Zehntscheuer Köngen

Take-off am Neckar - die Jahrzehnte des Wirtschaftswunders 1945 bis 1975

Vortrag von Kreisarchivar Manfred Waßner am Donnerstag, 23.10.2025 um 19.30 Uhr im Daniel-Pfisterer-Saal der Zehntscheuer.

Rückblick von Astrid Schlupp-Melchinger auf den spannenden Vortrag von Kreisarchivar Manfred Waßner.

Köngen nach dem zweiten Weltkrieg hob in der Tat ab. Das Bild eines startenden Flugzeuges verdeutlichte den steilen Aufstieg der Gemeinde vom beschaulichen Bauerndorf zum lebendigen gewachsenen Wohnort mit vielen Arbeitsplätzen vor Ort.
1970 lebten bereits 7900 Einwohner in Köngen, nahezu doppelt so viel wie vor 1940. Der erste Schub kam durch die deutschen Kriegsflüchtlinge und Vertriebenen. Dem kleine Köngen wurden 300 Menschen zugeteilt. Wohnungsnot und Hunger prägten die ersten Nachkriegsjahre. Der Dürresommer 1947, als das Wasser knapp wurde und die Ernte schlecht war, machte die Situation nicht besser.
Die Kommunen waren anfangs größtenteils auf sich allein gestellt. Zuerst trat ein Bürgerrat in Aktion, ab 1947 dann ein gewählter Gemeinderat mit Erwin Rath als Bürgermeister (bis 1982) an der Spitze. Er erwies sich als Glücksfall für Köngen. Mit Tatkraft und strategischem Denken stieß er viele entscheidende Projekte an, die Köngen in kurzer Zeit voranbrachten. Die gesamte Gemeinde trug den Kraftakt mit. Gemeinsam stemmte man den Neubau der Mörikeschule, ein notwendiges, aber geradezu waghalsiges Unterfangen, in einer Zeit, als Baustoffe und Handwerker rar und teuer waren. Doch Bürger wie Gemeindepolitiker war bewusst, dass eine gute Zukunft immer auch mit einer guten Bildung einhergeht.
Die zweite wichtige Säule der Gemeindeentwicklung war der Wohnungsbau. Eine starke finanzielle Förderung seitens des Landes und viel Eigenleistung machten aus mittellosen Barackenbewohnern, aber auch Einheimischen stolze Häuslebauer und Eigentümer. Desgleichen investierte Köngen massiv in die Infrastruktur, von der Wasserversorgung bis zum Straßenbau. Ein weiterer Schritt war die vom Land eingeleitete Flurbereinigung. Bereits 1955 gab es 13 Aussiedlerhöfe in Köngen. Die EsslingerZeitung schwärmte damals: “Glückliche Menschen – alles ist modern!”.
Die Aufbruchstimmung nach dem Krieg schlug sich auch in vielen Firmengründungen nieder, von Alup über den Textilvertrieb AWG, die Maschinenfabrik Eisele, die Maier-Unitas GmbH und viele andere. Nach der Wirtschaftswunderzeit wurde mit der Kreis- und Gebietsreform 1973 ein neues Kapitel aufgeschlagen und 1974 wurde mit dem Plan zur Neugestaltung der Ortsmitte ein neuer Meilenstein gesetzt.
Der Vortrag von Herrn Waßner findet sich ausführlich in dem Buch, das anlässlich des 950-Jahr-Jubiläums demnächst erscheinen wird. Die Vorstellung ist für Donnerstag, den 4. Dezember in der Zehntscheuer geplant.