Württemberg im Späten
Mittelalter (1250 - 1400)
Württemberg vom Späten
Mittelalter bis zur Reformation (1400 - 1520)
Württemberg von der Reformation
bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1520 - 1618)
Württemberg in der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)
Württemberg in der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)
Württemberg in der Zeit
vom Westfälischen Frieden bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (1648 -
1750)
Württemberg von der
Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs
Deutscher Nation (1750 - 1806)
Württemberg in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1806 - 1850)
Württemberg von der
Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des Deutschen Reiches
(150-1871)
Württemberg als
Bundesstaat des Deutschen Reiches
Württemberg in der Zeit
der Weimarer Republik
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Württembergische Geschichte
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Deutschland 1648 - 1740
Deutschland 1740 - 1763
Köngen 1648 - 1750 (exemplarisch für ein Dorf)
Literaturhinweise
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Württemberg vom Westfälischen Frieden bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts
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Dem
württembergischen Gesandten
Johann Konrad von
Varnbühler ist es zu verdanken, dass im
Westfälischen Frieden 1648 die territoriale
Wiederherstellung des Herzogtums gelungen ist.
In seinen Bemühungen wurde er von den Schweden
unterstützt.
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Starke
Reduzierung der
Bevölkerung in Württemberg durch
Kriegsereignisse, Gewalttaten und Seuchen. Vor allem
der Pest, die 1626 und dann wieder von 1634 bis 1639
wütete, fielen viele Tausende zum Opfer.
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Eberhard III. von Württemberg
(*1614, † 1674), Regent von 1628 bis
1674 |
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In den
Amtsstädten traf sich im Kirchenkonvent der
evangelische Dekan mit dem
herzoglichen Vogt, um
nachzuforschen, ob "dem Christentum und der
Ehrbarkeit zuwider" gehandelt wurde. Ein
präziser "Sündenkatalog" diente als
Maßstab für richtiges bzw. unrichtiges
Verhalten. Um die Sünder (z.B. einen Ehebrecher)
ausfindig zu machen, bediente man sich "geheimer
Aufpasser". Eine Frau, die vor der Ehe
schwanger wurde, stand genauso vor den
Konventionsrichtern wie ein Mann, der übel
geflucht hatte.
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Die
Schulaufsicht gehörte zu den Pflichten der
Geistlichen. Sie wurden deshalb von der
Kirchenleitung aufgefordert, beim Ausbau des
Schulwesens mitzuwirken.
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Im Westfälischen Frieden war
jedem Reichsstand das Recht zuerkannt worden, mit
anderen Reichsständen oder mit anderen Staaten
Bündnisse abzuschließen, vorausgesetzt, dass sie
sich nicht gegen Kaiser und Reich richteten.
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Der Rheinische Bund war ein
Bündnis zwischen Frankreich, Schweden und einigen
deutschen Fürsten, darunter die Kurfürsten von
Mainz, Köln und Trier). Im Grunde war der Bund ein
Instrument Frankreichs, das gegen die Vorherrschaft
der Habsburger gerichtet war und insofern ein
Vorläufer des napoleonischen Rheinbundes
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Herzog Eberhard III. stirbt 1674. Sein
Sohn, Herzog Wilhelm Ludwig, stirbt nach dreijähriger
Regierungszeit (1674 - 1677). Wilhelm Ludwig hinterließ den
einjährigen Sohn Eberhard Ludwig. Dieser stand bis 1693
unter der Vormundschaft seines Onkels
Friedrich Carl von
Württemberg-Winnental.
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Unter
König Ludwig XIV.
betrieb Frankreich ab 1670 eine aggressive Politik.
Mit militärischer Gewalt kämpfte er um die
Vormachtstellung in Europa (siehe unter
Deutschland 1648 - 1740
). Die politische
Zersplitterung in Südwestdeutschland mit
unterschiedlichen Interessen begünstigten das
Vorgehen Frankreichs. Jahrelang fielen die Franzosen
in Deutschland ein, auch in das lange Zeit neutrale
Württemberg.
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Ludwig XIV.
(*1638, † 1715), König von Frankreich 1643 -
1715, bis 1651 unter der Regentschaft seiner
Mutter Anna von Österreich. |
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Gleich zu Beginn des
'Pfälzischen Erbfolgekriegs'
(1688-1697) brechen
französische Truppen ohne Kriegserklärung in das
völlig verteidigungslose Württemberg ein. Von
zwei französischen Armeekorps rückte das eine über
Mergentheim und Nördlingen gegen Ulm vor, das andere
unter Mélac
zwang im Dezember Esslingen, den
Asperg, Tübingen und Stuttgart zur Übergabe.
Schorndorf konnte sich dank des Widerstands seines
Kommandanten Peter Krummhaar und der ihn
unterstützenden "Weiber von Schorndorf" halten.
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Für den
zweiten Türkenkrieg (1682-1689) hatte der
'Schwäbische Kreis' einige Regimenter nach
Ungarn abgestellt, die jetzt bei der
Verteidigung Süddeutschlands fehlten. Zum
Beitritt zu der von
Kaiser Leopold I.
1686 in Augsburg geschlossenen Allianz mit dem
Fränkischen, Bayerischen und Oberrheinischen
Kreis gegen die Bedrohung durch Frankreich
konnte sich der Administrator Württembergs,
Herzog Friedrich Carl, während der
Minderjährigkeit Eberhard Ludwigs nicht
entschließen.
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Durch die
Rückkehr der vier
Kreisregimenter aus Ungarn Ende1688 konnten die
französischen Truppen zum Rückzug gezwungen werden.
Abgesehen von hohen Kontributionszahlungen, die an
die Franzosen geleistet werden mussten, war
Württemberg bei dieser ersten Invasion mit relativ
geringen Kriegsschäden davongekommen. Anders dagegen
das obere Rheintal und die Pfalz. Diese Gebiete
wurden 1689 von den Franzosen vollkommen verwüstet.
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Der Vormund
Eberhard Ludwigs, Herzog Friedrich Carl,
wandelte die Landmiliz des Herzogtums in
Soldtruppen um. Trotz des
Widerstands der
Landstände wurden weitere Truppen
ausgehoben. Im März 1691 trat Württemberg dem
Bund zwischen dem Kaiser, England und Holland
mit einem eigenen Heer bei.
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Herzog Friedrich
Carl war vom Führer der Reichsarmee mit
ungenügenden Kräften vorausgeschickt worden. Der
französischen General de Lorge
zersprengte sein schwaches Korps und nahm ihn
selbst gefangen. Als er 1693 aus der Haft
zurückkehrte, war die Vormundschaft aufgehoben
und Eberhard Ludwig mit siebzehn Jahren
für mündig erklärt. Das Herzogtum wurde nun von
einem unerfahrenen Herrscher regiert.
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Im
Juni 1693 stieß die
französische Armee unter de Lorge bis nach Heilbronn
vor, wurde jedoch durch den kaiserlichen
Markgraf
Ludwig Wilhelm von Baden, genannt
"Türkenlouis",
zum Rückzug gezwungen. Auch ein zweites Heer, das im
Juli von Süden anmarschierte, stoppte Ludwig Wilhelm
in einer guten Verteidigungsstellung ebenfalls bei
Heilbronn. Aus dem ehemaligen Draufgänger war ein
Defensivspezialist geworden, der den richtigen
Zeitpunkt abwartete, statt einfach loszuschlagen. Doch sanken Marbach, Backnang,
Großbottwar, Beilstein, Winnenden, Vaihingen an der
Enz und zahlreiche andere Orte in Asche. Die
württembergische Regierung musste im August mit
harten Zugeständnissen Schonung für das Land
erkaufen. Die Franzosen zogen sich Anfang September
über den Rhein zurück. Dass der französische
König Ludwig XIV. erstmals einen
"Verlustfrieden" schließen muss, ist vor allem ein
Verdienst des "Türkenlous".
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Magdalena
Sibylla war 1652 als Tochter des Landgrafen
Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt zur Welt
gekommen. Nach dem Tod ihres Mannes bemühte sie
sich als "Obermitvormünderin" gegenüber dem als
"Obervormund" und Administrator eingesetzten
Schwager Herzog Friedrich Carl von
Württemberg-Winnental nicht nur um Einfluss auf
die Erziehung des künftigen Herzogs, sondern
auch um politische Mitsprache. Der 18-jährige
Herzog Eberhard Ludwig stellte seiner Mutter
neben einer jährlichen Leibrente die Zahlung von
5.000 Gulden in Aussicht, sobald sie ihren
Witwensitz in Kirchheim unter Teck bezogen
hätte. Dieses Geld erhielt Magdalena Sibylla zum
Dank für ihre "ruhmreiche Rettung des
Vaterlandes" während der Franzoseneinfälle, als
sie in Abwesenheit von Friedrich Carl "die ganze
Regierungslast allein auf sich gehabt."
Mit Hilfe der
Herzogin Magdalena Sibylla wurde die
Stadt Kirchheim unter Teck nach dem
großen Brand von 1690 wieder aufgebaut.
Bei dem Brand war die Stadt in Schutt und Asche
gelegt worden. Nur drei Gebäude waren erhalten
geblieben: die Lateinschule, der Kirchturm und
der Chor der Martinskirche.
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Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg
(* 1676, † 1733), unter Vormundschaft bis 1693,
Regierung 1693 - 1733)
Bildquelle:
Hofkunstanstalt Martin Rommel, Stuttgart 1905
in: Geschichte der Stadt Stuttgart,
herausgegeben von den Bürgerlichen Kollegien im
April 1905.
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In seinen
politischen Entscheidungen zeigte sich der
Herzog stark beeinflussbar, so dass nicht er,
sondern der 'Geheime Rat' und Kreise des Hofes
letztendlich die Politik des Landes bestimmten.
Einzig das Militär und die standesgemäße
Betätigung als Offizier erregten sein
dauerhaftes Interesse. Auch die Jagd und
höfische Festivitäten zogen seine Aufmerksamkeit
auf sich. Als Erbauer des
Ludwigsburger
Schlosses (eines der größten deutschen
Barockschlösser) und der barocken
Stadt
Ludwigsburg ging er in die Geschichte ein.
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1694:
Der Führer der Reichsarmee,
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1652-1698),
legt vom Nordrand des Schwarzwalds bis zum unteren
Neckar eine Verteidigungslinie an (die sog.
Eppinger Linien); die französischen Angriffe
können nun abgewehrt werden.
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Retter in
der Not wurde
Prinz Eugen von Savoyen,
"des Kaisers großer Feldherr" mit
kaiserlich-österreichischen Truppen. Er
vereinigte sich am 31.Mai 1704 bei
Munderkingen (an der Donau) mit den
Truppen von Ludwig Wilhelm, Markgraf von
Baden. Von Holland kommend, kam auch
der Herzog von Marlborough mit
ca. 20.000 Mann englisch-holländischen
Truppen als Bündnispartner hinzu.
Ludwig Wilhelm von Baden
geriet bald in Streit mit den beiden
anderen Befehlshabern. Er hielt deren
Taktik für zu gewagt - und wird zur
Zielscheibe des Spotts. Während er 1698
in einem Gedicht noch als "Helden-Löw
von Baden" galt, wurde er nun als
Zauderer und Zögerer verlacht, in einem
Flugblatt gar als Verräter beschimpft,
der sich vom französischen König -
immerhin sein Taufpate - bestechen
lasse.
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Prinz Eugen
von Savoyen-Carignan, (*1663, †
1736)
Bild: Jacob
van Schuppen, Rijksmusem
Amsterdam
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Herzog
Eberhard Ludwig wurde 1707 Feldmarschall
der schwäbischen Reichstruppen. Fünf
Jahre später war er als
General-Reichsfeldmarschall ranghöchster
Feldherr des Deutschen Reiches.
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Herzog Carl
Alexander von Württemberg
(* 1684 † 1737,
reg. 1733 - 1737.
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Die
Finanzierung des Heeres überließ der
Herzog weit gehend dem jüdischen
Finanzmann Süß Oppenheimer; sie
erfolgte sowohl durch merkantilistische
Wirtschaftspolitik als auch durch
Ämterhandel und Münzverschlechterung.
Wegen des Widerstands der Landschaft
plante der Herzog, die Macht der
Landstände zu brechen und der
katholischen Kirche gleiche Rechte wie
der evangelischen einzuräumen. Er starb
1737 bevor er diesen Plan verwirklichen
konnte.
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- Der Pietismus in Württemberg
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Der in vielen Teilen Württembergs
Landes buchstäblich 'verheerende'
Pfälzer Erbfolgekrieg
(1688 - 1697) dezimierte - vier Jahrzehnte nach dem Ende
des Dreißigjährigen Krieges - erneut die Bevölkerung
durch direkte Kriegseinwirkung, Hunger und Seuchen. Das Elend setzte sich zu
Beginn des 18. Jahrhunderts mit dem Spanischen
Erbfolgekrieg fort. Viele Menschen empfanden die
Schrecken des Krieges als Strafgericht Gottes. Da
sie mit dem zu geringen Grad der Frömmigkeit, den
sie in der Landeskirche zu registrieren glaubten,
nicht zufrieden waren, bildeten sie eigene Gruppen.
Im allgemeinen werden alle diese Gruppen unter dem
Sammelbegriff "Pietisten" oder
"Pietismus" eigeordnet.
Als Gründung der pietistischen Bewegung entstand
1695 in Halle das erste Waisenhaus in Deutschland.
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Der Begriff "Pietismus" kam aus Mitteldeutschland
und war dort zunächst der Bewegung des im Elsass
geborenen Theologen Philipp Jakob Spener
(*1636, † 1705) zugeordnet. Als junge Bewegung,
welche die Reformation vollenden und dem
mündiger werdenden Laien sein Recht in der
Kirche verschaffen wollte, fand der Pietismus
Eingang im Herzogtum Württemberg.
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Zu den ersten
Vertretern des Pietismus in Württemberg
gehörten Johann Andreas Hochstetter
und dessen Sohn Andreas
Adam Hochstetter, beide Professoren
der Theologie am Stift in Tübingen sowie
Johann Jakob Zimmermann,
Pfarrer und Naturwissenschaftler aus
Bietigheim. Die Pietisten nahmen die
Forderungen Speners auf und wandten sich
gegen Trinken, Kartenspiel, Prunksucht und
in radikaler Form sogar gegen jegliche Form
von Vergnügen oder Musik. In einer Zeit, in
der es keine Versammlungs-, Meinungs- oder
Pressefreiheit gab, verbot der Staat
kurzerhand pietistische Versammlungen und
zensierte pietistische Schriften.
Pietistisch gesinnte Pfarrer konnten ihre
Ämter verlieren. Im Jahr 1694 erließ
Württemberg ein Edikt gegen die "Pietisterey",
welches insbesondere den Professoren und
Studenten des Stiftes Tübingen gebot, sich
wieder auf die ursprüngliche Lehre zu
konzentrieren.
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Ziel der pietistischen Bewegung war
eine apostolische, d.h. der ersten
Christenheit ähnliche Kirche. Es galt
das Priestertum aller Gläubigen, wie es
bereits Martin Luther
1520 in seiner
Schrift "An den christlichen Adel"
verkündet hatte: "Alle Christen sind
wahrhaftig geistlichen Standes und es
ist kein Unterschied des Amtes halber
(...)". Im Pietismus wurde dies Lehre
revitalisiert. Der Pfarrer sollte nur
der älteste Bruder sein. Eine
Kanzel, wo der Pfarrer über der Gemeinde
steht, gibt es nicht. Die strikte
wörtliche Auslegung der Bibeltexte hat
hohe Bedeutung. Weitere Merkmale der
Bewegung sind Einfachheit und
gottgefälliges Leben, das zu strengen
Regeln führte. Der reformatorische
Ansatz der pietistischen Bewegung
bestand in einem praktischen, tätigen
Christentum.
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Seit etwa 1680
traf man sich in Versammlungen, der "Stunde".
Das Neue an der "Stunde" bestand darin, dass
jeder Anwesende seine Gedanken zur besprochenen
Bibelstelle oder zum vorgelesenen
Abschnitt aus dem Erbauungsbuch mitteilen
konnte. Die Gedanken Speners trafen den
Zeitgeist. Vor allem Gläubige aus der
Oberschicht wollten sich nicht mehr nur vom
Pfarrer belehren lassen. Im Jahr 1706
erließ der Staat Württemberg ein
Edikt, welches die "Stunden" verbot. Trotz
des Verbots gelang es dem Pietismus
innerhalb der württembergischen Kirche Fuß
zu fassen. Im Jahr 1743
ordnete die Landeskirche im sogenannten
"Pietistenreskript" das Verhältnis
des Pietismus zur Kirche. Die Erlaubnis von
privaten Versammlungen (Hauskreisen /
Stunden) wurde wieder gegeben, allerdings
unter der Bedingung, dass dort keine
radikalen Anschauungen verbreitet werden.
Außerdem waren die Versammlungen auf 15
Personen beschränkt.
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Der Theologe
Johann
Albrecht Bengel
(* 1687, † 1752) wurde mit
seinen tiefsinnigen Auslegungen der Heiligen Schrift
und insbesondere durch die Übersetzung des Neuen
Testaments zum Herold des Pietismus. Zu seinen
Hauptwerken zählt die 'Offenbarung des Johannes'.. Für Bengel gab
es keinen Zweifel, dass der rechte Glaube und das
Gottverständnis die "Treue im Kleinen" - also im
täglichen Leben - erfordere. "Sorgfalt,
Pünktlichkeit und Ehrlichkeit" sollten, so Bengel,
zu den wesentlichen Tugenden der Menschen gehören.
Die Ausstrahlung seiner Lehre ist in Württemberg bis
heute zu spüren. Durch seine Lehrtätigkeit an der
Klosterschule Denkendorf prägte er einen großen Teil
des Pfarrnachwuchses in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts. Weitere Pietisten mit prägendem
Einfluss waren in Württemberg: Friedrich Christoph
Oetinger, Philipp Matthäus Hahn, Michael Hahn,
Philipp Friedrich Hiller, Immanuel Gottlob Brastberger, Johann Friedrich Flattich.
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Friedrich
Christoph Oetinger war ein Schüler
Bengels. Nach seinem Studium in Tübingen
besuchte er Herrenhut in Sachsen, welches
als Gründungsort der danach bekannten
Herrenhuter Brüdergemeinde bekannt ist.
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Philipp
Matthäus Hahn
aus Scharnhausen beschäftigte sich neben der
Theologie mit der Technik und entwarf unter
anderem mechanische Uhren, astronomische
Geräte und Rechenmaschinen.
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Johann
Michael Hahn
war Anhänger der separatistischen Form des
Pietismus. Im Selbststudium hatte er sich
ein enormes theologisches Wissen angeeignet.
Er war der Gründer der "Hahnschen
Gemeinschaft", die es bis heute in
Württemberg und Baden gibt.
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Johann Albrecht
Bengel (*1687, † 1752), Theologe, einer
der Hauptvertreter des Pietismus |
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Die von König Friedrich
von Württemberg 1809 herausgebrachte
neue Liturgie in Form eines
staatlichen Gesetzes war für viele Gläubige
unbiblisch, unkirchlich und und unlutherisch. Die
kirchlichen Neuerungen wurden das
Gedankengut der Aufklärung getragen. In der
neuen Liturgie der Amtskirche wurden zum Beispiel im
Sündenbekenntnis die Erbsünde und der Teufel
ignoriert. Sünde galt nun nicht mehr als Abfall von
Gott, als Böses, sondern wurde als Mangel, als
Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit dargestellt.
Die neue Liturgie war für viele Württemberger
offensichtlich ihrer Zeit voraus! Schon 1791 hatte
ein neu herausgegebenes Gesangbuch
Anstoß erregt. Es wurde moniert, dass "anstelle der
alten lebensstärkenden Kirchenlieder neue ertönen,
aus denen der Heilige Geist nicht mehr wehe". Für
viele Pietisten war die Amtskirche
nicht mehr ihre Kirche. Sie distanzierten sich vom
kirchlichen Leben, brachten ihre Kinder nicht mehr
zur Taufe und hielten sie sogar von der Schule fern.
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Als in den Hungerjahren
1816/17 in Württemberg eine riesige
Auswanderungswelle einsetzte, verließen auch
zahlreiche Pietisten das Land. In dieser Situation
reichte der Leonberger Bürgermeister Gottlieb
Wilhelm Hoffmann am 28. Februar 1817 eine Eingabe
ein, in der er dem König die Bitte unterbreitete,
die Auswanderung durch Gründung unabhängiger
religiöser Gemeinden innerhalb der Grenzen
des Landes einzudämmen. Am 1. Oktober 1818 entsprach
König Wilhelm I. von Württemberg
diesem Vorschlag. 1819 unterzeichnete er eine
Urkunde für die Bildung einer Brüdergemeinde auf der
Markung Korntal. Inhalt dieser Urkunde war die
Erlaubnis, dass sich in der neuen Gemeinde Familien
aus Württemberg niederlassen könnten, die in ihrer
Religionsausübung frei sein sollten. (Quelle:
Wikipedia)
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Im Jahr 1815 begann die
Geschichte der Basler Mission und
ihrer Zöglinge, die meist nach sechsjähriger
Ausbildung als Missionare nach Ghana (ehemals
Goldküste), Kamerun, Indien oder China auszogen, um
der Verbreitung des Evangeliums zu dienen. Sie
bauten Kirchen, Schulen und Krankenhäuser, kümmerten
sich um Bibelübersetzungen in indigene Sprachen, die
Ausbildung junger Leute und die Versorgung von
Kranken. Gegründet wurde die Basler Mission von
engagierten Basler Großbürgern, die sich mit den
pietistischen Vorstellungen verbunden fühlten. Durch
positives christliches Wirken wie beispielsweise die
"Zivilisierung" und
Bekehrung der sogenannten "Heiden" glaubte
man die Ankunft von Gottes Reich beschleunigen zu
können (Quelle: Christ - von Wedel: Basler Mission.
Menschen, Geschichte, Perspektiven 1815 - 2015.
Basel 2015). Mehrere hundert Männer und etwas später
auch Frauen reisten seit 1815 mit Basler Mission in
die Welt und wirkten als Prediger, Sprachforscher,
Übersetzer, Lehrer, Baumeister, Schreiner,
Geografen, Ärzte, Missionsfrauen und
Krankenschwestern in den verschiedenen
Einsatzgebieten. Ausgebildet und vermittelt wurden
sie von Basel aus.
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Literaturhinweise
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Bauer, Ernst W. /
Jooß, Rainer, Schleuning, H. (Hrsg.)
|
Unser Land
Baden-Württemberg. Theiss-Verlag 1986.
|
Bölcke, Willi A.
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Handbuch
Baden-Württemberg. Politik, Wirtschaft, Kultur von der
Urgeschichte bis zur Gegenwart. Kohlhammer-Verlag 1982
|
Borst, Otto
|
Geschichte und Gestalt
eines Landes. Stadler-Verlag 1978
|
Dieterich, Susanne
|
Württembergische
Landesgeschichte für neugierige Leute. Band 1: Von den
Kelten zu den Württembergern bis zur Reformation.
DRW-Verlag 2002.
|
Dieterich, Susanne
|
Württembergische
Landesgeschichte für neugierige Leute. Band 2: Vom
Dreißigjährigen Krieg bis 1952. DRW-Verlag 2003.
|
Grube, Walter
|
Der Stuttgarter Landtag
1457 - 1957. Stuttgart 1957
|
Kommission für
geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
|
Handbuch der
Baden-Württembergischen Geschichte, Band 3: Vom Ende des
Alten Reichs bis zum Ende der Monarchien. 1992.
|
Kommission für
geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
|
Handbuch der
Baden-Württembergischen Geschichte, Band 4: Die Länder
seit 1918..
|
Landeszentrale für
politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.)
|
Baden-Württemberg. Eine
kleine politische Landeskunde. Landeszentrale für
politische Bildung. Stuttgart 2002. Neuausgabe 2007
|
Lorenz, Sönke /
Mertens, Dieter / Press, Volker (Hrsg.)
|
Das Haus Württemberg. Ein
biographisches Lexikon. Kohlhammer-Verlag 1997.
|
Raff, Gerhard
|
Hie gut Wirtemberg
allewege. Band 2: Das Haus Württemberg von Herzog
Friedrich I. bis Herzog Eberhard III. DVA 1994
|
Raff, Gerhard
|
Hie gut Wirtemberg
allewege.Band 3: Das Haus Württemberg von Herzog Wilhelm
Ludwig bis Herzog Friedrich Carl. DVA 2002
|
Rinker, Reiner /
Setzler, Wilfried (Hrsg.)
|
Die Geschichte
Baden-Württembergs. Theiss-Verlag. 2. Auflage 1987
|
Waßner, Manfred
|
Kleine Geschichte
Baden-Württembergs. Theiss-Verlag 2002
|
Weber, Reinhold /
Wehling, Hans-Georg
|
Geschichte
Baden-Württembergs. Beck Wissen. 2007
|
Weller, Karl / Weller,
Arnold
|
Württembergische
Geschichte im südwestdeutschen Raum. Theiss-Verlag. 10.
Auflage 1989.
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Deutschland 1648 - 1740
Deutschland 1740 - 1763
Köngen 1648 - 1750 (exemplarisch für ein Dorf)
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