Die Welt des späten
Mittelalters (1250 - 1400)
Das Ende der Luxemburger
und der Aufstieg der Habsburger Kaiserdynastie (1400 - 1517)
Die Reformation von
Luthers Anschlag der 95 Thesen bis zum Wormser Reichstag (1517 - 1521)
Der Dreißigjährige Krieg
(1618 - 1648)
Vom Westfälischen Frieden
(1648) bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (1740)
Der Aufstieg Preußens zur
europäischen Großmacht (1740 - 1763)
Die Französische
Revolution bis zum Ende der Diktatur Robespierres (1789 - 1794)
Deutschland in der Zeit der
Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons (1789 - 1815)
Restauration und
Revolution (1815 - 1830)
Monarchie und Bürgertum (1830
- 1847)
Die Revolution von
1848/49
Von der gescheiterten
Revolution 1848 bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871
Die Innen- und Außenpolitik
Bismarcks (1871 - 1890)
Das Deutsche Kaiserreich
von 1890 bis zum Ausbruch der Ersten Weltkriegs 1914
Die Industrielle
Revolution in England und Deutschland (1780 - 1914)
Europäischer
Kolonialismus und Imperialismus (1520 - 1914)
Der Erste Weltkrieg (1914 -
1918)
Der Weg zur Weimarer
Republik 1918 - 1919
Der Kampf um die Staatsgewalt
in der Weimarer Republik (1919 - 1933)
Die Machtübernahme der NSDAP
und die Errichtung der Diktatur Hitlers (1933 - 1939)
Der Zweite Weltkrieg (1939
- 1945)
Der Weg in die Teilung
Deutschlands (1945 - 1949)
Der Kalte Krieg: Vom
Kriegsende 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961
Die Ära Adenauer (1949 -
1963)
Die Kanzlerschaft Ludwig
Erhards 1963 - 1966
Kalter Krieg Teil 2: Von
der Kubakrise 1962 bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991
Die Zeit der Großen
Koalition 1966 - 1969
Die Ära Brandt (1969 - 1974)
Die Kanzlerschaft Helmut
Schmidts (1974 - 1982)
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1982 bis 1987
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1987 - 1989
Der Weg zur
Wiedervereinigung Deutschlands (Teil I: Die DDR von den siebziger Jahren
bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989)
Vom Fall der Berliner
Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)
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Reformbewegungen im Ostblock
Innere Unruhe in der DDR
Zusammenbruch des SED-Regimes
Literaturhinweise
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Die DDR im Zeichen der
Ost-West-Entspannung (1971 - 1982)
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- Innerdeutsche "Normalisierung"
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- Die Abgrenzungspolitik der DDR
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Die Fülle der Vereinbarungen, die
in den Jahren 1971 bis 1973 zwischen der BRD und der
DDR getroffen wurden, hatte für die DDR-Führung
nicht erwünschte
Folgewirkungen. Während
1970 nur etwa 2 Millionen Menschen aus der BRD und
Westberlin die DDR und Ostberlin besuchten, stieg
diese Zahl 1973 auf 8 Millionen an. Die Zahl der
Telefongespräche zwischen den beiden deutschen
Staaten explodierte. In der DDR-Führung wuchs die
Sorge, dass die Zunahme der persönlichen Kontakte
sich negativ auf den inneren Zusammenhalt der
DDR auswirken könnte.
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Schon im Herbst 1970 hatte der
Ministerpräsident der DDR,
Willi Stoph, die
These aufgestellt, "angesichts des Gegensatzes der
Systeme, des Staates und der Gesellschaft" sei "ein
objektiver Prozess der Abgrenzung, nicht
dagegen der Annäherung unausweichlich".
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Partei- und
Staatsfunktionären sowie Wehrpflichtigen wurde
es seit 1970 untersagt, Kontakte zu Ausländern,
zu denen auch die Bürgerinnen und Bürger der
Bundesrepublik gerechnet wurden, zu unterhalten.
In einem "Besucherbuch" waren die Namen
derjenigen zu notieren, die nicht aus der DDR
stammten und DDR-Bürger in ihren Wohnungen
aufsuchten.
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Im Herbst 1972 beschloss das
SED-Politbüro neue Prinzipien für Agitation und
Propaganda.
Werner Lambertz, Mitglied des
Politbüros, erklärte, dass es "an der ideologischen
Front keinen Waffenstillstand, sondern verschärften
Kampf" geben solle.
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Die
Maßnahmen der
Staatssicherheit (Stasi) konnten nicht
verhindern, dass Schriftsteller, Künstler und
Oppositionsgruppen in der DDR das Klima der
Entspannung zwischen Ost und West zum Anlass nahmen,
auch im eigenen Lande eine
Lockerung der strengen
Zensur und Überwachung zu fordern. Bis zum
Beginn der Entspannungspolitik in den frühen
siebziger Jahren hatte es
staatliche Repressionen
unterschiedlichen Grades gegen Kritiker (Wolfgang
Harich, Stephan Heym, Christa Wolf, Robert Havemann,
Wolf Biermann u. a.) gegeben.
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Wolf Bierman
(*
15.11.1936)
Sänger, Schriftsteller,
DDR-Oppositioneller
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Im
Mai 1973
gestand der SED-Parteichef den Intellektuellen,
Schriftstellern und Künstlern "ein weites Feld
für künstlerische Kreativität" zu. Die Grenzen
der Entfaltungsmöglichkeit wurden jedoch
sichtbar, als Wolf Biermann nach einer
Konzertreise in die Bundesrepublik nicht wieder
in die DDR einreisen durfte. Die Proteste vieler
Prominenter wie Stephan Hermlin, Christa Wolf,
Stefan Heym, Jurek Becker, Heiner Müller, Sarah
Kirsch und Fritz Cremer brachten auch für diese
Schikanen mit sich. Andere Kritiker wurden
ausgebürgert oder erhielten langfristige
Ausreisegenehmigungen.
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In den siebziger Jahren begann
vor allem die evangelische Kirche damit, sich
gegen ihre Diskriminierung durch den Staat
aufzulehnen. In ihren Gotteshäusern veranstaltete
sie Diskussionen über Themen, die hauptsächlich
junge Menschen berührten (z.B. Sexualität,
Alkoholismus, das Leben in der DDR, Militarisierung
der Gesellschaft). Die Kirche wurde Teil der
Oppositionsbewegung. Auch als
Erich Honecker,
der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und
gleichzeitig Vorsitzender des Staatsrats der DDR, im
Frühjahr 1978 die Kirche als "eine autonome
Organisation von sozialer Bedeutung" anerkannte,
blieb sie wichtiger Angelpunkt der Opposition. Ein
Beispiel ist die 1979 und 1980 öffentlich geübte
Kritik am Einmarsch sowjetischer Truppen in
Afghanistan.
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DDR 1971 - 1982
Innere Unruhe in der DDR
Zusammenbruch des SED-Regimes
Literaturhinweise
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Der Einfluss der Reformbewegungen
im Ostblock auf die innere Entwicklung der DDR
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- Die politische Entwicklung in Polen
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- Im
Sommer 1980 brachten
Arbeiterunruhen auf den Werften von Danzig und
Gdingen die unabhängige Gewerkschaftsbewegung
"Solidarität"
hervor. Aus ihr heraus wurde im
September 1980 der gleichnamige unabhängige
Gewerkschaftsverband gegründet. Diese Entwicklung
bedeutete eine Bedrohung der etablierten
kommunistischen Parteiherrschaft in allen
Staaten des Ostblocks.
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- Durch die Entwicklung in Polen
schien für die SED-Führung die
innere Stabilität
der DDR gefährdet. Am 30. Oktober 1980 hob die
Regierung in Ost-Berlin den visafreien Verkehr
zwischen der DDR und Polen auf und erließ für den
Reiseverkehr zwischen den beiden Staaten strenge
Auflagen.
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Die Abschirmung
der DDR gegen den Westen wurde nun durch die
Abgrenzung gegenüber dem Osten ergänzt. Der
Prozess der Selbstisolierung der DDR begann. |
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- Am 13. Dezember 1981 wurde mit
der Verhängung des Kriegsrechts durch
General
Jaruzelski in Polen auch jede Tätigkeit der
Gewerkschaft "Solidarität" untersagt. Nach der
Aufhebung des Kriegsrechts im Juli 1983 ließ General
Jaruzelski in Polen ein Maß an Freiheit und
politischem Pluralismus zu, das in anderen
kommunistischen Ländern noch unbekannt war. Auch die
Solidaritätsbewegung konnte ihre Tätigkeit
fortsetzen.
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- Die politische Entwicklung in Ungarn
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- In Ungarn hatte die Strategie des
Chefs der Kommunistischen Partei,
Janos Kádar,
ökonomische Reformen ohne gleichzeitige politische
Liberalisierung durchzuführen, zu keinem
wirtschaftlichen Erfolg geführt. Nach intensiven
Auseinandersetzungen mit politischen und
wirtschaftlichen Kreisen in den Jahren zwischen 1982
und 1984 wurde Kádár schließlich dazu gezwungen, die
unternehmerische Freiheiten zu stärken und dem
Prinzip der persönlichen Verantwortung für
wirtschaftliche Leistung zuzustimmen. Auch das
Wahlgesetz wurde liberalisiert. Das Streben Ungarns
nach Eigenständigkeit innerhalb des Ostblocks
war unübersehbar.
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- Nach der
Verschlechterung der
Ost-West-Beziehungen, die nach dem Einmarsch von
sowjetischen Truppen in Afghanistan im
Dezember
1979 eintrat, blieben die DDR und Ungarn aus
wirtschaftlichen Gründen auf die während der Ära der
Entspannung geknüpften Westkontakte angewiesen. Um
ein gemeinsames Vorgehen möglich zu machen,
unterstützte die SED-Führung das Streben Ungarns
nach mehr Eigenständigkeit.
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Erich Honecker
verbündete sich mit Ungarn zu einer Zeit, als
dieses Land bereits einen
Kurs innerer
Reformen und der
Öffnung nach außen
eingeschlagen hatte. Dies trug später wesentlich
zum Sturz der SED-Regierung bei. |
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- Die Reformpolitik in der Sowjetunion
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Bis zum Amtsantritt
Michail
Gorbatschows als Generalsekretär der
Kommunistischen Partei am 11. März 1985 war die
Sowjetunion von der Alleinherrschaft der
Kommunistischen Partei geprägt, die ihren
diktatorischen Einfluss auf alle Bereiche ausgedehnt
hatte und nicht nur die Politik und das Militär,
sondern auch die Wirtschaft und die Gesellschaft
bestimmte. Aus dieser Tatsache resultierte eine
Inflexibilität, die den Anforderungen der Zeit
nicht mehr entsprach. Die Volkswirtschaft war
schwach und durch hohe Militärausgaben belastet.
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Michail Gorbatschow,
* 2.3.1931, † 30.8.2022. Von März 1985 bis August 1991
Generalsekretär des Zentralkomitees der
Kommunistischen Partei der Sowjetunion, von 1990
bis Dezember 1991 Präsident der Sowjetunion.
picture-alliance/dpa
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Die unter den Leitbegriffen
'Perestroika' (Umgestaltung) und
'Glasnost'
(Transparenz, Offenheit) betriebene
Reformpolitik Gorbatschows richtete sich zunächst
nur gegen Korruption und Trunksucht, wurde jedoch,
weil man im Zuge dieser Kampagnen ein riesiges
Ausmaß von Missständen in Staat, Wirtschaft und
Gesellschaft erkannte, stark ausgeweitet. Die
Missstände waren durch Einzelmaßnahmen
nicht
mehr zu beseitigen.
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Mit der
"Perestroika"
sollte eine Differenzierung und
Regionalisierung der Entscheidungen und
Handlungsabläufe erreicht werden. Von dieser
Umgestaltung des politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Systems
erwartete man sowohl ein höhere Kreativität
als auch eine Stärkung von
Eigenverantwortlichkeit und individueller
Leistung.
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Die
begrenzte Privatisierung von Betrieben
sowie die Einführung von
marktwirtschaftlichen Elementen
untergruben das System der
Planwirtschaft und zogen teilweise
chaotische Zustände nach sich. Die
Demokratisierung der Gesellschaft, die
Mitte 1988 in die Reformpolitik
aufgenommen wurde, unterhöhlte die
Herrschaft der kommunistischen Partei
und damit den Kern des politischen
Systems in der Sowjetunion. Die Reformen
entwickelten eine Eigendynamik, die
nicht mehr zu kontrollieren war.
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Die im
Zuge von 'Glasnost' eröffnete
Geschichtsdebatte führte zum Beispiel
zum sowjetischen Eingeständnis des
Geheimen Zusatzprotokolls zum
Hitler-Stalin-Pakt.
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- In seinen "Erinnerungen"
weist Michail Gorbatschow darauf hin, dass
es die ökonomischen Ziele
der Sowjetunion waren, die ihn 1985 zur
Einleitung politischer Reformen
im eigenen Land und in den Beziehungen zu
den "Bruderländern" zwangen.
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Michail Gorbatschow hielt die
Durchführung seiner Reformpolitik im Innern
nur bei einer gleichzeitigen Entspannung des
Ost-West-Gegensatzes für möglich. Auch die
Belastungen der Sowjetunion durch die
Herrschaft
über den Ost-Block und den
Afghanistan-Krieg
sollten nach dem Willen Gorbatschows abgebaut
werden, um Handlungsspielräume für innere Reformen
zu gewinnen.
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-
Die Vereinigten
Staaten machten Fortschritte in den
Abrüstungsverhandlungen, eine Ausweitung der
Handelsbeziehungen und wirtschaftliche
Hilfeleistungen von Zugeständnissen
der Sowjetunion im humanitären Bereich
abhängig. Gorbatschow und sein Außenminister
Schewardnadse zeigten sich
im Zuge ihrer Bestrebungen,
"friedliche und günstige äußere Bedingungen
für die innenpolitischen Reformen"
(Schewardnadse) zu schaffen, zu
weitgehenden Zugeständnissen
bereit.
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Am
10. April 1987
erklärte Gorbatschow in Prag: "Wir
sind weit davon entfernt, von jedem [Land]
zu erwarten, uns zu kopieren. Jedes
sozialistische Land hat seine spezielle
Gestalt, und jede Bruderpartei entscheidet
vor dem Hintergrund der jeweiligen
nationalen Bedingungen selbst über ihre
politische Linie. ... Die Unabhängigkeit
jeder Partei, ihre Verantwortung für ihr
Volk und das Recht, die Probleme der
Entwicklung ihres Landes zu lösen - das sind
für uns unumstößliche Prinzipien."
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Mit
dieser Rede kündigte Gorbatschow die
Aufhebung der 'Breschnew-Doktrin'
von 1968/1969 an, mit der die
Sowjetunion die Vorherrschaft innerhalb
des kommunistischen Lagers beansprucht
hatte. Die 'Breschnew-Doktrin hatte mit
der Begründung einer
"begrenzten
Souveränität sozialistischer Länder"
und einem "beschränkten
Selbstbestimmungsrecht" einen
militärischen
Interventionsanspruch
der Sowjetunion für den Fall
erhoben, dass die kommunistische
Herrschaftsordnung in einem Land ihres
Machtbereichs bedroht war.
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Die Sowjetunion verbuchte
den Abschluss der Wiener
KSZE-Folgekonferenz im Januar 1989,
auf der man die Aufnahme von Verhandlungen
über die Reduzierung der
konventionellen Streitkräfte in Europa
vereinbarte, als großen Erfolg. Im Gegenzug
hatte sie sich zu weitreichenden
Zugeständnissen bereitfinden müssen. Alle an
der Konferenz beteiligten Staaten
verpflichteten sich im Wiener
Abkommen, das Recht eines jeden
"auf Ausreise aus jedem Land,
darunter aus seinem eigenen" zu
achten. Unter sowjetischem Druck musste sich
die DDR verpflichten, dieses Recht
gesetzlich zu garantieren. Eine Umsetzung
des Rechts auf Ausreise musste für die
innere Stabilität der DDR bedrohlich wirken.
-
Am 6. Juli 1989
gab die Sowjetunion auf einem
Gipfeltreffen des Warschauer Paktes
in Bukarest offiziell die
Breschnew-Doktrin der begrenzten
Souveränität der Mitgliedstaaten auf. Die
Ostblockländer bekundeten in dem
Abschluss-Kommuniqué, dass es "keinerlei
universelle Sozialismus-Modelle" gebe und
"niemand das Monopol auf die Wahrheit"
besitze. Die sowjetische Bestandsgarantie
für alle kommunistischen Regime war in Frage
gestellt; mit militärischer Unterstützung im
Falle innerer Unruhen konnten sie von nun an
nicht mehr rechnen.
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- Die Reaktion der DDR auf die
Reformbewegungen im Ostblock
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Die DDR-Führung fühlte sich durch
die wirtschaftlichen und ideologischen
Systemveränderungen im Ostblock bedroht. Von
den innenpolitischen Veränderungen in der
Sowjetunion, aber noch mehr von der sowjetischen
Außenpolitik fürchtete die SED-Führung eine
Destabilisierung ihrer Macht. Sie
reagierte jedoch nicht mit
eigenen Reformen,
sondern mit Selbstisolierung. Erich Honecker
bestand sogar darauf, dass die DDR nicht gezwungen
werden dürfe, dem sowjetischen Modell zu folgen,
sondern dass es ihr erlaubt sein müsse, einen
Sozialismus "in den Farben der DDR" zu entwickeln.
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Mit der
Monatszeitschrift "Sputnik", die Stalin
als Gehilfen Hitlers bezeichnet hatte, wird in
der DDR erstmals ein sowjetisches Druckerzeugnis
verboten (19.11.1988). Begründung: Die
Zeitschrift festige nicht die
deutsch-sowjetische Freundschaft und bringe
"verzerrende Beiträge zur Geschichte". Die SED
signalisiert damit, dass sie Gorbatschows
Reformideen "Glasnost" und "Perestroika"
ablehnt.
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-
Erich Honecker verfolgte
weiterhin seine Strategie, einerseits die
Westkontakte auszubauen, andererseits das
Eindringen demokratischer Ideen
in die DDR zu
verhindern. So befürwortete er zwar Gorbatschows
Anstrengungen zur Erneuerung des
Ost-West-Entspannung, wies jedoch zugleich dessen
Forderung nach größerer Offenheit sowie ökonomischen
und politischen Umstrukturierungen im Innern zurück.
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Die
Weigerung der SED-Führung,
ähnliche Reformen wie in Polen, in Ungarn und in der
Sowjetunion einzuführen, trug erheblich dazu bei,
dass viele DDR-Bürger die Hoffnung auf Besserung der
Verhältnisse aufgaben und entweder resigniert
Fluchtpläne schmiedeten oder nach Alternativen
innerhalb der eigenen Grenzen Ausschau hielten.
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Gegenüber den
sich regenden Widerständen oder auch nur
Sympathiekundgebungen für die Reformpolitik
Gorbatschows reagierte die SED 1988 und Anfang
1989 mit verschärften Überwachungen,
Verhaftungen und Abschiebungen in die
Bundesrepublik.
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Ohne die
sowjetische Unterstützung für das SED-Regime,
ohne militärische Hilfe gegen die innere
Opposition kamen die
Schwächen der DDR
zum Ausbruch: die mangelnde Legitimität des
Zwangssystems (keine wirklich freie Wahlen!) und
der im Vergleich zur Bundesrepublik
niedrige
Lebensstandard. Die sozialpolitischen
Verbesserungen, wie Lohn- und Rentenerhöhungen,
Arbeitszeitverkürzungen, Mietpreissenkungen und
Wohnungsbauprogramm, mussten zunehmend durch
Preisstopps für Massenkonsumgüter und
Dienstleistungen sowie - daraus folgend -
Subventionen aus der Staatskasse finanziert
werden. Dieses verzerrte
Preis-Leistungsverhältnis beschleunigte die
Inflation und die Staatsverschuldung, vor allem
in konvertierbarer Währung.
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DDR 1971 - 1982
Reformbewegungen im Ostblock
Zusammenbruch des SED-Regimes
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Die wachsende innere Unruhe in der DDR
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Die Tatsache, dass die
Ausreise (und damit die Übersiedlung in die
Bundesrepublik) und die Besuchsreise in in
den Westen für DDR-Bewohner unterhalb des
Rentenalters nur sehr beschränkt möglich war, stellt
einen wichtigen Impuls für die
wachsende innere
Unruhe in der DDR dar. Nach der
KSZE-Schlussakte der Konferenz von Helsinki
(1.8.1975), die auch die DDR-Führung unterschrieben
hatte, konnten sich Ausreisewillige auf das Recht
auf Freizügigkeit berufen.
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Die DDR-Führung reagiert auf die
Unruhe in der Bevölkerung zum einen mit Härte, also
der Drangsalierung der Reisewilligen, zum
anderen mit der Lockerung der Genehmigungspraxis.
In den Jahren 1987 und 1988 stieg die Anzahl der
Übersiedler und der Besuchsreisen deutlich an.
Allerdings wuchs die Zahl der Anträge stärker als
die Bewilligungen.
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DDR-Bürger, die Anträge auf
ständige Ausreise gestellt haben, machten mit
mehreren Aktionen auf ihre Situation aufmerksam und
werden dabei von evangelischen Geistlichen
unterstützt. Nach einer ersten Veranstaltung am
19. Februar 1988 in der Leipziger Nikolaikirche öffnet
Pfarrer Christian Führer
seine Friedensgebete
als Kontaktmöglichkeit für die Ausreisewilligen. Am
14.3.1988 veröffentlicht die evangelische Kirche
eine Erklärung, in der sie betont, "zu Verhältnissen
[beitragen zu wollen], unter denen Menschen gerne
leben können und Anträge auf Entlassung aus der
Staatsbürgerschaft nicht mehr stellen wollen".
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Christian Führer, *1943
in Leipzig, † 2014 ebenda
1988 Pfarrer in der Leipziger
Nikolaikirche
Bild:
Internetquelle
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- Friedensfrage und Umweltprobleme
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Kirchengemeinden in
verschiedenen Städten der DDR boten der
Friedensbewegung und den Gruppen, die für die
Erhaltung der Umwelt eintraten, Raum und die
Gelegenheit, sich zu versammeln, ihr Anliegen zu
formulieren und in die Öffentlichkeit zu tragen. Die
Kirchen gerieten mehr und mehr in die Funktion einer
Anlaufstelle für Regimekritiker.
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Am
17. Januar 1988 nutzen
Friedens- und Menschenrechtsgruppen eine offizielle
Demonstration aus Anlass des 69. Jahrestags der
Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu
einer Gegendemonstration. Das
Ministerium
für Staatssicherheit (MfS), das schon am 12.
Januar
von den Plänen für diese Aktion erfahren hatte,
verhaftete ca. 160 Personen. Gegen 40 Personen
leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren
ein.
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Das
scharfe
Vorgehen staatlicher Sicherheitsorgane und
der Justiz löste eine Solidaritätswelle
innerhalb der Bevölkerung aus. Am 18.1.1988
finden in vielen Kirchengemeinden in Ost-Berlin
und etwa 20 Orten der DDR
Fürbittgottesdienste und Mahnwachen für die
Inhaftierten statt. Das Verhältnis zwischen der
Staatsführung und der evangelischen Kirche wird
dadurch weiter belastet.
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Mehrere wichtige Exponenten der
DDR-Bürgerrechtsbewegung, die während der
Protestaktion verhaftet worden waren, gehen auf das
staatliche Angebot ein, in die Bundesrepublik oder
andere westliche Länder entlassen zu werden.
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Mehrere
Kirchenzeitungen wurden vom Presseamt des
Ministerrates zensiert. Die Osterausgabe der
Wochenzeitung "Die Kirche" erschien mit weißen
Flecken und Pünktchen versehenen Absätzen, die
für jedermann die Praxis der Zensur kenntlich
machten.
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DDR 1971 - 1982
Reformbewegungen im Ostblock
Innere Unruhe in der DDR
Literaturhinweise
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Der Zusammenbruch des SED-Regimes
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Durch ihre
Politik der Abgrenzung
war es der SED-Führung mehr als ein Jahrzehnt gelungen, das
Eindringen demokratischer Ideen in die DDR einzuschränken.
Die destabilisierenden Folgen der Entspannung zwischen Ost
und West wurden sowohl durch Kontrollen als auch
durch Maßnahmen im Bereich der Sozialpolitik
(z.B.
Wohnungsbauprogramm, Sozialfürsorge), die den
Wünschen der Bürgerinnen und Bürger entgegenkamen,
aufgefangen.
Nachdem die
Sowjetunion, die für
die Rückendeckung des SED-Regimes in jeder Hinsicht
unverzichtbar war, nun selbst eine "Revolution von oben"
forderte und andere Ostblockstaaten wie Polen, Ungarn und
selbst die Tschechoslowakei bereits Auflösungserscheinungen
zeigte, wurde die Lage für die DDR kritisch.
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Die mangelnde Legitimität des politischen
Systems, die wachsenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten
sowie das Reformdefizit der DDR innerhalb des Ostblocks seit
1985 waren die maßgeblichen Ursachen für die Krise,
aus der es seit dem Frühjahr 1989 kaum noch einen Ausweg
gab. Die steigende Zahl von Ausreiseanträgen und die
zunehmende Fluchtbewegung aus der DDR dokumentierten den
inneren Zustand eines Regimes, das seit 1945 durch die
Sowjetunion stabilisiert worden war und sich nun in einer
veränderten Umwelt plötzlich alleine behaupten sollte.
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Einen wesentlichen Anteil an der
Zuspitzung der Krise
in der DDR hatte
Ungarn, das
seit Anfang 1989 vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet eine
enge Zusammenarbeit mit den westlichen Ländern anstrebte.
Der Abbau der Grenzsperren nach Österreich
durch
ungarische Soldaten, der im Mai 1989 begann, bedeutete das
Ende der Abriegelung des kommunistischen
Herrschaftsbereichs gegenüber dem Westen.
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In Ungarn war die
kommunistische Partei (Ministerpräsident
Miklós
Németh) selbst zum Motor tief greifender
Veränderungen geworden - statt sie zu behindern. Sie
verzichtete auf ihre in der Verfassung festgeschriebene
Führungsrolle. Auch schuf sie die Voraussetzungen für
ein Mehrparteiensystem, indem sie demokratische Rechte
und Freiheiten zuließ. In dem am 12.4.1989 neu
gebildeten Politbüro der Partei waren "Reformer"
verstärkt vertreten.
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Am
7. Mai 1989 fanden in der DDR
Kommunalwahlen statt. Als Ergebnis gab der
Vorsitzende der Wahlkommission, dass erneut 95,98 Prozent
der Stimmen auf die Kandidaten der Nationalen Front
entfallen waren. Erich Honecker nannte das Ergebnis "ein
eindrucksvolles Bekenntnis zu der auf Frieden und
Sozialismus gerichteten Politik der SED".
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Kaum jemand in der DDR
bezweifelte, dass die Wahlen manipuliert worden waren.
Oppositionsgruppen gingen daran, die Manipulationen
aufzudecken. Tatsächlich waren die Wahlmanipulationen am
7. Mai 1989 kaum gravierender als bei früheren 'Wahlen'.
Allerdings hatte die SED-Spitze den Rückhalt verloren,
den sie früher in der Sowjetunion und bei den anderen
'Bruderländern' besessen hatte und verfügte daher kaum
noch über Autorität.
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Der Schulterschluss mit
dem totalitären Regime in China war offenbar ein Signal
an innenpolitischer Gegner, wie man auch in der DDR mit
oppositionellen Elementen umzugehen gedachte, wenn diese
zu einer ernsthaften Bedrohung für die Regierung werden
sollten.
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Im Sommer 1989 setzte eine
Fluchtbewegung von Bewohnern der DDR über Ungarn in die
Bundesrepublik ein, in deren Verlauf die
ungarische
Regierung am
11. September 1989
die Grenze
nach Österreich ganz öffnete. Andere Ausreisewillige aus der
DDR suchten in den Botschaften der Bundesrepublik in Prag
und in Warschau Zuflucht. Zugleich schwoll die
Protestbewegung innerhalb der DDR immer weiter an.
|
-
Die DDR-Führung versucht, mit
einer Reihe von Ausschleusungsaktionen der
Ausreisewelle Herr zu werden. Ende September 1989
wird die Ausreise der in der Prager Vertretung der
Bundesrepublik sowie in der bundesdeutschen
Botschaft in Warschau wartenden DDR-Bürger unter der
Bedingung genehmigt, dass diese in Zügen der
Deutschen Reichsbahn über das Gebiet der DDR
erfolgt. Am 30. September überbringt der
Außenminister der Bundesrepublik,
Hans-Dietrich
Genscher, diese Nachricht an die "Besetzer" der
Botschaft in Prag, die mit Jubel quittiert wird.
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Im Rahmen der
ersten
Massenausreise treffen aus Prag rund 6000 und
aus Warschau 800 DDR-Bürger in der Bundesrepublik
ein. Innerhalb von nur drei Tagen füllt sich die
bundesdeutsche Vertretung in Prag erneut, nunmehr
mit 7.600 Fluchtwilligen. Am 3. Oktober 1989 setzt
die DDR den pass- und visafreien Reiseverkehr in die
Tschechoslowakei "zeitweilig" aus. Die
zweite
Massenausreise beginnt am 4. Oktober.
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Der Flüchtlingsstrom, der sich
aus der DDR über Ungarn und Österreich in die
Bundesrepublik ergoss, schwoll immer mehr an.
Nachdem die ungarische Regierung, in der
Außenminister Gyula Horn eine wesentliche Rolle
spielte, nach dem 11. September 1989 es DDR-Bürgern
gestattete, die Grenze nach Österreich legal zu
überschreiten, flohen täglich Tausende. Bis Ende
September waren es insgesamt bereits 32.500.
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Gyula Horn,
*1932 in Budapest, von 1989 bis 1990 ungarischer
Außenminister, von 1994 bis 1998 ungarischer
Ministerpräsident
news BBC
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Auf die Bitte von
DDR-Außenminister Fischer, ein Treffen
des 'Warschauer Paktes' einzuberufen, um die
Ungarn zur Räson zu bringen, antwortete
Gorbatschow, die Zeit sei vorüber, in der "eine
Abweichung von der allgemeinen Linie durch den
Druck der Mehrheit" habe korrigiert werden
können. Die DDR-Führung stand allein.
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Am
4. September 1989, einem
Montag, demonstrierten in Leipzig nach dem Ende eines
Friedensgebets in der Nikolai-Kirche
etwa 1.200 Menschen
für ihre Ausreise. Die beiden folgenden
Montagsdemonstrationen in der Leipziger Innenstadt wurden
von den Sicherheitskräften schnell unterbunden. Bei der
Demonstration am 25. September
zeigt sich ein anderes
Bild. Die fünftausend Teilnehmer rufen Losungen wie "Wir
bleiben hier" und treten offen für Reformen in der DDR ein.
Am 2. Oktober belief sich die Teilnehmerzahl an der
Demonstration auf etwa 20.000.
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Ermutigt durch den Erfolg der
Protestaktionen wurden nun auch politische Organisationen
gegründet, die sich zum Teil als Parteien, zum Teil als
Bürgerbewegungen verstanden: am 12. September das
'Neue
Forum', am 12. September
'Demokratie jetzt', am
7. Oktober die 'Sozialdemokratische Partei in der DDR'
und am 29. Oktober der 'Demokratische Aufbruch'.
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Das festliche Ereignis des
40.
Jahrestags der DDR am 7. Oktober 1989 in Ostberlin kommt
der Partei- und Staatsführung durchaus nicht gelegen. Am 7.
Oktober gibt Erich Honecker einen Staatsempfang, dessen
Gäste, darunter der sowjetische KP-Generalsekretär Michail
Gorbatschow, nicht mitbekommen können, dass sich auf
Alexanderplatz etwa 15.000 bis 20.000 Demonstranten
versammelt hatten. Auch in anderen Städten der DDR kommt es
zu Demonstrationen. Im Umfeld des 7. Oktobers wurden in der
DDR etwa 3.500 Bürger festgenommen.
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Michail Gorbatschow weist
mehrfach, sowohl intern im Gespräch mit den
Mitgliedern des SED-Politbüros als auch öffentlich
auf den Ernst der Lage in den staatssozialistischen
Ländern hin. Wörtlich erklärte er den
Politbüromitgliedern: "Ich halte es für sehr
wichtig, den Zeitpunkt nicht zu verpassen und keine
Chance zu vertun [ ... ].
Wenn wir zurückbleiben,
bestraft uns das Leben sofort [ ... ]. Unsere
Erfahrungen von Polen und Ungarn haben uns
überzeugt: Wenn die Partei nicht auf das Leben
reagiert, ist sie verurteilt."
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In den späten
Nachmittagsstunden des 9. Oktober berichtet der
Leipziger Stadtfunk von einem von sechs Personen
unterzeichneten "Appell Leipziger Bürger", in dem
diese versichern, alles in ihrer Macht Stehende für
einen friedlichen Verlauf der abendlichen Demonstration
tun zu wolle. Die Unterzeichner sind
drei Mitglieder
der SED-Bezirksleitung Leipzig (Kurt Meier, Jochen
Pommert, Roland Wötzel) auf der einen Seite sowie der
Kapellmeister
Kurt Masur, der
Kabarettist
Bernd Lange und der
Pfarrer Peter Zimmermann
auf der anderen. Die Zusicherung der drei
SED-Funktionäre verhinderte ein drohendes Blutvergießen
in der Innenstadt.
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In
der Sitzung des Politbüros am
17. Oktober 1989 stellt
Willi Stoph
im Auftrag der Politbüromitglieder
Egon Krenz,
Günter Schabowski
und Siegfried Lorenz
den Antrag, Erich Honecker
als SED-Generalsekretär abzulösen. Die sowjetische Regierung
hatte gegen die geplante Absetzung Honeckers keine Einwände
erhoben. Am 18. Oktober wird dem SED-Zentralkomitee das
Rücktrittsgesuch Honeckers mitgeteilt, in dem dieser seine
angeschlagene Gesundheit und sein Alter für seinen Rückzug
von allen Staats- und Parteiämtern anführt und
Egon Krenz
als seinen Nachfolger vorschlägt. Egon Krenz wird einstimmig
zum neuen SED-Generalsekretär gewählt. In einer
Fernsehansprache räumt Krenz ein, dass die DDR-Führung in
den vergangenen Monaten die Lage "nicht real genug"
eingeschätzt und nicht rechtzeitig die richtigen
Schlussfolgerungen gezogen habe.
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Gegen die Wahl von Egon Krenz
demonstrierten noch am gleichen Tag 12.000 Ostberliner
vor dem "Palast der Republik". Während der ersten
Montagsdemonstration nach der Ernennung von Krenz zum
Generalsekretär gingen allein in Leipzig 300.000
Menschen auf die Straße. Krenz, der ohnehin bereits für
seine Rolle bei der Manipulation der Kommunalwahl
kritisiert worden war und überdies in dem Ruf stand, das
Musterbeispiel eines steifen Parteifunktionärs zu sein,
vermittelte das typische Negativ-Image der alten
SED-Elite.
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Die neue Führung unter Egon Krenz
verspricht, künftig Demonstrationen als Teil der politischen
Kultur der DDR zu tolerieren. Neue Reisegesetze
werden angekündigt. Am 27. Oktober 1989 wird eine
Amnestie für Ausgereiste sowie für Flüchtlinge und
Demonstranten erlassen. Die Proteste gegen das SED-Regime
und die Fluchtbewegungen setzen sich dennoch fort.
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In der ersten
Novemberwoche 1989 erreichen die Demonstrationen ihren
Höhepunkt. Am 4. November versammeln sich mehr als
eine halbe Million Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz.
Zwei Tage später demonstrieren in Leipzig ebenfalls eine
halbe Million DDR-Bürger. Daraufhin treten am
7. November
zunächst die Regierung der DDR (der Ministerrat) und
am 8. November
auch das Politbüro geschlossen zurück.
Der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung in Dresden,
Hans
Modrow, wurde als Nachfolger von Willi Stoph
Vorsitzender des DDR-Ministerrats bestimmt. Seine Wahl
erfolgte am 13. November durch die Volkskammer.
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Hans
Modrow, *1928, ab Herbst 1973 1. Sekretär der
SED-Bezirksleitung Dresden, ab 13.11.1989 bis zur ersten
freien Volkskammerwahl im März 1990 Vorsitzender des
DDR-Ministerrats |
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Hans Modrow
hatte
sich durch persönliche Bescheidenheit,
Aufgeschlossenheit gegenüber Reformen und Ablehnung
stalinistischer Methoden im Umgang mit Andersdenkenden
weit über Dresden hinaus in der DDR Sympathien erworben.
Im übrigen war es ein offenes Geheimnis, dass Modrow das
Vertrauen der sowjetischen Regierung besaß.
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Nach
Aufhebung der Reisebeschränkungen
gegenüber der Tschechoslowakei am 1. November 1989 und
der Erklärung der DDR-Regierung, dass ihre Bürger direkt von
der CSSR in die Bundesrepublik fahren könnten, machten
innerhalb einer Woche über 48.000 DDR-Bürger von dieser
Möglichkeit Gebrauch. Bis zum Ende der ersten Novemberwoche
hatten 1989 allein 225.000 Ostdeutsche ihren Weg nach
Westdeutschland gefunden.
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Das Ausmaß
der Ausreisen war inzwischen so groß, dass selbst die
wohlhabende Bundesrepublik in Schwierigkeiten geriet.
Bundeskanzler Kohl
plädierte in seinem "Bericht zur
Lage der Nation" am 8. November für Hilfe vor Ort statt
für eine Übersiedlung in die Bundesrepublik. Sein
Hilfsversprechen an die neue DDR-Führung, ihr bei der
Umsetzung ihrer Reformen zu helfen, verknüpfte er mit
der Forderung nach "Selbstbestimmung für alle
Deutschen".
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Am
6. November 1989
veröffentlicht die DDR-Presse den Entwurf einer
neuen Reiseverordnung, die Aufenthalte im westlichen
Ausland (einschließlich der Bundesrepublik) für 30
Tage pro Jahr nach einem bürokratischen
Genehmigungsverfahren vorsieht. Die
Beibehaltung von
Ausschließungsgründen
für viele Bürger stieß auf massive Kritik. Noch am
Tage der Veröffentlichung forderten mehrere
Hunderttausend Menschen auf einer
Massendemonstration in Leipzig
"ein Reisegesetz ohne
Einschränkungen". Zum
ersten Mal erklang der Ruf
"Wir brauchen keine Gesetze -
die Mauer muss weg!".
Auch in anderen Städten der DDR gab es
Protestaktionen gegen den Entwurf. In Fabriken im
ganzen Land kam es zu spontanen Warnstreiks von
Arbeitern. Der Entwurf wurde daraufhin am folgenden
Tag vom Rechtsausschuss der Volkskammer als
"unzureichend" verworfen.
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Am
frühen Abend des 9. November
verkündet
Günter Schabowski,
der Sprecher des SED, auf einer Pressekonferenz eher
beiläufig, dass die DDR ihre Grenzen geöffnet habe.
(Dass es sich bei dem Text um eine
Vorlage der Regierung
und nicht um einen
gültigen Beschluss
handelte, war ihm, wie er heute erklärt, nicht
bekannt.)
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Entsprechend
groß war die Aufregung. "Bedeutet dies", fragte
ein Reporter, "dass jeder DDR-Bürger jetzt frei
in den Westen reisen kann?" Schabowski zitierte
darauf aus dem Text, dass Anträge auf Reisen ins
Ausland ohne Vorbedingungen gestellt werden
könnten, dass jeder DDR-Bürger ab dem kommenden
Morgen um 8 Uhr ein Visum erhalten könne und
dass die Behörden angewiesen seien, Pässe und
Visa "schnell und unbürokratisch" auszustellen.
Die Regelung trete "sofort" in Kraft.
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Günter
Schabowski (* 1929), Mitglied des ZK
der SED |
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Noch in der Nacht strömten Tausende Ost-Berliner zu
den Grenzübergängen, um sich an Ort und Stelle einen
Eindruck von der neuen Lage zu verschaffen. Dort war
die Verwirrung allerdings groß, denn die Grenzposten
hatten von der angeblichen Grenzöffnung ebenfalls
erst aus den Medien erfahren. Nach längerem Zögern
und nach Rücksprachen mit ihren Zentralen
entschieden sich die
Wach- und Personenkontrolleinheiten der
DDR-Grenztruppen bzw. des Sicherheitsdienstes
für die Öffnung aller innerstädtischen
Kontrollpunkte. Bis 24:00 Uhr waren alle
Grenzübergänge geöffnet.
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Egon Krenz wurde gegen 21 Uhr telefonisch von
Mielke unterrichtet, dass "mehrere Hundert"
Menschen an der Grenze die sofortige Ausreise
verlangten. Er sprach sich dafür aus, sie
"durchzulassen", da die Öffnung ohnehin
beabsichtigt und nicht mehr zu vermeiden sei.
Damit war die Mauer, 28 Jahre nach ihrer
Errichtung, gefallen.
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Unzählige Dresdner drängen sich
am 19. Dezember 1989 um Bundeskanzler Helmut
Kohl, der vor den Trümmern der Frauenkirche
eine unvergessliche Rede hält. Bei seinem
Antrittsbesuch an der Elbe verspricht er den knapp
hunderttausend Zuhörern: "Mein Ziel bleibt -
wenn die geschichtliche Stunde es zulässt - die
Einheit unserer Nation." Immer wieder wird
seine spontane Rede von lauten 'Deutschland'-Rufen
unterbrochen. Seinen Besuch in Dresden bezeichnet
Helmut Kohl später als "sein Schlüsselerlebnis auf
dem Weg zur Einheit" und den schwierigsten
Balanceakt seines Lebens." Bis dahin sei er
überzeugt gewesen, die deutsche Einheit komme erst
in drei oder vier Jahren.
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DDR 1971 - 1982
Reformbewegungen im Ostblock
Innere Unruhe in der DDR
Zusammenbruch des SED-Regimes
Literaturhinweise
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Allen
Schülern und Studenten, die gerade eine Prüfung zu bestehen
haben, wünschen wir viel Erfolg. Wir drücken auch die Daumen
für diejenigen, die eine Klausur schreiben müssen oder eine
Hausarbeit bzw. Referat anzufertigen haben.
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Literaturhinweise
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Biermann, Rafael
|
Zwischen Kreml und
Kanzleramt. Wie Moskau mit der deutschen Frage rang. 2.
Aufl., Paderborn 1998
|
Bruns, Wilhelm
|
Die äußeren Aspekte der
deutschen Einigung. Bonn 1990.
|
Dülfer, Jost
|
Europa im
Ost-West-Konflikt. 1945 - 1990 (Oldenbourg Grundriß der
Geschichte 18). München 2004
|
Falin, Valentin
|
Konflikt im Kreml. Zur
Vorgeschichte der deutschen Einheit und Auflösung der
Sowjetunion. München 1997
|
Genscher,
Hans-Dietrich
|
Erinnerungen. Berlin 1995
|
Glaeßner, Gert-Joachim
|
Der schwierige Weg zur
Demokratie. Vom Ende der DDR zu deutschen Einheit. 2.
Auflage 1992
|
Haftendorn, Helga
|
Deutsche Außenpolitik
zwischen Selbstbeschränkung und Selbstbehauptung 1949 -
2000. Stuttgart 2001
|
Heisenberg, Wolfgang
(Hrsg.)
|
Die Vereinigung
Deutschlands in europäischer Perspektive. Baden-Baden
1992.
|
Hutchings, Robert L.
|
Als der Kalte Krieg zu
Ende war. Ein Bericht aus dem Innern der Macht. Berlin
1999.
|
Kaiser, Karl
|
Deutschlands Vereinigung.
Die internationalen Aspekte. Mit den wichtigsten
Dokumenten. Bergisch Gladbach 1991
|
Link, Werner
|
Der Ost-West-Konflikt.
Die Organisation der internationalen Beziehungen im 20.
Jahrhundert. 2. Aufl. Stuttgart 1988
|
Loth, Wilfried
|
Die Sowjetunion und das
Ende der DDR. In: Jarausch, Konrad H./Sabrow, Martin
(Hrsg.): Weg in den Untergang. Der innere Zerfall der
DDR. Göttingen 1999, S. 119-152.
|
Schöllgen, Gregor
|
Geschichte der
Weltpolitik von Hitler bis Gorbatschow 1941 - 1991.
München 1996
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