Kaiser Augustus 27-14

 

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Die Römer in Südwestdeutschland

Der Untergang der römischen Republik und die Regierungszeit des Kaisers Augustus (44 v.Chr. - 14 n. Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Domitian, Nerva und Trajan (81 - 117 n. Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Hadrian und Antoninus Pius (117 - 161 n.Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Marc Aurel und Commudus (161-192 n.Chr.)

Der Aufbau des römischen Staats

Das Heer während der römischen Kaiserzeit

Römische Religion und Philosophie

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Entwicklung des Christentums von Kaiser Konstantin I. bis zum Untergang des weströmischen Reiches (306 - 476)

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Römische Kaiser 81 -117    Römische Kaiser 117 - 161    Römische Kaiser 161 -192     


Der Kampf um die Herrschaft


  • Herkunft, Jugend und Laufbahn bis zur Ermordung Cäsars 44 v. Chr.

  • Der spätere Kaiser Augustus wurde am 23.9.63 v. Chr. als Gaius Octavianus (Octavian) geboren. [Den Namen 'Augustus' (der Erhabene) gab ihm 27 v. Chr. der römische Senat]. Sein gleichnamiger Vater, der aus einer plebejischen Familie stammte, war Senator und Prätor. Er starb, als Octavian vier Jahre alt war. Die Mutter Octavians, Atia, war eine Tochter von Cäsars Schwester Julia.

Hinweis: Die Aufgaben der hohen Staatsbeamten (Konsul, Aedil, Volkstribun, Quästor, Prätor, Prokonsul, Konsul, Zensor) und der Beschlussorgane (Senat, Kurienversammlung, Zenturienversammlung,  Versammlung der Plebs, Volksversammlung) in der Zeit der Republik haben wir auf der Seite 'Der römische Staat' beschrieben.

 
 

Augustus (lat. = der Erhabene), Ehrenname des Gaius Octavianus (Octavian), römischer Kaiser von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr., * 23.9.63 v. Chr. in Velitrae, † 19.8. 14 n. Chr. in Nola.

Bildquelle: Nationalmuseum Syrakus

 
  • Im Alter von 12 Jahren hält Octavian seine erste öffentliche Rede, die Leichenrede zu Ehren seiner Großmutter Julia. Zur gleichen Zeit hatte Julius Caesar den Gallischen Krieg (58 - 51 v. Chr.) erfolgreich beendet.
 
  • Octavian beteiligte sich am Spanienfeldzug Cäsars (46 v. Chr.). Bei dem von Caesar für das Jahr 44 v. Chr. geplanten Feldzug gegen die Parther sollte er ein hohes Kommando erhalten.
  • Der achtzehnjährige Octavian erfährt in seinem Studienort Apollonia (im heutigen Albanien) von der Ermordung Cäsars (März 44 v. Chr.). Während seiner sofortigen Rückkehr nach Rom wird ihm mitgeteilt, dass Caesar ihn testamentarisch adoptiert hatte. Aus moralischen Gründen fühlt er sich verpflichtet, das Erbe Cäsars anzunehmen und die Ermordung seines Verwandten zu rächen.

  • In Rom angekommen, musste sich Octavian mit Marcus Antonius, einem alten militärischen Mitstreiter Cäsars,  und mit Marcus Aemilius Lepidus, seit Cäsars Tod im Amt des Operpriesters (pontifex maximus), auseinandersetzen. Im Kampf um die Macht hatten beide gute Ausgangspositionen. Cäsars Mörder (Brutus, Cassius u. a.) hatten für ihr weiteres Vorgehen kein Konzept und spielten im Kampf um die Staatsgewalt bald keine Rolle mehr. Sie waren der Meinung gewesen, dass sich mit dem Tod des 'Tyrannen' die alte Freiheit von selbst wieder herstellen würde. Da Brutus und Cassius noch keine Konsuln gewesen waren, standen sie nach römischer Vorstellung nicht in der vordersten Reihe der politischen Elite. Außerdem besaßen beide keine herausragenden Führungsqualitäten.

  • Marcus Antonius war 44 v. Chr. zusammen mit Caesar Konsul, besaß also legitimierte Staatsgewalt. Nach Cäsars Ermordung bemächtigt er sich der Staatskasse und des Nachlasses von Caesar. Seine berühmte Leichenrede am 20. März endet mit einer Ovation des 'Volkes' für den ermordeten Herrscher und vertreibt die Cäsarmörder aus Rom. Er bemüht sich, Octavian an der Übernahme von Cäsars Erbe zu hindern. Seine Willkürherrschaft macht ihn jedoch bei der Senatsmehrheit, besonders bei dem Politiker und Philosophen  Cicero (106 - 43 v. Chr.) verhasst.

 
  Marcus Antonius, römischer Staatsmann, * 82 v. Chr., † 30 v. Chr.

  • Octavians Versuch, von Antonius die Herausgabe von Cäsars Vermögen zu erreichen, misslang. Unter Einsatz seines Privatvermögens zahlte er jedem Mitglied der städtischen Plebs (der Unter- und Mittelschichten Roms) die von Caesar in seinem Testament versprochene Erbschaft in Höhe von 300 Sesterzen aus. Außerdem ließ er zu Ehren seines Adoptivvaters die von diesem eingerichteten "Siegesspiele" (gewidmet der Göttin Victoria) veranstalten, nicht zuletzt aus dem Grund, das Volk für sich zu gewinnen.

  • Der militärische Sieg Octavians über Antonius in Mutina (43 v. Chr.)
 
  • Antonius schikanierte Octavian, wann immer er konnte, so dass im Verlauf eines Vierteljahres ein offenes Zerwürfnis ausbrach, bei dem es auch zu Tätlichkeiten kam. Beide Kontrahenten verließen im Oktober 44 v. Chr. Rom, um Unterstützung beim Militär zu suchen.

  • Antonius ging in seiner Funktion als militärischer Magistrat nach Brundisium, um dort das Kommando über vier Legionen zu übernehmen. Er musste feststellen, dass Octavian diesen Truppen bereits ein hohes Geldgeschenk für den Fall ihres Einsatzes auf seiner Seite versprochen hatte. Die Meuterei konnte Antonius nur mit der Strenge des Disziplinarrechts unterbinden.

  • Octavian stellte aus Veteranen, die in Kampanien angesiedelt waren, ein Heer zusammen. Darunter befanden sich zahlreiche ehemalige Anhänger Cäsars. Da er nicht wie Antonius Staatsbeamter, sondern lediglich Privatmann war, hatte er dazu keine Berechtigung. Ein paar Wochen später liefen zwei der von Brundisium nach Norden in Marsch gesetzten vier Legionen des Antonius zu dem irregulären Heer des Octavian über.

  • Die Heere von Octavian und von Antonius rückten sich bedenklich nahe und standen nicht allzu weit von Rom entfernt. Zu einem Zusammenstoß kam es jedoch nicht.

  • Als Octavian nach Rom zurückkehrte, benutzte er die Gelegenheit einer öffentlichen Ansprache, um dem Senat seine usurpierte militärische Macht anzubieten. Der Senat unter der Führung von Cicero erkannte, dass durch die Annahme dieses Angebots die republikanische Position gestärkt werden würde. Octavian erhielt die ihm bis dahin fehlende Legitimation: Im Alter von 19 Jahren wurde er in den Senat aufgenommen und erhielt am 1. Januar 43 v. Chr. die Vollmachten eines Proprätors. Er hatte nun offiziell die militärische Befehlsgewalt (propraetorisches Imperium).

 
  • Cicero, der Vertreter des Senats in den Jahren 44/43 v. Chr., machte Antonius zum potentiellen Gegner der Republik.

Im Sommer und Herbst 44 v. Chr. hielt der Politiker und Schriftsteller Cicero eine Reihe von feurigen Reden gegen Antonius, die unter der Bezeichnung 'Orationes philippicae' (die 'philippischen Reden') in die Rhetorikgeschichte eingegangen sind. In einer Rede im Senat am 2. September wirft er Antonius subversive Politik vor und stellt ihm ein moralisches Ultimatum. Über Octavian schreibt Cicero: "Auf ihm allein beruht die Hoffnung auf Freiheit ... er will den Staat sichern, nicht zerstören". Nach dem Willen von Cicero sollte Octavian Instrument des Senats werden. Insgeheim plante Cicero nach der Erreichung seines Ziels (der Wiedererrichtung der alten Republik), Octavian wieder seine Macht zu entziehen.

  M. Tullius Cicero (* 106 v. Chr.,  † 43 v. Chr.) 

 
 

Ciceros rednerisches Vorbild war der berühmteste Redner, den Griechenland gehabt hat: Demosthenes. Dessen "Philippische Reden", d.h. die Reden, die er in den Jahren 351 bis 341 v. Chr. gegen den Athens Freiheit bedrohenden König Philipp von Mazedonien gehalten hatte, gelten als Höhepunkt der Redekunst überhaupt. Cicero hat, um seinem Vorbild Demosthenes zu huldigen, die Zusammenstellung seiner Reden gegen Antonius ebenfalls 'Orationes philppicae' genannt.

 
  • Im April 43 v. Chr. wurde Antonius in Mutina (Modena) von Octavian besiegt. Falls Cicero der Meinung war, den jungen Octavian kontrollieren zu können, so hatte er sich getäuscht: Im August 43 v. Chr. marschiert dieser mit seinem Heer nach Rom und erzwingt, da beide Konsuln in der Schlacht gefallen waren, seine Einsetzung als Konsul für das folgende Jahr.

  • Das 'Zweite Triumvirat'

  • Im November 43 v. Chr. kam es zu einem, auf fünf Jahre angelegten, politischen Zweckbündnis zwischen Octavian, Antonius und Lepidus. Lepidus spielte dabei eine geringe Rolle. Der Senat räumte dem 'Triumvirat' umfassende Vollmachten zur "Wiederherstellung des Staates" ein. Im Grunde handelte es sich um ein Ermächtigungsgesetz.

Das Triumvirat war für Octavian nur ein Instrument für die Machtergreifung. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits entschlossen, die Republik nicht wieder herzustellen.

  • Im Jahr 42 v. Chr. siegten die Triumvirn gegen die Mörder Cäsars, Brutus und Cassius, in der Schlacht von Philippi an der makedonischen Ostküste. Die Mörder gaben sich selbst den Tod. Damit war die letzte Möglichkeit, die Republik wieder zu errichten, vergeben.

Brutus und Cassius hatten sich im Herbst 43 v. Chr. nach dem Osten des römischen Reiches abgesetzt. Brutus hatte Makedonien mit den angrenzenden Gebieten, Cassius Syrien gewonnen. Im Frühjahr 43 erhielten sie dann, vor allem auf Betreiben Ciceros, die amtliche Anerkennung ihrer selbst erworbenen Stellung durch den Senat.

  • Nach der Schlacht von Philippi erfolgte eine teilweise Demobilisierung des Heeres. Hunderttausend Veteranen mussten versorgt werden. 41/40 v. Chr. verteilt Octavian in Italien gewaltsam Land an sie. Dabei kommt es zum 'Perusinischen Krieg' gegen Lucius Antonius, dem Bruder des Triumvirn. Dieser Krieg ging wegen seiner besonderen Grausamkeit in die Geschichte ein.

  • Um ihre Macht auch gegenseitig abzusichern, teilen sich die Triumvirn im Oktober des Jahres 40 v. Chr. das römische Reich geographisch untereinander auf (Vertrag von Brundisium). Octavian übernimmt den westlichen Teil, Antonius die Osthälfte. Die Stellung des Lepidus war zu diesem Zeitpunkt so geschwächt, dass er nicht mehr als gleichberechtigter Partner erschien. Trotzdem erhält er die Provinz Africa, wahrscheinlich deshalb, weil Octavian und Antonius Streitereien wegen dieses Gebietes vermeiden wollten. Um das gute Einvernehmen zu besiegeln, heiratet Antonius Octavia, die Schwester Octavians. Octavian heiratet in zweiter Ehe Scribonia, eine Verwandte des Sextus Pompeius (Sohn von Pompeius dem Großen). .

Aus der Verbindung des Octavian mit Scribonia entstammt die Tochter Julia.

  • Durch die Vergöttlichung Cäsars im Jahre 38 v. Chr. wurde die Stellung Octavians gestärkt. Nun konnte er sich als "Divi filius" (= Sohn des Vergöttlichten) bezeichnen.

  • Weitere Anerkennung erfuhr Octavian durch die Bekämpfung der Piratenplage. Sextus Pompeius, der auch politische Ziele verfolgte, benutzte seit 38 v. Chr. Sizilien als Ausgangsbasis für Überfälle in ganz Italien. In Octavians Auftrag errang der Befehlshaber Marcus Agrippa in der Seeschlacht von Mylae (36 v. Chr.) den entscheidenden Sieg über die Piratenflotte. Lepidus versuchte erfolglos das Kommando des siegreichen Unternehmens an sich zu reißen. Damit hatte er seinen politischen Untergang besiegelt. Bis zu seinem Tod im Jahre 13 v. Chr. verblieb ihm nur noch das Amt des Pontifex maximus. Vor dem Bruch mit Lepidus war das Triumvirat in Tarent um weitere fünf Jahre verlängert worden (37 v. Chr.). Nun ist Octavian alleiniger Herrscher über die Westhälfte des Imperiums.

  Marcus Aemilus Lepidus (* um 90 v.Chr., † 12 v. Chr.)
römischer Politiker und Feldherr
 
 
  • Octavian lässt sich von Scribonia scheiden und heiratet am 17. Januar 38 v. Chr. die knapp 20jährige Livia Drusilla. Die Braut war von ihrem bisherigen Ehemann Tiberius Claudius Nero schwanger. Letzterer wurde dazu veranlasst, Livia freizugeben, was er denn auch, in realistischer Einschätzung der Kräfteverhältnisse, ohne zu zögern tat. Ungewöhnlich war für eine in höchsten Kreisen geschlossene Ehe, dass es sich um eine Liebesheirat handelte. Livia stammte aus der bedeutenden Familie der Claudier und verfügte über gute Beziehungen. Octavian war durch von Julius  Caesar vorgenommene Adoption Teil der julischen Famile geworden. So wurde die julisch-claudische Dynastie geschmiedet, aus der nach Augustus und Tiberius die späteren Kaiser Caligula, Claudius und Nero hervorgingen. Über 50 Jahre lang, bis zum Tod des Augustus 14 n. Chr. führten Livia und Augustus eine harmonische und glückliche Ehe.

 
  • Drei Jahre nach der Hochzeit verlieh Octavian als Mitglied des Dreimännerkollegiums zur Neuordnung des römischen Staates seiner Ehefrau wichtige Rechte: Er entließ sie aus seiner Gewalt als Ehemann und übergab ihr damit die Verfügung über das in die Ehe gebrachte Vermögen, verlieh ihr die Unverletzlichkeit der Volkstribunen, die er selbst besaß, und das Recht, Statuenwidmungen von staatlichen wie privaten Stiftern anzunehmen.

  • Entscheidungskampf zwischen Octavian und Antonius

 
  • Antonius hielt sich fast nur noch im Osten des römischen Reiches auf. Cleopatra VII., die Königin von Ägypten, gewann ihn für sich und ihre politischen Ziele. 37 v. Chr. trennt sich Antonius von Octavia, der Schwester Octavians, ohne die Ehe aufzuheben.

Antonius hatte Cleopatra 41 v. Chr. in Tarsos kennen gelernt, als er vom Osten des Reiches Besitz ergriff. Als er 38 v. Chr. den Plan fasste, den gesamten hellenistischen Osten unter die Herrschaft einer Dynastie zu stellen, trat Cleopatra in den Mittelpunkt seines - nicht nur erotischen - Interesses. Sie war für ihn der Hebel, um das reiche Ägypten in die Hand zu bekommen.

Aus der Beziehung zwischen Antonius und Cleopatra wird mehr als eine poltische Verbindung. Der Legende nach kann Antonius den Reizen der ägyptischen Königin nicht widerstehen. Cleopatra bekommt drei Kinder von Antonius. Der römische Geschichtsschreiber Cassius Dio beschreibt sie als Schönheit mit beträchtlichem Charme: "Herrlich war sie anzusehen und schön war es ihr zu lauschen. Sie verstand es jedermann auf gewinnende Art zu begegnen." Der griechische Historiker Plutarch schreibt über Cleoüatra: "Die Interaktion mit ihr war fesselnd und ihre Erscheinung, zusammen mit ihrer Überzeugungskraft in der Diskussion und der bei jeder Äußerung aufscheinenden Charakter, war stimulierend".

 
  Cleopatra VII., die Große, *69 v. Chr., † 30 v. Chr., Königin von Ägypten (51 - 30 v. Chr.) letzte Herrscherin aus der Ptolomäischen Dynastie
 
  • Antonius' Absicht für den Entscheidungskampf mit Octavian bestand in dem Plan, das 'Ansehen' seines Rivalen durch einen Sieg über die Parther zu überflügeln. Sein Feldzug gegen die Parther im Jahre 36 v. Chr. endet jedoch mit einem Fehlschlag.

 
  • Während Octavian im Westen militärische Erfolge und Ruhmestaten ansammelt, lebt Antonius im Osten offen mit der ägyptischen Königin Cleopatra zusammen und regiert im Stile eines hellenistischen Herrschers.

Octavian unternahm zwischen 35 und 33 v. Chr. erfolgreiche Feldzüge in Dalmatien und Illyrien. Durch Sicherungsmaßnahmen wurde die Ostküste Italiens wirksam vor Einfällen geschützt.

 
  • Octavian nützt die Beziehung zwischen Antonius und Cleopatra propagandistisch aus. Er wirft Antonius vor, sich von Rom abgewandt zu haben und gab sich als wahrer römischer Patriot aus. Daneben konstruierte er einen ideologischen Gegensatz zwischen einem freiheitlichen Westen und einem despotischen Osten.

Seinen Amtsantritt als Konsul des Jahres 33 v. Chr. eröffnete Octavian mit einer Rede, die sich offen gegen Antonius wandte. Er hetzte gegen den 'Trunkenbold Antonius' und die 'Hexe Cleopatra', die ihn mit ihren Zauberkünsten umgarnt habe. Cleopatra wolle nichts anderes als die Herrschaft über das römische Reich.

 
  • Nach dem Ablauf des Triumvirats im Jahre 33 nutzte Octavian die künstlich erregte Stimmung gegen Antonius, um sich für die verlorene diktatorische Vollmacht einen Ersatz zu beschaffen. Durch eine Art Akklamation, die in der römischen Verfassung gar nicht vorgesehen war und sich in einem Treueid der italischen Bevölkerung vollzog, ließ er sich seine bisherige Macht erneuern.

 
  • Im Jahr 32 v. Chr. beschafft sich Octavian auf illegale Weise das Testament von Antonius und lässt es veröffentlichen. Darin waren großzügige Abfindungen für seine Kinder mit Cleopatra vorgesehen. Außerdem wollte er nach seinem Tod in Ägypten begraben werden. Dies entsprach nicht den Vorstellungen der Römer, sein Ansehen sank weiter. Ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern von Octavian und von Antonius bahnte sich an.

 
  • Antonius wurde von vielen seiner Anhänger dazu gedrängt, seine Verbindung mit Cleopatra aufzugeben. Cleopatra wusste, dass nach einer Trennung von Antonius ihre eigene Königsherrschaft in Frage gestellt war und kämpfte wie ein Löwin gegen einen Bruch, und sie siegte. Zu allem Unheil ließ sich Antonius von Cleopatra dazu verleiten, seiner Frau Octavia den 'Scheidungsbrief' zu schicken. Seine römische Anhängerschaft lief nun auseinander.

 
  • Der Senat stellte sich auf die Seite Octavians und unterstützte ihn bei seinen Kriegsvorbereitungen. Um einen Bürgerkrieg wenigstens formell zu entgehen, erklärte Octavian 32 v. Chr. nicht Antonius sondern der ägyptischen Herrscherin den Krieg (Auswärtiger Krieg, bellum externum).

 
  • Die entscheidende Schlacht des Krieges fand am 2. September 31 v. Chr. im Golf von Ambrakia an der Westküste Griechenlands statt. Sie ging als Seeschlacht von Actium in die Geschichte ein. Die Flotte von Octavians Feldherrn Agrippa schloss die gegnerischen Schiffe ein. Antonius wagte einen Ausbruch, doch konnten nur wenige Schiffe die Umzingelung unbeschadet durchbrechen. Antonius und Cleopatra flohen nach Ägypten.

  • Octavian führte seine Truppen nach Ägypten. Als er Alexandria 30 v. Chr. eroberte, beging Antonius Selbstmord. Dem römischen Geschichtsschreiber Sueton nach soll Octavian den besiegten Antonius zum Selbstmord durch das Schwert gezwungen haben. Plutarch berichtet dagegen, dass sich Antonius freiwillig in das Schwert stürzt, nachdem er eine gefälschte Nachricht vom Tod Cleopatras erhalten hat. Cleopatra folgte dem Tod von Antonius einige Tage später. Damit endet der Bürgerkrieg. Um Thronansprüchen von Caesarion, dem Sohn von Cleopatra und Caesar zuvorzukommen, ließ ihn Octavian aufspüren und töten. Ägypten wurde zum persönlichen Eigentum Octavians.

Siehe Landkarte: Römisches Reich 28 v. Chr.

Antonius und Cleopatra sind eines der berühmtesten Liebespaare der Geschichte. Bislang ist die Grabstätte Cleopatras nicht bekannt. Man weiß auch nicht, ob sie gemeinsam mit Antonius beigesetzt wurde. Ägyptische Archäologen haben 2008 in einem Schacht des Tempels von Taposiris Maro 22 Münzen mit einem Abbild Cleopatras, den Kopf einer Statue der Königin und eine Maske von Antonius entdeckt, in dem sie die gemeinsame Grabstätte vermuten.

Nebenbei bemerkt: Die schillernde Persönlichkeit und das bewegte Leben der ägyptischen Herrscherin Cleopatra VII. (*  69, † 30 v. Chr.) faszinieren seit mehr als 2000 Jahren. Ihr primäres  Ziel war es, die Machtstellung des Ptolemäer-Reichs zu konsolidieren und weiter auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, war die letzte Vertreterin der Ptolemäer-Dynastie in Ägypten  Liebesverhältnisse mit den  beiden mächtigsten Römern ihrer Zeit, Gaius Iulius Caesar und nach dessen Ermordung Marcus Antonius, eingegangen. Ihr spektakulärer Freitod machte sie zur großen tragischen Heldin. Die Geschichte Cleopatras inspirierte zahlreiche Schriftsteller, Musiker, Maler und Filmproduzenten zu ihren Werken. Jede Epoche schuf ihr eigenes unverwechselbares Kleopatra-Bild. Das Römische Reich instrumentalisierte Kleopatra als die wichtigste Trophäe des eigenen Gründungsmythos auf dem Weg zur uneingeschränkten Hegemonie. Die Neuzeit erhob sie zur Ikone der weiblichen Macht.

  • Das Ende der Bürgerkriege
 
  • Der Seesieg bei Actium und die Einnahme Alexandrias machten den 33jährigen Octavian zum alleinigen Herrscher über die Mittelmeerwelt. Mit dem Tod des Antonius enden die fast sechzig Jahre andauernden Bürgerkriege. Die Völker im Raum des Imperium Romanum sehnten sich nach Frieden. Es sollte sich bald zeigen, dass Octavian (Augustus) der lang ersehnte "Friedensfürst" war.

 
  • Als Octavian 29 v. Chr. wieder nach Rom kommt, erhält er einen 'Triumph'. Diese Festlichkeit galt im Römischen Reich einerseits als öffentliche Anerkennung der Leistungen des siegreich heimkehrenden Feldherrn, andererseits als Danksagung an den Gott Jupiter Optimus Maximus. Beim Volk galt Octavian als derjenige, der aufgrund seiner militärischen Mittel für Ruhe, Ordnung und Frieden sorgen konnte und auch bereit war, dies zu tun. Octavian schloss die Tür des Janustempels, die nur geschlossen werden durfte, wenn im ganzen Herrschaftsbereich Frieden herrschte. (Janus galt als Gott der Türen, des Ein- und Ausgangs, der Anzeichen für Krieg und Frieden.)


Sicherung und Erweiterung der Herrschaft


 
  • Die Person des Octavian bis zum Ende des Bürgerkriegs
 
  • Schon kurz nach der Öffnung von Caesars Testament, zeichnete Octavian ein fester Wille zur Macht aus. Allerdings hatte er noch keine Vorstellung von der Form der Macht. Wie alle Mitglieder der Adelsschicht sucht er durch die Übernahme öffentlicher Verantwortung eine gesellschaftliche Stellung um damit Ehre, Macht und Einfluss zu gewinnen (cursus honorum = man will Ehre gewinnen). Die Vorstellung, dem Volk und dem Land zu dienen, gab es damals nicht.

 
  • Bis zum Ende des Bürgerkriegs war Octavian ein skrupelloser Machtpolitiker. Seine persönlichen Ziele setzte er gewaltsam durch. Ein Beispiel ist der 'Perusinische Krieg' (siehe oben), bei dem es um die Landzuteilung an seine Soldaten ging.

 
  • Im Vergleich zu Antonius konnte Octavian die Ängste und Hoffnungen der Römer besser einschätzen. Octavian war der bessere Politiker, Antonius der bessere Militär.

  • Julius Caesar hatte seine Absicht, allein zu herrschen, zu deutlich durchblicken lassen. Die entscheidende Ursache für seine Ermordung war die Angst seiner Feinde im Senat vor einem Alleinherrscher (Rex). Dies hätte das Ende der  aristokratischen Herrschaft bedeutet. Das Schicksal Cäsars ließ Octavian vorsichtig werden, seine durch das Militär erworbene Machtstellung offen zu demonstrieren. Stattdessen verfolgte er das Ziel, ihr durch die Verfassung einen legalen Hintergrund zu geben.

Von 30 v. Chr. bis zu seinem Tod war Octavian (Augustus) praktisch Alleinherrscher, wahrte jedoch stets den Schein, der Vollstrecker des Volkswillens zu sein.

  • Octavian erkannte, dass eine Militärmonarchie, wie sie Caesar angestrebt hatte, langfristig nicht durchgesetzt werden konnte. Stattdessen setzte er auf Akzeptanz und Vertrauen der Beherrschten. Hier zeigt sich bereits ein Grundzug seines späteren Herrschaftssystems, des Príncipats. Keinesfalls sollte der Eindruck entstehen, dass er von sich aus die Staatsmacht besitzen wolle. 

  • Nach der Schlacht bei Actium vertrat das Heer, dessen Angehörige an weitere 'Beutezüge' dachten, oft völlig andere Interessen als die den Frieden herbeisehnende Zivilbevölkerung (Senat, Ritter, römische Bürger in Rom, Italien und dem Reich, unterworfene Provinzbewohner, Freigelassene und Sklaven). Der Erfolg Octavians bestand darin, dass durch freiwillige Übereinstimmung (consensus omnium) und durch das Vertrauen aller Klassen der römischen Öffentlichkeit seine Person als der alleinige Garant des Friedens angesehen wurde.

  • Die Errichtung des Principats

  • Am 13. Januar 27 v. Chr. legte Octavian alle seine "Ausnahmegewalten" (Gesetzgebung, Befehlsgewalt über das Heer und die Provinzen) nieder, die er während des Bürgerkriegs erhalten hatte. Damit war die Republik formal wieder hergestellt. Die Senatssitzung, in der dies geschah, war von den Mittelsmännern Octavians sorgfältig inszeniert worden. Octavian wollte keine Macht preisgeben! Die Senatoren bestürmten ihn, weiterhin Verantwortung zu übernehmen und gaben ihm fast die ganze Macht zurück. Nur die befriedeten Provinzen (Asia, Africa, Sizilia u. a.)  unterstanden von neuem der Verwaltung des Senats. Um seinen neuen Status noch zu erhöhen, gab ihm der Senat drei Tage später den ehrenden Beinamen Augustus (=der Erhabene, im Sinne von heilig oder verehrenswert).

  • Augustus bezeichnete sich selbst als Princeps (= erster Bürger), dem seine Führungsrolle aufgrund seiner Leistungen zugefallen war. Seine Funktion als Princeps verpflichtete ihn, seine Untertanen zu schützen und ihre Interessen zu wahren. Um seinen Rang als oberster Heerführer zu unterstreichen, behielt er den Titel eines Imperators bei. 

  • Der Princeps stand außerhalb des eigentlichen Staatsapparats. Mit dieser privaten Stellung des Princeps beabsichtigte Augustus, den Anschein des Weiterbestehens der Republik zu erwecken. Das Principat wurde von ihm so dargestellt, als ob dieses Herrschaftssystem nur eine vorübergehende Notmaßnahme wäre und die vom Senat erteilten Vollmachten so bald als möglich zurückgegeben würden. Vor allem wollte Augustus den Eindruck erwecken, der Einfluss des Princeps beruhe mehr indirekt auf seinem Ansehen (auctoritas). Als Fassade des Principats bestand die Rechtsordnung mit den Organen der Republik.

  • Die verfassungsrechtliche Fundierung der Befugnisse des Princeps

  • Augustus nutzte die in der republikanischen Zeit bei der Verlängerung der Amtsbefugnis geübte Praxis der Trennung von Amtsgewalt und Amt (Prorogation). Er ließ sich nach und nach vom Senat Amtsgewalten (nicht das Amt!) unter Wahrung der Rechtsform zusprechen. Die Summe der Amtsgewalten ermöglichten es Augustus, die politischen Fäden in die Hand zu bekommen und ein Höchstmaß an politischer Einflussnahme zu erhalten.

  • Das 'imperium prokonsulare' (= Befehlsgewalt eines Prokonsuls) machte ihn 27 v. Chr. zum Statthalter der nicht-senatorischen Provinzen Spanien, Gallien, Syrien, Zypern, Kiligien und Ägypten. Er hatte nun die legale Verfügungsgewalt über die Legionen und die rechtliche Möglichkeit, außenpolitisch zu handeln.

  • Das 'proconsulare imperium maius' gab Augustus 23 v. Chr. die Oberaufsicht über die Verwaltung des gesamten Reichsgebiets außerhalb Roms und vor allem - als wesentlichste kaiserliche Machtbasis - das Oberkommando über sämtliche Truppen.

  • Die 'tribunica potestas', die sich Augustus 23 v. Chr. vom Senat übertragen ließ, gab dem Princeps das Veto- bzw. Interzessionsrecht der Volkstribunen gegen alle Maßnahmen der Magistrate sowie die Unverletzlichkeit seiner Person. (Tribunen waren 'sacrosancti = unverletzlich). Er hatte von nun an auch das Recht, den Senat einzuberufen, Gesetze vorzuschlagen und gegen Vorschläge sein Veto einzulegen.

Im gleichen Jahr wurde seine Macht über die Provinzen um eine weitere Periode verlängert. Eine Neuerung war, dass von nun an auch senatorische Statthalter seinen Anweisungen Folge zu leisten hatten.

  • Das 'imperium consulare' diente zur Ergänzung der für die Überwachung der Hauptstadt (Pomerium) nicht ausreichenden 'tribunica potestas'.

Innerhalb des Pomeriums, in dem Bereich also, der von den Römern als 'domi' (daheim) bezeichnet wurde, galten die Privilegien des 'civis romanus' (des römischen Bürgers), zu denen vor allem das Recht zum Tode verurteilter römischer Bürger gehörte, vor der Volksversammlung der Zenturiatskomitien Berufung einzulegen (Provokationsrecht). Die Macht im Pomerium hatten nur die regulären Magistrate, nicht die Promagistrate. Kein bewaffneter Soldat durfte im Pomerium angetroffen werden.

  • Im Jahr 23 v. Chr. erhielt August das Amt des Zensors. In der Zeit der Republik hatten die zwei Zensoren folgende Rechte: Aufstellung einer Liste der Wehrfähigen, Festlegung der Steuerhöhe eines jeden Bürgers, Zusammensetzung des Senats, Vergabe von Staatsaufträgen, Sorge um die Sittlichkeit (curo morum). Alle diese Rechte fielen nun an Augustus.

  • Im Jahre 19 v. Chr. kamen weitere Befugnisse hinzu, die Augustus uneingeschränkte Machtausübung im italienischen Kernland ermöglichten. Im Zuge dieser Befugnisse wurden zahlreiche Gesetze zur Hebung der Moral in Italien erlassen, so zum Beispiel Gesetze gegen den Ehebruch und die Verschwendungssucht.

  • Als der ehemalige Triumvir Lepidus 12 v. Chr. starb, ging auch der Titel des 'Pontifex maximus' durch Wahl auf Augustus über. Damit wurde die höchste Würde des Staatskults mit der politischen Macht vereint.

  • Übernahme von Ämtern aus der Zeit der Republik
 
  • Während des Principats wurden neue Institutionen und Befugnisse geschaffen. Der gesamte republikanische Staatsapparat blieb - außer dem Amt des Zensors -, auch wenn viele seiner Funktionen aufgehoben oder bedeutungslos wurden.

 
  • Von 31 - 23 v. Chr. wurde Octavian / Augustus jährlich das Amt des Konsuls verliehen. Als er im Jahr 23 v. Chr. auf Lebenszeit die Amtsgewalt eines Volkstribunen übernahm, legte er dieses Amt nieder. Danach begleitete Augustus das Amt des Konsuls noch noch zweimal. Das Konsulat hatte später nur noch eine Ehrenstellung.

 
  • Zu Beginn des Principats verwaltete der Senat, kontrolliert von Augustus, Rom, Italien und die zehn 'senatorischen Provinzen'. Im Verlauf der römischen Kaiserzeit wurden die Kompetenzen des Senats zunehmend beschnitten.

Viele der eigentlichen Verwaltungsaufgaben wurden von den Angehörigen des kaiserlichen Haushalts, Freigelassenen und Sklaven des Princeps, versehen. Sie galten nicht als Staatsbeamte.

 
  • Die Praetoren wurden durch den Untergang der Republik zunächst kaum betroffen. Seit 22 v. Chr. hatten sie die öffentlichen Spiele zu organisieren. Auf dem Gebiet des Rechtswesens wurde ihre Handlungsfreiheit zugunsten des Kaisers und der kaiserlichen Gerichte immer mehr beschnitten.

 
  • Die Ädilen leiteten nur noch die Marktpolizei, das Volkstribunat wurde völlig bedeutungslos. Die Quästoren verloren die Verwaltung der Staatskasse und des Archivs im Saturntempel (aerarium Saturni).

 
  • Mit der Kaiserzeit verloren die Zenturiat- und Tribunkomitien ihre große politische Bedeutung, die sie während der Republik gehabt hatten.

  • Militärische Absicherung des Principats
 
  • Wesentliche Voraussetzung für die unbestrittene Herrschaft des Princeps war die Anwesenheit einer ihm ergebenen, bewaffneten Macht in Rom selbst.

 
  • In der Zeit der Republik war es nie vorgekommen, dass ein römischer Beamter innerhalb des pomerium, der Stadtgrenze Roms, dauernd über Truppen verfügen konnte. Aus diesem Grund ging Augustus maßvoll und vorsichtig vor. Er schuf außer einer Leibgarde eine Polizeitruppe, die drei "Stadtkohorten", beschränkte sich jedoch anfangs darauf, von den insgesamt zwölf Kohorten zu je 500 Mann abwechselnd drei in Rom Wache halten zu lassen. Die restlichen Einheiten waren in der Umgebung Roms einsatzbereit untergebracht.

Man baute keine Kasernen für die Truppen, sondern quartierte sie, in kleinen Gruppen verteilt, in Bürgerhäusern ein. Sie durften auch keine Uniform tragen. So vermied man jedes überflüssigen Aufsehen.

  • Die gesellschaftliche Fundierung des Principats
 
  • Die herausgehobene Stellung des Princeps musste immer neu legitimiert werden.

 
  • Die politische Elite der römischen Republik, die Nobilität, hatte durch die genaue Beachtung politischer Spielregeln und einer weitgehend einheitlichen Lebensanschauung eine gewisse Sonderstellung und Homogenität erreicht. Im Volk genoss die Nobilität hohes Ansehen.

  • Jeder 'nobilis' (Angehöriger der Nobilität) versuchte durch individuelle Leistung sein Ansehen innerhalb seiner sozialen Gruppe und beim Volk zu steigern. Die individuelle Leistung beruhte auf der 'virtus', der "Summe aller persönlichen Qualitäten des zur politischen, militärischen und gesellschaftlichen Führung befähigten Mannes" (Hölkeskamp). Erfolge brachten 'gloria' (Ruhm) und 'honos' (Ehre) und bedeuteten die Steigerung der 'auctoritas' (der politischen Einflussnahme). Durch Ansehen, Einflussmöglichkeit auf die Politik sowie durch persönlichen Reichtum wurde die 'dignitas' (der Rang bzw. die Würde) eines 'nobilis' innerhalb der Nobilität bestimmt. Die Leistungsfähigkeit musste ständig neu bewiesen werden. Auch der Princeps Augustus unternahm alle Anstrengungen, um seine Leistungsfähigkeit ständig zu beweisen! In seinen 'Res gestae' führt er seine Stellung als Princeps auf seine herausragende Leistungsfähigkeit und sein Prestige in der Gesellschaft zurück.

  • Ein besonderes System der wechselseitigen Hilfe, das sog. Klientelsystem, trug dazu bei, dem 'nobilis' Ansehen beim Volk zu verschaffen. Die Klientel war ein Schutzverhältnis des 'nobilis' als 'patronus' gegenüber einem einfachen Römer als Klienten. Es bestand darin, dass der Patron die Existenz des Klienten sicherte, ihn vor Gefahren schützte und vor Gericht vertrat. Der Klient war zu Gegenleistungen verpflichtet: Er musste seinen Patron politisch unterstützen, indem er ihn in die von diesem angestrebten Ämter wählte oder für dessen Anträge in der Volksversammlung stimmte. Der Besitz einer möglichst großen Anzahl von Klienten führte zu Ansehen und politischer Macht.

 
  • In der spätrömischen Republik (133 - 44 v. Chr.) verführten bisher nicht gekannte Machtfülle, Reichtum und militärische Erfolge die Oberschicht dazu, die alten Spielregeln nicht mehr einzuhalten, sich aus dem Gruppenkonsens zu lösen und ihre persönlichen machtpolitischen Interessen zu verfolgen. Die auf persönlichen Treueverhältnissen aufgebaute Adelsherrschaft war seit dem Aufkommen des Berufsheers und der Ausdehnung des territorialen Machtbereichs den siegreichen Feldherren nicht mehr gewachsen. Die Nobilität verlor zunehmend die Kontrolle über die politischen Handlungsabläufe.

 
  • Kaiser Augustus versuchte mit dem Rückgriff auf traditionelle aristokratische Wertvorstellungen und dem Schlagwort von der Wiederherstellung der 'res publica' und ihrer 'libertas' (Handlungsfreiheit) die alte republikanische Führungsschicht an sich zu binden und die eigene Herrschaft zu legitimieren. Die besondere Form der Herrschaft, das Principat, baute in die aristokratische, von Treueverhältnissen durchwobene Gesellschaft (Klientelsystem) die Führung durch den obersten Kriegsherrn ein. Die Lebensanschauung und die politischen Spielregeln der römischen Oberschicht blieben weit gehend erhalten. In den Augen der römischen Gesellschaft wurde Augustus zu ihrem Patron. Die Pflege der Klientel war notwendig, um seine Position als Princeps zu legitimieren. Die Nobilität unterwarf sich der neuen monarchischen Ordnung.

  • Das Verhältnis zwischen Kaiser Augustus und den verschiedenen Bevölkerungsgruppen
 
  • Gegenüber den Bevölkerungsgruppen hatte Augustus einen sozialen Legitimierungszwang. Er musste sich um sie kümmern.

 
  • Senat

  • Erwartungen der Aristokratie: Libertas (Recht auf politische Mitsprache) und Dignitas (Anerkennung des sozialen Status), Verkörperung der aristokratischen Werte durch den princeps.

  • Kaiser Augustus gelang es, die Senatoren von der neuen Ordnung zu überzeugen und ihre Tatkraft auf Ereignisse zu lenken, die seiner Stellung nicht gefährlich werden konnten. Er anerkannte die gesellschaftliche und soziale Stellung der Senatoren und vermittelt ihnen das Gefühl von Sicherheit. Sie bildeten den Kern seiner Verwaltungsorganisation. Ihre politische Selbständigkeit war ihnen jedoch genommen. 

  • Der Senat erfuhr unter Augustus zahlreiche Änderungen. Die wichtigste Änderung war die Reduzierung seiner Mitglieder von etwa 1000 (eine Zahl, die von Caesar eingeführt worden war) auf zuerst 800, später dann auf 600.

  • Der Senat sah in Augustus den Erneuerer der Republik. Im Jahr 2 v. Chr. erhielt Augustus vom Senat in Anerkennung seiner Verdienste die neue Würde eines 'Pater patriae' (=Vater des Vaterlandes).

Augustus bekam vom Senat den 'Goldenen Schild' mit den vier Kardinaltugenden: virtus (Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit), clementia (Milde, Nachsicht im Umgang mit Unterlegenen), justitia (Gerechtigkeit), pietas (loyale Haltung gegenüber Göttern und auch gegenüber der Familie).

 
  • Militär

  • Der Princeps war der Patron für alle Soldaten. Das stehende Heer erwartete Kämpfe, um an Beutegeld zu kommen.

  • Augustus sah sich in der Pflicht, für die Veteranen zu sorgen.

  • Nach der Schlacht von Actium hatte Augustus das Heer von 60 auf 28 Legionen verkleinert. Die Beibehaltung der alten Truppenstärke hätte die finanziellen Kräfte des Princeps und Roms weit überstiegen. So übernahm Augustus die schon von Caesar begonnene Ansiedlung der Veteranen. Vor allem in Italien, aber auch in vielen Provinzen entstanden neue Kolonien ausgedienter Soldaten.

  • Gegen Ende seiner Herrschaft schuf Augustus eine 'Militärkasse', die es ermöglichte, seine ausgeschiedenen Soldaten zu belohnen.

 
  • Ritter

  • In der Zeit der Republik waren die Ritter reiche Leute, die nicht in der Politik tätig waren. Um sie als Klientel zu gewinnen, machte sie Augustus bevorzugt zu Verwaltungsbeamten. Parallel dazu lief die schleichende Entmachtung der Senatoren.

  • Durch die Ausweitung seines persönlichen Mitarbeiterstabs verschaffte Augustus der römischen Ritterschaft zustzliche Aufstiegsmöglichkeiten.

Das 'consilium principis' (Rat des Princeps) war eine Art Planungsstab für den Umbau und die Festigung der neuen Staatsordnung. Dieser Rat hatte maßgeblichen Anteil an der Erstellung der Gesetzesvorlagen für den Senat.

 
  • Bevölkerung der Stadt Rom

  • Die 'plebs urbana' (die Bevölkerung der Stadt Rom) setzte sich aus Mittel- und Unterschichten zusammen. Augustus fühlte sich verpflichtet, auch für das Wohl dieser Klientel zu sorgen. Er richtete sein Verhalten auch ganz nach der 'fama' (=öffentliche Meinung, öffentliche Erwartung) aus.

  • Die in Rom ansässigen Bürger lebten seit langem von dem Brotgetreide, das kostenlos an sie verteilt wurde. Augustus hütete sich, dieses Privileg anzutasten. Von Zeit zu Zeit, anlässlich eines Sieges oder eines festlichen Ereignisses in der Familie des Herrschers, fand eine zusätzliche Verteilung statt, welche die Beliebtheit des Wohltäters noch steigerte. Die Bürger in Rom hatten auch Anspruch auf reservierte Plätze bei den Veranstaltungen im Zirkus und den Aufführungen im Theater: panem et circensis (Brot und Spiele).

In den 'ludi saeculares' (Jahrhundertspielen) im Jahr 17 v. Chr. sah die Bevölkerung den Beginn eines neuen Zeitalters.

  • Augustus sorgte sich um den zügigen Ausbau von Bauwerken, die von allen Bürgern benutzt werden konnten. Er verschönerte aus eigenen Mitteln Rom und kümmerte sich um die Wasserzufuhr. Auch seine engen Freunde, zu denen auch Agrippa gehörte, veranlasste er, aus ihren Vermögen prunkvolle Bauten zu errichten. Durch die gewaltige Bautätigkeit in Rom verschaffte Augustus Tausenden von Arbeitern ein ausreichendes Einkommen. Den 'Proletariern' wurde Land zugewiesen, damit sie sich selbst versorgen konnten.

  • Augustus kannte die politische Bedeutung der Propaganda. Er wusste, dass die öffentliche Meinung für jeden Politiker ein ausschlaggebendes Moment darstellte. Dem Ritter Maecenas gab er den Auftrag, die besten Dichter für das neue Herrschaftssystem zu gewinnen und ihnen die entsprechenden Themen, wie zum Beispiel die Rückbesinnung auf die altrömische Tradition, vorzugeben. Die Aeneis von Vergil, die Römeroden von Horaz und die Elegien von Properz sind Werke der Weltliteratur.

  Horaz (* 65 v. Chr., † 8 v. Chr.) 

Die strengen Sitten der römischen Vorzeit wurden von den Dichtern beschrieben und von den Künstlern, Architekten abgebildet. Ihre Werke trugen dazu bei, die öffentliche Meinung zur Ehe-, Erb- und Luxusgesetzgebung (siehe unten) zu beeinflussen.

  • Um das Volk an sich zu binden, benutzte Augustus auch Gesten und symbolhafte Handlungen. Dazu gehörte die öffentliche Inszenierung des Privatlebens. Dies führte zu öffentlichem Renommee. Augustus blieb fast zeitlebens in Rom, also in der Nähe seiner Klientel. Neben seinem Wohnhaus stand der Tempel des Apollo (Sakrale Sphäre als Herrschaftspfeiler).

 
  • Reichsbevölkerung
 
  • Die Reichsbevölkerung war nicht homogen, hat sich jedoch noch während der Regierungszeit von Augustus als Gruppe begriffen.

 
  • Augustus ging auf die unterschiedlichen Traditionen der Reichsbevölkerung ein. So war es zum Beispiel in den Ostprovinzen üblich, dass den Herrschern göttliche Verehrung zuteil wurde. Zuerst verbot er sämtliche Kulthandlungen, die sich rein auf ihn als Person bezogen. Sein Kompromiss sah dann vor, seine Person mit der der personifizierten Roma in einem Staatskult zusammenzufassen.

 

Im konservativen Staatskult der Stadt Rom galten bis zum Ende der zweiten Jahrhunderts nach Christus nur tote Kaiser als Götter. Aber überall in den Provinzen und in Italien - besonders dort, wo Griechen und Orientalen ansässig waren - setzte sich der Kult des lebenden Kaisers schnell durch. Er hatte seine Wurzeln im orientalischen Gottkönigtum. Auch die hellenistischen Herrscher hatten diesen Kult betrieben. In den Wirren des dritten Jahrhundert ging der Staatskult augusteischer Prägung restlos zugrunde.

  • Innenpolitik
 
  • Der "Augustusfriede" (pax Augusta) ermöglichte im ersten Jahrhundert n. Chr. eine Epoche des inneren Friedens und des wirtschaftlichen Aufschwungs.

 
  • Straffung der Verwaltung. Die Stadt Rom wurde in 14 Verwaltungsbezirke eingeteilt.

  • Zur Beförderung von Beamten und von Briefen der Staatsverwaltung richtete Augustus einen staatlichen Kurierdienst ein. An den Fernstraßen gab es in bestimmten Abständen Rasthäuser (mansiones) und Wechselstationen (mutationes) für die Pferde. Für die Beförderung von privaten Briefen gab es keine eigene staatliche Einrichtung.

 
  • Die Wiederanknüpfung an die altrömische Tradition

  • Die Ehe-, Erb- und Luxusgesetzgebung von Augustus sollte der immer weiter um sich greifenden Neigung der vermögenden Schicht zur Ehe- und Kinderlosigkeit und zu Ausschweifungen aller Art Einhalt gebieten.

Julia, die Tochter des Kaisers und später seine gleichnamige Enkelin hatten sich gegen die ihnen unerträglich erscheinende Bevormundung durch ihren Vater bzw. Großvater empört. Um glaubhaft zu bleiben, musste Augustus auch sie für ihre Ausschweifungen bestrafen. Sie wurden auf einsame Inseln verbannt.

  • In religiöser Hinsicht gab Augustus der römischen Religion neuen Auftrieb. Alte Riten wurden wieder eingeführt und verfallene Tempel restauriert. Auch diese Maßnahmen wurden von bedeutenden Philosophen, Schriftstellern und Historikern unterstützt.

 
  • Um die wirtschaftliche Basis des Imperiums zu verbessern, initiierte Augustus die Reform des Finanzwesens. Mit der Kopf- und der Grundsteuer wurden die Einnahmen des Staates neu geregelt.

Die kaiserliche Kasse war von der Senatskasse streng getrennt. Der Princeps kam für alle militärischen Ausgaben auf, dafür flossen alle Steuern aus den ihm anvertrauten Provinzen in seine Kasse.

 
  • Die im Jahr 181 v. Chr. gegründete Stadt Aquileia in der Nähe des heutigen Venedig hatte hatte den einzigen natürlichen Hafen Italiens. Unter Kaiser Augustus wurde dieser Hafen zu einem Güterverteilungszentrum ersten Ranges. Das römische Mittelmeer war ein zusammenhängender Raum, Aquileias Bezugshafen am anderen Ufer war das ägyptische Alexandria. Die Handelsbeziehungen zur Provinz Africa umfassten die Produkte Öl, Getreide, Wein, Keramik und für die Fischsoße "Garum". Von Norden, aus barbarischem Gebiet, strömten Bernstein, Pelze, Sklaven, Salz. In Ost-West-Richtung lief der Austausch zwischen Italien und dem Balkan. In Aquileia existierte eine gewaltige Industrie der Edelsteinbearbeitung, die zusammen mit der Schmuckfabrikation rund um den Bernstein und dem Hafen als solchem eine immense Kaufkraft in die Stadt brachte.

 
  • Die Ausgabe von Scheidemünzen aus Messing und Kupfer förderten die Verbreitung des Geldwesens.

 
  • Augustus war bemüht,  und den Anbruch eines neuen Zeitalters auch nach außen darzustellen. Nach den Bürgerkriegen war der Bedarf an Investitionen in der Hauptstadt entsprechend hoch. Neben der Restaurierung von Tempeln wurden prunkvolle Neubauten wie das Marcellus-Theater, der Apollo-Tempel auf dem Palatin, der 'ara pacis (Friedensaltar), das Horologium (eine riesige Sonnenuhr, deren Mittelpunkt ein ägyptischer Obelisk bildete) und das weitläufige Kaiserforum gebaut. Mit Recht konnte Augustus von sich sagen, er habe Rom als eine aus Lehmziegel erbaute Stadt vorgefunden und als Stadt aus Marmor hinterlassen.

 
  • Zahlreiche Bauprojekte wurden von Marcus Vipsanius Agrippa, dem Freund und Feldherrn des Augustus, umgesetzt. Darunter fällt auch das Pantheon. Auch die Wasserleitungen Aqua Iulia und Aqua Virgo sind Agrippa zu verdanken.

  • Außenpolitik
 
  • Durch das 'imperium proconsulare' hatte Augustus 27 v. Chr. die rechtliche Möglichkeit erhalten, außenpolitisch zu handeln. Augustus war der Patron des Militärs und musste daher dafür sorgen, dass dieses 'Beute" machen konnte. Dieses erforderte militärisches Vorgehen. Außerdem wurden von einem Princeps militärische Erfolge erwartet (Virtus- und Gloria-Denken). Die Außenpolitik wurde von Augustus zur Sicherung der eigenen Herrschaft betrieben. Im Hintergrund der expansiven Außenpolitik stand die römische Weltherrschaftsideologie. Die 'Pax Romana' war als Zustand gedacht, der nach der Unterwerfung der übrigen Völker durch die Römer entstand.

 
  • Um den Anspruch auf Weltherrschaft zu verwirklichen, mussten zwei Voraussetzungen erfüllt werden. Zum einen sollten durch Beseitigung aller Unruheherde in der Nähe Italiens und in den westlichen Provinzen die Verbindungen innerhalb des Imperiums gesichert und die kürzesten, am besten zu verteidigenden Grenzen erreicht werden. Andererseits war das eigentliche Herrschaftsgebiet durch weit ins Binnenland vorgeschobene Bollwerke abzuschirmen.

 
  • 27 v. Chr. wurde Galatien in Kleinasien unterworfen. Von 27 - 24 v. Chr. gab es unter der Leitung des Princeps  Kämpfe in Spanien zur Konsolidierung der römischen Herrschaft.

Augustus verstand sich nicht als großer Feldherr. Während seiner Herrschaft verließ er sich auf seine Heerführer, vor allem auf Agrippa, der die Flotte in der Schlacht von Actium kommandiert hatte. Agrippa war im Kampf um die Macht im Staat der wichtigster Helfer des Augustus

 
  • Um mehrere Niederlagen der Römer gegen die Parther wettzumachen und den Frieden an der Ostgrenze zu sichern, dachte Augustus an einen Krieg. Da der östliche Nachbar zu diesem Zeitpunkt  einen Krieg vermeiden wollte und auch die öffentliche Meinung in Rom einem Feldzug nicht gerade positiv gegenüberstand, kam es 20 v. Chr. zu einer diplomatischen Lösung. Augustus erhielt die dem Crassus bei Karrhai im Jahre 53 v. Chr. abgenommenen Feldzeichen und die überlebenden Gefangenen zurück.

 
  • Trotz der stets weiter geltend gemachten Weltherrschaftsansprüche wurde am Ende der langen Regierungszeit des Augustus die Selbstbeschränkung Roms auf die bestehenden Grenzen zur Regel der Außenpolitik des greisen Princeps.

 
  • Die Feldzüge gegen die Germanen

  • Die Germanienpolitik von Augustus zielte eindeutig auf Expansion. Eine Bedrohung durch die Germanen bestand nicht. Augustus sah das Problem der langen Rheingrenze, die in Zentraleuropa einen großen Knick machte. Um diese Grenze zu verkürzen, sollte das römische Grenze auf Kosten des bis dahin freien Germanien bis an die Elbe vorgeschoben werden.

  • 16/15 v. Chr.: Vorverlegung der Reichsgrenze vom Südrand der Alpen an den oberen Verlauf der Donau. Neue römische Provinzen: Raetien und Noricum.

  • 12 v. Chr.: beauftragte Augustus seinen Stiefsohn Drusus mit der Expansion Richtung Elbe. Nach dessen Tod im Jahr 9 v. Chr. übernahm sein anderer Stiefsohn Tiberius das Kommando über die Rheinlegionen.

  • 10 v. Chr.: Die Markomannen werden von den Römern am oberen Rhein vernichtend geschlagen. Sie ziehen sich nach Osten zurück. Ihr neuer König Marbod errichtet seine Herrschaft in Böhmen und Nordmähren. Seine Macht dehnt er bis an die untere Elbe aus und beunruhigt damit Rom.

  • 9 v. Chr.: Drusus (Stiefsohn des Augustus) dringt mit seinen Truppen von der Donau bis zur Elbe vor. Im Maingebiet werden die Markomannen unter ihrem König Marbod vernichtend geschlagen. 40.000 Germanen werden gefangen genommen und auf linksrheinisches Gebiet deportiert.

  • 4 - 6 n. Chr.: Feldzüge des Tiberius (Stiefsohn des Augustus) in Germanien.

 

Tiberius, *16.11.42 v. Chr., † 16.3.37 n. Chr., Stiefsohn des Kaisers Augustus, römischer Kaiser (Imperator Tiberius Caesar Augustus) vom 19.8.14 n. Chr. bis zu seinem Tod.

Bildquelle: Westfälisches Römermuseum in Haltern.

  • 6 n. Chr.: Tiberius  greift das Reich des Markomannenfürsten Marbod an. Seine Truppen marschieren von Carnentum aus nach Norden. Zur gleichen Zeit versucht der römische Feldherr Gaius Sentius Saturninus vom Westen her zum Böhmerwald vorzudringen. Der Feldzug wurde wegen des Beginns des 'Pannonischen Aufstands' auf dem Balkan abgebrochen. Diese Rebellion, die sich in einem Gebiet ereignete, das sich die Römer bis 12 v. Chr. untergeordnet hatten, musste dringend niedergeschlagen werden.  

  • 9 n. Chr.: Schlacht bei dem Ort Kalkriese in Niedersachsen (als 'Schlacht im Teutoburger Wald' bekannt). Niederlage des römischen Feldherrn Varus. Das Ziel, an die Elbe zu kommen, wurde von Augustus zunächst aufgegeben. Die Reichsgrenze wurde bis an den Rhein zurückgenommen. Eineinhalb Jahrhunderte lang gab es keine Versuche der Römer mehr, die Gebiete nördlich der Donau in das Imperium Romanum einzuverleiben.

Siehe Historischer Atlas: Römisches Reich 9 n. Chr.

  • Die Nachfolgefrage
 
  • Augustus versuchte zunächst seine eigene - die iulische - Linie zur Nachfolge heranzuziehen. Seine Ehe mit Livia blieb kinderlos. Aus seiner Ehe mit Scribonia hatte Augustus eine Tochter mit dem Namen Julia, die er 25 n. Chr.  Marcellus, dem Sohn seiner Schwester Octavia, zur Frau gab. Da dieser zum Zeitpunkt der Heirat noch keine 20 Jahre alt war, wurde er an den Staatsgeschäften nicht beteiligt. Als Augustus 23 v. Chr. schwer erkrankte, wurde sein engster Vertrauter Agrippa Stellvertreter des Kaisers. Man rechnete damit, dass nach einem eventuellen Tod des Kaisers ein Machtkampf zwischen Marcellus und Agrippa ausbrechen würde. Augustus überlebte, sein Schwiegersohn Marcellus starb noch im Jahr 23 v. Chr.

 
  • Agrippa war nun erster Anwärter auf den Thron. 21 v. Chr. wurde er von Augustus gedrängt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen und die verwittwete Julia zu heiraten. Dieser Verbindung entsprangen drei Söhne und zwei Töchter. Augustus adoptierte die Söhne Gaius (geb. 20 v. Chr.) und Lucius (geb. 17 v. Chr.). Seine langfristigen Pläne orientierten sich an den beiden Kindern, obwohl Agrippa der offizielle Thronkandidat blieb.

 
  • Im Jahr 12 v. Chr. starb Agrippa. Da Augustus glaubte, dass Gaius und Lucius im Falle seines Todes schutzlos sein würden, rückten die Söhne seiner Frau Livia aus ihrer Ehe mit Tiberius Claudius Nero, Tiberius und Drusus, zu Stellvertretern des Kaisers auf.

 
  • Lucius verstarb 2 n. Chr. an einer Seuche und Gaius 4 n. Chr. an einer Kriegsverletzung. Am 26. Juni 4 n. Chr. adoptierte Augustus den 44jährigen Tiberius. Es folgte die Übertragung zentraler Kompetenzen für den innen- und außenpolitischen Bereich. Auch der Senat signalisierte Zustimmung. Schwiegersohn war Tiberius zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Auf Anweisung des Augustus war die Ehe mit Julia sechs Jahre zuvor geschieden worden. Grund waren die, wie es hieß, anhaltenden Ausschweifungen der Kaisertochter, die vom strengen Vater zur Strafe auf eine einsame Insel vor der Tyrrhenischen Küste verbannt wurde. Tiberius hatte auf diese Entscheidung keinerlei Einfluss, die Entscheidung war von Augustus in seinem Namen ausgesprochen worden. Im Jahre 13 n. Chr. wurde Tiberius dem Princeps in allen Funktionen gleichgestellt. Sein Testament wurde im Vestaheiligtum in Rom hinterlegt.

  • Im Sommer 14 n. Chr. unternahm Augustus zusammen mit Tiberius eine Reise über die Insel Capri nach Beneventum. Da er sich unwohl fühlte, ruhte er sich vier Tage auf Capri aus. Bei seiner Rückkehr auf das Festland verstarb er am 19. August 14 n. Chr. in Nola, einen Monat vor seinem 76. Geburtstag. Seine Asche wurde in seinem Mausoleum auf dem Marsfeld in Rom beigesetzt. Der Senat ließ ihn vergöttlichen.

  • Als Augustus starb, war für seine Nachfolge alles vorbereitet. Keine Selbstverständlichkeit, denn eigentlich war die von Augustus installierte Herrschaft nicht auf Nachfolge angelegt. Vielmehr war der Initiator der Monarchie mit dem Anspruch angetreten, die alte Republik wiederhegestellt zu haben (an deren Zerstörung er nicht unmaßgeblich beteiligt gewesen war;)

  • Würdigung

  • Kaiser Augustus erschien durch seine maßvolle und selbstlose Regierung allen seinen Zeitgenossen als ein vom Himmel gesandter Retter und Wohltäter. Als er im Jahr 14 n. Chr. starb, war die Trauer groß. Unzählige Menschen säumten die Straßen, als sich der Leichenzug vom Sterbeort Nola in Kampanien zur Hauptstadt Rom bewegte. (Als sein Nachfolger Tiberius starb, lief das Volk durch die Straßen von Rom und skandierte "Tiberium in Tiberim" - "Werft Tiberius in den Tiber!")

  • Mit Recht konnte Augustus am Ende seines Lebens behaupten, dass er in keinem seiner jeweiligen Ämter mehr Macht und Rechte besessen hätte als seine Kollegen. Was ihn, seiner eigenen Aussage gemäß auszeichnete, waren Ansehen und Respekt zugleich, die ihn überall, ohne sein Zutun, als Herrscher kennzeichneten. Diese Autorität beruhte nicht auf einer staatsrechtlichen Regelung, sondern sie wurde von der Ehrfurcht beseelt, die alle Bewohner des römischen Reichs freiwillig dem Princeps erwiesen.

  • Seit Augustus wuchsen die von Rom eroberten Provinzen - vom Atlantischen bis in den Vorderen Orient - allmählich zu einem Reich zusammen, das diesen Namen auch verdiente: Das Mittelmeerbecken und seine Randzonen verschmolzen, bei allen regionalen Unterschieden zu einer Rechts- und Kulturgemeinschaft.


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Allen Schülern und Studenten, die gerade eine Prüfung zu bestehen haben, wünschen wir viel Erfolg.  Wir drücken auch die Daumen für diejenigen, die eine Hausarbeit anzufertigen bzw. ein Referat zu halten haben.


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