Die Welt des späten
Mittelalters (1250 - 1400)
Das Ende der Luxemburger
und der Aufstieg der Habsburger Kaiserdynastie (1400 - 1517)
Die Reformation von
Luthers Anschlag der 95 Thesen bis zum Wormser Reichstag (1517 - 1521)
Der Dreißigjährige Krieg
(1618 - 1648)
Vom Westfälischen Frieden
(1648) bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (1740)
Der Aufstieg Preußens zur
europäischen Großmacht (1740 - 1763)
Die Französische
Revolution bis zum Ende der Diktatur Robespierres (1789 - 1794)
Deutschland in der Zeit der
Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons (1789 - 1815)
Restauration und
Revolution (1815 - 1830)
Monarchie und Bürgertum (1830
- 1847)
Die Revolution von
1848/49
Von der gescheiterten
Revolution 1848 bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871
Die Innen- und Außenpolitik
Bismarcks (1871 - 1890)
Das Deutsche Kaiserreich
von 1890 bis zum Ausbruch der Ersten Weltkriegs 1914
Die Industrielle
Revolution in England und Deutschland (1780 - 1914)
Europäischer
Kolonialismus und Imperialismus (1520 - 1914)
Der Erste Weltkrieg (1914 -
1918)
Der Weg zur Weimarer
Republik 1918 - 1919
Der Kampf um die Staatsgewalt
in der Weimarer Republik (1919 - 1933)
Die Machtübernahme der NSDAP
und die Errichtung der Diktatur Hitlers (1933 - 1939)
Der Zweite Weltkrieg (1939
- 1945)
Der Weg in die Teilung
Deutschlands (1945 - 1949)
Der Kalte Krieg: Vom
Kriegsende 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961
Die Ära Adenauer (1949 -
1963)
Die Kanzlerschaft Ludwig
Erhards 1963 - 1966
Kalter Krieg Teil 2: Von
der Kubakrise 1962 bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991
Die Zeit der Großen
Koalition 1966 - 1969
Die Ära Brandt (1969 - 1974)
Die Kanzlerschaft Helmut
Schmidts (1974 - 1982)
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1982 bis 1987
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1987 - 1989
Der Weg zur
Wiedervereinigung Deutschlands (Teil I: Die DDR von den siebziger Jahren
bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989)
Vom Fall der Berliner
Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)
|
|
|
Zurück zum Inhaltsverzeichnis Deutsche
Geschichte
weiter zur nächsten Seite
zurück zur vorangehenden Seite
|
|
Französische Revolution 1789 - 1794
Revolutionskriege 1792-1797
Zweiter Koalitionskrieg 1798-1801
Die Französische Revolution und die Deutschen
Zusammenbruch des alten Deutschen Reiches
Reformen in Preußen
Napoleons Niederlage in Russland und der
Befreiungskrieg
|
|
Revolutionskriege 1792 - 1797
|
|
-
In Preußen regierte seit dem Tod
Friedrichs des Großen (1786) sein Neffe
Friedrich
Wilhelm II.. Kaiser des Reichs war seit 1790, dem
Todesjahr Josephs II., dessen Bruder
Leopold II..
Keiner dieser Herrscher war zunächst geneigt, sich in einen
Konflikt mit Frankreich hineinziehen zu lassen.
|
|
Friedrich Wilhelm II.
(*1744, †1797), König von Preußen von 1786 bis 1797 |
|
|
|
|
-
Der
aufgeklärte Absolutismus,
der von den Habsburger Kaisern
praktiziert
wurde, hatte wie die Französische Revolution seine
Wurzeln in der Aufklärung. So betrachteten sie die
ersten inneren Reformen der französischen
Revolutionäre mit Sympathie.
Leopold hatte
bereits 1783 für sein damaliges Großherzogtum
Toskana den Verfassungsentwurf einer
konstitutionellen Monarchie auf der Grundlage der
Volkssouveränität ausarbeiten lassen.
|
|
-
Die beiden deutschen Großmächte
hatten dazu noch andere Probleme. Die Gefahr einer
kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Preußen
und Österreich war zwar durch die
Konvention von
Reichenbach im Sommer 1790 beseitigt, doch
Leopold II. benötigte zu Beginn seiner Amtszeit
alle Kräfte, um die Aufstände beizulegen, die gegen
die Reformen seines Vorgängers in Belgien und Ungarn
ausgebrochen waren. Preußen widmete seine ganze
Aufmerksamkeit Polen und der Möglichkeit einer
zweiten Teilung dieses Staates.
|
|
-
Die
französische Nationalversammlung
hatte eine
'einheitliche und unteilbare Nation'
geschaffen. Sie weigerte sich deshalb, die Rechte von
deutschen Fürsten auf französischem Boden anzuerkennen. Die
Girondisten in der Versammlung forderten die
Rheingrenze für Frankreich und damit die Annexion der
bestehenden deutschen Enklaven. Außerdem beschwerten sich
die Franzosen darüber, dass die rheinischen Kurfürsten
Emigranten, vor allem den Brüdern Ludwigs XVI., Zuflucht
gewährten und diesen sogar gestatteten, Regimenter zur
Bekämpfung der Revolution anzuwerben.
|
|
-
Am 17. August 1791
veröffentlichten beide Herrscher in
Pillnitz
eine Erklärung, dass die Vorgänge in Frankreich alle
europäischen Monarchen berührten und Ludwig XVI.
seine Handlungsfreiheit zurückerhalten solle. Eine
militärische Niederwerfung des revolutionären
Frankreichs wurde angedroht. Indes wollten Preußen
und Österreich nicht allein, sondern nur im Bund mit
den anderen europäischen Staaten
einschreiten. Der Vorbehalt des Einverständnisses
aller anderer europäischer Mächte machte die
Erklärung wertlos; man wusste, dass
England
zu einer gemeinsamen Aktion nicht bereit war.
|
|
-
Als Ludwig XVI. der
Verfassung
vom Oktober 1791 (Beschränkung des bisher
absoluten Königtums durch eine Volksvertretung!)
zustimmte, hielt Leopold die Revolution für
abgeschlossen und ein militärisches Einschreiten für
überflüssig. Die französischen Emigranten schürten
weiterhin einen kriegerischen Konflikt mit den
Revolutionären.
|
|
Ludwig XVI. (*1754, †1793),
König von Frankreich von 1774 bis 1792 |
|
|
|
|
|
|
Zur gleichen Zeit: Am 3. August 1791 wurde in
Berlin das Brandenburger Tor
für den
Verkehr freigegeben. Das Tor wurde von dem
Architekten Carl
Gotthard Langhans
(* 1732, † 1808) auf
Anweisung des preußischen Königs Friedrich
Wilhelm II. im frühklassizistischen Stil
errichtet. Die fünf Durchgänge werden von je sechs
dorischen Säulen auf beiden Seiten gesäumt. Auf dem 20
Meter hohen Bauwerk steht die von dem
Bildhauer
Johann Gottfried Schadow (* 1764, † 1850)
entworfene Quadriga mit der
Siegesgöttin
Viktoria. Das Brandenburger Tor ist ein
nationales Symbol, mit dem viele wichtige Ereignisse der
Stadt Berlin, Deutschlands und Europas verbunden sind.
So lag es von 1961 bis 1989 im Sperrbezirk der Berliner
Mauer und markierte die Grenze zwischen Ost- und
Westberlin. Nach 1990 wurde das Brandenburger Tor zum
Symbol der Wiedervereinigung Deutschlands.
Zur gleichen Zeit:
Am 30. September 1791 wird die Oper
'Die Zauberflöte'
von Wolfang Amadeus Mozart in Wien
uraufgeführt. Diese Oper entwickelte sich über Raum und
Zeit hinweg zum unsterblichen Mythos in der Opernwelt.
Ihre zeitlose Zugkraft ist neben der Schönheit der Musik
auch auf ihre idyllische Märchenhaftigkeit und die
rätselhafte Symbolik zurückzuführen.
Am 5. Dezember 1791 stirbt Wolfgang Amadeus Mozart.
|
|
-
In
Frankreich wird der weitere
Verlauf der Revolution im Innern eng mit den
außenpolitischen Maßnahmen verbunden. Die Anhänger einer
konstitutionellen Monarchie
verloren im Winter
1791/92 immer mehr an Macht. Die
Girondisten traten
für einen Krieg ein und setzten ihn auch durch. Für sie war
der Krieg das sicherste Mittel, eine
innere Einheit
zu schaffen und so die Revolution weiter am Leben zu
erhalten. Ihr Endziel war die Schaffung einer Republik.
|
Obwohl Kaiser Leopold in
der Emigrantenfrage nachgab (er wollte die Emigranten
"unter Aufsicht stellen"!), wurden in der französischen
'Législative'
(der 'Gesetzgebenden Versammlung')
heftige Angriffe gegen ihn gerichtet. Der Kaiser schloss
daraufhin im Februar 1792 einen 'Freundschafts- und
Defensivvertrag' mit Preußen
ab. Einen Monat
später starb er. Nachfolger wurde sein Sohn
Franz II.
.
|
|
|
|
|
-
Letztendlich hatte die
Furcht
vor den Emigranten im Erzbistum Trier den Anlass
für die französische Kriegserklärung gegeben. Der
Krieg wird Franz II. nicht in seiner Funktion als
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sondern in
seinem Amt als König von Ungarn und Böhmen
erklärt. Die Franzosen wollten dadurch das Reich
neutral halten und hofften, den Kaiser, der
zunächst ohne Verbündete war, rasch besiegen zu
können.
|
|
|
|
-
Am 25. August 1792 veröffentliche der
Oberbefehlshaber der preußischen und österreichischen
Truppen, der Herzog von Braunschweig, das
Koblenzer Manifest, in dem die Koalition die
Wiedereinsetzung einer "legalen Regierung", das heißt die
Wiedereinsetzung des Königs, in Frankreich forderte. Dieses
Manifest bewirkte eine weitere Radikalisierung der
Französischen Revolution und eine Zunahme des
Nationalgefühls der Franzosen.
|
-
Im
August 1792
drangen
österreichische und preußische Truppen in Frankreich ein. Am
23. August wurde Longwy, am 2. September Verdun eingenommen.
Mit der 'Kanonade von Valmy'
am 20. September 1792,
einem Artilleriegefecht zwischen den französischen und den
alliierten Truppen konnte die französische Armee unter
General Dumouriez
den Vormarsch der Koalition zum Stehen
bringen.
|
-
Bei den Preußen befand sich als
General der Herzog Karl August von Weimar
in
Valmy. Sein Freund und Ratgeber
Johann Wolfgang
von Goethe begleitete ihn. Am Abend der
Kanonade gesellte sich Goethe zu einigen lagernden
Soldaten. Er sagte: "Von hier und heute geht eine
neue Epoche der Weltgeschichte aus und ihr könnt
sagen, ihr seid dabei gewesen.
|
|
-
Am nächsten Tag, dem 21.
September 1792, wurde in Paris von der neu gewählten
Nationalversammlung, dem "Konvent", die
konstitutionelle Monarchie abgeschafft und die
Republik ausgerufen. Am
21. Januar 1793
wurde der französische König enthauptet.
|
|
-
Im Oktober besetzten französische Truppen
Speyer, Worms, die Kurpfalz und schließlich am 21. Oktober
Mainz. Am 6. November 1792 siegte
Dumouriez bei
Jemappes
und schloss damit die Besetzung der
Österreichischen Niederlande (Belgien) ab.
|
-
Am 1. Februar 1793 erklärte Frankreich
England und den Niederlanden, am 7. März Spanien den
Krieg. England, die Niederlande und Spanien schlossen sich
nun dem Bündnis zwischen Preußen und Österreich an
(Erste
Koalition). Am
18. März unterlagen die Truppen
des Generals Dumouriez bei Neerwinden
in den
Österreichischen Niederlanden (Belgien). Auch die
deutschen Reichsstände traten dem Krieg gegen Frankreich
bei (22. März 1793). Am 23. Juli gewannen die Preußen Mainz
zurück, das sich zur Republik nach französischem Vorbild
erklärt hatte.
|
|
Charles-François du Mouriez
(*1739, †1823), genannt Dumouriez, französischer General |
|
-
1794 wendete sich das Blatt wieder
zugunsten Frankreichs. Der erneute Erfolg der Franzosen
lässt sich auf die so genannte 'Levée en masse'
unter
der Leitung von Lazare Carnot
und eine veränderte
Kriegstaktik zurückführen. Die allgemeine Wehrpflicht
wurde eingeführt. Das französische Heer gewann am 26. Juli
1794 durch seinen Sieg bei Fleurus die
österreichischen Niederlande zurück. Danach besetzte es
erneut das linke Rheinufer. Im Januar 1795 wurden die
Niederlande erobert. Dort wurde die erste Tochterrepublik
Frankreichs, die 'Batavische Repuplik'
errichtet.
Wesentlicher Aspekt der Niederlagen der Koalition waren
mangelhafte Strategie und schlechte Kriegsführung.
|
-
Eine am 24. Juni 1793
angenommene
republikanische Verfassung in Frankreich wurde zwar
am 4. August in einer Volksabstimmung bestätigt, dann jedoch
vom Nationalkonvent bis zu einem Friedensschluss mit den
ausländischen Mächten aufgehoben. Der Grund dafür lag darin,
dass die Abgeordneten in einer Zeit der inneren und äußeren
Gefahr für die Revolution die diktatorische
Zusammenfassung der Staatsgewalt für sinnvoller hielten.
|
|
Zur gleichen Zeit:
Am 8. November 1793 wurde der ehemalige
französische Königspalast, der Pariser
Louvre, als Museum der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Museum
wurden vor allem die Kunstgegenstände
ausgestellt, die von der Revolutionsarmee
erbeutet worden waren. Nach dem Sturz Napoleons
gingen viele erbeutete Kunstwerke an die Mächte
der 'Heiligen Allianz' zurück.
|
|
|
|
|
-
Am
5. April 1795 schloss Preußen
mit Frankreich den "Basler Frieden" und schied damit
aus der Koalition aus. Norddeutschland wird für neutral
erklärt, das linke Rheinufer soll bis zum Reichsfrieden in
französischer Hand bleiben. In einem Geheimabkommen willigt
Preußen in die Abtretung des linksrheinischen Deutschlands
ein und erhält Entschädigung auf rechtsrheinischem Gebiet
zugesichert.
|
-
Die
preußische Regierung
musste sowohl im Westen als auch im Osten ihres
Landes die politischen Vorgänge beobachten. Im Osten
wollte Zarin Katharina II. (reg. 1762-1796)
ihr Reich nach Westen ausdehnen. Polen hatte am 3.
Mai 1791 eine freiheitliche Verfassung
("Maiverfassung), die erste kodifizierte Verfassung
Europas, verabschiedet. Sie wurde von Preußen und
Österreich garantiert, jedoch von Zarin Katharina
nicht anerkannt. Der preußische König wollte wegen
der früheren Garantie nicht in einen
Zweifrontenkrieg verwickelt werden und hatte
deshalb am 23. Januar 1793 der zweiten Teilung
Polens (23. Januar 1793)
zugestimmt:
Polen verlor die Rest-Ukraine, Polesien und Wolynien
an Russland. Preußen
erhielt Danzig und Thorn
sowie die Gebiete Posen und Kalisch ("Südpreußen").
Österreich ging bei dieser zweiten Teilung Polens
leer aus.
|
|
-
Das wohl wichtigste Motiv
Preußens für den Abschluss des Sonderfriedens von
Basel war die Sorge, bei der zwischen Russland und
Österreich im Januar 1795 vereinbarten
dritten
polnischen Teilung zu kurz zu kommen. Am 24.
Oktober 1795 trat Preußen dem Teilungsvertrag bei.
Österreich erhielt Westgalizien und Krakau. Kurland
und andere Gebiete, die einstmals dem Deutschen
Orden gehörten, gingen an Russland. Warschau sowie
ein Landstreifen südlich Ostpreußens ging an
Preußen.
|
|
-
Österreich setzte nun allein den
Krieg fort und errang auch einige Siege in Süddeutschland.
1796 verlagerte sich das Kriegsgeschehen nach Italien. Der
neue Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Italien,
Napoleon Bonaparte, besiegte innerhalb eines knappen
Jahres die Österreicher. Nach seinen Siegen in Italien stieß
Napoleon über Tirol und die Steiermark bis nach Wien vor.
|
-
Österreich wurde am
18. April 1797
zum "Vorfrieden von Leoben"
gezwungen. Am
17.
Oktober 1797 wurde der
"Frieden von Campo Formio"
geschlossen, nach dessen Bestimmungen Österreich die
österreichischen Niederlande (Belgien) und die Lombardei an
Frankreich abgeben musste. Österreich stimmte außerdem der
Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich zu. Im
Gegenzug erhielt Österreich Venetien.
|
|
-
Im Februar 1798 errichtete Frankreich in
Italien die 'Cisalpinische Republik'
und im April in
der Schweiz die 'Helvetische Republik'. Im Mai 1798
unternahmen die Franzosen unter Napoleon den Feldzug nach
Ägypten, der jedoch nach ihrer Niederlage gegen die
Engländer in der Seeschlacht bei Abukir scheiterte.
Im Zuge dieser Expedition besetzten sie jedoch
Malta.
|
-
Der
Rastatter Kongress, der von
1797 bis 1799 tagte, sollte die Ausführung der Beschlüsse
von Campo Formio bringen, nämlich die Abtretung des
linken Rheinufers. Vor allem aber sollte das Reich,
vertreten durch die Reichsdeputation, die
Säkularisation durchführen und festlegen, welche weltlichen
Staaten Anspruch auf Entschädigung hatten und sich
geistliche Gebiete einverleiben durften. Beim Ausbruch des
Krieges der zweiten Koalition gegen Frankreich wurde der
Rastatter Kongress abgebrochen.
|
|
Der zweite Koalitionskrieg (1798 -
1801) |
|
-
In Reaktion auf das
französische
Expansionsstreben kam es Ende 1798/Anfang 1799 zur
Bildung der "Zweiten Koalition". Ihr gehörten neben
England, Russland und Österreich auch Portugal, Neapel und
das Osmanische Reich an. Preußen unter
Friedrich Wilhelm
III. beteiligte sich nicht.
|
Friedrich Wilhelm III.
hasste den Krieg. Er war ein Moralist, der lieber auf
seinem Landsitz in Paretz Dorfschulze war als König in
Berlin.
|
|
|
|
Friedrich Wilhelm III.
(*1770, †1840), König von Preußen von 1797 bis 1840 |
|
-
Napoleon
befand sich zu Beginn des
Krieges auf einem Feldzug in Ägypten
(1798/99). So
errangen die Verbündeten zunächst (1799) einen Sieg nach dem
anderen. Österreich und Russland unter dem Oberbefehl des
russischen Generals Suworow waren in
Norditalien
erfolgreich. Sie besiegten die Franzosen bei Magnano (5.
April 1799), Cassano (27. April), an der Trebbia (17.-19.
Juni) und bei Novi (15. August). Die Koalition nahm Mailand
ein und löste die 'Cisalpinische Republik' auf. Dann
kam der Rückschlag! Der Feldzug der Russen und Österreicher
in der Schweiz war, nicht zuletzt wegen der Uneinigkeit der
beiden Verbündeten, erfolglos. In den Niederlanden erlitten
Russen und Engländer gemeinsam eine Niederlage bei Bergen.
Am 22. Oktober 1799 schied Russland aufgrund von
Differenzen mit Österreich, dem es mangelnde Unterstützung
vorwarf, aus der Koalition aus. Erfolg hatten die
Österreicher unter Erzherzog Karl
am Mittelrhein.
|
-
Nach seiner Rückkehr aus Ägypten im
Oktober 1799 und seinem Staatsstreich am 9. November 1799
bot Napoleon, jetzt
'Erster Konsul', der
Koalition den Frieden an. Die Koalition lehnte ab. Daraufhin
zog Napoleon im Frühjahr 1800 mit einer 40.000 Mann starken
Armee nach Norditalien, eroberte am 2. Juni Mailand zurück,
besiegte am 14. Juni die Österreicher
bei Marengo
und
brachte den Norden Italiens wieder unter französische
Kontrolle. Zur gleichen Zeit waren französische Truppen
unter General Moreau
über den Rhein vorgedrungen und
hatten München besetzt. Am 3. Dezember 1800 siegte Moreau in
der Schlacht bei Hohenlinden und rückte nach
Österreich vor. Österreich musste nun den
Frieden von
Lunéville (9. Februar 1801) annehmen. Im
Reichstag
wurden die Friedensregelungen am 7. März ratifiziert.
|
-
Im
Frieden von Lunéville
bestätigte Kaiser Franz II. für Österreich und das
Reich die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich.
Gleichzeitig erkannte er die von den Franzosen gebildeten
Republiken (Batavische Republik, Helvetische Republik,
Cisalpinische Republik, Ligurische Republik) sowie das neue
Königreich Etrurien an. - Es folgten die Friedensschlüsse
Frankreichs mit Neapel, Portugal, Russland und dem
Osmanischen Reich. Zuletzt schloss Frankreich am 27. März
1802 mit England den Frieden von Amiens.
|
|
Die Französische Revolution und die
Deutschen
|
|
-
Die Französische Revolution bewirkte,
dass sich auch in Deutschland das
Ausmaß und die Formen
der politischen Auseinandersetzung
änderten. Vor der
Revolution war die politische Diskussion eine Angelegenheit
relativ kleiner Kreise gewesen. 1789 wurde auch die
Bevölkerung in Deutschland politisiert. Durch die jeweilige
Stellungnahme zur Französischen Revolution bildeten sich
politische Lager, erste Formen politischer Parteien. Im
Wesentlichen gab es in Deutschland folgende drei
Gruppierungen: a) Gegner der Revolution (spätere
'Konservative') b) Personen, welche die Ideen der
Revolution von 1789 unterstützten, jedoch Gegner der
Radikalisierung durch die Jakobiner waren (spätere
'Liberale') c) Unbeirrbare Anhänger der Revolution,
Verteidiger der Radikalisierung von 1792 (Jakobiner, spätere
'Demokraten').
|
|
-
Der Begriff
"Konservatismus"
entstand erst im zweiten Jahrzehnt des 19.
Jahrhunderts. Dies ändert nichts an der Tatsache,
dass er als politische Erscheinungsform in der
Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution
auftrat, indem die bis dahin vorhandenen
traditionalistischen Haltungen
mit bewussten,
zweckhaften Überzeugungen erfüllt wurden. Sein
Ursprung ist in dem Bemühen zu sehen, den Prozess
beschleunigten Wandels zu verlangsamen oder ganz zu
stoppen. Die 'Konservativen' kamen aus dem
landsässigen Adel und der
bäuerlichen
Bevölkerung. Der Adel kämpfte für seine
Privilegien, die Bauern handelten oft aus
Traditionalismus.
|
|
-
Der englische Staatsmann und
Philosoph Edmund Burke (1729 - 1797) gilt als
einer der Gründerväter des politischen
Konservatismus. In seiner 1790 erschienenen Schrift
"Reflections on the Revolution in France"
kritisierte er die revolutionäre Ideologie, die
abstrakte Grundsätze über eine langsam verlaufende
gesellschaftliche Entwicklung stellte. Staat und
Gesellschaft begriff er als organisch gewachsene
Strukturen, die nicht durch Vernunft und
theoretische Dogmen geschaffen werden können. Für
Burke ist in einer bestehenden Gesellschaft
genügend Kraft für Reformen
vorhanden, einer
Revolution bedarf es nicht. Die Ideen Edmund Burkes
wurden in Deutschland durch Genz, Brandes und
Rehberg sowie durch die Universität Göttingen
verbreitet.
|
|
Edmund Burke
(*1729, †1797), englischer Staatsmann und
Philosoph |
|
|
|
-
Der
klassische Liberalismus,
der 1789 in Frankreich die politische Macht errungen
hatte, erregte in Deutschland ungeheuren Eindruck.
Am stärksten prägte sich im allgemeinen Bewusstsein
die französische Erklärung der Menschen- und
Bürgerrechte ein, in der die Überzeugungen und
Ziele der französischen Liberalen "als
unbestreitbare Prinzipien" zusammengefasst waren.
Der Liberalismus war vielfach eine
Volksbewegung, die Anhänger in allen
sozialen Schichten hatte, wenn die Schwerpunkte auch
eindeutig in der Oberschicht und im
Mittelstand lagen und die
Führungspersönlichkeiten aus Besitz und Bildung
kamen. In den Städten fand er mehr Anklang als auf
dem Land. Liberales Denken deckte ein breites Feld
zwischen den Konservativen auf der Rechten und den
Demokraten auf der Linken ab. Gemeinsam war den
verschiedenen Ausprägungen das Bemühen, die Menschen
von unnötigen Bindungen zu emanzipieren und
möglichst große Freiheit im staatlichen und
gesellschaftlichen Leben zu erreichen.
Jeder Mensch sollte seine Fähigkeiten unbehindert
entwickeln können. Der persönliche Nutzen nütze, so
die Meinung der Liberalen, diene zugleich dem
allgemeinen Fortschritt des Staates.
|
|
-
Das Lager, aus dem sich später
die 'Liberalen'
in Deutschland rekrutieren,
bestand aus Anhängern der Ideen von 1789. Sie
waren jedoch Gegner der Radikalisierung der
Französischen Revolution. Bei vielen
zeitgenössischen deutschen Denkern ist eine
Wandlung von der Enttäuschung über die
Radikalisierung zur Abwendung von Frankreich und zur
Flucht in die Welt der Ideen
zu beobachten.
In Ermangelung eines eigenen großen Staates baute
sich so mancher Deutsche ein Traumreich auf. Zentrum
der liberalen Ideen war Weimar.
|
-
Für
Friedrich Schiller
bestand der Irrtum der Französischen
Revolution darin, den theoretischen Entwurf
einer nach reinen Vernunftprinzipien
organisierten politischen Ordnung
"unbekümmert um die sinnliche Natur" des
Menschen in die Tat umzusetzen. Schiller
vertrat die Ansicht, dass sich die meisten
Menschen in einer
Entwicklungsphase
befinden, in der sie sich ihres Verstandes
noch gar nicht ohne fremde Leitung bedienen
können. Die Gesellschaft kann, so Schiller,
erst dann verändert werden, wenn der Mensch
sich selbst geändert hat. Die
terroristischen Exzesse der Französischen
Revolution haben gezeigt, so schreibt
Schiller in seinem Brief an den Prinzen von
Augustenburg vom 13. Juli 1793, "dass das
Menschengeschlecht der
vormundschaftlichen Gewalt noch nicht
entwachsen", aus seiner Unmündigkeit noch
nicht herausgetreten ist.
|
|
Johann
Christoph Friedrich von Schiller
(* 10.11.1759, † 9.5.1805), deutscher
Dichter |
|
Für
Schiller haben die Vertreter der
Aufklärung den Menschen allzu
selbstverständlich als vernünftiges
Wesen vorausgesetzt und nicht
einkalkuliert, dass er weit mehr durch
"Empfindungen" als durch "Begriffe" zum
Handeln bestimmt wird. Die
"ästhetische Erziehung"
soll den
Menschen zur Mündigkeit führen, doch so,
dass er seine sinnliche Natur, seine
Empfindungswelt, die noch in den Banden
des Aberglaubens, des Vorurteils, der
Gewohnheit und Annehmlichkeit lebt, auf
die Selbstbestimmung einstimmt.
|
|
|
|
Nebenbei
bemerkt: Am 11.
September 1801 wurde das Trauerspiel
"Die Jungfrau von Orléans"
von Friedrich Schiller
in Leipzig uraufgeführt und wurde ein
Erfolg. In diesem Drama wird die
moralische Freiheit zum Thema -
eine Freiheit, die den Menschen, der an
ihr festhält, noch im Untergang siegen
lässt. Im Gegensatz zu dem Philosophen
Immanuel Kant
hielt Schiller eine Vereinigung von
Pflicht und Neigung für möglich.
|
|
|
-
Johann Gottlieb Fichte
(1762-1814) war zunächst von der
Französischen Revolution tief beeindruckt
und stimmte ihr vorbehaltlos zu. Die
Entwicklung in Frankreich feierte er als
'Freisetzung des Individuums'. Seine
'geistige Heimat' sah er in demjenigen
Staat, der auf der Höhe der Kultur stand,
also in Frankreich. Unter dem Eindruck der
französischen Expansion äußerte sich bei ihm
ein Nationalbewusstsein. Deutschland
wurde für ihn zum wichtigsten Staat, die
Deutschen betrachtete er als
'Hoffnungsvolk'. In seinen
Reden 'an die
deutsche Nation'
beschwor er die
Deutschen, in der Auseinandersetzung mit
Frankreich 'das Reich der wahren Freiheit'
zu begründen.
|
|
|
- Die 'Demokraten' (Jakobiner)
|
-
Für den Franzosen
Maximilien
de Robespierre (1758-1794) waren die Begriffe
'Republik'
und
'Demokratie' identisch.
Er definierte als Republik ein Staatswesen, in dem
das souveräne Volk im Rahmen der von ihm selbst
beschlossenen Gesetze alles das selbst erledigte,
was es erledigen konnte, und das Übrige den von ihm
gewählten Abgeordneten überließ. Die
Konventsverfassung von 1793 entsprach im
Wesentlichen diesen Vorstellungen.
|
|
-
In
Deutschland gab es eine
zunächst kleine Gruppe, welche die
Radikalisierung der Französischen Revolution
verteidigte. Ihre Mitglieder vertraten den Gedanken,
dass die wahre Freiheit nur die Folge einer
demokratischen Verfassung sein könne. In diesem Sinn
warb zum Beispiel der Mainzer Jakobinerklub
("Freunde der Gleichheit und Freiheit") um
Georg
Wedekind und
Georg Forster. Die
Wiener
Jakobiner forderten zur Bildung eines
'antiaristokratischen Gleichheitsbundes' auf. Für
die deutschen Jakobiner war die Radikalisierung
notwendig, um die Forderungen der Jakobiner
durchzusetzen. Der Philosoph Immanuel Kant,
der 1781 sein Hauptwerk
"Die Kritik der reinen Vernunft" veröffentlicht
hatte,
sah 1789 in der
Französischen Revolution eine Anstrengung, die
Macht
und Willkür der Fürsten zu brechen und den Staat auf
das Recht zu gründen. Diese Einstellung änderte er
auch nach der Radikalisierung der Revolution nicht.
Im Jahr 1795 verfasste Kant die Schrift "Zum
ewigen Frieden", die einer vernichtenden
Bilanz des zu Ende gehenden Jahrhunderts wurde. Der
Hauptgrund der Kriege, liegt nach der Ansicht Kants
darin, dass die Herrscher ihren Staat wie ihren
Privatbesitz betrachten und ohne Rücksicht auf ihre
Untertanen damit umspringen. Um ihre persönlichen
Ziele durchzusetzen würden sie sich die Fürsten in
die inneren Angelegenheiten anderer Länder
einmischen und Friedensvereinbarungen treffen, die
den Keim für des nächsten Krieges in sich bergen.
Die sicherste Methode, solche Missbräuche
auszuschließen, war für Kant ein Völkerbund und vor
allem - nach dem Vorbild der Französischen
Revolution - die Umwandlung der Staaten in
Republiken.
|
Die französischen
Revolutionstruppen hatten die Stadt Mainz am 21.
Oktober 1792 besetzt. Der Mainzer
Jakobinerklub wurde zwei Tage später
von 20 Intellektuellen und Beamten gegründet.
Dem Klub traten in kurzer Zeit mehrere hundert
Bürger, vor allem Handwerker bei. In
Flugblättern und Plakaten warb der Jakobinerklub
in Mainz für das revolutionäre Gedankengut und
für die Errichtung einer Republik. Die Republik
kam 1793 tatsächlich, allerdings auf Druck des
Pariser Nationalkonvents. Die Mainzer
Republik währte nur wenige
Monate.
|
|
|
|
|
Georg Forster
(*1754, †1794), Weltumsegler, Naturforscher
und Philosoph |
|
|
|
|
|
|
Georg Forster
(1754-1794), Weltumsegler, Naturforscher und
Philosoph war nach der Eroberung von Mainz durch
die Franzosen (1792) davon überzeugt, dass man
die revolutionären Errungenschaften für das
linksrheinische Deutschland nur bewahren könne,
wenn dieses in die Französische Republik
eingegliedert würde. Im Frühjahr 1793 reiste
Georg Forster nach Paris, um den Anschluss an
Frankreich zu beantragen. Inzwischen hatten die
Österreicher Mainz zurückerobert, Forster blieb
in Paris.
|
|
|
|
|
-
Johann Wolfgang von Goethe lässt
sich keinem politischen Lager zuordnen. Er stand der
Französischen Revolution von Anfang mit Skepsis gegenüber,
ohne eigentlich konservativ oder franzosenfeindlich zu sein.
Er zog es vor, sich "in einen Kreis einzuschließen, in dem
außer der Freundschaft, der Kunst und der Wissenschaft
nichts eindringen" konnte.
|
|
Der Zusammenbruch des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation
|
|
|
-
Der
Friede von Lunéville
(9. Februar 1801) hatte die Abtretung der deutschen
Gebiete links des Rheins an Frankreich bestätigt.
Jetzt sollten die Reichsstände, die dort ihren
Besitz verloren, im Reich entschädigt werden. Seit
November 1801 tagte in Regensburg die
'Reichsdeputation', um über die entsprechenden
Regelungen zu diskutieren.
|
-
Die
eigentliche
Entscheidungsgewalt
lag nicht bei der
Reichsdeputation, sondern bei
Napoleon
und zum kleineren Teil, bei
Zar
Alexander I.. Der Grundgedanke Napoleons
war, mit der Schaffung starker Mittelstaaten
(Württemberg, Bayern, Baden) eine dritte
Machtgruppe zu schaffen und diese dann gegen
Preußen und Österreich auszuspielen.
|
|
|
|
|
|
Napoleon I. (*
1769, † 1821), Kaiser der Franzosen (1804 - 1814/15)
|
|
|
|
-
Fast der gesamte große
Kirchenbesitz wurde säkularisiert, d.h. unter
weltliche Herrscher aufgeteilt. Die Bischöfe mit
Ausnahme des Bischofs von Mainz verloren ihre
Kurfürstenwürde. Die Reichsstädte wurden bis auf
sechs (darunter Lübeck, Hamburg, Bremen)
mediatisiert, d.h. in die Länder eingegliedert.
|
|
-
Es entstehen
Baden (mit
rechtsrheinischer Pfalz, den rechtsrheinischen
Teilen der Bistümer Straßburg und Speyer, dazu
vielen Klöstern und Reichsstädten),
Württemberg
(Reutlingen, Hall, Gmünd, Heilbronn) und
Bayern (die Bistümer an Main und Donau)
|
|
-
Nach dem Frieden von Amiens
am 27.
März 1801 sollte England Malta an Frankreich zurückgeben.
Vom Besitz dieser Insel hing die Herrschaft Napoleons im
Mittelmeerraum ab. England war zur Herausgabe Maltas nicht
bereit und erklärte Frankreich 1803 den Krieg. Österreich,
Russland und Schweden schlossen sich England an ("Dritte
Koalition").
|
Die Beschlüsse des
Reichsdeputationshauptschlusses waren auf Kosten
Österreichs und der habsburgischen Reichsmacht erfolgt.
Eine Änderung dieses Zustands war nur durch einen Sieg
über Napoleon möglich. Der Zar fühlte sich durch
Napoleons Machtanstieg bedroht. Er versuchte, Preußen
für die Koalition zu gewinnen, doch
König Friedrich
Wilhelm III. blieb zunächst
neutral. - Auf
der Seite Frankreichs kämpften Bayern, Baden und
Württemberg.
|
|
|
|
|
Nebenbei bemerkt: Ludwig van Beethoven (*1770, †1827)
beendet 1804 in Wien seine 3. Sinfonie in Es-Dur
"Sinfonie Eroica" op. 55. Sie ist "geschrieben auf
Bonaparte". Als sich dieser zum Kaiser macht, tilgt
Beethoven, der Republikaner, enttäuscht die Widmung und
setzt an ihre Stelle den Vermerk: "Heroische Sinfonie,
komponiert, um das Andenken eines großen Mannes zu
feiern." Mit der "Eroica' gelingt Beethoven der
entscheidende Schritt von der "klassischen" Sinfonie des
18. Jahrhunderts zur "großen" Sinfonie des 19.
Jahrhunderts: Neu sind die ungewöhnlichen Ausmaße, die
Instrumentation und die Harmonik. In seiner Oper
'Fidelio'' verarbeitet Ludwig van Beethoven die Ideale
der Französischen Revolution: Die Geschichte einer Frau,
die ihren vom Tyrannen inhaftierten Ehemann aus dem
Verlies befreien will, ist eine einzige Ode an Freiheit,
Gerechtigkeit und Brüderlichkeit - und die Kraft der
Liebe.
Während des Wiener Kongresses
scharen sich die Diplomaten aus vielen Ländern um den
Meister. Doch der, taub geworden, lebt in einer
entsetzlicher Einsamkeit, mit seinen wenigen Freunden
kann er sich nur noch schriftlich unterhalten. Er
versucht den Sohn seines verstorbenen Bruders den Vater
zu ersetzen; der Neffe will sich das Leben nehmen. Am
Ende Wassersucht, Lungenentzündung, vier Operationen -
und am 26. März 1827 ein armseliger Tod. Der
Dichter Franz Grillparzer sagt in seiner
Grabrede: "Er entzog sich den Menschen, nachdem er ihnen
alles gegeben und nichts dafür empfangen hatte. Er blieb
einsam, weil er kein zweites Ich fand. Aber bis an sein
Grab bewahrte er ein menschliches Herz allen Menschen,
ein väterliches den Seinen, Blut und Gut der ganzen
Welt."
|
|
|
|
|
-
Kaiser Franz II. unterschrieb am
25. Dezember 1805 den Frieden von Preßburg. Er musste
Venetien, Dalmatien und die Ionischen Inseln abgeben.
Außerdem verlor er Tirol an Bayern, Oberschwaben an
Württemberg, den Breisgau und die Stadt Konstanz an Baden.
Bayern und Württemberg wurden Königreiche, Baden wurde
Großherzogtum. Die süddeutschen Staaten werden durch die
Mediatisierung
der kleinen weltlichen Fürsten nochmals
vergrößert.
|
-
In den Jahren 1805 und 1806 verloren in
ganz Deutschland zahllose reichsritterschaftliche
Familien, die beiden
Reichstädte Nürnberg und
Frankfurt, der deutsche Johanniterorden sowie 72
reichsständische Fürsten und Grafen ihre
Reichsunmittelbarkeit. Sie büßten ihre Staatlichkeit, ihre
Landeshoheit ein und wurden der Souveränität eines bisher
gleich gestellten Staates unterworfen.
|
Nach dem
Reichsdeputationshauptschluss mit der Säkularisation der
geistlichen Territorien und einer ersten Mediatisierung
von 45 freien Reichsstädten war dieser
zweite
Mediatisierungsschub der entscheidende Schritt der
napoleonischen "Flurbereinigung, der zum Untergang des
(ersten) Deutschen Reiches führte.
|
|
-
Der Grund für die Förderung der drei
süddeutschen Staaten lag darin, dass Napoleon sie zu
leistungsfähigen politischen Einheiten machen wollte, die
als Pufferstaaten zwischen Österreich und Frankreich
eine Rolle spielen konnten. Zugleich wurde das
tausendjährige Deutsche Reich geschwächt.
|
-
Am 12. Juli 1806 unterzeichneten die
Vertreter von 16 deutschen Fürsten die von Napoleon
vorgelegte 'Rheinbundakte'. Der
Rheinbund war
ein Offensiv- und Defensivbündnis. Die Mitglieder
garantierten sich gegenseitig den Besitz. Napoleon ernannte
sich selbst zum 'Protektor des Rheinbundes'. Die Mitglieder
des 'Rheinbundes'
(Bayern, Württemberg, Baden sowie
kleinere Fürstentümer) sagten sich ausdrücklich vom Reich
los.
|
Die Mitgliedstaaten des
Rheinbundes stellten Napoleon Soldaten und
Aufmarschgebiete zur Verfügung. Außerdem dienten sie
Frankreich als Puffer gegen Österreich, Preußen und
Russland.
|
|
-
Kaiser Franz II., der bereits 1804
den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen hatte,
zögerte lange, bis er seinen bereits am 5. Juli 1806
gefassten Entschluss zur Niederlegung der deutschen
Kaiserkrone ausführte. Erst als Napoleon dem Reichstag in
Regensburg am 1. August 1806 mitteilte, dass er das Reich
als selbständige Körperschaft nicht länger anerkenne,
vollzog er am 6. August 1806 diesen Schritt.
So endete
die Geschichte des neunhundertjährigen Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation.
|
-
Der
preußisch-österreichische
Dualismus hatte dem Reich bereits Ende des 18.
Jahrhunderts schwere Schläge versetzt. Es hatte sich
gezeigt, dass es immer weniger in der Lage war,
seine Aufgabe, den inneren Frieden zu wahren, zu
erfüllen. Darüber hinaus waren die größeren
Territorialstaaten zunehmend eigene Wege gegangen.
Vor allem war es dem Reich nicht gelungen, der
Machtexpansion des revolutionären Frankreich Einhalt
zu gebieten und die Grenzen zu sichern.
|
|
- Säkularisation und
Mediatisierung (siehe oben) hatten an die
Existenz von Reichskirche, Reichsadel und
Reichsstädten gerührt. Dieser Stützen beraubt, brach
das ohnehin schon morsche Gebäude vollends zusammen.
|
|
|
Franz II., (* 1768, † 1855),
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1792 bis 1806,
erster Kaiser von Österreich (als Franz I.) von 1804 bis
1835.
Ölgemälde von Johann Stephan Decker
(1768-1835), Napoleonmuseum Arenenberg (Schweiz).
|
|
|
|
Der
Zusammenbruch Preußens (1807) und die Niederwerfung Österreichs
(1809)
|
|
|
-
Nach dem Vormarsch der
französischen Truppen weit ins Reichgebiet hinein
hatte die preußische Politik vergeblich versucht,
das Land aus den Verwüstungen der Revolutionskriege
herauszuhalten. Die 1795 im Frieden von Basel
eingeleitete Neutralitätspolitik zögerte die
Konfrontation mit Frankreich nur hinaus, konnte sie
aber auf Dauer nicht verhindern. Napoleon duldete
auf dem europäischen Kontinent keine zweite
gleichberechtigte Macht neben sich. Da Preußen
ebendiesen Anspruch erhob, war der Krieg
unvermeidlich.
|
|
-
1806 gestattete Napoleon dem
preußischen König vertraglich, das in englischem
Besitz befindliche Hannover
zu annektieren.
Im Gegenzug musste sich Preußen zur Schließung der
Nordseehäfen verpflichten. Fast gleichzeitig bot
Napoleon England die Rückgabe von Hannover an. Das
Gefühl, von Frankreich getäuscht worden zu sein,
veranlasste Friedrich Wilhelm III. im August
1806 die Mobilmachung anzuordnen. Als Napoleon auf
ein für ihn unerfüllbares Ultimatum auf Räumung
Süddeutschlands nicht einging, erklärte ihm der
preußische König am 9. Oktober 1806 den Krieg.
Sachsen, Braunschweig und Sachsen-Weimar verbündeten
sich mit Preußen.
|
|
-
Napoleon erwartete einen gemeinsamen
Angriff Preußens und Russlands und rückte rasch nach
Thüringen vor. Am 14. Oktober 1806, fünf Tage nach der
preußischen Kriegserklärung an Frankreich, kam es zu der für
die Preußen katastrophalen Schlacht von
Jena und
Auerstädt. Die preußische Armee löste sich auf und zog
sich panikartig zurück. Vierzehn Tage später zog Napoleon in
Berlin ein. - Von Berlin aus verkündete Napoleon am 21.
November 1806 die Kontinentalsperre
und die
Grundsätze seiner Wirtschaftspolitik gegenüber England.
|
Preußen war in einem sehr
ungünstigen Moment, ohne große Bündnispartner, in den
Krieg eingetreten. Verantwortlich für die
schlechte
diplomatische Vorbereitung des Krieges
war das
Kabinett. Die Kriegsführung
war total veraltet,
man kämpfte nach der Taktik Friedrichs des Großen, die
man nicht einmal richtig anwenden konnte.
Königin
Luise drückte es so aus: "Wir waren eingeschlafen
auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen". Die Ursache
für den Zusammenbruch lag auch darin, dass es der
preußische Staat versäumt hatte, Lehren aus der
Französischen Revolution ziehen und sich auf die
Kriegsführung Napoleons einzustellen.
|
|
-
Das russische Heer hatte sich nach der
Schlacht bei Austerlitz in das eigene Land
zurückgezogen. Nach der Niederlage Preußens kämpfte es nun
in Preußisch-Polen und
Ostpreußen
erneut gegen
die französischen Truppen. König Friedrich Wilhelm III.
schloss sich mit dem Rest seiner Truppen den Russen an. Am
7./8. Februar 1807 kam es bei Preußisch-Eylau zu
einer Schlacht. Es war die erste Schlacht, die Napoleon
nicht gewann. Jetzt bemühte sich Napoleon, den preußischen
König durch ein Angebot zum Waffenstillstand vom Zaren
abzuziehen. Friedrich Wilhelm III. lehnte ab. Die gewonnene
Schlacht bei Friedland
führt Napoleon bis an die
russische Grenze. Er stieß nicht weiter nach Osten vor,
sondern schloss den 'Frieden von Tilsit'.
|
Im
"Frieden von
Tilsit" (7. - 9. Juli 1807) wurde der preußische
Staat um die Hälfte verkleinert; er verlor fünf von zehn
Millionen Einwohnern, darunter allerdings die durch die
polnischen Teilungen annektierten Gebiete. Da Preußen
auch alle seine Gebiete westlich der Elbe eingebüßt
hatte, konnte es nicht mehr die Rolle einer Großmacht
spielen. Diese Gebiete wurden zusammen mit Kurhessen,
Braunschweig zum Königreich Westfalen vereint.
Die Territorien aus der zweiten und dritten polnischen
Teilung wurden als Herzogtum Warschau
unter dem
König von Sachsen zusammengeschlossen. Preußen wurden
hohe Reparationsverpflichtungen auferlegt.
|
|
-
Österreich konnte sich mit seiner
Niederlage von 1805 nicht abfinden. In den Jahren 1806 bis
1809 bereitete es eine Erhebung gegen Frankreich vor.
Erzherzog Karl
führte eine
Heeresreform durch,
eine Landwehr wurde errichtet. Auch Freiwillige
wurden aufgerufen. Im Januar 1809 brach der Aufstand der
Bergbauern in Tirol unter Andreas Hofer gegen die
Fremdherrschaft aus. Am 6. April 1809 wandte sich der
österreichische Erzherzog an die ganze deutsche Nation
und rief zum Volkskrieg auf. Am 9. April folgte die
Kriegserklärung an Napoleon. Bereits am 13. Mai zog Napoleon
in Wien ein. Am 20./21. Mai wurde er jedoch in der
Schlacht bei Aspern
besiegt. Am 6. Juli folgte jedoch
ein weiterer Sieg Napoleons bei Wagram.
|
Im
"Frieden von
Schönbrunn" am 14. Oktober 1809 musste Österreich
Salzburg und das Innviertel an Bayern übergeben. Um
Österreich vom Meer abzuschließen, wird sein
Küstenbesitz an der Adria als
"Illyrische Provinz"
unter Napoleons Oberhoheit gestellt. - Die Tiroler
führten den Kampf auch noch nach dem Frieden weiter.
Nach der Niederwerfung wird Andreas Hofer als
Meuterer erschossen.
|
|
|
Zurück zum Seitenanfang
|
Die Reformen in Preußen (1807 - 1811)
|
|
-
Die Kriege gegen das zuerst
revolutionäre, dann imperiale Frankreich hatten gezeigt,
dass die deutschen Staaten mit ihren
veralteten Staats-,
Heeres- und Sozialverfassungen dem französischen
Volksheer nicht mehr standhielten. In dem System des
Absolutismus wurde das Volk von aller Teilnahme am Staat
ferngehalten, so dass man in der Not auch nicht mit dem Volk
rechnen konnte. Man erkannte, dass ohne die
aktive
Mitwirkung der eigenen Bevölkerung die unabhängige
staatliche Existenz bedroht war. So sah sich vor allem die
preußische Regierung dazu gezwungen, die wesentlichen
Errungenschaften der Revolution einzuführen. Dabei sollte
die eigene Verfassungstradition und Gesellschaftsstruktur
soweit wie möglich beibehalten werden.
|
-
Der
aufgeklärte Absolutismus
hatte den Reformen bereits vorgearbeitet. Nun
verbanden sich die Ideen der
Aufklärung
mit denen des
Neuhumanismus. Jedem
Bürger sollte die bestmögliche Ausbildungs- und
Entfaltungsmöglichkeit seiner Persönlichkeit
gewährleistet werden. Durch die Gewährung der
persönlichen Freiheit und die Erziehung zum
selbständigen Handeln wollte man die Identifikation
des Volkes mit dem Staat erreichen.
-
Im siegreichen Frankreich
präsentierte sich dem Römischen Reich Deutscher
Nation das Bild einer selbstbewussten Nation, in der
durch die Revolution von 1789 die Standesschranken
beseitigt wurden. In den deutschen Staaten hemmten
immer noch starke Standesschranken zwischen Adel,
Bürgern und Bauern die wirtschaftliche und soziale
Entwicklung. Ein politisches Nationalbewusstsein
fehlte sowohl den unmündig gehaltenen Untertanen als
auch den dynastische Interessenpolitik treibenden
Fürsten.
|
|
|
|
Karl Reichsfreiher vom
und zum Stein (1757-1831)
Miniatur von Peter Joseph
Lützenkirchen, 1814 Nürnberg, Germanisches
Nationalmuseum
|
|
-
In einem Brief an Hardenberg
schreibt Stein: "Ich halte es für wichtig,
die Fesseln zu zerbrechen, durch welche die
Bürokratie den Aufschwung der menschlichen Tätigkeit
hemmt, [und] jenen Geist der Habsucht, des
schmutzigen Vorteils, jene Anhänglichkeit ans
Mechanische zu zerstören ... Man muss die Nation
daran gewöhnen, ihre eigenen Geschäfte zu verwalten
und aus jenem Zustand der Kindheit herauszutreten,
in dem eine immer unruhige, immer dienstfertige
Regierung die Menschen halten will."
Hardenberg
schreibt an Stein: "Demokratische Grundsätze in
einer monarchischen Regierung, dieses scheint mir
die angemessene Form für den gegenwärtigen
Zeitgeist."
-
Im Grunde zielten die Reformen
darauf ab, alle gesellschaftlichen Kräfte zu
mobilisieren, um für einen Befreiungskampf gegen die
Fremdherrschaft gerüstet zu sein.
-
Soziale Reformen
werden zur politischen Notwendigkeit. Eine auf
Freiheit und Gleichheit gegründete bürgerliche
Gesellschaft soll zum Fundament des Staates werden -
entsprechend den Ideen des Liberalismus.
Durch staatliche Reformen will man die politische
Emanzipation des Bürgers einleiten und sein
Interesse an Staat und an der Nation wecken
(Nationalismus). Freiherr vom Stein
bezeichnet 1807 als Ziel der Sozialreformen: "Die
Belebung des Gemeingeistes und Bürgersinns, die
Benutzung der schlafenden oder falsch geleiteten
Kräfte und der zerstreut liegenden Kenntnisse, der
Einklang zwischen dem Geist der Nation, ihrer
Ansichten und Bedürfnisse, und denen der
Staatsbehörden, die Wiederbelebung der Gefühle für
Selbständigkeit und Nationallehre." Hier zeigt sich
der Zusammenhang zwischen den sozialreformerischen
und nationalen Gedanken.
-
Steins
Reformtätigkeit war nur ein Teil seines historischen
Wirkens, das eine politische Beratertätigkeit für
Zar Alexander I. und die aktive Unterstützung des
griechischen Unabhängigkeitskampfes ebenso umfasst
wie die Mitbegründung der renommierten
Quellenedition 'Monumenta Germaniae Historica'.
|
|
|
Napoleons Niederlage in Russland (1812)
und der Befreiungskrieg (1813/14)
|
|
-
Verschiedene Vorkommnisse trübten das
Verhältnis zwischen Napoleon und dem
Zaren
Alexander I.. Wichtigster Konfliktstoff war die
Kontinentalsperre, der Russland im Frieden von Tilsit
(Juli 1807) beigetreten war. Russland war auf den Austausch
seiner Agrarprodukte, seines Holzes und seiner Felle mit den
Waren des industriellen England angewiesen. Um den Ruin
seiner Landwirtschaft zu vermeiden, wollte sich Alexander I.
von der Anwendung der Kontinentalsperre lossagen. Außerdem
betrachtete Russland die liberalen Reformen im Herzogtum
Warschau als eine Bedrohung der eigenen Staatsform. Auf
der anderen Seite neigte Napoleon, seit 1810 Schwiegersohn
des österreichischen Kaisers, an die Stelle der
französisch-russischen Freundschaft eine
französisch-österreichische treten zu lassen.
|
-
Napoleon brachte für den Feldzug gegen
Russland das bis dahin größte Truppenaufgebot der
Weltgeschichte zusammen: 700.000 Mann, davon
200.000
Deutsche. Preußen musste 20.000, Österreich 30.000 Mann
stellen. 150.000 Mann wurden von den Fürsten des Rheinbunds
gestellt. Von dieser 'Großen Armee', die Napoleon im
Juni 1812 über Polen nach Russland führte, kamen nur etwa
100.000 zurück.
|
-
Die
russischen Generäle verfolgten die Strategie der
hinhaltenden Verteidigung, des Rückzugs in den
grenzenlosen russischen Raum und der Verwüstung der
aufgegebenen Gebiete. Die Hauptschwäche der Franzosen
lag darin, dass der Nachschub
aufgrund der großen
Entfernungen versagte. Außerdem waren sie für den
überaus kalten Winter in Russland nicht genügend
ausgerüstet. Den Soldaten fehlten Winterquartiere. Die
Niederlage der 'Großen Armee' war fast unvermeidlich.
-
Schwere
Planungsfehler Napoleons verhinderten, dass der
Rückmarsch zur rechten Zeit, auf dem richtigen Weg
und bei noch relativ günstiger Witterung erfolgte.
Der berühmte Übergang über die Beresina
war indes ein Unternehmen, das den Kaiser
auf der Höhe seines Könnens zeigte.
|
|
-
Friedrich Wilhelm III.
von Preußen hatte 1812 vor Beginn des Russland-Feldzugs
eine formelle Allianz mit Frankreich geschlossen, da er
Napoleon für unbesiegbar hielt. Angesichts der
völligen
Niederlage Napoleons in Russland verhandelte
General
Ludwig Graf Yorck, der das preußische Kontingent der
Großen Armee führte, ohne Befehl des Königs mit den Russen.
In der 'Konvention von Tauroggen'
(30.Dezember 1812)
verpflichtete sich Graf Yorck zur
Neutralität seines
18.000 Mann umfassenden Korps. Am 30.Januar 1813 schloss auch
Österreich ein Waffenstillstandsabkommen mit den Russen ab.
Die Nachricht des Waffenstillstands
zwischen Preußen und Russland löste, beginnend in
Ostpreußen, eine offen
ausbrechende Erhebung
gegen die französische Herrschaft in Norddeutschland aus. -
Später prüfte eine Kommission die Konvention und sprach Graf
von Yorck von allen Vorwürfen der Eigenmächtigkeit frei.
|
|
Johann
David Ludwig Graf York von Wartenburg (* 1759,
† 1830), preußischer Generalfeldmarschall
|
|
-
In Preußen überstürzten
sich nun die Ereignisse. Ludwig Graf Yorck
und der aus Russland
zurückkehrende Freiherr vom Stein schufen, ohne
vom König dazu beauftragt zu sein, vollendete Tatsachen.
Stein nahm als Beauftragter des Zaren Ostpreußen in
vorläufige Verwaltung und verkündete die Bildung von
Landwehr und Landsturm. Yorck proklamierte vor den
ostpreußischen Landständen den Krieg gegen die
Franzosen. Da in den meisten preußischen Provinzen
noch französische Truppen standen, verfolgte
Friedrich Wilhelm III. weiterhin einen vorsichtigen
Kurs. Ende Januar 1813 begab
er sich in das von den Franzosen nicht besetzte
Breslau. Dem Freiherrn vom Stein vergaß er nie dessen
Eigenmächtigkeit.
|
-
Mit der Niederlage
Napoleons in Russland bot sich Preußen die Möglichkeit, die
Schmach von 1806/07 zu tilgen und wieder zur Großmacht
aufzusteigen. Beamte und Professoren, Publizisten und
Patrioten drängten den zögerlichen preußischen König zum
Wechsel der Bündnisse und zum Losschlagen. Anfang Februar 1813 erließ
Friedrich Wilhelm III. ein Edikt, mit dem er die
allgemeine
Wehrpflicht lückenlos einführte. Am 12. Februar 1813
ordnet er die Mobilmachung
an. Am 28. Februar
schließt er mit Russland den 'Vertrag von Kalisch' ,
in dem die gemeinsame Niederwerfung Napoleons festgelegt
wird. Friedrich Wilhelm III. bekennt sich damit offen zum
Kampf gegen Napoleon, sein Lavieren zwischen zwei Parteien
hat nun ein Ende. Am 10. März 1813 stiftete der König das
"Eiserne Kreuz". In Breslau erließ er, zaghaft und halb
gedrängt, den berühmten Aufruf "An mein Volk".
|
-
Am 16. März 1813
erklärt Preußen
Napoleon den Krieg. Die Kriegsereignisse des Jahres 1813
spielten sich vorwiegend in Sachsen, in der Lausitz, in
Schlesien und im Raum südlich von Berlin ab. In der Schlacht
bei Großgörschen
am 2. Mai ist Napoleon siegreich.
Der preußische Generalstabschef Scharnhorst
wurde
tödlich verwundet. Eine zweite Niederlage erlitten die
Verbündeten am 20. Mai bei Bautzen. Nach dieser
Schlacht ging ganz Sachsen verloren.
|
|
|
-
Unter dem Einfluss des
österreichischen Staatslenkers Metternich gewährt
Napoleon seinen fast schon besiegten Gegnern einen
Waffenstillstand. Später hat Napoleon diesen
Waffenstillstand als "größte Dummheit seines Lebens"
bezeichnet. Er hatte die schwierige Lage, in der sich
die Verbündeten befanden, nicht erkannt.
|
|
-
Eigentliche Gewinner des von Napoleon
gewährten Waffenstillstands waren die Verbündeten.
England und
Schweden
unter Bernadotte traten nun
in das Bündnis ein. England stellte hohe Subsidien zur
Verfügung. Am 17. Juni 1813 schloss das bis dahin abwartende
Österreich mit den vier alliierten Mächten den
"Vertrag von Reichenbach" ab. Es verpflichtete sich zur
Kriegserklärung an Frankreich, falls Napoleon seine
Vermittlungsbedingungen
ablehnen würde. Tatsächlich
verwarf Napoleon auf dem Prager Kongress
im Sommer
1813 die Bedingungen Metternichs. Mit dem
Kriegseintritt
Österreichs am 11. August sah er sich plötzlich einer
zahlenmäßigen Übermacht gegenüber.
|
Metternich hatte
sich lange Zeit sowohl Napoleon als auch den Verbündeten
als Vermittler angeboten. In erster Linie ging es dem
Staatsmann um die Wiederherstellung der alten Grenzen
Österreichs. Diese Garantie konnten nur die
Verbündeten geben, da sie zu Lasten Napoleons ging.
Napoleon dagegen verdankte seinen Thron gerade der
Zerschlagung der alten Mächte, also auch Österreichs. Metternich war entschlossen, die französische
Vorherrschaft zu brechen; allerdings sollte sie nicht
durch eine russische Vorherrschaft abgelöst werden.
|
|
-
Zu den
Friedensbedingungen der
Verbündeten gehörten: Die Wiederherstellung Preußens
nach dem Stand vor 1806, die Wiederherstellung Österreichs
nach dem Stand vor 1805, die Auflösung des Rheinbundes, der
Abzug der Franzosen aus Norddeutschland, die Befreiung
Italiens, die Wiedererrichtung der alten Dynastie in Spanien
und die Aufhebung des Herzogtums Warschau. Napoleon war
jedoch nicht bereit, von der Wiederherstellung des
'Grand
Empire' in seiner Ausdehnung von 1812,- also
einschließlich Nordwestdeutschland und großer Teile
Italiens, abzugehen.
|
|
Napoleon I. (*
1769, † 1821), Kaiser der Franzosen (1804 - 1814/15) |
|
-
Die drei Armeen der
'4. Koalition'
umfassten ca. 480.000 Mann. Napoleon besetzte mit seinen ca.
450.000 Soldaten die Elblinie. Die
französischen
Marschälle wurden bei Kulm, an der Katzbach, bei
Großbeeren und bei Dennewitz geschlagen.
Napoleon
selbst siegte bei Dresden, konnte aber diesen Erfolg nicht
ausnutzen. Am 16.Oktober beginnt bei Leipzig die
"Völkerschlacht", die drei Tage dauert. Die Verbündeten
waren fast doppelt so stark wie die Franzosen. Am dritten
Tag der Schlacht liefen württembergische und sächsische
Truppen zu den Verbündeten über. Am Abend desselben Tages
wurde den Franzosen die Munition knapp. Der Rückzug am 19.
Oktober ging ohne Ordnung vor sich, trotzdem entkam Napoleon
mit dem großen Teil seiner Armee. Aber der
Sieg der
Verbündeten war eindeutig. Napoleon eilte westwärts. Am
2. November ging er bei Mainz über den Rhein zurück.
|
-
Metternich
zögerte, den Rhein zu
überschreiten. Er wollte ein starkes Frankreich als
Gegengewicht zu Russland erhalten. Als Napoleon sein Angebot
der Rheingrenze ablehnte, stimmte der österreichische
Staatsmann der Fortführung des Krieges zu. In der
Neujahrsnacht 1814 überschritt die preußische Armee unter
Blücher bei Kaub den Rhein, besetzte anschließend das
linke Rheinufer und drang nach Nordfrankreich vor. Die
österreichische Armee unter Schwarzenberg
überschritt
den Rhein auf breiter Front von Kehl bis Schaffhausen. Die
Engländer unter Wellington rückten zwischen Bayonne
und Bordeaux vor. Die Armeen der Verbündeten marschierten
nun konzentrisch auf Paris zu.
|
-
Napoleon gelang es mit
nur 30.000 Mann, den Verbündeten noch mehrere
Niederlagen beizubringen. Die
Einnahme von Paris
am 31. März 1814 konnte er jedoch nicht verhindern. Zwei
Tage später rebellierten die Marschälle gegen den
Kaiser, der den Kampf gegen die Verbündeten fortsetzen
wollte. Am 6. April dankte Napoleon bedingungslos ab. Am 28.
April wurde er nach Elba gebracht, das ihm die
Alliierten als Fürstentum überließen.
-
Bereits während des Feldzugs
verfolgte Metternich das Ziel, die französische
Hegemonie wieder durch ein stabiles Gleichgewicht
der fünf Großmächte zu ersetzen, wie es sich seit
dem Westfälischen Frieden herausgebildet hatte.
Dieser Gleichgewichtsgedanke sollte für ihn auch
beim Wiener Kongress erste Priorität erhalten.
|
-
Schon vor der Einnahme von Paris waren
sich die Verbündeten über die politischen Ziele nach der
Niederwerfung Napoleons uneinig. Der englische Außenminister
Castlereagh setzte seinen Vorschlag durch, das Haus
Bourbon mit Ludwig XVIII. wieder auf den
französischen Thron zu bringen.
-
Am 30. Mai
1814 schlossen die Verbündeten mit Ludwig XVIII. den
'Ersten Frieden von Paris'.
Für Frankreich
wurden die Grenzen nach dem
Stand
von 1792 maßgebend. Außerdem erhielt Frankreich einen
Teil der eroberten Gebiete: Mühlhausen, Mömpelgard, Teile
von Savoyen, das päpstliche Avignon, ehemalige Besitzungen
deutscher Fürsten im Elsass, den Hauptteil des heutigen
Saargebiets sowie die Festung Landau in der Pfalz.
Frankreich erhielt mit wenigen Ausnahmen auch seine Kolonien
und Handelsniederlassungen in Übersee zurück.
Österreich
erhielt alle habsburgischen Landstriche zwischen Po, Tessin
und Lago Maggiore. Am 3. Juni 1814 schloss Österreich mit
Bayern einen Vertrag, in dem die Rückgabe von Tirol,
Vorarlberg, dem Innviertel und Salzburg vereinbart wurde.
Bayern erhielt dafür die Rheinpfalz sowie die
Herzogtümer Würzburg und Aschaffenburg. - Alles in allem
waren also das bourbonische Frankreich
und das
habsburgische Österreich Gewinner des 'Ersten Friedens
von Paris'.
|
Der erste Pariser Friede
knüpft an die Maximen der Gleichgewichtspolitik an.
Frankreich wurde von den Siegerstaaten entgegenkommend
behandelt. Man wollte die Herrschaft Ludwigs XVIII.
nicht von Anfang an destabilisieren. Revolutionäre
Erhebungen in Frankreich sollten vermieden werden.
|
|
|
Allen
Schülern und Studenten, die gerade eine Prüfung zu bestehen
haben, wünschen wir viel Erfolg. Wir drücken auch die
Daumen für diejenigen, die eine Klausur schreiben müssen oder
eine Hausarbeit bzw. Referat anzufertigen haben.
|
|
Französische Revolution 1789 - 1794
Revolutionskriege 1792-1797
Zweiter Koalitionskrieg 1798-1801
Die Französische Revolution und die Deutschen
Zusammenbruch des alten Deutschen Reiches
Reformen in Preußen
Napoleons Niederlage in Russland und der
Befreiungskrieg Zurück zum Seitenanfang
|
|
Zurück zum Inhaltsverzeichnis Deutsche
Geschichte
weiter zur nächsten Seite
zurück zur vorangehenden Seite
|
|
|
|
Stand: 27.03.2020
Copyright © 2020 Geschichts-
und Kulturverein Köngen e.V.
Autor: Dieter Griesshaber
|
Datenschutzhinweis
|
|
|