Die Römer in
Südwestdeutschland
Der Untergang der römischen
Republik und die Regierungszeit des Kaisers Augustus (44 v.Chr. - 14 n.
Chr.)
Römische Geschichte zur
Zeit der Kaiser Domitian, Nerva und Trajan (81 - 117 n. Chr.)
Römische Geschichte zur
Zeit der Kaiser Hadrian und Antoninus Pius (117 - 161 n.Chr.)
Römische Geschichte zur
Zeit der Kaiser Marc Aurel und Commudus (161-192 n.Chr.)
Der Aufbau des römischen
Staats
Das Heer während der römischen
Kaiserzeit
Römische Religion und
Philosophie
Römische Literatur
Entstehung und Ausbreitung
des Christentums
Entwicklung des
Christentums von Kaiser Konstantin I. bis zum Untergang des
weströmischen Reiches (306 - 476)
Römische Medizin
Münzsystem und Fernhandel im
Römischen Reich
Das Weiterleben der
römischen Kultur
Römisches Recht
Römische Sprichwörter
und Lebensregeln
Das Geheimnis um den Ort
Grinario
Das römische Kastell in
Grinario
Das Dorf Grinario
Die Menschen im Dorf
Grinario
Ausgrabungen im heutigen
Köngen
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Entstehung des Christentums
Ausbreitung im 1. Jahrhundert
Ausbreitung im 2. und 3. Jahrhundert
Literaturhinweise
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Politisches und religiöses Umfeld zur Zeit
der Geburt von Jesus
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- Die politische Lage im Römischen Reich
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Mit der
Schlacht bei Actium
(31 v. Chr.) war ein Zeitraum der Bürgerkriege, der
Ausbeutung der Provinzen, der Korruption und der
Misswirtschaft abgeschlossen. Der Wunsch der
Menschen nach Frieden, Ordnung und Gerechtigkeit
wurde von Kaiser Augustus (27 v. Chr. - 14 n.
Chr.) weit gehend erfüllt. Der "Augustusfriede"
(pax Augusta) ermöglichte im ersten Jahrhundert n.
Chr. eine Epoche des inneren Friedens und des
wirtschaftlichen Aufschwungs.
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Nach außen befolgte Kaiser
Augustus insofern eine Friedenspolitik, als er eine
Abrundung und Sicherung der römischen Provinzen
anstrebte. Unter anderem versuchte er, Germanien in
das römische Herrschaftsgebiet einzubeziehen und
Elbe und Donau als endgültige Reichsgrenzen
festzulegen.
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- Die politische Lage in Palästina
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Im Jahre
63 v. Chr. hatte der
römische Feldherr Pompeius die inneren
Streitigkeiten der jüdischen Königsdynastie der
Hasmonäer
dazu genutzt, um bei seinem Siegeszug
durch Asien auch den Staat Judäa in das
Imperium Romanum einzugliedern. Die Römer übten ihre
Herrschaft über die von ihnen eingesetzten
Vasallenkönige und eigene Statthalter
aus.
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Palästina in römischer Zeit
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Antipater, ein Fürst aus
dem Geschlecht der Idumäer, stand
47 v. Chr.
dem aus Alexandria geflüchteten Caesar mit Truppen
aus seiner Heimat bei. Der dankbare Feldherr machte
ihn zum römischen Bürger, gewährte ihm
Steuerfreiheit und ernannte ihn zum Prokurator der
Provinz Judäa. Nach der Ermordung
Cäsars (44
v. Chr.) wird Herodes, der Sohn des
Antipater, von Brutus, einem der Mörder
Cäsars, zum Statthalter der Provinz Syrien ernannt.
Als Marcus Antonius die Herrschaft über den
Osten des Römischen Reiches übernimmt, setzt er
Herodes, der von der Herkunft her kein Jude war, als
König von Judäa
ein (37 v. Chr.). Nach dem
Sieg Octavians (des späteren Kaiser Augustus)
über Marcus Antonius in der
Seeschlacht von
Actium (31 v. Chr.) schafft es Herodes, dessen
Gunst zu gewinnen und weiterhin König zu bleiben.
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Obwohl die Juden mit
allen Mitteln versuchten, die Herrschaft von
einem, "der nicht einer deiner Brüder ist",
zu verhindern, brach Herodes schließlich mit
römischen Waffen den Widerstand und
errichtete ein glanzvolles Königtum von Roms
Gnaden. Er baute einen neuen jüdischen
Tempel in Jerusalem, gründete Städte,
überzog das Land mit Burgen und Palästen und
brachte Frieden und Wohlstand. Trotzdem
wurde er von den Juden gehasst.
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Die
christliche und
die jüdische Legende beschränken sich
auf die Verbrechen des Herodes. Bei einem
Angriff der Parther flieht er mit seiner
Familie aus Jerusalem. Er wird von jüdischen
Verbündeten der Feinde angegriffen und
richtet unter ihnen ein Blutbad an.
Flavius Josephus, jüdischer Feldherr und
Historiker, schreibt: "Später gründete er an
dieser Stelle ... eine Ortschaft, die er mit
prächtigen Palästen schmückte ... und nach
seinem eigenen Namen Herodion nannte". Dort
wollte er auch begraben werden. - Nach einer
Mitteilung des israelischen Archäologen
Ehud Netzer Anfang Mai 2007 wurde diese
Grabstätte wieder aufgefunden.
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Konkurrenten seines
Thrones löscht Herodes gnadenlos aus. Die
Heirat mit Mariamme aus der Dynastie der
Hasmonäer, die ursprünglich die alten
Machthaber versöhnen sollte, bringt
Unfrieden ins Herrscherhaus. Herodes lässt
Mariammes Großvater und Bruder ermorden, die
ältere Thronrechte haben als er. Dann
ermordet er auch seine Frau und die beiden
gemeinsamen Söhne. Diese Grausamkeiten mögen
zu der Geschichte vom
Kindermord in
Bethlehem beigetragen haben, historische
Belege gibt es hierfür nicht.
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Als
Herodes der Große 4 v. Chr.
starb, forderten die Juden das Ende seiner Dynastie
und die Einführung einer
theokratischen
Herrschaft. Kaiser Augustus setzte jedoch die
drei Söhne des Herodes als Teilkönige ein. Jeder von
ihnen konnte mit Duldung der Römer über ein
Teilreich herrschen.
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Über Galiläa
(siehe obige Karte)
herrschte der Teilkönig
Herodes Archelaos. Wegen
seiner brutalen Herrschaft löste er einen
Aufstand der Juden aus und wurde 6 n.
Chr. von
Kaiser Augustus abgesetzt. Bis auf einen
kleinen Teil, nämlich
Judäa
und
Samaria, wird Palästina
Teil der römischen Provinz Syria. Judäa und
Samaria (siehe obige Karte) werden zur
Provinz
Judäa. Galiläa ging an
Herodes Antipas,
ebenfalls ein Sohn Herodes des Großen. Im Jahr 6 n. Chr. trat
Coponius
sein Amt als erster Präfekt Roms in Judäa an, das zu
dieser Zeit Teil der Provinz Syria war. Er war
von 6 bis 9 n. Chr. für dieses Gebiet zuständig. Eine
seiner ersten Aufgaben bestand in der landesweiten
Aktualisierung der lokalen Steuerlisten. Diese
"Volkszählung" war von
Publius Sulpicius
Quirinius, dem senatorischen Statthalter
Syriens, angeordnet worden. Jahrzehnte später hat der
Evangelist Lukas auf die Volkszählung Bezug genommen.
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Die von den Römern mit
politischem Druck und militärischer Gewalt
durchgesetzte Volkszählung und
Vermögensschätzung stieß auf großen
Widerstand der Bevölkerung. Anführer dieser
Rebellion, deren Beginn in die Amtszeit des Coponius
fällt, war Judas der Galiläer.
Öffentlich vertrat er die Ansicht, "die Schätzung
bringe nichts anderes als offenbare Knechtschaft mit
sich." Die Unruhen im Land wurden durch
terroristische Überfälle und Attentate auf Vertreter
des römischen Herrschaftssystems geschürt.
Schließlich kam es 66 n. Chr. zum Aufstand
der Juden und zum verhängnisvollen Krieg
mit den Römern, der 70 n. Chr. mit der Zerstörung
des Tempels in Jerusalem und des jüdischen
Staatswesens endete.
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Die bäuerliche
Mehrheit der Bevölkerung litt in hohem
Maße unter der von den Römern auferlegten
Besteuerung. Immer mehr Menschen gelang es nicht
mehr, zu erwirtschaften, was sie zum
Lebensunterhalt brauchten. Das soziale Gefälle
in Judäa verstärkte sich zunehmend.
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- Der Staats- und Kaiserkult im
Römischen Reich
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Nach
lateinisch-römischen Vorstellungen war die
Gottwerdung eines
lebenden Menschen
nicht möglich. Daher galten im Staatskult
der Hauptstadt Rom bis zum 2. Jahrhundert n.
Chr. nur tote Kaiser als Götter. In
denjenigen Provinzen, in denen Griechen und
Orientalen wohnten, setzte sich der Kult des
lebenden Kaisers schnell durch. Er hatte
seine Wurzeln im orientalischen Gottkönigtum
und dem im Osten verbreiteten Wunsch nach
einem sichtbaren Gott.
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- Religiöse und philosophische
Strömungen im Römischen Reich
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In den Ländern am
Mittelmeer befanden sich die Menschen in
seelischer Not. Früher, in den übersichtlichen
Verhältnissen der kleinen Stadtstaaten und
Stammesverbände hatten sie sich zurechtgefunden
und heimisch gefühlt. Viele von ihnen hatten
aktiven Anteil an der Gestaltung des
politischen Schicksals genommen. Jetzt dagegen,
im Römischen Reich, wurde über sie ohne ihr
Zutun verfügt: Steuern, gesetzliche Verfügungen,
Geldentwertungen, politische Wirren brachen dem
Anschein nach wie von ungefähr über sie herein.
Zusammenhänge konnten sie nicht mehr
überblicken. Man fühlte sich dem
Schicksal
hilflos ausgeliefert und in der irdischen
Welt nicht mehr geborgen, sie wurde einem fremd.
Daher begann sich das Denken der Menschen mehr
und mehr auf das eigene Ich und seine Not
zu konzentrieren. Hier versprachen nun
Philosophie, Mysterienreligionen, Astrologie und
gnostische Systeme Erlösung von der Bedrängnis
sowie Befreiung von der Macht des Schicksals.
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Die
griechische Welt im
Osten des Imperium Romanum kam mit einer
Vielzahl
von fremden Kulten in Berührung. Eine relativ
starke Fluktuation einzelner Bevölkerungsteile
(Kaufleute, Beamte, Soldaten, Seeleute, Sklaven)
ließ diese Kulte in alle Teile des Reiches
vordringen. Zu den griechischen Formen der Religion
kamen auch die orientalischen Religionen, die
durch die griechische Ausdeutung zu
Mysterien
wurden. Anders als der Staats- und Kaiserkult
besaßen die Mysterienreligionen des Ostens, zu den
auch das Christentum zu rechnen ist, Spiritualität.
Gemeinsame Elemente sind: Kult, Jenseitserwartung,
Hoffnung auf eine andere bessere Welt, Glaube an die
Auferstehung.
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Alle
Mysterien basieren
auf der göttlichen Offenbarung, welche die
Menschwerdung, die Auferstehung oder die göttliche
Erhöhung des Kultgottes zum Inhalt hat. Häufig wird
das Sterben des Kultgottes besonders grell
ausgemalt. Zweck ist, dass der Tod des Gottes als
besonderes Ärgernis empfunden wird. Damit soll seine
Auferstehung in um so hellerem Glanze
leuchten. Wird das Schicksal des Gottes auf das
Schicksal eines ihm geweihten Menschen übertragen,
so bedeutet das für ihn, das auch seine
eigene
Mühsal ein glückliches Ende haben wird.
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Die Weihung eines
Menschen vollzieht sich im Einweihungssakrament,
einer Wasser- oder Bluttaufe. Damit
können Tapferkeitsproben oder Wanderungen durch
unterirdische Räume verbunden sein. Der geweihte
Mensch ist Teil einer Gemeinde, in welcher Gott
ständig anwesend ist. In
Kultmahlen mit
Brot, Wein oder auch Milch und Honig verbindet
sich Gott mit den geweihten Menschen. Durch das
'Eins werden mit Gott' nimmt der Mensch an
dessen Kraft teil, was zum Beispiel die
Bewahrung vor Gefahren, Krankheit, Misserfolg,
kurz, allem Verhängnis des Schicksals bedeuten
konnte. Die meisten Kulte versprechen die
'Reinigung' des Menschen und bieten die
Gewähr für ein seliges Leben nach dem Tod.
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Osiris und Isis |
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Vorwiegend für Gebildete war die
Philosophie
Religionsersatz. Am bedeutendsten
unter den philosophischen Richtungen war die
Stoa
mit ihren Vertretern Seneca (4 v. Chr. - 65
n. Chr.), Epiktet (60 - 140 n. Chr.) und
Kaiser Mark Aurel
(121 - 180 n. Chr.). Gemeinsam
war den verschiedenen philosophischen Richtungen ein
ständiger mahnender und predigender Appell an die
Vernunft und die
Besonnenheit. Zum
Seelenfrieden gelangt man, so heißt es vielfach,
durch Verachtung der Güter dieser Welt. Die
eigentlichen Werte lägen nicht bei Staat und
Gesellschaft, sondern beim Ich. Die alten Götter
seien nicht unbedingt zu leugnen, sie seien aber
fern und blass.
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Ein weiterer Zug der religiösen
Welt im östlichen Teil des römischen Reiches ist das
massive Auftreten alles Magischen. Schon im
zweiten Jahrhundert vor Chr. wurde die
wissenschaftliche Astronomie von der Astrologie
verdrängt, Wundergeschichten und magische Heilungen
stellten die medizinische Wissenschaft in den
Schatten.
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- Religiöse Richtungen des Judentums
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In der Zeit der Perserherrschaft
und der hellenistischen Großreiche hatten sich
vier Hauptgebiete des Judentums gebildet, die
zwar geistig in Verbindung blieben, aber jeweils
andersartigen religiösen und politischen Einflüssen
ausgesetzt waren. Gemeinsam war allen Gruppen der
Besitz der Thora, der fünf Bücher Moses, und
weiterer alttestamentlicher Schriften, vor allem der
Propheten und Psalmen. Die Juden unterschieden sich
von den Völkern ihrer Nachbarschaft durch einen
strengen Monotheismus. Gemeinsam war allen
Juden die Beschneidung, die mehr oder weniger
strenge Einhaltung des Sabbats und eine Reihe von
oft komplizierten Reinheits- und Speisegeboten sowie
der Festkalender. Die Beschneidung galt als Zeichen
des von Gott mit den Vorvätern geschlossenen Bundes
(1. Mos. 17, 10ff.) Alle Juden hielten Verbindung
zum Tempel und Kult in Jerusalem.
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In der
babylonischen Diaspora war noch während des
Exils als Selbstschutz gegen religiöse
Überfremdung das Schriftgelehrtentum
(Pharisäertum) entstanden. Der Teil des
Volkes, der nach der
'Babylonischen
Gefangenschaft' (586 - 538 v. Chr.) nach
Palästina zurückgekehrt war, sammelte sich
wieder um den Tempel und den Kult in Jerusalem.
Das Ziel war die Schaffung eines
selbstständigen Staates als Verwirklichung
des Reiches des Gottes von Israel. In Ägypten
hatte sich schon in vorhellenistischer Zeit eine
starke Gruppe jüdischer Söldner mit
religiösen Mittelpunkten gebildet. In den
griechischen Handelsplätzen und in der Stadt Rom
entstand eine jüdische Handelsdiaspora.
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Den
Gemeinsamkeiten aller Juden
stand manches Trennende gegenüber. So kam es
zu einer Spaltung in diejenigen, die im kommenden
Messias durchaus politisch-diesseitig
einen
idealen König und den Befreier aus der politischen
Fremdherrschaft sahen und solchen, die von ihm nach
dem Untergang der alten Welt und der Auferstehung
der Toten ein völlig neues Dasein erhofften.
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Die Gemeinschaft der
Pharisäer als spezifisch religiöse
Erneuerungsbewegung innerhalb des Judentums hatte
sich infolge des seit dem 3. v. Chr. andauernden
Konfliktes zwischen den traditionellen jüdischen
Religion Judäas und dem zunehmenden Einfluss der
griechischen Kultur herausgebildet. Ihre Anhänger
waren zumeist Vertreter der
städtischen Mittelschicht mit einem Mindestmaß an
Besitz und Selbstbestimmung. Die Pharisäer
hatten sich dem Thora-Studium verschrieben. Sie übten durch die
lebensnahe Auslegung der heiligen Texte starken
Einfluss auf die Frömmigkeit im Volk aus. Ihr
Gottesverhältnis gründeten sie wesentlich auf
das Gesetz. Sie vertraten den
Standpunkt, dass die rigorosen Reinheitsbestimmungen
für Tempelpriester auch für sie selbst als
gewöhnliche Juden galten. Durch soziale Absonderung
schufen sie sich Freiräume, die ihnen besonders
strikte Gebotserfüllung ermöglichen sollten.
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Neben der einflussreichen
Partei der Pharisäer
standen die Sadduzäer.
Während erstere strengste Absonderung von den Heiden
propagierten und auf peinlichste Einhaltung des
Gesetzes (die fünf Bücher von Moses und ihre
mündliche Weiterbildung) drangen, lehnten letztere
jeden Glauben an ein messianisches Reich ab und
zeigten sich gegenüber fremden Sitten
aufgeschlossener. Die Mitglieder der Sadduzäer
entstammten der begüterten städtischen Oberschicht. Sie
hatten die Macht im Tempel inne und befürworteten
gegenüber der römischen Provinzbesatzung eine
pragmatische Politik. Mit den Pharisäern
rivalisierten sie um politischen Einfluss. Als
herrschende Gesellschaftsschicht waren die
Sadduzäer durchweg bestrebt, den Status
quo, auf dem ihre Macht beruhte aufrechtzuerhalten. Die
kleine Gruppe der
Essener, die sich in
klösterliche Abgeschiedenheit zurückgezogen hatte,
lebte eine Art asketischen Kommunismus, der
Ehelosigkeit, Gütergemeinschaft und gemeinsame
heilige Mahlzeiten einschloss. Ihre Ziele waren
Bedürfnislosigkeit, Frömmigkeit und Reinheit. Die
Essener werden von einigen Historikern mit den
Schriften, die in Qumran am Toten Meer gefunden
wurden, in Verbindung gebracht. In den Wirren des
Jüdischen Krieges (66 - 70 n. Chr.) verliert sich
ihre Spur. Als Zeloten werden die
radikalen Widerstandskämpfer bezeichnet, die sich
gegen die römische Herrschaft und die hellenistische
Oberschicht auflehnten. Mit ihren guerillaartigen
Gewaltaktionen gegen die Besatzungsmacht und deren
jüdischen Kollaborateure wollten sie eine
Wiederherstellung der gottgewollten Ordnung
bewirken, die es angeblich in einer als ideal
verklärten Vorzeit Israels einmal gegeben hatte. Die
Zeloten waren auch die Initiatoren
des Aufstands gegen Rom im Jahr 66
n.Chr.
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Kaiser Nero
überließ es seinem
General
Vespasian,
den Aufstand in Judäa niederzuschlagen. Dieser
zog mit seinem Sohn
Titus
rund 60.000 Mann zusammen und begann,
systematisch das Land zu befrieden. Vespasian
brachte im Sommer 68 n. Chr. fast das gesamte
Land unter Kontrolle. Nach dem
Sturz Neros (68 n.
Chr.)
machten ihn die Legionen des Osten zu ihrem
Kandidaten für den Thron, den er im Jahr 70 auch
bestieg. Die Eroberung der letzten jüdischen
Bastion, Jerusalem, überließ er seinem Sohn
Titus. Während die Römer im Sommer des Jahres 70
Jerusalem belagerten, tobte in der Stadt ein
mörderischer Bürgerkrieg. Der jüdische
Historiker Flavius Josephus
schreibt über diesen Krieg: "In der Stadt tobte
ein Kampf jeder gegen jeden. Man kannte keine
Rücksicht mehr auf lebende Angehörige, und die
Toten begrub man nicht mehr. ... Keine Art von
Grausamkeit ließen sie [die
Bürgerkriegsparteien] ungeschehen." Am Ende war
Jerusalem zerstört und das
antike Judentum
von Grund auf verändert.
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Umfeld Ausbreitung
im 1. Jahrhundert
Ausbreitung im 2. und 3. Jahrhundert
Literaturhinweise
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Die Entstehung des Christentums
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Der Gründer und spätere Kultgott
des Christentums, Jesus, wurde als Sohn des
Zimmermanns Joseph im Dorf Nazareth in Galiläa
geboren. Die Berichte über seine Geburt und Kindheit
wurden ca. 90 n. Chr. von den Evangelisten
Matthäus und
Lukas niedergeschrieben.
Jesus wurde streng jüdisch erzogen, doch konnte er
sich in dem Durchgangsland Galiläa auch mit
griechischen und orientalischen Religionen vertraut
machen. Jesus wächst als Ältester in einer großen
Geschwisterschar auf. Jakobus, Simon und Judas sind
seine Brüder. Dazu kommen mehrere Schwestern, deren
Namen nicht überliefert sind. Die Brüder von Jesus
spielen in der Geschichte der ersten Christen eine
wichtige Rolle.
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Der
Evangelist Matthäus
berichtet als Einziger vom
Kindermord. Es ging ihm
vielleicht darum, dass sich das
Wort des
Propheten Hosea
(Altes Testament) erfüllte: "Aus
Ägypten habe ich meinen Sohn
gerufen". Durch die Flucht vor
dem Befehl des Herodes gelangte
Jesus nach Ägypten.
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Tertullian (*um 150, † um
230), Kirchenschriftsteller |
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Aus dem
Lukas-Evangelium (entstanden um
das Jahr 90 n. Chr.) erfahren wir,
dass Maria und Joseph zur
'Schätzung' (Steuerschätzung des
Staates, Volkszählung) nach
Bethlehem reisten (Lukas 2, 1ff).
Diese Volkszählung des Kaisers
Augustus fand nach verlässlichen
römischen Quellen erst im Jahre
7
n. Chr. statt. Lukas hat
vermutlich bewusst oder unbewusst
die Volkszählung falsch datiert.
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Einen
astronomischen Hinweis erhalten
wir aus der von Matthäus gegebenen
Schilderung über einen
außergewöhnlich hellen Stern, der
den Weisen aus dem Morgenland
(gemeint sind Sternkundige) ein
außergewöhnliches Ereignis - die
Geburt des Königs - ankündigte und
sie zum Aufbruch nach Israel
veranlasste (Mat. 2, 1ff.). Die
einzige in Frage kommende
Himmelserscheinung war in diesem
Zeitraum die große Konjunktion (das
scheinbare Zusammentreffen) der
Planeten
Jupiter und Saturn
am
1. Dezember des Jahres 7 v.
Chr..
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Bei der
großen Konjunktion
(Dreier-Konjunktion) kommen
sich die beiden Planeten Jupiter
und Saturn so nahe, dass sie für
einen Beobachter zu einem hellen
Lichtpunkt zu verschmelzen
scheinen.
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Albrecht
Dürer: Anbetung der Könige
Florenz,
Galerie der Uffizien
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Die Datierung nach diesem
Bericht des Matthäus - also die
Geburt von Jesus im Jahr 7
vor unserer Zeitrechnung -
gilt heute bei den meisten
Historikern als richtig.
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Der 25. Dezember,
an dem Jesus geboren sein soll,
hatte schon vor den Anfängen des
Christentums eine besondere
Bedeutung. Nach dem damaligen
römischen Kalender war dies der Tag
der Wintersonnenwende. Von
diesem Zeitpunkt an beginnen die
Tage wieder länger zu werden. Fast
alle Völker und Religionen haben
diesen "Sieg der Sonne über die
Finsternis" mit besonderen
Festen gefeiert.
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Im alten
Griechenland wurde
Dionysos als Erlöser und
Gott der Fruchtbarkeit sowie des
Wachstums verehrt. Das "Wachsen"
der Tage wurde ihm
zugeschrieben. Für die Anhänger
des Mithraskultes
galt
die Wintersonnenwende als
Geburtstagsfeier des "sol
invictus" - der
unbesiegbaren Sonne.
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In
Ägypten
wurde am 25. Dezember das Fest
der Göttin Isis
und die
Geburt des Horuskindes
gefeiert. Viele der frühen
Darstellungen der Jungfrau
Maria gingen auf Statuen der
Isis zurück, die den Pharao
hält (symbolisch ihr Sohn).
Tatsache ist, dass die
Ägypter an einen Gott
glaubten, der auf Erden
lebte, eines grausamen Todes
starb und von den Toten
wieder auferstand.
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Mit dem Erstarken
des Christentums unternahmen
Kirchenfürsten erste Versuche,
Ereignisse im Leben Christi und auch
seinen Geburtstermin zu berechnen
und danach einen
Festkalender
anzulegen. In der Hoffnung, die
ursprünglich "heidnische" Bedeutung
des Tags der Wintersonnenwende mit
christlichen Inhalten
'unterwandern' zu können, setzte
sich im Jahr 217 Papst Hippolytos
für den 25. Dezember als Tag der
Geburt von Jesus Christus ein. Um
330 erklärte Kaiser Konstantin
den alten Sonnengott zum
Christengott um, der als "lux mundi"
(Licht der Welt) die "Sonne der
Gerechtigkeit" erschaffen hat.
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Johannes der
Täufer rief die Menschen
in der Provinz Galilä zur moralischen
Umkehr auf, wobei dieser innerliche Neuanfang
durch eine Taufe, ein Untertauchen im Jordan,
gefeiert wurde. Die Taufe bedeutet auch
Initiation, d.h. die Zugehörigkeit zu einer
ausgewählten Gruppe. Die Anhänger und Schüler
des Johannes waren Handwerker, Fischer,
Zollbedienstete, lauter 'kleine Leute'.
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Anfang des Jahres
28 ließ Herodes Antipas Johannes den Täufer
verhaften. Laut Markus-Evangelium
(entstanden um das Jahr 70 n. Chr.) hatte
Johannes kritisiert, der verheiratete Herrscher
von Galiläa habe seinem Bruder die Ehefrau
weggenommen. Der jüdische Historiker
Josephus
Flavius gibt dagegen als Grund an, Herodes
Antipas sei über den wachsenden Einfluss des
Johannes auf die Bevölkerung besorgt gewesen.
Als Johannes auf Befehl von Herodes Antipas
enthauptet wurde, zog sich Jesus mit seinen
Anhängern in den Raum
Bethsaida am See
Genezareth zurück - ein Gebiet, das knapp
außerhalb des Machtbereichs des Herrschers lag
(Lukas 9,10).
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Jesus Christus
Ausschnitt aus dem 'Abendmahl'
von Leonardo da Vinci (1452 - 1519)
Mailand, Brera
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Der Wunsch, sich mit den
Pharisäern
geistig auseinanderzusetzen, führte
Jesus zurück nach Jerusalem. Hier kam es mindestens
zu einem öffentlichen Tumult auf dem Tempelvorplatz
und zur Verhaftung von Jesus durch die Polizeiorgane
des regierenden Hohen Priesters. Der obersten
Staatsbehörde der Juden, dem
Synedrium,
gelang es, Aussagen von Jesus nach jüdischen Recht
als Gotteslästerungen zu interpretieren. Ein
Todesurteil, wie von den Hohen Priestern gewünscht,
durfte jedoch nur der römische Prokurator der
Provinz Syria Palaestinensis aussprechen.
Pontius
Pilatus, der Prokurator der Jahre 26 bis 36, sah
in dem Wirken von Jesus einen Aufruhr, also eine
Gefahr für die von den Römern so sehr geschätzte
staatliche Ordnung und verurteilte ihn zum Tod
am Kreuz. Es ist anzunehmen, dass er den Begriff
"Reich", von dem Jesus häufig sprach, politisch und
antirömisch auslegte. Einige Historiker vertreten
die Meinung,
dass Pontius Pilatus als kluger Verwaltungsbeamter
eine Eskalation der Auseinandersetzung mit Hohen Rat
vermeiden wollte. Unter diesem Aspekt hat er wohl
eher der Hinrichtung eines vom Hohen Rat angeklagten
Wanderpredigers zugestimmt als einen Aufruhr zu
riskieren, bei dem es zwangsläufig zu blutigen
Gemetzeln gekommen wäre.
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Der Golgota-Felsen
ist laut den biblischen Berichten derjenige Ort,
an dem Jesus gekreuzigt wurde. Diese Stätte wird
schon seit der Antike in der
"Grabeskirche" inmitten der Altstadt
Jerusalems verortet. Bereits im 4. Jahrhundert
ließ der römische Kaiser Konstantin
der Große an dieser Stelle ein
Gotteshaus errichten. Dieses wurde im Jahr 1009
durch den Fatimiden-Kalifen al-Hakim
zerstört. Die heute sichtbare Baustruktur geht
im Wesentlichen auf die Kreuzfahrer des
12. Jahrhunderts zurück. Das
konstantinische Gotteshaus
war wesentlich größer als der mittelalterliche
Bau. Es bestand aus einer fünfschiffigen
Basilika, einer Rotunde über dem vermeintlichen
Grab sowie einem Atrium, in dem man Golgota, den
Ort der Hinrichtung, sah. Die Evangelien,
deren Texte zwischen 60 und 110 n. Chr.
entstanden sind, geben Hinweise auf diese
Kreuzigungsstätte. Archäologische
Grabungen bestätigen den Golgota-Felsen
in der Grabeskirche als die biblische
Kreuzigungsstätte Christi.
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- Die Lehre des von Jesus verkündeten
Christentums
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Von Anfang an finden sich in den
Schriften des Christentums Begriffe, Vorstellungen
und Gedanken, die unverändert oder verändert der
jüdischen und griechischen Geisteswelt entnommen
sind. Die Lehre von Jesu ist aus dem jüdischen
Glauben entstanden. Das Neue des Christentums
bestand darin, dass den jüdischen Glaubenssätzen
neue ethische Elemente hinzugefügt wurden.
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Jesus und die
frühen Christen stellten die für sie sinnvoll
erscheinenden Elemente aus verschiedenen
bestehenden Religionen zusammen. Dieser
'Eklektizismus'
(pragmatische Auswahl von
Faktoren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen)
war notwendig, um den Erfolg des Christentums zu
sichern. Wenn Jesus mit seiner Lehre Erfolg
haben wollte, so musste er mit
Kategorien
werben, die den Menschen vertraut waren.
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Jeder Mensch, egal ob arm oder
reich, fromm oder in Sünden verstrickt, darf daran
glauben, dass sich Gott um ihn
persönlich
annimmt. Im Gegensatz zu den Pharisäern, welche die
Einhaltung von einzelnen Gesetzen religiöser und
ethischer Art forderten, stellt Jesus die
Liebe
Gottes zu den Menschen in den Mittelpunkt seiner
Lehre. Die Liebe Gottes macht jede Menschenseele zu
etwas Einzigartigem und gibt ihr Ewigkeitswert.
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Nicht der Mensch hat Ansprüche an
Gott zu stellen, sondern Gott fordert die
völlige
Hingabe an ihn. Gott bietet sich in seiner
Gnade
den Menschen an. Diese können auf dieses
Angebot nur angemessen antworten, wenn sie ihr Leben
radikal ändern (Umkehr, Buße) und in der
'Nächstenliebe' verwirklichen (Tut Gutes, das
Reich Gottes ist gekommen).
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Bei dem Begriff
'Nächstenliebe' denken wir an Worte aus dem
Matthäus-Evangelium: "Was ihr dem Geringsten
meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir
getan", sagt Jesus Christus, "denn ich war
hungrig, und ihr habt mich gespeist, ich war
durstig, und ihr habt mich getränkt, ich war
Fremdling, und ihr habt mich beherbergt, ich war
nackt, und ihr habt mich bekleidet, ich war
krank, und ihr habt mich gepflegt, ich war im
Gefängnis, und ihr habt mich besucht" (Matthäus
25,40 und 35-36).
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Der Evangelist Lukas legt dem
sterbenden Jesus versöhnliche Worte in den Mund:
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was
sie tun". Damit bringt er die Botschaft von
Jesus in einem einzigen Satz auf einen Punkt.
Mit seinen letzten Atemzügen durchbricht Jesus
die Spirale von Vergeltung und Wiedervergeltung.
Die alte Tora-Regel "Auge um Auge, Zahn um Zahn"
soll nicht mehr gelten.
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Für Jesus ist jeder, selbst der
persönliche Feind, ein Kind Gottes, wie man selber.
Das Verhältnis zu den Mitmenschen wird dabei
auf eine ganz neue Grundlage gestellt. Mit der Liebe
zum Nächsten verband Jesus die
Lehre von einem
vergebenden Gott, dem die "Zöllner und Dirnen"
in ihrer Bereitwilligkeit zur Umkehr lieber sind als
die selbstgerechten Pharisäer.
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Die
Kernthesen der Jesusverkündigung hat der
Evangelist Matthäus in der
'Bergpredigt' zusammengefasst: "Selig sind
die geistlich Armen, der Himme auf Erden gehört
ihnen. Selig sind die Leidtragenden, sie sollen
getröstet werden. Selig sind die Sanftmüdigen, sie
werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die es
hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, sie sollen
satt werden. Selig sind die Barmherzigen, sie sollen
Barmherzigkeit erlangen. Selig sind die
Friedfertigen, sie sollen Gottes Kinder heißen," Die
"geistlich Armen", denen Jesus den Himmel auf Erden
versprach, waren die Außenseiter, die sozial
Benachteiligten und religiös Ungebildeten, Menschen,
die in ihrem Kopf keinen Platz für die vielen Gebote
der Tora hatten. Die breite Masse hatte in den
Zeiten von Jesus nicht die geringste Chance, durch
das Dickicht von religiösen Gesetzen
hindurchzufinden.
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Wie die philosophische Schule der
Pythagoräer
ging Jesus davon aus, der Körper
sei ein Kerker für die Seele, das irdische Leben
eine Vorstufe für das Leben im Himmel. Er bejahte
auch die ägyptische Vorstellung von der
Unsterblichkeit und sagte für die nahe Zukunft
sowohl das Ende der Welt als auch das
"Reich
Gottes" voraus.
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- Die Akzeptanz der Lehre bei den Menschen in Palästina
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Die ersten Zuhörer von Jesus
waren arme Leute in Galiläa mit
jüdisch-orthodoxem Glauben. Sie waren mit den
Zuständen, wie zum Beispiel mit dem prunkvollen
Leben der Herodes-Söhne, unzufrieden und sehnten
sich nach einer besseren Welt. Von den vielen
religiösen Eiferern fühlten sie sich abgestoßen, die
Pharisäer schienen ihnen zu arrogant zu sein.
Jesus hat Themen formuliert, welche die Menschen
wirklich erreichten. Im Gegensatz zur sterilen
römischen Staatsreligion bestand die christliche
Lehre nicht aus abstrakten Ideen, sondern gab den
Menschen eine tröstliche Perspektive. Es
waren Antworten auf die spezifischen Probleme der
Zeit. Nächstenliebe und
Feindesliebe
waren neue Botschaften.
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Hilfe in Notsituationen war in der
antiken Umwelt der ersten christlichen
Gemeinden zwischen dem ersten und dritten
Jahrhundert keinesfalls selbstverständlich.
Die Römer hatten kein Verständnis dafür,
dass man Bettler, die weder Kleidung,
Wohnung, Arbeit noch Nachkommen hatten, mit
Almosen am Leben hielt. Der
Philosoph Seneca († 65) meinte
sogar, dass es besser sei, einem solchen
Menschen keine Brotkruste zu geben, da dies
nur sein Leiden verlängern und damit seine
Freiheit zum Sterben nehmen würde. Die
Nächstenliebe der Christen wurde anfänglich
sogar verspottet.
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Jesus hat selbst keine Schriften
hinterlassen. Die Art seines Auftretens und seine
Redeweise sind jedoch überliefert. Jesus war eine
charismatische Persönlichkeit. Er war
nicht der
einzige Prediger, der bei den Menschen in Palästina
Hoffnung auf eine bessere Zukunft erwecken wollte,
doch überzeugte er durch seine
Autorität.
Seine Reden bestanden hauptsächlich aus kurzen
Sprüchen und sehr anschaulichen, meist der Natur
oder dem Alltagsleben entnommenen Gleichnissen. Dies
machte seine Lehre verständlich und sorgte für eine
hohe Akzeptanz.
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Appolonios von Tyana (* 3 n. Chr.
† 98
n. Chr.) war ein Philosoph in der Tradition des
Pythagoras. Er verkündete eine Botschaft des
Friedens und heilte Kranke und Verwundete. Auch
Tote soll Appolonius wieder lebendig gemacht
haben. Den größten Teil seiner Anhänger fand er
in den Reihen der gebildeten Minderheit und der
Oberschicht des römischen Reiches. Das Bild des
Appolinios wurde insbesondere durch eine von
Julia Domna († 217), der
Ehefrau des römischen Kaisers Septimius
Severus (reg. 193 - 211), an den
Sophisten Philostratos in
Auftrag gegebene Biographie geprägt. In dieser
Biographie fällt eine Reihe Ähnlichkeiten mit
der Darstellung des Lebens Christi in den
Evangelien auf (Geburtsgeschichte, Himmelfahrt). Von
Kaiser Severus Alexander (* 208, † 235)
wurde er als Heiliger anerkannt und verehrt.
Gegenüber der Lehre des Jesus von
Nazareth konnte er sich nicht
durchsetzen.
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Simon Magus
(† um 68 n. Chr.) wird sogar in der
Apostelgeschichte des Lukas erwähnt (Kapitel
8, Vers 9). Das negative Bild, das von ihm
dort gezeichnet wird, deutet darauf hin,
dass er von den frühen Christen als Rivale
von Jesus Christus angesehen wurde. Dem
christlichen Gelehrten Irenäus
zufolge, behauptete Simon Magus, es gäbe
zwei Inkarnationen Gottes. Er selbst sei der
allmächtige Gott, der männliche Messias.
Seine Begleiterin, die ehemalige
Prostituierte Helena, war für ihn und seine
zahlreiche Gefolgschaft der weibliche
Messias.
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Die Lehre von Jesus, dass jeder
Mensch die Glaubensgewissheit haben darf, er
persönlich sei ein Kind Gottes und werde von ihm
geliebt, war in der damaligen Zeit ein unerhörter
Gedanke. Von diesem Gedanken beflügelt, empfanden
besonders die untersten Schichten ein ganz
neues
Selbstbewusstsein und ein Gefühl der Freiheit
von den irdischen Bedingtheiten. Von dem
Prinzip
der Nächstenliebe fühlten sich zuerst die armen
Leute angesprochen, die westlich des Sees Genezareth
wohnten.
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Die Botschaft Jesu, die sich vor
allem an die Außenseiter der Gesellschaft, die
'Armen und Erniedrigten', richtete, brachte ihren
Verkünder in scharfen Gegensatz zu den
gesetzestreuen Juden, vor allem zu den
Pharisäern. Die Pharisäer verstanden sich als
Wahrer der Lehre des Alten Testaments. Auch die
Furcht vor dem Verlust von Macht und Privilegien
machte die Pharisäer zu Gegnern der Lehre von
Jesus. In ihrer Eigenschaft als aristokratischer
Gruppierung wollten sie die von Jesus propagierte
'Gleichheit aller Menschen' und auch die
Nächstenliebe nicht akzeptieren. Auch die Hohen
Priester wollten niemand, der ihre Autorität
angriff. Die Römer, die von Syrien aus die unruhige
Provinz Palästina verwalteten, verfolgten das Ziel,
die religiösen Verhältnisse zu kontrollieren. Auch
Pontius Pilatus wollte die Ordnung im römischen Sinn
gewährleisten.
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Umfeld Entstehung des Christentums
Ausbreitung im 2. und 3. Jahrhundert
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Die Ausbreitung des Christentums im ersten
Jahrhundert
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- Die ersten christlichen Gemeinden
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Der älteste
Bericht (1. Korinther 15) nennt eine Liste von
Männern, denen der Auferstandene erschienen sei.
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Die erste Gemeinde, die sich aus
den Schülern von Jesus in Jerusalem bildete,
verkündete die Auferstehung ihres ehemaligen
Lehrers. Mit der theologischen Deutung, dass es sich
bei Jesus um den 'leidenden Gottesknecht'
handle, trat sie an die Öffentlichkeit. Vor allem
griechisch sprechende Juden, die in der Diaspora
lebten, und auch Nichtjuden fühlten sich von diesen
'Botschaften' angesprochen. In Jerusalem und in
Galiläa bildeten sich immer neue Gruppen.
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Die frühchristlichen Gemeinden
lebten in einer Umwelt, in der es nicht Aufgabe des
Staates war, für die Existenzsicherung seiner Bürger
zu sorgen. Der römische Staat war
weder ein Sozial- noch ein Wohlfahrtsstaat.
Allerdings existierten private Netzwerke, von denen
in Not Geratene aufgefangen wurden. So gab es bei
den Senatoren und den anderen Ständen der
Oberschicht eine Standessolidarität.
Standessolidarität erforderte, dass man dem
unverschuldet durch politische Umstände,
Krankheiten, und Armut in relative Armut geratenen
Standesgenossen half. Die Mittel- und
Unterschichten fanden in
Klientelverhältnissen, in Vereinen und vor allem in
ihrer Familie Unterstützung. Die sehr armen
Leute, die Bettler, wurden von niemanden
unterstützt. Aus dieser Bevölkerungsgruppe war der
Zulauf zu den christlichen Gemeinden besonders groß.
Lediglich dort fanden sie umfassende soziale
Unterstützung.
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- Die Spaltung der Jerusalemer Gemeinde
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Unter der Führung eines
leiblichen Bruders von Jesu,
Jakobus,
entstand ein 'judenchristlicher Kreis'. Er
hielt streng am jüdischen Gesetz fest, verlangte die
Beschneidung und sah in Jesus lediglich einen durch
die Auferstehung göttlich legitimierten Propheten.
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Während die
evangelische Kirche die Existenz von leiblichen
Brüdern für denkbar hält, ist dies für die
katholische Kirche wegen der Jungfräulichkeit
Marias schwer vorstellbar.
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Apostel Petrus
Spätgotische Holzschnitzerei,
Kirche St. Korbinian in Unterhaching
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- In der dritten Gruppe sammelten
sich die 'Hellenisten' oder
'Griechen'.
Aus dem Messias Jesus wurde in Analogie zu den
bestehenden Mysterienkulten der leidende und
auferstehende Erlösergott. Der Führer der Gruppe,
Stephanos, wurde in einem von jüdischen
Staatsorganen begünstigten Volkstumult gesteinigt.
Nach seinem Tod zerstreute sich die Gruppe in die
griechischen Großstädte.
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Alle drei Gruppen
missionierten von Anfang an. In der ersten
Hälfte des ersten Jahrhunderts gab es mindestens
drei größere christliche Gemeinden außerhalb
Palästinas (Antiocheia, Alexandria, Korinth).
Für die Gemeinde in Rom ist das älteste
Zeugnis das Judenedikt des
Kaisers Claudius.
Tacitus schreibt in seinen Annalen (15,44): "Er
[Claudius] trieb die Juden aus der Stadt aus,
die auf den Impuls eines 'Chrestos' hin
beständig Aufruhr stifteten").
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- Um das Jahr 30 hatte die Lehre
Jesu nur in Judäa Fuß gefasst. Auch dort
konkurrierte sie mit der römischen Staatsreligion
und den Mysterienreligionen des Ostens. Hinweise für
eine weitere Ausbreitung des Christentums gab es
zunächst nicht.
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- Der
Anstoß zur Missionierung
wurde von Jesus selbst gegeben (Math. 28,18-20):
"Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf
der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle
Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch
geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle
Tage bis zum Ende der Welt.". Einige Historiker halten
dies für einen posthumen Befehl.
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Die
planmäßige
Missionierung ist eine christliche
Besonderheit. Die Moslems missionieren nicht.
Auch bei den Juden wird die Religion nicht
planmäßig missioniert. Bei den meisten
Mysterienkulten ist die Religion nur auf einen
auserwählten Personenkreis beschränkt.
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Die christliche Mission
hat ohne Unterschied allen Menschen
zu gelten. Faktisch beschränkt sich die
Missionstätigkeit der ersten
nachchristlichen Jahrhunderte auf das
Territorium des Römischen Reiches.
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- Die
Gewinnung Judäas für das
Christentum blieb vorrangiges Ziel (Römer
11,25). Da dieses Ziel gegen die herrschenden
orthodoxen Juden (Hohe Priester) nicht erreicht
werden konnte, sahen führende Christen in der
Missionierung der Nachbarstaaten die einzige
Chance, um die Lehre Jesu vom Untergang zu bewahren.
Es war vorgesehen, dass ein
gestärktes
Christentum in den umgebenden Staaten nach Judäa
zurückkehrt, um dann die Missionierung
durchzuführen.
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- Die Missionierung im Osten des
Römischen Reiches durch Paulus
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Die Gemeinden, die nach dem Tod
Jesu gegründet worden waren, hätten sich nur zu
einer der vielen Sekten der Zeit entwickelt, wenn
nicht dem jungen Christentum in
Paulus aus Tarsos
in Kleinasien eine geniale Persönlichkeit zur
Verfügung gestanden hätte. Paulus war mit dem
gesamten Begriffs- und Gedankengut der griechischen
Philosophie und Religion vertraut. Um das Jahr 30
ging er nach Jerusalem und verfolgte zunächst
fanatisch die 'Hellenistengruppe' um
Stephanos. Ein persönliches Erlebnis bewog ihn, sich
zu wandeln und nun entschlossen für das Christentum
einzutreten.
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Apostel Paulus,
geboren
um 10 n. Chr. in Tarsos (Kilikien), hingerichtet
in Rom zwischen 63 und 67 |
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Paulus missionierte im Osten des
Römischen Reiches, in Syrien, Kypros und Kilikien.
Wegen seiner 'hellenistischen Form' der
Missionierung war er nach ca. 15 Jahren gezwungen
worden, sich mit den Jerusalemer Gruppen
auseinanderzusetzen. In Antiocheia kam es zum
Bruch mit Petrus, der eine Heidenmission
ablehnte. Danach setzte Paulus seine selbstständige
Missionstätigkeit fort. Er gründete immer neue
griechenchristliche Gemeinden, die bald wie ein Netz
Kleinasien, Makedonien und Griechenland umspannten.
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Bei dem
Apostelkonvent in
Jerusalem in den Jahren 48 und 49 erreichte
Paulus in Auseinandersetzung mit der dortigen
Urgemeinde und ihren Häuptern (Petrus, Jakobus) die
Anerkennung der Heidenmission. Die
Heidenchristen (nicht-jüdische Christen im Osten
des Imperiums) wurden vom Gebot der Beschneidung
ausgenommen und mussten auch die engen jüdischen
Speisevorschriften nicht mehr einhalten. Paulus hat
damit den ersten Paradigmenwechsel im Christentum -
vom Judenchristentum zum hellenistischen
Heidenchristentum - initiiert.
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Paulus
hat sein
'Evangelium' den Griechen auf andere Weise
verständlich zu machen versucht als den Juden. Er
hat die Botschaft von Jesus Christus in den
jeweiligen religiösen Kontext übersetzt. Sein
missionarischer Trick: "Den Juden bin ich ein Jude
geworden, um Juden zu gewinnen. Den Gesetzlosen war
ich sozusagen ein Gesetzloser - nicht ein
Gesetzloser vor Gott, sondern gebunden an das Gesetz
Christi."
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Für die
Griechen
definierte er Jesus Christus als das in die
Welt gekommene Abbild des höchsten Gottes,
das die menschliche Gestalt angenommen hat.
Zum Dank dafür, dass er als leidender und
sterbender Gottmensch dem höchsten Gott
stets gehorsam war, wurde er von diesem
erhöht und darf mit ihm zusammen bis zum
Ende der Welt regieren. Nach ihrem Untergang
ist die Welt erlöst, Jesus geht in Gott ein,
"damit Gott alles in allem werde". Der
Mensch bekommt an diesem
'Erlösungswerk'
Anteil durch die von Christus vermittelte
Aufnahme des göttlichen Geistes, der ihm
in dem Sakrament der Taufe geschenkt wird.
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Bei
Paulus erhält Jesus den Christusnamen
(griech. christós, der Gesalbte) als
ständigen Titel, ja sogar als
Eigennamen.
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- Nach etwa 25jähriger Tätigkeit
überbrachte Paulus der verarmten Jerusalemer
Gemeinde im Jahr 56 eine Geldsumme. In Jerusalem
wurde er unter dem Vorwand, Griechen in den Tempel
geführt zu haben, verhaftet. Als römischer Bürger
wurde er in Schutzhaft der Römer genommen.
Aufgrund jüdischer Anklagen wurde er in Rom in einen
langwierigen Prozess verwickelt. Vermutlich ist er
unter Kaiser Nero hingerichtet worden.
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In Jerusalem vom
Hohenpriester als Anführer der Sekte
der Nazarener angeklagt, wie es die
Apostelgeschichte berichtet, kam Paulus vor das
römische Gericht. Doch an den vom 'Hohen
Rat' vorgebrachten Anschuldigungen
konnten die Römer nichts finden. Sie
verschleppten immer wieder den Prozess und
wollten kein Todesurteil über Paulus
vollstrecken. Paulus berief sich schließlich auf
sein Rechte, die er als römischer Bürger
genoss, und verlangte, dass sein Fall vor den
Kaiser gebracht werde. Seine Reise nach Rom
führte ihn quer über das Mittelmeer - über
Zypern, Malta und Sizilien. In Rom angekommen
musste Paulus nicht im Kerker auf seinen Prozess
warten, sondern durfte ein kleines Wohnhaus
beziehen.
Nach der christlichen Überlieferung wurde
Petrus im Circus des Kaisers
Nero gekreuzigt und Paulus
unweit der Via Ostiense, der Straße nach Ostia,
enthauptet. Ein römischer Bürger, wie Paulus es
war, durfte nicht den Kreuzestod sterben.
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- Zu den beiden ältesten Evangelien
Matthäus und
Markus kamen das
Lukasevangelium, und seine Fortsetzung, die
"Apostelgeschichte" hinzu. Beide Bücher stellen
den ersten bewussten Versuch dar, das Christentum
den gebildeten Bürgern nahe zu bringen. Das
Christentum wird in einen weiten welt- und
geistesgeschichtlichen Zusammenhang gestellt
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- Am Ende des ersten Jahrhunderts
sind in Syrien unter dem Namen
Johannes fünf
weitere Schriften entstanden. Der Christus, wie er
von Johannes beschrieben wird, ist den griechischen
Göttern angenähert. Als neuer Dionysos ist er der
"Weinstock" und verwandelt Wasser in Wein.
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- Erfolge der Missionierung
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- Die größten Erfolge erzielten die
Missionare im erstem Jahrhundert im
Diasporajudentum des Ostens. Christliche
Gemeinden bildeten sich zunächst fast ausschließlich
bei den untersten Schichten größerer Städte.
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- Zunehmend gewannen die Missionare
Anhänger aus allen Bevölkerungsschichten des
Reiches.
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- Gründe für die Erfolge der
Missionierung
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- Freizügigkeit innerhalb des
Imperium Romanum
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Für die
christliche Botschaft war von großer Bedeutung,
dass Palästina Teil eines gut organisierten und
relativ friedvollen Weltreichs war, in dem
Provinzgrenzen keine nennenswerten Hindernisse
bildeten. Ein Straßennetz verband die
Staaten des Ostens miteinander. Die
großen
Hafenplätze, vor allem Alexandria in Ägypten
und Antiocheia in Syrien, waren auch
Umschlagplätze für Ideen. Die
griechische
Gemeinsprache (Koine) war für die Völker des
Ostens ein verbindendes Verständigungsmittel.
Die Briefe und die Evangelien waren in
griechischer Sprache verfasst. Das
Aramäische,
das Jesus und seine ersten Jünger gesprochen
hatten, hätte die Mission wahrscheinlich
unmöglich gemacht.
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- Anpassung der Lehre Jesu an
die Vorstellungswelt des griechischen Ostens
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Um die
Kernbotschaften, wie zum Beispiel das ethische
Prinzip der Nächstenliebe oder die Gleichheit
der Menschen vor Gott, der Bevölkerung nahe zu
bringen, wurden Elemente der bestehenden
Mysterienkulte in die christliche Lehre
eingebaut oder zu deren Verdeutlichung benutzt.
Dem Wunderglauben im griechisch geprägten
Osten des Imperium Romanum kamen die Missionare
bewusst entgegen. Auch den Vorstellungen der
Judenchristen im Osten passte sich das
Christentum an.
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- Unterstützung der
Missionierung durch die Evangelien
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Auch
die Evangelien wurden so verfasst, dass sie der
Mentalität der Menschen des griechisch
geprägten Ostens entsprachen. |
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- Konzentration der
Missionierung auf die Großstädte des Ostens und auf
die Juden der Diaspora.
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- Jesus als Identifikationsfigur
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Im Jahre 45
taucht der Begriff 'Christen'
in
Antiocheia zum ersten Mal auf. Das griechische
Wort 'Christos' heißt der 'Gesalbte, die
Christen sind die Anhänger des Gesalbten. Der
Bezug zum Religionsstifter förderte das
Gemeinschaftsdenken der Gläubigen. |
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- Permanente Fürsorge um die
Menschen
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Innerhalb der
Gemeinden wurde das Prinzip 'Nächstenliebe'
praktisch umgesetzt. Gemeindemitglieder
kümmerten sich zum Beispiel um Arme, Kranke,
Witwen und Waisen. Dieser karitative Zug hatte
eine große Werbewirkung. |
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- Sicherung der Missionserfolge
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- Die Christen erwarteten im ersten
Jahrhundert die baldige Wiederkehr von Jesus.
Da diese ausblieb, sollten die Erfolge der Mission
durch den Aufbau einer Organisation gesichert
werden.
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Der Aufbau der
'Kirche' als Organisation beginnt, als man
die Wiederkehr von Jesus erst für später
erwartet. Der Glaube sollte bis dahin wach
gehalten werden. |
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- Organisationen (Gemeinden)
entstehen zunächst lokal, in Griechenland und
in Kleinasien. Sie stehen jedoch miteinander in
Kontakt. Die Ämter innerhalb einer Gemeinde sollen
so lange beibehalten werden, bis Jesus wiederkehrt.
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- Die Hierarchie innerhalb einer
Gemeinde bestand aus vier Ebenen:
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- An der Spitze stand der
'Episkopos' (Aufseher). Er ist der
Wortführer und Repräsentant der Gemeinde.
Seine Qualifikation beweist er durch
'Hervortun' und 'Betriebsamkeit'. Aus
'Episkopos' wird später der Bischof.
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- Die
'Presbyter'
bildeten den Gemeinderat (griech. presbys =
die Älteren, die Ehrwürdigen). Ihre Anzahl
war nicht begrenzt.
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- 'Diakone' und
'Diakonissen'
waren im operativen
Bereich tätig. Sie führten die Beschlüsse
des Episkopos und der Presbyter aus. Ihre
hauptsächlichen Aufgaben lagen in der Armen-
und Krankenpflege.
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- Die unterste Ebene
bildeten die 'Gläubigen'.
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- Der Zulauf zu den Christen
erregte in einer Welt der vielen religiösen Gruppen
und ihrer gegenseitigen Auseinandersetzungen
zunächst kein großes Aufsehen.
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- Kaufleute fürchteten zum Teil um
Geschäftseinbußen. So entfachte zum Beispiel Paulus
bei seinem Aufenthalt in Ephesus einen Aufstand der
Kaufleute, weil sie eine Einschränkung der Geschäfte
mit den Pilgern befürchteten, die zu Ehren der
Artemis in ihre Stadt kamen.
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- Römischer Staat und Christentum
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Der römische Staat verfolgte die
Christen nicht wegen ihrer Lehre. Im allgemeinen
griff er gegen eine Religion nur dann ein, wenn er
die innere Sicherheit und Ordnung gefährdet
sah. Das Christentum war von der Lehre her
staatstragend (Jedermann sei untertan der Obrigkeit
...). Allerdings stürzte der
Kaiserkult die
Christen in schwere Gewissenskonflikte.
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- Die
erste Christenverfolgung
brach unter
Kaiser Nero
(54 - 68 n. Chr.)
im Jahr 64 los, im Anschluss an den Brand Roms. Der
Kaiser, den man der Brandstiftung verdächtigte,
schob die Schuld den Christen zu und ließ viele von
ihnen hinrichten.
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Nero Claudius Caesar Augustus
Germanicus (* 37, † 68), von 54 bis 68
Kaiser des Römischen Reichs |
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Weder Kaiser Nero
noch die Christen hatten (wahrscheinlich!) das
Feuer gelegt, im damaligen Rom brannte es sehr
häufig. Die Christen mussten lediglich als
Sündenböcke herhalten. Ihnen unwidersprochen
die Schuld zu geben, war relativ einfach. Da die
Christen am Gesellschaftsleben Roms nicht
teilnahmen, traute ihnen die Bevölkerung die
Brandstiftung durchaus zu. Diese
'Blitzableiterfunktion' wird ihnen auch in der
Zukunft zugewiesen.
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Nach christlichen
Quellen wurde der Apostel Petrus
um 64 n.Chr. in seiner Eigenschaft als
Bischof von Rom wegen seines Glaubens
gekreuzigt, auf eigenen Wunsch mit dem Kopf
nach unten. Auch der Apostel Paulus
wurde soll während der ersten
Christenverfolgung getötet worden sein. Als
römischer Bürger genoss er das Privileg, mit
dem Schwert hingerichtet zu werden.
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Umfeld
Gründung des Christentums
Ausbreitung im 1. Jahrhundert
Literaturhinweise
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Die Ausbreitung des Christentums im
zweiten und dritten Jahrhundert
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- Die politische Lage im Römischen Reich
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- Im
2. Jahrhundert, in der
Glanzzeit des römischen Kaisertums, erleichterte der
Weltfrieden das Reisen und damit den Austausch unter
den Kulturen.
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- Unter den syrischen Kaisern im
3. Jahrhundert wuchs die Ausbreitungsmöglichkeit
für die aus Osten kommenden Religionen. Vor allem
sorgten die Truppenverschiebungen unter den
Soldatenkaisern für die Ausbreitung der östlichen
Kulte.
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|
- Die Erfolge der Missionstätigkeit
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-
Die Erfolge der Missionstätigkeit
erklären sich zum großen Teil
aus der
christlichen Lehre selbst und dem
karitativen
Wirken der missionierten Christen. Trotz der
Gefahren, denen sie ständig ausgesetzt waren, finden
viele Menschen im Christentum ihr
persönliches
Glück. In der christlichen Gemeinschaft fühlen
sie sich anerkannt und geborgen. Im Falle der Not
konnten sie sicher sein, dass sie von ihren
Glaubensbrüdern unterstützt wurden. In der Mitte des
zweiten Jahrhundert kommt es zunächst im Osten zu
einer institutionalisierten Gemeinschaft der
Christen.
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In
Palästina
entstanden
nach dem Zusammenbruch des jüdischen Aufstands gegen
die Römer im Jahre 135 und der römischen
Neubesiedlung neue griechenchristliche Gemeinden.
Schon im frühen 2. Jahrhundert kam das Christentum
von Griechenland aus nach Afrika. In Griechenland
selbst und in Kleinasien breitete sich das
Christentum rasch aus. Schon um 200 gab es auch in
den germanischen, keltischen und spanischen
Provinzen, in Anatolien, in Libyen sowie an den
Küsten des Mittelmeers christliche Gemeinden. Im
3. Jahrhundert
trugen die römischen Grenztruppen
das Christentum in den gesamten Donauraum.
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Im
3. Jahrhundert wurde
die Zusammensetzung der das Christentum tragenden
Schichten verändert. Nachdem zuvor die Christen aus
den ärmeren Kreisen der Bevölkerung stammten,
bekannten sich nun auch Angehörige der bemittelten
Klassen, Beamte und Soldaten eingeschlossen, in
immer größerer Zahl zum Christentum. Alexandria in
Ägypten wurde zum Mittelpunkt des gebildeten
Christentums.
-
Die Quellen bieten nur
wenige quantitative Angaben über die
Ausbreitung des Christentums. Rodney Stark,
ein amerikanischer Religionssoziologe, nimmt an,
dass sich um das Jahr 300 im Römischen Reich bei
einer Gesamtbevölkerung von 60 Millionen Einwohnern
rund 6 Millionen Christen befanden.
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- Christentum und römischer Staat
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Der römische Staat tolerierte
fremde Religionen, wenn sie
neben der eigenen
Gottheit auch die
römischen Staatsgottheiten
verehrten. Gerade das verbot der christliche Glaube
an den einen Gott. Für die staatlichen Behörden und
für die meisten römischen Bürger war dieser Anspruch
auf Ausschließlichkeit unverständlich und führte zu
zunehmenden Feindseligkeiten.
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Ein Zeugnis für die
Haltung des römischen Staates gegenüber den
Christen ist der Briefwechsel zwischen dem
in Bithynien (Kleinasien) residierenden
Statthalter Plinius dem Jüngeren (61
- 114) und Kaiser Trajan (reg. 98 -
117). Auf die Frage des Plinius, wie er mit
den Christen verfahren solle, antwortet
Trajan wie folgt: "Aufgespürt sollen sie
nicht werden; wenn sie angezeigt und
überwiesen werden, so sind sie
strafwürdig, jedoch mit der Ausnahme,
dass jeder, der seine Zugehörigkeit zu den
Christen leugnet und es auch durch die Tat,
d.h. durch Anbetung unserer Götter, beweist,
ohne Rücksicht auf seine frühere
Verdächtigkeit wegen seiner Reue Verzeihung
erhalten soll. Anonyme Anklagen aber dürfen
bei keiner Beschuldigung beachtet werden;
das wäre ein sehr schlechtes Beispiel und
des Geistes unserer Zeit nicht würdig" (10.
Buch der Briefsammlung des Plinius, Brief
97).
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Marcus Ulpius Traianus, kurz
Trajan oder
Traian genannt, (* 53, † 117),
römischer Kaiser von 98 bis 117 n. Chr.
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Für
Plinius
ist derjenige ein Christ,
der sich nicht am Kaiserkult beteiligt
und nicht den römischen Göttern opfert.
Die Antwort Trajans auf die
Frage, wie Christen behandelt werden
sollen, beinhaltet,
dass allein die
Tatsache, ein Christ zu sein,
strafwürdig ist. Dies bedeutete in
vielen Fällen Folterung und Hinrichtung
- ohne dass eine Straftat begangen
wurde. Das 'Reskript' Trajans,
das für das gesamte römische Reich als
zukünftige Norm galt, löste zunächst
keine systematische Fahndung nach
Christen aus. Für lange Zeit blieb es
die Richtschnur für den staatlichen
Umgang mit den Christen. Allerdings gab
es in einzelnen Provinzen immer wieder
eigenmächtige, von Rom nicht
sanktionierte Kampagnen gegen die
Christen.
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Für die
römischen
Bürger war die Verehrung der Götter eine
Loyalitätsbezeugung gegenüber dem Staat. Aus
diesem Grund erregte es ihren Unwillen, dass
sich die Christen von allen Veranstaltungen
zurückzogen, bei denen offiziell geopfert
werden musste (z.B. von Theaterspielen und
Gerichtssitzungen). Der Verdacht der
Gottlosigkeit entstand. Dies wiederum
bedeutete für die Bürger die bewusste
Abkopplung der Christen vom Staat sowie
deren politische Unzuverlässigkeit.
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Unsere heutige
Trennung von politischem Bereich und
Religion ist eine Errungenschaft, die
sich erst seit etwa dreihundert Jahren
durchgesetzt hat. Das Gemeinwesen der
Antike konnte kein religiös
neutraler Staat sein, weil das
Leben der Menschen von sakralen Sitten
durchdrungen war. Es gab auch im Alltag
keine Verhaltensweise, die nicht in
Kultbräuche eingebettet gewesen wäre.
Der göttliche Schutz für das
politische Miteinander trat in
Erscheinung in der göttlichen
Vollmacht des Kaisers. Indem
man ihm kultische Verehrung erwies,
stellte man das öffentliche, politische
Zusammenleben unter göttliche Obhut.
Diese Verehrung zu verweigern, hieß dem
gesellschaftlichen Zusammenleben aller
Menschen seine eigentliche Grundlage
entziehen.
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- Die Konkurrenz philosophischer und
religiöser Strömungen
|
-
Das Christentum musste innerhalb
einer vielfältigen religiösen und philosophischen
Welt seinen eigenen Weg suchen. Wenn es sich
verständlich machen wollte, war eine Anpassung an
die unterschiedlichen Vorstellungen notwendig.
Angesichts unterschiedlicher territorialer und
kultureller Herkunft der Christen hörte auch
innerhalb des Christentums der
Streit um die
rechte Lehre nie auf.
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Die Gnosis -
von griechisch "gnosis" = Erkenntnis
- ist die Gesamtbezeichnung für eine
philosophische Bewegung,
die im Osten des römischen Reiches
entstanden ist und sich
ausschließlich auf gebildete
Menschen beschränkte. Obwohl sich
die meisten gnostischen Richtungen
zum Christentum bekannten, gab es
doch wesentliche Unterschiede zum
Glauben der christlichen Kirche.
Nach gnostischer Lehre fielen Funken
oder Samen des göttlichen Wesens aus
der
geistigen Sphäre
in die
materielle böse Welt.
Mit Hilfe von
Erkenntnis
konnte der Mensch das göttliche
Element finden und zum Leben
erwecken. Dadurch wurde es ihm
möglich, das böse Diesseits zu
verlassen um in seine eigentliche
Welt, eine transzendente geistige
Welt, zurückzukehren.
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Die
christlichen
Gnostiker
lehnten die Gleichsetzung des Gottes
des Alten Testaments mit dem Gott
des Neuen Testaments ab. Für das
Leben und Wirken von Jesus
entwickelten sie eine eigene
Interpretation: Gott habe seinen
Sohn in Menschengestalt auf diese
Welt gesandt, damit sie über ihre
wahre Heimat, die transzendente
geistige Welt, und den Rückweg zu
ihr belehrt werden. In von ihnen
verfassten
Evangelien
(Thomas- und Marien-Evangelium)
wollten sie belegen, dass der
göttliche Geist im Körper des
Menschen Jesus lebte und ihn vor
seinem Tod verlassen hat.
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Die Gnostiker
versuchten, das Christentum in ihr
eigenes
Weltbild
zu integrieren. Ihre eigenwillige
Interpretation brachte die Gnostiker
in Konflikt mit der
christlich-orthodoxen Kirche
(Orthodoxie: wortwörtliche
Schriftenauslegung, der praktizierte
Glaube steht in völliger
Übereinstimmung mit der Lehre).
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Der Montanismus
war eine kirchliche Bewegung, die im
2. Jahrhundert in
Phrygien
aufkam und sich nach
Montanus
benannte. Um 156 n. Chr. behauptete
Montanus, in
Trance (Ekstase)
mit dem Heiligen Geist sprechen zu
können. Mit zwei Frauen, Prisca und
Maximilla, reiste er durch
Kleinasien und verkündete, dass die
Wiederkunft von Jesus
unmittelbar bevorstünde. Eine
Organisation der Kirche würde
deshalb nicht benötigt.
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Die Anhänger des
Montanus, die
Montanisten,
lebten in strenger Weltentsagung und
bereiteten sich auf die Wiederkehr
Christi vor. Die Bewegung breitete
sich rasch bis nach
Rom und
Karthago
aus. Um 177
exkommunizierte die orthodoxe
Kirchenleitung die Montanisten, weil
sie die Einheit der Kirche gefährdet
sah.
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Nebenbei bemerkt: Im Jahr
2001 entdeckten Forscher südlich
der türkischen Stadt Usak mit
den Resten der antiken Siedlung
Pepouza
das ursprüngliche
Zentrum der Montanisten.
Pepouza war der Ort, wo sich
nach dem 'Ende der Welt' die
'Herabkunft des himmlischen
Jerusalem' erfüllen sollte.
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- Der Wandel des Urchristentums
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Mit dem großen Erfolg der
Missionierungstätigkeit war das Christentum auch zu
einer gesellschaftlichen Macht geworden.
Immer mehr Personen, die von ihrer Geisteshaltung
her keine Christen waren und nur Machtpositionen
einnehmen wollten, drängten darauf, die höheren
Posten einzunehmen, die das Christentum zu vergeben
hatte. Viele der christlichen Posten wurden
enttheologisiert, hatten also keinen
christlichen Charakter mehr. Die
sakrale Aura
blieb erhalten.
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Viele
Gemeindemitglieder lehnten sich gegen eine
hierarchische Struktur, die nicht auf Wahlen
beruhte, auf. Sie beriefen sich auf die von
Jesus verheißene Gleichheit vor Gott.
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- Das Entstehen einer christlichen
Theologie
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Die Gnosis und der Montanismus
waren, wie auch andere religiöse Strömungen
innerhalb des Christentums, zu einer
Gefahr für
die Einheit der christlichen Kirche geworden. In
dieser Situation bemühten sich christliche
Intellektuelle darum, ein
geschlossenes
christliches Glaubensbekenntnis zu schaffen.
Diesen frühen 'Kirchenvätern' (Irenäus,
Tertullian, Origenes, Cyprianus u. a.) ist es zu
verdanken, dass der innerkirchliche Konflikt
überwunden wurde.
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Irenäus (ca. 135-202) war
Bischof in Lugdunum in Gallien (heute Lyon in
Frankreich). Vermutlich war er Grieche aus
Kleinasien. Seine Schriften waren in der frühen
Entwicklung der christlichen Theologie wegweisend.
In seinem Werk 'Adversus haereses' verfolgte
er den Zweck, die Lehre der verschiedenen
gnostischen Gruppen zu widerlegen.
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Tertullian (ca. 150 - ca.
230) wurde in Karthago geboren. Um 190 wurde er
Christ und siedelte nach Rom über. Zu seinen Werken
zählen viele Streitschriften gegen die Juden, gegen
gnostische Gruppen und andere Häresien, aber auch
Verteidigungsschriften für das
Christentum. Tertullian übersetzte zahlreiche
biblische Texte aus dem Griechischen ins Lateinische
und trug damit wesentlich zur Christianisierung im
Westen des römischen Reiches bei. Er gilt als Vater
des Kirchenlateins.
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Mit Tertullian beginnt das
westliche christliche Denken,
dessen Sprache das Lateinische ist. Die
Eigentümlichkeiten der lateinischen Sprache sind
Ausdruck einer Lebenseinstellung, die im Westen
des römischen Reiches von der im griechisch
sprechenden Osten grundverschieden war.
Tertullian schuf eine große Anzahl völlig neuer
Wortprägungen, welche die lateinische
Begriffssprache von der griechischen
unabhängig machten. Er gilt daher als Vater der
theologischen Terminologie der westlichen
Kirche.
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Der von Tertullian angestrebte Staat ist
nicht mehr der religiöse Staat der Antike,
der seine Bürger zu bestimmten
staatstragenden Handlungen verpflichtet,
sondern ein Staat, der sich zu jeder
Religionsausübung neutral verhält,
weil er für alle Bürger unabhängig von ihrer Herkunft verantwortlich
ist. Dieses Staatsverständnis des Tertullian
hat sich weder in der Spätantike noch im
Mittelalter durchgesetzt.
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Im Schriftsteller
Tertullian hatte das Christentum einen
energischen Verteidiger. Er war der erste
Kirchenlehrer, der auf Lateinisch schrieb,
und gilt als Begründer einer christlichen
Literatursprache.
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Tertullian
(* um 150 - um 230 n. Chr.), christlicher
Schriftsteller |
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Origenes
(ca. 185 - ca.
254), geboren in Alexandria (Ägypten), verfasste
neben vielen Auslegungen der Heiligen Schrift eine
sechsspaltige Ausgabe des Alten Testaments, die
neben dem hebräischen Text und seiner Wiedergabe in
griechischen Buchstaben vier griechische
Übersetzungen enthielt. Sein berühmtestes Werk sind
die vier Bücher "Über die Anfänge", die erste und
über Jahrhunderte einzige Darstellung der
christlichen Lehre.
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Cyprianus
(ca. 200 - 258),
geboren in Karthago, wurde 248 zum Bischof seiner
Heimatstadt gewählt. Berühmt ist sein dogmatischer
Satz: "extra ecclesiam nulla salus"
("außerhalb der - römisch-katholischen - Kirche gibt
es kein Heil"), der allerdings in dieser schroffen
Form nie anerkannt wurde. Cyprianus zählt zu den
bedeutendsten Kirchenschriftstellern. Sein Werk
"Von der Einheit der Kirche" befasst sich mit
der hierarchischen Organisation des Christentums.
Während der Christenverfolgungen unter
Kaiser
Valerian (reg. 253-260)
wurde er in
Karthago verurteilt und enthauptet.
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- Systematische Christenverfolgungen
durch den Römischen Staat (250 - 312)
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Die Christen bekommen kein
ordentliches Gerichtsverfahren und werden in
Massen abgeurteilt, weil sie durch ihre bloße
Existenz als Christen den Staat angreifen. Sie
machen sich bereits strafbar durch das
Bekenntnis, dass sie sich Christen nennen. Der
Grund dafür ist, dass sie dem Kaiser die
kultische Verehrung verweigern.
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247 und 248 hatte man in Rom mit
großem Aufwand die Jahrtausendfeier zur Gründung der
Stadt begangen. Die Erinnerung an die große
Vergangenheit weckte in Kaiser Decius (reg.
248-251) den Entschluss, sein Reich zu restaurieren.
Die Voraussetzung dafür sah er in der
alten
römischen Religion, die er mit militärischer
Härte erzwingen wollte.
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Die systematische
Verfolgung der Christen begann mit dem
Angriff auf die Bischöfe der großen
Gemeinden. Es folgten Erlasse, die von der
gesamten Bevölkerung als Zeichen der
Ergebenheit ein Opfer vor einer eigenen
Opferkommission verlangten. Wurde dies
verweigert, bedrohten Verhaftung, Gütereinzug
und Hinrichtung den Delinquenten. Mit dem
Opfergebot hatte Kaiser Decius eine Linie
überschritten: Die Ausübung von Kulten, für
die bis dahin im Zuständigkeitsbereich jeder
einzelnen Stadt gelegen hatte, war zu einer
Angelegenheit geworden, die den Kaiser
selbst anging. Die Idee der
"Staatsreligion" war geboren.
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Nur eine
Minderheit der Christen bekannte sich zu ihrem
Glauben. Kaiser Decius fällt 251, nach nur zwei
Regierungsjahren, in einer Schlacht gegen
die Goten. Sein Tod verkürzte die
Verfolgung, aber schon acht Jahre später traf
unter Kaiser Valerian (reg. 253-260) eine
zweite Welle von Repressalien die christliche
Kirche. Christliche Kulte wurden verboten, ein
Versammlungsverbot erlassen und Bischöfe
verfolgt. Valerians Ziel war es, die Strukturen
der christlichen Kirche zu zerschlagen. Es
gelang ihm nicht!
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Die standhaft
gebliebenen Christen erwiesen sich als
unerschütterliche Zeugen ihres Glaubens
und werden noch heute als
'Märtyrer' bezeichnet, ein
Wort, das aus dem Griechischen stammt
und den "Zeugen" bedeutet. Das Vorbild
von Jesus Christus vor Augen, gehorcht
der christliche Held dem Gebot "Folge
mir nach", und stirbt einen "schönen",
weil christlichen Tod. Für die bewusste
Hingabe des irdischen Lebens schenkt
Gott dem, der sich für ihn aufgeopfert
hat, das "ewige Leben". Das
Zweite Vatikanische Konzil
(1962 - 1965) hat diese Auffassung noch
einmal dogmatisch festgehalten.
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Unter
Kaiser Diokletian
(reg. 284-305) fand die letzte große
Christenverfolgung statt. Der Kaiser wollte das
Reich noch einmal durch Reformen am Leben erhalten.
Um das Jahr 300 begann er mit der Säuberung des
Heeres. Alle Soldaten mussten opfern oder aus dem
Heer ausscheiden. Das erste Edikt verfügte die
Zerstörung der Kirchen, Auslieferung und Verbrennung
der heiligen Bücher und Verlust der Bürgerrechte für
alle Christen. Zwei weitere Edikte ordneten die
Gefangennahme aller Kleriker und den Opferzwang an.
Alle Kirchen der Christen sollen zerstört werden.
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Diokletians Edikte werden in
den einzelnen Provinzen unterschiedlich streng
in die Tat umgesetzt. Im Osten werden die
Christen strenger verfolgt als im Westen.
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Diokletian
(* um 240, † um 313),
römischer Kaiser
von 284 bis 305 n. Chr.) |
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- Die 'Konstantinische Wende'
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- In den auf die Abdankung
Diokletians und Maximians folgenden
Nachfolgestreitigkeiten sicherte sich
Konstantin
im Kampf gegen seinen Rivalen
Maxentius die
Unterstützung der Christen.
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Konstantin I., der Große,
römischer Kaiser (306-337), *um 285,
† 337
Fragment einer Kolossalstatue,
heute am Palazzo dei Conservatori in Rom (um
314)
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Eine von
zeitgenössischen Schriftstellern geschilderte
Traumszene, wonach Konstantin das Kreuzzeichen
erschienen sei mit dem Hinweis "In diesem
Zeichen wirst du siegen" (in hoc signo vinces)
entzieht sich rationaler Deutung. Es steht
jedoch fest, dass der Kaiser vor seiner
siegreichen Schlacht an der Milvischen Brücke
(28.10.312) das Kreuz auf den Feldzeichen seiner
Truppen anbringen ließ.
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Im
Mailänder Toleranzedikt
der Kaiser Konstantin (reg. 306-337) und
Licinius (reg. 308-324) vom Jahre 313 wurde den
Christen die freie Religionsausübung
gestattet, damit, so heißt es in dem Text, "alle
[!!] Götter des Himmels uns und allen, die unter
unserer Herrschaft stehen, günstig sind."
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In der
Geschichtsforschung überwiegt die Ansicht, dass
Konstantin ein pragmatischer Machtpolitiker
war, der das Christentum dazu benutzte, seine
politischen Ziele durchzusetzen. Der
Historiker Jacob Burckhardt meinte, dass
Konstantin I. aus reinem Pragmatismus,
ja Opportunismus, handelte - weil er erkannt
hatte, dass das Christentum seinen
machtpolitischen Ambitionen förderlich war. Im Römischen
Reich war die Religion schon immer eng mit dem
Staatswesen verbunden gewesen. Während der
Reichskrise des 3. Jahrhunderts war die Pflege
der Götter eine staatserhaltende Maßnahme. Mit
dem starken Christentum erhoffte sich
Konstantin auch einen starken Staat. Auch die
reichsweite Organisation der christlichen
Kirche, die während der Verfolgungen ihre
Stabilität bewiesen hatte, war für Konstantin
den Versuch wert, das Christentum in das
Staatswesen zu integrieren.
-
Die Christen in seiner
Umgebung, vor allem Eusebios,
unterstellten Konstantin natürliche eine
aufrechte christliche Gesinnung. In
Wirklichkeit wollte Konstantin wohl die
vielen Altgläubigen nicht vor den Kopf
stoßen, die vor allem aus der Oberschicht
kamen. Als antiker Mensch, dessen Welt von
göttlichen Mächten durchdrungen war, hat er
sicherlich nicht angenommen, dass von den
alten Göttern keine Macht mehr ausging. So
waren diese für ihn bestimmt noch
verehrungswürdig. Bis zu seinem Tod hat sich
Konstantin nicht eindeutig zum Christentum
bekannt. Er wählte vielmehr eine Ambivalenz,
die auch den Altgläubigen gestattete, ihn
als einen der ihren zu akzeptieren.
-
Unter der Herrschaft
Konstantins erlangte die Kaiserwürde eine neue,
sakral geprägte Bedeutung. Für die christliche
Kirche ergab sich jedoch ein ganz neues Problem:
Bisher hatte sie bestenfalls
neben dem Staat
gelebt, nun aber, als etablierte Institution,
musste sie die eigene
Stellung zum Staat
definieren.
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Mehr zur
'Konstantinischen Wende' und zur
Entwicklung des Christentums bis zum
Untergang des Weströmischen Reiches
(476) erfahren Sie auf der
nächsten Seite. |
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Literaturhinweise
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|
Brown, P.R.
|
Die Entstehung des
christlichen Europa. München 1996.
|
Demandt, A.
|
Die Spätantike. Römische
Geschichte von Diokletian bis Justian 284 - 565 n. Chr.
(Handbuch der Altertumswissenschaften III/6). München
1989.
|
Frank, K.S.
|
Lehrbuch der Geschichte
der Alten Kirche. Paderborn 1996.
|
Harnack, A. von
|
Die Mission und
Ausbreitung des Christentums. 3 Bände. 4. Auflage,
Leipzig 1924.
|
Held, Klaus
|
Treffpunkt Platon.
Philosophischer Reiseführer durch die Länder des
Mittelmeers. Stuttgart 2009.
|
Klein, R. (Hrsg.)
|
Das frühe Christentum im
römischen Staat (Wege der Forschung, Band 267).
Darmstadt 1971.
|
Markschies, Chr.
|
Das antike Christentum.
Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen. München 2006.
|
Molthagen, J.
|
Der römische Staat und
die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert (Hypomnemata
Band 28). 2. Auflage. Göttingen 1975
|
Winkelmann, F.
|
Geschichte des frühen
Christentums. München 1996.
|
|
|
Umfeld
Entstehung des Christentums
Ausbreitung im 1. Jahrhundert
Ausbreitung im 2. und 3. Jahrhundert
Literaturhinweise
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Stand: 24.02.2022
Copyright © 2022 Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V. Autor: Dieter
Griesshaber
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