Chronologie der
wichtigsten Ereignisse in Köngen
Köngen im Späten
Mittelalter (1250 - 1400)
Köngen in der Zeit vom
Späten Mittelalter bis zur Reformation (1400 - 1520)
Köngen in der Zeit von der
Reformation bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1520 - 1618)
Köngen zur Zeit des
Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)
Köngen in der Zeit vom
Westfälischen Frieden bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (1648 - 1750)
Köngen in der Zeit von der
Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Untergang des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation (1750 - 1806)
Köngen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts (1806 - 1850)
Köngen in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts (1850 - 1900)
Köngen in der Zeit der
Weimarer Republik (1918 - 1933)
Köngen in der Zeit nach
dem Zweiten Weltkrieg (1945 - 1982)
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Ortsgeschichte Köngen
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Literaturhinweise
Deutschland 1517-1521
Württemberg 1520-1618
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Köngen von der Reformation bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen
Krieges
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Albrecht Thumb von Neuburg,
der 1531 verstorbene ehemalige Fürstpropst von
Ellwangen, vermachte seinen Besitz an die Söhne
seines Bruders Konrad,
Hans Konrad und
Hans Friedrich. Hans Konrad, der älteste Sohn
Konrads, erbte neben der Würde eines Erbmarschalls
das Lehen Stettenfels mit dem Dorf Gruppenbach und
die Herrschaft Stetten im Remstal. Hans Konrad ist
der Begründer der Stettener Linie des
Geschlechts Thumb von Neuburg.
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Hans Konrad kam schon in
jungen Jahren an den Hof
Herzog Ulrichs von
Württemberg. Bei der Hochzeit des Herzogs mit
Sabina von Bayern im Jahr 1511 finden wir ihn unter
den Kavalieren des Hofes. 1513 heiratete er
Margarethe von Adelsheim. Als Herzog Ulrich 1519
Württemberg verlassen musste und nach Mömpelgard
zog, nahm er Hans Konrad mit. Nach einem Streit mit
einem anderen Gefolgsmann des Herzogs begab er sich
in den Dienst der österreichischen Regentschaft in
Württemberg.
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Herzog Ulrich von
Württemberg (*1487, † 1550), reg. 1498 - 1550
Zeitgenössisches Gemälde
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Im Jahr 1527 verkaufte Hans
Konrad Stettenfels und
Gruppenbach.
1540 erwarb er die Herrschaft Neuburg am
Untersee mit dem Dorf Mammern. Zwei Jahre später
kaufte er die am Neckar gelegene Burg Hammetweil mit
dazu gehörenden Gut. Die Burg wurde abgerissen, das
Gut gehört heute noch der Familie Thumb von Neuburg.
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Kaum dass Chor und Schiff
der heutigen Peter- und Paulskirche
gebaut waren (Grundsteinlegung 1502) und sie
der Konstanzer Bischof, zu
dessen Bistum gehörte, im Jahr 1515 geweiht
hatte, kommt das zum Ausbruch, was schon
einige Zeit schwelte und immer wieder
aufgeflackert war: Kritik an Haupt
und Gliedern der mittelalterlichen Kirche.
Die Kirche hatte sich zu einer Macht
entwickelt, die auf Kosten der Gläubigen
immer reicher geworden war. Ein Großteil der
hohen und niedrigen Geistlichkeit führte
einen ausschweifenden Lebenswandel unter dem
sehr viele zu leiden hatten. Am 31. Oktober
1517 schlägt der 34jährige Augustinermönch
Martin Luther seine 95
Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg an
und entfacht damit die reformatorische
Bewegung, die zunächst eine Reform der
Organisation der Kirche zum Ziel hat. Wie
ein Lauffeuer werden die Schriften Luthers
im ganzen Reich verbreitet, von vielen
gelesen und begeistert aufgenommen. In der
freien Reichsstadt Esslingen, mit
der Köngen in vielfältiger Weise verbunden
ist (die Baumeister der Köngener Kirche
kamen aus Esslingen; Verträge wurden in
Esslingen abgeschlossen) werden die
lutherischen Schriften vor allem im
Augustinerkloster gelesen. Auch die
Schriften von Philipp Melanchthon
und Huldrych Zwingli
erreichten das Kloster der Augustiner. Einer
der ersten, die sich zum neuen Glauben
bekennen, ist der Augustinermönch
Michael Stiefel.
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Es folgen unruhige Jahre
der Auseinandersetzung zwischen Vertretern
des alten Glaubens und der jungen
reformatorischen Bewegung. Michael
Stiefel und andere müssen aus
Esslingen fliehen, da die Vertreter des
alten Glaubens den Kritikern nach Leib und
Seele trachten. 1519 hatte Herzog
Ulrich fliehen müssen, da er sich
viele Feinde geschaffen hatte. So waren die
Habsburger die Herren von Württemberg
geworden, die streng an der alten Ordnung
und am alten Glauben festhielten und die
reformatorische Bewegung - so gut sie
konnten - unterdrückten und bekämpften.
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Im Jahr des großen
Bauernkriegs 1525, in dem die Bauern in den
verschiedenen Teilen Deutschlands -
inspiriert durch die reformatorischen
Prediger - mehr Recht und Gerechtigkeit
fordern und ihre Hoffnungen blutig
zerschlagen werden, wird der Reutlinger
reformatorische Prediger Matthäus
Alber in Esslingen verhört und kann
überraschenderweise ohne Verurteilung wieder
nach Reutlingen zurückkehren. Das gibt der
reformatorische Bewegung in Esslingen und
Umgebung Auftrieb. Die Kritik an der
mittelalterlichen Kirche greift immer mehr
um sich, bis schließlich am 20. August 1531
der Rat der Stadt Esslingen seinen Beschluss
öffentlich bekannt gibt, das Wort Gottes
künftig frei predigen zu lassen. Ende
September 1531 wird Ambrosius Blarer
aus Geislingen in die freie Reichsstadt
geholt, um in Esslingen der Reformation zum
Durchbruch zu verhelfen.
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Nach dem Tod von Albrecht Thumb
von Neuburg (1531) hatte
Hans Friedrich große
Teile des Köngener Besitzes geerbt. Als ihm 1532
seine Vettern Schweickhart und Diepold ihre Güter
verkauften, gehörten Hans Friedrich sämtliche
Köngener Besitzungen des Geschlechts Thumb von
Neuburg sowie das ganze Schloss. Besitzungen in
Mühlhausen an der Enz, Güter und Rechte in
Sielmingen und Harthausen kamen ebenso an Hans
Friedrich wie die Obervogtei Kirchheim.
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Grabstein für
Hans Friedrich Thumb († 1551) und seiner
Ehefrau Margarete von Vellberg († 1571)
in der Peter- und Paulskirche in Köngen (neben
dem Altar) |
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Im Dezember 1529
übernahm Hans Friedrich die Verantwortung für
das Ausbleiben der Zahlung. Als Begründung
führte er an, dass seine Herrschaft ein vom
Kaiser verliehenes Reichslehen sei.
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In
Köngen wurde die Lehre
Luthers 1526 auch von der Kanzel aus verbreitet.
Anfang 1527 beschwerte sich die
bischöfliche
Kurie beim
habsburgischen Reichsregiment
über den Köngener Pfarrer. Im Wortlaut: "Der
Pfarrherr und Prediger zu Küngen ist ein ganz
lutterischer Prediger, uffrührisch und verfüherisch,
verschmecht die heiligen sacrament und heißt die
heilige Meß des Teufels Gespänst." Gleichzeitig
wurde der Pfarrer aufgefordert, sich am Bischofssitz
Konstanz zu rechtfertigen.
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Hans Friedrich
lehnte die Vorladung seines Pfarrers ab. Am
19. Juni 1527 verlangte er in einem
Schreiben an den Bischof die Einstellung des
Prozesses gegen seinen Geistlichen und
versicherte, dass sich dieser
"fromm und
priesterlich" verhalte. Der Pfarrer hinge,
so schreibt er, "keiner Irrlehre, sondern
lediglich der Heiligen Schrift an". Ein
Einschreiten des kaiserlichen Regiments in
Köngen ist nicht bekannt. Der Pfarrer blieb in
seinem Amt.
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Am 6. November 1531 wird in
Esslingen die Messe abgeschafft und eine
neue Gottesdienstordnung
eingeführt. Die neue Form des evangelischen
Gottesdienstes besteht aus Predigt, Gebet und
Gemeindegesang. Es werden deutsche Psalmen gesungen.
Das Abendmahl wird in zwingliisch nüchterner Form
eingeführt - vornehmlich für die hohen Festtage.
Anfang 1532 werden aus den Esslinger Kirchen die
Bilder und Altäre entfernt; vieles wird zerstört.
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Nach Esslinger Vorbild wird auch
in Köngen im Frühjahr 1532 von
Hans Friedrich Thumb von Neuburg unter
Mitwirkung von Ambrosius Blarer die Messe
abgeschafft und der evangelische Gottesdienst
eingeführt. Gleich darauf beschwerte sich
der Denkendorfer Propst bei den
Stuttgarter Räten über die pro-protestantische
Einstellung von Hans Friedrich und seinem Pfarrer.
Die Beschwerden wurden am 12. Mai 1532 an
König
Ferdinand weitergeleitet, der den Befehl gab,
dieses "irrige und unbillige" Verhalten zu
verfolgen. Hans Friedrich wurde vom König
aufgefordert, "sein Gemüt und seine Meinung" zu den
erhobenen Vorwürfen kundzutun.
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Hans Friedrich
entzog sich der drohenden Verhaftung,
wahrscheinlich durch einen Aufenthalt im
Ausland. Am 12. August, also drei Monate später,
antwortete er dem König. In erster Linie wies er
auf die Reichsunmittelbarkeit seiner
Herrschaft hin, stellte jedoch auch die
"widergöttlichen Missbräuche der Kirche"
heraus. Der Pfarrer müsse nach dem Gedeihen und
der Wohlfahrt seiner Gemeinde und nicht nach
seinem eigenen "Nutz, Ehr, Pracht und
Genuss"
handeln. Da dies nicht der Fall gewesen sei,
habe es ihm als "christlicher Obrigkeit"
zugestanden, "das "Seelenheil seiner Untertanen
zu besorgen". Er, Hans Friedrich Thumb, habe aus
der Heiligen Schrift Unterricht bekommen, wonach
"die päpstliche Messe und andere von Menschen
erdichtete Missbräuche weggeschafft" werden
müssten.
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Das unmittelbare Einschreiten der
habsburgischen Zentralgewalt in Köngen wird
durch außenpolitische Ereignisse (Bedrohung des
Habsburger Reiches durch die Türken) verhindert. Der
Brief Hans Friederichs, mit dem er sich offen zur
Reformation bekannte, wäre für den König ein
willkommener Anlass gewesen, die Verhältnisse in
Köngen zu verändern.
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1532:
Zusammen mit seinem Bruder Hans Konrad, der Ortsherr
von Stetten im Remstal ist, bittet Hans Friedrich um Aufnahme in den
"Schmalkaldischen Bund",
der Vereinigung protestantischer Fürsten und
Reichsstädte. Die Aufnahme von Reichsrittern, also
auch der Thumb von Neuburgs wird zunächst abgelehnt.
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Als erster
evangelischer Pfarrer in Köngen wird 1533 der ehemalige Mönch
Konrad Gwinngut genannt.
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Ambrosius
Blarer (*1492, † 1564)
Auf dem
"Götzentag" in Urach war es dem Hitzkopf
Blarer gelungen, den Herzog Ulrich zu
überzeugen, dass in den Kirchen die Altäre
abzubrechen, alle Bilder zu entfernen und die
Zeremonien auszumerzen seien, "weil sie vom Wort
abgingen." So verschwanden aus dem Chor der
Köngener Kirche Hochaltar und Nebenaltar.
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Hans Konrad und
Hans
Friedrich beteiligten an der Neuorganisation des
Kirchenwesens. So heißt es zum Beispiel in einer
Niederschrift des Klosters Herrenalb: "Am 17. Januar
1536 kamen Hans Konrad Thum, Marschall und der von
Gültlingen nach Herrenalb, mit ihnen .... Am 5.Juli
ist kommen der edel Junker Hans Friedrich Thum ...
samt ...., haben den Abt berueft und alle ceremonien
in der Kirche abgetan ... ".
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Hans Konrad ließ
alle Kostbarkeiten des Klosters nach Stuttgart
bringen. Von der dortigen Rentkammer wurden sie
als Einnahmen verbucht.
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Das
Kloster in Denkendorf wurde
wie alle anderen Männerklöster in
Württemberg säkularisiert und schließlich
zur evangelischen Klosterschule
umgewandelt. Die verbliebenen Chorherren
wurde die Möglichkeit gelassen, weiterhin im
Stift zu bleiben. Wer zum neuen Glauben
übertrat, wurde sofort als evangelischer
Pfarrer angestellt. Etwa 10 der 20
Mitglieder des Denkendorfer Konvents
entschlossen sich für diese Lösung.
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Ab 1533 wurde ein
schlesischer Adliger für den
Fortgang der Reformation in Köngen
bedeutsam:
Caspar Schwenckfeld von
Ossig. 1489 im Herzogtum Liegnitz
geboren, studierte er in Köln und Frankfurt
/ Oder. Unter dem Einfluss von Schriften
Luthers fühlte er sich zunächst der Reformation bis an sein
Lebensende verpflichtet. Ab 1522
entwickelte er zunehmend
kritische Gedanken zu Luther und der
reformatorischen Bewegung. Er
gewann die Überzeugung, dass das
Ausbleiben der von ihm sehnlichst erwarteten
allgemeinen religiösen Erneuerung
auf die für ihn falsche reformatorische
Rechtfertigungslehre zurückzuführen war.
Martin Luther hatte gelehrt, dass die
durch die Erbsünde
gestörte Beziehung zwischen Gott und Mensch allein von Gott wieder
hergestellt werden kann, weil er sich dem
Menschen aus seinem freien Willen heraus in
Gnade zuwendet. Gute Werke eines Menschen
waren für Luther dann die Folge des Glaubens.
Caspar Schwenckfeld
betonte dagegen, dass
sich der Mensch auch durch eigene Werke,
nämlich durch Askese, vor Gott rechtfertigen
müsse. Mit seinen Vorstellungen von einer
Religion ohne
Dogmen und Pfarrer geriet er in
Gegensatz zu der vom Herzog durchgeführten
Reformation. Er war gegen die Kindstaufe
und
auch die Sakramente waren nach seiner
Ansicht nicht für das Seelenheil der
Menschen entscheidend. Selbst die Predigt
war für Schwenckfeld nicht zum Glauben
notwendig. Seine Hoffnung auf
die Erneuerung der Kirche gab er bald auf und setzte seine
ganze Hoffnung in die geistliche Erneuerung
von einzelnen Christen, die für diese
Erneuerung keine äußeren Formen wie Predigt
und Abendmahl brauchten, sondern die
Erfüllung durch den Geist.
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Martin Luther
vertrat in seiner Schrift "Vom
unfreien Willen" die These, dass das
Schicksal des Menschen von Gott
vorherbestimmt ist. Als im Jahr 1523 in
Wittenberg auftrat, predigte er den
Leuten, vor der gefährlichen Seuche
nicht zu fliehen, weil sie "Gottes
Geschick" sei. Die Theologie der beiden
großen christlichen Kirchen bleibt heute
noch bei der Behauptung, die Menschen
müssten sich für Unglück und Leid, die
ihnen widerfahren, vor Gott
rechtfertigen. Der Grundgedanke dieser
Rechtfertigungslehre war auch schon bei
Paulus, Augustinus und Tertullian
enthalten. Luther sah den Menschen als
durch und durch verworfen an, zu retten
nur durch die unverdiente Gnade eines
gütigen, allmächtigen Gottes
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Caspar Schwenckfeld
von Ossig (*1499, † 1561)
Schwenkfeld Library,
Penn., USA
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1529 begibt sich
Schwenckfeld nach Süddeutschland, zunächst
nach Straßburg. Im September 1533
kommt er
nach Esslingen zu Jakob Otter, dem
Nachfolger Ambrosius Blarers. Von dort kommt
er nach Köngen zu Hans Friedrich Thumb, der
bald freundschaftlich mit ihm
verbunden ist, ebenso wie der Köngener
Prediger Konrad Gwinngut. Das Zusammengehen von
Hans
Friedrich Thumb und seinem Bruder Konrad
mit Schwenckfeld findet starkes Misstrauen bei
Ambrosius Blarer, der
Jakob Otter und Konrad Thumb
und andere vor Schwenckfeld warnt. An Hans
Konrad schreibt Blarer bezüglich seines
Bruders Hans Friedrich: "Euer Bruder weiß
wohl, wo es hängt und was uns allen an
Schwenckfeld missfällt, das ist nämlich der
Punkt, Sonderung auszurichten und andere
Leute hinterstellig zu machen von der
Predigt ihrer ordentlichen Prediger; es sind
Hochgeister, die sich Offenbarungen und
Prophezeiungen anmaßen." Otter lässt sich
von der Kritik an Schwenckfeld überzeugen
und lässt von allen Esslinger Kanzeln
verbieten, die Predigten von Schwenckfeld in
Köngen zu besuchen. Die Brüder Thumb und
Konrad Gwinngut lassen sich von ihrer
Sympathie für Schwenckfeld nicht abbringen
und gewähren ihm Unterschlupf und
Unterstützung. Konrad Gwinngut
wird wegen
seiner Verbundenheit von den wöchentlichen
Zusammenkünften der evangelischen
Geistlichen ausgeschlossen.
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Nachdem Herzog Ulrich
alle "Winkelprediger", die einen anderen Weg
als die großen Reformatoren gingen,
verfolgen ließ, wechselte Schwenkfeld sehr
oft seinen Wohnsitz. Immer wieder ist er
nach Köngen gekommen, so in den Jahren 1539,
1543 und 1544.
Geheime Versammlungen
wurden abgehalten, die bei der
Landbevölkerung großen Zulauf fanden. Diese
heimlichen Zusammenkünfte gab es noch nach
dem Tode Schwenckfelds im Jahr 1561.Noch viele Jahre später gilt
Köngen als ein "Wurmnest" der Schwenckfelder.
Die
Unterstützung der "Schwenckfelder" durch das
Geschlecht Thumb von Neuburg ist bis in die
neunziger Jahre des 16. Jahrhunderts
nachzuweisen.
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Im
US-Bundesstaat Pensylvania besteht noch
heute eine 'First Schwenckfeld Church'
mit rund 2200 Anhängern in fünf
Kirchengemeinden
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Nach dem Tod
Hans Friedrichs
im Jahr 1551 wurde der Thumbsche Besitz in Köngen an
zwei seiner drei Söhne, Albrecht und
Konrad, aufgeteilt. Der dritte Sohn,
Friedrich, erhielt die Güter in Mühlhausen an
der Enz und in Korntal. Gemeinsamer Besitz war das
Marschallenhaus in Stuttgart.
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Albrecht (†
1567): Umbauten am Schloss
(Nordportal). Die Jahreszahl 1557 über dem
nördlichen Schlosstor weist auf die für Jahrhunderte
letzte bauliche Sanierung des alten Wasserschlosses
hin. Albrecht und seine Frau, Margarete von
Liebenstein, sind in Köngen begraben. Albrecht hatte
einen Sohn gleichen Namens sowie zwei Töchter, Anna
und Maria.
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Albrecht (* 1554, †
1613): Sohn des 1567 verstorbenen Albrecht Thumb
von Neuburg. Ausschussmitglied des Ritterkantons
Neckar-Schwarzwald. Zahlreiche Streitigkeiten mit
dem Kloster Denkendorf. Reiche Stiftungen an die
Peter- und Paulskirche in Köngen. Albrecht war
Mitglied des Ausschusses des Ritterkantons
Neckar-Schwarzwald. Er starb unverheiratet und wurde
in Köngen beigesetzt. Er war zuletzt der alleinige
Besitzer von Köngen.
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Albrecht Thumb von Neuburg
(* 1554, †
1613) |
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Mit hoher
Wahrscheinlichkeit ist Albrecht der
Auftraggeber für die Ausschmückung des
Rittersaals im Köngener Schloss. Dieser
Rittersaal ist im Renaissancestil
gehalten und gilt mit seinen bemalten
hölzernen Wandvertäfelungen, den reich
verzierten Türelementen und den häufig
unterteilten Fenstern aus 300 Jahre altem,
mit dem Mund geblasenem Glas als
einmalig
im südwestdeutschen Raum. Die obere
Reihe der Vertäfelung ist mit stattlichen
Brustbildnissen von Kaisern bemalt
(Theodosius der Große, Karl der Große,
Heinrich III., Friedrich Barbarossa, Rudolph
I. von Habsburg). In der darunter liegenden
Reihe ist jedem der Kaiser ein persönlicher
Ausspruch zugeordnet (z.B. bei Rudolph I.:
"Besser ist es wohl regieren als die Grenzen
weiterführen"). Auf der gleichen Wandseite
befindet sich über die Reihen der
Vertäfelung hinweg in voller Größe ein
Bildnis von Süleyman dem Prächtigen
(1520 - 1566), jenes türkischen Sultans, der
im Jahre 1529 die Stadt Wien belagerte.
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Süleyman der Prächtige
(1520 -1566) (nach der
Restaurierung)
Archiv Wais & Partner in
'Denkmalstiftung Baden- Württemberg
4/2004'
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Die Herrscherbildnisse
wurden vermutlich im ersten Viertel des 17.
Jahrhunderts ausgeführt. Man kann vermuten,
dass das Köngener Rittergeschlecht mit den
Bildnissen neben ihrer Kaisertreue auch das
Standesbewusstsein der freien Reichsritter
ausdrücken wollte. Mit dem Bild Süleymans
soll - wahrscheinlich - die Beteiligung der
Ritter bei der Bekämpfung der Türken
herausgestellt werden. Die Sinnsprüche sind
wohl als Botschaften an Süleyman (und andere
Herrscher) zu verstehen.
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Bildnis von Kaiser Rudolph
I. von Habsburg im Rittersaal des Köngener
Schlosses
(nach der Restaurierung)
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An der
Außenwand des Rittersaals wurden Ende
2001 unter vielen Schichten von Farbe und
Gips dieselben perspektivisch wirkenden
Malereien entdeckt, wie sie auch in den
kassettierten Türblättern zu finden
sind. Die Stilformen der Malereien
(Muscheln, Engelsköpfchen, Girlanden) und
die Dekors der Türrahmungen sind um die
Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden.
Die Restaurierung des
Rittersaals wurde im September 2004
(vorläufig) beendet.
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Nach dem Tod von
Albrecht
und seiner Schwester
Anna (* 1556,
†
1609)
verfügte seine jüngste Schwester
Maria (*
1560, †
1636) über den gesamten Besitz der Thumb von Neuburg
in Köngen. In dritter Ehe heiratete sie 1617 den
württembergischen Hauptmann
Ludwig von Weiler.
Mit ihrem Tod starb die Köngener Linie der Thumb von
Neuburg aus. Als Erbe hatte sie ihren Vetter, den
Erbmarschall Johann Friedrich Thumb
aus
Stetten bestimmt. Diese Erbfolge trat entsprechend
ihrem Testament bereits 1617 in Kraft.
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Maria von
Weiler verbrachte ihr schwungvolles Leben
(auch von ihrem dritten Ehemann ließ sie sich
scheiden) ausschließlich im Köngener Schloss.
Sie nahm regen Anteil am Ortsgeschehen. Im
Taufbuch finden wir oft ihren Namen als Patin
Köngener Kinder. Maria ließ am vorderen Schloss
ein Torhaus bauen, durch das der Weg in den
Vorhof führte. Den Entwurf dazu liefert der
Hofarchitekt Heinrich Schickhardt.
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1610:
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14 Taufen
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159
Beerdigungen
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1611:
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20 Taufen
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132
Beerdigungen
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1612
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29 Taufen
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15
Beerdigungen
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Das Grauenhafte
dieser Jahre hat tief im Volk nachgewirkt und in
der Sage von der Pestbraut seinen
Niederschlag gefunden: ' Einem jungen Burschen
war die Braut durch die Pest entrissen worden.
Seine Kameraden wetteten mit ihm, dass er nicht
den Mut habe, am Sterbebett der toten Braut in
der Nacht vor der Beerdigung ein Messer durch
ihren Schleier zu stoßen. Er ging auf die Wette
ein, begab sich in das Sterbehaus und kehrte
nicht wieder zurück. Als ihn die anderen
suchten, fanden sie ihn tot an der Bahre seiner
Braut.'
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