Deutschland 1400 - 1517

 

 

 

 

 

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Die Welt des späten Mittelalters (1250 - 1400)

Das Ende der Luxemburger und der Aufstieg der Habsburger Kaiserdynastie (1400 - 1517)

Die Reformation von Luthers Anschlag der 95 Thesen bis zum Wormser Reichstag (1517 - 1521)

Der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648)

Vom Westfälischen Frieden (1648) bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (1740)

Der Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht (1740 - 1763)

Die Französische Revolution bis zum Ende der Diktatur Robespierres (1789 - 1794)

Deutschland in der Zeit der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons (1789 - 1815)

 Restauration und Revolution (1815 - 1830)

Monarchie und Bürgertum (1830 - 1847)

Die Revolution von 1848/49

Von der gescheiterten Revolution 1848 bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871

Die Innen- und Außenpolitik Bismarcks (1871 - 1890)

Das Deutsche Kaiserreich von 1890 bis zum Ausbruch der Ersten Weltkriegs 1914

Die Industrielle Revolution in England und Deutschland (1780 - 1914)

Europäischer Kolonialismus und Imperialismus (1520 - 1914)

Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918)

Der Weg zur Weimarer Republik 1918 - 1919

Der Kampf um die Staatsgewalt in der Weimarer Republik (1919 - 1933)

Die Machtübernahme der NSDAP und die Errichtung der Diktatur Hitlers (1933 - 1939)

Der Zweite Weltkrieg (1939 - 1945)

Der Weg in die Teilung Deutschlands (1945 - 1949)

Der Kalte Krieg: Vom Kriegsende 1945  bis zum Bau der Berliner Mauer 1961

Die Ära Adenauer (1949 - 1963)

Die Kanzlerschaft Ludwig Erhards 1963 - 1966

Kalter Krieg Teil 2: Von der Kubakrise 1962 bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991

Die Zeit der Großen Koalition 1966 - 1969

Die Ära Brandt (1969 - 1974)

Die Kanzlerschaft Helmut Schmidts (1974 - 1982)

Die Kanzlerschaft Helmut Kohls von 1982 bis 1987

Die Kanzlerschaft Helmut Kohls von 1987 - 1989

Der Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands (Teil I: Die DDR von den siebziger Jahren bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989)

Vom Fall der Berliner Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)

 

 

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König Sigismund   König Friedrich III.   König Maximilian I.   Literaturhinweise   Schwaben 1400 - 1520     Köngen 1400 - 1520 (exemplarisch für ein Dorf)


Das Königtum im ausgehenden Mittelalter


  • Die Aufgabe des deutschen Königs, den Frieden des Reiches nach innen und außen zu sichern, konnte mit der mittelalterlichen Lehenstruktur nicht mehr erfüllt werden. Dem König fehlte es an finanziellen und militärischen Mitteln, um die widerstrebenden Reichsstände zur Reichstreue und zur Wahrung des inneren Friedens zu zwingen und die Stellung des Reichs innerhalb der Staatenwelt Europas zu wahren.

  • Nur ein Herrscher mit einem starken Rückhalt im eigenen Territorium (d.h. mit einer starken Hausmacht) konnte hoffen, seine Forderungen durchzusetzen (bzw. die Erwartung auf Friedenssicherung zu erfüllen). Die Bereitschaft, das Hausgut für Reichsbelange einzusetzen, wurde dadurch geschwächt, dass die Königswürde nach dem eigenen Tod durch die Wahl der Kurfürsten auf ein anderes Geschlecht übergehen konnte.

  • Um der Zersplitterung des Deutschen Reiches entgegenzuwirken, war es notwendig, durch eine Reichsreform den Verfall der Königsmacht zu beenden.


Das Königtum im ausgehenden Mittelalter   König Friedrich III.   König Maximilian I.   Literaturhinweise


Sigismund von Luxemburg (Deutscher König 1410 - 1437, Römisch-deutscher Kaiser seit 1433)


  • Die Situation des Reiches zu Beginn des 15. Jahrhunderts
 
  • Karl IV. hatte dem Heiligen Römischen Reich in der "Goldenen Bulle" im Jahr 1356 ein Grundgesetz gegeben, den Frieden weithin mit Mitteln dynastischer Heiratspolitik gewahrt sowie seine Erbländer politisch konsolidiert.

Mit der "Goldenen Bulle" hatte das Ringen um die Modalitäten der Königswahl im Heiligen Römischen Reich ein für alle Parteien rechtlich bindendes Ende gefunden. Sie bestimmte die Bischöfe von Köln, Mainz und Trier, den Markgrafen von Brandenburg, den Herzog von Sachsen, den Pfalzgrafen bei Rhein sowie den König von Böhmen zu den sieben Kurfürsten und bestätigt zugleich die dynastische Erbwahl. Frankfurt am Main wurde als Wahlort festgeschrieben. Die Bedeutung der "Goldenen Bulle" war nachhaltig: Als erstes reichsumfassendes Gesetz regelte sie bis zum Ende des Alten Reiches 1806 verbindlich die Formalitäten der Wahl zum König.

  • In den Jahrzehnten nach dem Tod Karls IV. (1378) drohte sein Erbe willkürlich verschleudert zu werden. Zäher Kampf aller gegen alle: Die unterschiedlichen Interessen der Fürsten-, Ritter- und Städtebünde ließen sich vom König nicht unter einen Hut bringen. Grundsätzlich gilt das Faustrecht.

  • Die Wahl Sigismunds zum deutschen König

 
  • Sigismund ist der Jüngere der beiden Söhne Karls IV. (geboren 1368). 

  • Als der ältere Sohn Karls IV., Wenzel, 1378 die Herrschaft über das römisch-deutsche Reich antrat, zeigte sich bald, dass er die Erwartungen der Reichsfürsten nicht erfüllen konnte. Er besaß weder das taktische Geschick seines Vaters noch dessen Durchsetzungskraft. In der Frage der abendländischen Kirchenspaltung (Schisma) traf er keine Entscheidungen, und auch einen allgemeinen Landfrieden konnte er erst nach jahrelangen schweren Konflikten mit Fürsten und Städtebünden durchsetzen. Immer mehr zog er sich von Reichsgeschäften zurück und konzentrierte seine Kräfte auf seine Hausmachtspolitik in Böhmen. Am 20. August 1400 wurde er von den rheinischen Kurfürsten in Lahnstein als "unnützer, träger, unachtsamer Entgliederer und als unwürdiger Inhaber des Reichs" abgesetzt. Er blieb jedoch König in Böhmen.

  • Nach dem Tod des auf Wenzel folgenden Ruprecht von der Pfalz (Rupprecht III.) wählte am 20.September 1410 ein Teil der Kurfürsten Sigismund zum deutschen König. Die Gegenpartei wählte Jobst von Mähren. Als dieser 1411 starb, herrschte Sigismund unangefochten.

 
 

Die Wahl von zwei Königen war eine Folge der Kirchenspaltung: das Kurfürstenkollegium war schon bei der Papstwahl im Jahr 1378 in sich gespalten und verhielt sich nun dementsprechend bei der Königswahl. Wenzel, König von Böhmen, hatte seit 1400 keine Macht im Reich.

 
 
Sigismund von Luxemburg (*1368, † 1437), römisch-deutscher König von von 1411 bis 1437, römisch-deutscher Kaiser von 1433 bis 1437
 
 
  • 1433: Sigismund wird in Rom zum Kaiser gekrönt.
  • Die Regierungsziele Sigismunds
 
  • Kircheneinigung und Kirchenreform

  • Reichsreform

  • Abwehr der osmanischen Expansion

  • Wahrung und Erweiterung der Hausmacht

  • Kircheneinigung und Kirchenreform
 
  • Das 'Abenländische Schisma' (1378)
 
 
  • Unter dem Druck der römischen Öffentlichkeit, die einen Italiener als Papst forderte, erfolgte am 8. April 1378 die Wahl des Erzbischofs von Bari, Bartalomeo Prignano, zum neuen Papst. Urban VI., wie sich der neue Papst nannte, versuchte die Privilegien der Kardinäle zu beschneiden. Ein Teil des Kardinalskollegiums setzte ihn am 9. August 1378 wieder ab. Am 20. September 1378 wählten diese Kardinäle Robert von Genf, einen Verwandten des französischen Königs, zum neuen Papst Clements VII.. Dadurch, dass Urban VI. sich weiterhin als rechtmäßigen Papst betrachtete, wurde das 'Abendländische Schisma' ausgelöst, das die Kirche in eine verfassungsmäßige und tiefe religiöse Krise stürzte. Die Bruchlinie zwischen den beiden Obödienzen (Gehorsamsbereichen) zog sich quer durch Europa. Während Frankreich und seine Anhänger den in Avignon residierenden Papst Clemens VII. anerkannten, folgten das Heilige Römische Reich und seine Verbündeten Papst Urban VI. in Rom. Ordensgemeinschaften, Klöster, Bistümer und Pfarreien mussten sich entscheiden, welchem Papst sie folgen wollten.

 
  Papst Urban VI. (*1318, † 1389)
Papst von 1378 bis 1389


Papst Clemens VII. (*1342, † 1394)
Papst von 1378 bis 1394

Bild: Musée der Petit Palais in Avignon
         
 
  • Papst Urban VI. starb 1389, Papst  Clemens VII. im Jahr 1394. Nach dem Tod dieser Päpste wählten die Kardinäle beider Seiten wieder einen eigenen Papst (Gregor XII. in Rom und Benedikt XIII. in Avignon).

  • Beim Konzil von Pisa im Jahr 1409 werden sowohl Gregor XII. als auch Benedikt XIII. abgesetzt. Von beiden Päpsten wird der Absetzungsbeschluss des Konzils nicht anerkannt.  Der in Pisa gewählte Papst Alexander V. besteigt nun ebenfalls den Heiligen Stuhl. Als Alexander V. im Jahr 1410 stirbt, wird Johannes XXIII. zum Papst gewählt. Mit Gregor XII., Benedikt XIII. und Johannes XXIII. beanspruchen drei Päpste den Stuhl Petri für sich.

Kriege und die drohende Spaltung der Christenheit waren die Folgen des "Abendländischen Schismas". Es ging jetzt um existentielle Fragen der Kirche: Das Papsttum, im Zusammenspiel mit dem römisch-deutschen Kaisertum eine der tragenden Säulen der Christenheit, war handlungsunfähig geworden. Darüber hinaus drohte der Christenheit weiteres Unheil: Missstände wie der Verkauf von Kirchenämtern oder der Ablasshandel sorgten unter den Gläubigen für Unmut und ließen Reformbewegungen sprießen, die zum Schutz des Seelenheils eine Umkehr forderten.

  • Die Reichsreform
 
  • Ziel: Reorganisation des Reiches; der Verfall der Königsmacht soll beendet werden.

  • Den Plan einer Reichsreform sowie den einer großen europäischen Koalition zum Kreuzzug gegen die Türken konnte Sigismund nicht verwirklichen.

  • Die Reorganisation des Reiches scheiterte nicht zuletzt durch die drängenden Aufgaben in Ungarn und in Böhmen. Auf Böhmen konnte Sigismund nicht verzichten; seit Karl IV. war es Kern der luxemburgischen Hausmacht. Der Kampf um das böhmische Erbe zwang Sigismund, sich häufig in diesem Krisengebiet aufzuhalten. Die Folge war die Vernachlässigung der Reichspolitik.

  • Durch seine zahlreichen Versuche ordnenden Eingreifens ist es  Sigismund jedoch unter geschickter Ausnutzung der vorgegebenen Konstellation gelungen, den unter seinen Vorgängern eingetretenen Verfall der Königsmacht zu stoppen und die imperiale Stellung des Reichs wenigstens vorübergehend zu erneuern.

  • Abwehr der osmanischen Expansion
 
  • Sigismund war sich bewusst, dass der Kampf gegen die Osmanen das erste Problem christlich-europäischer Politik zu sein hatte.

Sigismund, seit 1387 ungarischer König, wollte den Expansionsdrang der Osmanen nach Europa unterbinden. In der Niederlage der Serben bei der Schlacht auf dem Amselfeld (1389) sah er ein letztes Warnzeichen.

 
  • 1396: Ein Heer, bestehend aus ungarischen, deutschen und französischen Rittern wird bei Nikopolis im Norden Bulgariens von den Osmanen völlig aufgerieben. Angesichts der schweren Niederlage sahen sich die christlichen Reiche vorerst außerstande, dem Vordringen der Osmanen auf dem Balkan Einhalt zu gebieten.

Sigismund wurde bei seinem Kreuzzug vom Papst in Rom nicht unterstützt. Grund war die Kirchenspaltung von 1378: Burgund, das sich am Kreuzzug beteiligte, stand auf der Seite der AvignonpäpsteJohann ohne Furcht, der Sohn Herzog Philipps des Kühnen von Burgund, führte das französischen Truppenkontingent an. In Selbstüberschätzung bestand er darauf, den ersten Schlag gegen die Osmanen ohne das durch Sigismund befehligte deutsch-ungarische Heer zu führen. Blindlings liefen die Franzosen in die Falle, die Sultan Bayezid ihnen gestellt hatte.

 
  • Sigismund bemühte sich bis zu seinem Tod im Jahre 1437 vergeblich, seine europäischen Länder zu einem Herrschaftsverband zusammenzuschließen, der den Kampf gegen die Osmanen aufnehmen konnte.
  • Wahrung und Erweiterung der eigenen Hausmacht
 
  • Karl IV. hatte gezielt nach Möglichkeiten gesucht, die Könige von Polen und Ungarn, die beide keine Söhne hatten, zu beerben. 1372 wurde eine Ehe zwischen seinem Sohn Sigismund und einer Tochter Ludwigs I. von Ungarn vereinbart (Ludwig I. regierte in Personalunion auch Polen).
 
  • Als Ludwig I. 1382 stirbt, scheitert die Nachfolge Sigismunds in Polen am Widerstand des dortigen Adels.
 
  • 1387: Durch Heirat mit Maria von Ungarn, wird Sigismund ungarischer König.
  Der ungarische Adel verlangte für die Thronfolge Sigismunds sehr viel Geld. Sigismund musste 1388 die Kurmark an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfänden.  1402 verkaufte er die Neumark an den Deutschen Orden.
 
  • In Böhmen hatte der theologische Reformer Johannes Hus im Volk und auch bei den Adligen viele Anhänger gefunden. Grund dafür waren weniger Glaubensgründe als die Opposition gegen König Wenzel und den herrschenden Klerus.

 
  Johannes Hus Johannes (Jan) Hus (* um 1370, † 1415), theologischer Reformer
 
 
  • Johannes Hus bekämpfte zunächst (um 1410) nur die Verweltlichung der Kirche. Durch seine Förderung der tschechischen Sprache wurde er immer mehr zum Begründer einer böhmisch-nationalkirchlichen Bewegung. 1411 wird er vom Papst exkommuniziert. Sein Kampf gegen den Ablass führte auch zu politischen Auseinandersetzungen. Trotz Zusicherung freien Geleits zum Konzil von Konstanz durch König Sigismund wird er 1415 als Ketzer verbrannt.

  • Nach der Verbrennung von Johannes Hus gewannen die 'Hussiten' immer mehr an Boden. Ihre Forderungen (Freiheit der Predigt, Laienkelch, Armut der Geistlichen, weltliche Strafen für Todsünden) wurden von König Sigismund verweigert. Die Verweigerung der Forderungen und die nach dem Tod von Wenzel IV. im Jahr 1419 verstärkten Bemühungen Sigismunds um die Erhaltung der luxemburgischen Hausmacht in Böhmen führten zu den 'Hussitenkriegen' (1419 - 1436). Die Hussiten verfolgten sowohl kirchenreformerische als auch national-tschechische Ziele.

  • In fünf Kreuzzügen rannten die katholischen Truppen - als Vertreter von Kirche und Staat - gegen die Hussiten an, allerdings ohne Erfolg. Im Gegenzug dehnten die Hussiten ihre Kriegszüge bis über die Reichsgrenzen aus und stellten eine beständige Bedrohung der Katholiken dar. Dabei waren die "Hussiten" kein homogener Gegner, sondern umfassten verschiedene Strömungen, von denen die militanten Taboriten und Orebiten den radikalen Flügel darstellten. Die Utraquisten galten als gemäßigt.

  • Nach vielen militärischen Niederlagen gegen die Hussiten sah sich Sigismund gezwungen, Verhandlungen mit seinen politischen Gegnern in Böhmen aufzunehmen. In Basel gelang 1433 eine Annäherung an die gemäßigten Utraquisten, die sich mit kaiserlichen Truppen gegen die Taboriten verbündeten und sie im Jahr 1434 bei Lipany in der heutigen Slowakei vernichtend schlugen.

  • Am 14. Juli 1436 erkannten die Hussiten auf dem Landtag von Iglau Kaiser Sigismund als rechtmäßigen König von Böhmen an. Zuvor hatten sie in den "Prager Kampaktaten" zugestimmt, die ihnen unter anderem das Abendmahl in beiderlei Gestalt, also auch den Laienkelch, erlaubten.

  • Die Hussitenkriege fanden 1436 zwar ein Ende, doch im Innern Böhmens setzte sich fort, was zum Aufstand der Hussiten beigetragen hatte und wofür viele Menschen gestorben waren: sowohl die Eigenmacht des Adels gegenüber dem König als auch die Gegensätze und Eifersüchteleien innerhalb des Adels. Die Schwäche der staatlichen Ordnung bestimmte weiterhin das Schicksal Böhmens. Im Jahr 1462 erklärte Papst Pius II.  die Zugeständnisse an die Hussiten für ungültig. Nicht zuletzt deshalb verstummten die Rufe nach Reform nicht mehr.

  • Sigismund I. stirbt am 9. Dezember 1437 in Znaim. Mit seinem Tod endet die Herrschaft des luxemburgischen Königshauses.
 

Mit dem Tod Sigismunds war die männliche Linie des Hauses Luxemburg erloschen. Sein Stammland, das Herzogtum Luxemburg hatte Sigismund 1411 an seine Nichte Elisabeth von Görlitz verpfändet. In Finanznot verkaufte diese das Herzogtum 1441 an Herzog Philipp den Guten von Burgund. Bis zum Tod Karls des Kühnen 1477 blieb Luxemburg unter burgundischer Herrschaft.


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Friedrich III. von Habsburg (Deutscher König 1440 - 1493, römisch-deutscher Kaiser seit 1452) 


  • Die Wahl Friedrichs III. zum deutschen König
 
  • Nachfolger Sigismunds I., des letzten Luxemburgers, wird 1438 sein Schwiegersohn, Herzog Albrecht von Österreich, zum deutschen König gewählt. Mit ihm beginnt das "ewige habsburgische Königtum". Albrecht II. stirbt bereits 1439. 

  • Friedrich von Innerösterreich wird zum Vormund des (noch ungeborenen) Sohnes Albrechts II.. Für diesen Erben (Ladislaus Posthumus) übernimmt er als Friedrich III. 1440 die Regierung. Erst zwei Jahre nach der Wahl bricht Friedrich III. zur Krönungsreise nach Aachen auf.

  • Persönlichkeit und Regierungsstil
 
  • Gängige Urteile von Historikern über die Persönlichkeit Friedrichs III. sind: "Bedächtiger und zäher Charakter", "von Natur aus schwerfällig und ohne Tatkraft", "Erzschlafmütze des Heiligen Römischen Reiches", "nicht energisch genug, um sich durchzusetzen", "zögernd, schlaff und quallig", "entschlusslos", "phlegmatisch".

  Friedrich III. von Habsburg (* 1415, † 1493), deutscher König von 1440 bis 1493, römischer Kaiser von 1452 bis 1493.
 
  • Neuere Forschungen zeigen, dass Friedrich III. durchaus das Pro und Kontra einer Lage abwog und vor allem langfristige Ziele anvisierte. Von aktuellen, vorübergehenden Krisen ließ er sich nicht über Gebühr erregen. Paradoxerweise beruhte der Entschluss, in einer bestimmten Lage nicht zu handeln, auch auf einem Entschluss. Sein zögerndes Handeln war häufig Grundlage für große politische Erfolge. 

  • Hinter der Politik Friedrichs III. stand die Vorstellung seiner königlichen (und kaiserlichen) Würde und Herrschaftsrechte. Als Kaiser sah er sich als obersten Gerichtsherr. Gleichzeitig glaubte er an die imperiale Sonderstellung des Hauses Österreich.

  • Basierend auf seiner Vorstellung, oberster Herr des Rechts zu sein, versuchte er häufig, politische Konflikte mit Hilfe juristischer Verfahren zu lösen. Sein juristisches Herrschaftswissen kam ihm dabei zugute.

  • In seiner Rolle als oberster Gerichtsherr konnte Friedrich III. belohnen und bestrafen: So war es ihm möglich, zur Belohnung Reichslehen oder Regalien zu vergeben und als Strafe auch zu entziehen. Zum gleichen Zweck vergab oder entzog er dem Adel die "Blutgerichtsbarkeit" (d.h. das Recht, Strafen an Leib und Leben zu verhängen und zu vollstrecken).

  • Neben den auf dem römischen Recht basierenden Maßnahmen benutzt Friedrich III. auch finanzpolitische Instrumente um seine Herrschaft zu sichern bzw. zu erweitern. In den letzten zwei Jahrzehnten spielen auch kriegerische Aktivitäten eine Rolle.

  • Reichspolitik
 
  • Durch den frühen Tod Albrechts II. (deutscher König 1438/39, König von Böhmen und Ungarn 1437 - 1439) wurden Ansätze einer starken Reichspolitik auf territorialer Grundlage (Vereinigung von Österreich, Ungarn und Böhmen)  zerstört.

  • Das 'Landfriedensgesetz' von 1442, das auf einer Vereinbarung zwischen Friedrich III. und den Reichständen beruhte, wurde in der Praxis nicht umgesetzt.  Die Fürsten verfolgten weiterhin ihre Sonderinteressen; dem König fehlten zur Durchsetzung seiner Ziele finanzielle und militärische Ressourcen.

  • In dem Zeitraum 1444 bis 1471 hielt sich Friedrich III. nur in seinen Erbländern im äußersten Südosten des Reiches auf. Grund waren Spannungen innerhalb der Familie Habsburg sowie Auseinandersetzungen mit dem Adel Böhmens und Ungarns.

 

An der Spitze einer Allianz aus ungarischen, polnischen und walachischen Truppen zog der ungarische Reichsverweser Johann Hunyadi 1448 den Türken entgegen. Am 17. Oktober begann die dreitägige Schlacht auf dem Amselfeld im Kosovo, genau dort, wo 1389 serbisch-bosnische Truppen 1389 eine einschneidende Niederlage gegen die Türken erlitten. Die Geschichte wiederholte sich: Hunyadi war den Gegnern hoffnungslos unterlegen und wurde in die Flucht getrieben. Beide Niederlagen auf dem Amselfeld verankerten sich tief im serbischen Gedächtnis.

  • 1452 wird Friedrich III. in Rom zum Kaiser gekrönt. 

 

Siehe Historischer Atlas: Heiliges Römisches Reich um 1450

   
 
  • Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 wartete man im Reich vergeblich auf ein Engagement des Kaisers. Eine von den Wittelsbachern angeführte Fürstengruppe plante die Absetzung Friedrichs III.
  Ein Zeitgenosse Friedrichs schreibt: "Der Kaiser sitzt daheim, bepflanzt seinen Garten und fängt kleine Vögel, der Elende".  (Friedrich III. hat sich mit Vergnügen der Agrikultur und der Birnenzucht gewidmet.)
   
 
  • Maßnahmen zur Stärkung der Zentralgewalt lassen sich seit den sechziger Jahren deutlich erkennen; nach 1470 beschleunigt sich die Modernisierung des Reiches.

  • 1467 trifft Friedrich III. eine Maßnahme zur Friedenssicherung im Reich: Eigenmächtiges militärisches Vorgehen des Adels (Landfriedensbruch) wird zum Majestätsverbrechen erklärt, auf das nach dem Vorbild des römischen Rechts die Todesstrafe stand. Von dieser Regelung wird mehrmals Gebrauch gemacht.

  • Maßnahmen zur finanziellen Konsolidierung der Königsherrschaft: Sämtliche königlichen und kaiserlichen Dienstleistungen (z.B. die Vergabe von Hoheitsrechten)  mussten bezahlt werden. Auf das von Karl IV. verwendete Mittel der Verpfändung von Reichsgut wird verzichtet.

  • Ab 1471 wird Friedrich III. auch in den westlichen Grenzregionen des Reichs aktiv. 

  • Wahrung und Erweiterung der Hausmacht
 
  • 1444: Erfolgloser Versuch Friedrichs III., den Schweizern ihre durch die Schlacht bei Sempach (1386) gewonnenen habsburgischen Gebiete wieder zu entreißen.
 

Ohne Wissen der Kur- und Reichsfürsten hatte Friedrich III. den französischen König Karl VII. gebeten, ihn gegen die Schweizer militärisch zu unterstützen. Die Söldnerhaufen (Armagnacs), die Karl VII. in das Reichsgebiet schickte, erlitten in einer Schlacht in der Nähe von Basel so hohe Verluste, dass sie aus dem Schweizer Gebiet abzogen und stattdessen  das obere Elsass verwüsteten.  Nach Zwistigkeiten mit dem deutschen Reichstag in Nürnberg zog sich Friedrich III. aus der "Schweizer Affäre" zurück, er nahm Rücksicht auf seine Seelenruhe.

   
 
  • Spannungen mit den Adligen Böhmens und Ungarns. Friedrich III. wahrt die Interessen seiner Hausmacht.
 
  • 1458 wählte der ungarische Adel Matthias Corvinus zum König. Kaiser Friedrich wurde ein Jahr darauf zum Gegenkönig ernannt. 1463 gelang ein Arrangement, wonach Friedrich die Stellung von Corvinus akzeptierte und selbst als ungarischer König anerkannt wurde. Bedingung des Kaisers war, dass ihm ganz Ungarn zustehe, falls Corvinus keine Erben hat.

  • Corvinus eroberte Niederösterreich, Kärnten und die Steiermark. 1485 vertrieb er den Kaiser aus Wien.  1490 starb er ohne Nachfolger.  

 
  • Spannungen innerhalb der Habsburgischen Familie
 
  • Im Verlauf des Krieges mit seinem Bruder, Herzog Albrecht VI. kommt es 1462 zu einer demütigenden Belagerung Friedrichs III. und seiner Familie in der Wiener Hofburg.

  • 1486 setzte Friedrich III. die Nachfolge seines Sohnes Maximilian als deutschem König durch. Von diesem Zeitpunkt an regierten Vater und Sohn gemeinsam.

  • Kirchenpolitik
 
  • Mit dem Konkordat, das Friedrich III. 1445  mit dem Papst abschließt, gewinnt er erhebliche Kontrollrechte für die Kirche Österreichs, ebenso die Garantie der Kaiserkrönung.
 

Ratgeber Friedrichs III. in dieser Angelegenheit war Enea Silvio Piccolomini (der spätere Papst Pius II.). Dieser hatte sich nach seiner Priesterweihe 1445 vom Gegner zum Anhänger der Kurie gewandelt. Friedrich III. machte diese Umkehr mit, ließ sich dies jedoch reichlich honorieren.

 
  • Durch das Konkordat vom Februar 1448 wird die weltliche Macht im Kirchenbereich weiter gestärkt. Friedrich III. erzielte - neben finanziellen Gewinnen - ein Mitspracherecht bei der kirchlichen Stellenbesetzung. 

  • Friedrich III. machte dieses Konkordat nicht zum Reichsgesetz, so dass die Regionalfürsten nicht gezwungen waren, den Vertrag zu akzeptieren. Durch eigene Verhandlungen mit dem Papst konnten sie zusätzliche Vorteile herausholen.

  • Durch die Verbindung mit der weltlichen Macht hat das Papsttum die geplanten Reformen "an Haupt und Gliedern" für das 15. Jahrhundert aufgegeben.  Das Papsttum der Renaissance beginnt sich auszuformen.

 
  • Friedrich III. starb 1493 in Linz nach einer spektakulären Beinamputation. Sein Leichnam, mit kostbaren Wässern und Salben einbalsamiert, wurde, auf einem Sessel sitzend, in der großen Stube des Linzer Schlosses einen Tag lang jedermann gezeigt, dann nach Wien überführt und, mit dem amputierten Bein vereint, zu St. Stephan beigesetzt. (Der Sitz ist symbolhafter Ausdruck der Herrschergewalt.)
 

Nebenbei bemerkt: In die Regierungszeit Friedrichs III. fällt die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern aus Metall durch Johannes Gutenberg (eigentlicher Name: Johannes Gensfleisch zur Lade). Auf dem Reichstag in Frankfurt werden im Herbst 1454 gedruckte, aber noch ungebundene Bibeln angeboten. Viele Entwicklungen wären ohne diese Erfindung anders verlaufen oder hätten gar nicht stattgefunden: Ausbreitung der Renaissance und des Protestantismus, industrielle und politische Revolutionen der Neuzeit.

   

Das Königtum im ausgehenden Mittelalter   König Sigismund   König Friedrich III.   Literaturhinweise


Maximilian I. (Deutscher König 1486 - 1519, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ab 1508)


  • Die Situation des deutschen Reiches am Ende des 15. Jahrhunderts
 
  • Die Neuformation der Machtverhältnisse in Europa verlangte eine Reorganisation des deutschen Reiches sowie eine Stärkung der Machtposition des Kaisers.

  • Ansprüche an eine Reform des deutschen Reiches 

 
 
  • Regelmäßige Einkünfte sollten den Kaiser in die Lage versetzen, mit einem zeitgemäß ausgerüsteten Heer den Frieden nach innen und außen zu wahren. 
  Voraussetzung war die Bewilligung von Reichssteuern durch die Reichsstände sowie die Möglichkeit des Herrschers, diese Steuern durch eigene Behörden  einzutreiben (straffe Zentralverwaltung).
   
 
  • Erhöhung der Regierungseffizienz durch Ablösung des auf die Person des Herrschers ausgerichteten Hofsystems. Unterstützung des Herrschers durch ein kollegiales 'Regierungsregiment', das auch in dessen Abwesenheit aktiv werden konnte.
  • Ablösung der regional und zeitlich begrenzten Friedensordnungen durch einen 'Ewigen Reichslandfrieden'. Errichtung von Institutionen zur Durchsetzung dieses Friedens.
  • Das Regierungsprogramm Maximilians 
 
  • Einführung von Reichssteuern

  • Bewahrung des Landfriedens

  • Einführung eines 'Regierungsregiments'

  • Aufstellung eines Reichsheeres

 
 

Maximilian I. von Habsburg (* 1459, † 1519), 1486 Krönung zum römischen König, 1493 Übernahme der Regentschaft über das Heilige Römische Reich, 1508 Ausrufung als erwählter römischer Kaiser (ohne päpstliche Krönung)  
       
  • Die Einführung von Reichssteuern
 
  • Die Einführung von Reichssteuern sollten Maximilian die notwendige Handlungsfreiheit gewährleisten. Um finanzielle Hilfen der Reichsstände für einen beabsichtigten Romzug zu erhalten, beruft Maximilian I. den Reichstag nach Worms ein.

  • Die Reichsstände befürchteten durch die Einführung von Reichssteuern eine Stärkung der Königsmacht. Berthold von Henneberg, als Erzbischof von Mainz zugleich Erzkanzler des Reichs, versuchte, durch Bewilligungsversprechen Reformmaßnahmen zu erreichen, die auf die Einschränkung königlicher Macht zugunsten der Stände zielen und zugleich die Einheit des Reiches stärken sollten. 

  • Der Wormser Reichstag 1495 stimmte der Einführung von Reichssteuern zu. In der Folge kamen jedoch nur sehr wenige Reichsstände ihrer Pflicht nach, die bewilligten Steuern einzuziehen und an den König abzuführen.

 
 
  • Keine Bedrohung von außen - die Gefährdung des Reichslehens Mailand durch die Franzosen, die Türkengefahr im Osten, die Hilferufe des Deutschen Ordens gegen den König von Polen - konnte die Reichsstände dazu veranlassen, dem König die in Worms bewilligten Steuern zuzuführen.

  • Zur Finanzierung seiner Vorhaben war Maximilian gezwungen, die Ressourcen seiner Erbländer zu mobilisieren. Dazu gehörten auch die Silberbergwerke in Tirol.

  • Die Bewahrung des Landfriedens
 
  • Damit der von Maximilian I. in Worms verkündete "Ewige Landfrieden" auch Wirklichkeit werden konnte, verabschiedeten die auf dem Reichstag von Worms zusammengekommenen Territorialherren, die Reichsstände, gemeinsam mit dem Kaiser einen Kompromiss zur Reform der Reichsverfassung. Damit jeder seine Ansprüche zukünftig nicht mehr durch das überkommene mittelalterliche Fehderecht, sondern auf einem geordneten Rechtsweg durchsetzen konnte, sah der Beschluss die Einrichtung eines vom Kaiser unabhängigen Reichskammergerichts vor.
 
  • Um die Reichsstände zur Steuerbewilligung zu bewegen, akzeptierte er  ständische Positionen wie die Besetzung des Reichskammergerichts und dessen Lokalisierung außerhalb des Königshofes. Die Kompetenz des Reichskammergerichts in Angelegenheiten des Landesfriedensbruchs konnten vom König im Reichstag durchgesetzt werden.
 
  • Maximilian I. führte den Beschluss über das Reichskammergericht loyal durch: Noch im Jahr 1495 wurde es in Frankfurt feierlich eröffnet.

  • Die Zuständigkeit des Reichskammergerichts bezog sich in erster Instanz auf Zivilprozesse gegen Reichsunmittelbare und Fälle von Landfriedensbruch. Als zweite Instanz diente das Reichskammergericht bei der Anfechtung von Urteilen landesherrlicher und reichsstädtischer Obergerichte in Zivilsachen. Das Gericht war in hohem Maße von den Reichsständen beeinflusst, d.h. vom König unabhängig.

 
  • Die in Worms 1495 gefassten Beschlüsse zum 'Ewigen Reichslandfrieden' wurden keineswegs schlagartig umgesetzt. So kämpften einige Reichsstände weiterhin um das Fehderecht.
  • Einführung eines 'Regierungsregiments'
 
  • Die Reichstände verlangten auf dem Wormser Reichstag 1495 ein von ihnen dominiertes Reichsregiment. Hier kam es zu keiner Einigung mit dem König.
  Mit einem ständischen Reichsregiment wäre dem König jegliche Entscheidung in Reichsangelegenheiten - sogar über die Außenpolitik und die Kriegsführung - genommen worden.
  • Um weiteren Plänen der Reichsstände für ein ständisch dominiertes Reichsregiment zuvorzukommen, errichtete Maximilian in Innsbruck ein Regiment für die Erbländer und das Reich, zu dem auch eine Schatzkammer für die Finanzverwaltung und die Steuereintreibung gehörte.
  Hintergrund auch dieser Maßnahme war, sich Geldmittel zu verschaffen. Nur mit Hilfe der Geldmittel, die diese Behörden mobilisierten, konnte sich Maximilian behaupten. Allerdings konnte die Finanzverwaltung nur in den Erbländern tätig werden.
  • Als die Geldquellen aus den Erbländern versiegten, gab Maximilian auf dem Augsburger Reichstag des Jahres 1500 dem Drängen der Reichsstände nach, ein ständisches Reichsregiment zu akzeptieren, in der Hoffnung, der Reichstag würde neue Reichssteuern bewilligen.
 

Auch dem in Nürnberg residierenden Regiment gelang es nicht, die Stände zur Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber dem Reich zu bewegen. Die ständisch dominierte Reichsverfassung blieb so ein kurzfristiges Intermezzo. Das Reich kehrte zu einer gemischt monarchisch-ständischen Verfassung zurück. Bezüglich der Reichssteuern blieb der König Bittsteller. Er hatte weiterhin keinen Einfluss auf die Eintreibung von Steuern.

  • Aufstellung eines Reichsheeres
 
  • Der Wormser Reichstag hatte die Aufstellung eines Reichsheeres beschlossen.
 
  • Trotz des Mangels an finanziellen Ressourcen ist es Maximilian im Laufe seiner Regierungszeit gelungen, den Landsknechten eine straffe, einheitliche Organisation zu geben.
 
  • Trotz seiner persönlichen Vorliebe für die Reiterei und das Geschützwesen, legte Maximilian den Schwerpunkt seines Militärs auf das infanteristische Söldnerwesen.
 
  • Das Fußvolk kämpfte nun erfolgreich in geschlossenen, quadratischen 'Gevierthaufen'. Auch die Berittenen traten nicht mehr als Einzelkämpfer, sondern als Formation auf. Die Geschütze wurden zur Begleitwaffe der infanteristischen Söldnerheere.
 
  • Die Bereitschaft des Söldnerheeres, für die Interessen des Königs zu kämpfen, hing vor allem von der Höhe des Soldes ab. Solange sie nicht bezahlt wurden - und dies kam häufig vor - waren sie kampfunwillig. Ganze Kompanien wurden aus Geldgründen zur Fahnenflucht veranlasst.
  • Die Heiratspolitik Maximilians
 
  • 1477: Heirat Maximilians mit der reichsten Erbin seiner Zeit, Maria von Burgund, der Tochter des kurz zuvor gefallenen Karls des Kühnen. Eingefädelt wurde diese Hochzeit von seinem Vater (Friedrich III.)
 
  • Mit dieser Hochzeit wurde die Basis für das weitere Ausgreifen des Hauses Habsburg - auch nach dem Tod Marias im Jahre 1482 - geschaffen. Es bedurfte allerdings eines 15jährigen Krieges, ehe es gelang, bedeutende Teile des burgundischen Erbes an das Haus Habsburg zu binden.
  • Mit der burgundischen Heirat Maximilians beginnt eine Serie von genealogischen Zufällen aus Heiraten, Todesfällen und Erbschaften, die den Habsburgern innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem Reich verhalf, in dem "die Sonne nicht unterging".
 
  • 1495: Doppelhochzeit der beiden Kinder aus Maximilians burgundischer Ehe, Philipp dem Schönen und Margarethe, mit den Kindern des spanischen Königs (Ferdinand II. von Aragón), Johanna und Johann.

  • Der Infant Johann stirbt ein halbes Jahr nach der Eheschließung. Nach dem Tod ihrer beiden älteren Geschwister Johann und Isabella wird Johanna die Erbin der spanischen Königreiche. Nach dem Tod ihrer Mutter Isabella I. von Kastilien und León im Jahr 1504 reklamiert Johanna das Königreich Kastilien für sich.  Mit Philipp hatte Johanna zwei Söhne und eine Tochter. 1506 erliegt ihr Mann, Philipp der Schöne, erst 28 Jahre alt, einem Fieberleiden. Nach dem Tod ihres Mannes verfällt Johanna in eine tiefe Depression. Zunächst führt Ferdinand II. für sie die Regentschaft in Kastilien, dann, ab 1516, ihr Sohn Karl, der spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Karl V. (reg. 1530-1536). Bis zu ihrem Tod am 12. April 1555 in Tordesillas bleibt Johanna formal Königin. Der jüngere Sohn wird 1556 zum Kaiser Ferdinand I. (reg. 1556-1564) gekrönt.

 
 

Nach dem Tod der Ehefrau Ferdinands II. von Aragón, Isabella von Kastilien und León (der Katholischen), im Jahre 1504, hätte ein weiteres Kind aus der zweiten Ehe des spanischen Königs mit der französischen Prinzessin Germaine de Fois die Herrschaft der Habsburger noch verhindern können. Die Ehe blieb jedoch kinderlos.

 
  • Das Fundament der Herrschaft über die Königreiche Ungarn und Böhmen wird 1515 in der "Wiener Doppelhochzeit" gelegt. Maximilian heiratet, stellvertretend für einen seiner Enkel Karl und Ferdinand, Anna, die Tochter König Wladislaws von Polen. (Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, welcher Enkel Anna heiraten sollte). Maximilians Enkelin Maria heiratete Wladislaws einzigen Sohn, Ludwig. (Maria war zehn Jahre alt, Ludwig neun.)

  • 1516 wird Anna von Böhmen und Ungarn, mit dem jüngeren der beiden Kaiserenkel, Ferdinand, getraut.

  • 1526 stirbt der Sohn Königs Wladislaws von Polen in der Schlacht bei Mohács. Durch die Kinderlosigkeit seiner Ehe mit Maximilians Enkelin Maria wird die habsburgische Erbfolge ermöglicht.

  • Durchsetzung und Sicherung der Erbschaften
 
  • Der Erbfolgekrieg um Burgund
 
  • Am 7. August 1479 gelingt Maximilian bei Guinegate (Théouranne) ein Sieg gegen den französischen König Ludwig XI. (1461-1481).

  • Maximilian muss sich gegen die niederländischen Städte durchsetzen, die danach strebten, den ihnen aufgezwungenen Einheitsstaat wieder aufzulösen und ihre provinziellen Selbständigkeiten zurück zu gewinnen.

  • Krieg gegen Frankreich auch um das zum Reich gehörende Herzogtum Mailand.

  • 1482:  Im Frieden von Arras muss Maximilian seine Tochter Margarethe dem künftigen Karl VIII. von Frankreich versprechen (Im gleichen Jahr war Maria von Burgund bei einem Jagdunfall gestorben).

  • 1493 Friede von Senlis: Das Herzogtum Burgund wird zwischen der französischen Krone (Karl VIII.) und Habsburg (Maximilian) geteilt.

 
  • Der Kampf um Böhmen und Ungarn
 
  • 1490: Beendigung der Erbteilungen innerhalb des Hauses Habsburg. Vereinigung aller habsburgischen Herrschaftslinien bei Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian.
 

Nachdem 1457 die niederösterreichische Linie ausgestorben war, blieb auch die Tiroler Linie ohne Erbe: Sigmund, Erzherzog von Österreich-Tirol, hatte keine legitimen Erben, so dass er sich 1490 entschloss, seine Länder an König Maximilian zu übergeben. Maximilian gelangte so in den Besitz der reichsten Silberbergwerke Europas.

 
  • Nach dem Tod des ungarischen Königs Matthias I. Corvinus im April 1490 gelingt es König Maximilian, die Ungarn aus seinen Erblanden zu vertreiben.

Mit Nachdruck hatte Matthias seinen Anspruch auf die Krone in Ungarn gegen den Habsburger Kaiser Friedrich III. durchgesetzt. Als der böhmische König von Podriebrad eine Revolte des österreichischen Adels gegen Friedrich III. unterstützte, trat Matthias auf die Seite des Kaisers. Er eroberte Mähren und Schlesien und ließ sich 1469 als Gegenkönig Georgs in Böhmen wählen.

  • 1491: Friede von Pressburg: Maximilian gelingt Zusicherung der Erbfolge in Ungarn und Böhmen falls König Wladislaw bei seinem Tod keine Kinder hat.

 
  • Der Krieg mit den Schweizern
 
  • Die Schweizer weigerten sich, die Beschlüsse des Wormser Reichstags von 1495 (Reichssteuer, Zuständigkeit des Reichskammergerichts) anzunehmen. Sie sahen in der neuen Reichsverfassung eine Bedrohung ihrer Selbständigkeit.
 
  • Bei dem 1499 beginnenden Krieg ging es Maximilian - neben der Verpflichtung der Schweizer zur Reichstreue, d.h. vor allem zur Abgabe von Reichssteuern - um die Reaktivierung und Ausdehnung seiner Herrschaftsrechte in Tirol.
Für Maximilian waren der Ausbau seiner Positionen in Tirol und die Sicherung des Engadins von großer Bedeutung, ging es doch um die Verbindung zum Herzogtum Mailand, das aufgrund seiner Heirat mit der Nichte des Herzogs 1493 in das Zentrum der königlichen Politik rückte. 
 
  • In mehreren Schlachten in Graubünden und Tirol siegten die Eidgenossen. Auch im Bodenseegebiet waren sie erfolgreich: in der Schlacht an der Calven gegenüber einem tirolischen Aufgebot, in der Schlacht bei Dornach (22.7.1499) gegenüber den Kontingenten des Schwäbischen Bundes.

  • Am 22.September 1499 wird in Basel ein Friedensvertrag unterzeichnet, in dem sich die Schweizer den Erwerb einst habsburgischer Territorien bestätigen ließen. Außerdem wird die Eidgenossenschaft von der Reichssteuer freigestellt und das Reichskammergericht für die Schweiz nicht zuständig erklärt. Die Reichszugehörigkeit blieb jedoch unbestritten.

 
  • Der Krieg in Italien
 
  • Nach dem Basler Frieden von 1499 hatten sowohl Maximilian als auch die Schweiz freie Hand, in den Kampf um die Herrschaft in Italien einzutreten.
 

Angestoßen wurde der Konflikt um Italien vom französischen König Karl VIII. .Er hatte 1494 versucht, das Königreich Neapel-Sizilien zu erobern, um die vom Haus Anjou beanspruchten Rechte durchzusetzen. Obwohl Karl VIII. scheiterte, setzte sein Nachfolger, Ludwig XII., die französische Italienpolitik fort. Ludwig XII. konzentrierte sich auf den Erwerb des Herzogtums Mailand.

 
  • Maximilian sah in dem Besitz Italiens einen wichtigen Faktor für die Stellung des römisch-deutschen Kaisertums und für die Vorherrschaft in Europa. Bei der Eröffnung des Reichstags in Worms 1495 forderte er von den Reichsständen "eilende Hilfe" zur Verteidigung des Reiches - allerdings vergeblich.

  • 1499: Mit Hilfe von in der Schweiz angeworbenen Söldnern wurde der Herzog von Mailand, Ludwig Sforza, von den Franzosen vertrieben. Maximilian, der durch die Ehe mit Bianca Maria Sforza persönlich mit dem Herzoghaus verbunden war, konnte es aufgrund mangelnder Ressourcen nicht verhindern.

  • 1509 wird das Bündnis mit Frankreich von den Schweizern nicht erneuert. Sie verfochten nun eigene Ziele.

  • Im Sommer 1512 besetzen die Schweizer Mailand. Massimiliano, der Sohn des von den Franzosen gefangenen Herzog Ludwigs, wird als Herzog eingesetzt - die faktische Herrschaft übten die Schweizer aus.

  • Der Versuch Maximilians, die Schweizer an einem Angriff gegen Frankreich zu beteiligen (zusammen mit burgundisch-habsburgischen und englischen Truppen) scheiterte: Hohe französische Geldzahlungen brachte die Schweizer Truppen, die bei der Stadt Dijon kämpfen sollten, von ihrem Angriff ab.

  • Im Februar 1508 bricht der große Venezianerkrieg aus, der acht Jahre dauerte und in den fast alle europäischen Großmächte verwickelt waren. Den äußeren Anlass bildete der Wunsch Maximilians, sich in Rom zum Kaiser krönen zu lassen. Venedig verwehrte ihm mit Waffengewalt den Durchzug. Bei der Belagerung von Padua wird die Armee Maximilians durch Venedig abgekauft.

 
  • In den Jahren von 1508 bis zum Tod Maximilians im Jahre 1519 versuchten Frankreich und die Schweizer Eidgenossen Eroberungen in Italien zu machen, während der deutsche Kaiser - aufgrund der fehlenden Unterstützung durch die Reichsstände - in diesen europäischen Machtkampf kaum eingreifen konnte. 

Die Schweizer unterlagen 1515 gegen ein französisches Heer. Ihre früheren Erfolge wurden dadurch zunichte gemacht. Das Herzogtum Mailand kam wieder in den Besitz Frankreichs. Die Schweizer Eidgenossen beschlossen, sich in Zukunft aus kriegerischen Auseinandersetzungen heraus zu halten. In einer Erklärung vom 14. September 1515 verzichteten sie auf weitere Angriffskriege. Neutralität sollte von nun an prägender Bestandteil der Eidgenossenschaft sein.

 

Nebenbei bemerkt: In die Regierungszeit Kaiser Maximilians fällt die Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1492). Seinem Weg folgen später Eroberer und Missionare, Siedler und afrikanische Sklaven, Waren und Ideen. Dafür kommen Gold und Silber nach Europa, Kartoffeln, Tabak, Mais - und der Traum von einer "Neuen Welt".

 

 

Nebenbei bemerkt: Peter Henlein, deutscher Schlosser und Feinmechaniker (*zwischen 1479 und 1485 in Nürnberg, † 1542 in Nürnberg) stellte um 1510 als Erster dosenförmige Uhren her. Dadurch wurde die Zeitmessung transportabel gemacht. Bei Uhrmachern und Historikern sind die Person und das Werk Peter Henleins (auch Hele oder Henle) nicht unumstritten.  Fest steht, dass Henlein  eine Technik entwickelt hat, Uhrwerke so klein und schwerkraftunabhängig zu machen, dass sie am Körper getragen werden konnten. Der Humanist und Theologe Johannes Cochlaeus schreibt im Jahr 1512 folgendes:  „Petrus Hele macht Uhren, die selbst die gelehrtesten Mathematiker bewundern. Er fertigt nämlich aus wenig Eisen Werke mit sehr vielen (Zahn)rädern, die immer wie man sie kehrt und wendet, ohne jedes Gewicht 40 Stunden lang (die Zeit) zeigen und schlagen, auch wenn man sie an der Brust oder in der Gürteltasche trägt.“  Fakt ist allerdings, dass Peter Henlein weder den ‚Federzugantrieb‘ noch die ‚Unruhe‘ erfand.


Allen Schülern und Studenten, die gerade eine Prüfung zu bestehen haben, wünschen wir viel Erfolg.  Wir drücken auch die Daumen für diejenigen, die eine Klausur schreiben müssen oder eine Hausarbeit bzw. Referat anzufertigen haben.


Literaturangaben


Angermeier, Heinz

Die Reichsreform 1410 - 1555. Die Staatsproblematik in Deutschland zwischen Mittelalter und Gegenwart. München 1989.

Hoensch, Jörg K.

Die Luxemburger: Eine spätmittelalterliche Dynastie.

Hoensch, Jörg K.

Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368 - 1437 (1996)

Körber, Esther

Habsburgs europäische Herrschaft. Von Karl V. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Geschichte Kompakt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002. 160 Seiten

Krieger, Karl-Friedrich

Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf  I. bis Friedrich III. 1994

Leuschner, Joachim - Boockmann, Hartmut

Europa im Hoch- und Spätmittelalter.1982.

Lutz, Heinrich

Das Ringen um deutsche Einheit und kirchliche Erneuerung. Von Maximilian I. bis zum Westfälischen Frieden. 1490 bis 1648. Propyläen Geschichte Deutschlands, Band 4. Berlin 1983

Moraw, Peter

Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 - 1490 (Propyläen-Geschichte Deutschlands, Band 3, 1985)

Schubert, Ernst

Einführung in die deutsche Geschichte im Spätmittelalter (1998)

Seibt, Ferdinand (Hg.)

Handbuch der Europäischen Geschichte, Band 2, (1994  4. Auflage)

Thomas, Heinz

Deutsche Geschichte des Spätmittelalters 1250 - 1500, (1983)

  Und hier ein Roman, der neben einer spannenden Geschichte auch außergewöhnlich gut das gesellschaftliche Leben des 15. Jahrhunderts beschreibt:   Vandenberg, Philipp: Der Spiegelmacher.

Das Königtum im ausgehenden Mittelalter   König Sigismund   König Friedrich III.   König Maximilian I.   Literaturhinweise   Schwaben 1400 - 1520     Köngen 1400 - 1520 (exemplarisch für ein Dorf)  zurück zum Seitenanfang


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