Chronologie der
wichtigsten Ereignisse in Köngen
Köngen im Späten
Mittelalter (1250 - 1400)
Köngen in der Zeit vom
Späten Mittelalter bis zur Reformation (1400 - 1520)
Köngen in der Zeit von der
Reformation bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1520 - 1618)
Köngen zur Zeit des
Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)
Köngen in der Zeit vom
Westfälischen Frieden bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (1648 - 1750)
Köngen in der Zeit von der
Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Untergang des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation (1750 - 1806)
Köngen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts (1806 - 1850)
Köngen in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts (1850 - 1900)
Köngen in der Zeit der
Weimarer Republik (1918 - 1933)
Köngen in der Zeit nach
dem Zweiten Weltkrieg (1945 - 1982)
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Ortsgeschichte Köngen
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Deutschland 1815 - 1830
Deutschland 1830 - 1847
Deutschland 1848 - 1850
Württemberg 1806 - 1850
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Köngen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1806 - 1850)
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- Bevölkerungsentwicklung 1805 - 1840
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Jahr |
Einwohner |
Gestorbene |
Geburten |
Sterbehäufigkeit (in %) |
Geburtenrate (in %) |
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1740 |
1010 |
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1805 |
1498 |
49 |
71 |
3,27 |
4,73 |
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1810 |
1555 |
49 |
70 |
3,15 |
4,50 |
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1815 |
1652 |
64 |
62 |
3,87 |
3,75 |
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1820 |
1629 |
51 |
56 |
3,13 |
3,43 |
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1825 |
1760 |
48 |
76 |
2,73 |
4,31 |
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1830 |
1869 |
47 |
59 |
2,51 |
3,16 |
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1835 |
1985 |
94 |
103 |
4,73 |
5,18 |
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1840 |
2101 |
60 |
81 |
2,86 |
3,86 |
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- Wirtschaftliche Situation der Bevölkerung
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Die wirtschaftliche Situation der
Köngener Bevölkerung, die zumeist aus Bauern
bestand, verschlechterte sich zusehends. Zu den
Folgen der Napoleonischen Kriege und den
hohen Steuern kam eine lang anhaltende
ungünstige Witterung. Ab 1811 folgte ein
Regensommer dem anderen und führte zu schlechten
Getreide- und Kartoffelernten. Das Gras faulte auf
den Feldern und ließ das Vieh krank werden, so dass
auch das Fleisch und die Milchprodukte immer weniger
wurden. Den Höhepunkt erreichte die Not der
Bevölkerung im Sommer 1817, als die
Preise um
das drei- bis vierfache stiegen.
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Im Jahr 1819 machte man sich auf
der Seite des württembergischen Staates
Gedanken darüber, wie der Köngener Bevölkerung
geholfen werden könnte. In einem Schreiben des
Verwaltungsbeamten Woeklen an die
württembergische Finanzkammer vom 11. November 1819
heißt es: " Allein zur Hervorbringung einer größeren
Ergiebigkeit ... fehlt es den Einwohnern
hauptsächlich an mehrerem Dünger, und um diesen zu
erzeugen, an einem größeren Viehbestand, zu dessen
Anschaffung an Mitteln. ...
Der Verfall des Ortes
Köngen rührt außer allem Zweifel von früheren
Zeiten her. ... Er erreichte aber dadurch den
gegenwärtigen hohen Grad, dass die lang gedauerten
Kriegszeiten bei den starken Grundabgaben des Orts
noch drückender auf ihr wirkten, als auf jeden
anderen Ort. Durch seine Vereinigung mit dem Oberamt
Esslingen, und durch dasselbe ziehende
Haupt-Militärstraße hatte der Ort große Prästationen
[Leistungen] zu [erbringen}. ... Mehrfältiger
Wetterschlag und dann insbesondere das Missjahr 1816
vermehrten die Armut der Einwohner, deren
sich gegenwärtig völlige Gleichgültigkeit gegen
alles bemeistert hat. ... Schnelle und wirksame
Mittel zur Aushelfung des Orts, sind, ohne dass von
Seiten des Staates Opfer gebracht werden, schwer zu
finden."
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Die
"moralische
Besserung" ließ anscheinend noch auf
sich warten. Ein Kirchenprotokoll vom 7.
Juni 1822 hielt fest, dass die Gemeinde
"besonders durch enorme Abgaben sehr arm und
zudem in "sittlich religiöser Hinsicht"
gesunken sei. Der Dekan bezeichnete die
Bevölkerung als schlaff, räumte allerdings
ein, dass dies überall so sein, wo ein
solcher Druck herrsche.
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- Die Verwaltung der Gemeinde Köngen
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1806 wurde aus den Dörfern
Köngen, Berkheim, Denkendorf, Neuhaus, Pfauhausen,
Unterensingen und Wendlingen ein
Oberamt Köngen
gebildet. Schon 1808 erfolgte die Auflösung
dieses Oberamts, sämtliche Orte mit Ausnahme von
Unterensingen, kamen zum Oberamt Esslingen.
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In Württemberg gab
es das Ruggericht,
diese besondere Institution auf der
Ebene der Niederen Gerichtsbarkeit, seit
der ersten Landesordnung vom 11.
November 1495. Im Jahr 1559 kam zu dem
von einem Vogt
abgehaltenen jährlichen
Ruggericht die Veranstaltung
vierteljährlicher Ruggerichte
dazu, die ohne einen Vogt allein von den
Gemeinden unter Aufsicht des
Schultheißen (Bürgermeisters)
veranstaltet wurden.
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Der
württembergische Besitz in
Köngen umfasste zwei Gebiete, das
Schlossgut
mit 150 und den Gutthäterhof
(genannt nach
dem Herzoglichen Württembergischen Stallmeister
Gutthäter) mit 183 Morgen Güter.
1822
wurden
daraus, nachdem 40 Morgen an Köngener Bürger
verkauft worden waren, zwei
Meiereien zu 193
und 100 Morgen gebildet. Die größere Meierei wurde
verpachtet, die kleinere mit dem Schlossgarten an
den Vizepräsidenten der württembergischen
Ständeversammlung,
Jakob Friedrich von Weishaar,
verkauft.
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Grundrisszeichnung der
Schlossanlage (um 1825) |
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Wandgemälde im 'Weißen
Saal' des Köngener 'Hinteren Schlosses'
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- Köngen im Spiegel der "Beschreibung des Oberamtes
Esslingen" vom Jahre 1845 (Auszüge)
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Für das gesamte Oberamt wird
festgestellt: "Fleiß, Sparsamkeit und
Religiosität" können als die vorherrschenden
Eigenschaften bezeichnet werden. Freilich ist die
religiöse Denkweise nicht immer frei von Mystizismus
und Aberglauben, wie denn namentlich der
Gespenster- und Hexenglaube
in einigen Orten
eine große Rolle spielt."
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Während die Lage Köngens
wiederholt als besonders reizvoll hervorgehoben
wird, vernimmt man von seinen Einwohnern auch
Betrübliches: "Die meisten unbemittelten Familien
haben verhältnismäßig Köngen und Wendlingen".
Köngen zählte zu den wenigen Dörfern des Oberamts
Esslingen, die ein Armenhaus aufwiesen.
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Im Teil 'Ortsbeschreibungen'
heißt es unter Köngen: "Pfarrdorf mit
Marktgerechtigkeit mit 2167 evangelischen, 10
katholischen (nach Unterboihingen gepfarrten)
Einwohnern, 2 1/2 geom. Stunden südöstlich von
Esslingen, 2 Stunden von Kirchheim, an der Straße,
die beide Städte verbindet. ....
Die Luft ist rein, gesund, oft
scharf; das Quellwasser gut, in sehr trockenen
Sommern kaum zureichend."
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An einer anderen Stelle ist
vermerkt: "Alt und unansehnlich ist das Rathaus im
Innern des Ortes ... Die Bewohner, deren Anzahl in
raschem Zunehmen begriffen ist, sind fleißig und
mehr als früher ökonomisch.
Der sittliche Zustand, bei einem
Theil der Gemeinde keineswegs tadelfrei, scheint
sich zu bessern."
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Zur
herrschenden Armut
wird folgendes geschrieben: "Ein großer Theil kämpft
mit Nahrungssorgen und Bemittelte gibt es nur wenige
... Die Nahrungsquellen bestehen im Feldbau, in der
Vieh- und Schweinezucht, dem Viehhandel und in der
Leinweberei."
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- Das Revolutionsjahr 1848 in Köngen
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Im Revolutionsjahr 1848 war
Viktor August Jäger (1794 - 1894) Pfarrer in
Köngen. Aus seiner Feder stammen Stimmungsberichte
aus dieser Zeit in Köngen, die von seiner Tochter,
Friedericke Pressel in einer Biographie
zitiert werden. Schon im Januar 1848 schreibt
Pfarrer Jäger: "Wie umwölkt ist der politische
Horizont!". Er tröstet sich selbst mit den Worten:
"Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!"
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"Im März 1848
verbreitete sich der
"Franzosenlärm" auch
nach Köngen. Sehr schnell verbreitete sich das
Gerücht, dass viele Tausende arbeitsloser
deutscher Handwerker von Frankreich aus
"raubend, mordend und brandschatzend" auf dem
Weg nach Württemberg seien. Pfarrer Jäger und
seine Frau gingen daran, "Silber und Gold als
Nothpfennig" und wichtige Dokumente in sichere
Verstecke zu bringen. Die von
Georg Herwegh
organisierten Handwerker wurden am 27. April
1848 bei Dossenheim vom württembergischen
Militär besiegt, so dass keine Gefahr mehr für
die Gemeinde bestand. ... ".
"Wenige Wochen später ging in
Köngen das Gerücht um, "60 hiesige Leute hätten
sich ebenfalls zu einer Bewegung
unterschrieben." Die Befürchtungen gingen so
weit, dass nun die Revolution auch in Köngen
stattfinden würde. Bald stellte es sich heraus,
dass sich, so Pfarrer Jäger, "die 60 auf einem
Lotteriezettel in Betreff eines Fasses
befanden." ...
Im Oktober 1848 blickt Pfarrer
Jäger zurück: "Der Herr hat uns in diesem Jahr
viel Gutes gethan und auch durch alles Schwere
hindurch geholfen".
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