Römische Literatur

 

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Die Römer in Südwestdeutschland

Der Untergang der römischen Republik und die Regierungszeit des Kaisers Augustus (44 v.Chr. - 14 n. Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Domitian, Nerva und Trajan (81 - 117 n. Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Hadrian und Antoninus Pius (117 - 161 n.Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Marc Aurel und Commudus (161-192 n.Chr.)

Der Aufbau des römischen Staats

Das Heer während der römischen Kaiserzeit

Römische Religion und Philosophie

Römische Literatur

Entstehung und Ausbreitung des Christentums

Entwicklung des Christentums von Kaiser Konstantin I. bis zum Untergang des weströmischen Reiches (306 - 476)

Römische Medizin

Münzsystem und Fernhandel im Römischen Reich

Das Weiterleben der römischen Kultur

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Das Geheimnis um den Ort Grinario

Das römische Kastell in Grinario

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Die Menschen im Dorf Grinario

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Frühe Römische Republik (287 - 133 v. Chr.)     Späte Römische Republik (133 - 27 v. Chr.)     Kaiser Augustus (27 v. Chr. - 14 n. Chr.)     Kaiserzeit nach Augustus (14 n. Chr. - 2. Jahrh. n. Chr.)


Die auf dieser Seite dargestellte römische Literaturgeschichte  sowie der Inhalt unserer Seite über 'Lateinische Sprichwörter' sind in einer gebundenen Broschüre zusammengefasst. Näheres erfahren Sie unter Publikationen!

 

Allgemeines zur römischen Literatur


  • Der Einfluss der griechischen Literatur
 
  • Als die Römer sich der Literatur im engeren Sinne, also der Literatur als Kunst, zuwandten, fanden sie im griechischen Kulturkreis ein voll entwickeltes System der Literaturgattungen von höchster Qualität vor. Für Epos und Lehrgedicht, aber auch für Tragödie und Komödie und die verschiedenen lyrischen Formen hatten die Griechen ebenso Gesetze entwickelt und gültige Muster hervorgebracht wie für Redekunst, Geschichtsschreibung, philosophischen Dialog, Fach- und Gebrauchsliteratur.

Im Vergleich mit den Griechen, die in Homer schon einen Höhepunkt und die Vollendung der Epik vorweisen konnten, kamen die Römer, wenigstens in den ersten 500 Jahren ihrer Geschichte, ohne jede Literatur aus. Erst um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. machten sie im Zuge ihrer Ausdehnung in das griechische Unteritalien Bekanntschaft mit der Literatur und übernahmen sofort und ausgiebig die vorgefundenen griechischen Formen.

 
  • Alles, was die römischen Schriftsteller schufen, war in irgendeiner Weise mit der griechischen Literatur verbunden. Die Skala der Möglichkeiten reichte von vergröbernder Übersetzung griechischer Originale über freie Bearbeitung und Umgestaltung auf römische Verhältnisse bis zur genialen Neuschöpfung.

  • Merkmale der römischen Literatur
 
  • So wie in allen anderen Lebensbereichen orientierten sich die Römer auch in der Literatur an den Vorfahren. Die literarischen Ahnen waren zunächst die Griechen, später auch die eigenen Meister. Die Ehrfurcht vor dem bereits Gestalteten ging so weit, dass sich im Laufe der Entwicklung des römischen Schrifttums eine zunehmende Normierung herausbildete. Für fast jeden Gedanken, jedes Gefühl, jede zu schildernde Situation lagen im Laufe der Zeit geformte ‚Versatzstücke’ vor.

 
  • In dieser Sammlung von mythischen und historischen Gestalten, von Bildern und Symbolen harrten regelrechte ‚Fertigteile’ der ‚Montage’ wie zum Beispiel ‚Sorgen des Alters’, ‚Lohn der Tugend’, ‚Kürze des Lebens’, ‚geschwätzige Alte’, ‚treuer Diener’. Halbverse, ganze Verse, Prosaformulierungen, mit denen frühere Dichter und Schriftsteller bestimmte Gedanken so unübertrefflich ausgedrückt hatten, wurden pietätvoll übernommen. Die große Leistung der Dichter lag in der variierenden und schöpferischen Anwendung der Vorprägungen zu immer neuen Zwecken und Wirkungen.

  • Römische Geschichtsschreibung
 
  • Seit der Gründung Roms bis zur Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus machten die Oberpriester (pontifices) im Zusammenhang mit der Erstellung des Festkalenders Jahr für Jahr knappe Aufzeichnungen über die wichtigsten das Gemeinwesen betreffenden Ereignisse (annales, von annus, das Jahr). Die äußere Form der Priesterchronik, die jährliche Berichterstattung, hat die römische Geschichtsschreibung bis zu Tacitus hin im Wesentlichen beibehalten und als Gliederungsschema ihren Werken zugrunde gelegt.

Bei der Betrachtung größerer Zeiträume führte die Aneinanderreihung von Ereignissen häufig dazu, dass der Überblick über geschichtlichen Zusammenhänge verloren ging.

 
  • Die Geschichtsschreibung orientierte sich, typisch römisch, an der Praxis. Da mit wenigen Ausnahmen alle Historiker aus dem führenden, politisch verantwortlichen Senatorenstand kamen, dienten ihre Werke primär der Politik und waren als Rechenschaftsbericht, Instrument der Propaganda oder Volksbeeinflussung und nicht zuletzt als Erziehungsmittel gedacht.

 
  • Geschichte wurde gerne als Aufeinanderreihen einzelner exemplarischer Ereignisse erzählt. Das entspricht der auf den Einzelfall gerichteten römischen Denkweise. Das Einzelereignis sollte dabei beispielhaft einen Gesamtzusammenhang vertreten. Außerdem kam diese Gliederung in nachahmenswerte und abschreckende Einzelabhandlungen der Absicht entgegen, die Leser zu erbauen, zu mahnen und zu warnen, sie also politisch-moralisch zu beeinflussen.

 
  • Die Geschichte war für die Römer lange Zeit nur die Geschichte der Stadt Rom, kaum die des Imperiums. Die weltgeschichtliche Betrachtungsweise brachte erst das Christentum.


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Frühe Römische Republik (287 - 133 v. Chr.)


  • Dichtung
 
  • Livius Andronicus (* ca. 285 - 204 v. Chr.)

 

  • Livius Andronicus war ein aus Tarent stammender Grieche, der als freigelassener Sklave im Auftrag des römischen Adels zahlreiche griechische Tragödien und Komödien übersetzte, die bei römischen Festen zur öffentlichen Unterhaltung aufgeführt wurden. Er stellte den Römern die griechischen Gattungsformen von Epik, Dramatik und Lyrik vor und kann daher als Begründer der lateinisch-römischen Dramatik und der epischen Dichtung angesehen werden.

 
 

Livius Andronicus (*ca. 285 v. Chr., † 204 v. Chr.)

Bibliotheca Augustana

  • Die erste Aufführung einer von Livius Andronicus übersetzten griechischen Tragödie erfolgte im Jahr 240 vor Christus. Eine seiner bedeutendsten Leistungen ist die Übersetzung der Odyssee Homers in lateinische Versmaße (Saturnier).

 
  • Gnaeus Naevius (ca. 270 - 201 v. Chr.)

 

Gnaeus Naevius war freigelassener Sklave aus einer latinischen Kolonie in Kampanien. Neben Dramen und Komödien schuf er ein episches Gedicht über den Ersten Punischen Krieg. An diesem Krieg hat er selbst teilgenommen. In seinen Werken kommt erstmals in der Dichtung das Nationalgefühl der Römer zum Ausdruck.

 
  • Titus Maccius Plautus (ca. 244 - 184 v. Chr.)

  • Der um 244 v. Chr. in Umbrien geborene Titus Maccius Plautus ist der bedeutendste römische Komödiendichter. Während sich von den übrigen Dichtern der Frühzeit nur Fragmente erhalten haben, sind von ihm 21 Komödien in vollem Umfang überliefert.

  Titus Maccius Plautus (* ca. 244 v. Chr., † 184 v. Chr.)

  • Plautus geht es darum, sein Publikum zu belustigen. Seine Theaterstücke zeichnen sich durch Situationskomik und volkstümlichen Witz aus. Durch Arieneinlagen erhält ein Teil der Komödien Singspielcharakter.

  • Den Charakter seiner Figuren entnahm er Menander und anderen Autoren der griechischen Komödie: so zum Beispiel den lasterhaften Jüngling, den griesgrämigen und geizigen Vater, den witzigen Sklaven, der seinen Herrn immer wieder aus verzwickten Situationen befreit. Im Handlungsablauf sind Szenen aus mehreren griechischen Stücken verarbeitet (Kontamination). Unter griechischem Namen und Gewand zeigt Plautus rein römische Zustände. Die Dialoge, die sich durch schöpferische Fülle und Treffsicherheit auszeichnen, schrieb Plautus eigenständig. Moralisches und soziales Engagement scheinen ihm fremd gewesen zu sein.

  • Einige der Stücke von Plautus, so etwa ‚Amphitrion’ oder ‚Miles gloriosus’, werden noch heute inszeniert. Gewisse Handlungsstränge seiner Komödien finden sich wieder in den Werken von Molière, Shakespeare und Kleist.

   
 
  • Publius Terentius Afer, deutsch 'Terenz' (195 oder 185 - 159 v. Chr.)
 
  • Terenz, ein freigelassener Sklave aus Karthago, ist nach Plautus der bedeutendste römische Komödiendichter. Seine sechs Stücke blieben alle erhalten. Seine Dialoge zeichnen sich durch Reinheit der Sprache und großes Einfühlungsvermögen in die griechischen Vorlagen aus. Ereignisse und Handlungen, die er aus mehreren Vorlagen entnahm, wurden von Terenz so geschickt miteinander verflochten, dass ein eigenes Werk entstand.

 
  • In den Komödien des Terenz wird das Leben der Wohlhabenden und Intellektuellen satirisch porträtiert. Meistens verkünden sie eine Moral. Eines seiner wichtigsten Stücke, Adelphoe (Die Brüder) beschreibt die Vorteile einer Erziehung, die auf Vertrauen und Liebe statt auf Gewalt basiert.

 
  • Terenz schreibt für ein gebildetes Publikum, alles Drastische und Vulgäre ist aus seinen Werken verschwunden. Bei der Masse der stadtrömischen Bevölkerung war das Interesse an der Komödie zu dieser Zeit noch nicht erwacht. Selbst lustige Inszenierungen volkstümlicher Stoffe fanden wenig Anklang.

 
  • Terenz gehörte noch im Mittelalter zu den beliebtesten Autoren. Seine Werke wurden von Hrotsvith von Gandersheim und Hans Sachs bearbeitet. Großen Einfluss hatte er auch auf Molière und La Fontaine.

  • Prosa
 
  • Quintus Ennius (239 - 169 v. Chr.)
 
 
  • Quintus Ennius  aus Kalabrien besaß, anders als die anderen frühen Dramatiker, das römische Bürgerrecht. Von Cato und den Scipionen gefördert schuf er neben Epen auch dramatische Werke, Lehrgedichte, Epigramme und Satiren. Für viele Fachleute ist er der eigentliche Begründer der römischen Literatur. Trotz bewusster und gewollter Nachahmung griechischer Muster kommt in seinen Stücken das römische Nationalgefühl zum Ausdruck. Er war ständig bemüht, der allem Musischen zunächst so fremden lateinischen Sprache zum selbständigen dichterischen Ausdruck zu verhelfen.

  Quintus Ennius (* 239 v. Chr., † 169 v. Chr.)

Rheinisches Landesmuseum Trier, Mos 1 Nr. 1231)
 
  • In seinem berühmtesten epischen Werk ‚Annales’ behandelt Ennius die römische Geschichte von Aeneas bis zu den Punischen Kriegen. Damit schuf er das erste römische Nationalepos. Er inspirierte den Dichter Vergil bei der Abfassung der ‚Aeneis’. Mit seinen ‚Saturae’ legte er die Grundlage für die spätere europäische Satire.
 
  • Quintus Fabius Pictor (ca. 254 - 201 v. Chr.)
 
 
  • Der aus dem Senatorenstand kommende Quintus Fabius Pictor war der erste römische Geschichtsschreiber, der über eine bloße Zusammenstellung von Tatsachen hinausging und die Geschichte erklärend zu deuten und verständlich zu machen versuchte.

  • Die in Griechisch verfasste Geschichtsbetrachtung Pictors erstreckt sich von der Gründung Roms bis zum Ende des Zweiten Punischen Kriegs. Sie orientiert sich, typisch römisch, an der Praxis.

 
 

Nach der Niederlage gegen Hannibal bei Cannae im Jahre 216 war die antirömische Stimmung in der Griechisch sprechenden Welt groß. Dies scheint Pictor, dem Senator, die Notwendigkeit einer römischen Antwort bewusst gemacht zu haben. So war sein Geschichtswerk eine Fortsetzung der Politik mit literarischen Mitteln, gedacht als Richtigstellung und Rechtfertigung der Politik Roms gegenüber den Griechen und zwar in griechischer Sprache.

 
  • Rund 50 Jahre hielten Pictors Nachfolger nicht nur an der annalistischen Anlage, sondern auch an der griechischen Sprache fest. Nach der Unterwerfung Griechenlands im Jahr 146 hatte es Rom nicht mehr notwendig, sich bei den Griechen zu rechtfertigen.

  • Marcus Porcius Cato (234 - 149 v. Chr.)

  • Marcus Porcius Cato (Cato der Ältere) aus Tusculum war römischer Feldherr, Geschichtsschreiber, Schriftsteller und Staatsmann. Er war ein erbitterter Streiter gegen den Standesdünkel der Senatsaristokratie, gegen das Eindringen griechischen Gedankenguts sowie gegen den Verfall der Sitten. Er gilt als der erste große Prosaist Roms.

  Marcus Porcius Cato (Cato der Ältere), *234 v. Chr., † 149 v. Chr.)

  • Cato war besorgt, das eingedrungene Griechentum könne die heile Welt Roms zerstören, das auf den alten Sitten und einer bäuerlich gebliebenen Mentalität beruhte. Aus diesem Grund schuf er noch in den letzten Jahren seines Lebens das erste lateinische Geschichtswerk von Rang mit dem Titel ‚Origines’ (Ursprungsgeschichten). Im bewussten Gegensatz zu den Griechisch schreibenden Vorgängern fordert Cato eine Besinnung auf das römische Wesen, auf die großen Vorbilder der Vergangenheit und auf die gesunden Sitten.

Der von Cato vertretene konservative Standpunkt der Geschichtsschreibung hielt sich bis in die späteste Kaiserzeit. Er beruhte auf folgendem Gedankengang: Gedeih und Verderb Roms sind von der moralischen Haltung seiner Bürger abhängig. Unter den tüchtigen Vorfahren war Rom gediehen, deshalb sollte man sich an ein Beispiel an ihnen nehmen. Der Niedergang ist auf den Verlust von ‚virtus’ (Tüchtigkeit, Tugend) zurückzuführen.

  • Das literarische Schaffen von Cato dem Älteren war erstaunlich vielseitig: Neben seinem Geschichtswerk und seinen Reden veröffentlichte er die 150 v. Chr. entstandene Schrift ‚De agri cultura’, ein Fachbuch mit einer Vielfalt von Hinweisen für die wirtschaftliche Nutzung eines Landguts. Cato der Ältere befasste sich zum Beispiel mit der optimalen Betriebsgröße eines landwirtschaftlichen Betriebs. Ein Gut, das auf Olivenanbau spezialisiert war, sollte mindestens eine Fläche von 20 Hektar umfassen und nicht mehr 13 dauerhafte Bewohner haben. An einer anderen Stelle heißt es: "Der Bauer muss unbedingt alles gut durchdenken, wenn er sein Gut errichtet. Er braucht einen Ölkeller, einen Weinkeller und viele Vorratsgefäße, damit er Zeiten hoher Preise abwarten kann."


 

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Späte Römische Republik (133 - 27 v. Chr.)


  • Dichtung
 
  • Gaius Lucilius (ca. 180 - 102 v. Chr.)

 
 

  • Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts vor Christus begann mit Gaius Lucilius, dem Mitglied einer wohlhabenden Familie und Freund Scipios, eine bis dahin unbekannte Literaturform, die „Satiren“. Darunter verstand er selbst erzieherische und zugleich spöttische Gedichte. Als Versmaß bevorzugte Lucilius den Hexameter.

Die Gattungsbezeichnung ‚Satire’ war vorher ganz allgemein für gemischte Gedichte unterhaltender Art üblich. Seit Lucilius versteht man darunter die literarische Form einer – oft polemischen – Zeit- und Gesellschaftskritik.

  • Mit seinen Versen griff Lucilius unmittelbar in das Alltagsgeschehen ein. Die vielen erhaltenen Fragmente vermitteln einen Eindruck von den Themen: erpresserische Beamte, luxuriöse Lebensführung, Aberglaube, literarische Kontroversen. Auch Autobiographisches wird mit witzigen Beobachtungen ausgeschmückt (z. B. im Gedicht über eine Reise nach Sizilien).

 
 
  • Titus Lucretius Carus, deutsch 'Lukrez' (97 - 55 v. Chr.)

  • Für den römischen Ritter Lukrez hatte die Dichtung die Aufgabe zu erziehen und vor allem, ernsten Ereignissen mit der angemessenen Haltung zu begegnen. Die Lebensdaten sind nicht gesichert.

  Lukrez (*97 v. Chr. † 55 v. Chr.)

  • Dem philosophischen Gedicht ‚De Rerum Natura’ liegen griechische Werte und Ideen zugrunde und hat einen lehrhaften Zweck. Vor allem wollte er die Römer mit der Philosophie des Epikur vertraut machen. Dabei stieß er auf mannigfache Schwierigkeiten. Er selbst schreibt: „Schwer ist es, ich verhehl es mir nicht, das entdeckte Geheimnis griechischer Weltweisheit in lateinischen Versen zu künden. Auch bedarf es dazu der Neuschöpfung vieler Begriffe; unsere Sprache versagt gar of bei der Neuheit des Inhalts“.

 

Lukrez ist der Meinung, dass durch die Lehre Epikurs die Menschheit von der Götter- und Todesfurcht befreit werden kann: Götter und Dämonen sind ohne Macht über Mensch und Welt, da alle Vorgänge im Kosmos rational erklärbar sind. Gegen die Todesfurcht ist man gefeit, wenn man sich bewusst macht, dass die Elementarteilchen, aus denen der Mensch besteht, unvergänglich sind. Die "Atome" haben, so Lukrez, als Bausteine von Leben und Geist ihrerseits eine Seele, so dass der Mensch innerhalb der mit fühlenden Natur geborgen ist.

  • Lukrez zeichnet ein großartiges, wenn auch düsteres Bild des Lebens, in dem die Götter keine Macht mehr haben und die einzige leitende Kraft der blinde Zufall ist. Die pessimistische Weltsicht wird durch eindrucksvolle poetische Passagen aufgelockert. Die Naturbeschreibungen wurden von Goethe ‚grandios, geistreich und erhaben’ genannt.

  • Die Schilderung der Pest am Ende seines Werkes "De Rerum Natura" als Sinnbild der Situation des Menschen nimmt bereits das Thema von Camus' berühmten Roman "Die Pest" vorweg.

 
 
  • Gaius Valerius Catullus, deutsch 'Catull' (evtl. 87 - 54 v. Chr.)
 
  • Über die Lebensdaten von Gaius Valerius Catullus gibt es keine einheitliche Quelle. Er lebte entweder von 87 bzw. 84 bis 54 v. Chr. oder von 79 bzw. 76 bis 46 v. Chr.

 
  • Catull gehörte zu den ‚Neoterikern’, einem Kreis von Dichtern, die um die Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus nach griechischem Vorbild höchste Sorgfalt in Sprache und Metrum unter Verwendung von Mythen anstrebten und damit den Anstoß zur Entwicklung einer neuen Form der römischen Lyrik gaben.

Als Vorstufen römischer Lyrik gelten Totenklagen, Spottgesänge und Kultlieder. Livius Andronicus hatte chorische Kultlieder, Ennius Epigramme geschrieben.

 
  • Catull schuf Gedichte, die zu den schönsten der Weltliteratur gehören. Die Liebesgedichte spiegeln  Höhen und Tiefen seiner Liebe zu Lesbia wider: sie sind – je nachdem – leidenschaftlich, zärtlich und verzweifelt. Bei aller Gefühlstiefe sind die Gedichte äußerst bewusst gestaltete Kunstwerke mit formaler Vollkommenheit.

Die schöne Geliebte, die Catull Lesbia nannte, war wohl in Wirklichkeit die verführerische Clodia, die Gattin des römischen Statthalters.

 
  • Unter dem Titel ‚Annales’ spottet Catull mit Gedichten über die Geschichte und die politischen Verhältnisse Roms.

 
  • Prosa
 
  • Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr.)
 
 
  • Cicero ist der Repräsentant der Verschmelzung von griechischer und römischer Kultur. Seine  politischen und philosophischen Arbeiten ('De res publica', 'De officiis', 'De legibus'  u.a.) stellen den Versuch dar, wesentliche Elemente der griechischen Philosophie in Rom heimisch zu machen und die Ideologie der römischen Führungsschicht zu erneuern.

  Cicero (*106 v. Chr., † 43 v. Chr.)

Cicero suchte zeitlebens von den griechischen Philosophen zu lernen. Vor allem Sokrates und Platon waren seine Vorbilder. In Sokrates sah er den Vater der Philosophie, weil er, den Menschen ins Zentrum des Menschen stellend, die Ethik begründet habe. Platon folgte er vor allem in dessen Ideal, als Philosoph politisch tätig zu sein und sich der Redekunst (eloquentia) im Interesse der Weisheit (sapentia) zu bedienen.

 
  • Mit seinen philosophischen Reden und Schriften schuf der Anwalt und Politiker Cicero den Sprachstil des ‚klassischen Latein’. Unantastbar ist sein Ruhm als größter Redner Roms und bester Stilist der lateinischen Prosa (z.B. in der Schrift über die Würde und Vorteile des Alters ‚maior senectute’).

 
  • Wie schon Quintus Fabius Pictor, der erste römische Geschichtsschreiber (siehe oben), versucht Cicero die römische Geschichte erklärend zu deuten und verständlich zu machen. Für ihn ist die Geschichte „Zeugin der Zeiten, Licht der Wahrheit, Leben der Erinnerung, Lehrmeisterin des Lebens, Verkünderin alter Zeiten“.

 
  • Ciceros Werke – seine Reden, Briefe, philosophischen wie rhetorischen Schriften – stellen die mit Abstand wichtigste Quelle für das Staatsdenken im Rom des 1. Jahrhunderts vor Christus dar. Dies gilt vor allem für die beiden Dialoge ‚Über den Staat’ und ‚Über die Gesetze’. Beide Schriften sind zugleich die einzigen erhaltenen Abhandlungen der ganzen römischen Literatur, die sich systematisch mit Staat und Politik beschäftigen.

 
  • Gaius Julius Caesar (100 - 44 v. Chr.)
 
  • Die Krise der römischen Republik hat eine vielfältige zeitgeschichtliche Literatur hervorgebracht. Dazu gehören auch Rechenschaftsberichte, die Statthalter und Feldherrn dem Senat zu liefern hatten. Alle diese Leistungsberichte werden von Cäsars ‚Commentarii’ des Gallischen Krieges (wohl 52/51 v. Chr. veröffentlicht) und seinem Bericht über die Bürgerkriegs überragt.

Wie alle römischen Feldzugberichte verfolgten auch diejenigen Cäsars eine politische Tendenz. Sie waren zugleich ein Instrument zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Insbesondere hob Caesar immer seine eigene Leistung hervor.

 
  Gaius Julius Caesar (* 100 v. Chr., † 44 v. Chr.)
 
  • Mit dem detaillierten Bericht  ‚Über den Gallischen Krieg’ (De Bello Gallico) erwies sich Caesar als Meister einer in ihrer eindringlichen Schlichtheit, Klarheit und Konzentration vollkommenen lateinischen Prosa. Wer die Schriften gelesen hat, weiß, das es Caesar nicht um abstrakte Ziele ging, sondern einzig um die Macht seiner Person.

Dadurch dass Caesar von sich selbst in der dritten Person redete wurde dem Leser Distanz und Scheinobjektivität suggeriert. So gelang es ihm, seine Version der Geschehnisse zu vermitteln.

 
  • Gaius Sallustius Crispus, deutsch 'Sallust' (86 - 34 v. Chr.)
 
  • Mit Sallust erreichte die republikanische Geschichtsschreibung ihren Höhepunkt. Anders als Caesar spürte er den Zusammenhängen der Geschichte nach. In seinen beiden Monographien ‚Die Verschwörung des Catilina’ und ‚Der Jugurtinische Krieg’ sowie in dem fünf Bücher umfassenden Geschichtswerk ‚Historiae’ (sie behandeln die Jahre 78 bis 67 v. Chr.) deutet er die politischen Geschehnisse aus einer vertieften, neuen Sichtweise.

  Gaius Sallustius Crispus, deutsch 'Sallust' (* 86 v. Chr., † 34 v. Chr.)
römischer Geschichtsschreiber und Politiker

  • Sallust lebte in einer Zeit, in der die Auseinandersetzungen innerhalb des römischen Adels ihren Höhepunkt erreichten. Zunächst startete er eine politische Karriere. Der ihn protegierende Julius Caesar verschaffte ihm den lukrativen Posten eines Statthalters der Provinz Africa. Nach der Ermordung Caesars im Jahre 44 v. Chr. gab Sallust seine politische Laufbahn auf und wandte sich der Literatur zu. Aus dem ehrgeizigen Politiker wurde der die Vergangenheit und seine Gegenwart kritisch untersuchende Historiker.

  • In seiner Monographie über die "Verschwörung des Catilina" findet in den ersten Kapiteln eine Abrechnung mit dem römischen Adel statt. Nach der Zerstörung Karthagos durch die Römer im Jahre 146 v. Chr. war die Bedrohung durch äußere Feinde weggefallen. Die Folge war, dass sich im Römischen Reich, so Sallust, immer mehr Machtgier und Luxus breit machten und die ursprüngliche 'virtus' (Tugend, Sittsamkeit), die zuvor den Aufstieg Roms gesichert hatte, völlig verdrängte.

  • In der Darstellung der Catalinarischen Verschwörung zeigt er Caesar als Gegenspieler Catos, eines anderen führenden Politikers dieser Zeit. Anlass ist die Verhandlung über das Schicksal einiger bereits gefangener Mitglieder der Verschwörung. Beide wollen bei einer Senatsversammlung die Senatoren beeinflussen. Caesar plädiert für die Einziehung des Vermögens, verschärfte Haft und Entfernung aus Rom, Cato für die Todesstrafe. Catos Antrag findet die Mehrheit.

 
  • Die politische Geschichte war für Sallust das Spiegelbild des moralischen Verhaltens.

  • Für Sallust war das Leben in Luxus, wie es in der römischen Oberschicht üblich war, ein Element des moralisch-sittlichen Verfalls und die Ursache für den Niedergang der römischen Republik. Nach der Zerstörung Karthagos brachen in der Interpretation Sallusts alle Dämme: "Diejenigen, die Anstrengungen, Gefahren, verzweifelte und schwierige Situationen leicht ertragen hatten, denen wurde Muße und Reichtum, sonst wünschenswerte Dinge zur Last und zum Unheil. Und so wuchs zuerst die Gier nach Geld, dann die nach Herrschaft."

  • Als Statthalter der Provinz Africa hatte Sallust seine persönlichen finanziellen Verhältnisse deutlich verbessert. Mit einem Teil seiner Einnahmen aus diesem Amt erwarb er in eine der schönsten Parkanlagen Roms (Horti Sallustiani). Vor diesem Hintergrund erscheint Sallusts Rolle als Sittenrichter zunächst wenig glaubwürdig. Er konnte sich jedoch darauf berufen, dass er seinem Leben nach Caesars gewaltsamen Tod seinem Leben eine neue Richtung gegeben hatte.

 
  • Pessimistische Deutung der römischen Geschichte und künstlerische Höhe in der Darlegung der politischen und gesellschaftlichen Abläufe kennzeichneten so das Ende der republikanischen Geschichtsschreibung.


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Herrschaft des Kaisers Augustus (27 v. Chr - 14 n. Chr.)


  • Die Rolle der Literatur

 
  • Kaiser Augustus war entschlossen, die Kunst seines Landes zu ebensolcher Blüte zu führen wie die militärische Macht. Dabei hatte er eine moralische und patriotische Erneuerung im Sinn. Für diese Kampagne spielte in seinen Augen die Literatur eine wichtige Rolle: sie sollte das Gedächtnis an die römische Geschichte und traditionelle Tugenden bewahren. 

 

  Augustus (lat. = der Erhabene), Ehrenname des Gaius Octavianus (Octavian), römischer Kaiser von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr., * 23.9.63 v. Chr. in Velitrae, † 19.8. 14 n. Chr. in Nola.

 
  • Die Konsolidierung des Römischen Reiches unter Kaiser Augustus war von einer Reihe von Meisterwerken der Literatur begleitet.

  • Das auffälligste Merkmal der 'augusteischen Dichtung' ist ihre starke Bindung an die Politik. Dichter und Schriftsteller behandelten auch Fragen der zeitgenössischen Politik. 

 
  • Bekannt als Förderer der großen Dichter seiner Zeit (Vergil, Horaz, Properz u. a.) war der römische Ritter Gaius Cilnius Maecenas (70 - 8 v. Chr.), ein Freund und Berater des Kaisers Augustus. Maecenas regte die Dichter dazu an, die Leistungen des Kaisers zu würdigen. Er übt keinen Druck aus, verlangt jedoch klare politische Stellungnahme in künstlerisch vollendeter Form.

  Gaius Cilnius Maecenas (* um 70 v. Chr., † 8 v. Chr.),

Im 'Maecenaskreis' finden die Dichter nach den Wirren des Bürgerkriegs eine gewisse Ruhe und Geborgenheit. Untereinander werden ihre Werke nach strengen Maßstäben beurteilt. Nach Maecenas spricht man heute noch von einem Kunstmäzen und von Mäzenatentum.

  • Dichtung
 
  • Publius Vergilius Maro, deutsch 'Vergil' (70 - 19 v. Chr.)
 
  • Vergil, der bedeutendste römische Epiker, ist 70 v. Chr. in der Nähe von Mantua geboren. Nach einer Ausbildung in Rhetorik und Philosophie in Cremona, Mailand und Rom lebte er meist zurückgezogen in Neapel. Während der Landverteilungen durch Augustus musste er sein kleines Landgut abgeben, wurde jedoch nach Fürsprache des einflussreichen Maecenas durch ein anderes Anwesen entschädigt.

Für den amerikanischen Lyriker und Dramatiker T. S. Eliot (*1888, † 1965) ist Vergil „die mächtigste Stimme im Chor der lateinischen Sprache“ mit ungeheurer Nachwirkung im Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Die drei Hauptwerke Vergils, die Hirtengedichte der Bucolica (Eklogen), das Gedicht ‚Georgica’ und das Epos ‚Aeneis’ beweisen diese Feststellung.

 
  • Die 10 Eklogen entstanden zwischen 42 und 39 v. Chr. nach der Vorlage des griechischen Dichters Theokrit (*um 310 – 250 v. Chr.). Das griechische Vorbild regelte lediglich die Anwendung formalen Gesetzmäßigkeiten, der sprachliche Ausdruck und die Umwandlung in eine neue Erlebniswelt waren die Leistung Vergils. Die in Hexametern gestalteten Hirtengedichte berichten von einer unwirklichen Traumlandschaft, in der die Bauern nur singen, flöten und tanzen. Die verklärte Welt des Glücks und des Friedens ist das Vorbild der europäischen Hirtendichtung (Petrarca, Tasso, Barockdichtung).

 
  • Im Jahr 29 v. Chr. schließt Vergil sein zweites großes Werk, das Epos ‚Georgica’ ab. Vordergründig handelt es sich um ein Lehrgedicht über die Landwirtschaft. Vergils eigentliche Absicht war es, durch die Darstellung der friedvollen Arbeitswelt des Bauernstandes der durch die Bürgerkriege entwurzelten römischen Gesellschaft ein Leitbild zu geben. Die erwünschte ‚Rückkehr zur Natur’  wird im 18. Jahrhundert wieder durch Jean-Jaques Rousseau wieder aufgegriffen. Octavian (Augustus) wird als Retter der Welt gepriesen. Das Werk enthält auch meisterhafte Naturschilderungen.

 
  • Das großartigste Werk Vergils ist die ‚Aeneis’, eine Chronik über die Anfänge Roms im Stil der Homerischen Epen. Das Gedicht folgt den Irrfahrten des trojanischen Helden Aeneas und dessen Liebe zur karthagischen Königin Dido, die er verlässt, um in Italien die Fundamente des römischen Imperiums zu legen.

  • In zwölf Büchern besingt Vergil Roms mythische Ursprünge und seinen imperialen Auftrag, eine Dichtung, die Kaiser Augustus gerade recht kam. Schließlich galt es nach den Bürgerkriegen die Römer zu einen und an ihre glorreiche Vergangenheit zu erinnern.

  • Viele Einzelheiten, die in der Aeneis beschrieben werden, sind von Homer, Ennius, Naevius u. a. übernommen. Sie werden jedoch so zusammengestellt, dass sie einer ganz neuartigen Sinngebung dienen.

  • Die Irrfahrten und Kämpfe des Aeneas werden zum Gleichnis der römischen Geschichte. Vergils Schaffen lag die tief innere Überzeugung zugrunde, dass Rom von seiner Gründung an eine Mission, ein ‚fatum’ (Schicksal) zu erfüllen habe, nämlich durch seine Beherrschung aller übrigen Völker eine gottgewollte Ordnung auf Erden zu verwirklichen. Ohne Besitz von ‚virtus’ (Tüchtigkeit, Tugend) ist dies, so Vergil, nicht möglich. Das Reich des Augustus wird als die Erfüllung des vom Schicksal bestimmten Verlaufs der Geschichte dargestellt.

  • Nach den Gräueln der Bürgerkriege entwirft Vergil unter dem Schutz des Kaisers Augustus die Vision einer Herrschaft in Frieden.

    • Vater Anchises verkündet Aeneas, der zu ihm in die Unterwelt herabgestiegen ist, in der "Heldenschau" die Zukunft (Aeneis VI, 851 ff): "Du aber, Römer, gedenke, die Völker mit Herrschermacht zu lenken - diese Fähigkeit wirst Du besitzen - und dem Frieden Ordnung zu stiften, die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen niederzukämpfen."

  • Neu an der Aeneis ist die Verbindung von Mythos, Geschichte und Gegenwart zu einer einheitlichen Gesamtdarstellung. Neu ist auch der Versuch, eine lange Kette historischer Ereignisse sinnvoll zu deuten.

  • Vor seinem Tod am 21. September 19 v. Chr. hatte Vergil verfügt, kein Vers der 'Aeneis' solle veröffentlicht werden, den er nicht autorisiert habe. Sein Anspruch war es gewesen, sein Werk ständig zu verbessern. Unvollendete Verse zeugen davon. Der Nachlassverwalter, Lucius Varius, kam jedoch dem Willen des Kaisers nach und gab das Epos entgegen des Dichters heraus. Einen anderen letzten Wunsch Vergils erfüllte man ihm: Er wurde in Neapel bestattet.

 
  • Quintus Horatius Flaccus, deutsch 'Horaz' (65 - 8 v. Chr.)
 
  • Horaz ist während der Regierungszeit des Kaisers Augustus neben Vergil der bedeutendste römische Dichter. Er gehörte dem Dichterkreis des Maecenas an. Hier fand er großzügige Unterstützung. Ein Gutshof in den Bergen, den er geschenkt bekam, ist der Hintergrund vieler seiner Verse. Dort pflegte er auch in Ruhe seine Kunst, meditierte und genoss guten Wein. Trotz seiner Liebe zum Landleben besuchte er auch gerne Rom. Viele Gedichte beziehen sich auf diese Stadt und ihre Einwohner.

  Horaz (* 65 v. Chr., † 8 v. Chr.
 
  • Horaz führte mit seinen ‚Sermones’ die von Lucilius 100 Jahre früher begründete Tradition der Satire fort. Mit ähnlicher Thematik  will auch er „lächelnd die Wahrheit sagen“. Kern dieser Wahrheit ist bei Horaz die Philosophie des Maßes: „Est modus in rebus“ (Ihr Maß haben alle Dinge). Menschliches Verhalten bedarf bewusster Ordnung, gelassener Beobachtung der bedrohlichen Umgebung, nüchterner Erkenntnis dessen, was für einen selbst das ‚richtige Maß’ ist. Gegebenenfalls muss Verzicht geleistet werden. Hinter den in den Satiren aufgeführten Mängeln gibt es immer wieder Hinweise auf das ‚richtige’ – von ihm empfohlene – Verhalten. Epikureisches und stoisches Gedankengut wird aufgenommen und zugleich relativiert.

 
  • Horaz führte mit 17 Gedichten die Epodendichtung als Neuheit in Rom ein. Epoden (Nachgesang, Refrain) war eine lyrische Dichtform, in der abwechselnd regelmäßig längere und kürzere Verszeilen vorkommen. Die Epoden sind anfänglich von Unmut und Empörung geprägt. Die Angriffe zielen jedoch nicht auf einzelne Gegner, sondern auf 'Charakterschwächen' der Allgemeinheit.

 
  • Nach seinem Erfolg mit den ‚Satiren’ und ‚Epoden’ widmete sich Horaz der frühgriechischen Dichtung. Er schrieb vier Lyrikbücher, die Carmina, die insgesamt 104 Gedichte enthalten. Die ‚Oden’ stellen eine vollendete Meisterleistung dar. Themen sind die unterschiedlichsten Gegenstände und Situationen: Persönliches und Allgemeines, Einsamkeit und Geselligkeit, Alltägliches und Erhabenes, Menschenleben und Götterwelt. Die politischen Anliegen von Horaz werden in den so genannten sechs Römeroden vorgetragen: sie mahnen die Römer an die Götter zu achten sowie an die Tugenden Genügsamkeit, Tapferkeit, Treue, Standhaftigkeit, Gerechtigkeit und Ehrfurcht.

 
  • Ab 20 v. Chr. wandte sich Horaz von der Lyrik ab und widmete sich dem ersten Buch der Epistulae (Episteln) zu. In 20 Briefgedichten legt Horaz seine Lebensphilosophie dar. Diese Philosophie hat als Ausgangspunkt den einzelnen Menschen mit seinen Fehlern, Schwächen und Eigenheiten. Er fordert seine Landsleute auf, sich auf ein rechtes Maß zu bemühen, damit das Zusammenleben der Menschen erträglich bleibt. Im zweiten Buch der Epistulae betätigt sich Horaz als Literaturkritiker.

 
  • Albius Tibullus, deutsch 'Tibull', ca. 55 - 19 v. Chr.
 
  • Tibull stammt aus einem ursprünglich wohlhabenden Rittergeschlecht, das in den Bürgerkriegen einen großen Teil seiner Güter verloren hatte. Er war mit Horaz befreundet und gehörte in Rom zum Kreis des Adligen M. Valerius Messalla Corvinus. Seine zwei Gedichtbücher gehören zu der besonderen Gattung der ‚Augusteischen Liebeselegie’.

Der Ausdruck 'Elegie' bezeichnet ein oft in Distichen verfasstes Gedicht, das nach heutigem Verständnis meist traurige, klagende Themen zum Inhalt hat. Es herrscht eine sehnsuchtsvolle, schwermütige Grundstimmung vor. Die subjektive Liebeselegie als Gattung gilt als eine Schaffung der römischen Literatur. Im Mittelpunkt dieser Dichtung steht meist ein verschmähter Liebhaber, der trotzdem an seiner Liebe festhält, der Geliebten nachtrauert und seine Leiden beklagt.

 
  • Inhaltlich gesehen haben seine Gedichte vier Themen:

  • den Wunsch nach einem bescheidenen bäuerlichen Leben auf dem Lande.

  • die Empfindungen gegenüber seinen Geliebten (Delia in Buch 1, Nemesis in Buch 2): Liebe, Eifersucht, Kummer, Enttäuschung.

  • die Verehrung der Götter.

  • die Hoffnung auf Frieden

 
  • Auf den ersten Blick fehlt es den Gedichten an Struktur. Ein Wort genügt, um ihn innerhalb eines Gedichts von einem Thema zum anderen zu bringen. Bald erkennt man jedoch, dass die Verse mit großem Arbeitsaufwand kunstvoll geschmiedet wurden, also keinesfalls spontan entstanden sind.

 
  • Typisch für Tibull ist sein Glaube an einen Zusammenhang zwischen der Fruchtbarkeit der Felder und Verehrung von Göttern. Frieden und das Leben auf dem Lande sind für ihn Voraussetzungen für ein glückliches Zusammensein mit seiner Geliebten. Die Friedensehnsucht ist subjektiv mit dem Verlangen nach einer besonderen Welt – einem goldenen Zeitalter – verbunden.

 
  • Sextus Propertius, deutsch 'Properz' (50 - 15 v. Chr.)
 

Fast gleichzeitig mit Tibull schrieb Sextus Propertius seine ‚Elegien’. Sein Gönner ist Maecenas. Hauptthema der ersten drei Bücher ist die Liebe zu Cyntia. Das vierte Buch enthält nationale Elegien mit römischen Stiftungssagen. Dieses Motiv nahm Ovid mit seinen ‚Fasti’ auf, einer Darstellung der Feste und Kultgebräuche im Sinne der religiösen Erneuerungsbestrebungen des Augustus. Properz’ Liebes-Elegien waren Vorbild für Goethes Römische Elegien.

 
  • Publius Ovidius Naso, deutsch 'Ovid' (43 v. Chr. - 17 n. Chr.)
 
  • Ovid entstammte dem Ritterstand. In Rom und Athen studierte er das Fach Rhetorik. Nach dem Studium nahm er zunächst verschiedene öffentliche Ämter an, wandte sich jedoch bald ausschließlich der Dichtkunst zu. Im Wesentlichen behandelte er nur ein Thema: die Liebe. Seine Werke ‚Ars amatoria’ (Lehrbuch der Liebe), ‚Remedia amoris’ (Heilmittel gegen die Liebe) und ‚Fasti’ haben jeweils die Form eines Lehrgedichts und sind durch eine elegische Grundhaltung bestimmt. Ovid unterscheidet sich von den anderen Vertretern der subjektiven Liebeselegie, Tibull und Properz, dadurch, dass er auch über die Freuden der Liebe schreibt.

  Ovid (*43 v. Chr., † 17 n. Chr.)
 
  • Ovids Verse sind angefüllt mit immer neuen Einfällen. Die virtuose Sprache verbindet Natürlichkeit mit Nuancenreichtum und metrischer Perfektion. Ovid wirkt wie ein geistvoller, heiterer Beobachter der Liebe. Schon in seinem ersten Werk, den ‚Amores’ (Liebesaffären), versetzt er sich in die Rolle eines witzig-überlegenen, genießenden Liebhabers. Die 'Amores' handeln vorrangig von einer aufreizenden Dame namens Corinna, in die Ovid unsterblich verliebt war.

 
  • Das Werk ‚Ars amatoria’ (Liebeskunst) bietet einen reizvollen Leitfaden zum Genuss der Liebe. Ovid distanziert sich dabei von der ‚Liebesideologie’ der Elegiker, die häufig zur krankhaften Selbstzerstörung führte. Das Streben nach Humanität in der Beziehung zwischen Mann und Frau und die Bewertung der Sexualität als etwas Positives lässt Ovid zeitlos und modern erscheinen. In 'Ars amatoria' schildert Ovid nicht nur, wie Männer am geschicktesten Frauen verführen und umgekehrt, sondern gibt ganz konkrete sexuelle Ratschläge wie "Was Lust bringt, sollen Laute und Keuchen des Mundes bezeugen" oder "Auch du, der die Natur den Sinn für Venus versagt hat, täusche süße Freuden mit unwahren Lauten vor". In dem Werk ‚Remedia amoris’ (Heilmittel gegen die Liebe) gibt sich Ovid als Arzt der Verliebten. Es ist eine Art Lehrbuch über Herz- und Seelenschmerz.

 
  • In seinem in den Jahren 1 bis 8 n. Chr. entstandenen Hauptwerk 'Metamorphosen'  verbindet Ovid Elemente aus Elegie und Tragödie zu einer großen Dichtung von der Entstehung der Welt bis zum Rom unter der Herrschaft von Kaiser Augustus. Die Welt und auch das Leben der Menschen erscheinen im Bild einer ununterbrochenen Kette mythischer Verwandlungen. Dabei sind die Verwandlungen verschieden motiviert: als Lohn, Strafe, Rettung und Verzicht. Viele der ‚Verwandlungsgeschichten’ sind der griechischen und römischen Mythologie sowie den Werken Homers und Vergils entnommen. Da wird etwa der dreiste Spanner Aktäon, der die nackte Jagdgöttin Diana begafft, zur Strafe in einen Hirsch verwandelt und von den Hunden der Göttin zerrissen. Oder der liebestolle Zeus nähert sich der Königstochter Antiope in Gestalt eines Satyrs

 
  • In dem Werk ‚Fasti’ werden die einzelnen Tage des römischen Festkalenders mit denkwürdigen Ereignissen und Sagen verknüpft.

 
  • Im Jahr 8 n. Chr. wird Ovid durch kaiserliches Edikt ohne Gerichtsverhandlung lebenslänglich in die Stadt Tomis am Schwarzen Meer (heute die Stadt Constanza in Rumänien) verbannt. Er behielt Bürgerrecht und Vermögen.

Kaiser Augustus scheint Teile seiner Dichtung als versteckte Angriffe gegen die offizielle Staatsethik Roms (z.B. die Ehegesetze) verstanden zu haben. Die gedichteten Anleitungen zu zügellosen Ausschweifungen standen zu sehr im Gegensatz zur kaiserlichen Gesetzgebung, die ein sittenstrengeres Leben propagierte.  Wahrscheinlich ist auch, dass er wegen seiner Mitwisserschaft an dem ausschweifenden Leben von Julia, der Enkelin des Kaisers, aus Rom verbannt wurde. In der Verbannung entstehen melancholische Klagelieder (z.B. die ‚Tristia), die das Leben in Tomis beschreiben und den Wunsch einer Rückkehr nach Rom ausdrücken. Auch wenn diese Texte berühmt sind für ihre Melancholie und die äußerst negative Darstellung der Exilregion, die von Ovid auf immer neue Weise als abgeschiedenes, frostiges Niemandsland charakterisiert wird, weist die ovidische Exildichtung auch Passagen auf, die auf einen äußerst humorvollen Umgang des Dichters  mit seinem Verbanntenschicksal erkennen lassen. Ein Lobgedicht auf Augustus brachte ihm keine Begnadigung – er starb im Exil.

  • Prosa
 
  • Titus Livius (59 v. Chr. - 17 n. Chr.)
 
  • Titus Livius ist mit seinem Werk ‚Ab urbe condita’ (Seit Gründung der Stadt) der Autor einer Gesamtgeschichte Roms von der Gründung bis zum Tod des Drusus im Jahr 9 vor Christus. Mit Livius hat zum ersten Mal ein reiner Literat, kein Senator, die Geschichte Roms beschrieben.

 
  • In seiner Breite übertraf das Geschichtswerk des Livius alle Vorgänger. Obwohl es nur bruchstückhaft überliefert ist, kann es in seiner Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es hat seit der Augusteischen Epoche das römische Geschichtsbild geformt, seit der Renaissance auch das Bild Europas von der römischen Geschichte.

 
  • Für nahezu alle Perspektiven und Wertungen des Livius lassen sich in den von ihm benutzten Quellen, in der Annalistik, später bei Polybios, aber auch in der älteren Dichtung (bei Ennius vor allem) Vorlagen und Analogien feststellen. Doch durch die Übernahmen der älteren Gedanken und Sehweisen hat sich Livius nicht nur einzelne Gestaltungsakzente, sondern – was wichtiger ist – eine Gesamtauffassung römischer Geschichte zu eigen gemacht, die durchaus den Vorstellungen der eigenen Zeit entsprach. Nicht zuletzt diese Tatsache erklärt seinen sogleich einsetzenden Erfolg.

 
  • Im Allgemeinen ist Livius objektiv, jedoch eher konservativ eingestellt. Im Abwägen verschiedener Quellen ist er nicht immer kritisch. Der Respekt dieses Schriftstellers vor der Tradition war so groß, seine ‚pietas’ gegenüber allem Überkommenen so dominierend, dass er allenfalls Widersprüche bereinigte, im übrigen aber primär harmonisieren und glätten wollte.

 
  • Im Mittelpunkt von Livius’ Werk stehen patriotische Gesinnung und Wahrung der Sittlichkeit.

Livius  war tief davon überzeugt, dass die Herrschaft Roms über alle anderen Staaten schon in seinen Anfängen durch den Willen der Götter vorausbestimmt war. Dazu kamen Verhaltensweisen der Römer, welche die Entstehung und das Wachstum der römischen Macht förderten: Maßhalten, Disziplin, Anerkennung von Autorität, also vorbildliche Lebensformen und Sitten.

 
  • Nach Livius gibt es eine Gesetzmäßigkeit des sittlichen Niedergangs, der auch das römische Imperium unterwarfen war. Emphatisch kritisierte er Kunstraub, Spiele und Prunkbauten wie andere Symptome der Dekadenz. Der Verfall der Sitten und der Religion in den folgenden Epochen war ihm bewusst, an vielen Stellen ist die Resignation des Autors unverkennbar.


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Kaiserzeit nach Augustus (14 n. Chr.  - Ende 2. Jahrhundert n. Chr.)


  • Während des Kaisertums verzweigte sich ein breites Schrifttum fachlichen Inhalts, dessen Studium im Mittelalter vielfach die einzige Quelle für Spezialarbeiten wurde, weil man sich eher aus diesen Büchern als aus der Beobachtung der Natur und der eigenen technischen Versuchen bildete. So belehrten Autoren wie Vitruvius über Architektur, Celsus über Medizin und der ältere Plinius enzyklopädisch über Naturwissenschaften bis in die Renaissance hinein.

  • Dichtung

  • C. Petronius Arbiter, deutsch 'Petron' (gestorben 66 n. Chr.)

  • Petron, Konsul und Prokonsul, ist vermutlich der Verfasser des in der Regierungszeit Kaiser Neros (54 - 68 n. Chr.) erschienenen und nur teilweise erhaltenen satirischen Romans 'Satyricon'. Das Satyricon gibt eine farbige, manchmal schauerliche Schilderung zeitgenössischen Lotterlebens. Die Genusssucht und das faule Schmarotzertum fast aller Teile der Bevölkerung wird wirklichkeitsnah und in allen Sprachnuancen bis zum Jargon der Gosse und Bordelle dargestellt. Der Autor war Satiriker, aber kein Moralist; er beobachtete und beschrieb nur – belustigt und oft auch lustvoll – die Laster und Fehltritte seiner Mitmenschen.

  Szene aus dem 'Satyricon' - Römische Wandmalerei 
  • Petron starb 66 n. Chr. den Freitod. Sein Werk wird von Ernst Jünger als eines der "großen Würfe" der Weltliteratur bezeichnet. Großen Einfluss hatte es auf James Joyce.

  • Marcus Annaeus Lucanus, deutsch 'Lukan' (35 - 69 n. Chr.)

  • Lukan, geboren in Córdoba (Spanien) war ursprünglich ein Günstling Kaiser Neros. Wegen seiner Teilnahme an einem Komplott gegen den Kaiser (der 'Pisonischen Verschwörung') wurde er von diesem zum Selbstmord gezwungen.

  • Das einzig noch vorhandene Werk Lukans ist das unvollendete 'Bellum Civile' (Der Bürgerkrieg), auch als 'Pharsalia' bekannt. Es ist ein Epos über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius. Dabei nimmt der Antimonarchist Lukan Partei für Pompeius. Geschichte sah Lukan als dämonischen, sinnlosen Prozess. Caesar stellte für ihn den Prototyp des Bösen dar, dessen Gegner Cato stilisierte er im Gegenzug zum moralischen Helden.

Das Werk 'Der Bürgerkrieg' (Pharsalia) nimmt eine einmalige Stellung unter den Epen in lateinischer Sprache ein, da es keine Hinweise auf ein göttliches Eingreifen in geschichtliche Ereignisse enthält. Wegen der leidenschaftlichen Verteidigung der Freiheit gegenüber der Herrschergewalt fand es bis in die Neuzeit hinein immer wieder Bewunderung, so zum Beispiel bei den Anhängern der Französischen Revolution.

  • Marcus Valerius Martialis, deutsch 'Martial' (40 - ca. 104 n. Chr.)

Martial war einer Meister in der Abfassung von Epigrammen (Sinngedichten). Diese sind entweder an einzelne Gruppen der römischen Gesellschaft (z.B. Ärzte, Rechtsanwälte) gerichtet oder beschäftigen sich mit bestimmten Charaktereigenschaften wie z.B. Heuchelei, Geiz, Verschwendung. Trotz schonungsloser Bloßlegung nennt Martial niemals Namen.

  • Decimus Junius Juvenalis, deutsch 'Juvenal' (ca. 65 - ca. 128 n. Chr.)

  • Über das Leben Juvenals ist wenig bekannt. Sicher ist, dass er nach einem Streit mit Kaiser Domitian verbannt wurde, möglicherweise nach Ägypten. Nach seiner Rückkehr nach Rom lebte er zunächst in Armut. Gegen Ende seines Lebens wurde er von Kaiser Hadrian gefördert.

  • Juvenal gilt als letzter bedeutender Dichter Roms. Er hat 16 mit großer Leidenschaft geschriebene Satiren hinterlassen. So entrüstet er sich zum Beispiel über die "Torheiten von Frauen", über den Dreck in der überfüllten Stadt Rom und über das "Eindringen von stinkenden Fremden". Mit sittlichem Ernst kritisierte Juvenal die Laster der Gesellschaft im kaiserlichen Rom, vor allem Standesdünkel, Heuchelei, Völlerei, materielle Gier und die Bestechlichkeit der Verwaltung.

  • Prosa
 
  • L. Annaeus Seneca (um Christi Geburt - 65 n. Chr.)
 
  • Während der Kaiserzeit gehörte Seneca neben Epiktet (60 – 140 n. Chr.) und Kaiser Marc Aurel (reg. 161 – 180 n. Chr.) zu den wichtigsten römischen Vermittlern der Philosophie der Stoa. Im Jahr 41 n. Chr. musste Seneca auf Anordnung des Kaisers Claudius in die Verbannung nach Korsika gehen.  Auf Initiative von Agrippina, der vierten Gemahlin von Kaiser Claudius, erhielt Seneca im Jahr 49 den Rückruf nach Rom. Agrippina übertrug ihm die Erziehung und Ausbildung ihres Sohnes Nero, den sie mit in die Ehe gebracht hatte.

  Seneca (* um Christi Geburt, † 65 n. Chr.)
 
  • Für kurze Zeit gelang es Seneca, Nero sein philosophisches Programm der Milde (clementia) als primärer Herrschertugend beizubringen. Von 58 an distanzierte sich Kaiser Nero von Seneca. Angesichts der Untaten Neros erkannte Seneca, dass für ihn eine Mitarbeit bei den Staatsgeschäften nicht mehr möglich war. Im Jahr 62 bat er den Kaiser um Erlaubnis zur Demission. In der Zeit der Abgeschiedenheit, den letzten drei Lebensjahren, konnte er sein philosophischen Werke reifen lassen, abrunden und vervollständigen. Im Jahr 65 wurde Seneca beschuldigt, in eine Verschwörung gegen den Kaiser verwickelt zu sein. Nero befahl ihm, Selbstmord zu begehen. Seneca kam diesem Befehl in gelassener Haltung nach.

 
  • Im Mittelpunkt der philosophischen Schriften Senecas standen Fragen der Ethik. Mit großem Pathos und sorgfältiger Stilisierung versuchte er, den Menschen das Bewusstsein einer inneren Unabhängigkeit zu geben. Mit sich selbst im reinen sein, in sich selbst zu ruhen, das war für Seneca das Rezept zu einem glücklichen Leben. Das Philosophieren bestand für ihn im Wesentlichen in der Anwendung der stoischen Lehre "nach Maßgabe der jeweiligen besonderen Lebenslage und Lebensnotwendigkeit".

 
  • Zu den philosophischen Schriften gehören die '10 Dialoge' und die ab 62 n. Chr. geschrieben ‚Briefe an Lucilius’ (Epistulae morales ad Lucilium).

  • Die Dialoge enthalten unter anderen folgende Themen: Über die Kürze des Lebens, Über die Gemütsruhe, Über die Standhaftigkeit des Weisen, Über das glückliche Leben, Über die Vorsehung. Hier zwei Beispiele seiner Aussagen:

  • In dem Dialog  ‚De brevitate vitae’ (Über die Kürze des Lebens) heißt es:  "Wir haben nicht zu wenig Zeit, wir verschwenden zu viel Zeit" und "Alles haltet ihr fest, und doch müsst ihr sterben. Alles begehrt ihr, als solltet ihr ewig leben." Das Leben erscheint nur demjenigen zu kurz, der seiner Lebensaufgabe nicht gerecht wird.

  • In der Schrift ‚De constantia sapientis’ (Über die Standhaftigkeit der Weisen)) führt Seneca aus, dass der Weise weder subjektiv noch objektiv von einem Unrecht betroffen werden kann, da er über die subjektive Empfindung der Empörung erhaben ist. Seneca gelangt zu der Erkenntnis, dass auch der Tod kein Übel darstellt.

  • Senecas 'Briefe an Lucilius' (epistulae morales ad Lucilium) sind philosophische Abhandlungen über lebensnahe ethische Themen. In den Briefen werden - häufig aus aktuellem Anlass - Probleme des menschlichen Lebens aufgeworfen, wie u. a. Tod, Freude, Reichtum, Armut, Glück, Bildung, Angst, Freiheit, Freundschaft). In den Briefen sind zahlreiche Sentenzen mit zeitlos gültigen Einsichten und Regeln enthalten. Einige davon finden Sie auf unserer Seite über 'Römische Sprichwörter'.

Seneca geht immer von eigenen Erfahrungen aus, die er dann seinem jüngeren Freund Lucilius mitteilt, damit dieser etwas für sein eigenes Leben verwenden kann. Obwohl die Briefe an eine Einzelperson gerichtet sind, will Seneca eine größere Leserschaft ansprechen, ja sogar die Nachwelt.

 
  • Seneca hat sich auch auf das Gebiet der Dichtung gewagt. In seinen neun Tragödien, die nach griechischen Sagen gestaltet sind, tauchen seine philosophischen Gedanken wieder auf. Formal zeichnen sich die Tragödien durch ein Höchstmaß an Pathos aus. Die Handlungsführung tritt dabei in den Hintergrund.


 
  • Publius Cornelius Tacitus (um 55 bis etwa 122 n. Chr.)
 
  • Tacitus führte die römische Geschichtsschreibung in der Kaiserzeit zu einem Höhepunkt. Seine Werke gehen weit über die Mitteilung von Tatbeständen hinaus. Von einer philosophischen Weltsicht getragen, suchte Tacitus nach den inneren Gesetzen allen geschichtlichen Wandels. Seine dramatische Darstellungsform, sein psychologischer Blick in das Innere der handelnden Personen sowie sein knapper und anschaulicher Schreibstil blieben für lange Zeit unerreicht. Tacitus war ein glühender Verfechter der Ideale der römischen Republik und kritisierte den politischen und moralischen Verfall in der Kaiserzeit.

  Publius Cornelius Tacitus (* um 55, † 122 n. Chr.)
 
  • Tacitus, wahrscheinlich in Norditalien oder Südfrankreich geboren, wurde in Rom ausgebildet, unter anderem in Rhetorik. Seine Ämterlaufbahn begann er unter der Herrschaft des Kaisers Vespasian. Unter Kaiser Titus bekleidete er im Jahr 79 das Amt des Quästors. Im Jahr 88 - während der Gewaltherrschaft des Kaisers Domitian - war Tacitus Praetor (88). Nach seiner Prätur verließ er Rom für vier Jahre. Möglicherweise verwaltete er die Provinz Belgica und sammelte dort seine Kenntnisse über die Germanen. Unter Kaiser Nerva wurde er römischer Konsul (97). Um 112/113 war Tacitus Prokonsul (Statthalter) der Provinz Asia.

 
  • Nach der Ermordung Kaiser Domitians im September 96 n. Chr. wandte sich Tacitus der historisch-literarischen Arbeit zu. Sein Hauptaugenwerk galt dem Verfall des römischen Staates, hervorgerufen durch despotische Kaiser, Günstlingswirtschaft, Machtverfilzung am Hofe, Sittenverfall und dem Versagen der Senatsaristokratie.

  • Tacitus betrachtet die Geschichte als "Lehrmeisterin des Lebens", deren gute Beispiele die Bürger anspornen, deren schlechte sie abstoßen sollen. Mit dieser Geschichtsauffassung will er eine Neubesinnung auf Werte hinführen, welche die römische Gesellschaft einmal gehabt, doch dann verloren hatte.

Im Vorwort zu seiner Schrift (Agricola) beschreibt Tacitus seine Zielsetzung. Er möchte "Taten und Art hervorragender Männer nach dem Brauch der früheren Zeit der Nachwelt zu überliefern". In seinem Werk 'Annalen' schreibt er: "Das halte ich für die vorzügliche Aufgabe der Geschichtsschreibung, dass hervorragende Eigenschaften und Taten nicht vergessen werden und dass schlechtes Reden und Tun bedroht sei durch die Furcht von der Nachwelt" (3,65).

  • Seine Hauptaufgabe als Historiker sah Tacitus darin, unabhängig und begründet zu beurteilen, in welchem Maße die Bürger Roms im Verlauf ihrer Geschichte das Lebensprinzip 'virtus' (Tüchtigkeit, Tugend) verwirklicht haben. Als Maßstab galt das republikanische Rom.

  • Tacitus stellt mit Bedauern fest, dass unter dem Kaisertum nicht alle altrömischen Tugenden (virtus) bewahrt werden. Allerdings billigt er zu, dass nur diese Herrschaftsform in der Lage ist, im Staat für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Obwohl er die Republik und deren freiheitliche Verfassung weitaus höher schätzt, hält er das Kaisertum für eine bittere Notwendigkeit.

  • Werke
 
  • Vollständig erhalten sind drei kleine Schriften:

  • Dialogus de oratoribus. In dieser Schrift wird der Zusammenhang zwischen dem Niedergang der Redekunst und dem Verlust der 'libera res publica' (dem freiheitlichen Staat) erörtert.

  • De vita Iulii Agricolae (Über das Leben des Agricola). Hier handelt es sich um eine im Jahr 98 n. Chr. veröffentlichte Biographie über seinen Schwiegervater, den römischen Staatsmann und General Gnaeus Julius Agricola. Die Tugenden des Siegers über Britannien werden als Vorbild dargestellt.

  • De origine et situ Germanorum (Herkunft und Lage Germaniens), kurz 'Germania' genannt. Diese um 98 n. Chr. veröffentlichte Schrift enthält die erste umfassende Schilderung und Deutung der nordischen Völker. Tacitus erkennt bereits die künftige weltgeschichtliche Bedeutung der Germanen. In ihrer Moral und ihrer Politik sieht er Ähnlichkeiten mit den Römern der Frühzeit. Ihre moralische Überlegenheit stellt für ihn eine Bedrohung des Römischen Reiches dar.

 
  • Das erste von Tacitus' beiden Hauptwerken, die 'Historiae' (Geschichtsbücher), wurde zwischen 104 und 109 n. Chr. veröffentlicht. Es beinhaltet die Geschichte des Römischen Reichs von 69 v. Chr. bis zur Ermordung des Kaisers Domitian im Jahre 96 n. Chr. . Vom ursprünglichen Werk, das wahrscheinlich aus 14 Büchern bestand, sind nur die ersten vier und Teile des fünften erhalten.

 
  • Das zweite Hauptwerk, die 'Annales' (Annalen) ist zwischen 115 und 117 erschienen. Es beginnt mit dem Tod des Augustus (14 n. Chr.) und endet mit Neros Selbstmord (68 n. Chr.).  Ursprünglich umfasste dieses Werk 16 Bücher. Neben einigen Fragmenten sind nur neun Bücher vollständig erhalten.


Verbreitung und Weitergabe des antiken Wissens

  • Antike Schriftsteller, Philosophen, Geschichtsschreiber, Mathematiker, Ärzte, Ingenieure, Architekten und Naturforscher haben ein gewaltiges Wissen zusammengetragen. Allein der römische Naturforscher Plinius der Ältere, der 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuvs starb, hat in seiner Naturgeschichte ("Naturalis historiae") behauptet:" Zwanzigtausend merkwürdige Gegenstände, gesammelt durch das Lesen von etwa zweitausend Büchern ... von Hundert der besten Schriftsteller, habe ich in 37 Büchern zusammengefasst". Hinzu kamen die Werke zahlreicher Dichter von Komödien und Tragödien, die mit ihren Stücken die Menschen unterhalten hatten. Während der Kriege gegen die Germanen gingen ganze Bibliotheken mitsamt ihren kostbaren Schriftrollen in Flammen auf. Und auch die Leser dieser Schriften, die gebildeten Römer, verschwanden - ihre Bücher wurden ein Opfer der Zeit.

  • Es waren vor allem die mittelalterlichen Klöster, in denen einige der geretteten Bücher die Zeiten überdauerten. Vieles jedoch wurde zerstört und vergessen. Allein die Römische Geschichte des Historikers Titus Livius, die ursprünglich 142 Bände umfasste, ging zu drei Vierteln verloren.

  • Gelehrsamkeit und Bildung wurden in den Klöstern groß geschrieben. Der fränkische König Karl der Große verpflichtete 789 n. Chr. alle Klöster zur Einrichtung von Klosterschulen. Zu jeder Klosterschule gehörte ein sogenanntes Skriptorium. In diesen Schreibstuben wurden die unersetzlichen Bücher von Mönchen kopiert. Je bedeutender das Skriptorium war, desto bedeutender war das Kloster.

  • Adelige und Wohlhabende konnten bei den Klöstern Bücher bestellen. Allerdings war nicht jedes Buch frei zugänglich. Das Wissen und die Meinungen antiker Autoren, die der herrschende christlichen Lehre widersprachen, wurden unter Verschluss gehalten. Daher gab es Bücher, die nur kleinen Zirkeln vorbehalten waren. Generell wurde im Mittelalter eher altes Wissen bewahrt, als neue Erkenntnisse gesucht.

  • Das kulturelle Erbe des Abendlands nahm vielfach einen Umweg über den Orient. Ein Teil des antiken Wissens wurde von islamischen Gelehrten bewahrt. Die Werke des Philosophen Aristoteles, des Arztes Galen, des Mathematikers Archimedes und vieler anderer Gelehrter und Schriftsteller überdauerten in arabischer Sprache. Sobald die Kunde davon nach Europa vordrang, machten sich christliche Gelehrte auf den Weg nach Spanien, das dreihundert Jahre zuvor von islamischen Mauren erobert worden war. Auf diese Weise erhielten die Mönche in den Schreibstuben der mitteleuropäischen Klöster neue Bücher, die sie kunstvoll kopierten. Unzählige mittelalterliche Bilder zeigen schreibende - oder besser gesagt: abschreibende - Mönche.

Die Mönche schrieben die Werke auf Pergament. Dieses haltbare und widerstandsfähige Material wurde aus der Haut von Tieren wie Schaf, Ziege oder Kalb hergestellt. Um die 'richtige' Tinte zu finden, experimentierten die Mönche ständig an neuen Mixturen herum. In den Behältnissen aus Rinderhörnern fanden sich verschiedenste Farbtöne. Zum Schreiben diente eine Gänsefeder. Wenn das Kopieren beendet war, begann die Arbeit der Buchmaler. Die prachtvollen Bilder bestanden aus wertvollen Materialien wie zum Beispiel Gold. Als um 1450 Johannes Gutenberg den Buchdruck erfand, wurden die Mönche von ihrer Kopiertätigkeit befreit.


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Stand: 12.08.2021                                                  Copyright ©  2021 Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V.                                                  Autor: Dieter Griesshaber              

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