Deutschland 1618 - 1648

 

 

 

 

 

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Inhalt

 

Die Welt des späten Mittelalters (1250 - 1400)

Das Ende der Luxemburger und der Aufstieg der Habsburger Kaiserdynastie (1400 - 1517)

Die Reformation von Luthers Anschlag der 95 Thesen bis zum Wormser Reichstag (1517 - 1521)

Der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648)

Vom Westfälischen Frieden (1648) bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (1740)

Der Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht (1740 - 1763)

Die Französische Revolution bis zum Ende der Diktatur Robespierres (1789 - 1794)

Deutschland in der Zeit der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons (1789 - 1815)

 Restauration und Revolution (1815 - 1830)

Monarchie und Bürgertum (1830 - 1847)

Die Revolution von 1848/49

Von der gescheiterten Revolution 1848 bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871

Die Innen- und Außenpolitik Bismarcks (1871 - 1890)

Das Deutsche Kaiserreich von 1890 bis zum Ausbruch der Ersten Weltkriegs 1914

Die Industrielle Revolution in England und Deutschland (1780 - 1914)

Europäischer Kolonialismus und Imperialismus (1520 - 1914)

Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918)

Der Weg zur Weimarer Republik 1918 - 1919

Der Kampf um die Staatsgewalt in der Weimarer Republik (1919 - 1933)

Die Machtübernahme der NSDAP und die Errichtung der Diktatur Hitlers (1933 - 1939)

Der Zweite Weltkrieg (1939 - 1945)

Der Weg in die Teilung Deutschlands (1945 - 1949)

Der Kalte Krieg: Vom Kriegsende 1945  bis zum Bau der Berliner Mauer 1961

Die Ära Adenauer (1949 - 1963)

Die Kanzlerschaft Ludwig Erhards 1963 - 1966

Kalter Krieg Teil 2: Von der Kubakrise 1962 bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991

Die Zeit der Großen Koalition 1966 - 1969

Die Ära Brandt (1969 - 1974)

Die Kanzlerschaft Helmut Schmidts (1974 - 1982)

Die Kanzlerschaft Helmut Kohls von 1982 bis 1987

Die Kanzlerschaft Helmut Kohls von 1987 - 1989

Der Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands (Teil I: Die DDR von den siebziger Jahren bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989)

Vom Fall der Berliner Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)

 

 

 
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Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618 - 1623)


  • Herrschaftssystem und Machtverhältnisse in Böhmen um 1618

  • Wahl des Königs durch die Landstände. Huldigung nach erfolgter Wahl. Usus war, dass der in den österreichischen Erblanden der Habsburger regierende Landesfürst zum böhmischen König gewählt wurde. 

Innerhalb des römisch-deutschen Reichs bildete Österreich mit Böhmen das Landesfürstentum des Kaisers. Der Habsburger Kaiser Matthias (1612 - 1618) stimmte 1617 der Wahl des streng katholischen Erzherzogs Ferdinand (und späteren Kaisers Ferdinand II.) zum König von Böhmen zu.

  • Unter den Landständen nahm der hohe Adel eine führende Position ein. Die Stände forderten ein Mitspracherecht in der Regierung und weitgehende Unabhängigkeit in ihrem Territorium. Bei den  Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Landständen ging es vor allem um die Reichsverfassung. Der Kaiser wollte monarchisch regieren, die Landstände wollten an ihrer "Freiheit" festhalten, an der ständischen Libertät. Monarchie oder Machtteilung - das war die zentrale Frage aller kommenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Neben dem Verfassungskampf spielten auch konfessionelle Regelungen eine Rolle: Protestanten und Katholiken stritten sich. Konfessions- und Machtpolitik hingen eng miteinander zusammen.

 
  • Bei der Bevölkerung wurde nur der Konfessionsgegensatz wahrgenommen. Die 'Propaganda' beider Konfessionen verstärkte diesen Gegensatz, weil man auf diese Weise Loyalität, Solidarität und Verbündete zu finden hoffte. Die Katholiken wurden aufgerufen gegen die Ketzer vorzugehen; die Evangelischen sollten für den Sieg der "wahren Religion" eintreten. Beide Seiten glaubten, eine gottgewollte Auseinandersetzung zu führen. Politisch ging es den Protestanten darum, als gleichrangige religiöse Partei akzeptiert zu werden.

  • Ein großer Teil des Adels war evangelisch. Kaiser Matthias hatte den evangelischen Ständen Zugeständnisse in Sachen Religionsfreiheit, Kirchenbau und Kirchenbesitz gemacht. Trotzdem kam es immer wieder zu Spannungen mit den Katholiken; diese verstärkten sich nach der Wahl Ferdinands zum böhmischen König. Ferdinand, so die Sorge der Protestanten, werde sich durch die Zugeständnisse von Kaiser Matthias nicht gebunden fühlen. Einige von ihm eingeleiteten Maßnahmen schienen diese Maßnahmen zu bestätigen.

  • Die Forderung nach Religionsfreiheit verband die evangelischen Landstände in Böhmen mit den evangelischen Reichsständen in Deutschland. Darüber hinaus hatten beide die Schwächung der Zentralgewalt (König bzw. Kaiser) zum Ziel.

  • Der Aufstand in Böhmen

  • Äußerer Anlass für den Aufstand war, dass eine von Protestanten errichtete Kirche aufgrund rechtlicher und politischer Maßnahmen der Katholiken wieder abgerissen werden musste. Auf einer Protestversammlung organisierten die evangelischen Stände eine eigene ständische Regierung.

Die Aufständischen mussten sich nach Verbündeten in Deutschland und Europa umsehen, denn ihr Gegner war der Chef des Hauses Habsburg, der mächtigsten Dynastie, die es im damaligen Europa gab. Die Chance, Unterstützung für die eigene Sache zu finden, war größer, wenn man den Konflikt mit Ferdinand gegenüber der europäischen Öffentlichkeit nicht als Verfassungskonflikt, sondern als Religionskonflikt, als Kampf um die Freiheit der Evangelischen darstellte. Dann, so das Kalkül, würde man die protestantischen Länder auf seine Seite ziehen können, so die calvinistischen Niederlande, die seit Jahrzehnten einen Unabhängigkeitskrieg gegen das katholische, ebenfalls von den Habsburgern regierte Spanien führten. Die Niederländer waren auch deshalb zum Vorbild der protestantischen Ständeopposition geworden, weil sie in den nördlichen Provinzen erfolgreich ihre Unabhängigkeit erkämpft und verteidigt hatten. Mögliche Verbündete waren ferner das anglikanische England und die lutherischen Könige von Dänemark und Schweden.

  • 23. Mai 1618: Die Unruhen in Böhmen erreichen im Prager Fenstersturz ihren Höhepunkt. Die revoltierenden Stände übernehmen die Macht. Ein von ihnen ausgerufener Landtag konstituierte ein 'Regiment' von dreißig Direktoren und übertrugen ihm die Landesverwaltung. Außerdem wurde ein eigenes Heer aufgestellt.

 

Prager Fenstersturz am 23.5.1618

Stich von Matthäus Merian

Zwei hohe kaiserliche Beamte und ihr Sekretär wurden auf dem Hradschin durchs Fenster in die Tiefe geworfen. Da sie auf einem Misthaufen landeten, kamen sie mit dem Leben davon.

  • Im Juli 1619 schlossen sich die Landstände mit den Ständen der zur böhmischen Krone gehörenden Nebenländer Mähren, Schlesien, Ober- und Niederlausitz zu einer Konföderation zusammen.

In der Verfassung, die sich die Landstände gaben, werden die politischen Rechte des Königs stark eingeschränkt.

  • 22. - 27. August 1619: Die böhmischen Stände erklären den Landesfürsten Ferdinand für abgesetzt. Am 4. November 1619 wird Friedrich V. von der Pfalz zum böhmischen König gekrönt. Friedrich war mit den führenden protestantischen Familien Europas verwandt. Mütterlicherseits ein Enkel Wilhelms von Oranien, war er am Hof eines hugenottischen Verwanden in Sedan streng calvinistisch erzogen worden. 1613 hatte er die Tochter des englischen Königs Jakob I., Elizabeth Stuart, geheiratet.

  • Wunschkandidat der böhmischen Stände war zwar der sächsische Kurfürst Johann Georg, doch dieser, ein Lutheraner, hielt den böhmischen Aufstand für unvereinbar mit seinem lutherischen Obrigkeitsverständnis und lehnte alle Angebote ab. Der Adel im habsburgischen Teil von Ungarn schließt sich dem Aufstand der Konföderierten und der mit ihnen verbündeten österreichischen Stände an.

Kurz nach der Wahl des neuen Böhmenkönigs wird der Landesfürst der rebellierenden Länder, Ferdinand II., mit den Stimmen der Kurfürsten (außer der des Pfälzers) in Frankfurt zum deutsch-römischen Kaiser gewählt.

Nebenbei bemerkt: Im Jahr 1619 vollendet Johannes Kepler (*1571, †1630) sein Werk „Harmonices mundi“ (Weltharmonik), in dem er die Gesetze der Planetenbewegung beschreibt und zugleich nachzuweisen versucht, dass das Universum in sich eine einzige göttliche Harmonie bildet. Seine Entdeckung der drei Planetengesetze (Keplersche Gesetze) machte aus dem mittelalterlichen Weltbild, in dem körperlose Wesen die Planeten in stetiger Bewegung hielten, ein dynamisches System, in dem die Sonne durch Fernwirkung den Lauf der Planeten aktiv beeinflusst. Dieses heliozentrische Weltbild stieß sowohl bei der katholischen als auch bei der protestantischen Kirche auf erbitterten Widerstand. Der in Weil der Stadt im Herzogtum Württemberg geborene Johannes Kepler hat den Beginn der Astronomie als neuzeitliche Wissenschaft geprägt. Statt der bloßen Beschreibung der beobachteten Phänomene wurde die Suche nach ihrem Wesen und den inneren Zusammenhängen entscheidend; Messung, Experiment und Mathematisierung hielten Einzug in die Naturwissenschaften.

  • Der Kampf Kaiser Ferdinands II. gegen die Aufständischen in Böhmen
 
  • In seiner Funktion als Landesfürst will Ferdinand II. in den Erb- und Kronlanden ein relativ einheitliches Staatswesen aufbauen. Die monarchische Staatsgewalt soll verstärkt werden. Außerdem strebt Ferdinand II. eine katholische Restitution an.

Ferdinand II. fasste seine weltliche Regentschaft als Aufgabe im Dienst der Religion auf. Seine andersgläubigen Landsleute sollten mit Gewalt zum katholischen Glauben gezwungen werden.

 
  • In seinem Kampf gegen die Aufständischen in Böhmen versicherte sich Ferdinand II. der finanziellen Unterstützung Spaniens und des Papstes (Paul V.). Der Statthalter der - damals halb selbständigen - südlichen Niederlande entsandte spanisch-niederländische Truppen nach Böhmen. Auch die unter bayerischer Führung stehende politisch-militärische Vereinigung der katholischen Reichsstände, die Liga, verbündete sich mit Ferdinand.

  • Der katholische Herzog Maximilian I.  von Bayern forderte für seine Militärhilfe vom Kaiser zusätzliche Territorien. . Seine Forderungen waren so hoch, dass sie vom Kaiser nur erfüllt werden konnten, wenn der böhmische Aufstand niedergeschlagen wurde.

  Maximilian I. von Bayern (*1573, †1651), reg. Herzog von Bayern von 1597 bis 1651, Kurfürst von 1623 bis 1651
 
  • Die Vereinigung der evangelischen Reichsstände, die Union, konnte sich nicht dazu entschließen, ihr Bundesoberhaupt, den Kurfürsten von der Pfalz (den König von Böhmen) zu unterstützen. Union und Liga vereinbarten im Juli 1620, sich gegenseitig im Reich nicht anzugreifen; hinsichtlich der Unterstützung des Kaisers in Böhmen (bzw. der Aufständischen) konnte sich jeder Reichsstand nach seinem eigenen Gutdünken verhalten.

  Den Habsburgern gelang es, auch einen evangelischen Landesfürsten, Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen auf ihre Seite zu ziehen. Auch ihm wurden territoriale Zugewinne zugesichert.
 
  • Friedrich V. von der Pfalz hatte fast keine Bundesgenossen. Am 8. November 1620 wurde er in der Schlacht am Weißen Berg von der ligistischen Armee des Herzogs von Bayern unter Führung des Generals Tilly und einem kaiserlichen Kontingent geschlagen. - Der nun als 'Winterkönig' verspottete Friedrich V. flieht in die Niederlande.

 

Ein zeitgenössischer Spottvers über den Winterkönig lautet: "Du steckst mit schnellem lauff / das Hasen Baner auff / der Winter war vor handen / drum flohest du mit Schanden / ein König, sehr vergessen / eins einigen Winters gewesen."

Nebenbei bemerkt: Um das Jahr 1620 malt Peter Paul Rubens (*1577, †1640) das Bild "Höllensturz der Verdammten". Der Malstil dieses flämischen Malers mit dem betonten Ausdruck der Bewegung und der hohen Farbqualität war richtungweisend für das Zeitalter des Barock.

  • Auswirkungen der Schlacht am Weißen Berg
 
  • Der Kampf zwischen Landesfürsten und den Landständen war zugunsten der Landesfürsten entschieden. Böhmen und Mähren verlieren ihre Teilautonomie und werden direkt der Amtsgewalt des Monarchen unterstellt. Die landesfürstliche Stellung konnte in Richtung auf den Absolutismus erweitert werden.

Am 21. Juni 1621 werden fast alle Direktoren der ständischen Revolutionsregierung umgebracht. Innerhalb der Gesellschaftsordnung treten durch Konfiskationen und Auswanderungen beträchtliche Umschichtungen ein. Ein großer Teil des böhmischen und mährischen Adels schlägt sich nun auf die Seite der Habsburger.

 
  • Kaiser Ferdinand II. war nun in der Lage, für die nächste Zukunft zusammen mit der katholischen Liga den Gang der Politik und die Kriegsführung wesentlich mitzubestimmen.

 
  • Sieg des Katholizismus und der Gegenreformation über den mit den Ständen eng verflochtenen Protestantismus. Auch im Reich bekommt der Kaiser und der Katholizismus neuen Auftrieb.

Der staatliche Befehl, entweder katholisch zu werden oder auszuwandern ging zunächst an die Calvinisten, später an alle Anhänger der evangelischen Konfessionen. Bei dieser Regelung berief sich Kaiser Ferdinand II. auf das bereits beim Augsburger Religionsfrieden von 1555 reichsrechtlich sanktionierte Religionsbestimmungsrecht der Landesfürsten.

 
  • Der Krieg endete nicht mit der Schlacht am Weißen Berg - weil sich der Kaiser Hilfe durch Maximilian von Bayern geholt hatte. Dessen Gegenforderung musste noch durchgesetzt werden: Er wollte über die Oberpfalz herrschen, das im Norden Bayerns gelegene Fürstentum des "Winterkönigs" Friedrich von der Pfalz. Auch beanspruchte er den Kurfürstentitel von Friedrich für sich. Als die bayerischen Truppen 1621 die Oberpfalz besetzten und in die Rheinpfalz einfielen, hatte sich der Krieg endgültig ins Innere Deutschlands verlagert.  Die entscheidenden Schlachten wurden 1623 geschlagen. Die Bayern und der Kaiser ließen ihre siegreichen Armeen nach Norden marschieren. Sie wollten ihr neues Herrschaftsgebiet durch ein Vorfeld absichern. Erst ging es gegen die Hessen, dann gegen den Niedersächsischen Kreis - das ist der Moment, in dem der König von Dänemark Christian IV. als Herzog von Holstein betroffen ist und in den Krieg eintritt. Auf diese Weise wurde durch die böhmische Rebellion am Rande des Reiches ein großer Krieg entfacht.


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Der niedersächsisch-dänische Krieg 1625 - 1629


  • Die Mächtekonstellation in Europa
 

Siehe Landkarte: Europa 1623

  • Spanien

  • Bund Spaniens mit Bayern, der katholischen Liga und dem Kaiser.

  • Ziel, durch Rückgewinnung der 'Generalstaaten' (der nördlichen Niederlande) die Vormachtstellung gegenüber Frankreich weiter auszubauen.

1621 war der Waffenstillstand zwischen Spanien und den Generalstaaten abgelaufen. Sowohl Spanien als auch die Generalstaaten hofften, durch die Wiederaufnahme des Krieges Vorteile herauszuschlagen.

  • Spanien unterstützt die Herrscher Österreichs und Bayerns bei der Rekatholisierung ihrer Länder.

 
  • Frankreich

  • Ziel, unabhängige europäische Großmacht zu werden.

Spanien war im Besitz der südlichen Niederlande, zu denen noch Luxemburg und erhebliche Anteile des heutigen Frankreich gehörten. Herzog Richelieu (später Kardinal) setzte sich zum Ziel, die "Einkreisung" Frankreichs  zu sprengen.

  • Um das vorgegebene Ziel zu erreichen, suchte Frankreich - unter der Federführung von Richelieu - die habsburgischen Positionen entlang der französischen Ostgrenze, in Italien und im Reich zu schwächen.

Richelieu versuchte sowohl Dänemark als auch Schweden für eine kriegerische Unternehmung in Deutschland zu gewinnen. Geschickt nutzte Richelieu das Machtstreben des dänischen Königs, Christian IV., aus. Dieser war als Herzog von Holstein zugleich deutscher Reichsfürst und 'Kreisoberster' der im niedersächsischen Reichskreis zusammengeschlossenen deutschen Fürsten. Christian IV. war vor allem daran interessiert, die evangelischen Bistumslande in Norddeutschland zu gewinnen.

  • Die Fortführung des Krieges
 
  • Nach der Flucht Friedrichs V. von der Pfalz in die Niederlande (1620) setzten seine fürstlichen Söldnerführer (Herzog Christian von Braunschweig, Graf Ernst von Mansfeld) den Kampf um die Oberpfalz und die pfälzischen Kurlande am Rhein fort. Da sie sich dort nicht lange halten konnten, zogen sie mit ihren Truppen nach Norddeutschland.  Die kaiserlich-ligistischen Truppen unter Tilly rückten nach.

 

Johann Tserclaes von Tilly (* 1559, †1632), kaiserlicher Feldherr

Porträt von Antony van Dyck (Ausschnitt)

 
  • Von den ausländischen Mächten tritt lediglich König Christian IV. von Dänemark dem Kaiser und der Liga mit bewaffneter Macht entgegen (1625). Schweden wollte sich (noch) nicht am Krieg beteiligen. Frankreich leistete Subventionszahlungen an Dänemark.

Auch einzelne Reichsstände versuchten, ein weiteres Vordringen des Kaisers in ihre Interessensphären zu verhindern.

  • 1625: Albrecht von Wallenstein erhält den Oberbefehl über alle kaiserlichen Truppen.

 

  • Albrecht von Wallenstein, geboren 1583, stammte aus einem protestantischen Adelsgeschlecht in Böhmen und konvertierte als etwa Zwanzigjähriger zur katholischen Kirche. Ab 1604 leistete er dem Kaiserhaus wertvolle Dienste und blieb auch nach dem Prager Fenstersturz auf der Seite der Habsburger. Dafür wurde er nach der Niederwerfung des Aufstands reich belohnt. In zweiter Ehe heiratete er 1623 die halb so alte Isabella von Harrach und erwarb nicht nur eine reiche Mitgift, sondern kam gleichzeitig in Verbindung mit dem österreichischen Hochadel.

  • Als Hauptgewinner der Konfiskationen in Böhmen nach 1620/21 hatte Wallenstein viel zu verlieren. Es waren also durchaus auch eigennützige Motive, dass er einen militärischen Umschwung zu Lasten der kaiserlich-katholischen Partei verhindern wollte.

  • 1625 konnte Wallenstein dem in Bedrängnis geratenen Kaiser aus eigenem Vermögen ein Heer zur Verfügung stellen. Mit diesem errang er große Erfolge und wurde dafür zum Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Truppen ernannt.

 
  • April - August 1626: Wallenstein besiegt die Dänen an der Dessauer Brücke. Der Feldherr der katholischen Liga, Tilly, behält in der Schlacht von Lutter am Barenberg die Oberhand.

 
  • 1627 nimmt Wallenstein dem dänischen König seine letzten Positionen in Schlesien und in Niederdeutschland ab.

 
  • Kaiser Ferdinand II. erlässt am 6. März 1629 das Restitutionsedikt: Sämtliche nach 1552 säkularisierten geistlichen Güter sollen an ihre ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden. Den katholischen Reichsständen wird erlaubt, in ihren Territorien gegen die Protestanten vorzugehen.

Mit dem Edikt hatte Ferdinand II. den Bogen überspannt. Betroffen waren Calvinisten und Lutheraner. Die Lutheraner unter ihrem Anführer, dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, treten nun auf die Seite der Gegner des Kaisers.

 
  • 22. Mai 1629: Im Frieden von Lübeck scheidet Christian IV. aus dem Krieg aus. Dänemark wahrt seinen territorialen Bestand.

Die beiden Herzöge von Mecklenburg, die auf der Seite Christians IV. gekämpft hatten, wurden von Ferdinand II. geächtet. Ihr Titel und auch die Herzogtümer wurden auf Wallenstein, der zuvor schon zum Herzog von Friedland ernannt worden war, übertragen.

 

Albrecht Eusebeus Wenzel von Wallenstein (*1583, † 1634), ab 1625 Herzog von Friedland

Stich von Peter Isselburg 1625 (Ausschnitt), Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek Wien.

 

 
  • Unmittelbar nach dem Lübecker Frieden ging Kaiser Ferdinand II. daran, die Restitution (Rückgängigmachung der Säkularisation) durchzuführen.

Im Jahr 1618 hatten im nord- und mitteldeutschen Raum die meisten Reichs- und Landesbistümer evangelische Bischöfe, die zum großen Teil aus regierenden landesfürstlichen Dynastien stammten. Diese bischöflichen Stühle sollten nun - gestützt auf die Waffen der Armeen -  mit Katholiken besetzt werden. Wegen der großen Anzahl der säkularisierten Klöster war auch Süddeutschland - insbesondere Württemberg - von der Restitution betroffen.

 
  • Das Erstarken der Macht des Hauses Habsburg hatte Rückwirkungen auf das Verhalten Schwedens, Frankreichs und der Reichsfürsten. Auch Maximilian von Bayern, der Anführer der katholischen Liga, verfolgte seine Interessen als Reichsfürst.

  • Gustav II. Adolf von Schweden fühlte sich konfessionell und politisch bedroht. Er war überzeugter Anhänger des Luthertums und fürchtete ein Vordringen des Katholizismus über Norddeutschland nach Schweden. Politisch sah er durch das Vorgehen des Kaisers und der mit ihm verbündeten Liga seine Pläne, ein Imperium in Nordeuropa aufzubauen, gefährdet. Insbesondere schreckt ihn ein mögliches Bündnis zwischen dem Kaiser und dem katholischen Polen, mit dem er sich im Krieg befand.

  • Kardinal Richelieu befürchtete eine Fortsetzung der "Einkreisung" Frankreichs durch das Haus Habsburg. Eine Vorherrschaft der österreichischen und spanischen Habsburger in Europa sollte verhindert werden. Konfessionelle Ziel spielten keine Rolle.

  • Die Reichsstände gingen - über die konfessionellen Grenzen hinweg - gemeinsam in Opposition gegen den Kaiser. Im Grunde hatten sie dieselben politischen Interessen: die Wahrung ihrer Rechte und ihres Besitzes und, wenn möglich, auch deren Erweiterung.

  • Maximilian von Bayern war grundsätzlich reichs- und kaisertreu, legte jedoch Wert auf seine Selbständigkeit als Reichsfürst. Sein Heer versetzte ihn in die Lage, dem Kaiser als starker Partner gegenüberzutreten. Die Stärkung der kaiserlichen Macht nach dem Lübecker Frieden empfand Maximilian als Gefahr für seine reichsrechtliche Stellung. In dieser Situation wurde er zum Gegenspieler des Kaisers.

Seine Bindung an den katholischen Glauben hinderte Maximilian von Bayern nicht daran, sich für die Interessen seines Staates mit Nachdruck einzusetzen. So verfolgte der bayerische Kurfürst stets seinen Vorteil als Territorialherr und ließ sich unter diesem Aspekt auf engere Kontakte mit Frankreich ein.


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Der schwedische Krieg 1630 - 1635


  • Juli - November 1630: Wallenstein wird auf dem Kurfürstentag in Regensburg entlassen. Die kaiserliche Armee wird auf die Hälfte reduziert. Der Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen wird an Tilly übertragen.

Herzog Maximilian I. von Bayern und auch die anderen Reichsfürsten verfolgten schon lange das Ziel, dem Kaiser mit Wallenstein die Stütze seiner Macht zu berauben. Maximilian drohte Kaiser Ferdinand II., ihm die Unterstützung der Liga zu entziehen, falls er Wallenstein nicht entlassen werde.

  • 23. Januar 1631: Frankreich verpflichtet sich zu hohen Geldzahlungen an Schweden. Schweden verspricht als Gegenleistung mit einem starken Heer (36.000 Mann) Krieg gegen den Kaiser zu führen.

  • Die Hilfestellung Frankreichs für Schweden macht deutlich, dass es aus europäischer Perspektive bei dem Unternehmen Gustav Adolfs darum ging, die Stellung des Hauses Habsburg im Reich zu schwächen. 

  • Bei Gustav Adolf vermengten sich religiös-konfessionelle mit reinen machtpolitischen Motiven. Er wollte nicht nur die deutschen Protestanten unterstützen, sondern auch Territorien erobern. Keinesfalls wollte er den Reichsfürsten zu größerer politischer Freiheit verhelfen. 

  • Die Schweden dringen in die weltlichen Fürstentümer östlich der Elbe, in Schleswig-Holstein, Pommern, Brandenburg und Kursachsen ein, obwohl in diesen Territorien der Protestantismus nicht gefährdet war.

  • 17. November 1631 Die Schweden schlagen Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld in der Nähe von Leipzig. Gustav Adolf verfolgt die Truppen des Kaisers und der Liga bis an den Main und den Rhein.

Richelieu sah nach dem Sieg Gustav Adolfs die französische Interessensphäre am Oberrhein unmittelbar gefährdet und suchte den Einmarsch der Schweden nach Südwestdeutschland mit diplomatischen Mitteln zu verhindern. Seine Bemühungen, einen Neutralitätsvertrag oder einen Waffenstillstand zwischen Schweden und der Liga zu erreichen, scheiterten.

  • 15. Dezember 1631: Wallenstein erhält erneut das Kommando über die kaiserlichen Truppen.

  • Im Frühjahr 1632 marschieren die Truppen Gustav Adolfs durch Württemberg nach Bayern und greifen die Katholische Liga an. In der Schlacht bei Rain (15.4.1632) wird Tilly tödlich verwundet. Die Katholische Liga löst sich auf.

  • Im Herbst 1632 dringt das kaiserliche Heer unter Wallenstein nach Sachsen vor. In der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 fällt Gustav Adolf. Die Schlacht selbst hatte keinen Sieger.

  • Wallenstein hatte am 1. November 1632 Leipzig erobert und seine Soldaten ins Winterquartier entlassen - zu früh, denn Gustav Adolf griff noch einmal an. Überstürzt musste er seine Truppen wieder zusammenrufen. Manche Heeresteile kamen zu spät - wie Feldmarschall Graf Pappenheim mit seinen Reiterregimentern. 5000 Kaiserliche und 6000 Soldaten der schwedischen Armee fielen in der Schlacht.

  • Bei Lützen fand eine der größten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges statt. Insgesamt haben 36.000 Söldner dort gekämpft, ca. 9.000 fanden den Tod.

  • Mit dem Tod Gustav Adolfs verlieren die Schweden ihre bisher einheitliche militärische und politische Führung. Das ehrgeizige Ziel des Königs, Schweden zur bestimmenden Macht im Reich zu machen, ließ sich nicht mehr umsetzen. Von nun an ändern sich die Machtverhältnisse in Deutschland.

  • Der schwedische Kanzler, Axel Oxenstierna, setzte den Kampf in Deutschland fort. Durch eine Verbindung mit den protestantischen Reichsständen, dem am 23. April 1633 geschlossenen 'Heilbronner Bund', versucht er, Schwedens Stellung in Deutschland zu festigen.

     

    Nebenbei bemerkt: Der italienische Universalgelehrte Galileo Galilei (* 1565, † 1642), der heute als Wegbereiter der modernen Astronomie gilt, trat dem geozentrischen Weltbild der Kirche entgegen und wurde dafür jahrelang von der Inquisition als Ketzer verklagt und schließlich verurteilt. Doch sein auf Beobachtungen und Fakten beruhendes heliozentrisches Weltbild setzte sich trotzdem durch. Im Jahr 1615 erhielt die Inquisition in Rom über Mittelmänner einen Brief Galileis, in dem er bestimmte Aussagen der Bibel als "falsch" bezeichnete. Außerdem sprach er der Kirche die Kompetenz ab, über astronomische Fragen zu urteilen. Für die Kirche war dies ein direkter Angriff auf ihre Autorität und eine Häresie. Doch Galilei wehrte sich und bezeichnete diesen Brief als Fälschung und schickte die seinen Angaben nach echte Version des Briefs nach Rom - eine, die deutlich milder formuliert war. Ob Galilei tatsächlich auch den "harten" Brief verfasste, blieb mehr als 250 Jahre unklar. Erst im Jahr 2018 konnte durch einen Fund im Archiv der Royal Society bewiesen werden, dass er auch Verfasser der ersten Version war. Offensichtlich betrieb er mit seinem zweiten Brief eine nachträgliche Schadensbegrenzung. Am 22. Juni 1633 widerrief Galileo Galilei vor der Inquisition seine Lehre, welche die Sonne und nicht die Erde als Mittelpunkt betrachtet.

  • 25. Februar 1634: Ermordung Wallensteins in Eger.

Wallenstein hatte versucht, sich in der Heeresführung vom Kaiser unabhängig zu machen. In geheimen Verhandlungen ohne Abstimmung mit der kaiserlichen Regierung in Wien bemühte sich Wallenstein um einen Friedensschluss mit Schweden und Franzosen. Darauf wurde Wallenstein erneut abgesetzt, geächtet und mit seinen engsten Vertrauten im Februar 1634 in Eger ermordet.

 

Nebenbei bemerkt: Der Stoff um das Leben und Wirken Wallensteins reizte auch den Dramatiker Friedrich Schiller (*1759, † 1805). Zu Schillers Lebzeiten war die Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg noch lebendig - daran, dass es ursprünglich ein Religionskrieg gewesen war, in dem die Sache der Reformation nur durch das Eingreifen des Schwedenkönigs Gustav  Adolf gerettet worden war. Bei seinen Studien stellte Schiller fest, dass Geschichte in diesem Falle von den Siegern geschrieben wurde. Am Ende des Abschnitts über Wallensteins Tod schrieb er: "Durch Mönchsintrigen verlor er zu Regensburg den Kommandostab und zu Eger das Leben; durch mönchische Künste verlor er vielleicht, was mehr war als beides, seinen ehrlichen Namen und seinen guten Ruf vor der Nachwelt." Schiller vertrat die Meinung, dass die Geschichtsschreibung seiner Zeit Wallenstein nicht gerecht wurde, weil sie zu wenig nach den Gründen für sein Handeln fragte. In seinem Theaterstück ist der Dichter Einseitigkeiten der geschichtlichen Darstellung entgegengetreten.

  • 5./6. September 1634: In der Schlacht bei Nördlingen siegen kaiserlich-ligistische und spanische Truppen über die Schweden. Die schwedische Vorherrschaft in Süddeutschland ist damit beendet.

Nach der Schlacht bei Nördlingen lösen sich die meisten protestantischen Fürsten vom Heilbronner Bund. Die meisten von ihnen neigen dazu, untereinander und mit dem Kaiser Frieden zu schließen. 

  • 30. Mai 1635: Prager Frieden zwischen Kaiser Ferdinand II. als Anführer der Katholiken und dem Kurfürsten von Sachsen als Haupt der Protestanten. Das Problem, wie Protestanten und Katholiken in einem Reich zusammenleben sollten, wurde bei den Friedensverhandlungen nicht gelöst.

  • Das Restitutionsedikt  wurde nicht aufgehoben, sondern für 40 Jahre auf der Basis des Zustandes von 1627 außer Kraft gesetzt. Das reformierte Bekenntnis blieb von einem reichsrechtlichen Schutz ausgeschlossen.

Der Konfessionsstand von 1627 wird zur Norm erhoben, d.h. kirchliche Rechte und Besitzungen verbleiben bei derjenigen kirchlichen Einrichtung (Pfarrei, Kloster, Stifts- oder Domkirche) bei der sie 1627 gewesen waren. Der Gottesdienst wurde so gehalten, wie er 1627 gehalten worden war. Das 'Normaljahr' war sowohl für die Protestanten als auch für die Katholiken erträglich. Die Protestanten hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine großen Einbußen erlitten.

  • Paritätische Besetzung des Reichskammergerichts durch Katholiken und Protestanten

  • Zugeständnisse der Reichsstände hinsichtlich der verfassungsrechtlichen Stellung des Kaisers: Verzicht auf das Bündnisrecht untereinander, Verzicht auf das Aufstellen eigener Armeen, Oberbefehl des Kaisers über die Reichsarmee.

  • Zugeständnisse des Kaisers lagen in der Vergabe von Territorien und Konzessionen: Verbleib der ehemals pfälzischen Territorien bei Bayern, Nieder- und Oberlausitz an Kursachsen u.a.

Siehe Landkarte: Europa 1635

  • Die meisten Reichsstände akzeptierten den Prager Frieden. Er blieb jedoch ohne Wirkung, weil nun Frankreich in den Krieg eingriff.

Der Dreißigjährige Krieg hätte wahrscheinlich 1635 ein Ende gefunden, wäre er nicht gleichzeitig das entscheidende Ringen im Kampf Frankreichs gegen Spanien um die Vorherrschaft in Europa gewesen. Gelang es Spanien mit Hilfe des Kaisers, sowohl die aufständischen Niederlande als auch die deutschen Protestanten zu besiegen, so sähe sich Frankreich allein den beiden Linien des Hauses Habsburg gegenüber. Dies wollte Richelieu verhindern. Weder der Kaiser noch die Reichsstände waren in der Lage, einen Frieden im Reich herbeizuführen. Sowohl Frankreich als auch Spanien erzwangen eine Fortsetzung des Krieges in Deutschland.


Böhmisch-pfälzischer Krieg     Niedersächsisch-dänischer Krieg     Schwedischer Krieg     Westfälischer Friede     Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs    Literaturhinweise


Französisch / schwedischer Krieg 1635 - 1648


  • Unter dem Eindruck des Prager Friedens schien Schweden zunächst dazu geneigt, bei Erstattung der Kriegskosten in Verhandlungen über einen schwedisch-deutschen Frieden einzutreten. Kaiser Ferdinand II. und Richelieu wirkten jedoch einer Verständigung entgegen.

  • Der Kaiser bestand auf einem sofortigen Abzug der schwedischen Truppen. Frankreich beschloss, nun auch militärisch in das Kriegsgeschehen einzugreifen und bot Schweden seine militärische Unterstützung an. Am 28. April 1635 schließen sich Frankreich und Schweden zu einer förmlichen Allianz zusammen.

Richelieu befürchtete, dass die Habsburger nach einem Frieden zwischen den deutschen Protestanten, Schweden und den Generalstaaten, Frankreich angreifen würden. Durch die Stützung Schwedens hielt er sie von einem Frieden mit dem deutsch-römischen Kaiser ab.

 

 

 

Herzog von Richelieu (*1585, †1642), 1622 Kardinal, seit 1624 leitender Minister Frankreichs

  • Am 19. Mai 1635 erklärt Frankreich Spanien den Krieg. Durch Provokationen Frankreichs veranlasst (französische Truppen waren bis an den Rhein vorgerückt) kam es am 18. September 1635 zur Kriegserklärung Kaiser Ferdinands II. an Frankreich.

Frankreich befand sind nun mit beiden habsburgischen Linien im Krieg, nicht jedoch mit dem Reich.

  • Frankreich verpflichtet sich mit Herzog Bernhard von Weimar und Landgraf Wilhelm V. von Hessen zwei deutsche Fürsten, die jeweils ein Heer von 10.000 Mann besaßen. Beiden werden hohe Belohnungen versprochen.

  • Kaiser Ferdinand II. stirbt am 15. Februar 1637. Sein Sohn, Ferdinand III. schließt sich zum Zweck gemeinsamer Kriegsführung jetzt fester mit Spanien zusammen. So können 1638 die Truppen der Franzosen und Herzog Bernhards im Elsass und am Mittelrhein zurückgedrängt werden.

  • Seit 1640 zeigt sich das militärische Übergewicht der Gegner des Kaisers. In konzentrischen Angriffen dringen schwedische Armeen vom Norden und die französischen Heere vom Westen nach Deutschland vor. Auch Spanien hat seit 1640 hohe Verluste zu verzeichnen.

Die missliche Lage Kaiser Ferdinands III. ging zum Teil darauf zurück, dass einzelne Reichsstände - trotz der Abmachungen des Prager Friedens - separat ihren Frieden bzw. ihren Waffenstillstand mit den ausländischen Mächten machten (Brandenburg, Kursachsen, für kurze Zeit auch Bayern). 

  • Seit 1640 zeigen sich bei den Reichsständen Symptome der Kriegsmüdigkeit. Man wünschte sich Frieden, selbst um einen hohen Preis. 1641 setzen die ersten Friedensverhandlungen ein. 1644/45 treten sie in ihre letzte Phase.

 

Nebenbei bemerkt: Anfang des Jahres 1640 wurde der am 19. Juni  1623 in Clermont-Ferrand (Frankreich) als Sohn eines königlichen Steuereintreibers geborene Blaise Pascal mit seiner mathematischen "Abhandlung über Kegelschnitte" auf einen Schlag bekannt. Fünf Jahre später konstruierte er die erste Rechenmaschine, deren größere Verbreitung an der mangelnden Präzision der damaligen Mechanik scheiterte. Außerdem wirkte Pascal als Wegbereiter der modernen Wahrscheinlichkeitsrechnung. In der Mathematik ist sein Name unter anderem mit dem 'Pascalschen Dreieck', einer speziellen Anordnung der Binominalkoeffizienten, verbunden. Weiterhin bewies Blaise Pascal, dass der Luftdruck mit der Höhe eines Ortes variiert. Die SI-Einheit des Drucks ist nach ihm benannt. Er gilt auch als Erfinder des Barometers zur Luftdruckmessung. Auch als Verfasser bedeutender theologischer Schriften wurde Blaise Pascal berühmt. Zeitlebens versuchte er den Geist der Naturwissenschaft und den Geist der Religion in sich zu vereinen. Das Denken des Religionsphilosophen Pascal kreiste um die Existenz Gottes. Als Anhänger der Lehre der Jansenisten spricht er von einer unendlichen Ferne zwischen Gott und den Menschen und von der Unbeeinflussbarkeit der göttlichen Gnade. Sein berühmtester Satz als Philosoph ist wohl: "Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt." Blaise Pascal starb am 19. August 1662 im Alter von 39 Jahren.


Böhmisch-pfälzischer Krieg     Niedersächsisch-dänischer Krieg     Schwedischer Krieg     Französisch / Schwedischer Krieg     Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs   Literaturhinweise

Der Westfälische Friede 1648


  • Der Westfälische Friede trat mit seiner Unterzeichnung am 24. Oktober 1648 in Kraft.

Die Friedensregelungen wurden formell in zwei aufeinander abgestimmten Verträgen festgelegt: einem in Münster unterzeichneten Abkommen zwischen dem Kaiser und dem König von Frankreich und einem Parallelabkommen zwischen dem Kaiser und der Königin von Schweden, das in Osnabrück unterzeichnet wurde. Das Reich trat als Vertragspartner nicht in Erscheinung, da Schweden und Frankreich die Auffassung vertraten, dass sie mit dem Kaiser, nicht jedoch mit dem Reich Krieg geführt hätten. Die deutschen Reichsfürsten waren jedoch in die Verträge eingebunden.

  • Innerdeutsche Regelungen

  • Kirchlich-konfessionelle Fragen

  • In den Konfessionsfragen war der Kaiser bereits 1635 in Prag vom Restitutionsedikt abgerückt. Im Prager Frieden hatten die Vertragspartner das Jahr 1627 zur Norm für die Fixierung der konfessionellen Verhältnisse festgelegt. In Münster und Osnabrück einigte man sich jetzt auf das 'Normaljahr' 1624. Der konfessionelle Besitzstand sollte so bleiben, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war.

  • In Reichsstädten, in denen die Bevölkerung sowohl aus Katholiken als auch aus Protestanten bestand, durften beide Konfessionen nebeneinander bestehen.

  • Der Calvinismus wurde als religiöses Bekenntnis neben dem Luthertum und dem Katholizismus anerkannt.

  • Fragen der Reichspolitik und der Reichsverfassung

  • Alle Reichsfürsten, die infolge der Reichsacht ihr Territorium verloren hatten, werden wieder in ihr Landesfürstentum eingesetzt.

  • Der Kaiser wird in seiner Politik und in seinen Gesetzesvorhaben an die Zustimmung der Reichsstände gebunden. Die Territorien werden für souverän erklärt.

Schon Richelieu (er starb 1642) war es darum gegangen, die Macht des Kaisers im Reich zu beschränken. Kardinal Mazarin setzte diese Strategie fort. Parallel lief das Streben der Reichsstände, eine größere politische Unabhängigkeit zu erreichen.

  • Freies Bündnisrecht der Reichsstände mit der einschränkenden Bestimmung, dass sich Bündnisverträge nicht gegen Kaiser und Reich richten durften.

  • Die Wahlen zum Römischen König (zum potentiellen Nachfolger des Kaisers), wie sie von den Habsburgern häufig praktiziert wurden, nämlich während der Kaiser noch lebte, wurden verboten.

  • In Religionsfragen musste im Reichstag jede Konfession für sich beraten. Beide Gruppen besaßen die gleiche Stimme. Damit sollten Kampfabstimmungen verhindert werden.

Die Inhaber der Staatsgewalt begannen, sich von den Konfessionen zu lösen. Sie hatten wohl festgestellt, dass sich bei einer Politik im strengen Dienst eines Bekenntnisses die Gefährdungen im Innern und auch gegenüber ausländischen Mächten verstärkten.

  • Bestimmungen für einzelne Territorien

  • Kursachsen erhielt als Lohn für seine kaisertreue Politik Ober- und Niederlausitz, die bis dahin zur böhmischen Krone gehört hatten

  • Mecklenburg erhielt die Bistümer Ratzeburg und Schwerin. Brandenburg erhielt Hinterpommern.

  • Die Oberpfalz wurde endgültig der Münchener Linie der Wittelsbacher zuerkannt. Damit hat sich das Territorium Bayerns wesentlich erweitert.

Es gab noch weitere territoriale Verschiebungen innerhalb Deutschlands, die hier nicht weiter aufgeführt werden. Allgemeiner Grundsatz war, dass die Veränderungen zu Lasten Österreichs, des pfälzischen Kurstaates und - vor allem - der geistlichen Reichsstände gingen.

  • Territoriale Verschiebungen zugunsten Frankreichs und Schwedens

  • Frankreich erhielt die Besitzrechte der Habsburger im Elsass. Dazu erwarb der französische König noch die Festung Breisach. Außerdem gingen die lothringischen Reichsbistümer Toul, Verdun und Metz in französischen Besitz über.

  • Schweden sicherte sich mit Wismar und Stettin zwei Ostseehäfen. An Territorien erhielt Schweden gegen die Ansprüche Brandenburgs Vorpommern mit der Insel Rügen. Außerdem erlangte es den Landstreifen zwischen der Elb- und Wesermündung (Bremen, Verden). Schweden erhielt den Status eines deutschen Reichsstandes.

  • Frankreich und Schweden wurden als Garanten des Friedens anerkannt. Dadurch wollten sie das Reich unter Kontrolle halten. Ständige Interventionen wurden möglich.

Die Ziele der französischen Reichspolitik waren noch von dem 1642 verstorbenen Richelieu bestimmt worden. Durch ein Garantiesystem wollte er die kleineren Fürsten in Deutschland  an Frankreich binden und so die Lehnsbindungen an den Kaiser unterlaufen. Diese Idee wurde im Westfälischen Frieden in der Form verwirklicht, dass Frankreich und Schweden den Frieden und auch dessen Verfassungsbestimmungen für das Reich garantierten.

Der Frieden war 1648 noch nicht vollständig. Im Westen tobte der Konflikt zwischen Frankreich und Spanien noch über ein Jahrzehnt, bis nach dem Pyrenäenfrieden 1659 der Krieg auch für den Nordosten Frankreichs, die spanischen Niederlande, das Elsass und Burgund zu Ende war. 

Siehe Landkarte: Heiliges Römisches Reich 1649

  • Der Dreißigjährige Krieg - ein Glaubenskrieg?

Die sogenannten Religionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts, die erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648 endeten, waren in Wirklichkeit keine Kriege der Religionen, sondern der Mächte, die in Europa um die Vorherrschaft kämpften. Keinesfalls ging es um den Glauben und um den richtigen Weg zu Gott. Tatsächlich waren es klassische Kriege zwischen Staaten und Imperien. Zu Beginn der rund 120 Jahre dauernden "Religionskriege" haben die calvinistischen Niederländer versucht, das Joch des katholischen Hauses Habsburg abzuschütteln. Die Calvinisten wurden in ihrem Anliegen von dem katholischen Frankreich unterstützt, das seinerseits versuchte, aus der Umklammerung durch das Haus Habsburg auszubrechen, das seit Karl V. auch große Teile in Mitteleuropa beherrschte. Auch im Dreißigjährigen Krieg waren die strategischen Ziele der Staaten und nicht deren Religion ausschlaggebend. Erneut bekämpften sich die beiden katholischen Staaten. An der Seite der papsttreuen Franzosen kämpften die protestantischen Fürsten des Heiligen Römischen Reiches - ebenso die evangelischen Schweden und die Engländer, die sich unter Heinrich VIII. von Rom losgesagt hatten. Die lutherischen Dänen kämpften auf der Seite der katholischen Habsburger.


Böhmisch-pfälzischer Krieg     Niedersächsisch-dänischer Krieg     Schwedischer Krieg     Französisch / Schwedischer Krieg     Westfälischer Friede     Literaturhinweise


Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs


  • Die Regionen in Deutschland waren vom Krieg unterschiedlich hart betroffen. An den Auswirkungen des Krieges hatten insbesondere Südwestdeutschland beiderseits des Oberrheins, Württemberg, die Pfalz, Franken, Hessen, Thüringen, das Gebiet an der mittleren Elbe mit Magdeburg, Brandenburg und Pommern zu leiden. Zu den Schongebieten gehörten das westliche Niederdeutschland und die Alpenländer.

  • Nach Schätzungen schrumpfte die Bevölkerung in Deutschland von 16,5 Millionen im Jahr 1618 auf 10,5 Millionen im Jahr 1648. Die Landbevölkerung ging um ca. 40 Prozent, die städtische Bevölkerung um ca. 25 Prozent zurück, doch gab es große regionale Unterschiede. Die meisten Menschen erlitten den Tod nicht durch unmittelbare Waffengewalt, sondern durch nur mittelbar vom Kriegsgeschehen beeinflusste Ereignisse.

  • Epidemische Infektionskrankheiten (von den zeitgenössischen Chronisten unterschiedslos als "Pest" benannt).

  • Tod durch Hunger und Kälte

Das seit Wallenstein von allen Krieg führenden Mächten praktizierte Kontributionssystem bedeutete eine kaum zu ertragende Belastung. Bei diesem System waren die Truppenführer dazu angehalten, Sold und Verpflegung aus der Bevölkerung herauszuholen. Die durchziehenden Soldaten zerstörten durch Raub und Brand den Besitz der Landbewohner und entzogen ihnen dadurch die Nahrungsgrundlage. Vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen litten zunehmend an Unterernährung, die häufig zum Tod führte. Ein Flucht in eine nahe gelegene Stadt nutzte wegen den dort herrschenden Seuchen oft wenig.

  • Die Menschen und das Kriegselend

  • Der Blick des Menschen war im 17. Jahrhundert nicht nur auf das Zeitgeschehen sondern auch auf Zeit und Ewigkeit gerichtet. Man sah sich selbst in eine überweltliche Ordnung hineingestellt und fühlte sich darin geborgen. Das Kriegselend wurde von der Mehrzahl der Menschen als ein von Gott gesendetes und als ein nur mit dessen Hilfe zu überwindendes Schicksal verstanden. 

Die Mehrheit sah das Kriegselend als Folge menschlicher Verfehlungen oder himmlischer Ratschlüsse. An der göttlichen Lenkung der Welt wurde zumeist nicht gezweifelt. 

  • Trotz des demütigen Hinnehmens des widrigen Schicksals waren die Menschen vom Kriegsgeschehen aufgewühlt und erschüttert. Dies beweist die Reaktion der Betroffenen im volkstümlichen und geistlichen Lied, in der Lyrik (Andreas Grypius u.a.) und im Roman (Hans Jakob von Grimmelshausen u. a.). Auch Chroniken und Lebensbeschreibungen geben darüber Auskunft.


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Literaturhinweise


Bedürftig, Friedemann

Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg. 1998

Burkhardt, Johannes

Der Dreißigjährige Krieg. 1618 - 1648. Frankfurt 1992.

Dickmann, Fritz

Der Westfälische Frieden. Münster 1985

Diwald, Helmut

Wallenstein. Eine Biographie. 1969.

Duchhardt, Heinz

Deutsche Verfassungsgeschichte 1495 - 1806, Stuttgart 1991.

Englund, Peter

Die Verwüstung Deutschlands. Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, 1998

Kohler, Alfred

Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521-1648. München 1990

Lahrkamp, Helmut

Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden. Eine Darstellung der Jahre 1618 - 1648. Münster 1999

Mann, Golo

Wallenstein. Sein Leben. 1971.

Milger, Peter

Der Dreissigjährige Krieg. Gegen Land und Leute. 2001.

Parker, Geoffrey

Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt 1987.

Repgen, Konrad (Hrsg.)

Forschungen und Quellen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. München 1981

Repken, Konrad

Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Studien und Quellen, hrsg. von Franz Bosbach und Christoph Kampmann, 1998

Roeck, Bernd

Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung. Band 4: Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg. Reclam-Verlag, 1996

Rudolf, H.-U. (Hrsg.)

Der Dreißigjährige Krieg. (Wege der Forschung, Band 46). Darmstadt 1977.

Schmidt, Georg

Der Dreißigjährige Krieg. 7. Auflage 2006

Schorman, Gerhard

Der Dreißigjährige Krieg. 2004

Zeeden, Ernst Walter

Hegemonialkriege und Glaubenskämpfe 1556 - 1648. (Propyläen Geschichte Europas, Band 2). Frankfurt 1975


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