Römer in SW-Deutschland

 

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Die Römer in Südwestdeutschland

Der Untergang der römischen Republik und die Regierungszeit des Kaisers Augustus (44 v.Chr. - 14 n. Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Domitian, Nerva und Trajan (81 - 117 n. Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Hadrian und Antoninus Pius (117 - 161 n.Chr.)

Römische Geschichte zur Zeit der Kaiser Marc Aurel und Commudus (161-192 n.Chr.)

Der Aufbau des römischen Staats

Das Heer während der römischen Kaiserzeit

Römische Religion und Philosophie

Römische Literatur

Entstehung und Ausbreitung des Christentums

Entwicklung des Christentums von Kaiser Konstantin I. bis zum Untergang des weströmischen Reiches (306 - 476)

Römische Medizin

Münzsystem und Fernhandel im Römischen Reich

Das Weiterleben der römischen Kultur

Römisches Recht

Römische Sprichwörter und Lebensregeln

Das Geheimnis um den Ort Grinario

Das römische Kastell in Grinario

Das Dorf Grinario

Die Menschen im Dorf Grinario

Ausgrabungen im heutigen Köngen

 

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 Militärstraßen, Kastelle, Limes     Obergermanisch-rätischer Limes  


Die Kämpfe gegen die Germanen


  • Auseinandersetzungen mit den Kimbern und Teutonen
 
  • 113 v. Chr.: Die germanischen Kimbern und die Teutonen (evtl. ein keltischer Stamm) ziehen aus dem Gebiet des heutigen Dänemark nach Süden und vernichten auf der Suche nach Land bei Noreia im heutigen Kärnten ein römisches Heer.

 
  • 105 v. Chr.: Ein römisches Heer, das Südgallien schützen sollte, wird bei Arausio (Orange in der heutigen Provence) vernichtend geschlagen.

 

Quintus Servilus Caepio und Gnaeus Mallius Maximus waren die Kommandeure des großen römischen Heeres. Caepio entstammte einem angesehenen alten Adelsgeschlecht und schaute demonstrativ auf seinen Kollegen, einen "homo novus", herab. Der arrogante Caepio weigerte sich, sein Vorgehen mit Mallius abzusprechen, so dass die beiden Kommandeure mit ihren Heeresteilen unabhängig voneinander vorgingen. Die Folge war eine der verheerendsten Niederlagen in Roms Militärgeschichte.

 
  • Der Plan der Kimbern und Teutonen, auf verschiedenen Wegen in Italien einzufallen, ermöglichte es dem römischen Konsul Marius die Stämme in zwei getrennten Schlachten zu besiegen.

  • 102 v. Chr.: Schlacht gegen die Teutonen bei Aquae Sextiae (Aix in der heutigen Provence).

  • 101 v. Chr.: Schlacht gegen die Kimbern bei Vercellae in Oberitalien.

Der römische Geschichtsschreiber  Lucius Annaeus Florus berichtet  um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.: "... ihrer Drohung entsprechend zogen sie in drei Abteilungen zu den Alpen, d.h. zu den Toren Italiens. Marius schlug sogleich mit wunderbarer Schnelligkeit den kürzesten Weg nach Italien ein, kam dem Feind zuvor und erreichte zuerst die Teutonen unmittelbar am Fuß der Alpen und schlug sie an einer Stelle, die Aquae Sextiae heißt. - Dank sei den Göttern!  Die Feinde hatten ein Tal und einen Fluss, der zwischen den Heerlagern floss, in ihrer Gewalt, während die Unsrigen kein Trinkwasser hatten. Ob unser Feldherr dies mit Absicht so hat kommen lassen oder ob er seinen Irrtum klug benutzt hat, ist zweifelhaft. Denn als das Heer Wasser forderte, erwiderte Marius: 'Wenn ihr Männer seid, dort habt ihr es!' Daher wurde mit solcher Erbitterung gekämpft und ein solches Blutbad unter den Feinden angerichtet, dass das siegreiche römische Heer aus dem blutigen Fluss ebenso viel Barbarenblut wie Wasser getrunken hat."

Über die Schlacht bei Vercellae schreibt Florus: " ... wenn sie jetzt sofort in feindlicher Absicht auf Rom losgegangen wären, wäre die Gefahr groß gewesen; aber in Venetien, einem Landstrich, der so ziemlich der mildeste Italiens ist, erlahmte ihre Kraft eben durch die Milde des Bodens und Klimas.  .... Sie trafen auf einer weiten Ebene, die man die raudische nennt [bei Vercellae], zusammen. Dort fielen 64700 Kimbern. Den ganzen Tag wurden die Barbaren niedergemetzelt."

  • Cäsars Begegnung mit den Germanen
 
  • 58 v. Chr.: In der Schlacht bei Mühlhausen im Elsass gelingt es Caesar, die Sueben unter ihrem Heerkönig Ariovist wieder auf das Gebiet rechts des Rheins zurückzutreiben.

 
  • Während des 'Gallischen Krieges' (58 - 51 v. Chr.) ließ Caesar 55 v. Chr. in der Höhe von Neuwied (nördlich des heutigen Koblenz) eine hölzerne Brücke von 400 Metern Länge errichten, auf der er mit seinen Truppen den Rhein überquerte. Zwei Jahre später wiederholte er diese Aktion. Caesar ging es um eine Demonstration der römischen Macht und um auch darum, innenpolitisch verwertbaren Ruhm zu gewinnen. Militärische Erwägungen spielten keine Rolle.

  • 49/48 v. Chr.: Sowohl Caesar als auch sein Widersacher Pompeius vertrauen im Bürgerkrieg auf germanische Hilfstruppen.

Aktuell: Archäologen der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz haben in den Jahren 2010 bis 2012 in der Nähe von Hermeskeil, gut 30 Kilometer südöstlich von Trier im Hunsrück gelegen, das bislang älteste römische Militärlager in Deutschland nachgewiesen und damit neue Erkenntnisse über die Eroberung Galliens gewonnen. Das Lager wurde vermutlich in den 50er Jahren v. Chr. in unmittelbarer Nähe zu der spätkeltischen Siedlung "Hunnenring", einer Befestigungsanlage des keltischen Stamms der Treverer, angelegt.

  • Die Kämpfe der Römer östlich des Rheins
 
  • 16-15 v. Chr. : Drusus und Tiberius, Stiefsöhne von Kaiser Augustus, unterwerfen das Alpenvorland und errichten in dem Gebiet bis zur Donau die Provinzen Rätien und Noricum. Roms Präsenz am Rhein wird ausgebaut. Zahlreiche Militärlager werden errichtet (Nimwegen, Xanten, Moers, Neuss, Bonn, Mainz u. a.)

Nach der Ermordung Cäsars an den Iden des März des Jahres 44 v. Chr. war es zu einem langwierigen Bürgerkrieg gekommen, an dessen Ende Kaiser Augustus eine neue monarchische Ordnung, das 'Principat', etablierte. Ein wesentlicher Grund für die nach dem Bürgerkrieg beginnende imperialistischen Phase in der römischen Politik war der Umstand, dass Augustus, um das neue System der staatlichen Herrschaft zu stabilisieren und zu legitimieren, außenpolitische Erfolge brauchte. Auf der Suche nach geeigneten Objekten fiel sein Blick auf Germanien. Die Expeditionen nach Germanien wurden allerdings als Sicherheitsmaßnahme gegen Bedrohungen von Seiten der Barbaren deklariert.

 
    Kaiser Augustus (30 v. Chr.. - 14 n. Chr.)  
 
  • 12/11 v. Chr.: Erste große Offensive der in Gallien stationierten römischen Truppen gegen die rechtsrheinischen Germanen. Die Römer dringen bis an die Weser vor, müssen sich jedoch wegen Nachschubproblemen wieder zurückziehen.

 
  • 9 v. Chr.: Drusus dringt mit seinen Truppen von der Donau bis zur Elbe vor. Im Maingebiet werden die Markomannen unter ihrem König Marbod vernichtend geschlagen. 40.000 Germanen werden gefangen genommen und auf linksrheinisches Gebiet deportiert.

Die Siegesserie der Römer wurde durch den Tod ihres Feldherrn Drusus zunächst beendet. (Drusus hatte sich im Elbegebiet bei einem Sturz vom Pferd tödliche Verletzungen zugezogen). Unter dem neuen Oberbefehlshaber Tiberius werden die Germanenkriege erfolgreich abgeschlossen. Eine neue Verwaltungsstruktur wurde eingeführt.

 
  • Erst 1 n. Chr. setzten die Römer ihre Eroberungspolitik rechts des Rheins wieder fort. In den Jahren 4 und 5 n. Chr. besetzte Tiberius weitere Teile Germaniens, die jedoch - so der römische Schriftsteller Cassius Dio - kein zusammenhängendes Gebiet darstellten. 

 
  • 6 n. Chr.: Der "Pannonische Aufstand" bricht aus. Zu seiner Niederschlagung muss Tiberius, der eigentlich im Gebiet des heutigen Böhmen den Markomannenkönig Marbod in die Schranken weisen wollte, seine Truppen weiter nach Osten verlagern.

 
  • 9 n. Chr.: Germanen unter dem Cheruskerfürsten Arminius besiegen drei römische Legionen unter dem Feldherrn Quinctilius Varus in der "Schlacht im Teutoburger Wald", die, wie es heute aussieht, jedoch in der Nähe des heutigen Kalkriese (in der Nähe von Osnabrück) stattgefunden hat.  Die römische Herrschaft östlich des Rheins bricht zusammen. Die im Jahr 4 v. Chr. angelegte römische Stadt Waldgirmes (Gemeinde Lahnau / Lahn-Dill-Kreis), von der aus eine neue Provinz des Römischen Reiches verwaltet werden sollte, wurde nach der militärischen Katastrophe der Römer wieder aufgegeben .

 

Im August 2009 entdeckten Archäologen bei der Freilegung eines Holzbrunnens in Waldgirmes einen lebensgroßen Pferdekopf einer in den Jahren 4 oder 3 v. Chr. aufgestellten vergoldeten römischen Reiterstatue, bei der es sich wohl um Kaiser Augustus handelt. Das Standbild wurde von den nachfolgenden Germanen zerschlagen und der Pferdekopf rituell in dem Brunnen versenkt. Der Pferdekopf zeugt vom geplatzten Traum der Römer, ein unter ihrer Herrschaft geeintes Europa im modernen Sinne zu schaffen.

  • Der römische Schriftsteller Sueton schreibt im Rahmen seiner Kaiserbiographien über Kaiser Augustus: "Schwere Schlappen und Niederlagen erlitt Augustus überhaupt nur zwei und beide in keinem anderen Land als Germanien, nämlich die des Lollius [17 oder 16 v.Chr.] und die des Varus. Bei der Lollianischen war die Schande größer als der tatsächliche Verlust, die Varianische dagegen war fast vernichtend für das Reich. .... Ja, es heißt, seine Niedergeschlagenheit [die des Augustus] sei so groß gewesen, dass er monatelang Haupthaar und Bart wachsen ließ und wiederholt den Kopf mit dem Ausruf gegen die Türen stieß: 'Quinctilius Varus, gib die Legionen zurück!' und dass er den Jahrestag der Niederlage stets als einen Klage- und Trauertag begangen hat."

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  • 46 Jahre nach der Schlacht beschreibt der römische Historiker Tacitus ziemlich ungenau den Ort des Geschehens mit "nicht weit vom Gebiet der Brukterer". Die Brukterer siedelten zwischen Lippe und Ems.

Das in Ostwestfalen gelegene Gebirge 'Teutoburger Wald' hieß lange Osning. Erst der Paderborner Bischof Ferdinand von Fürstenberg (*1625, † 1683) ließ es Teutoburger Wald nennen, weil Tacitus diesen Namen gebrauchte, um den Ort der Niederlage des Varus im tiefen Germanien zu kennzeichnen.

  • In der Nähe von Kalkriese wurden etwa 1000 Münzen (viele davon mit dem Gegenstempel des Varus), und Teile von Angriffs- und Schutzwaffen geborgen. Ferner fanden sich Knochen von Menschen, Pferden und Maultieren. Zwei Schädelkalotten weisen Einschlaglöcher auf, die von einem Schwert, einem langen Lanzenblatt oder einer Axt herrühren können.

  • Bei den Ausgrabungen im Museumspark Kalkriese sind die Forscher im Frühjahr 2016 auf einen kleinen Schatz gestoßen: Acht prägegleiche Goldmünzen vom Typ Gaius/Lucius hat der Boden dort freigegeben. Die Aurei wurden in den Jahren 4 / 5 n. Chr. geprägt und zählen zu den jüngsten Prägungen vor der Varusschlacht. Ein Aureus stellte zur Zeit des Kaisers Augustus (27 v. Chr. - 14 n. Chr.) einen erheblichen Wert dar. Die gefundenen Goldmünzen hätten ausgereicht, seinen Besitzer ein Jahr lang gut zu versorgen.

 
  • Das Museum Kalkriese meldete Ende September 2020 in einer Pressemitteilung den Fund des Schienenpanzers eines römischen Legionärs - den bisher einzigen in Mitteleuropa. Ausgegraben und im Block geborgen wurde das Objekt bereits 2018, doch erst bei der Restaurierung hatte sich die außerordentliche Bedeutung des Fundes gezeigt. Der aus Metallplatten zusammengesetzte Panzer zum Schutz des Oberkörpers gehörte zur festen Ausstattung der römischen Armee. Besonders bemerkenswert ist der Fundkontext: Im Bereich von Hals und Schulter lag eine "Halsgeige" - eine Fessel, mit der die Hände am Hals fixiert wurden. Die römische Armee verwendete Halsgeigen, um ihre Kriegsgefangenen in die Sklaverei abzuführen. Der Befund legt nahe, dass hier ein römischer Legionär als Überlebender der Schlacht von den germanischen Siegern mit dem römischen Unterwerfungssymbol gefesselt wurde. Der Panzer besteht aus 30 einzelnen Platten; es fehlen lediglich vier oder fünf. Trotz ungünstiger Bodenbedingungen hat sich der Schienenpanzer relativ gut erhalten. Scharniere, Schnallen und die Bronzebeschläge sind gut erkennbar.

 
   

Eine in der Nähe von Kalkriese gefundene eiserne Gesichtsmaske eines römischen Legionärs.

Museum Kalkriese, dpa

 
 

  • Kein Geringerer als Martin Luther gab Arminius den Namen 'Hermann': er übersetzte das lateinische 'dux belli': Heer Man = Herrmann. Der spätere deutsche Nationalstolz übernahm diesen Namen.

 
  Auf der Internetseite www.hermannsschlacht.de finden Sie überblicksartige Informationen zur Schlacht im Teutoburger Wald sowie Literaturempfehlungen und historische Originalquellen. Wir empfehlen diese Seite als Ergänzung zu unseren Darstellungen.    
 
  • 9 - 12 n. Chr.: Tiberius übernimmt wieder das Oberkommando in Germanien und stockt die Truppen auf 8 Legionen auf.
 
  • 15 und 16 n. Chr.: Erneute Vorstöße der Römer auf rechtsrheinisches Gebiet (unter Germanicus, dem Großneffen des Kaisers Augustus und Adoptivsohn des Kaisers Tiberius). Keine entscheidenden Erfolge!

Germanicus, römischer Feldherr, * 15 v. Chr. † 19 n. Chr.

Giraudon

Kaiser Tiberius ordnete nach erfolglosen Feldzügen das Ende der Offensive an. Er verzichtete darauf, die rechtsrheinischen Gebiete zu besetzen und baute stattdessen die Rheinlinie zur gesicherten Grenze aus. Die Abberufung des Germanicus bedeutete das Ende eines dreißigjährigen Eroberungskrieges (15 v. Chr. bis 16 n. Chr.)  im Norden des Imperiums. Die Gründe für den Abbruch der erneuten Eroberungsversuche 16 n. Chr. aufgrund des Kaisers Tiberius werden heute mehr in rationalen Überlegungen und in der Innenpolitik gesucht als in der Niederlage gegen den Cheruskerfürsten Arminius. Ein erneut erobertes Germanien hätte für den Aufbau der notwendigen Verwaltungs- und Wirtschaftsstruktur beträchtliche Investitionen erfordert. Zudem stellte das nach den Verlusten der Varusschlacht auf acht Legionen verstärkte Heer eine innenpolitische Bedrohung für den regierenden Kaiser dar.

  • 69 - 70 n. Chr.: Aufstände der niederrheinischen Bataver (wohnhaft in den heutigen Niederlanden) und einiger gallischen Stämme. Die Unruhen waren durch die Absetzung und den Selbstmord Kaiser Neros im Jahr 68 und die nachfolgenden Machtkämpfe der drei Gegenkaiser Galba, Otho und Vitellius ausgelöst worden. Nach Beendigung dieser Schwächephase des Römischen Reichs konnten die Aufstände niedergeschlagen werden.

Dem Aufstand der Bataver im August 69 n. Chr. schlossen sich die rechtsrheinisch siedelnden Germanenstämme (Brukterer, Tenkterer, Cugerner u. a.) an. Anführer der Bataver war der charismatische Julius Civilis, der heute noch in der niederländischen Geschichtsschreibung eine herausragende Rolle spielt. Nach der Niederschlagung des Aufstands errichteten die Römer in Gelduba (heute Krefeld-Gellen) ein Auxiliarkastell.

  • Um 75 n. Chr. besetzte Kaiser Vespasian (69 - 79 n. Chr.), der Sieger im römischen Bürgerkrieg, das wie ein Keil in das Reichsgebiet am Oberrhein reichende Vorgelände zwischen Wetterau und Hochschwarzwald.

 
  • 83 und 89 n. Chr.: Grenzkämpfe der Römer gegen die Chatten im Rhein-Taunusgebiet.

Im Verlauf der Kämpfe besetzten die Römer Teile des Taunus und die Wetterau. Eine Folge der Landgewinne rechts des Rheins war die zwischen 85 und 90 erfolgte Zusammenlegung des alten obergermanischen Heeresbezirks mit dem neu besetzten Land östlich des Oberrheins zur kaiserlichen Provinz Germania superior (Obergermanien) mit Mogontiacum (Mainz) als Hauptstadt. Zur gleichen Zeit wurde das sich im Norden anschließende linksrheinische Gebiet des niederrheinischen Heeresbezirks zur kaiserlichen Provinz Germania inferior. Hauptstadt dieser Provinz wurde Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln). Zum Schutz der neuen Provinzen wird mit dem Bau von Grenzbefestigungen begonnen - dem Limes.

Nach den Kämpfen gegen die Chatten endete das offensive Vorgehen der Römer nördlich der Alpen weitgehend. Kleinere Gebietserwerbungen unter Kaiser Antoninus Pius (138 - 161) hatten rein defensiven Charakter.

 
  • 167 - 180 n. Chr.: Abwehrkampf der Römer unter Kaiser Marc Aurel gegen die Markomannen und Quaden.

Während der Regierungszeit Marc Aurels (161-180) zeigen sich erste Anzeichen für den Verfall des Römischen Reiches. Neben der massiven Bedrohung durch germanische Völkerschaften kommt es Anfang des dritten Jahrhunderts im Innern des römischen Reiches zu einer Wirtschaftskrise. Die römischen Kaiser hatten ihre verschwenderischen Staatsausgaben (z.B. für Prunkbauten) aus den laufenden Einnahmen aus den Provinzen gedeckt. Nun gingen die Steuereinnahmen aus den Provinzen plötzlich zurück. Dafür gibt es eine Ursachenkette: Die Reduzierung der Anzahl der Kriege hatte dazu geführt, dass die Anzahl der Sklaven zurückging; weniger Arbeitskräfte führten zu geringerer landwirtschaftlicher Produktion und diese wiederum zu verminderter Steuerzahlungsfähigkeit. Durch die notwendigen Kriegsausgaben wird die wirtschaftliche Krise noch verschlimmert. Zwangsabgaben, welche die vermögende Schicht der Römer zur Finanzierung der Abwehrkämpfe zu leisten hat, führen zur Abnahme der Identität mit dem Staat (mentale Krise).

  • 180 n. Chr.: Gegen den letzten Willen seines Vaters, Kaiser Marc Aurel, schloss Kaiser Commodus (180 - 192 n. Chr.) nach dessen Tod Frieden mit Markomannen, Quaden und Jazygen. Als Grund gab er die Überforderung der zur Verfügung stehenden Mittel des Reiches an. Der Frieden muss für die früheren Kriegsgegner sehr günstig gewesen sein, denn für Jahrzehnte blieb die Donaugrenze ruhig.  

 
 

In der Zeit nach Commodus gewann das Heer endgültig den entscheidenden Einfluss auf die Kaiserwahl: die den Truppen genehmen Feldherren wurden erhoben und nach Bedarf gestürzt. In den 119 Jahren zwischen 193 und 312 regierten 38 Kaiser und 24 Gegenkaiser, von denen nur noch 9 eines natürlichen Todes starben. Mit der aus Afrika stammenden Dynastie der Severer setzten sich zunehmend orientalische Auffassungen durch. Der Senat verlor immer mehr an Ansehen. Mit den Severern erfolgte ein weiterer Abbau der zentralen Stellung Roms und Italiens. Die Kaiser waren nicht mehr gewillt, sich allein auf Italien zu stützen.

  • Begründer der severischen Dynastie war Septimius Severus (193 - 211 n. Chr.). Dieser erhob 192 n. Chr. seinen Sohn Caracalla zum Mitkaiser. Nach dem Tod seines Vaters 211 n. Chr. trat Caracalla zusammen mit seinem jüngeren Bruder Geta die Nachfolge an. Noch im Jahre 211 ließ er Geta ermorden. Von da regierte er bis zu seiner Ermordung im Jahr 217 n. Chr. unangefochten als Alleinherrscher,

  Als Kaiser Caracalla (211 – 217 n. Chr.) im Jahre 212 allen Freien im ganzen Imperium das Bürgerrecht verlieh, war der Integrationsprozess der Provinzen abgeschlossen. Jeder konnte sich als Römer verstehen und bezeichnen. Freilich war damit auch eine Verteilung der Lasten verbunden, denn nun mussten alle unterschiedslos Steuern zahlen. Nicht zuletzt, um die Summen aufzubringen, die Caracalla für seine Bauleidenschaft in Rom benötigte. Alle Erhöhungen der Abgaben konnten mit den wachsenden Geldbedürfnissen nicht Schritt halten. Caracalla musste sich zu einer Verschlechterung des Geldwertes entschließen. Das Gewicht des Goldstücks wurde um ein Neuntel verringert. Anstelle des Silberdenars, der durch seinen geringen Feingehalt entwertet war, schlug man jetzt in großen Mengen neue, etwas schwerere Stücke. Diese ‚Antoniniani‘ enthielten eineinhalb so viel Silber wie die Denare, hatten aber den Nennwert von zwei Denaren. Aber auch die inflationären Tendenzen verstärkten sich, zu denen im 3. Jahrhundert eine krisenhafte Münzverschlechterung hinzukam.
  • 213 n. Chr.: Kaiser Caracalla unternimmt einen Feldzug gegen die Germanen am oberen Rhein und an der oberen Donau. Zunächst errang der Kaiser einen größeren Sieg am Main. Die anschließenden Kämpfe scheinen aber für ihn weniger günstig verlaufen zu sein, denn er sah sich zu Zahlungen an germanische Gruppen veranlasst. Insgesamt war sein Vorgehen erfolgreich, die die Lage an der Nordgrenze blieb für zwei Jahrzehnte stabil. Im Jahr 217 n. Chr.  wurde Caracalla ermordet. Nach ihm wurde der Prätorianerpräfekt Macrinus zum Kaiser proklamiert. Macrinus führte nach außen die offensive Politik Caracallas nicht fort, sondern schloss, unter für Rom ungünstigen Bedingungen, Frieden mit den Parthern. Auch im Donauraum beschränkte er sich während seiner einjährigen Regierungszeit auf die Verteidigung.

  • 233 - ca. 260 n. Chr.: Unter dem Soldatenkaiser Severus Alexander (222 - 235) wurden Truppen aus Obergermanien und  Rätien für den Krieg gegen die persischen Sassaniden abgezogen. Dies ermutigte die Germanen 233 n. Chr. zu umfangreichen Raubzügen, die bis in das Alpenvorland und sogar über den Rhein führten. Der Kaiser sah sich dazu gezwungen, seinen Feldzug im Osten abzubrechen und mit seinem Heer an den Rhein zu ziehen. Dort wurde er 235 von seinen eigenen Soldaten ermordet. Sein Nachfolger, Maximinus Thrax (235 - 238 n. Chr.), konnte die Lage zunächst wieder stabilisieren.

 
  • Der fortgesetzte „Raubbau“ an militärischen Ressourcen stellte die lückenlose Grenzüberwachung und damit den wirksamen Schutz der rechtsrheinischen Provinzgebiete zunehmend in Frage. Die germanischen Angreifer, bei denen es wohl um den Stammesverband der Alamannen handelt, nutzten im Jahr 233 n. Chr. die Schwächung des Limes zu verheerenden Plünderungszügen. Die am Limes verbliebenen Hilfstruppen vermochten die Reiterscharen der Alamannen, die bis an den Rhein und das Alpenvorland vorstießen, kaum aufzuhalten. Das militärisch ungeschützte Hinterland war den Eindringlingen ausgeliefert.

  • Die Gesamtlage des Römischen Reiches veränderte sich grundlegend. Vom Niederrhein bis zum Nahen Osten stand das Imperium in der Defensive. Am Rhein hatten sich aggressive Stammesverbände formiert. Noch gefährlicher entwickelten die Einfälle der Alamannen, die über größere Reiterverbände verfügten. Seit 233 n. Chr. war das gesamte römische Territorium zwischen Oberrhein, Donau und Limes zum permanent umstrittenen Kampffeld geworden.

 
  • Im  Jahr 235 n. Chr. kam es tief im germanischen Gebiet zu einer größeren Schlacht zwischen Römern und Germanen. Die spektakuläre Entdeckung von Spuren eines Schlachtfelds am Harzhorn bei Kalefeld (Landkreis Northeim im südlichen Niedersachsen), die auf die Fundmeldung eines Hobbyarchäologen Anfang Juni 2008 zurückgeht, brachte das bisherige Geschichtsbild über das Engagement der Römer im Germanien des dritten Jahrhunderts ins Wanken. Die Historiker gingen bisher davon aus, dass die Römer nach der verlorenen Varusschlacht (9 n. Chr.) auf großangelegte Feldzüge in Germanien verzichtet hatten. Ein Vordringen eines riesigen römischen Heeres in germanische Gebiete, die mehrere Hundert Kilometer nördlich des Limes lagen, schien unwahrscheinlich. Mehr als 2500 militärische Fundstücke am Harzhorn, überwiegend römischen Ursprungs, beweisen nun das Gegenteil. Das Schlachtfeld am Harzhorn lag noch mehr als 200 Kilometer vom Limes entfernt.

 

  • Nur wenige Zentimeter unter der waldigen Erdoberfläche verborgen haben tausende Relikte eines heftigen Kampfes zwischen Römern und Germanen die Zeiten überdauert. Von den Kämpfen zeugen neben Speerspitzen und Katapultgeschossen auch Schanzwerkzeuge, Wagenteile, Rüstungen und weitere Ausrüstungsgegenstände römischer Soldaten. Erstmals auf einem römisch-germanischen Schlachtfeld wurde ein gut erhaltenes Kettenhemd eines römischen Soldaten freigelegt.  Mehrere der entdeckten Silbermünzen wurden in der Regierungszeit des römischen Kaisers Severus Alexander zwischen 222 und 226 n. Chr. geprägt. Da zwischen Prägung und Umlauf der Münzen immer einige Jahre liegen, lässt sich der Zeitpunkt der Schlacht relativ genau datieren.

  • Durch Vergleiche des Fundmaterials mit den vorhandenen schriftlichen Quellen hat man folgenden Ablauf der Ereignisse rekonstruiert:

  • Als zwischen 232 und 233 n Chr. weite Teile des Mittelrheingebiets von den Germanen verwüstet worden war, reagierte der römische Kaiser Severus Alexander  mit der Aufstellung einer mächtigen Armee bei Mainz. Bevor das Heer den Rhein überqueren konnte, wurde der Kaiser von meuternden Soldaten ermordet. Sein Nachfolger, Kaiser Maximinus Thrax, führte die mit orientalischen Bogenschützen und persischen Panzerreitern verstärkte Armee in das Innere Germaniens. Sichtlich stolz schickte Maximinus Thrax 236 n. Chr. folgenden „Tätigkeitsbericht“ an den Senat, in dem er über einen Feldzug aus dem Vorjahr berichtete: „Auf einer Strecke von 300 – 400 Meilen haben wir die Dörfer der Germanen niedergebrannt, die Getreidefelder verheert, die Herden weggeführt, Bewaffnete niedergemacht und eine Schlacht im Sumpf geschlagen.“  300 – 400 römische Meilen entsprechen 440 bis 590 km.

  Maximinus Thrax *172?, † 238, römischer Kaiser 235 - 238 (ermordet).
Erster so genannter 'Soldatenkaiser'.

·         Auf dem Rückmarsch aus dem Norden wurde die römische Armee von germanischen Kriegern angegriffen. Als sie den nach Süden führenden Pass durch die Germanen versperrt fanden, erkämpften sie sich unter massivem Waffeneinsatz ihren Weg über den Höhenzug. Wie es heute aussieht, waren die Römer aufgrund ihrer überlegenen Militärtechnik bei dem Gefecht erfolgreich.

  • Eine Rebellion gegen seine Herrschaft zwang Kaiser Maximinus Thrax 236 n. Chr. mit einem Expeditionsheer von Obergermanien nach Pannonien zu ziehen. 238 n. Chr. wurde er ermordet.

  • Trotz des rasch eingeleiteten Wiederaufbaus erholte sich das Limesgebiet von den erlittenen Verwüstungen letztlich nicht mehr. Zerstörte Zivilsiedlungen im Umfeld der Limeskastelle und im Hinterland  scheinen oft nicht mehr oder nur in geringem Maße wieder aufgebaut worden zu sein.

  • Im Jahre 238 n. Chr. gab es vier Kaiser: Gordianus I., Gordianus II., Pupienus, Balbinus und Gordianus III. Gordianus III., der Enkel von Gordianus I., regierte von 238 bis 244 n. Chr. Er bereitete 241/242 n. Chr. einen neuen Partherkrieg vor. 243 n. Chr. startete er eine erfolgreiche Gegenoffensive gegen die persischen Sassaniden. Die am Limes stationierten Truppen wurden nochmals drastisch reduziert. Durch die Verringerung der Limestruppen verebbte auch der Geldzufluss in die Grenzregionen. Der regelmäßig ausgezahlte Sold hatte zuvor eine gleichbleibend hohe Kaufkraft garantiert. Den von Handwerk, Handel und Dienstleistungen lebenden Siedlungen kam die zahlungskräftige Käuferschicht abhanden. Der Bevölkerungsschwund, der schon 233 n. Chr. durch Tod, Verschleppung und Abwanderungen eingesetzt hatte, verstärkte sich noch. Der Grund für die Abwanderungen mag auch gewesen sein, dass sich die Bevölkerung zunehmendem Steuerdruck ausgesetzt war. Aus Thrakien liegt eine Bittschrift von verarmten Landbewohnern an Kaiser Gordianus III. vor, in der regelrecht mit einer Flucht aus dem bewohnten Gebiet gedroht wurde. Wörtlich heißt es: „Wenn wir aber weiter Belastungen ausgesetzt sind, werden wir aus den gewohnten Wohnsitzen fliehen“. Eine derartige Quelle fehlt aus dem Limesgebiet, doch der dortigen Bevölkerung dürfte es kaum besser gegangen sein.

  • Kaiser Philippus Arabs (244 – 249 n. Chr.) schloss Frieden mit den Sassaniden. So konnte er zwar die Lage an dieser römische Grenzen beruhigen, vermochte es jedoch nicht, auch die wichtige Nordgrenze zu befrieden. Unter seiner Herrschaft wurde  248 n. Chr. die Tausendjahrfeier der Stadt Rom begangen.

  • Bis in die 250er Jahre scheint sich das Leben im Limesgebiet auf niedrigem Niveau konsolidiert zu haben. Meilensteine der Kaiser Traianus Decius (249 – 251 n. Chr.) aus Mainz-Kastel und Friedberg, des Trebonianus Gallus (251 – 253 n. Chr.) sowie des Valerianus (253 – 260 n. Chr.) aus Ladenburg und Heidelberg bezeugen Straßenreparaturen und die Existenz einer verantwortlichen Lokalverwaltung mindestens in diese Jahre. Die bis heute jüngste, inschriftlich datierte Baumaßnahme vermeldet die Renovierung eines Bades beim Kastell Jagsthausen 244 – 247 n. Chr.

  • Kaiser Traianus Decius leitete eine systematische Restaurationspolitik ein. Seine Überzeugung, dass die komplexe Krise seiner Gegenwart auf Sittenverfall und Glaubensverlust zurückzuführen sei, schlug sich 250 n. Chr. in einem Edikt nieder, das für sämtliche Reichsbewohner die Teilnahme an öffentlichen Opfern für die offiziellen Götter des Staates dekretierte. Dieses Edikt führte zur ersten systematischen Christenverfolgung. An der militärischen Gesamtlage änderte die erzwungene Glaubensdemonstration nichts, an der Donau gingen die Kämpfe gegen Karpen und Goten weiter.

  • Um eine Rebellion niederzuwerfen, zog Valerianus, der damalige Statthalter Raetien, 253 n. Chr. im Auftrag des Kaisers Trebonianus Gallus Truppen zusammen. Die Truppen riefen  Valerianus zum Gegenkaiser aus. Mit diesem Heer, in das offensichtlich das Gros der Limestruppen eingereiht wurde, marschierte Valerianus zur Durchsetzung seines Machtanspruchs an die mittlere Donau, ein Jahr darauf dann gegen die Perser nach Kleinasien. Dass diese Soldaten – soweit sie die Kämpfe überlebt hatten – noch einmal in ihre Limeskastelle zurückkehrten, ist äußerst unwahrscheinlich.

  • Im Jahr 256 eroberten die Germanen alle Kastelle des germanischen Limes. Die Alamannen stießen auf ihrem Plünderungszug bis in die Auvergne, die Franken sogar nach Spanien vor. Die Römer sahen sich genötigt, alles rechtsrheinische Gebiet aufzugeben. Auch an der Donau begannen Karpen und Goten einen Aufstand gegen Rom.

  • Kaiser Gallienus (253 – 268 n. Chr.) war der Sohn des Valerianus. Ab 253 n. Chr. regierte er, absolut gleichberechtigt, zusammen mit seinem Vater. Valerianus kümmerte sich um den Osten des Reiches, Gallienus war die Kontrolle der Nordgrenze am Rhein anvertraut. Bereits von 254 bis 258 n. Chr. konnte er sein militärisches Geschick unter Beweis stellen, indem er Germanen und Karpen in die Schranken wies. Er verhinderte, dass diese Stämme die Grenzflüsse überschritten. 257 n. Chr. bekämpfte er vom Rhein aus germanische Plündererscharen, die auf römischen Straßen (!) bereits tief nach Gallien eingedrungen waren. Die Kämpfe am Rhein führten allerdings nicht zur Konsolidierung der Lage. Ein Schutzbündnis mit einem germanischen Fürsten, der gegen jährliche Geldzahlungen weitere Angriffe auf die Provinzen verhindern sollte, währte nur kurz.

  • Als Gallienus 259 n. Chr. unter Begleitung umfangreicher Truppen aus den germanischen Provinzen und Raetien gegen den Usurpator Ingenuus auf den Balkan ziehen musste, zerbrach auf germanischer Seite jede Furcht vor der römischen Militärmacht: Franken, Iuthungen und andere Germanen nutzten die Gelegenheit zu Einfällen bisher unbekannten Ausmaßes nach Gallien und Norditalien. Zeitweise wurde sogar die Hauptstadt Rom bedroht. Fränkische Verbände überquerten den Rhein, durchstreiften Gallien und erreichten die spanische Provinzhauptstadt Tarraco/Tarragona. Allerdings gelang Gallienus noch 259 n. Chr. bei Mailand ein Sieg über Alamannen und Juthungen.

  • Ab dem Jahr 260, als Valerianus von den persischen Sassaniden gefangen genommen wurde, regierte Gallienus  allein. In seine Regierungszeit fällt der Höhepunkt der Reichskrise des 3. Jahrhunderts. Seine Herrschaft ist gezeichnet von Aufständen in den eigenen Reihen und von wiederkehrenden Einfällen germanischer Stämme in das Reich. Dabei agierte der Kaiser durchaus nicht erfolglos.

  • Im durch Valerianus' Gefangennahme ohnehin chaotischen Jahr 260 erhoben sich zunächst die zwei Usurpatoren Ingenuus und  Regalianus an der Donau, die Gallienus zwangen, dort vor Ort in  Pannonien für Ordnung zu sorgen. Einstweilen übertrug er Posthumus das Kommando über die Legionen an der Rheingrenze, was sich aber als Fehler entpuppte. Die Truppen riefen Posthumus zum Kaiser aus. Truppen aus den Provinzen Galliens, Britanniens und Spaniens schlossen sich ihnen an. Auch Rätien erkannte spätestens im Herbst 260 Postumus als Kaiser an. Ein gallisches Sonderreich  mit eigener Verwaltung entstand, womit sich Gallienus vorerst abfinden musste. Taktisch klug entschloss sich Posthumus, nicht die Herrschaft über das Gesamtreich anzustreben; er beschränkte sich auf die Westprovinzen und kümmerte sich recht erfolgreich um die Abwehr der Germanen an der Rheingrenze. Zugleich blieb Gallienus nicht untätig: In der Forschung wird die Meinung vertreten, Rätien sei bereits 261 (und nicht erst 265) wieder von Gallienus eingenommen worden; ein (zweiter) Feldzug des Kaisers gegen Postumus scheiterte dann einige Jahre später, da Gallienus durch einen Pfeilschuss schwer verwundet wurde.

  • 260 n. Chr. besiegte eine römische Armee die beutebeladenen fliehenden Germanen noch einmal bei Augsburg, wobei viel römische Gefangenen befreit wurden. Kaiser Gallienus  konnte jedoch nicht verhindern, dass die  Franken in großer Zahl nach Gallien und bis ans Mittelmeer nach Tarraco (Spanien) vordrangen, das sie zerstörten.  In der Folge überrannten die Sueben vermutlich die Agrie decumates am Neckar, die in der Folgezeit für Rom verloren gingen. Die genauen Vorgänge sind unklar, möglicherweise wurde der Limes irgendwann zwischen 260 und 275 planmäßig aufgegeben. Fortan bildeten Donau, Iller und Rhein die neue Reichsgrenze, auch wenn der römische Herrschaftsanspruch in Bezug auf das Dekumatland prinzipiell bestehen blieb.

  • Die rechtsrheinischen Gebiete wurden in den folgenden Jahren sukzessive von den Alamannen besiedelt, die römische Zivilisation verschwand weitgehend aus diesen Territorien. Schließlich musste Gallienus akzeptieren, dass die Markomannen nördlich der Donau in gefährlicher Nähe der römischen Grenze ein neues Königreich errichteten.

  • 268 bahnte sich die letzte große Katastrophe in Gallienus’ Leben an: Ein erneuter großer Goteneinfall. Der Kaiser rückte gegen die Goten vor und konnte in der Schlacht am Nestos einen wichtigen Sieg erringen. Als ihn die Nachricht erreichte, es gebe eine Rebellion in Mailand, wo sich Aureolus gegen ihn erhoben hatte, überließ Gallienus die Weiterführung des Gotenkriegs seinen Generälen und brach nach Mailand auf. Allerdings fiel er dort einer Verschwörung seiner Offiziere zum Opfer und wurde erschlagen.

  • Auf die Ermordung des Gallienus vor Mailand (268 n. Chr.) folgte eine Reihe von bedeutenden Kaisergestalten, die nach großen militärischen Erfolgen die Einheit des Imperiums wiederherstellen und erneut stabilisieren konnten: Claudius Gothicus (268 – 270 n. Chr.), Aurelian (270 – 275 n. Chr.), Probus (276 – 282 n. Chr., schließlich die Herrschaft des Carus und seiner Söhne (282 – 285 n. Chr.), die nach erneuten Kämpfen an Diokletian (284 – 305 n. Chr.) überging.

 
  • Die endgültige Aufgabe der Grenzbefestigung (obergermanisch-rätischer Limes) resultierte aus dem Zusammenspiel einer inneren Krise des Reiches durch die Gründung eines Sonderreichs in Gallien unter Posthumus im Jahre 259 n. Chr. in Köln und der äußeren Bedrohung durch die Germanen. Posthumus konnte die nordwestlichen Provinzen unter seine Kontrolle bringen und konzentrierte sich primär auf die Verteidigung der Rheinlinie gegen die Germanen zum Schutze Galliens. 259 n. Chr. kam es zu einem verheerenden Einfall der Franken und Alamannen. Während die Franken durch Gallien bis nach Spanien vordrangen, plünderten die Alamannen Obergermanien. Im heutigen Südwestdeutschland beginnt die alamannische Besiedlung. Der Verlust des rechtsrheinischen Gebiets warf die Römer wie in der frühen Kaiserzeit auf die Grenzen Rhein, Bodensee und Donau zurück. Erst unter Kaiser Aurelian  (270-275) kam es 274 n. Chr. zu einer Neuordnung der Verhältnisse am Rhein und zur Auflösung des gallischen Sonderreiches. Spätestens zu diesem Zeitpunkt gab es in den Gebieten rechts des Rheins und nördlich der Donau keine römischen Strukturen mehr.

  • Die Reformen des Kaisers Diokletian (284-305) brachten auch für die germanische Provinz 'Germania superior' (Obergermanien) eine territoriale Veränderung. Die Provinz 'Germania inferior' blieb unverändert, sie wurde in 'Germania secunda' umbenannt. Die beiden germanischen Provinzen wurden Teil der nächst höheren Verwaltungseinheit, der Diözese Galliarum.

 

Die kaiserliche Provinz 'Germania superior' (Obergermanien) war durch den Fall des Limes auf den Bruchteil ihres früheren Bestandes geschrumpft. Dennoch wurde der südlich von Straßburg gelegene Teil sogar noch abgetrennt und der neu geschaffenen Provinz Sequania mit der Hauptstadt Vesontio (dem heutigen Besancon) zugeschlagen, der verbliebene Rest erhielt den Namen Germania prima.

  • Während der Regierungszeit Kaiser Konstantins I. (306-337) gab es mehrere Feldzüge gegen die ins Rheinland eingefallenen Franken. Insgesamt gesehen sorgte Konstantin erfolgreich für zwanzig Jahre Frieden am Rhein. Trier wurde kaiserliche Residenzstadt.

Die Auflösung der römischen Herrschaft an Rhein und Donau vollzog sich nicht im Sinne einer scharfen Zäsur. Vielmehr ist der Übergang fließend. Die zeitlich und regional unterschiedliche Zuwanderung von Germanen verschiedener Herkunft führten im frühen Mittelalter zu einer Assimilierung der Romanen in eine zahlenmäßig überlegene germanische Bevölkerung.   

   
   

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Militärstraßen, Kastelle, Limes


  • 14 - 54 n. Chr. unter den Kaisern Tiberius und Claudius
 
  • Kastelle auf der rechten Rheinseite und am südlichen Donauufer

Zur Zeit des Kaisers Claudius (41 - 54 n. Chr.) wird Rätien, Vindelicien (Oberschwaben und Bayern bis zur Donau) und das Wallis unter die Verwaltung eines römischen Statthalters (Procurators) gestellt. Sitz des Statthalters wird Augusta Vindelicum (Augsburg). Durch den Bau der Kastellketten am Rhein und an der oberen Donau wollte  sich der Kaiser Rückendeckung für seinen Feldzug in Britannien (ab 43 n. Chr.) schaffen. Die Rheintalstraße wurde als Nachschubstraße für den Britannienfeldzug ausgebaut. Die neu angelegten Kastelle wurden ausschließlich von Hilfstruppen betrieben.

 
  • Militärstraße von Riegel (Rhein) nach Hüfingen (Donau).

  • 69 - 90 n. Chr. unter den Kaisern Vespasian und Domitian

  • Während des Bürgerkrieges (68-70) hatte es sich als unpraktisch erwiesen, die im Donauraum stationierten römischen Truppen über die obere Donau, den Bodensee und den Oberrhein in das Rheinland zu führen. Kaiser Vespasian (69 - 79 n. Chr.) begann daher, diesen Weg durch die Besetzung von Gebieten rechts des Rheins und nördlich der Donau abzukürzen. In den Jahren 73/74 wurde das Gebiet des Schwarzwalds bis zum oberen Neckar besetzt. Zur Sicherung dieses Gebiets bauten die Römer im Jahr 74 die Straße von Argentorate (Straßburg) über Offenburg und das Kinzigtal nach Arae Flaviae (Rottweil). 

Der Aufstand der Bataver (68 - 70 n. Chr.) veranlasste Kaiser Vespasian, das militärische Sicherheitssystem jenseits von Rhein und Donau auszubauen. Der Bau von Fernstraßen und Kastellen sollten sowohl der militärstrategischen Raumerschließung als auch der wirtschaftlichen Entwicklung der neu eroberten Gebiete dienen. Die im Jahr 74 n. Chr. erbaute Fernstraße von Argentorate (Straßburg) über Offenburg und das Kinzigtal nach Arae Flaviae (Rottweil) führte dazu, dass weite Teile Südwestdeutschlands unter die Kontrolle der Römer kamen. Diese mit Kastellen bewehrte Straße hatte Anschluss an die nach Augusta Vindelicum (Augsburg) führende Donaustraße. Architekt und Organisator der militärischen und infrastrukturellen Erschließung Südwestdeutschlands war der römische Legat Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens.

 
  Vespasian (* 9 n. Chr., †- 79 n. Chr.)
römischer Kaiser von 69 bis 79

  • Zu Beginn der Grenzkämpfe gegen die Chatten (83 n. Chr.) wurden die Schneisen als Limes bezeichnet, die von römischen Soldaten in die Wälder geschlagen wurden.

  • Das lateinische Wort 'limes' (pl. limites) beschreibt in seiner ursprünglichen Form so etwas wie einen Feldrain oder eine Waldschneise. Weinberge, Äcker und Fluren wurden durch 'limites' begehbar gemacht. Daneben gab es schon zur Zeit der Kämpfe Julius Cäsars in Gallien (58 - 51 v. Chr.) lange Schneisen in unzugängliche Waldgebiete, die eine gute Möglichkeit der Überwachung des Gegners boten.

  • Die 'limites' im Germanien des 1. Jahrhunderts waren ausschließlich solche Schneisen, auf denen römische Einheiten auf Streife gehen konnten, ohne Gefahr zu laufen, durch germanische 'Guerilla-Taktik' aufgerieben zu werden. Sie entsprachen keineswegs der Außengrenze des Imperium Romanum. Der römische Militärschriftsteller Sextus Iulius Frontinus (etwa 30 - 104 n. Chr.) schreibt in seinem Werk 'Strategemata' (Kriegslisten): "  ... Da die Germanen unsere Truppen nach ihrer Sitte öfter aus Wäldern und dunklen Schlupfwinkeln angriffen und einen sicheren Rückzug in die Tiefe der Wälder hatten, ließ der Kaiser Domitianus Augustus [Domitian] auf 120 {römische] Meilen Grenzwälle [er meint wohl Waldschneisen] errichten und veränderte nicht nur die Kriegslage, sondern unterwarf auch die Feinde seiner Gewalt, da er ihre Zufluchtsorte abgeschnitten hatte."

  • 85 n. Chr.: Vorverlegung der Donau-Kastell-Kette auf die Schwäbische Alb (Lautlingen - Burladingen - Gomadingen - Urspring - Heidenheim).

  • Der erste Dakerkrieg, den Kaiser Domitian (81 - 96 n. Chr.) in den Jahren 85 bis 88 im heutigen Rumänien führte und auch der Aufstand des Mainzer Legionslegaten Saturnius im Jahr 89 machten erneut deutlich, dass die Truppenverlegung zwischen Rhein und Donau erleichtert werden musste. So baute man im Jahr 90 eine Straße, die in der Nähe der heutigen Stadt Karlsruhe von der bestehenden Nord-Südstraße abzweigte und durch den Kraichgau an den mittleren Neckar nach Cannstatt und von dort aus über Köngen nach Donnstetten auf der Schwäbischen Alb führte. Dort fand man Anschluss an die Straße nach Augsburg. Damit erreichten die Römer die unter topographischen Gesichtspunkten günstigste Verbindung zwischen Rhein und Donau.

  • Kaiser Hadrian (117 - 138) beendete die Kriege, die sein Vorgänger (Kaiser Trajan) geführt hatte. Zum Schutz des Imperium Romanum ließ dort, wo kein Fluss die Grenze bildete, Befestigungen errichten. In der Provinz Obergermanien waren es Palisaden aus Holz, in der Provinz Britannia ein Steinwall (Hadrian' Wall).

  • Unter der Regierung der Kaiser Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.) und Marc Aurel (161 - 180 n. Chr.) wird die Limeslinie in Obergermanien und Raetien noch einmal nach Osten vorgeschoben. Die gesamte Ostgrenze der Provinz Obergermanien und der größte Teil der Nordgrenze der Provinz Rätien wird mit einer durchgehenden Turmkette abgegrenzt, vor der ein Wall mit Graben oder noch eine Palisade stand. Ab der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wird die Mainlinie bis Miltenberg verlängert. Ab hier verlief der obergermanische Limes dann schnurgerade bis nach Lorch an der raetischen Grenze, von wo er sich als raetischer Limes nach Osten wandte, um in einem Bogen das Nördlinger Ries einschließend gegenüber Eining bei Regensburg auf die Donau zu treffen.


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Der obergermanisch-rätische Limes

  • Der obergermanisch-rätische Limes ist die Grenzlinie des römischen Reiches, die sich von Rheinbrohl am Rhein bis nach Eining an der Donau auf 550 km hinzieht. Rund 60 Kastelle und 900 Wachturmstellen waren Teile eines einheitlich konzipierten Sicherungssystems, das jedoch in der äußeren Form erhebliche Unterschiede aufwies. Im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. schied der Limes die beiden römischen Provinzen Obergermanien (Germania superior) und Rätien (Raetia) von dem nicht von den Römern besetzten freien Germanien (Germania libera).

  • In der Forschung wurde lange Zeit die Meinung vertreten, dass die ersten Limesanlagen unter Kaiser Domitian (81 - 96 n. Chr.) entstanden sind. Nach Auswertung der in den Limeskastellen gefundenen Münzen stellte sich vor kurzem heraus, dass der systematische Ausbau des Limes in Obergermanien und Raetien Kaiser Trajan (98 - 117 n. Chr.) zuzuschreiben ist. Indizien sprechen dafür, dass um 100 n. Chr. die unter den Kaisern Vespasian (69 - 79 n. Chr.) und Domitian errichteten Vormarschstraßen im Limeshinterland geräumt und die Truppen des obergermanischen Heeres von dort in die neu errichteten Garnisonen an der Limeslinie verlegt wurden. Hier entstand jene lineare Aufreihung von Verteidigungsanlagen, die bis um die Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. den Verlauf des Limes in Obergermanien und Raetien markierten. Die Ostgrenze Obergermaniens verlief vom Main aus durch den Odenwald und dem Neckar entlang bis zur Schwäbischen Alb.

  • Seit 2005 stehen die Stätten des obergermanisch-rätischen Limes unter dem Schutz der UNESCO.

   
 
 
1 - 40 Obergermanischer Limes     41 - 61 Rätischer Limes
 
1 Niederbieber 11 Hefttrich 21 Oberflorstadt 31 Trennfurt 41 Welzheim West 51 Gnotzheim
2 Heddesdorf 12 Kleiner Feldberg 22 Altenstadt 32 Miltenberg Altstadt 42 Welzheim Ost 52 Gunzenhausen
3 Niederberg 13 Saalburg 23 Marköbel 33 Miltenberg Ost 43 Lorch 53 Theilenhofen
4 Arzbach 14 Kapersburg 24 Rückingen 34 Walldürn 44 Schwäb. Gmünd 54 Ellingen
5 Bad Ems 15 Friedberg 25 Groß-Krotzenburg 35 Osterburken 45 Böbingen 55 Weißenburg
6 Marienfels 16 Langenhain 26 Seligenstadt 36 Jagsthausen 46 Aalen 56 Burgsalach
7 Hunzel 17 Butzbach 27 Stockstadt 37 Öhringen Bürg 47 Rainau-Buch 57 Böhming
8 Holzhausen 18 Arnsburg 28 Niedernberg 38 Öhringen Rendel 48 Halheim 58 Pfünz
9 Kemel 19 Inheiden 29 Obernburg 39 Mainhardt 49 Ruffenhofen 59 Kösching
10 Zugmantel 20 Echzell 30 Wörth 40 Murrhardt 50 Dambach 60 Pförring
61 Eining
  • Obergermanischer Limes
 
  • Taunus-Wetterau-Limes
 
  • Verlauf: Nördlich von Andernach - Bad Ems - am Taunus entlang in nordöstlicher Richtung - unter Einschluss der Wetterau nach Obernburg (siehe Karte)
 
  • Anlass für den Bau waren die Grenzkämpfe mit den Chatten (83 und 89 n. Chr.) im Rhein-Taunus-Gebiet.

 
  • Neckar-Odenwald-Limes
 
  • Unter Kaiser Trajan (98 - 117) entstand in Fortsetzung der Mainlinie der Odenwald-Limes von Obernburg bis Bad Wimpfen. Danach erfolgte der Anschluss an die Kastellkette am Neckar (Bad Wimpfen - Heilbronn - Böckingen - Walheim - Benningen - Cannstatt. Weitere Kastelle bis zur Donau: Dettingen u. T., Donnstetten, Urspring.

 
  • Kaiser Hadrian (117 - 138) lässt die Grenze des gesamten Obergermanischen Limes um das Jahr 120 durch einen Palisadenzaun aus Holz befestigen. Sinn dieses Hindernisses war es, nicht nur die Grenze zu markieren sondern auch den grenzüberschreitenden Verkehr auf ganz bestimmte Durchgänge zu lenken. Ab 145 n. Chr. werden die Türme des Odenwald-Limes in Stein ausgeführt.

Die Hölzer der Palisade waren mit den damaligen Mitteln nur begrenzt gegen Fäulnis zu schützen. Nach drei Jahrzehnten hätten die Pfähle erneuert werden müssen. Spuren von Ausbesserung oder Erneuerung finden sich jedoch nicht. Dies legt den Schluss nahe, dass die Holzwand durch das Ausheben eines Grabens und die dahinter zum Wall aufgehufte Erde ersetzt worden ist. Der Verzicht auf eine Reparatur der Palisade ist wohl durch den Mangel an Holz zu erklären.

 

 

Der Obergermanische Limes in seinem letzten Ausbauzustand um 200 n. Chr.

Das Bild zeigt noch die Palisade, die nach neuesten Erkenntnissen (siehe oben) durch Wall und Graben ersetzt worden ist.

 
  • Unter Kaiser Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.) erfolgt eine schrittweise Vorverlegung der Kastelle am oberen Neckar. Die neue Kastellkette verläuft nun von Miltenberg am Main über Walldürn, Osterburken, Öhringen, Murrhardt und Welzheim nach Lorch. Dieser neue Verlauf wird heute als Teilstück des Limes bezeichnet.

  • Diese Grenzkorrektur hat in den uns erhaltenen schriftlichen Quellen keinen Niederschlag gefunden. Alles, was wir darüber wissen, beruht auf archäologischen Erkenntnissen. In der älteren Literatur über den Limes wird häufig das Jahr 155 n. Chr. als Zeitpunkt für die Vorverlegung der Kastelle genannt. Durch neu aufgefundene Inschriften und dendrochronologische Datierungen von eichenen Pfählen der Limespalisade sowie weiterer Baumaßnahmen am neuen Grenzverlauf in Obergermanien und in Rätien wird es immer unwahrscheinlicher, dass bereits vor 160 n. Chr. nennenswerte Truppenteile dauerhaft an die neue Grenze verlegt worden sind.

Die in Osterburken und in Mainhardt am obergermanischen Limes verarbeiteten Eichenstämme wurden in den Jahren 159 / 160 gefällt. Auch bauliche Befunde in Neckarburgen und Jagsthausen werden für diese Zeit herangezogen.

  • Zwischen Walldürn und dem Haghof südlich von Welzheim führt der Limes 80 km lang kerzengerade durch ein zerklüftetes, waldreiches Terrain, bergauf und bergab. Militärstrategische Gesichtspunkte wurden bei dieser Limesführung nicht beachtet. Der Grund liegt mit großer Wahrscheinlichkeit darin, dass der Limes vor allem eine bewachte Wirtschaftsgrenze war. Die Grenzanlage sollte vor allem dazu dienen, unerwünschten Personen das unkontrollierte Eindringen in das römische Reich zu erschweren und die Ein- und Ausfuhr von Waren zu überwachen. Militärische Gründe standen für den Verlauf der römischen Grenzanlage nicht im Vordergrund. Die kürzeste Verbindung war am besten überschaubar und damit für die Kontrolle am besten geeignet.

 
  • Im letzten Ausbauzustand des Obergermanischen Limes um das Jahr 200 n. Chr. beträgt der Abstand der Kastelle zueinander 7 km. Alle 400 bis 600 m steht ein Wachturm.

  • Rätischer Limes
 
  • Verlauf: Lorch - Gunzenhausen bis zur Donau oberhalb von Castra Regina (Regensburg).
 
  • Zweck
 
  • Sicherung des Landes nördlich der Donau, das als Vorfeld der Provinz Raetia (Schwaben und Bayern südlich der Donau) - von Kaiser Domitian besetzt worden war
 
  • Sicherung des 'Decumatenlandes' (= Einbuchtung der Reichsgrenze zwischen Rhein und Donau)  mit den Zentren Rottweil und Cannstatt. - Strittig ist die genaue Lokalisierung dieses Decumatenlandes, doch dürfte es sich dabei wohl um den mittleren Neckarraum handeln. 
 
  • Ausbau
 
  • Unter Kaiser Domitian (81 - 96 n. Chr.) lediglich Sicherung durch Kastelle.
 
  • Unter den Kaisern Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.) und Marc Aurel (161 - 180 n. Chr.) wurde die Limeslinie in Rätien noch einmal weiter nach Osten verschoben. 
  Die bei Schwabsberg für den Bau eines Palisadenzauns verwendeten Eichenstämme sind im Jahr 165 oder 166 gefällt worden. Im Rötenbachtal bei Schwäbisch Gmünd ergab die dendrochronologische Auswertung (Auswertung der Jahresringe eines Baumes) ein Fälldatum von 163/164. Ein im Aalener Kastell verwendetes Holz wird auf das Jahr 156 datiert.
 
  • Unter Kaiser Caracalla (211 - 217 n. Chr.) entstand eine 2 bis 3 Meter hohe und 1 m starke Mauer (vermutlich während des Kampfes gegen die Alamannen im Jahr 213).
 
  • Abstand der Kastelle zueinander: 15 km
 
  • Abstand der Türme war unregelmäßig: von 400 m bis zu zwei Kilometern (Verständigung durch Rauch- und Lichtzeichen zu anderen Türmen oder zum Kastell  musste möglich sein!)

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Literaturverzeichnis
 
  • Dietrich, Martin: Ein kleine Kaisergeschichte, Die römischen Kaiser von Caesar bis Gallienus. In: Die Limesreihe - Schriften des Landesmuseums Aalen, Band 64. Herausgegeben von der Gesellschaft für Archäolögie in Württemberg und Hohenzollern e.V. 2018
  • Fischer, Thomas: Die Römer in Deutschland, Konrad Theiss-Verlag, Stuttgart 1999

  • Bechert, Tillmann: Die Provinzen des Römischen Reiches. Einführung und Überblick, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1999.

  • Todd, Malcolm: Die Germanen. Von den frühen Stammesverbänden zu den Erben des Weströmischen Reiches. Stuttgart 2000.


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