgeschichte und der Klassischen Archäologie an den Universitäten Tübingen und München promovierte er 1970 über das römische Rottweil.

Seit 1. September 1970 steht Dieter Planck im Dienste der Landesregierung Baden-Württemberg. Über das Referat Bodendenkmalpflege für den Regierungsbezirk Nordwürttemberg und die Leitung der Abteilung Archäologische Denkmalpflege des Landesdenkmalamts wurde er 1994 Präsident dieser Behörde. Seit der Verwaltungsreform der Landesbehörden am 1. Januar 2005 ist Dieter Planck Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Zahlreiche zusätzliche Ämter ergänzen das Wirken Dieter Plancks. Sein Ziel ist stets die Sicherung des kulturellen Erbes Baden-Württembergs auch für die nachfolgenden Generationen. Zwei Beispiele seiner umfangreichen Tätigkeit  wollen wir herausgreifen.

Seit 1988 ist Prof. Dr. Planck Vorsitzender der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern. Die Gesellschaft hat ca. 3.600 Mitglieder und widmet sich den  Hinterlassenschaften der frühen Bewohner des Landes. Durch Ausstellungsbesuche, Studienfahrten, Vorträge, Tagungen, Kolloquien und Lehrgrabungen sowie aktuelle Informationen werden die Mitglieder über die neuesten Entwicklungen landesarchäologischer Forschung informiert. Darüber hinaus engagiert sich die Gesellschaft bei der Organisation von Ausstellungen.  An den meisten dieser Aktivitäten ist Dieter Planck „vor Ort“ beteiligt.

Der Beschluss des Welterbe-Komitees der UNESCO vom 15. Juli 2005 in Durban (Südafrika), den Obergermanisch-Raetischen Limes mit seiner Gesamtlänge von 550 km als Weltkulturerbe anzuerkennen, war für das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg und dessen Leiter, Prof. Dr. Dieter Planck, ein außerordentlicher Erfolg. Fünf Jahre Vorbereitungszeit waren in den beteiligten Bundesländern notwendig, bevor ein entsprechender Antrag an das Welterbe-Komitee gestellt werden konnte. So mussten zum Beispiel anhand alter Fundberichte sowie mit Hilfe moderner Untersuchungsmethoden Ausdehnung und Lage der römischen Strukturen im Erdreich bestimmt, beschrieben und kartiert werden. Als Mitte 2003 die neu gegründete Limeskommission die nationale und internationale Koordination des Projekts übernahm, wurde Dieter Planck deren Vorsitzender.

Besonders würdigen wir die großen Verdienste Dieter Plancks um die Erforschung der römischen Vergangenheit Köngens. Als 27-jähriger Archäologe wurde er 1971 vom damaligen Leiter des Staatlichen Amtes für Bodendenkmalpflege Stuttgart, Dr. Zürn, zum ersten Mal nach Köngen entsandt, um auf dem Gelände des ehemaligen römischen Kastells und der ausgedehnten Zivilsiedlung  in einer – denkmalpflegerisch gesehen – verfahrenen Situation, rettend einzugreifen. Ein Großteil der Fläche des Dorfes Grinario, wo Römer und Kelten von 95 bis ca. 260 n. Chr. ihre Spuren hinterlassen hatten, war zum Großteil überbaut und für die Denkmalpflege verloren. Unter der Leitung Dieter Plancks wurden zahlreiche Ausgrabungen vorgenommen und die Funde der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.  Seinem großen Einsatz ist es zu verdanken, dass das Kastellgelände als herausragendes Kulturdenkmal anerkannt und 1974 wegen seiner besonderen geschichtlichen und heimatkundlichen Bedeutung in das Denkmalbuch Baden-Württemberg eingetragen wurde. So konnte das Köngener Römerkastell als einziges Kastell am Neckarlimes vor einer modernen Überbauung gerettet werden.

In den Berichten der Fachpublikation „Fundberichte aus Baden-Württemberg“  veröffentlichte Dieter Planck in den 70iger und 80iger Jahren umfangreiche Dokumentationen über seine denkmalpflegerische Tätigkeit in Köngen. Neben den Ausgrabungen in den Jahren 1972, 1977 und  1979 betreute er in diesem Zeitraum zahlreiche Privatsammlungen in Köngen mit römischen Funden. Mit unermüdlichem Engagement erschloss er diese reichhaltigen Bestände aus der Römerzeit für die Forschung. Bis 1993 fanden unter seiner Leitung immer wieder Ausgrabungen innerhalb des Gebiets der Gemeinde Köngen statt.

Prof. Dr. Planck unterstützte maßgeblich die Konzeption des Römermuseums als Teil des neuen Römerparks Köngen. Er hob die Beteiligung des Schwäbischen Albvereins und der Gemeinde Köngen an diesem Projekt hervor. Anlässlich der Eröffnung des Römerparks und des Museums schrieb der damalige Präsident des Landesdenkmalamts: “ Die Bildung archäologischer Reservate, wie sie hier vom Schwäbischen Albverein und der Gemeinde Köngen in vorbildlicher Weise geschaffen wurden, sind beispielhafte denkmalpflegerische Maßnahmen. „

Dieter Planck fühlt sich immer mit Köngen verbunden. Nicht zu unterschätzen sind seine Unterstützung und Fürsprache bei der Sanierung des Köngener Schlosses, das ebenso wie der Römerpark zur unverwechselbaren Identität Köngens gehört. Ohne öffentliche Mittel wären weder Römerpark noch Schlosssanierung möglich gewesen. Prof. Dr. Plancks denkmalpflegerische Verdienste für Köngen sind und bleiben in der Gemeinde Köngen unvergessen. In  Würdigung seiner Verdienste um das historische Köngen wird Prof. Dr. Dieter Planck der Daniel-Pfisterer-Preis 2006 verliehen.

JÖRG DOBMEIER

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2004 wurde verliehen an Jörg Dobmeier für seine Verdienste als Leiter der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Die Preisverleihung fand am 25. Januar 2004 in der Zehntscheuer statt. Laudatoren waren Dieter Kurz – Professor an der Musikhochschule Stuttgart – , Martin Schwesig – Vorsitzender des Oratorienvereins Esslingen –, Klaus Lerm – Schauspieler an der WLB Esslingen – sowie Gabriele Jäger – Vorsitzende der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Die Preisverleihung wurde musikalisch umrahmt von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Nach der Verleihung des Daniel-Pfisterer-Preises an den Landeshistoriker Prof. Dr. Otto Borst und an den Fossiliensammler und Hobby-Paläontologen Robert Flaig haben Vorstand und Beirat des Geschichts- und Kulturvereins Köngen einstimmig entschieden, diesen Preis für das Jahr 2004 an den weit über die Region hinaus bekannten Leiter der Musikschule Köngen/Wendlingen Jörg Dobmeier zu vergeben.

Schon in jungen Jahren hat sich Jörg Dobmeier der Musik verschrieben. Als Schüler am Gymnasium in Kirchheim u. Teck komponierte er ein Konzert für Klavier und Orchester, das dann bei der Einweihung eines neuen Schulbaus mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Aufgrund seines überwältigenden musikalischen Talents, seiner Fähigkeit zur Organisation und seiner Bereitschaft, etwas auf die Beine zu stellen, ergaben sich für ihn nach dem Abschluss  seines Studiums der Musik und der Germanistik  in Stuttgart im Februar 1982 fast von selbst neue Aufgabengebiete.

Während seiner Zeit als Referendar am Gymnasium in Wendlingen, war er, so ganz nebenher, auch Assistent im Fach Chorleitung an der Musikhochschule in Stuttgart. Im März 1982 übernahm Jörg Dobmeier die damals noch getrennten Musikschulen in Köngen und in Wendlingen. Die übernommenen Tätigkeiten sollten sich in der Folgezeit noch häufen! Von 1982 bis 1985 war er Leiter des Studentenchors „Kurrende“ in Tübingen. Seit 1984 ist er Lehrbeauftragter für Chorleitung und Schlagtechnik an der Musikhochschule in Stuttgart, seit 1985 Dirigent von Chor und Orchester des Oratorienvereins Esslingen.

1993 übernahm Jörg Dobmeier die Leitung der fusionierten Musikschulen von Köngen und Wendlingen. Die Musikschule Köngen/Wendlingen genießt mit seinen heute 1050 Schülern dank seiner Arbeit und der von 35 hervorragenden Lehrkräften einen weit über die Grenzen der Region hinaus reichenden glänzenden Ruf. Wer eines der zahlreichen Konzerte, sowohl auf dem klassischen Sektor als auch auf dem Gebiet der Unterhaltung, besucht hat,  ist restlos begeistert. Im „Podium der junger Künstler‘ haben sich Solisten für verschiedene Instrumente zusammengefunden,  die eigene Konzerte veranstalten. Der Erfolg der Musikschule lässt sich auch messen: viele der Schülerinnen und Schüler wurden mit nationalen und internationalen Preisen bedacht!

Es ist kaum zu glauben, dass bei den vielen Aktivitäten Dobmaiers noch Zeit zum Komponieren blieb und bleibt. Seine Musical-Kompositionen „Die Kiste“ (1988 anlässlich der Einweihung der neuen Stadtmitte Wendlingen aufgeführt), „Zeit für Clowns“ (1995) und „Der Zaubervogel“(2001) wurden mit großem Erfolg auch außerhalb der Region aufgeführt. Unter der „großen Regie“ von Jörg Dobmeier werden den Schülerinnen und Schülern der Musikschule die Organisation und  die Ausstattung der Musicals und anderen abendfüllenden Veranstaltungen weitgehend überlassen. An der Erstellung  von Kostümen und Kulissen wirken auch die Lehrkräfte mit!

Bei Jörg Dobmeier verbindet sich großes musikalisches Talent mit der Fähigkeit zur umsichtigen Konzeption, Koordination und Abwicklung umfangreicher Musikveranstaltungen. Darüber hinaus kann er Kinder und Jugendliche für das Musizieren und das Singen begeistern und Jung und Alt zu erfolgreichen Auftritten vereinen,  überaus schätzenswerte Eigenschaften. Ohne die Unterstützung seiner Gattin Ingeburg, Gesangslehrerin an der Musikschule, wäre ein derartiges Engagement im Dienste der Musik und damit der Kultur gar nicht möglich! Seine Töchter Ulrike und Christine, die bereits ein außergewöhnliches musikalisches Niveau erreicht haben, wirken tatkräftig und spürbarer Freude an den Veranstaltungen der Musikschule mit. Beide wurden schon mit vielen Musikpreisen ausgezeichnet.   

Der Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V. freut sich, die Leistung von Jörg Dobmeier mit der Verleihung des Daniel-Pfisterer-Preises 2004 würdigen zu können. Bereits der Namensgeber für den Preis, der Pfarrer, Maler und Poet Daniel Pfisterer, der von 1699 bis 1728 in Köngen lebte, hat das Wesen der Musik erkannt. In seinem farbenprächtigen Bilder- und Gedichtbuch malt er unter vielem anderen auch einen Pfarrer, der vier Schüler im Gesang unterrichtet. Dazu dichtet er:

„Die Vögel singen schön, schön klingen auch die Saiten,
Doch wollt vor allen sich Gott selbst ein Lob bereiten,        
Auß deren Kinder Mund, die noch ein reines Hertz       
Besitzen ohne falsch, das steiget Himmelwerts.“

Dieses Gedicht ist wohl ganz im Sinne Jörg Dobmeiers!

ROBERT FLAIG

Der Daniel-Pfisterer-Preis 2002 wurde verliehen an Robert Flaig, den bekannten Fossiliensammler und Hobby-Paläontologen.

Die Preisverleihung fand am 27. Januar 2002 in der Zehntscheuer statt. Laudatoren waren Dr. Gerd Dietl – Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart – und Pfarrer Ernst Steinhart.

Die Preisverleihung wurde musikalisch umrahmt von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

Robert Flaig hat im Laufe seines bisherigen Lebens neben seinem Beruf  eine Sammlung von ca. 5000 Fossilien zusammengetragen, die in der Hauptsache aus wertvollen  Ammoniten aus dem Jura besteht.  Wissenschaftler sind von der hohen Qualität der Sammlung tief beeindruckt. So wird sie zum Beispiel von Prof. Dr. Hans Rieber vom Paläontologischen Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich als „die Sammlung der Sammlungen“ bezeichnet.

Über vierzig Jahre nutzte Robert Flaig jede freie Minute, um in die geologische Vorgeschichte seiner schwäbischen Heimat, Englands und Frankreichs einzudringen. Im Braunen Jura der Schwäbischen Alb fand er neben den Ammoniten auch Seeigel, Schnecken und Haifischzähne, die zwischen 120 und 190 Millionen Jahre alt waren. Hervorzuheben ist, dass Robert Flaig seine Fossilien nicht nur selbst sucht und ausgräbt, sondern sie auch in seiner kleinen Werkstatt mit  viel Feingefühl fachmännisch präpariert. Das Besondere an der Sammlung ist ihr  systematischer und wissenschaftlich korrekter Aufbau. Sämtliche Fundstücke sind inventarisiert und mit ihren exakten lateinischen Bezeichnungen den geologischen Schichten zugeordnet. Kein „gelernter“ Wissenschaftler hätte dies besser machen können! Auffallend ist auch die Schönheit der Exponate, die der jetzt 81-jährige Robert Flaig im Keller seines Hauses den Besuchern, zu denen auch viele Schüler gehören, zugänglich macht. Die Führungen in „seinem Museum“ begleitet er mit spannenden Geschichten und lustigen Anekdoten sind schon deshalb ein großes Erlebnis. In der letzten Zeit musste zum Leidwesen vieler Interessierter die Anzahl der Besucher wegen gesundheitlichen Problemen Robert Flaigs stark eingeschränkt werden. 

Nicht zu vergessen ist, dass Robert Flaig sich sein gesamtes großes Wissen neben seinem eigentlichen Beruf als Handwerker durch Selbststudium erworben hat! Über den Braunen Jura am Plettenberg bei Balingen veröffentlichte er zusammen mit den Paläontologen Dr. Gerd Dietl und Eugen Glück eine viel beachtete wissenschaftliche Abhandlung.

Robert Flaig ist jedoch nicht nur als Paläontologe aktiv! In seiner Funktion als Kulturwart beim Schwäbischen Albverein, Ortsgruppe Köngen, hat er vierzig Jahre lang dazu beigetragen, die ereignisreiche Geschichte Köngens und seiner Umgebung vor der Vergessenheit zu bewahren. Seinem besonderen Augenmerk gilt heute noch der Geschichte der Römer in unserem Gebiet.  So nebenbei organisierte er Reisen im In- und Ausland, die für viele Teilnehmer unvergesslich geblieben sind. Bei den Reisen nach Frankreich zeigte sich, dass er ein hervorragender Kenner der dortigen romanischen Kirchen ist. Robert Flaig hat auch künstlerisches Talent: mit Bleistift und Pinsel erstellt er beachtliche Bilder; die Kunst der Kalligraphie beherrscht er in Vollendung.

Forscherdrang, der Wille zum Suchen und Finden, die Ehrfurcht vor der Natur, das Herz für Geschichte, das künstlerische Talent sowie das Engagement für die Allgemeinheit sind Elemente der Persönlichkeit von Robert Flaig. Er erinnert in vielem an das Multitalent Daniel Pfisterer, Pfarrer in Köngen von 1699 – 1728. Ein großes Lebenswerk steht vor uns und kann als Vorbild dienen. Für den Geschichts- und Kulturverein Köngen ist es eine Ehre, einen solchen Mann durch die Verleihung des Daniel-Pfisterer-Preises würdigen zu können.

PROF. DR. OTTO BORST

Verleihung des Daniel-Pfisterer-Preises 2000 an Otto Borst

Der erste Daniel-Pfisterer-Preis wurde am 6. Februar 2000 an Professor Dr. Otto Borst  für sein umfassendes Lebenswerk im Dienste der Erforschung, Bewahrung und Vermittlung der deutschen Geistes- und Kulturgeschichte sowie der südwestdeutschen Stadtgeschichte verliehen.

Laudatorin war Professorin Dr. Christel Köhle-Hezinger. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von Mitwirkenden der Musikschule Köngen/Wendlingen.

 

Satzung des Daniel-Pfisterer-Preises

Hier können Sie die Satzung des Daniel-Pfisterer-Preises lesen, oder auch als PDF herunterladen.