Württemberg 1750 - 1806

 

 

 

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Württemberg im Späten Mittelalter (1250 - 1400)

Württemberg vom Späten Mittelalter bis zur Reformation (1400 - 1520)

Württemberg von der Reformation bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1520 - 1618)

Württemberg in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)

Württemberg in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)

Württemberg in der Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (1648 - 1750)

Württemberg von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (1750 - 1806)

Württemberg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1806 - 1850)

Württemberg von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des Deutschen Reiches (150-1871)

Württemberg als Bundesstaat des Deutschen Reiches

Württemberg in der Zeit der Weimarer Republik

 

 

 
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 Deutschland 1740 - 1763       Deutschland 1789 - 1815      Köngen 1750 - 1806   


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Württemberg von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (1750 - 1806) 


  • Herzog Carl Eugen (1737 - 1793)
 
  • Zur Person
 
  • Carl Eugen, der älteste Sohn des 1737 verstorbenen ersten katholischen Herzogs in Württemberg,  Carl Alexander, wurde 1728 in Brüssel geboren. Da seine evangelischen Vormunde  (Karl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt und Karl Friedrich von Württemberg-Oels) ihn katholischen Einflüssen am württembergischen Hof entziehen wollten, schickten sie ihn und seine beiden jüngeren Brüder 1741 zur weiteren Ausbildung an den Hof des preußischen Königs Friedrichs des Großen in Berlin.

  • Als Carl Eugen sich am 8. Februar 1744 wieder vom Preußenkönig verabschiedet, gibt ihm dieser den wohlmeinenden Rat: „Opfern Sie als Herzog einige Jahre dem Vergnügen. Dann, denken Sie an Heirat. Glauben Sie aber ja nicht, dass das Land Württemberg für Sie geschaffen worden ist. Ziehen Sie immer das Wohlsein des Volkes Ihrer eigenen Annehmlichkeit vor.“

  Herzog Carl Eugen von Württemberg (*1728, † 1793), reg. 1737 - 1793 (unter  Vormundschaft bis 1744)

Bildquelle: Schlösser-Magazin, Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart. (www.schloesser-maganzin.de)
  • Während seines Aufenthalts am preußischen Königshof zeigte Carl Eugen bereits ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Er war geistig sehr rege und früh dazu geneigt, die absolutistische Regierungsform nach dem Vorbild Preußens und Frankreichs auf das Herzogtum Württemberg zu übertragen.

  • Bis zur vorzeitigen Volljährigkeitserklärung von Carl Eugen durch Kaiser Karl V. im Jahre 1744 wurde Württemberg von seinen Vormunden regiert. Die Volljährigkeitserklärung bedeutete die Übernahme der Regierungsgewalt durch den jungen Erbprinzen.

  • Politisches Umfeld Württembergs um 1740

  • Die fünf europäischen Großmächte England, Frankreich, Österreich, Preußen und Russland hatten sich um 1740 ein Gleichgewichtsdoktrin gegeben, mit dem man zwar das Machtstreben eines jeden Staates billigte, doch Auswüchse (z.B. Versuche eines Staates, eine hegemoniale Stellung in Europa zu erreichen) zu verhindern suchte. Das Herzogtum Württemberg war nach außen ohne besondere Bedeutung. Der Herzog von Württemberg war Mitte des 18. Jahrhunderts nur einer von mehr als 360 Herrschern in Deutschland.

  •  Die wirtschaftliche Lage war in Württemberg keinesfalls gut. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697), wenige Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, hatte in vielen Teilen Württembergs Hunger und Seuchen verursacht. Bald nach dem Beginn des 18. Jahrhunderts hatte es mit dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714) erneut einen Krieg in Europa gegeben, dessen Spuren auch in Württemberg noch nicht verwischt waren. Während des Österreichischen Erbfolgekriegs (1740 – 1748) belasteten durchziehende fremde Truppen das Herzogtum schwer.

 
  • Besondere rechtliche Regelungen in Württemberg

  • Der ‚Tübinger Vertrag‘ von 1514 hatte den Vertretern der Landstände das Steuer- und Kriegsbewilligungsrecht zugesichert. Der Übernahme der Herzogwürde musste die Anerkennung dieser in Württemberg geltenden Rechte vorausgehen. Die Untertanen waren nicht dem Herzog steuerpflichtig, sondern der Ständevertretung.

 

Zur Erinnerung: Die ‚Landstände‘ bestanden aus den Vertretern der Ritterschaft, den territorialen Verwaltungseinheiten (den ‚Ämtern‘) und der Kirche.  Zentren der 'Ämterwaren die Amtsstädte. Die Vertreter der Amtsstädte bildeten die ‚Landschaft‘. Der 'Landtag' ist die Versammlung der Landstände. Die landesherrlichen Städte Stuttgart und Tübingen waren durch Mitglieder der 'Ehrbarkeit' vertreten, die als städtische Oberschicht eng in die herrschaftliche Verwaltung eingebunden war.

  • Der Herzog musste nach württembergischem Landesgesetz vor der Herrschaftsübernahme zusichern, den evangelischen Konfessionsstand im Lande nie anzutasten und auch keinerlei Propaganda für den katholischen Glauben zuzulassen.  Diese ‚Religionsreversalien‘ wurden von Kaiser Karl VI. 1743 bestätigt. . Die evangelischen Mächte England, Preußen und Dänemark übernahmen für die religiöse Ordnung Württembergs die Rolle als Garantiemächte.

  • Der junge Herzog Carl Eugen anerkannte den Tübinger Vertrag und unterzeichnete die Religionsreversalien. Zu diesem Zeitpunkt war ihm noch nicht bewusst, wie sehr ihn diese Anerkennungen in seiner Hofhaltung und Regierungspraxis einschränken sollten.

  • Die Zielsetzungen von Herzog Carl Eugen

  • Die eigenen Zielsetzungen des Herzogs nahmen erst Ende der 1740er Jahre Gestalt an.  Zuvor hatte er das Regieren dem Kabinett seiner Minister, dem ‚Geheimen Rat‘ überlassen.

  • Carl Eugen wollte mit seinem Herzogtum Württemberg am Kampf um Macht und Einfluss in Europa teilnehmen. Vor allem ging es ihm um Ruhm. Der Ruhm war eine Realität, er war eine natürliche Begleiterscheinung einer Staatsform, in welcher der Herrscher sich nicht dem Land, sondern nur sich selbst verantwortlich fühlte.

  •  Sein außenpolitisches Ziel war es, durch militärische Stärke Einfluss auf die europäischen Großmächte zu gewinnen. Carl Eugen wollte durch seine Armee glänzen, unbekümmert, ob das kleine Land Württemberg die schwere Last würde tragen können.

Die Konflikte der Großmächte untereinander boten ihm die Möglichkeit dazu. Er konnte entweder als Bündnispartner auftreten oder gegen ein finanzielles Entgelt württembergische Soldaten an eine Großmacht ausleihen.

  • Innenpolitisch strebte Carl Eugen die Entmachtung der württembergischen Landstände an. Vor allem wollte er deren Steuerbewilligungsrecht aufheben. Ein weiteres Ziel war es, durch territoriale Ergänzungen und Abrundungen ein nicht zu übergehendes, zusammenhängendes Staatgebilde zu schaffen.

Im Sinne des Absolutismus bestand auch für Carl Eugen der Staat in der Person des Herrschers. Die öffentlichen Mittel sollten ihm gehören. Über seine Untertanen und deren Arbeitskraft wollte er frei verfügen. Nichts sollte dem Willen des Herrschers gegenüberstehen, nicht einmal die in der Verfassung verbrieften Recht der Landstände.

  • Um Ansehen unter den Fürsten des Reiches und auch bei den Großmächten Europas zu erhalten, strebte Herzog Carl Eugen den Rang eines Kurfürsten an. Mit einer prächtigen und aufwändigen Hofhaltung wollte er seine Macht den Fürstenkollegen und auch seinen Untertanen demonstrieren.

Mit ihren höfischen Festen  traten die absolutistischen Fürsten untereinander geradezu in einen Wettstreit, bei dem es in erster Linie um die Repräsentation ihrer Macht ging. Die Vergnügungen dienten dazu, die eigene Machtfülle zu demonstrieren.

  •  Regierungszeit der Vormunde von Carl Eugen (1737 – 1744)

  • In die Regierungszeit der Vormunde von Carl Eugen fällt das "Generalreskript, betreffend die Privatsammlungen der Pietisten" (Pietisten-Reskript) vom 10. Oktober 1743. Das Reskript erlaubte erstmals offiziell private Erbauungsstunden, in denen christlichen Laien der persönliche Austausch ihrer Glaubenserkenntnisse gestattet wurde. Mit der Erlaubnis von Hausandachten wollte man eine Abspaltung von der evangelischen Landeskirche  verhindern. Die Absicht der Regierung war es, den Frieden in der Kirche und damit auch im Lande zu sichern.

Die Hinwendung zu einer besonderen Frömmigkeit war in einer Zeit großer Not entstanden. Viele Menschen empfanden Hunger und Seuchen, die im Verlauf der vielen Kriege  (Dreißigjähriger Krieg, Pfälzer Erbfolgekrieg, Spanischer Erbfolgekrieg) in Württemberg entstanden waren, als mögliches Strafgericht Gottes.

  • Die drei Phasen der Regierungszeit von Herzog Carl Eugen

  • Phase 1 (1744 – 1751): In dieser Zeit widmete sich der Herzog fast ausschließlich dem Vergnügen

  • Phase 2 (1752 – 1770): Diese Jahre sind von Maßlosigkeit und Despotismus des Herzogs geprägt.

  •  Phase 3 (1771 – 1793): Vorsichtige Annäherung des Herzogs an aufklärerisches Gedankengut (Fragen des Gemeinwohls, Schulsystem, Universitätsausbildung)

  • Die Regierungszeit Herzog Carl Eugens von 1744 - 1751 (Die Phase des Vergnügens)

  • Wie der Preußenkönig ihm geraten hatte, widmete der sechszehnjährige Herzog die Anfangsjahre seiner Regentschaft dem puren Vergnügen: dem Bauen, dem Jagen, dem Reisen, dem Feiern von Festen.

  • Bis zum Ende der 40er Jahre überlässt der Herzog die Politik dem „Geheimen Rat“ – dem Kabinett seiner Minister. Danach übernahm er mehr und mehr die Regierungsgeschäfte. Sein Regierungsstil weist zunehmend autokratische Züge auf.

  • Da sein Vater Carl Alexander 1733 die Residenz von Ludwigsburg nach Stuttgart verlegt hatte, musste der sechszehnjährige Carl Eugen 1744 das ‚Alte Schloss‘ beziehen, dessen Bau einer absolutistischen Hofhaltung in keiner Weise gerecht wurde. Bald darauf wählte er Schloss Ludwigsburg zu seinem Hauptaufenthaltsort und zu seiner "heimlichen" Residenz.

  • Im Sommer 1746 beanspruchte der junge Herzog die Errichtung einer „standesgemäßen, seiner fürstlichen Dignität convenablen und dem Umfang Dero Hofstaats hinlänglichen Wohnung“, den Bau eines neuen Schlosses in Stuttgart. Andernfalls, so drohte er, die Hofhaltung ständig nach Ludwigsburg zu verlegen. Da für die Stadt Stuttgart die Residenz des Herzogs von wirtschaftlicher und auch politischer Bedeutung war, stimmte sie dem Bau eines "Neuen Schlosses" zu. Auch die württembergische Ständeversammlung unterstützte das Vorhaben des Herzogs. So wurde am 3. September 1746 der Grundstein für die letzte große barocke Residenzschlossanlage in Deutschland, das ‚Neue Schloss‘, gelegt. Carl Eugen beabsichtigte, Stuttgart zu einem zweiten Versailles zu machen.

 

Baumeister für die dreiflügelige Anlage war Matteo Retti. Nach dessen Tod setzte Philipe de la Guêpière den Bau fort. Er vollendete bis 1756 den Stadtflügel im Rohbau, setzte 1760 dem Mittelbau die Kuppel auf und schuf bis 1762 die Rokoko-Dekorationen im Gartenflügel. Nach einem Brand im November 1762 verfügte Herzog Carl Eugen den raschen Ausbau von Weißem Saal und Spiegelgalerie im Stadtflügel. 1764 verlegte Carl Eugen seine Residenz nach Ludwigsburg. Die Arbeiten am ‚Neuen Schloss‘ wurden für ein Jahrzehnt eingestellt. Erst 1775 kam der Herzog wieder nach Stuttgart zurück.

  • Am 16. September 1748 heiratete Carl Eugen die Nichte Friedrichs des Großen, Friederike von Brandenburg-Bayreuth. Nach den prächtigen Hochzeitsfeierlichkeiten in Bayreuth kommt das Hochzeitspaar am 11. Oktober nach Stuttgart. In Ludwigsburg finden weitere pompöse Feierlichkeiten zur Hochzeit statt. Auch danach bestimmten aufwändige Jagden, spektakuläre Hofbälle und allerlei Festivitäten sowie teure Reisen mit seiner Frau den Lebensrhythmus des Herzogs.

 
  Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (*1732, † 1780)

Bildquelle: Schlösser-Magazin, Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart. (www.schloesser-maganzin.de)

Ein männlicher Thronerbe bleibt aus, eine Tochter stirbt schon nach einem Jahr. Die einzige Leidenschaft, die das Herzogspaar verbindet, ist ein glänzender Hofstaat und die kostspielige Welt des spätbarocken Theaters. Die Ehe hält nicht lange. Schon im September 1756 trennt sich Elisabeth Friederike von ihrem Mann und kehrt nach Bayreuth zurück. Ihre späteren Versuche zur Versöhnung mit ihrem Ehemann scheiterten. Carl Eugen ließ sich nicht scheiden, sondern lebte bis zum Tod seiner Frau im Jahr 1780 von ihr getrennt.

  • Carl Eugen ist wegen seiner verschwenderischen Hofhaltung und seiner absolutistischen Repräsentationslust, die ihn immer neue repräsentative Gebäude erstellen lässt, stets von der Bewilligung von Finanzmitteln durch die Landstände abhängig. Die ersten sieben Jahre seiner Regierungszeit laufen jedoch ohne große Probleme zwischen ihm  und den Vertretern der Landstände ab.

 

Eine kleine Geschichte am Rande, die sich um 1750 in Bissingen / Teck abspielte, sich jedoch in ähnlicher Weise in mehreren Orten ereignet hat. Im Anschluss an eine erfolgreiche Jagd wurde ein rauschendes Fest veranstaltet. Bei dieser Gelegenheit warf  Carl Eugen sein herzogliches Auge auf die hübsche Tochter eines Forstknechts. Kurzerhand befahl er diese an seinen Hof nach Stuttgart. Nach Ablauf einer gewissen Zeit tauchte die Schöne wieder in Bissingen auf. Die fürstliche Order lautete, dass sie schleunigst heirate, damit das Kind einen Namen habe. Im Bissinger Heimatbuch heißt es dazu: "Den Förster von Dettingen an der Erms mit Namen Daumiller hatte der Herzog dazu ausersehen und dieser wagte nicht, sich zu widersetzen und heiratete die Arme." Der Herzog verschaffte der jungen Familie - wahrscheinlich auf Staatskosten - ein gesichertes Einkommen. (Anmerkung: Ein besonders aufmerksamer Leser dieser kleinen Geschichte, Herr Albrecht Arnold aus Dettingen, hat aus Akten des Landesarchivs Baden-Württemberg ermittelt, dass der heiratswillige Förster  mit großer Wahrscheinlichkeit Johann Adam Daumüller hieß und nicht aus Dettingen an der Erms sondern aus Bissingen/Teck stammte).

  • Ende der 1740er Jahre kam der Herzog zu der Ansicht, dass er die Durchsetzung seiner Ziele nicht allein seiner Regierung, dem 'Geheimen Rat' überlassen konnte. Mehr und mehr übernahm er selbst die Regierungsgeschäfte.

  • Die Regierungszeit Herzog Carl Eugens von 1752 -1770 (Phase der Maßlosigkeit und des Despotismus)

  • Der Subsidienvertrag mit Frankreich im Jahr 1752

  • Mit dem Subsidienvertrag verpflichtete sich Herzog Carl Eugen auf Abruf 6.000 württembergische Soldaten an Frankreich abzustellen. Dafür kassierte er im Voraus die enorme Summe von 600.000 Gulden. Dabei verfügte er bei Vertragsabschluss lediglich über eine schlecht ausgerüstete Truppe von 2.400 Mann. Mit den französischen 'Hilfsgeldern' gewann der hochverschuldete Herzog für kurze Zeit einen finanziellen Spielraum. Er dachte jedoch nicht daran, für den Bedarfsfall ein Heer entsprechender Größe aufzustellen. Das erhaltene Geld gab er für seine verschwenderische Hofhaltung, für Reisen und für die Errichtung von repräsentativen Gebäuden aus.

Im Jahr 1752 unternahm Herzog Carl Eugen, zusammen mit seiner Ehefrau Friederike und einem Gefolge von 29 Personen, eine Reise nach Italien. Seine Eindrücke, die er in Rom gewann, sollte bald merkliche Auswirkungen auf das kulturelle Leben am württembergischen Hof haben. Um seine zahlreichen Bauvorhaben in seinem Sinne verwirklichen zu können, schickte er junge Bildhauer, Maler und Architekten zum Studium nach Italien. Außerdem engagierte er in Italien viele Künstler, die dann bei der Errichtung der repräsentativen Gebäude mitwirkten.

  • Herzog Carl Eugen hatte den Vertrag mit Frankreich ohne vorherige Absprache mit seiner Regierung abgeschlossen. Das autokratische Handeln des Herzogs hatte den „Geheimen Rat“ praktisch entmachtet. Als der Geheime Rat gegen die Eigenmächtigkeiten des Herzogs protestierte, entließ er 1755 den Chef des Geheimen Ratskollegiums August von Hardenberg, ohne einen Nachfolger zu bestimmen. Auch die Vertreter der Landstände waren über den ersten außenpolitischen Auftritt des Herzogs nicht unterrichtet worden. Ihr Protest blieb wirkungslos

 
  • Württemberg in der Zeit des Siebenjährigen Kriegs (1756 - 1763)

  •  Als 1756 der Siebenjährige Krieg zwischen Frankreich und seinen Gegnern Preußen und England ausbrach, forderte Frankreich die vertraglich zugesicherten 6.000 württembergischen Soldaten an. Dazu kam, dass Württemberg für den Krieg des Reiches gegen Preußen weitere 1.500 Soldaten abstellen musste. Dem württembergischen Herzog standen weder Soldaten, noch Waffen, noch Munition, noch Uniformen in ausreichender Zahl und Qualität zur Verfügung.

  • Die „Landschaft“ (Vertretung der „Ämter“) weigerte sich 1756, die Kosten für die Aufstellung eines Heeres über die Erhebung von Steuern zu finanzieren. Daraufhin versuchte der Herzog verfassungswidrig in den Landstädten Steuerbeträge durch Offiziere eintreiben zu lassen. Dieser Versuch scheiterte zum großen Teil am Widerstand der Bürgermeister. Graf Montmartin, ein Vertrauter des Herzogs, ließ nun das Gebäude der „Landschaft“ mit Militär umstellen und die gesperrten Haushaltszuweisungen gewaltsam der Landschaftskasse entnehmen.

  • Auch die Aushebung von Rekruten verursachte große Probleme. Die württembergische Verfassung sah vor, dass Truppen nur für den Fall der Landesverteidigung ausgehoben werden durften. Um seine Verpflichtungen gegenüber Frankreich zu erfüllen und den weiteren Zufluss von Hilfsgeldern  zu garantieren, blieb dem Herzog nur der offene Verfassungsbruch. Der von Herzog Carl Eugen veranlassten Mobilmachung leistete freiwillig kaum jemand Folge. Am 30. März 1757 hatte er den 1758 ablaufenden Subsidienvertrag mit Frankreich erneuert.

  • Im Auftrag des Herzogs führte Philipp Friedrich Rieger (1722 - 1786) unter den Bauern, Tagelöhnern und kleinen Handwerkern Zwangserhebungen durch. Auf diese Weise konnte im  Sommer 1757 eine rund 6.000 Mann zählende und nur oberflächlich ausgebildete Truppe unter Führung von Carl Eugen zum Kampf gegen die Preußen ziehen. Im Oktober 1757 war der Kriegsschauplatz Schlesien erreicht.

 

Abseits der dunklen Ereignisse dieser Jahre gab es auch Lichtpunkte: Der  Astronom, Kartograph, Geograph Tobias Mayer, 1723 in Marbach am Neckar geboren und im Alter von 39 Jahren in Göttingen gestorben, war noch im 19. Jahrhundert und weit darüber hinaus  berühmt. Mit 16 Jahren zeichnete er den ersten Stadtplan von Esslingen und mit 18 Jahren veröffentlichte er ein Buch zur Anwendung der analytischen Geometrie. 1745 entstanden ein ‚Mathematischer Atlas‘ und ein Buch zur Fortifikation (Befestigungslehre). Von 1746 bis bis 1751 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Landkartenverlages in Nürnberg. In dieser Zeit zeichnete er unter anderem auch eine Mondkarte mit einer bis dahin unbekannten Genauigkeit.  Für die genauen Berechnungen der Mondbewegung erfand er spezielle Instrumente. Mit deren Hilfe gelang es ihm, Mondtabellen zu erstellen, in denen er die wechselnden Positionen zu den Sternen verzeichnete.  Dies diente der Berechnung der geographischen Länge,  deren Kenntnis der Seefahrt eine bessere Orientierung ermöglichte. Grundlage waren seine Mondbeobachtungen, die er zwischen 1748 und 1750 als Kartograph angestellt hatte. 1751 erhielt Tobias Mayer einen Ruf als Professor an die Universität Göttingen.  Dort wurde er Leiter der Sternwarte und veröffentlichte trotz des Siebenjährigen Krieges weitere Arbeiten zur Astronomie, Geophysik, Mathematik, zum Erdmagnetfeld und zur Farbenlehre. Tobias Mayer starb 1762 mit gerade 39 Jahren an Typhus.

  • Am 5. Dezember 1757 wird das französische Heer, darunter die württembergischen Soldaten, in der Schlacht bei Leuthen von den Preußen besiegt. Die Bilanz: 134 Württemberger  werden getötet, 160 verwundet, 124 gefangen genommen. Ca. 1800 Soldaten sind angesichts der preußischen Überlegenheit während der Schlacht desertiert. Weitere 600 Soldaten  starben im Winterlager in Böhmen durch Fieber und andere Krankheiten. Anfang 1758 kommt das kaum noch 2.000 Soldaten zählende württembergische Korps in die Heimat zurück.

  • Da Frankreich damit droht, keine Hilfsgelder mehr zu bezahlen, wird das württembergische Heer durch Zwangserhebungen wieder auf die Sollstärke von 6.000 Mann gebracht. Zu einem Kampfeinsatz kommt es 1758 nicht mehr. Die Soldaten werden Ende des Winters zwangsweise in bürgerliche Häuser in Stuttgart und Ludwigsburg einquartiert. Das in der Kasse der Landstände noch befindliche Geld wurde geraubt.

  • Im Jahr 1759 verfasste der berühmte Staatsrechtslehrer und Landschaftskonsulent Johann Jacob Moser ein Protestschreiben, in dem er darauf hinwies, dass die Landesverfassung die Untertanen vom Gehorsam entbindet, wenn der Landesherr fortgesetzt Verfassungsbruch begeht. Moser wurde verhaftet und für 5 Jahre auf der Festung Hohentwiel gefangen gehalten.

  Johann Jacob Moser (*1701, † 1785), Staatsrechtslehrer und mit dem Titel 'Landschaftskonsulent' juristischer Berater der württembergischen Landstände
  • Nach der Kündigung des Subsidienvertrags durch Frankreich versiegt die wichtigste Geldquelle Carl Eugens. Zwar schließt der Herzog noch einen Subsidienvertrag mit Österreich ab. Der Feldzug im Sommer 1760, an dem württembergischen Truppen auf der Seite Österreichs gegen Preußen kämpften, endet ohne den erhofften militärischen Erfolg.

  • Nach der Niederlage der württembergischen Truppen vergnügte sich der Herzog mit großartigen Festveranstaltungen bei Oßweil und Pflugfelden. Das verschwenderische Hofleben im Stile von Versailles wurde ab 1760 wieder aufgenommen. In Ludwigsburg und  Grafeneck  wurden oft wochenlang Feste veranstaltet. In Ludwigsburg entstand in den Jahren 1758 bis 1764 das Seeschloss Monrepos, ein Rokoko-Meisterwerk mit Empire-Interieur. Das Schloss Solitude wurde zwischen 1763 und 1769 als Jagd- und Repräsentationsschloss erbaut.   Dem kunstsinnigen Carl Eugen gelang es, in kurzer Zeit seinen Hof zu einem, wie Casanova es ausdrückte, "glänzendsten in Europa" zu machen. Der Höhepunkt des beeindruckenden Kunstschaffens in Württemberg fällt in die Jahre 1755 bis 1767. Die hohen Ausgaben des Herzogs für das glanzvolle Hofleben und der Bau von repräsentativen Gebäuden trugen dazu bei, dass sich Herrscher und Landschaft immer mehr entfremdeten.

  • Nachdem die Landstände die Erhebung von neuen Steuern nicht genehmigten, verlegte der Herzog "außer sich vor Wut" im Jahr 1764 seine Residenz wieder nach Ludwigsburg. Erstmals in seiner Regierungszeit berief Carl Eugen für den September 1764 einen Landtag ein. Als die Stände auch dort seine hohen Geldforderungen ablehnten, löste er den Landtag auf.

 
  • Die Klage der Landstände beim Reichshofrat in Wien

  •  Am 30. Juli 1764 reichen die Stände eine Klage beim Reichshofrat gegen Herzog Carl Eugen ein. Der Herzog wird des fortgesetzten Verfassungsbruchs beschuldigt. Gesandte der Garantiemächte für die württembergische Verfassung aus Preußen, England und Dänemark  reisen nach Württemberg ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Die meisten Ständevertreter wollten im Grunde nur die Macht des Herzogs beschränken. Die überwiegende Mehrheit des württembergischen Bürgertums wünschte Reformen, jedoch in Anknüpfung an die ständische Ordnung. Für einen Umsturz waren die württembergischen Stände, die sich fast ausschließlich aus Vertretern der Städte zusammensetzten, nicht zu gewinnen. Sie kämpften letztlich nur um das 'alte Recht'.

  • Herzog Carl Eugen überließ die Verhandlungen mit den Gesandten aus Wien und den Gesandten der Garantiemächte England, Dänemark und Preußen seinem Premierminister Graf Montmartin. Der Herzog begab sich mitten in der wichtigsten Verhandlungsphase mit der Schlichtungskommission 1766 auf eine Reise nach Venedig.

Zusammen mit mehr als 120 Personen seines Hofes verbrachte der Herzog drei Monate in Venedig. Die ungeheuren Summen, die er für den Aufenthalt benötigte, beschaffte er sich hauptsächlich dadurch, dass er zahlreiche Beamtete und Bedienstete in Stuttgart und Ludwigsburg entweder entließ oder die "Besoldung" reduzierte. Die Preise in diesen Städten stiegen, die Not der Bevölkerung nahm erheblich zu. Die Stuttgarter Weingärtner, welche den vierten Teil der Bürgerschaft ausmachte, waren nicht mehr imstande, "das Brot und die Kapitalzinsen zu bezahlen".

  •  Der Ausgang des Prozesses, der sich bis in Jahr 1770 hinzog, bedeutete für Carl Eugen eine einzige große Niederlage. In dem als "Erbvergleich" verkündigtem Urteil werden die alten Rechte der Landstände vom Kaiser und den Garantiemächten bestätigt. Der Herzog musste sich verpflichten, den Landtag und seine Ausschüsse "als corpus repraesentativum des gesamten lieben Vatterlandes" anzuerkennen.

  • Die Regierungszeit Herzog Carl Eugens von 1770 - 1793 (Aufklärerisches Gedankengut)
 
  • Nach dem "Erbvergleich" von 1770 konnte Herzog Carl Eugen sein innenpolitisches Ziel, die Entmachtung der Landstände, nicht mehr erreichen. Auch sein außenpolitisches Ziel, eine bedeutende Rolle neben den Großmächten Europas zu spielen, war gescheitert. Das dritte große Ziel, mittels einer aufwändigen Hofhaltung seine Macht zu demonstrieren, hatte weder bei seinen Fürstenkollegen noch bei seinen Untertanen die erhoffte Wirkung erzielt.

  • Seit dem Beginn der 1770er Jahre entspannte sich das Verhältnis zwischen Herzog und Landständen zunehmend. Herzog Carl Eugen verwandelte sich vom prassenden Repräsentationsfürsten zum aufgeklärt-absolutistischen Herrscher, dem es nun um Rentabilität, Effizienz der Verwaltung und Wohlfahrt des Landes ging.

  • Bereits im Frühjahr 1767 hatte Carl Eugen damit begonnen, den Aufwand für Theater, Ballett und Oper zu reduzieren.

  •  Die Truppenstärke wurde deutlich verringert. Carl Eugen war zu der Einsicht gelangt, dass mit württembergischen Truppen sein machtpolitisches Ziel nicht zu erreichen war.

  • Bei Carl Eugen verbanden sich Gedanken des Absolutismus und der Aufklärung mit dem Interesse an pädagogischen Projekten. Das Bildungsprogramm, das Carl Eugen mit der "Hohen Carlsschule" und mit anderen kulturellen Einrichtungen schuf, trug wesentlich zur Modernisierung Württembergs bei.

 
  • Im Februar 1770 gründete Herzog Carl Eugen auf der Solitude ein 'Militärisches Waisenhaus'. Als Stiftungstag gilt der 14. Dezember 1770. Am 11. Februar 1771 erfolgt die Umbenennung in 'Militärische Pflanzschule'. Im März 1773 wird daraus die 'Militärakademie'. Am 18. November 1775 wird diese Akademie mit seinen 330 'Zöglingen' unter dem Namen 'Carlsschule' nach Stuttgart verlegt. Am 22. Dezember 1781 wird die Akademie von Kaiser Joseph II. unter dem Namen 'Hohe Carlsschule' zu einer Ausbildungsstätte mit universitärem Rang mit einer juristischen, medizinischen und philosophischen Fakultät erhoben.

  • Die militärische Strenge und die autokratische Fürsorge, die der Herzog den Studierenden angedeihen ließ, wurde von diesen vielfach als harter Eingriff in ihre persönliche Freiheit empfunden. Friedrich Schiller schwankte in seinem Verhältnis zu Herzog Carl Eugen zwischen Verehrung und dem ohnmächtigem Hass auf den tyrannischen Erzieher. Als junger Militärarzt entzog er sich 1782 mit seiner Flucht nach Mannheim der Bevormundung durch den Herzog.

  Friedrich Schiller hat von 1773 bis 1780 die 'Carlsschule' besucht. Außer ihm sind noch andere bedeutende Männer aus dieser Schule hervorgegangen. Bespiele sind:  der Naturforscher Cuvier, die Maler Wächter und Schick und der Bildhauer Dannecker
  • Durch die Verleihung von Stipendien wurde neuen gesellschaftlichen Schichten der Weg zu einer guten akademischen Bildung geebnet - gegen den Widerstand der 'Ehrbarkeit' (der städtischen Oberschicht), die empört darauf reagierte, dass Handwerker und Bauern mittels eines Studiums soziale und ständische Schranken brechen konnten.

  • Ergänzend zu den schulischen und universitären Einrichtungen Carl Eugens kam 1765 die Öffnung seiner herzoglichen Bibliothek. Erst durch den Zugang zu den reichen Beständen der herzoglichen Bibliothek erschloss sich auch bürgerlichen Kreisen die geistige Kultur des 18. Jahrhunderts

  • In seinen letzten Regierungsjahren traf Carl Eugen zahlreiche Maßnahmen zu Modernisierungen auf dem Gebiet der Landwirtschaft, besonders des Obstbaus, aber auch des Straßenbaus. Der aufgeschlossene Herzog erkannte auch die Mängel an den Einrichtungen der sozialen Fürsorge, und er bemühte sich redlich um Verbesserungen und Reformen in der Landeswohlfahrt. Oft genug musste er dies gegen den Willen der Landschaft durchsetzen.

  • Im Winter 1774/75 unternahm der Herzog eine weitere Reise nach Italien, dieses Mal mit Franziska von Hohenheim. Diese Reise war vor allem diente vor allem dem Kennenlernen von Schulen, Waisenhäusern, Erziehungsanstalten, Bibliotheken und Universitäten. Die Eindrücke des Herzogs fanden ihren Niederschlag in Württemberg, so zum Beispiel in der Ausgestaltung der Militärakademie in Stuttgart oder in den Parkanlagen von Schloss Hohenheim. Die Freude am Feiern hatte der Herzog noch nicht gänzlich verloren. So engagierte er in Venedig einen Gondoliere, der auf dem Bärensee, unweit von Schloss Solitude eine „Lustflotte“ zu betreuen hatte.

  • Im Jahr 1775 verlegt Herzog Carl Eugen seinen Hof nach Stuttgart zurück. Ludwigsburg war seit 1763 seine Residenz gewesen.

  •  Auch in dieser Regierungsphase, in der aufklärerische Ideen verwirklicht wurden,  zeigte sich Carl Eugen als absolutistisch regierender Fürst. So ließ er den Publizisten, Organisten und Komponisten Daniel Friedrich Schubart von 1777 bis 1787 ohne Anklage und ohne Angabe von Gründen in Kerkerhaft nehmen, weil er die Willkürherrschaft des Herzogs kritisiert hatte. Der eingekerkerte Schubart machte sich über den 'Erziehungswahn' des Herzogs lustig. Er schreibt:  "Als Dionys von Syrakus / Aufhören muss / Tyrann zu sein, / Da ward er ein Schulmeisterlein."

  Daniel Friedrich Schubart, (*1739, †1791), Publizist, Dichter und Musiker
  • Anlässlich seines 50. Geburtstags im Jahr 1779 ließ der Herzog von allen Kanzeln herab seinen Untertanen eine „Bußerklärung“ vorlesen, in der er eigene politische Verfehlungen eingestand und in einer Art Regierungserklärung seine künftigen "landesväterlichen" Bemühungen zur Hebung der Wohlfahrt seines Landes verkündigte. Häufig wird übersehen, dass es sich dabei nicht um ein reines Schuldeingeständnis handelte, sondern um Ausführungen über das Verhältnis zwischen dem Fürsten und dem Volk. Außerdem wurden auch die Beamten in die Pflicht genommen, so dass der Herzog Carl Eugen nicht allein die Verantwortung für die Missstände im Land auf sich nahm. Das "Kanzelmanifest" kann also nicht als religiös gefärbtes Dokument der Buße interpretiert werden.

  • Der Wandel Herzog Carl Eugens vom verschwenderischen Herrscher zum fürsorglichen Landesvater ist nicht zuletzt auf seine Mätresse und spätere Ehefrau Franziska von Hohenheim zurückzuführen. Durch ihre eigene Bescheidenheit wirkte sie mäßigend auf den Herzog. Franziska entstammte einer pietistisch eingestellten Familie und war selbst sehr religiös. So stand sie in Kontakt mit dem Pfarrer Philipp Matthäus Hahn, einem pietistischen Geistlichen und talentierten Mechaniker, der bekannt war für seine astronomischen Uhren. Ein weiterer Grund für die Verklärung der Reichsgräfin und späteren Herzogin: Im Schloss Hohenheim ließen sie Nutzgärten anlegen, in denen sie sich betätigten. Sie steckten beispielsweise Bohnen und bearbeiteten den Garten, zumindest symbolisch. Damit verkörperten sie das Ideal eines fürsorglichen, verantwortungsvollen Paares, welches durch sein Vorbild die Untertanen Sparsamkeit und Fleiß lehrte.

  Franziska von Hohenheim (*1748, † 1811), 1744 Reichsgräfin von Hohenheim, zweite Ehefrau von Carl Eugen (offizielle Heirat 1785)

Bildquelle: Schlösser-Magazin, Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart. (www.schloesser-maganzin.de)
 
  • Die Ehe Carl Eugens mit Elisabetha Friederike von Brandenburg-Bayreuth, einer Nichte von Friedrich dem Großen, die er 1748 geschlossen hatte, war nach acht Jahren gescheitert. Der katholische Herzog konnte sich jedoch nicht scheiden lassen.

  • Franziska wurde am 10. Januar 1748 als Tochter des wenig begüterten Freiherrn Wilhelm Ludwig von Bererdin und seiner Frau Johanna auf dem elterlichen Rittergut Adelmannsfelden geboren. Im Alter von siebzehn Jahren auf Drängen ihrer Eltern mit dem vermögenden Freiherrn Friedrich Wilhelm Leutrum von Ertingen verheiratet, verbrachte sie unglückliche Ehejahre in Pforzheim, bis sie Herzog Carl Eugen vorgestellt und bald darauf seine Mätresse wurde. Der regierende Herzog betrieb Franziskas Scheidung (1772) sowie ihre Erhebung zur Reichsgräfin von Hohenheim (1774). Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Carl Eugen Franziska 1785 zunächst heimlich, da die katholische Kirche ihre Einwilligung zu der Heirat mit einer geschiedenen Protestantin verweigerte. Obwohl die kinderlose Ehe nicht standesgemäß war und vom Papst erst 1791 anerkannt wurde, setzte Carl Eugen seine Frau in den Rang einer Herzogin. Nach Carl Eugens Tod (1793) bezog sie, von dessen Familie abgelehnt, Schloss Kirchheim/Teck als Witwensitz. Umgeben von einem fünfzigköpfigen Hofstaat führte sie in Kirchheim keinesfalls ein bescheidenes Leben. Neun Tage vor ihrem 63. Geburtstag starb Herzogin Franziska von Württemberg am 1. Januar 1811 in Kirchheim und wurde dort in der Gruft der Martinskirche beigesetzt.

 

Franziskas Schwäche für kostbaren Diamantenschmuck veranlasste den Dichter Christoph Martin Wieland zu einem Spottgedicht mit dem Titel "Buquet an die Gräfin von Hohenheim" (1783): "Veracht uns arme Blümchen nicht, / Glanzreicheste der irrenden Infanten, / Uns gab Natur an Reiz, was uns an Glanz gebricht, / Was Dir an Reizen fehlt, hast Du an Diamanten."  (Wieland Werke, Band 13, Dichtungen II, 1780 - 1812)

 
  Die Worte Friedrich Schillers an der Gruft des Herzogs:  »Da ruht er also, dieser rastlos tätig gewesene Mann. Er hatte große Fehler als Regent, größere als Mensch; aber die ersten wurden von seinen großen Eigenschaften weit überwogen, und das Andenken an die letzteren muss mit dem Tode begraben werden; darum sage ich dir, wenn du, da er nun dort liegt, nachteilig von ihm sprechen hörst, traue diesem Menschen nicht, er ist kein guter, wenigstens kein edler Mensch.« (aus: Justinus Kerner: Das Bilderbuch aus meiner Knabenzeit. Hrsg. Raimund Pissin. Berlin u. a. 1914)
  • Auf Carl Eugen folgen seine Brüder Ludwig Eugen (1793 - 1795) und Friedrich Eugen (1795 - 1797). In ihre Regierungszeiten fällt der Erste Koalitionskrieg gegen Frankreich (1793 - 1797).
 
  • Am 20. April 1792 erklärte Frankreich dem Hause Habsburg den Krieg. Friedrich Wilhelm II. von Preußen  trat sofort auf die Seite Österreichs. Herzog Ludwig Eugen von Württemberg trat 1793 aus Abneigung gegen die Französische Revolution der Allianz gegen Frankreich bei.

 
  • Im Sonderfrieden von Basel am 5. April 1795 tritt Preußen von der Koalition zurück, um bei der bevorstehenden polnischen Teilung gegebenenfalls Truppen gegen Österreich und Russland zur Verfügung zu haben. In einer Geheimklausel willigt Preußen in die Abtretung des linksrheinischen Deutschlands an Frankreich ein und erhält dafür Entschädigung auf rechtsrheinischem Gebiet zugesichert. Württemberg stimmt diesen Friedensregelungen nicht zu und bleibt auf der Seite Österreichs. Es wird jetzt erneut zum Kriegsschauplatz.

 
  • Ludwig Eugen stirbt am 20. Mai 1795. Während seiner kurzen Regierungszeit wurde die Hohe Carlsschule geschlossen. Für Ludwig Eugen war sie eine landeseigene Brutstätte der neuen Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gewesen. Die Regierung wird nun von einem weiteren Bruder von Carl Eugen, dem 63-jährigen  Friedrich Eugen übernommen.

  Friedrich Eugen (*1732 †1797), Herzog von Württemberg 1795 bis 1797
 
  • Im Juli 1796 schlägt der französische General Moreau die württembergischen Truppen am Kniebis im Schwarzwald; die Österreicher wurden bei Herrenalb und bei Cannstatt besiegt. Der Herzog von Württemberg flieht nach Ansbach.

 

  • Die Bevölkerung im Südwesten Deutschlands litt weniger unter den Kämpfen selbst als unter dem Durchzug feindlicher wie verbündeter Truppen. So war die Französische Republik außerstande, die durch die Wehrpflicht aufgebotenen Massenheere aus eigener Kraft zu unterhalten. Die in Kriegen übliche Versorgung der Truppen mit Kleidung und Nahrungsmitteln aus Magazinbeständen wurde aufgegeben. Der Krieg musste den Krieg ernähren: Die Truppen lebten von dem Land, durch das sie kamen. Dies zog den Verlust jeglicher Disziplin nach sich. Ständig auf der Suche nach Geld, Nahrungsmitteln und Alkohol versetzten die französischen Soldaten die Einwohner der württembergischen Städte und Dörfer in Angst und Schrecken.

 

  • "Zu Cannstatt auf der Brucken, da war das Schießen groß, als aufeinanderstießen Österreicher und Franzos", schrieb der Theologe und Lyriker Karl Gerok (* 1815, † 1890) später von jenem Ereignis, das im Juli 1796 die Einwohner des gesamten Stuttgarter Raumes in Angst und Schrecken versetzte. Der französische Oberbefehlshaber General Moreau bezog mit seinem Stab vom 18. - 28. Juli Quartier in Stuttgart. Entlang des Neckars - genau: zwischen Nellingen und Marbach - standen sich Franzosen und Österreicher (kaiserliche Truppen) gegenüber. Am 21. Juli besetzten die Franzosen, rücksichtslos plündernd, die Neckarvorstadt von Cannstatt. Im Kampf um die Neckarbrücke, den die französischen Truppen gewannen, gab es auf beiden Seiten große Verluste.

 

Die französischen Soldaten trugen kaum Uniformen, viele steckten in Lumpen und besaßen nicht einmal Schuhe. Sie nannten sich selbst die "Sansculotten" ("Ohnehosen"). Kein Wunder, dass sie die Bevölkerung, wo sie nur konnten, ausplünderten.

 

  Mit 'Sansculotten' (von franz. ohne Kniebundhose) werden diejenigen Pariser Arbeiter und Kleinbürger bezeichnet, die im Gegensatz zu den von Adligen und dem Klerus getragenen Kniebundhosen (culottes) lange Hosen trugen.
 
 
  • 7. August 1796: Württemberg und der "Schwäbische Kreis" schließen einen Sonderfrieden mit Frankreich ab. Im Friedensvertrag wird die Abtretung von Mömpelgard und der elsässischen Gebiete an Frankreich festgelegt. Als Ausgleich sollte Württemberg  Gebiete rechts des Rheins erhalten. Herzog Friedrich Eugen wurde außerdem verpflichtet, eine hohe Kriegsentschädigung an Frankreich zu zahlen. Nach dem Abschluss des Friedensvertrags  mit Frankreich gewinnt Österreich vorübergehend militärisch die Oberhand. Bei Biberach werden die württembergischen Truppen von den Österreichern entwaffnet. Die französischen Truppen werden zum Rückzug auf das linke Rheinufer gezwungen.  Württemberg wird von den Österreichern besetzt.

 
  • In Paris hatten je ein Gesandter des Herzogs und der Landschaft unabhängig voneinander verhandelt. Der Einfluss der Landstände war seit dem Tode Carl Eugens so stark gestiegen, dass sie glaubten, eine eigenständige Außenpolitik treiben zu können.
 
  • Um die Kriegsentschädigung zahlen zu können, wollte der Herzog im Frühjahr 1797 von der Landschaft neue Steuern beschließen lassen. Damit war in Württemberg eine Situation entstanden, die im Kern, wenn auch nicht in dem Ausmaß, mit Frankreich am Vorabend der Revolution verglichen werden kann. Wie dort kam es zu Beschwerden und Reformwünschen, die in zahlreichen Flugschriften niedergelegt wurden. Von einer ständischen Opposition kann jedoch nicht gesprochen werden, die Befürworter einer Revolution blieben Außenseiter.

  Zum Bedauern der wenigen württembergischen Jakobiner (Demokraten) lehnten es die Franzosen bei ihrem Vormarsch durch Süddeutschland ab, die Ausrufung einer württembergischen Republik zu unterstützen.
 
  • 17. Oktober 1797: Frieden von Campo Formio: Österreich erklärt sich mit der Abtretung des linken Rheinufers einverstanden. Entschädigung der weltlichen Fürsten aus geistlichen Territorien und den Reichstädten rechts des Rheins.
  • Herzog Friedrich Eugen stirbt am 23.Dezember 1797. Sein ältester Sohn Friedrich Wilhelm Karl übernimmt nun als Herzog Friedrich II. von Württemberg die Regierung. 
 
  • Friedrich wurde in 1754 in Treptow (Pommern) geboren, wo sein Vater (Friedrich Eugen) als preußischer Offizier diente. Die Mutter seines Vaters, Marie Auguste, war nach dem Tode ihres Mannes Herzog Carl Alexander (1737) nach Preußen übergesiedelt. Erzogen wurde Friedrich am Hofe des preußischen Königs Friedrichs II., des Großen. Dort lernte er die Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus kennen. 1782 trat er in russische Dienste ein, fiel jedoch 1786 bei der Zarin Katharina II. in Ungnade. Seine Vorurteile gegenüber Herzog Carl Eugens Frau Franziska von Hohenheim verschlossen ihm bis 1790 die Rückkehr nach Württemberg. Schon bald hatten sich seine Eigenschaften gezeigt: Herrscherwillen, hohe staatsmännische Fähigkeiten, Durchsetzungsvermögen, Rücksichtslosigkeit, Menschenverachtung, Gewalttätigkeit, Zynismus. Im Aufbegehren des Volkes gegen die Herrschaft und Staatsgewalt erkannte er sein Leben lang nichts anderes als Gesetzlosigkeit, Chaos und Zerstörung.

 
  • Herzog Friedrich II. von Württemberg erkennt, dass sein Land in Gefahr ist, im Streit der großen Mächte zerrieben zu werden. Gegen den Willen der Landstände gibt er das Neutralitätsbündnis mit Frankreich auf und schließt sich Österreich an. Anders als sein Vater Friedrich Eugen wollte er Kaiser und Reich treu bleiben und an der durch die Heirat von Kaiser Franz II. mit Elisabeth von Württemberg geschaffenen Verbindung festhalten. Zum Zeitpunkt des Anschlusses an Österreich war Süddeutschland durch die kaiserliche Armee besetzt.

 
  • Bald zeigte sich die militärische Überlegenheit Frankreichs. Im Mai des Jahres 1800 überrennen die Franzosen den Südwesten Deutschlands und verdrängen die kaiserliche Armee. Österreich musste Württemberg den Franzosen übergeben. Die Landstände etablierten sich als Nebenregierung und verhandelten eigenständig mit Frankreich. Dies brachte den Herzog in erhebliche Schwierigkeiten.

 
  •  Im Frieden von Lunéville nahm Herzog Friedrich II. Verhandlungen mit Frankreich über einen Sonderfrieden auf. Es zeigte sich bald, dass Napoleon in seiner Funktion als Erster Konsul Verhandlungen mit der etablierten Macht, dem Herzog, vorzog. Die Landstände waren für ihn schwer kalkulierbar.  Im Mai 1802 wurde in Paris ein Vertrag geschlossen, in dem Württemberg  eine reichliche Entschädigung für die verlorenen linksrheinischen Gebiete in Aussicht gestellt wurde. Frankreich ging es darum, starke süddeutsche Territorien zu schaffen, die als Gegengewicht gegen Österreich dienen sollten.

Im Dezember 1802 erhält Friedrich II. neun Reichsstädte (Esslingen, Reutlingen, Rottweil, Weil der Stadt, Heilbronn, Hall, Gmünd, Aalen, Giengen), sowie die Fürstpropstei Ellwangen, die Stifte und Klöster Zwiefalten, Heiligkreuztal, Rottenmünster, Margrethausen, Comburg und Schönthal. Der Streit mit den Landständen bewegte den Herzog dazu, die neuen Erwerbungen als einen eigenen, von den Landständen unabhängigen, absolut regierten Staat (Neu-Württemberg) mit dem Sitz in Ellwangen zu führen. Alt-Württemberg behielt zunächst die ständische Verfassung.

 
  • 25. März Februar 1803: Reichsdeputationshauptschluss
 
  • Die "Reichsdeputation", ein vom Regensburger Reichstag einberufener Ausschuss, legt einen Plan für die Entschädigung der weltlichen Fürsten vor. Er wird vom Reichstag angenommen und von Kaiser Franz II. bestätigt. Württemberg gehörte bei dieser Vereinbarung zweifellos zu den Gewinnern. Herzog Friedrich II. erhielt die Kurfürstenwürde.
  • Die im Jahr 1802 vorgenommene Übernahme von Reichsstädten und Abteien durch Württemberg erhält noch einmal eine Bestätigung; Ulm und Ravensburg wurden bayerisch; Biberach kam an Baden, Wimpfen an Hessen-Darmstadt.
 
  • Mit der Unterzeichnung des Reichsdeputationshauptschlusses wurde die Auflösung fast aller Klöster, Stifte und geistlicher Herrschaften besiegelt.
  Die Säkularisation leitete eine nachhaltige Veränderung der politischen Landkarte ein. Anstelle der Vielzahl von Klein- und Kleinstherrschaften entstanden wenige größere Staaten: Baden, Württemberg und Hohenzollern. Das Haus Württemberg konnte die Fläche seiner Besitzungen verdoppeln.
  • Zusätzlich kamen etwa 125.000 Einwohner in das neue Kurfürstentum, in der Mehrzahl Katholiken. Die alte Einheit des konfessionell einheitlichen Territoriums war zerbrochen. Im Religionsedikt von 1803 wurden die Angehörigen aller drei christlichen Glaubensbekenntnisse gleichgestellt. Das Kirchengut wurde 1806 mit dem Staatsvermögen vereinigt. Durch diese Maßnahme ging der Grundstock des württembergischen Kirchenguts, nämlich 52.000 ha Grundbesitz, in Staatsbesitz über.
 
  • 1805: Dritter Koalitionskrieg gegen Frankreich
 
  • Im Sommer 1805 schließen sich England, Russland und Österreich zu einer neuen Koalition gegen Frankreich zusammen. Mitte September marschieren die Österreicher, Ende September die Franzosen in Württemberg ein. Kurfürst Friedrich sieht sich gezwungen, seine Neutralitätsstrategie aufzugeben und lässt sich auf Verhandlungen mit Frankreich ein.
  • 5. Oktober 1805: Friedrich II. von Württemberg schließt sich nach den Verhandlungen mit Napoleon im Ludwigsburger Schloss den Franzosen an. Napoleon gibt ihm volle Souveränität über sein Land; er muss 10.000 Soldaten an Frankreich abstellen.
  Kurz zuvor hatten Bayern (24. August) und Baden (5. September) Kriegsbündnisse mit Frankreich abgeschlossen. Stuttgart und ein großer Teil Württembergs war durch französische Truppen besetzt. Friedrichs Versuch, Neutralität zu wahren, war an der Haltung der anderen Höfe gescheitert.
  • Nach der Schlacht von Austerlitz am 2. Dezember 1805 erhält Württemberg im Brünner Vertrag vom 12. Dezember 1805 große Teile aus dem bisherigen Vorderösterreich (unter anderem Ehingen, Munderkingen, Riedlingen, Mengen, Saulgau, die Grafschaften Hohenberg). Württemberg bekommt außerdem die Güter der geistlichen Ritterorden und der Reichsritter, soweit sie von württembergischem Territorium umschlossen waren.

  • 16. Dezember 1805: Württemberg wird Königreich. Friedrich II. erhält zu seiner uneingeschränkten Souveränität von dem Kaiser der Franzosen den Königstitel. Am 30.12. wird die ständische Verfassung aufgehoben. Volksversammlungen jeglicher Art werden verboten.  Alt-Württemberg wird zusammen mit den Neuerwerbungen von 1802 und 1805 ein einheitlich regiertes absolutes Staatswesen.

 
  • Gründung des Rheinbundes im Juli 1806
 
  • Bund von 16 Mittel- und Kleinstaaten ( darunter Bayern, Württemberg und Baden ) unter Napoleons Protektorat; endgültige Auflösung des Römischen Reichs Deutscher Nation.

  • Durch die 'Rheinbundakte' erhalten die Staaten das Recht, die reichsunmittelbaren Fürsten und Grafen innerhalb ihres Territoriums zu mediatisieren (ihrer Souveränität zu unterwerfen). Mit dem Rheinbund wird die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation eingeleitet. Im August 1806 legte der Kaiser seine Krone nieder.


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