Die Welt des späten
Mittelalters (1250 - 1400)
Das Ende der Luxemburger
und der Aufstieg der Habsburger Kaiserdynastie (1400 - 1517)
Die Reformation von
Luthers Anschlag der 95 Thesen bis zum Wormser Reichstag (1517 - 1521)
Der Dreißigjährige Krieg
(1618 - 1648)
Vom Westfälischen Frieden
(1648) bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (1740)
Der Aufstieg Preußens zur
europäischen Großmacht (1740 - 1763)
Die Französische
Revolution bis zum Ende der Diktatur Robespierres (1789 - 1794)
Deutschland in der Zeit der
Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons (1789 - 1815)
Restauration und
Revolution (1815 - 1830)
Monarchie und Bürgertum (1830
- 1847)
Die Revolution von
1848/49
Von der gescheiterten
Revolution 1848 bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871
Die Innen- und Außenpolitik
Bismarcks (1871 - 1890)
Das Deutsche Kaiserreich
von 1890 bis zum Ausbruch der Ersten Weltkriegs 1914
Die Industrielle
Revolution in England und Deutschland (1780 - 1914)
Europäischer
Kolonialismus und Imperialismus (1520 - 1914)
Der Erste Weltkrieg (1914 -
1918)
Der Weg zur Weimarer
Republik 1918 - 1919
Der Kampf um die Staatsgewalt
in der Weimarer Republik (1919 - 1933)
Die Machtübernahme der NSDAP
und die Errichtung der Diktatur Hitlers (1933 - 1939)
Der Zweite Weltkrieg (1939
- 1945)
Der Weg in die Teilung
Deutschlands (1945 - 1949)
Der Kalte Krieg: Vom
Kriegsende 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961
Die Ära Adenauer (1949 -
1963)
Die Kanzlerschaft Ludwig
Erhards 1963 - 1966
Kalter Krieg Teil 2: Von
der Kubakrise 1962 bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991
Die Zeit der Großen
Koalition 1966 - 1969
Die Ära Brandt (1969 - 1974)
Die Kanzlerschaft Helmut
Schmidts (1974 - 1982)
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1982 bis 1987
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1987 - 1989
Der Weg zur
Wiedervereinigung Deutschlands (Teil I: Die DDR von den siebziger Jahren
bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989)
Vom Fall der Berliner
Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)
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Geschichte
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Ergebnisse Erster Weltkrieg
Weimarer Nationalversammlung
Weimarer Verfassung
Literaturhinweise
Württemberg 1918-1933
Köngen 1918-1933 (exemplarisch für ein Dorf)
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Die Ausrufung der Republik 1918
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Am 3. Oktober 1918 wird eine
parlamentarisch verantwortliche Regierung unter dem
neuen Reichskanzler Max von Baden
gebildet. Die
Änderung der Verfassung von 1871 tritt am 28. Oktober in
Kraft. Die wesentlichste Bestimmung lautet: "Der
Reichskanzler bedarf zu seiner Amtsführung des Vertrauens
des Reichstags."
Damit war Deutschland eine Demokratie in der
Staatsform der Monarchie
(parlamentarische Monarchie).
Hinter dem Reichskanzler stand mit den Sozialdemokraten, den
Liberalen und dem Zentrum eine solide Parlamentsmehrheit.
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Angesichts der drohenden
militärischen Niederlage war die
Oberste
Heeresleitung für Friedensverhandlungen mit den
Westmächten eingetreten. Um nicht selbst die
Verantwortung für den verlorenen Krieg übernehmen zu
müssen, hatte vor allem Ludendorff auf die
Bildung einer parlamentarisch getragenen Regierung
gedrängt. Diese sollte die Verhandlungen führen. Der
Parlamentarismus war praktisch aus Furcht vor der
Niederlage von oben (von Ludendorff)
angeordnet worden.
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Am 1. Oktober
1918 unterrichtete Ludendorf hohe Offiziere,
"jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung
zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu
danken haben, dass wir so weit gekommen sind."
Diese Verdrehung der Wahrheit legte den Keim für
die so genannte Dolchstoßlegende, nach
der die Heimat dem angeblich "im Felde
unbesiegten deutschen Heer" in den Rücken
gefallen war.
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Prinz Max von Baden
(1867 - 1929), letzter Reichskanzler des
Deutschen Kaiserreichs (3.10.1918 - 9.11.1918) |
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Der Übergang zu einem
parlamentarischen Regierungssystem war
ohne
Gewaltanwendung vollzogen worden. Allerdings
tauchten schon damals Zweifel auf, ob die
alten
Führungsschichten die Wende, d.h. den Verlust
ihrer Staatsgewalt, auf Dauer akzeptieren werden.
Diese Zweifel waren berechtigt!
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Als bekannt wird, dass die Marine am
29.
Oktober 1918 aufgrund eines Befehls der von der Heeresleitung
getrennten Seekriegsleitung noch einmal gegen die englische
Flotte kämpfen soll, meutern in Wilhelmshaven die
Matrosen.
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Das Kommando der
Hochseeflotte hatte einen Plan ausgearbeitet, laut dem
die deutschen Geschwader am 30. Oktober auslaufen und
sich dem Kampf mit der englischen Flotte stellen sollte,
die ihnen deutlich überlegen war. Sofort nach
Bekanntwerden dieses Beschlusses kam es auf dreien der
fünf Linienschiffen des III. Flottengeschwaders zum
heftigen Widerstand
der Matrosen. Auch
auf den Schiffen der anderen Geschwader verweigerten
Mannschaften die Ausführung der Befehle. Infolgedessen
gab das Flottenkommando den Plan eines
Entscheidungskampfes auf. Doch damit ließen sich die
Seeleute nicht mehr beruhigen. In Kiel solidarisierten
sich immer mehr Matrosen mit den kriegsmüden Arbeitern.
Bald bildete sich ein erster Arbeiter- und Soldatenrat,
der rasch die Stadt im Griff hatte und politische
Forderungen stellte: Thronverzicht des Kaisers, Ende des
Krieges und freie Wahlen.
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Sowohl die
Industriearbeiterschaft als auch das Bürgertum litten
unter der unzureichenden Nahrungszuteilung. Zusammen
bildeten sie ein gewaltiges Protestpotential gegen die
herrschenden Zustände.
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Der
bayerische Sozialist Kurt Eisner
wollte nicht den aus Kiel angereisten Matrosen die
Initiative überlassen. Daher bemühte er sich, die Revolution
in München selbst auszulösen. Die Gewerkschaften und die
SPD stimmten seinem Vorschlag zu, eine Massenkundgebung einzuberufen. Am
7. November kamen auf der
Münchener Theresienwiese 60.000 Menschen zu einer Kundgebung
zusammen. Parallel dazu überredete Eisner die am Rand der
Innenstadt stationierten Soldaten, an seiner Seite die Macht
zu übernehmen. Innerhalb weniger Stunden wurden strategisch
wichtige Punkte der Innenstadt besetzt. Um zehn Uhr abends
war das Landtagsgebäude in der Hand der Revolutionäre. Um
Mitternacht wählte der Arbeiter- und Soldatenrat Kurt Eisner
zum Präsidenten und verkündete die Republik, die Absetzung
der Dynastie und der gesamten Regierung. Mit dem Haus
Wittelsbach war die erste deutsche Monarchie gestürzt.
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Der Reichskanzler,
Prinz Max
von Baden, gibt um 12 Uhr mittags von sich aus
den Thronverzicht des
Kaisers (nicht der Hohenzollerndynastie!)
bekannt. Wilhelm II. will zu diesem Zeitpunkt
nur als deutscher Kaiser, nicht aber als
König von
Preußen auf den Thron verzichten.
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Um 12:30 Uhr tritt Max von Baden
als Reichskanzler zurück. Er übergibt die
Regierungsgeschäfte dem Sozialdemokraten
Friedrich Ebert.
Mit dieser Delegierung der Regierungsgeschäfte legte
der Kanzler des kaiserlichen Deutschland das
Schicksal des in Erosion befindlichen Reiches dem
Vorsitzenden der Partei in die Hände, die in den
1860er Jahren bekämpft worden war. Einer der
"vaterlandslosen Gesellen" sollte nun das Reich
retten.
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Friedrich
Ebert wurde im Jahr der
Kaiserkrönung (1871) in Heidelberg geboren. Er
absolvierte die Volksschule, lernte das
Sattlerhandwerk, ging auf die Walz und war von
1889 an Mitglied der SPD. In Bremen, wo Ebert
von 1891 an 14 Jahre blieb, wurde er zum
führenden Funktionär seiner Partei. Im Ersten
Weltkrieg gehörte er von Anfang an zu den
Vertretern des Burgfriedens und stimmte, wie
vier Fünftel seiner Fraktion, der Bewilligung
von Kriegskrediten zu.
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Philipp
Scheidemann: "Der Kaiser hat abgedankt. Er
und seine Freunde sind verschwunden. Über sie
alle hat das Volk auf der ganzen Linie gesiegt!"
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Philipp Scheidemann (26.7.
1865 - 29.11.1939)
1903 - 1918 und 1920 - 1933
Mitglied des Reichstags, 1911 - 1920 Mitglied
des Parteivorstands der SPD. Im ersten Weltkrieg
wurde Philipp Scheidemann neben Friedrich Ebert
zum anerkannten Führer der MSPD. Im Oktober 1918
tritt er als Staatssekretär im Kabinett des
Prinzen Max von Baden ein.
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Um 16 Uhr trifft der
revolutionäre Sozialist (Kommunist)
Karl
Liebknecht mit einer großen Gruppe von
Demonstranten vor dem Berliner Schloss ein. Vom
Balkon des Schlosses ruft er die
"freie
sozialistische Republik" in Anlehnung an das
sowjetische Rätemodell aus.
Seine Worte waren: "Der Tag der Freiheit ist
angebrochen. Nie wieder wird ein Hohenzoller diesen
Platz betreten. Heute steht eine unübersehbare Menge
begeisterter Proletarier an demselben Ort, um der
neuen Freiheit zu huldigen. Parteigenossen, ich
proklamiere die freie sozialistische Republik."
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Im Gegensatz zur
pragmatischen Mehrheits-SPD
setzte Karl Liebknecht, der
Anführer der Linkssozialisten, auf einen Umsturz
nach dem Vorbild der bolschewistischen
Oktoberrevolution. Er und seine Anhänger
forderten die Bildung einer Regierung der
Arbeiter- und Soldatenräte. Dieser Kurs wurde
allerdings von den meisten Sozialisten der
linken SPD-Abspaltung 'Unabhängige
Sozialdemokratische Partei Deutschlands'
(USPD) abgelehnt.
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Karl
Liebknecht (13.8.1871 - ermordet am 15.1.1919)
Für die SPD seit 1908 Mitglied
des preußischen Abgeordnetenhauses, seit 1912
des Reichstags. 1915 gehörte Liebknecht zu den
Gründern der Gruppe Internationale, aus der
später der Spartakusbund hervorging. 1916 wurde
er aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen. Am
1.5.1916 veranstaltete er eine öffentliche
Antikriegskundgebung und wurde zu vier Jahren
Zuchthaus verurteilt, im Oktober 1918 begnadigt.
- Ende 1918 war er an der Gründung der
Kommunistischen Partei Deutschlands beteiligt.
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Der letzte
Deutsche Kaiser
verbrachte nach seinem offiziellen Thronverzicht
nahezu 24 Jahre im Exil in den Niederlanden. Die
erste Station war Schloss Amerongen. Mitte 1920
verlegte er seinen Aufenthaltsort nach Doorn,
einem in der Provinz Utrecht gelegenen, von ihm
erworbenen Landsitz. Bis zu seinem Tod am 4.
Juni 1942 träumte Wilhelm II. von einer Rückkehr
auf den deutschen Kaiserthron.
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Zu den dringendsten Aufgaben
einer neuen Regierung gehörten die
Aufrechterhaltung der Versorgung und
die geordnete Rückführung der deutschen
Soldaten, die noch auf französischem
und belgischem Boden standen. Diese Aufgaben
bewegte auch die zaudernde USPD-Führung zusammen
mit der Mehrhheits-SPD eine Übergangsregierung,
den Rat der Volksbeauftragten,
zu bilden. Als oberster der überall im Reich
spontan gebildeten Arbeiter- und Soldatenräte
sollten seine sechs Mitglieder, drei
Sozialdemokraten (MSPD) und drei Sozialisten
(USPD), die Wochen bis zur Bildung einer
tatsächlich demokratisch legitimierten Regierung
bewältigen.
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Friedrich Ebert
(1871 -
1925), sozialdemokratischer Politiker, 1913
Parteiführer, 1918 Reichskanzler, 1919
vorläufig, 1922 endgültig Reichspräsident (bis
1925).
Friedrich-Ebert-Stiftung |
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Noch am Abend des
10. November
kommt es zu einem Bündnis der Sozialdemokratie
(Ebert, Noske) mit der Obersten Heeresleitung
(Hindenburg, Gröner) zur Unterdrückung der
linksradikalen Umsturzversuche.
Eberts Absicht ist es, die Dynamik
der Revolution zu kanalisieren.
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Friedrich Ebert
und seine Verbündeten im 'Rat der
Volksbeauftragten' wollten den Einfluss der
von Karl Liebknecht propagierten
Rätebewegung nach dem Vorbild Russlands
unbedingt eindämmen. Sie befürchteten einen
Bürgerkrieg, falls die
Linksradikalen
die Oberhand gewinnen sollten. Aus Furcht
vor einer bolschewistischen Bedrohung zog er
die Zusammenarbeit mit den
alten Mächten
vor. Gerhard Gröner, der Nachfolger
Ludendorffs in der Obersten Heeresleitung
(OHL), sicherte ihm willig die Unterstützung
des Heeres im Kampf gegen die
"bolschewistischen Aufrührer" zu.
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Als
führender Mann der Übergangsregierung
wollte Ebert über baldige freie Wahlen
den Weg zu einer parlamentarischen
Demokratie bahnen. Eine längerfristige
Revolutionsdiktatur kam für ihn nicht in
Frage.
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Der
Waffenstillstandsvertrag wurde zu einem
Zeitpunkt geschlossen, als es noch gar nicht zu
einer offenkundigen militärischen Niederlage
gekommen war. Die Front verlief immer noch auf
französischem und belgischem Gebiet. Das
Eingehen der deutschen Regierung auf eine
bedingungslose Kapitulation als
Voraussetzung für den Waffenstillstand war für
viele Deutsche unverständlich. So fiel es den
Nationalisten leicht, zu verkünden, die
Widerstandskraft sei durch
pazifistische und
bolschewistische Machenschaften geschwächt
worden. Die Worte, die der sozialdemokratische
Reichskanzler Friedrich Ebert vor den Truppen
sprach - die deutschen Truppen seien
"im
Felde unbesiegt" heimgekehrt - waren Wasser
auf die Mühle des nationalistischen und rechten
Lagers.
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Am
12. November verkündet
der Rat der Volksbeauftragten eine Reihe von
sozialpolitischen Maßnahmen:
8-Stunden-Tag bei vollem Lohnausgleich,
Aufhebung der Gesindeordnung, Koalitionsfreiheit.
Die Gewerkschaften werden als Alleinvertreter der
Arbeiterschaft anerkannt (kollektive Regelung der
Lohnfragen durch Tarifverträge),
Arbeitnehmervertretungen in mittleren und größeren
Betrieben. Deutschland modernisierte sich
stärker als je zuvor seit 1871.
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Am
5. Juli 1919 war in Nürnberg der
'Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund'
(ADGB) als Spitzenorganisation der freien
Gewerkschaften gegründet worden.
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Neben dem durch
freie Wahlen gekennzeichneten
'parlamentarischen Modell' stand bis zum
19.Dezember das 'Rätemodell' nach dem Vorbild
Russlands zur Diskussion. Karl
Liebknecht und seine radikalen Anhänger
setzten weiterhin auf einen gewaltsamen Umsturz,
fanden jedoch nicht einmal bei den Arbeiter- und
Soldatenräten nennenswerte Unterstützung. Als
die Vertreter für den Reichskongress der
Räte in Berlin gewählt wurden, gewannen
SPD-nahe Delegierte drei Fünftel aller Mandate;
Liebknecht dagegen erhielt nicht einmal genügend
Stimmen, um offiziell teilnehmen zu dürfen.
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Am
11. Februar 1919 wählte die in
Weimar tagende Nationalversammlung
Friedrich Ebert,
den Vorsitzenden der Revolutionsregierung, zum
Reichspräsidenten. In seiner Dankesrede versprach der
sozialdemokratische Parteivorsitzende, das Amt "als der
Beauftragte des ganzen deutschen Volkes ..., nicht als
Vormann einer einzigen Partei" wahrzunehmen.
Andererseits unterstreicht er sein Herkunft: "Ich bekenne
aber, dass ich ein Sohn des Arbeiterstandes bin,
aufgewachsen in der Gedankenwelt des Sozialismus, und dass
ich weder meinen Ursprung noch meine Überzeugung jemals zu
verleugnen gesonnen bin." Ebert und seine
Sozialdemokraten verfolgten ein bürgerliches Ziel: Sie
erstrebten eine parlamentarische Demokratie,
sie wollten keinen Rätesozialismus, von dem
sie annahmen, dass er wie in Russland geradewegs in eine
Parteiendiktatur führen würde. Dafür zahlten sie einen hohen
Preis: Sie hielten die alten Gegner der Demokratie an der
Macht.
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Ausrufung der Republik
Weimarer Nationalversammlung
Weimarer Verfassung
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Die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs
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Landabtretungen:
Deutschland verliert durch Landabtretungen im
Westen, Norden und Osten 13 Prozent seines Gebietes
und ein Achtel seiner Bevölkerung (6,4 Millionen,
davon 3,4 Millionen Deutsche), 30 Prozent seiner
Steinkohlenförderung und 75 Prozent seiner
Erzerzeugung. Im Osten verliert es die
landwirtschaftlich ertragreichsten Gebiete.
Oberschlesien und der größte Teil Westpreußens
fielen an den wieder erstandenen polnischen Staat.
Die Stadt Danzig, zu neunzig Prozent deutsch, wurde
zu einer "Freien Stadt", einem Freistaat unter dem
Schutz des Völkerbundes. Da Polen einen Zugang zur
Ostsee haben sollte, bekommt es einen Korridor, der
Ostpreußen von Deutschland trennt. Im Westen wird
Elsass-Lothringen an Frankreich zurückgegeben.
Verzicht auf Kolonien.
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Das
Saargebiet
sollte für 15 Jahre dem Völkerbund (siehe unten)
unterstellt werden. Danach war eine
Volksabstimmung über die Zugehörigkeit der
Saarbewohner vorgesehen.
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Reparationen: Die
Amerikaner schlagen eine Begrenzung auf 25
Milliarden Dollar vor; England und Frankreich
glaubten 300 Milliarden Goldfrancs erzwingen zu
können. Da man sich nicht einigen kann, soll eine
Reparationskommission die endgültige Höhe der
deutschen Zahlungen festsetzen. Neben Barzahlungen
sollen auch Sachleistungen erfolgen.
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Rheinlandbesetzung: Als Sicherheit für die
Ausführung des Vertrags bleibt das linke Rheinufer
in drei Zonen (Köln, Aachen-Koblenz,
Trier-Pfalz-Mainz) auf 5, 10 und 15 Jahre besetzt.
Das Rheinland wird "entmilitarisiert".
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Die
Empörung
über den Friedensvertrag war in Deutschland in
allen politischen Lagern anzutreffen. Es war
unübersehbar, dass der Vertragstext eine
französische Handschrift trug. Selbst wenn
Frankreich seine Maximalforderungen nicht
durchsetzen konnte, war es ihm doch gelungen, das
seit der Reichsgründung bestehende
Übergewicht
des Deutschen Reiches in Europa zu beschneiden.
Die Reparationen sowie verschiedene Beschränkungen
im Außenhandel dienten dem Ziel Frankreichs, auch
der Wirtschaftspolitik Deutschlands keine
unkontrollierte Entfaltungsmöglichkeit zu geben.
Nimmt man die sicherheitspolitischen Bestimmungen
des Versailler Vertrags hinzu (vorübergehende
Besetzung und dauernde Entmilitarisierung des
Rheinlands, Obergrenze für das deutsche Militär,
Verbot der allgemeinen Wehrpflicht), so führte der
Vertrag zur Vorherrschaft Frankreichs in
Europa.
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Nur wenige
Kabinettsmitglieder, darunter Matthias
Erzberger, hatten sich für die
Unterzeichnung des Vertrags von Versailles
ausgesprochen. Große Teile der
öffentlichen Meinung in Deutschland empfanden
dieses Votum für die Annahme des 'Schanddiktats'
als Verrat. Weite Kreise des rechten
Spektrums projizierten ihre
Enttäuschung über den faktisch verlorenen Krieg
und das Ende der Monarchie auf die Person
Matthias Erzberger. Der deutschnationale
Bankier Karl Helfferich veröffentlichte
in der konservativen "Kreuzzeitung" eine
Artikelserie unter dem Rubrum "Fort mit
Erzberger". Dessen Name werde "für alle Zeit mit
Deutschlands Schmach unlösbar verbunden sein".
Er nannte ihn "Reichsverderber", beschuldigte
ihn der Bestechlichkeit, moralischer
Verkommenheit und gewohnheitsmäßiger
Unwahrhaftigkeit. Helfferichs publizistische
Anklage stieß auf starke Resonanz im Bürgertum
bis in die Kreise des rechten Zentrums.
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Alle Regierungen
der Weimarer Republik erklärten die
Revision des
Versailler Vertrags zu ihrem außenpolitischen
Hauptziel. Der Spielraum der deutschen Außenpolitik
war nach dem Ersten Weltkrieg größer geworden: der
deutsch-britische Gegensatz war nicht mehr
vorhanden, ebenfalls nicht mehr die Gefahr einer
Bedrohung durch zwei Fronten, die Ostpolitik war
nicht mehr von der Zustimmung der Sowjetunion
abhängig.
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Trotz der ihm auferlegten Lasten
blieb das deutsche Reich ein hoch industrialisiertes
Land. Es blieb zugleich das bevölkerungsreichste
Land Europas. Ein Wiederaufstieg in den Kreis der
Großmächte war keineswegs ausgeschlossen.
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Im Versailler Friedensvertrag
wurden die Deutschen als die
Alleinschuldigen am Ausbruch des Ersten
Weltkriegs ausdrücklich festgeschrieben (Artikel
231)
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Seit dem Erscheinen von
Christopher Clarks Buch "Die Schlafwandler -
Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog"
ist diese einseitige Schuldzuweisung nicht
mehr haltbar. Noch im Juli 1914 plante, so
schreibt Clark, "keine einzige
europäische Großmacht den Beginn
eines Aggressionskriegs. Ein Präventivkrieg
war nie Bestandteil einer politischen Linie
geworden." Auch der deutsche Reichskanzler
Bethmann Hollweg
wollte keinen Krieg
auslösen, wollte einem Krieg aber auch nicht
aus dem Wege gehen,
sollten die
Russen ihn anstreben. Er akzeptierte den
Krieg, solange er überzeugt war, dass er vom
Gegner kam. Die deutsche Regierung
befürwortete zwar eine Strafaktion
Österreichs gegen Serbien, meinte aber, es
handele sich um einen lokalen Konflikt. Dies
war ein folgenschwerer Irrtum. Als Russland
mobil machte flehte
Kaiser Wilhelm
II. in mehreren Telegrammen den
Zaren, seinen Verwandten, die Mobilmachung
rückgängig zu machen, aber in St. Petersburg
gewannen die zum Krieg treibenden Kräfte die
Oberhand. Die die deutschen Militärs nun
Handlungszwang sahen, erklärte das Reich
Russland den Krieg. Clark gelingt es diesem
lesenswerten Buch (896 Seiten) deutlich zu
machen, wie Menschen, die damals an der
Macht waren, Entscheidungen trafen, die auch
anders hätten ausfallen können. Der
Kriegsausbruch, so schreibt Clark,
"eine Tragödie, kein Verbrechen".
Das bedeute aber nicht, "die kriegerische
und imperialistische Paranoia der
österreichischen und deutschen Politiker
kleinzureden". Aber diese Paranoia habe es
auf allen Seiten gegeben:
"Die
Krise, die 1914 zum Krieg führte, war die
Frucht einer gemeinsamen politischen
Kultur."
-
In
Deutschland wird gegen die
"Kriegsschuldlüge" Front gemacht, die
wahren Ursachen der Niederlage werden verdrängt. Die
rechten Parteien beschimpfen die Demokraten als
"Vaterlandsverräter" und sprechen
die kaiserliche Regierung von jedem Versagen frei.
Auch die SPD spricht vom "Friedensdiktat"
von Versailles, sieht aber auch die Verantwortung
bei "dem ehemaligen Kaiser Wilhelm und seinem
System" ("Vorwärts" vom 17, Juni 1922). Ernsthafte
Versuche, die Ursachen des Kriegsausbruchs zu
erforschen, gibt es in den öffentlichen Debatten der
Weimarer Republik nur vereinzelt. Parlament,
Regierung und Verwaltung vermeiden eine
gewissenhafte Untersuchung. So bieten sie den
Republikfeinden eine willkommene Angriffsfläche für
eine wirkungsvolle Propaganda gegen die Weimarer
Republik.
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Die politische Landkarte war am
Ende der Friedensverhandlungen nach dem ersten
Weltkrieg völlig verändert. Die Zahl der Staaten
hatte sich beträchtlich erhöht, vor allem durch den
Zerfall der Habsburger Doppelmonarchie und
die Niederlage Russlands.
Polen war
wiedererstanden, da die drei Mächte, die es zuvor
unter sich aufgeteilt und besetzt hatten, zu den
Verlierern gehörten. Böhmen, Mähren und die Slowakei
wurden zur Republik Tschechoslowakei vereint.
Auf dem Balkan entstand als Nachfolger des kleinen
Serbien das viel größere
Jugoslawien, das
mehrere Völker umfasste, von denen Serben und
Kroaten die dominierenden waren. Im Nordosten wurden
aus der Konkursmasse des Zarenreichs drei
unabhängige baltische Republiken gebildet.
Finnland war jetzt ein eigenständiger Staat. Von
der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn blieb nur eine
kleine deutschsprachige Republik mit der Hauptstadt
Wien. Leitgedanke für die Neuordnung der Staaten war
die Selbstbestimmung nach dem Nationalitätenprinzip.
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Die
Völkerbundsakte sieht einen
Völkerbundsrat
vor, der aus fünf ständigen Vertretern der großen
Mächte und neun periodisch aus der Zahl der kleinen
Staaten gewählten Vertretern besteht, sowie einer
Völkerbundversammlung mit gleichen Stimmrecht
aller Mitgliedsstaaten. Für Beschlüsse beider
Gremien ist Einstimmigkeit vorgeschrieben.
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Ausrufung
der Republik Ergebnisse Erster
Weltkrieg Weimarer Verfassung
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Struktur der Parteien in der
Weimarer
Nationalversammlung im Jahr 1919
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- Die Gesellschaft in Deutschland war in
soziale Gruppen getrennt, die durch gemeinsame
Lebensführung zusammengehalten wurden. Solche soziale
Gruppen konnten das Wählerpotential für eine Partei
darstellen.
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Die Anhänger des
parlamentarischen Regierungssystems - die
'Demokraten' - waren in
vier Parteien organisiert: Mehrheitssozialdemokraten (MSPD),
Deutsche Demokratische Partei (DDP), Zentrum, Bayerische
Volkspartei (BVP).
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Das
'Zentrum' und die
'Bayerische Volkspartei' (BVP)
vertraten das
katholische Milieu. Unter der Führung
Matthias Erzbergers
bekannte sich das
Zentrum
zum republikanischen Verfassungsstaat. Die Partei
trat für die Rechte der katholischen Kirche und den
Erhalt der Länder ein. Schwerpunkt war die
Kulturpolitik (Forderung nach Einrichtung von
Konfessionsschulen!).
Der
linke Flügel der Partei trat innenpolitisch für den
Ausbau des Sozialstaats und für die Verständigung
mit den Siegermächten ein. Der rechte Flügel vertrat
eine revisionistische, nationalbetonte
Außenpolitik. Hochburgen des Zentrums waren die
Städte Köln, Aachen, Koblenz und Trier. Die
Wählerschaft der BVP lag insbesondere in
Niederbayern und in der Oberpfalz.
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Matthias Erzberger
(*
1875 † 1921,
ermordet)
Mitglied des Reichstags 1903 -
1918 (Zentrum), Leiter der Delegation, die am
11.11.1918 den Vertrag über den Waffenstillstand
mit den Westmächten unterzeichnete,
Reichsminister der Finanzen vom Juni 1919 bis
März 1920.
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Im April 1917
hatte sich der linke, marxistische Flügel
der Sozialdemokratischen Partei in der
'Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei'
(USPD) wegen der unterschiedliche Haltung zu
den Kriegskrediten abgetrennt. Die USPD lehnte
eine demokratische Ordnung ab. Bei den Wahlen
zur Nationalversammlung 1919 erreichte die MSPD
37,9, die USPD 7,6 Prozent der Stimmen.
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Die
Deutsche Demokratische
Partei (DDP)
wurde im November 1918 mit
dem Ziel gegründet, die liberalen Kräfte zu sammeln.
Die Partei ging aus der früheren
'Fortschrittlichen Volkspartei' (FVP) und dem
linken Flügel der Nationalliberalen
hervor und
siedelte sich im linksliberalen politischen Spektrum
an. Sie forderte die strikte Trennung von Staat und
Kirche, eine Begrenzung des staatlichen Einflusses
auf die Wirtschaft sowie die Abschaffung
wirtschaftlicher Monopole und strebte einen
Ausgleich zwischen Kapital- und Arbeiterinteressen
an.
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Die DDP vertrat
kein Milieu. Ihre Wähler waren überwiegend
bürgerlich, lebten in einer Stadt und waren
protestantisch. Darüber hinaus konnten 1919 auch
Wähler aus dem landwirtschaftlichen Bereich
gewonnen werden. Bei den Wahlen am 19. Januar
1919 erhielt die DDP 18,6 Prozent der Stimmen.
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Die Anhänger des
konstitutionellen
(monarchischen) Regierungssystems waren aus Parteien
hervorgegangen, die früher die klassischen
Regierungsparteien des alten Regimes bildeten
(Monarchisten). Die Verfassung von 1871 hatte es dieser
Gruppe bis 1918 gestattet, zu regieren, ohne die Mehrheit im
Parlament zu haben.
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Deutschnationale Volkspartei
(DNVP). Diese im November
1918 gegründete Partei bestand aus den
'Konservativen'. Der Schwerpunkt ihres Programms lag
in der Wiederherstellung der Monarchie. Die
DNVP war extrem nationalistisch; eine demokratische
Verfassung wurde abgelehnt. Sie vertrat die
wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der
ostelbischen Großgrundbesitzer und der
Großindustrie. Bei den Wahlen zur
Nationalversammlung am 19. Januar 1919 erhielt die
DNVP 10,3% der Stimmen.
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Die
Deutsche Volkspartei (DVP)
war Ende 1918 aus dem rechten Flügel der
Nationalliberalen Partei und einzelnen Mitgliedern
der Fortschrittspartei hervorgegangen. Als Partei
der Schwerindustrie vertrat sie vornehmlich
die Interessen des Großindustrie und des national
gesinnten gewerblichen Mittelstands. Politisch noch
stark der Gedankenwelt des Obrigkeitsstaates
verhaftet, befürwortete die DVP den Aufbau einer
starken Zentralgewalt. Außenpolitisch strebte
sie eine Revision des Versailler Vertrages an.
Anfangs des Jahres 1919 noch monarchistisch und
nationalistisch gesinnt, arrangierte sich die DVP
unter der Führung von Gustav Stresemann
zunehmend mit dem demokratischen System und
schwenkte auf den Kurs der Verständigung mit den
Siegermächten ein. Bei den Wahlen zur
Nationalversammlung am 19. Januar 1919 erhielt die
DVP 4,4 Prozent der Stimmen.
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Gustav Stresemann (* 1878, † 1929)
1907-1912 und 1914 - 1918
Abgeordneter der Nationalliberalen Partei im
Reichstag, 1917 Fraktionsvorsitzender, 1918
Gründer der rechtsliberalen Deutschen
Volkspartei, 1919 Mitglied der Weimarer
Nationalversammlung und ab 1920 Abgeordneter des
Reichstags als Fraktionsvorsitzender seiner
Partei. Im August 1923 wurde Stresemann
Reichskanzler und Außenminister einer großen
Koalition. Sturz seiner Regierung am 22.11.1923,
danach bis zu seinem Tod Außenminister
verschiedener Koalitionsregierungen.
Bildarchiv Preußischer
Kulturbesitz BPK, Berlin |
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Die USPD hatte sich 1917
aus dem pazifistischen Flügel der SPD nach heftigem
Streit über die Haltung zum Krieg gebildet. Die von ihr
organisierten Massenstreiks gegen schlechte
Lebensmittelversorgung und Fortführung des Kriegs
verschafften der Partei Anhänger in jenen Teilen der
sozialistischen Arbeiterschaft, die der MSPD wegen ihrer
Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Parteien "Verrat am
Sozialismus" vorwarfen.
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Die
'Kommunistische Partei
Deutschlands' (KPD) wurde am 30. Dezember 1918 vom
'Spartakusbund' unter Führung von
Rosa Luxemburg und
Karl Liebknecht gegründet. Die KPD war ein Produkt
der russischen Revolution, die ihr großes Vorbild war. Ihre
erklärten Ziele waren der Sturz der Regierung und die
Errichtung der "Diktatur des Proletariats". Diese
Ziele sollten nicht mit parlamentarischen, sondern mit
revolutionären Mitteln erreicht werden.
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Zu Kriegsende waren die
'Spartakisten' ist isoliert. Sie spalteten sich
von der USPD ab und gründeten die
"Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD).
Anfang Januar 1919 geriet die Lage in Berlin außer
Kontrolle, nachdem der Rat der Volksbeauftragten
unter Führung von Friedrich Ebert (SPD)
verfügt hatte, das USPD-Mitglied Emil Eichhorn
als Polizeipräsident von Berlin abzusetzen.
Daraufhin traten eine halbe Million Arbeiter in den
Streik und gingen auf die Straße. Ebert
ließ den Aufruhr gewaltsam unterdrücken und bediente
sich dazu des aus demobilisierten Soldaten bestehenden,
paramilitärischen Freikorps. Am 14.
Januar veröffentlicht Rosa Luxemburg
ihren letzten Artikel mit dem Titel 'Die Ordnung
herrscht in Berlin'. Tags darauf wurde sie von
Freikorpssoldaten festgenommen und ermordet. Ihre Leiche
wurde in den Landwehrkanal geworfen.
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Am
19. Januar 1919 gaben zum
ersten Mal in der deutschen Geschichte Frauen und Männer
gleichberechtigt ihre Stimmen ab, um nach dem Untergang der
Monarchie die neue Volksvertretung
(Verfassungsgebende Versammlung / Nationalversammlung) aus
der Taufe zu heben. Die gemäßigte Sozialdemokratie (MSPD)
geht mit Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei
(DDP) die so genannte Weimarer Koalition ein. Am
6. Februar 1919 beginnen die Abgeordneten des Parlaments
ihre Arbeit.
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Die Demokraten (MSPD, DDP und Zentrum) erhielten 76,1
Prozent der abgegebenen Stimmen; auf die
Monarchisten
(DNVP und DVP) entfielen nur 14,7 Prozent. Die
Monarchisten hatten im Oktober 1918 die Staatgewalt an
die Demokraten verloren; dieses Ergebnis wurde bei den
Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung bestätigt.
(Schon 1884 hatten die Demokraten die Mehrheit; neu war,
dass sie nun die Regierung bilden konnten!)
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Ausrufung der Republik
Ergebnisse Erster Weltkrieg
Weimarer Nationalversammlung
Weimarer Verfassung
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Die Weimarer Verfassung
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Die Weimarer Verfassung wird nach langen
Auseinandersetzungen am 31. Juli 1919 in der
Nationalversammlung mit der Mehrheit von SPD, Zentrum und
DDP verabschiedet (262 Stimmen). Dagegen stimmen die USPD, die
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) sowie die Deutsche
Volkspartei (DVP), insgesamt 75 Stimmen. Am 11. August
1919 unterzeichnete Friedrich Ebert,
der frisch gewählte Reichspräsident, während seines Urlaubs
in Schwarzberg (im Thüringer Wald) die Weimarer
Verfassung. Die Verfassung trat dadurch in Kraft -
der Grundstein für die erste Demokratie auf deutschem Boden
war gelegt.
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Die Weimarer
Reichsverfassung beruht wesentlich auf dem
Entwurf des Staatsrechtlers
Hugo Preuß
(* 1860, † 1925). Er stammte aus der jüdischen
bürgerlichen Oberschicht Berlins. Als Politiker
gehörte Preuß zum Linksliberalismus. Seine
demokratisch-liberalen Grundsätze
verteidigte er auch in der Revolution. Bereits
am 14. November 1918 verfasste er im "Berliner
Tageblatt" einen regierungskritischen Artikel,
in dem er die Beteiligung
bürgerlich-liberaler Demokraten an der Regierung
verlangte. Friedrich Ebert
ernannte Preuß am 15. November zum Leiter des
Reichsamts des Inneren. Damit war er für die
Wahlen zur Nationalversammlung und den Entwurf
der neuen Verfassung verantwortlich. Die
Grundelemente der politischen Struktur
des neuen Reiches (starke Stellung des
Reichstags, duale Exekutive mit einem vom Volk
gewählten Reichspräsidenten und einem vom
Reichstag bestätigten Reichskanzler) entsprachen
den Überlegungen von Hugo Preuß.
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Hugo
Preuß
(*1860, † 1925), deutscher Jurist, einer
der 'Väter' der Weimarer Reichsverfassung |
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Im
Mittelpunkt steht der "in allgemeiner,
gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl"
vom Volk gewählte Reichstag (Art. 22). Die
Abgeordneten des Reichstag sind "nur ihrem
Gewissen unterworfen und an Aufträge nicht
gebunden (Art. 21)
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Grundrechte schützen Recht und Freiheit
der Persönlichkeit, der Kirchen und der
sozialen Gruppen. Grundrechte waren:
Freizügigkeit (Art. 111), Freiheit der
Person (Art. 114) und der Wohnung (Art.
115), Kommunikationsfreiheit (Art. 117),
Meinungsfreiheit (Art. 118), Versammlungs-
(Art. 123) und Vereinigungsfreiheit
(Art.124), Glaubens- (Art. 135) und
Wissenschaftsfreiheit (Art. 142), Freiheit
des Eigentums bei gleichzeitiger
Sozialbindung (Art. 153). Auch die
Rechtsgleichheit aller Art (Art. 110) wird
garantiert, ebenso die Gleichheit von
Frauen. Hinzu kamen soziale Rechte.
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Der
Reichstag nimmt als demokratische
Vertretung der Nation die entscheidende
Machtstellung ein. Er entscheidet über
Gesetzgebung, Bewilligung von Geldmitteln
sowie über Krieg und Frieden. Bei der
Gesetzgebung hat der Reichstag allerdings
kein Initiativrecht. Gegenüber der
Reichsregierung hat der Reichstag das Recht,
ein Misstrauensvotum auszusprechen
und sie damit zu stürzen. Der Rücktritt
eines Ministers kann vom Parlament erzwungen
werden.
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Der
Reichspräsident wird unmittelbar vom
Volk auf sieben Jahre gewählt (Art. 41). Er vertritt
das Reich nach außen, ernennt und entlässt
die obersten Reichsbeamten, führt den
Oberbefehl über die Streitkräfte und besitzt
ein Notverordnungsrecht
(Art. 48) zur
Sicherung des inneren Friedens. Aufgrund des
Notverordnungsrechts hat der Reichspräsident
verdeckte legislative Befugnisse. Die
Notverordnungen müssen allerdings vom
Reichstag nachträglich gebilligt werden. Der
Reichspräsident ernennt den Reichskanzler
und die Reichsregierung. Außerdem kann er
den Reichstag auflösen. Die Neuwahlen müssen
innerhalb von 60 Tagen stattfinden
(innerhalb des Zeitraums von der Auflösung
des Reichstags bis zu den Neuwahlen kann der
Reichspräsident Notverordnungen ausgeben).
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Aufgrund der weitgehenden
exekutiven Befugnisse des
Reichspräsidenten ist die 'Weimarer
Republik' keinesfalls eine
'vollkommene' Demokratie. Der Grund für die
Bündelung der Kompetenzen in der
Hand des Reichspräsidenten liegt
wohl darin, dass man, den Wirren der
Zeit entsprechend, einen 'ruhenden
Pol' (einen Ersatzkaiser) suchte,
der die Interessengegensätze zu
einer Einheit verband.
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Die
Machtfülle
des Reichspräsidenten muss sich
nicht unbedingt zum Nachteil der
parlamentarischen Demokratie
auswirken. Solange ein
republiktreuer Politiker wie
Friedrich Ebert (er war am 11.
Februar 1919 zum vorläufigen
Reichspräsidenten gewählt worden) an
der Spitze des Staates stand, war
kein solcher Nachteil zu befürchten.
- Was aber geschieht, wenn ein Mann
aus der alten Führungsschicht das
Amt des Reichspräsidenten übernimmt?
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Friedrich Ebert
ging es
um Ausgleich in mehrfacher
Hinsicht: zwischen
sozialdemokratischer
Arbeiterbewegung und
demokratischem Bürgertum,
zwischen Neuordnung und
Bewahrung, zwischen Reich und
Ländern. Er verstand sein Amt
immer als Teil und nicht als
Gegenpol der Regierung. In das
politische Tagesgeschäft wollte
Ebert so wenig wie möglich
eingreifen. Seine Rolle sah er
vielmehr als Hüter der
Verfassung und als Bewahrer der
demokratischen Ordnung.
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Die
Streitkräfte und die
Einkünfte aus der
Einkommens- und Vermögenssteuer gehen auf
das Reich über.
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Neben dem Reichstag steht
der Reichsrat als "Vertretung
der deutschen Länder bei der Gesetzgebung
und Verwaltung des Reiches" (Art.
60).
Mit Zweidrittelmehrheit
kann er vom Reichstag überstimmt werden. Die
Zustimmung des Reichsrats muss nicht bei
jedem Gesetz eingeholt werden. Die
tatsächliche Mitwirkung des Reichsrats an
der Gesetzgebung ist weit gehend zu
vernachlässigen.
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"Kein Land" durfte im
Reichsrat mehr als zwei Fünftel aller
Stimmen führen (Art. 61). Preußen büßte
so seine beherrschende Stellung in der
Ländervertretung ein. Sein Einfluss auf
die Reichspolitik war bei weitem nicht
mehr so groß wie zu Zeiten des
Kaiserreichs.
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Die Staatskirche
wurde abgeschafft. Es entstand ein umfangreiches
Regelungswerk, das auf Religionsfreiheit,
der weltanschaulichen Neutralität des
Staates und der Selbstbestimmung
aller Religionsgemeinschaften beruht.
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Kirche und Staat betrachten sich
als selbständige, gleichberechtigte Partner.
Die Kirchen sind als Körperschaften des öffentlichen
Rechts befähigt, wie natürliche Personen Träger von
Rechten und Pflichten zu sein.
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Die Kirche unterstützt den Staat
beim Schutz der ethischen Grundwerte sowie im
sozialen und kulturellen Bereich.
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Ausrufung der
Republik
Ergebnisse
Erster Weltkrieg
Weimarer Nationalversammlung
Weimarer
Verfassung
Ergebnisse
Erster Weltkrieg
Weimarer Nationalversammlung
Weimarer
Verfassung
Literaturhinweise
Württemberg 1918-1933
Köngen 1918-1933 (exemplarisch für ein Dorf)
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Geschichte
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Allen
Schülern und Studenten, die gerade eine Prüfung
zu bestehen
haben, wünschen wir viel Erfolg. Wir drücken auch die
Daumen für diejenigen, die eine Klausur schreiben müssen oder
eine Hausarbeit bzw. Referat anzufertigen haben.
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Literaturhinweise
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Bracher,
Karl Dietrich
|
Die Krise
Europas 1917 - 1975 (=Propyläen Geschichte Europas 6.).
Berlin 1976 (aktualisierte Ausgabe Berlin 1998).
|
Clark, Christopher
|
Die Schlafwandler - Wie Europa in den
Ersten Weltkrieg zog. München 2013
|
Duppler,
Jörg/Groß, Gerhard P. (Hrsg.
|
Kriegsende
1918. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. München 1998.
|
Hildebrand, Klaus
|
Das Deutsche
Reich und die Sowjetunion im internationalen System 1918
- 1932. Wiesbaden 1977.
|
Kolb,
Eberhard
|
Die Weimarer
Republik (Oldenbourg Grundriß der Geschichte 16). 6.
Aufl. München 2002.
|
Krüger,
Peter
|
Die
Außenpolitik der Republik von Weimar. 2. Auflage.
Darmstadt 1993.
|
Krumeich,
Gerd (Hrsg.)
|
Versailles
1919. Ziele - Wirkung - Wahrnehmung. Essen 2001
|
Mai,
Gunther
|
Europäische
Geschichte 1918 - 1939. Mentalitäten, Lebensweisen,
Politik zwischen den Kriegen. Stuttgart 2001.
|
Möller,
Horst
|
Europa
zwischen den Weltkriegen (Oldenbourg Grundriß der
Geschichte 21). München 1998.
|
Mommsen,
Hans
|
Aufstieg und
Untergang der Republik von Weimar 1918 - 1933.
|
Schulz,
Gerhard
|
Revolutionen
und Friedensschlüsse 1917 - 1920. 6. Auflage. München
1985.
|
Wirsching,
Andreas
|
Vom Weltkrieg
zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland
und Frankreich 1918 - 1933/39. Berlin und Paris im
Vergleich. München 1998.
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Stand: 16.01.2022
Copyright © 2022 Geschichts- und Kulturverein Köngen
e.V.
Autor: Dieter Griesshaber
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Datenschutzhinweis
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