Besuch des Bauernkriegsmuseums in Böblingen am Samstag, 18.10.25

Ein Rückblick von Astrid Schlupp-Melchinger

Die Leiterin des Museums, Lea Wegner, führte unsere Gruppe mit anschaulichen Schilderungen durch die Sonderausstellung. Der Blick auf die Bauernaufstände vor 500 Jahren reichte von einzelnen Personen bis zu historischen Zusammenhängen. Kleinere Aufstände gab es auch zuvor. Doch Willkür und vielfältige Missstände führten dazu, dass sich 1525 auch in Württemberg ein großer Aufstand formierte, der viele Menschen vereinte, Stadt- wie Landbewohner und sogar Geistliche. Ebenso wäre der Aufstand ohne die Erfindung des Buchdrucks nicht möglich gewesen. Bebilderte Flugblätter agierten als Internet des Mittelalters. Ein entscheidender Treiber der Aufstände war die kurz zuvor angestoßene Reformation durch Martin Luther. Die Freiheit des Glaubens und des Christenmenschen, wie ihn der Reformator definierte, führte zu einem neuen Verständnis von der Freiheit des Menschen. Allerdings wollten diese nicht das Gesellschaftssystem verändern. Das Prinzip von Herrscher und Untertanen wurde dennoch nicht in Frage gestellt, doch die Aufständischen wollten die Rechte, die sie als Untertanen hatten und die einer zunehmenden Willkür zum Opfer gefallen waren, wieder einsetzen und einklagen können.
Ein besonderer Stein des Anstoßes war die neu eingesetzte „Empörerverordnung“. Durch sie mussten Aufwiegler“ mit radikalsten Folgen rechnen: Wer beispielsweise ein Gerücht in die Welt setzte, dessen Haus konnte kurzerhand abgebrannt werden. Es erforderte viel Mut, sich den Aufständischen anzuschließen. Die große Entscheidungsschlacht zwischen dem Bauernheer und den Truppen des Schwäbischen Bundes fand 1525 übrigens dort statt, wo heute die Autobahn zwischen Böblingen und Sindelfingen verläuft. Der Ausgang ist bekannt. Auch die Rezeption der Aufstände ist höchst interessant. Wiederentdeckt wurden die Bauernaufstände im 19. Jahrhundert, als der Anspruch auf demokratische Mitbestimmung lauter wurde. Die Geschichtsschreibung der Sieger stellte die Aufständischen als dumm und gewalttätig dar. Ein differenzierter Blick wiederum zeigt, dass unterschiedliche Gruppen beteiligt waren und der Einsatz roher Gewalt von vielen abgelehnt wurde.
Geschichte wird auch für politische Belange genutzt. Die DDR instrumentalisierte die Aufstände als Vorläufer der kämpfenden Arbeiter- und Bauernklasse und sicherlich erinnert sich noch mancher auch an die Bundschuh-Initiative gegen eine Teststrecke von Daimler.
Insgesamt war unser Ausflug nach Böblingen rundum gelungen, das sonnige Herbstwetter tat das Seinige dazu. Ein Spaziergang rund um den Stadtsee zum Denkmal der Bauernaufstände, geschaffen von Peter Lenk, wie auch durch den historischen Stadtkern mit Blick ins Land, rundete den Nachmittag ab.

Bauernkriegsmuseum Böblingen Foto: Volker Eitel
Das Denkmal "Gesichter des Bauernkriegs"