Die Zeit der
Großen Koalition 1966 - 1969
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Wirtschafts-
und Finanzpolitik
Notstandsgesetzgebung
Außerparlamentarische Opposition
Bildungspolitik
Deutsch-deutsche Beziehungen
Ost- und Deutschlandpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
Europapolitik
Ende der Großen Koalition
Literaturhinweise
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Die Übernahme der Kanzlerschaft durch Kurt Georg Kiesinger
1966
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10. November 1966:
Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg,
Kurt Georg
Kiesinger, wird vom CDU-Bundesvorstand zum
Kanzlerkandidaten nominiert. Beide Unionsparteien
beschlossen, mit den Sozialdemokraten eine neue
Regierung zu bilden.
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Die Entscheidung für
Kiesinger, der NSDAP-Mitglied und von 1940 - 1945
stellvertretender Leiter der Rundfunkabteilung im
Auswärtigen Amt gewesen war, wurde besonders im Ausland
heftig kritisiert.
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Kurt Georg Kiesinger
(*1904, †1988). Aufnahme im Jahr 1968.
1958 - 1966 Ministerpräsident von
Baden-Württemberg, 1966 - 1969 Bundeskanzler
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Mit besonderer
Genehmigung des Bildautors Josef Albert
Slominski (slomifoto).
Link:
www.slomifoto.de
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Am 24. November scheitern Gespräche
zwischen Kiesinger und dem Parteivorsitzenden der FDP,
Erich Mende, über eine Neuauflage der Koalition. Die FDP
erklärte sich danach zu einer Koalition mit der SPD bereit.
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In der SPD überwogen die
Stimmen, die für eine Koalition mit den
Unionsparteien eintraten. Eine Verbindung mit der
FDP hätte nur eine hauchdünne Mehrheit im Bundestag
bedeutet. Zudem war es nicht sicher, ob alle Flügel der
FDP die SPD unterstützen würden.
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Das Bündnis zwischen den
Unionsparteien und der SPD veränderte die
parlamentarisch-politische Konstellation
grundlegend. Anstelle einer zahlenmäßig starken
Opposition standen nun 47 Abgeordnete der FDP 447
Mandatsträgern der Regierungsparteien gegenüber.
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12. Dezember 1966: In seiner
Regierungserklärung bezeichnet Kurt Georg Kiesinger die
Notstandsverfassung, die Beziehungen zu den Staaten des
Warschauer Pakts und die Konsolidierung der Staatsfinanzen
sowie der Wirtschaft als wichtigste Aufgaben der Großen
Koalition. In der Gestaltung des Verhältnisses zur DDR
kündigt er einen Kurswechsel an: "Wir wollen entkrampfen und
nicht verhärten, Gräben verhindern und nicht vertiefen".
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Nebenbei bemerkt:
Im Jahr 1966 entstand mit dem Zyklus ‚Totentanz von
Basel’ eines der berühmtesten Werke des Malers und
Holzschneiders HAP Grieshaber (* 1909, † 1981).
In der Form von Farbholzschnitten zeigt er 40
eindringliche Begegnungen von Menschen verschiedenen
Alters und Berufs mit dem Tod. Angeregt wurde Grieshaber
durch mittelalterliche Fresken an Friedhofsmauern, die
unter dem Eindruck großer Pestkatastrophen entstanden
sind. Die bunten Bilder regen den Betrachter an, über
sein durch den Tod begrenztes Leben nachzudenken. HAP
Grieshaber schuf über dieses Werk hinaus zahlreiche
Holzreliefs, Mosaiken und Glasfenster. Thomas Mann hat
ihn als den größten Holzschneider seit Albrecht Dürer
bezeichnet.
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Notstandsgesetzgebung
Außerparlamentarische Opposition
Bildungspolitik
Deutsch-deutsche Beziehungen
Ost- und Deutschlandpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
Europapolitik
Ende der Großen Koalition
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Wirtschafts- und Finanzpolitik
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1966 befand sich die BRD auf dem
Weg in ihre erste Rezession. Das Wachstum des
Bruttoinlandprodukts betrug nur 2,8%. Die
Arbeitslosenquote lag bei 0,7%. Im Dezember waren
300.000 Menschen ohne Arbeit. Alles deutete darauf
hin, dass das Wirtschaftswunder unaufhaltsam seinem
Ende entgegen ging. Die fast unlösbare Aufgabe der
Großen Koalition von Union und SPD bestand darin,
einen möglichst hohen Beschäftigungsstand und
gleichzeitig Preisstabilität sowie
Wirtschaftswachstum zu sichern.
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Am 14. Februar 1967 findet die
erste Gesprächsrunde der von Wirtschaftsminister
Karl Schiller ins Leben gerufenen
"Konzertierten
Aktion" statt. Auf der Basis von
"gesamtwirtschaftlichen Orientierungsdaten"
erarbeitet ein Gremium aus Vertretern der
Gewerkschaften und Unternehmerverbänden, der
Deutschen Bundesbank und des Wirtschaftsministeriums
sowie Sachverständige gemeinsame Vorschläge zur
Belebung der Konjunktur. Schon früh zeichneten sich
in den Gesprächsrunden die ersten Bruchlinien ab:
Die Gewerkschaften wehrten sich gegen Eingriffe in
die Tarifautonomie. Dennoch kam es zu Absprachen,
die zunächst nur moderate Lohnerhöhungen zur Folge
hatten
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Das
"Stabilitätsgesetz" verpflichtet die
Bundesregierung, Vollbeschäftigung,
außenwirtschaftliches Gleichgewicht,
Wirtschaftswachstum und Preisstabilität ("magisches
Viereck") anzustreben. Die im Gesetz
genannten Instrumente zur
Steuerung der
Wirtschaft ermöglichen es der
Bundesregierung und der Bundesbank, durch
antizyklische Haushalts- und Finanzpolitik die
Nachfrage zu steuern (entsprechend der Theorie
von John Maynard Keynes). Durch die Planung von
öffentlichen Investitionen soll die allgemeine
Wirtschaftstätigkeit beeinflusst werden.
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Schon im Mai 1968 ist auf dem
Arbeitsmarkt der Höhepunkt der Krise überschritten.
Die Arbeitslosenquote liegt nur noch bei 1,6%
(gegenüber 3,2% im Januar). Im September 1968
herrscht praktisch Vollbeschäftigung,
die erste
Rezession der BRD ist überwunden.
Mit dem unerwarteten Aufschwung
der Wirtschaft von 1968 drängte die Arbeiterschaft
wieder auf Lohnerhöhungen.
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Durch die Erfolge
der "Konzertierten Aktion" entstand ein Glaube
an die Machbarkeit der wirtschaftlichen
Entwicklung. Planungseuphorie und ungebremster
Fortschrittsoptimismus schlossen sich an.
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Der Verfall des französischen
Francs als Folge der Kapitalflucht nach der
Mairevolte 1968 in Paris führt zu einer
internationalen Währungskrise. Über die
Aufwertung der DM wird spekuliert. Die
Fachminister aus 10 Industrieländern verpflichten
sich im November 1968 zu Maßnahmen, den Franc zu
stützen und die Währungsspekulation zu beenden.
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Öffentliche
Investitionen werden zurückgestellt. Über die
Frage einer Aufwertung der DM, die der Förderung
des Imports und einer Reduzierung des Exports
dienen soll, kommt es zu einem
Streit
innerhalb der Großen Koalition. Die
Aufwertungsgegner um Finanzminister Franz Josef
Strauß setzten sich gegen
Wirtschaftsminister
Karl Schiller und die Bundesbank durch. Der
Beschluss, nicht aufzuwerten, führte in der
Folgezeit zu einer Belastung der Großen
Koalition.
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Karl
Schiller (1911 - 1994)
1966 - 1971
Bundeswirtschaftsminister, 1971 -1972
Bundesminister für Wirtschaft und
Finanzen
Photographie, Deutsches
Historisches Museum, Inv-Nr.
D2941486
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Am 14. Mai 1969 tritt nach einer
Reihe von Grundgesetzänderungen die
neue
Finanzverfassung in Kraft: Die finanzpolitischen
Kompetenzen der Gebietskörperschaften werden neu
geordnet. Außerdem werden neue
Finanzverteilungsschlüssel und Verfahren bei
Entscheidungen über Finanzierungsfragen in Bund,
Ländern und Gemeinden festgelegt. Die neue
Finanzverfassung soll die wirtschafts- und
konjunkturpolitischen Reformgesetze von 1967
ergänzen.
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Als Folge der
Finanzreform stieg die Anzahl der Gesetze,
denen der Bundesrat zustimmen musste,
deutlich an. In der Zeit der
Großen
Koalition drohten vom Bundesrat her
keine Konflikte. Dies sollte sich nach dem
Ende des großen Bündnisses ändern: Bundestag
und Bundesrat waren nun vor allem in
Finanzfragen zum Dauerkompromiss verurteilt.
Der Bundesrat wurde zum Ort
parteipolitischer Taktik, er entwickelte
sich zum Blockadeinstrument.
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Europapolitik
Ende der Großen Koalition
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Die Notstandsgesetzgebung
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Die früheren Westalliierten hatten immer
noch das Recht, bei einem Ausnahmezustand (Angriff
von außen, innere Unruhen, Naturkatastrophen) einzugreifen.
Um die Jahreswende 1967/68 stellen sie die
Ablösung der
verbliebenen Vorbehaltsrechte für den Fall in
Aussicht, dass entsprechende deutsche Gesetze
("Notstandsgesetze") die Sicherheit ihrer in der BRD
stationierten Truppen gewährleisten.
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Die
Bewegung gegen die
Notstandsgesetze umfasst zahlreiche Gruppen aus
den Bereichen der Universitäten, Kirchen, Medien und
Kultur. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)
kündigte in einer Resolution vom 13. Mai 1966 an,
jede Notstandsgesetzgebung bekämpfen zu wollen,
"welche die demokratischen Grundrechte einschränkt
und besonders das Versammlungs-, Koalitions- und
Streikrecht der Arbeitnehmer und ihrer
Organisationen bedroht".
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Im
akademischen Milieu
sieht man in der Notstandsgesetzgebung eine akute
Gefährdung der Demokratie. Im Mai 1968
veröffentlichen 200 Professoren ein Manifest, in dem
sie gegen eine Regierung protestieren, "die bereit
ist, die Bundeswehr gegen das eigene Volk
einzusetzen". Der DGB bekräftigt im gleichen Monat
seine Ablehnung der Notstandsgesetze, betont aber
gleichzeitig, eine verfassungsmäßig zustande
gekommene Gesetzgebung respektieren zu wollen.
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Trotz der Proteste beschließt der
Bundestag am 30. Mai 1968 mit 384 Ja-Stimmen, 100
Nein-Stimmen und einer Enthaltung die
Annahme des 17.
Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes
("Notstandsverfassung"), des Gesetzes zur Beschränkung
des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses und der sog.
Vorsorge- und Sicherstellungsgesetze. - Mit Inkrafttreten
des Gesetzes am 28. Juni 1968 erlöschen die
alliierten
Sicherheitsvorbehalte aus dem Deutschlandvertrag von
1952.
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Der volle Wortlaut des
Gesetzes wird erst nach der Verabschiedung
veröffentlicht. Der Exekutive werden bei einem
Notstand mehr Rechte eingeräumt. Ein äußerer Notstand,
Spannungsfall oder Verteidigungsfall wird vom Bundestag
oder von einem 'Gemeinsamen Ausschuss"
festgestellt, der sich zu zwei Dritteln aus Vertretern
des Bundestags, zu einem Drittel aus Vertretern der
Bundesländer zusammensetzt. Im Fall einer "drohenden
Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche
demokratische Grundordnung des Bundes oder des Landes"
können mehrere Grundrechte
eingeschränkt werden,
so das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis, die
Unverletzlichkeit der Wohnung, das Recht der
Freizügigkeit und die freie Berufswahl
(Arbeitssicherstellungsgesetz, Katastrophenschutzgesetz,
Sicherstellungsgesetz für Ernährung, Wirtschaft und
Verkehr, Abhörgesetz).
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Die
Proteste gegen die
Notstandsgesetzgebung hielt auch nach der Verabschiedung
durch den Bundestag an. Die Kritik bezog sich vor allem auf
die mögliche Einschränkung von Grundrechten, die Aufhebung
der Gewaltenteilung im Verteidigungsfall durch die
Institution des 'Gemeinsamen Ausschusses' und die
Missbrauchgefahr durch den nicht näher definierten
"Spannungsfall".
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Wirtschafts- und Finanzpolitik
Notstandsgesetzgebung
Bildungspolitik
Deutsch-deutsche Beziehungen
Ost- und Deutschlandpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
Europapolitik
Ende der Großen Koalition
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Die
'Außerparlamentarische Opposition' (APO)
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Die APO rekrutierte ihre
Anhänger aus drei verschiedenen Strömungen in der
Gesellschaft: 1. der sog. Ostermarsch- oder
Friedensbewegung, die schon in den fünfziger Jahren und
Anfang der sechziger Jahre gegen die Gründung der
Bundeswehr und die Ausrüstung mit Atomwaffen protestiert
hatte. 2. den Gegnern der Notstandsgesetzgebung und 3.
der Studentenbewegung
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Die Westmächte
befürchteten - entsprechend der so genannten
Domino-Theorie - ein Übergreifen der kommunistischen
Bewegung in Nordvietnam auf die benachbarten Länder. Im
Februar 1965 begannen die USA mit systematischen
Bombenangriffen auf militärische und wirtschaftliche
Ziele in Nordvietnam. Bis Ende 1965 verstärkten die USA
ihre Truppen auf 185.000 Mann (Ende 1968 543.000 Mann).
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Als Teil der
'Außerparlamentarischen
Opposition' greift die
Studentenbewegung bald
über die Hochschulen hinaus und bestimmt zwischen 1967 und
den frühen siebziger Jahren das politische Klima in der BRD
wesentlich mit. Kristallisationspunkte des Protests sind vor
allem der Krieg der USA in Vietnam und die restaurativen
Tendenzen in der BRD, die insbesondere an der ausgebliebenen
gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus, dem Wiederaufleben des deutschen
Militarismus und der geplanten Notstandsgesetzgebung
festgemacht werden.
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Proteste gegen die
bestehenden Formen der Gesellschaft und die
vorherrschende Politik sind nicht auf die Bundesrepublik
beschränkt, sondern ein Phänomen internationalen
Ausmaßes. In den USA, wo insbesondere gegen den
Krieg in Vietnam protestiert wird, werden die Standards
für die zunächst gewaltfreien Protestformen
gesetzt (Sit-ins, Teach-ins, Besetzung von
Universitätsinstituten, Blockierung von Verkehrszentren
etc.).
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Konzeptionell beeinflusst von der
kritischen Theorie der 'Frankfurter Schule'
(Adorno, Habermas), dem Denken von
Herbert
Marcuse und
Ernst Bloch bildet der SDS
die Avantgarde unter zahlreichen studentischen
Organisationen. Diese Organisationen verfolgen
unterschiedliche politische Ansätze, sind sich
jedoch einig in der Kritik der gesellschaftlichen
Verhältnisse und im Ziel einer
antiautoritären und radikaldemokratischen
Gesellschaft.
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Rudi Dutschke
(* 1940, † 1979)
Aufnahme im Jahr 1967
Photographie, Deutsches Historisches
Museum, Berlin. Inv.-Nr. BA 12247 |
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Der Tod des Studenten
Benno
Ohnesorg durch Polizeischüsse am 2. Juni 1967
während der gewaltsamen Auflösung einer
Demonstration gegen den Besuch des iranischen
Monarchen Schah Resa Pahlewi in Berlin bestärkt
einen Teil der Studentenbewegung in ihrem Kampf
gegen Staat und Gesellschaft.
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Einer der wenigen Politiker, die das Gespräch mit den
Studenten suchten, war der Soziologe und liberale
Intellektuelle Ralf Dahrendorf
(*1929,
† 2009). In seinen gesellschaftstheoretischen Schriften hatte
er zuvor die „Konfliktdemokratie“
dargestellt, welche eine gewaltfreie und mit
Gesprächen ausgetragene soziale Auseinandersetzung
nicht als zu überwindendes,
gemeinschaftsschädigendes Übel betrachtet, sondern
als Normalfall ansieht, der eine
Gesellschaft produktiv und lernfähig macht. Auf dem
Freiburger Bundesparteitag der FDP
im Januar 1968 kritisierte er die
„Verwechslung von Sicherheit mit
Unbeweglichkeit, von Stabilität mit Stagnation“.
Die Ursachen der Studentenunruhen lägen in der
„Erstarrung der Verhältnisse im Lande und in vielen
seiner Institutionen“.
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Legendär geworden
ist folgende Situation während des
FDP-Parteitags in der Freiburger Stadthalle:
Drinnen saß das politische Establishment,
draußen demonstrierten linke Studenten. Ralf
Dahrendorf ging hinaus und stellte sich Rudi
Dutschke zur öffentlichen Diskussion. Während
Dutschke seine wenig verständlichen Thesen über
die Herrschaft der
„Bewusstseinsindustrie“ vorbrachte,
sprach sich Dahrendorf kühl und prägnant für den
institutionellen Weg der allmählichen
Veränderung aus.
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Im Februar und März 1968 nehmen
die Demonstrationen von Studenten und auch Schülern
gegen die Bildungspolitik, den Vietnamkrieg und die
geplanten Notstandsgesetze an Umfang und Intensität
zu. Immer wieder kommt es zu
Zusammenstößen mit
der Polizei. Auf einer
'Internationalen
Vietnamkonferenz', die am 17. Februar 1968 vom
SDS in Berlin veranstaltet wird, kündigen die
Teilnehmer an, "vom Protest zum Widerstand"
übergehen zu wollen.
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Bundeskanzler
Kiesinger verurteilte in einer Rundfunk-
und Fernsehansprache am 13. April 1968 die
Proteste als Aktionen einer kleinen
militanten Minderheit der Studenten, die,
von 'radikalen Rädelsführern' gesteuert,
angetreten seien, die
freiheitlich-demokratische Grundordnung zu
zerstören. Einen Tag später zeigt sich
Justizminister Heinemann
selbstkritischer, indem er auf die Defizite
der westdeutschen Demokratie verweist.
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Gustav
Heinemann (*1899, †1976), 1949 -
1950 Innenminister der ersten
Bundesregierung unter Konrad Adenauer,
1966 - 1969 Bundesjustizminister, 1969 -
1974 Bundespräsident der Bundesrepublik
Deutschland
Foto: bpa
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Am 7. November 1968 verpasste die
deutsch-französische Aktivistin Beate
Klarsfeld Bundeskanzler Kurt Georg
Kiesinger (CDU) in Berlin eine Ohrfeige.
Der Schlag machte Klarsfeld berühmt: Er stand für
den Versuch der Generation von 1968, mit den
bundesdeutschen Eliten abzurechnen - viele der
Verantwortlichen hatten wie Kiesinger eine
NS-Vergangenheit. Nachdem Kiesinger auf Drängen
seiner Parteifreunde Strafantrag gestellt hatte,
wurde Beate Klarsfeld in einem Schnellverfahren noch
am selben Tag zu einem Jahr ohne Bewährung
verurteilt. Da ihr Anwalt Horst Mahler
sofort Berufung einlegte, wurde das Urteil nicht
vollstreckt. Von der "Bild" bis zur kleinsten
Lokalzeitung fand die "Ohrfeigenaffäre"
breiteste Publizität.
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Bildung
der Großen Koalition
Wirtschafts- und Finanzpolitik
Notstandsgesetzgebung
Außerparlamentarische Opposition
Deutsch-deutsche Beziehungen
Ost- und Deutschlandpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
Europapolitik
Ende der Großen Koalition
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Bildungspolitik
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Im Februar 1966 wird offensichtlich, dass
die von der öffentlichen Hand bereitgestellten Finanzmittel
nicht ausreichen, alle Lehrstühle an den deutschen
Hochschulen zu besetzen. Jeder siebte Lehrstuhl ist
unbesetzt. Die Zahl der Studenten hatte sich von 1955 bis
1966 verdoppelt. Wissenschaftsminister Stoltenberg
(CDU) diagnostiziert im November 1966 einen beginnenden
Forschungsnotstand
und fordert höhere Ausgaben im
Bildungs- und Forschungsbereich sowie den Abbau aller
Zugangsbeschränkungen an den Hochschulen.
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Die
'Westdeutsche Rektorenkonferenz'
verabschiedet am 9. Januar 1968 ein
Reformprogramm für
die Universitäten, das den Forderungen der
Studentenschaft nach Demokratisierung und Modernisierung des
Hochschulbetriebs entgegenkommt und erweiterte Informations-
und Beratungsrechte empfiehlt. Auf dieser Grundlage
beschließt die 'Ständige Konferenz der Kultusminister'
am 10. April 1968
Leitsätze zur Neuordnung des
Hochschulwesens. Alle Gruppen der Universität sollen
Mitspracherechte erhalten. Die Privilegien der
Hochschullehrer werden eingeschränkt.
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Diese Beschlüsse blieben
bei den Professoren nicht ohne Widerspruch. Im
Marburger Manifest vom 18. Juni 1968 protestierten
1500 Hochschullehrer gegen die Einräumung der von der
Studentenschaft geforderten Mitbestimmung.
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Bildung der Großen Koalition
Wirtschafts- und Finanzpolitik
Notstandsgesetzgebung
Außerparlamentarische Opposition
Bildungspolitik
Ost- und Deutschlandpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
Europapolitik
Ende der Großen Koalition
Literaturhinweise
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Deutsch-deutsche Beziehungen
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Die Bundesregierung
bestand auf der Wiederaufnahme der in den vorhergehenden
Abkommen enthaltenen 'Salvatorischen Klausel',
die klarstellt, dass es sich bei der Vereinbarung nicht
um einen Vertrag zwischen zwei Staaten handelt. Bis zum
März 1973 bestanden - außer in Härtefällen - keine
Besuchsmöglichkeiten für Westberliner in Ostberlin.
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Am 12. April 1967 gibt Bundeskanzler
Kiesinger eine Regierungserklärung zur Deutschlandfrage
ab, in der er eine Verbesserung der Beziehungen zur DDR -
unterhalb der Ebene staatlicher Anerkennung - als Teil der
angestrebten Entspannung in Europa eine hohe politische
Priorität einräumt. Er schlägt Maßnahmen zur "Erleichterung
des täglichen Lebens", zur verstärkten wirtschaftlichen und
verkehrspolitischen Zusammenarbeit sowie
"Rahmenvereinbarungen für den wissenschaftlichen,
technischen und kulturellen Austausch" vor.
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Der Ministerratsvorsitzende der DDR,
Willi Stoph, bietet einen Monat später in einem Brief an
Kiesinger direkte Gespräche an, fordert jedoch
zugleich eine völkerrechtliche Anerkennung der DDR
durch die BRD.
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Willi Stoph
(*1914, †1999), 1952 - 1955 Minister des Innern in der
DDR, 1953 - 1989 Mitglied der Politbüros der SED, 1954 -
1962 Stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats.
Photographie,
Deutsches Historisches Museum, Berlin. Inv.-Nr.
BA R 0430/305 N (ADN Zentralbild). |
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Bildung
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Wirtschafts- und Finanzpolitik
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Deutsch-deutsche Beziehungen
Außen- und Sicherheitspolitik
Europapolitik
Ende der Großen Koalition
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Ost- und Deutschlandpolitik
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Da Rumänien auch
diplomatische Beziehungen zur DDR unterhält, ist die
Hallstein-Doktrin praktisch außer Kraft gesetzt.
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Trotz sowjetischer Widerstände, gelingt
es der BRD, mit der Tschechoslowakei ein
Handelsabkommen abzuschließen (3. August1967) und mit
Jugoslawien wieder diplomatische Beziehungen aufzunehmen
(31. Januar 1968)
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In dem Gegenmemorandum
wiederholt die Sowjetunion ihre Forderungen: Anerkennung
der DDR und der Oder-Neiße-Linie, Verzicht der BRD auf
Kernwaffen. Die BRD wird als Hort des Revanchismus und
des Militarismus bezeichnet.
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Kiesinger befürchtete,
die Hinnahme der Anerkennung der DDR durch Kambodscha
könne Länder der Dritten Welt und des Westens
veranlassen, diesem Schritt zu folgen. Außenminister
Brandt setzt eine "modifizierte Hallstein-Doktrin"
durch: Die Anerkennung der DDR durch dritte Staaten wird
als 'unfreundlicher Akt'
aufgefasst, führt jedoch
nicht mehr automatisch zum Abbruch der diplomatischen
Beziehungen.
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Bildung der Großen Koalition
Wirtschafts- und Finanzpolitik
Notstandsgesetzgebung
Außerparlamentarische Opposition
Bildungspolitik Deutsch-deutsche
Beziehungen Ost- und
Deutschlandpolitik Europapolitik
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Außen- und Sicherheitspolitik
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Ludwig Erhard
hatte sich 1964 verpflichtet, diejenigen
Devisenverluste auszugleichen, die Amerika durch
Ausgaben ihrer in der BRD stationierten Soldaten
erleidet. Wegen drohender Defizite im Bundeshaushalt
versucht die BRD im Mai und September 1966 vergeblich
einen Zahlungsaufschub für den noch ausstehenden Betrag
in Höhe von 2,7 Mrd. DM zu erreichen. Die USA drohten
an, ihre Truppen in der BRD zu reduzieren.
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Ende Januar 1967 unterzeichnet die BRD
den zwischen den USA, Großbritannien und der Sowjetunion
ausgehandelten 'Vertrag über die Grundsätze zur Regelung
der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung
des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer
Himmelskörper'. Die 63 Unterzeichnerstaaten verpflichten
sich auf eine friedliche Erforschung und Nutzung des
Weltraums.
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Im Februar 1966 signalisierte die
Sowjetunion ihr Einverständnis, einen Vertrag über
die Nichtverbreitung von Atomwaffen
abzuschließen. Der NATO-Ministerrat beschließt im
Dezember, eine nukleare Planungsgruppe
einzurichten, in der auch die BRD ein
Mitspracherecht hat.
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Im Mai 1967 ersetzen die
Verteidigungsminister der Mitgliedstaaten die
Doktrin der "massiven Vergeltung" im Falle
eines Angriffs durch die Doktrin der
"Flexible
Response", die von einer stufenweise Eskalation
ausgeht. Für die BRD bedeutet dies, dass sie im
Ernstfall nicht automatisch nukleares Schlachtfeld
wird.
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Auf der
NATO-Tagung in
Reykjavik (Island) am 24./25. Mai 1968 bekunden
die Außenminister der NATO-Mitgliedstaaten ihre
Bereitschaft, gemeinsam mit anderen Staaten (gemeint
sind die Staates des Warschauer Paktes) "konkrete
und praktische Schritte im Bereich der
Rüstungskontrolle zu erkunden" und über
beiderseitig Truppenverminderungen zu verhandeln.
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Bildung der Großen Koalition
Wirtschafts- und Finanzpolitik
Notstandsgesetzgebung
Außerparlamentarische Opposition
Bildungspolitik
Deutsch-deutsche Beziehungen
Ost- und Deutschlandpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
Ende der Großen Koalition
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Europäische Integrationspolitik
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Die EG verfügt über vier
zentrale Organe: Kommission (Brüssel), Ministerrat
(Brüssel), Parlament (Straßburg) und Gerichtshof
(Luxemburg).
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Am 14. Februar 1969 kommt es zu einer
Krise der europäischen Integrationspolitik. Frankreich
ist nicht bereit, den Beschluss des Rats der Europäischen
Union (WEU) vom 6./7. Februar 1969 zu akzeptieren, vor
wichtigen außenpolitischen Beschlüssen Konsultationen
untereinander abzuhalten. Frankreich verkündet –
entsprechend dem Konflikt in der EWG von 1965 – eine
„Politik des leeren Stuhls“ gegenüber den Organen der WEU.
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Bildung der Großen Koalition
Wirtschafts- und Finanzpolitik
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Das Ende der Großen Koalition
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Mit der Verabschiedung des
Godesberger Programms 1959 hatte die
SPD
den
ersten Schritt zur Öffnung für neue Mitglieder- und
Wählerschichten getan. Der eigentliche
Wandel von
einer Arbeiter- zu einer Volkspartei hatte sich
erst in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre und
in den siebziger Jahren vollzogen. Entscheidend war
das Profil der neuen Mitglieder und Wähler:
Beamte und Angestellte, Frauen, junge Menschen,
Angehörige der Dienstleistungsberufe, Personen mit
höheren Bildungsabschlüssen veränderten das Bild der
Sozialdemokratischen Partei von Grund auf. - Vor
diesem Hintergrund war die SPD in der Lage,
politisch mehrheitsfähig zu werden und eine
Koalition mit der FDP einzugehen.
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Die SPD war vor dem
Godesberger Programm im Jahr 1959 auf
Bundesebene eine reine Oppositionspartei mit
einem Grundsatzprogramm, das noch aus dem Jahr
1925 datierte (Heidelberger Programm).
Bis 1959 hatte sich die SPD als Arbeiterpartei
mit deutlich marxistischem Akzent
definiert. Grund und Boden, Bodenschätze und
natürliche Kraftquellen, die der
Energieerzeugung dienen, sollten der
"kapitalistischen Ausbeutung" entzogen und in
den "Dienst der Gemeinschaft" überführt werden.
In der Praxis hatte sich die SPD nach 1945 von
der marxistischen Wirtschaftslehre
verabschiedet. Am 15. November 1959 zog die SPD
die Konsequenzen aus den Veränderungen
der Nachkriegszeit. Auf ihrem
historischen Parteitag in Bad Godesberg
beschloss sie den Wandel von der
Arbeiter- zur Volkspartei. Im
Godesberger Programm hieß es nun: "Freie
Konsumwahl und freie Arbeitsplätze sind
entscheidende Grundlagen, freier Wettbewerb und
freie Unternehmerinitiative sind wichtige
Elemente sozialdemokratischer
Wirtschaftspolitik."
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In der Zeit der Großen Koalition
wandte sich die FDP von ihrem
bürgerlich-mittelständischen Erscheinungsbild ab und
bewegte sich auf ein linksliberal-reformerisches
Ziel zu. Die FDP verordnete sich eine personelle
und programmatische Erneuerung, die ihren Standort
im politischen Spektrum der BRD neu bestimmte und
den Weg zur SPD bahnte.
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Auch die
CDU/CSU sah ab
Mitte der sechziger Jahre die Notwendigkeit, aus dem
Schatten des Regierungschefs (aus einer
Kanzlerdemokratie) herauszutreten und zu einer
politisch schlagkräftigen Mitgliederpartei zu
werden. - Ihre Anpassung an die sich wandelnde
Erwerbsstruktur sollte es ihr ermöglichen, nach
dem Ende der sozial-liberalen Koalition wieder die
politische Führungsrolle im Bund zu übernehmen.
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In
außenpolitischen Fragen gab es
wenig Harmonie zwischen den Partnern der Großen Koalition.
Dem Drängen der SPD, die Beziehungen zu den Staaten des
Ostblocks zu verbessern und das Verhältnis zur DDR zu
normalisieren, vermochten sich die Unionsparteien nicht voll
anzuschließen. Eine Übereinstimmung zwischen SPD und FDP
trat immer deutliche zu Tage.
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Der
Sieg der Sozialdemokraten bei der
Bundestagswahl am 28. September 1969, die als einzige im
Bundestag vertretene Partei Stimmen gewinnt, wird als
Bestätigung des mit dem Godesberger Programm von 1959
eingeleiteten Wandels der SPD von einer ideologisch
bestimmten Klassenpartei zu einer auf die linke Mitte hin
orientierten Volkspartei gewertet.
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Bei einer Wahlbeteiligung
von 86,7% entfallen auf CDU/CSU 46,1% (1965:47,6%); die
SPD kommt auf 42,7% (+3,4%); die FDP verbucht 5,8%
(-3,7%). Nachdem die Partei- und Fraktionsvorstände der
SPD und der FDP der Bildung einer sozial-liberalen
Koalition zugestimmt haben, wählt der Bundestag am
21.10. mit 251 Stimmen (zwei mehr als nötig) Willy
Brandt zum Bundeskanzler.
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Allen Schülern
und Studenten, die gerade eine Prüfung zu bestehen haben,
wünschen wir viel Erfolg. Wir drücken auch die Daumen für
diejenigen, die eine Klausur schreiben müssen oder eine
Hausarbeit bzw. Referat anzufertigen haben.
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Literaturhinweise
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Bracher, Karl
Dietrich/ Theodor Eschenburg/Joachim Fest/Eberhard
Jäckel (Hrsg.)
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Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart und Wiesbaden
1983, Band 4: Klaus Hildebrand: Von Erhard zur
Großen Koalition 1963 - 1969.
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Dülfer, Jost
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Europa im
Ost-West-Konflikt. 1945-1990 (=Oldenbourg Grundriss der
Geschichte 18). München 2004
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Görtemaker, Manfred
|
Kleine Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland. München 2002
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Kaelble, Hartmut
(Hrsg.)
|
Der Boom 1948 - 1973.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen in der
Bundesrepublik Deutschland und in Europa. Opladen 1992.
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Mählert, Ulrich
|
Kleine Geschichte der
DDR. München 1999
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Steininger, Rolf
|
Deutsche Geschichte,
Darstellung und Dokumente in vier Bänden, Frankfurt am
Main 2002. Band 3: 1955 - 1974 (454 Seiten,
Fischer Taschenbuch 15582).
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Stöver, Bernd
|
Die Bundesrepublik
Deutschland. Wissenschaftliche Buchgesellschaft,
Darmstadt 2002, 147 Seiten
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Bildung der Großen Koalition
Wirtschafts- und Finanzpolitik
Notstandsgesetzgebung
Außerparlamentarische Opposition
Bildungspolitik
Deutsch-deutsche Beziehungen
Ost- und Deutschlandpolitik
Außen- und Sicherheitspolitik
Europapolitik
Ende der Großen Koalition
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Stand: 19.01.2022
Copyright © 2022 Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V.
Autor: Dieter Griesshaber
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