Württemberg 1918 - 1933

 

 

 

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Württemberg im Späten Mittelalter (1250 - 1400)

Württemberg vom Späten Mittelalter bis zur Reformation (1400 - 1520)

Württemberg von der Reformation bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1520 - 1618)

Württemberg in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)

Württemberg in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)

Württemberg in der Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (1648 - 1750)

Württemberg von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (1750 - 1806)

Württemberg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1806 - 1850)

Württemberg von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des Deutschen Reiches (150-1871)

Württemberg als Bundesstaat des Deutschen Reiches

Württemberg in der Zeit der Weimarer Republik

 

 

 
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Deutschland 1918-1919     Deutschland 1919-1933      Köngen 1918-1933 (exemplarisch für ein Dorf)     Literaturhinweise


Württemberg in der Zeit der Weimarer Republik


  • Württemberg als Land der Weimarer Republik
 
  • Die Spartakisten versuchten mit allen Mitteln die Wahlen zur Verfassungsgebenden Landesversammlung am 12. Januar 1919 zu verhindern. Ein Putsch gegen die Provisorische Regierung wurde vorbereitet. Aus Beständen der Reichswehr wurden sogar Waffendepots angelegt. Geplant war, die Regierungsmitglieder in einer Sitzung des Arbeiter- und Soldatenrats am 9. Januar zu verhaften und eine neue Räteregierung nach sowjetischem Muster zu bilden. Eine Vielzahl bewaffneter Demonstranten sollte dies erzwingen. USPD und "Roter Soldatenbund" hatten zu einer Massendemonstration auf dem Schlossplatz aufgerufen. Die Provisorische Regierung hatte jedoch ausreichende Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Leutnant Paul Hahn vom Landesverband der Soldatenräte hatte eine Sicherheitstruppe aufgestellt, die er der Regierung zur Verfügung stellte. Wilhelm Blos forderte die wahlberechtigte Bevölkerung auf, ihr Wahlrecht in vollem Umfang auszuüben. Er versprach, die Errungenschaften der Revolution, zu denen auch das neue Wahlgesetz gehörte und die ungehemmte Wahlfreiheit gehörte, mit aller Entschiedenheit zu gewährleisten.

  • Bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung am 12. Januar 1919 erreichte die SPD 34% der Stimmen und wurde stärkste Partei; die USPD kam lediglich auf 3%. Am 23. Januar trat die Landesversammlung zu ihrer ersten Sitzung zusammen, 6 Wochen später am 7. März 1919, wurde Wilhelm Blos mit 100 von 129 Stimmen zum ersten Staatspräsidenten des Volksstaats Württemberg gewählt.

  • 25. September 1919:  Landesverfassung: Württemberg wird eine demokratische Republik. Der Landtag übte repräsentativ für das Volk die Staatsgewalt aus; er war für die Gesetzgebung zuständig und konnte auch die Regierung bestimmen. Für besondere Fälle waren Volksabstimmungen vorgesehen. Nach jeder Landtagswahl musste der Ministerpräsident (er führte den Namen Staatspräsident) neu gewählt und die Regierung neu gebildet werden.

  • Durch die Weimarer Verfassung (11. August 1919) werden die Beziehungen zwischen dem Reich und den Ländern stark verändert. 

 
  • Zuständigkeit des Reichs und die Möglichkeit seiner Einwirkung auf die Länder wird erheblich gestärkt.

  • Zentralistische Steuerung der Finanzen. Die Matrikularbeiträge der Bundesstaaten werden abgeschafft und durch ein System von Steuerzuweisungen an das Reich ersetzt.

  • Württemberg verliert seine eigene Armee

  • Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in Württemberg wird aufgehoben.

  • Staatseisenbahnen, Post und Telegrafenverwaltung kommen an das Reich (Aufhebung der Reservatsrechte)

  • Im Reichsrat, der Vertretung der Länder, erhält Württemberg drei, ab 1921 vier Stimmen.

  • Landtagswahl 1920: Die Sozialdemokraten und die Demokraten haben erhebliche Verluste; dagegen starkes Anwachsen der Rechten und der radikalen Linken; nach der Wahl treten die Sozialdemokraten aus der Regierung aus. Die Minderheitsregierung unter dem Nationalliberalen Hieber, bestehend  aus Demokraten und Zentrum, wird von der SPD toleriert.

  • Ergebnisse der Landtagswahl vom 6. Juni 1920: Zentrum: 22,5% (23 Sitze), Bauern- und Weingärtnerbund 17,6% (18 Sitze), SPD 16,1% (17 Sitze), DDP 14,7% (15 Sitze), USPD 13,3% (14 Sitze), Bürgerpartei 9,3% (10 Sitze), DVP 3,4% (4 Sitze), KPD 3,0% (0 Sitze)

  • Der Bauern- und Weingärtnerbund ist eine Besonderheit im württembergischen Parteiensystem der 20er Jahre. Gegründet wurde er eigentlich als Standesorganisation der Bauern und Weingärtner, doch schon in den letzten Jahren des Kaiserreichs hat er sich zu einer politischen Partei entwickelt, die im Südwesten die deutsch-nationale DNVP ersetzte. Den Vorsitz führte der Herrenberger Verleger Theodor Körner. Der Bauern- und Weingärtnerbund bildete die rechtskonservative Opposition zu den mit den Sozialdemokraten paktierenden liberalen Parteien.

  Theodor Körner (* 1863, † 1933), Unternehmer und Politiker
  • Im Jahr 1920 erscheint die NSDAP auf der politischen Bühne in Württemberg, die erste Ortsgruppe wird in Stuttgart gegründet.

  • 1921 starb der "gute König" Wilhelm II. an seinem Wohnsitz in Bebenhausen. Die Landeshauptstadt hat er nicht mehr betreten. Selbst sein Sarg musste nach Verfügung um die Gemarkung nach Ludwigsburg überführt werden. Dort liegt er auf dem 'Alten Friedhof' begraben.

  Stuttgarter Neues Tagblatt vom Freitag, den 7. Oktober 1921


Privatbesitz
  • 3. März 1924: Württemberg nimmt als erstes deutsches Land die Trennung von Kirche und Staat vor. Die Kirchen erhalten volles Selbstbestimmungsrecht.

Mit dem Gesetz von 1924 haben die Kirchen die Möglichkeit erhalten, Landeskirchensteuern zu erheben. Der Staat übernahm vier Fünftel des Pfarrbesoldungs- und Pensionsaufwands, während der Rest durch die Landeskirchensteuer abzudecken war. - 1931 wurden noch fast drei Viertel des Kirchenbedarfs aus Staatsleistungen bestritten und der Rest aus der Kirchensteuer. Bis zum Jahre 1944 sollte sich dieses Verhältnis umkehren.

  • Landtagswahl 1924: Erfolg der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Die Regierung unter Wilhelm Bazille wurde von der DNVP und dem Zentrum gebildet. Starke Opposition der Sozialdemokraten unter der Führung von Kurt Schumacher.

  • Ergebnisse der Landtagswahl vom 4. Mai 1924: Zentrum (20,9%, 17 Sitze), Bauern- und Weingärtnerbund 20,2% (17 Sitze), SPD 16,0%, (13 Sitze), KPD 11,7% (10 Sitze, DDP 10,6% (9 Sitze), Bürgerpartei und Vereinigte Vaterländische Rechte 10,4% (8 Sitze), DVP 4,6% (3 Sitze), Völkisch-Sozialer Block 4,0% (3 Sitze).

  • Die NSDAP hat selbst in der ersten Krisenphase der Weimarer Republik bis zum Jahr 1924 mit der Hyperinflation kaum Rückhalt in der Bevölkerung gefunden. In den katholischen Landesteilen kann die nationalsozialistische Bewegung keinen Fuß fassen. Die Arbeiter halten weiter zur SPD, die evangelischen Landwirte und Weinbauern wählen den Bauern- und Weingärtnerbund.

  • Landtagswahl 1928: Die Sozialdemokraten werden stärkste Partei. Staatspräsident wird der Zentrumspolitiker Eugen Bolz. Die Minderheitsregierung aus Zentrum, Bauernbund und Deutschnationalen wurde von der Deutschen Volkspartei (Nachfolgepartei der Nationalliberalen) toleriert. 1930 übernahm Reinhold Maier das Wirtschaftsministerium.

  • Ergebnis der Landtagswahl vom 20. Mai 1928: SPD 23,8% (22 Sitze), Zentrum 19,6% (17 Sitze), Bauern- und Weingärtnerbund 18,1% (16 Sitze), DDP 10,1% (8 Sitze, KPD 7,4% (6 Sitze), DNVP 5,7% (4 Sitze), DVP 5,2% (4 Sitze), CSVD 3,9% (3 Sitze), VRP 3,3% (0 Sitze), NSDAP 1,8% (0 Sitze).

  • Bei den Wahlen im Jahr 1928 erhält die NSDAP in Württemberg kein Landtagsmandat. Erst durch ein Urteil des Reichsgerichtshofes erhält sie einen Sitz nachträglich zugesprochen. Christian Mergenthaler wird der einzige Mandatsträger. Noch 1930 haben die Nationalsozialisten in Württemberg nur 2.400 Mitglieder.

Eugen Bolz (* 1881, † 1945),  Politiker der Zentrumspartei in Württemberg. 1919 Justizminister, 1923 Innenminister. 1928 Staatspräsident und zugleich weiterhin Innenminister. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Eugen Bolz wurde von den Nationalsozialisten vor Kriegsende hingerichtet.
  • Ab Oktober 1931 wird auch in Württemberg mit Notverordnungen zur Sicherung des Haushalts von Land und Gemeinden regiert.

  • Landtagswahl 1932: Die Nationalsozialisten werden mit 26,4 Prozent und 23 Sitzen stärkste Partei (1928 hatten sie nur einen Sitz erhalten!). Sozialdemokraten, Bauernbund und Demokraten (nun 'Staatspartei' genannt) haben starke Verluste. Eine Regierung auf parlamentarischer Grundlage konnte nun nicht mehr gebildet werden. Das Kabinett Bolz blieb als 'geschäftsführende Regierung' im Amt. Mergenthaler (NSDAP) wird Landtagspräsident.

  • Ergebnis der Landtagswahl vom 24. April 1932: NSDAP 26,4% (23 Sitze), Zentrum 20,5% (17 Sitze), SPD 16,6% (14 Sitze), Bauern- und Weingärtnerbund 10,7% (9 Sitze), KPD 9,4% (7 Sitze), Deutsche Staatspartei 4,8% (4 Sitze), DNVP 4,3% (3 Sitze), CSVD 4,2% (3Sitze).

  • Die NSDAP war in das protestantisch-bürgerliche Milieu eingedrungen. In Backnang und Nagold sie schon 1930 viele bisherige Wähler des Bauern- und Weingärtnerbundes an sich gezogen. Als sich 1931 die rechten Parteien zur "Harzburger Front" zusammenschlossen, fiel auch die gesellschaftliche Ächtung im schwäbischen Bürgertum. Auch die Distanz der evangelischen Landeskirche zur NSDAP war geringer geworden. Kirchenpräsident Theophil Wurm sympathisierte offen mit Hitler.

  • Die Ziele der NSDAP traten immer deutlicher hervor. Verhandlungen über eine Beteiligung der Nationalsozialisten an der Regierung scheiterten, da sie sowohl das Amt des Staatspräsidenten als auch des Innenministers besetzen wollten, Ämter die beide Eugen Bolz innehatte. Einen Versuch von SPD, DDP, Zentrum, Bauern- und Weingärtnerverband sowie Bürgerpartei, sich auf ein gemeinsames Regierungsbündnis zu einigen und so den Einfluss der NSDAP einzudämmen, hat es in Württemberg nicht gegeben.

  • Wirtschaftliche Lage in Württemberg

  • Während der Wirtschaftskrise wurden in Württemberg Maßnahmen zur Sicherung des Staatshaushalts und zur Verwaltungsvereinfachung eingeleitet. Der Plan, die Anzahl der Oberämter zu verringern, scheitert.

  • Nach Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 und der damit verbundenen Normalisierung des Wirtschaftslebens wird Württemberg erneut führend im Kraftfahrzeugbau, in der Elektrotechnik und in der feinmechanischen Industrie; Finanzierung über amerikanische (kurzfristige!) Kredite.

  • Nach Kündigung der Kredite hohe Arbeitslosigkeit. Im Katastrophenjahr 1932 wurden in Württemberg 134.000 Arbeitslose gezählt.

  • Württemberg in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft
  • 28. Februar 1933: Die "Notverordnung zum Schutze von Volk und Staat" sieht die Möglichkeit des Reiches vor, in die Befugnisse der Länder einzugreifen.
  • 5. März 1933: Bei der Wahl zum Landtag (Wahl zum Reichstag) erhalten die Nationalsozialisten in Württemberg 42 Prozent (im Reich: 43,9 Prozent).

  • Ergebnis der Landtagswahl vom 5. März 1933: NSDAP 42,0% (26 Sitze), Zentrum 16,9% (10 Sitze), SPD 15,0% (9 Sitze), KPD: 9,3% (6 Sitze), Bauern- und Weingärtnerbund 5,4% (3 Sitze), Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 5,2% (3 Sitze), CSVD 3,2% (2 Sitze), DDP 2,2% (1 Sitz).

  • Die kleinen Parteien waren verschwunden. Ausgerechnet die evangelisch-agrarischen Oberämter (Herrenberg, Nagold, Tübingen),  die sich bisher der NSDAP verweigert hatten, wurden zu Hochburgen der nationalsozialistischen Bewegung. Die Massen in den Arbeiterstädten (Sindelfingen, Böblingen) waren zur NSDAP übergelaufen.

  • 8. März 1933: Die Reichsregierung setzt zur Aufrechterhaltung der angeblich bedrohten Ordnung einen Polizeikommissar für Württemberg ein.

  • Am 10./11. März 1933 werden 200 Kommunisten, auch Landtagsabgeordnete, festgenommen.

  • 15. März 1933:  Der von den Nationalsozialisten verhasste Eugen Bolz, der noch im Vormonat Hitler verweigert hatte, in Stuttgart bei einer Wahlkampfveranstaltung öffentlich zu sprechen, musste mit seiner Regierung am 15. März zurücktreten. Wilhelm Murr (NSDAP) wird Staatspräsident von Württemberg, kurz danach "Reichsstatthalter"

  • 31. März 1933: Gesetz zur Gleichschaltung mit dem Reich. Der Landtag wurde neu zusammengesetzt, die Länderverfassungen werden praktisch beseitigt.

  • Der am 5. März 1933 gewählte Landtag trat nur ein einziges Mal zusammen. Am 8. Juni 1933 wurde bei Stimmenthaltung der SPD ein 'Ermächtigungsgesetz" für Württemberg verabschiedet. Durch die am 14. Oktober 1933 erfolgte Auflösung des Reichstags wurde auch der Landtag aufgelöst. Mit dem "Gesetz zum Neuaufbau des Reichs" wurde der württembergische Landtag am 30. Januar 1934 abgeschafft, wie alle andere Landesparlamente in Deutschland.


Literatur


Bauer, Ernst W. / Jooß, Rainer, Schleuning, H. (Hrsg.)

Unser Land Baden-Württemberg. Theiss-Verlag 1986.

Bölcke, Willi A.

Handbuch Baden-Württemberg. Politik, Wirtschaft, Kultur von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Kohlhammer-Verlag 1982

Borst, Otto

Geschichte und Gestalt eines Landes. Stadler-Verlag 1978

Dieterich, Susanne

Württembergische Landesgeschichte für neugierige Leute. Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis 1952. DRW-Verlag 2003.

Grube, Walter

Der Stuttgarter Landtag 1457 - 1957. Stuttgart 1957

Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg

Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte, Band 4: Die Länder seit 1918..

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.)

Baden-Württemberg. Eine kleine politische Landeskunde. Landeszentrale für politische Bildung. Stuttgart 2002. Neuausgabe 2007

Lorenz, Sönke / Mertens, Dieter / Press, Volker (Hrsg.)

Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer-Verlag 1997.

Rinker, Reiner / Setzler, Wilfried (Hrsg.)

Die Geschichte Baden-Württembergs. Theiss-Verlag. 2. Auflage 1987

Waßner, Manfred

Kleine Geschichte Baden-Württembergs. Theiss-Verlag 2002

Weber, Reinhold / Wehling, Hans-Georg

Geschichte Baden-Württembergs. Beck Wissen. 2007

Weller, Karl / Weller, Arnold

Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum. Theiss-Verlag. 10. Auflage 1989.

 
 
 
 
 
 

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Stand: 14.02.2019                                                  Copyright  © 2019 Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V.                                                   Autor: Dieter Griesshaber

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