Die Welt des späten
Mittelalters (1250 - 1400)
Das Ende der Luxemburger
und der Aufstieg der Habsburger Kaiserdynastie (1400 - 1517)
Die Reformation von
Luthers Anschlag der 95 Thesen bis zum Wormser Reichstag (1517 - 1521)
Der Dreißigjährige Krieg
(1618 - 1648)
Vom Westfälischen Frieden
(1648) bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (1740)
Der Aufstieg Preußens zur
europäischen Großmacht (1740 - 1763)
Die Französische
Revolution bis zum Ende der Diktatur Robespierres (1789 - 1794)
Deutschland in der Zeit der
Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons (1789 - 1815)
Restauration und
Revolution (1815 - 1830)
Monarchie und Bürgertum (1830
- 1847)
Die Revolution von
1848/49
Von der gescheiterten
Revolution 1848 bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871
Die Innen- und Außenpolitik
Bismarcks (1871 - 1890)
Das Deutsche Kaiserreich
von 1890 bis zum Ausbruch der Ersten Weltkriegs 1914
Die Industrielle
Revolution in England und Deutschland (1780 - 1914)
Europäischer
Kolonialismus und Imperialismus (1520 - 1914)
Der Erste Weltkrieg (1914 -
1918)
Der Weg zur Weimarer
Republik 1918 - 1919
Der Kampf um die Staatsgewalt
in der Weimarer Republik (1919 - 1933)
Die Machtübernahme der NSDAP
und die Errichtung der Diktatur Hitlers (1933 - 1939)
Der Zweite Weltkrieg (1939
- 1945)
Der Weg in die Teilung
Deutschlands (1945 - 1949)
Der Kalte Krieg: Vom
Kriegsende 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961
Die Ära Adenauer (1949 -
1963)
Die Kanzlerschaft Ludwig
Erhards 1963 - 1966
Kalter Krieg Teil 2: Von
der Kubakrise 1962 bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991
Die Zeit der Großen
Koalition 1966 - 1969
Die Ära Brandt (1969 - 1974)
Die Kanzlerschaft Helmut
Schmidts (1974 - 1982)
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1982 bis 1987
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1987 - 1989
Der Weg zur
Wiedervereinigung Deutschlands (Teil I: Die DDR von den siebziger Jahren
bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989)
Vom Fall der Berliner
Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)
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Kolonialismus in Mittelamerika und der Karibik 1520 - 1760
Kolonialismus in Asien 1520 - 1760
Europäische
Territorialherrschaft 1770 - 1880
Europäischer Imperialismus 1880 - 1914
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Erläuterung von Begriffen
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Als
'Kolonie'
bezeichnet
man ein unselbständiges Gebiet, in dem eine fremde
Staatsmacht die direkte Herrschaft über die
einheimische Bevölkerung ausübt. Die landfremden
Herrschaftsträger stehen dabei in dauerhaften
Abhängigkeitsbeziehungen zu dem räumlich entfernten
"Mutterland", welches Besitzansprüche auf das
(meistens durch Gewalt erworbene) Territorium
erhebt.
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Bei der
kolonialen Herrschaft üben die Vertreter der
Kolonialmacht die zentralen Hoheitsfunktionen
wie Besteuerung, Rechtsprechung sowie Polizei-
und Militärgewalt aus. Der Historiker
Jürgen Osterhammel hat Kolonialismus
definiert als "eine Herrschaftsbeziehung
zwischen Kollektiven, bei welcher die
fundamentalen Entscheidungen über die
Lebensführung der Kolonisierten durch eine
kulturell andersartige und kaum
anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren
unter vorrangiger Berücksichtigung externer
Interessen getroffen und tatsächlich umgesetzt
werden".
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Das Ende des Kolonialismus ergibt
sich durch die Dekolonisation bzw.
die anschließende Dekolonisierung.
Dekolonisation bezeichnet das
formalrechtliche Ende kolonialer Herrschaft, also
den Wechsel der Souveränität und die Unabhängigkeit
neuer Staaten. Dekolonisierung
dagegen bezeichnet einen längeren historischen
Ablösungsprozess, der politische wie
wirtschaftliche, soziale wie kulturelle Dimensionen
einschließt und länger dauert als die
Dekolonisation.
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Zum
'Imperialismus' gehören der
Wille und die Fähigkeit eines Landes, die eigenen
nationalstaatlichen Interessen
weltweit geltend
zu machen. Alle Kräfte und Aktivitäten eines Volkes, die zum
Aufbau und zur Erhaltung von größtmöglicher Macht über
andere Länder und zum Erwerb der Weltherrschaft betragen
können, werden gebündelt.
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Der Imperialismus ist darauf
gerichtet, durch koloniale Erwerbungen und
militärische Unterwerfung sowie durch politische,
wirtschaftliche und kulturelle Einflussnahme andere
Länder und ihre Bewohner abhängig zu machen,
auszubeuten und direkt oder indirekt zu beherrschen.
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Zum Begriff des Imperialismus
gehört nicht nur Kolonialpolitik, sondern
Weltpolitik. Die Kolonien sind jetzt auch
Objekte in globalen Machtspielen, d.h., sie
können zum Beispiel durch Tausch oder durch
Anerkennung von Ansprüchen anderer Länder zum
Austarieren der internationalen Machtbalance
eingesetzt werden. Im Gegensatz dazu ist der
Kolonialismus auf den dauerhaften Erwerb von
Kolonien ausgerichtet.
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Begriffe
Kolonialismus in Asien 1520 - 1760
Europäische
Territorialherrschaft 1770 - 1880
Europäischer Imperialismus 1880 - 1914
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Der frühe Kolonialismus in Mittelamerika
und in der Karibik (1520 - 1760)
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Um das Jahr 1500 lag Westeuropa noch an
der Peripherie der zivilisierten Welt. Es war überschattet
vom chinesischen Ming-Reich, dem mächtigsten und modernsten
Staat jener Zeit, sowie vom aufstrebenden Osmanischen Reich
und vom persischen Safwiden-Reich im Mittleren Osten. Mit
den Entdeckungsreisen zur See ab ca. 1480 begann die
Expansion Europas und die Ausbreitung der
europäischen Zivilisation über die ganze Erde.
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In dem im Jahr 1494
abgeschlossenen Vertrag von Tordesillas
teilten Portugal und Spanien die
außereuropäische Welt in eine portugiesische und
eine spanische Einflusszone. Unter Vermittlung von
Papst Alexander VI. versuchten die beiden
katholischen Mächte, ihre bisherigen kolonialen
Streitigkeiten beizulegen. Die fiktive
Trennungslinie schlug den Spaniern einen ganzen
Kontinent und den Portugiesen Ostbrasilien zu, ohne
dass die Beteiligten dies zu diesem Zeitpunkt
bereits wissen konnten. Die Aufteilung der
außereuropäischen Welt im Jahr 1494 markiert den
Beginn der ersten Phase des europäischen
Kolonialismus. Abgesegnet durch den Papst,
legitimierten Portugal und Spanien ihr Ausgreifen
über das Mittelmeer hinaus in Richtung Westen. Die
Menschen, die damit der Herrschaft der iberischen
Mächte zugeschlagen wurden, waren aus Sicht der
Europäer Objekte, über die man frei verfügen konnte.
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Die eine Serie ging von
Portugal aus, benutzte eine
südöstliche Route, nahm im Osten eingeborene
Seefahrer in ihre Dienste und erreichte bald
ihre Ziele: den Zugang zum Indischen Ozean
(1488), Malabar (1498), Malakka (1511) und
die Molukken (1512).
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Die zweite Serie startete
in Spanien, benutzte eine westliche
oder südwestliche Route und war hinsichtlich
ihres unmittelbaren Zwecks weniger
erfolgreicher, aber durch
zufällige
Entdeckungen effektiver.
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Christoph
Kolumbus (* 1451, † 1506) sollte
im Auftrag der spanischen
Königspaars
Isabella I. von
Kastilien und
Ferdinand II.
von Aragon einen westlichen
Seeweg
nach Indien und China finden. In
seinem Logbuch war als Ziel der
Reise die chinesische Stadt "Quinsay"
(das heutige Hangzhou) eingetragen,
über die schon Marco Polo als "Stadt
des Himmels" geschrieben hatte. Bei
seiner ersten Entdeckungsreise
(1492/93) entdeckte er Inseln in der
Bahamas-Gruppe und erforschte die
Nordküsten Kubas und Hispaniolas.
Seine zweite Reise (1493/94) führte
ihn an die Südküste Kubas. Auf
seiner dritten Reise (1498)
entdeckte er Trinidad und erkannte
die Küste Venezuelas als Festland.
Bis zu seinem Tod war Kolumbus
überzeugt, einen direkten Seeweg
nach China entdeckt zu haben.
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Christoph Kolumbus (*
1451, † 1506), italienischer
Seefahrer, Entdecker
Mittelamerikas
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Die Spanier
stießen auf die Westindischen Inseln
(1492) und das südamerikanische
Festland (1498). Schließlich
erreichten sie auch Südostasien,
doch auf einer Route, die für
Handelszwecke zu lang und zu
beschwerlich war. Um den Pazifik zu
erreichen, mussten sie eine riesige
Landmasse umfahren. 1513 überquerte
der Spanier Vasco Nunez de
Balboa (* 1475, † 1519) den
Golf von Panama und entdeckte den
Pazifik, den er "Südmeer" nannte.
Die Suche nach der Passage zwischen
den Ozeanen blieb jedoch erfolglos,
bis der portugiesische, in
spanischen Diensten stehende
Seefahrer Fernao de
Magalhaes (* um 1480, †
1521) sie bei seiner ersten
Weltumseglung 1520 tief im Süden
fand. Im Jahr 1500 traf der
Portugiese Pedro Alvares
Cabral (*um 1468, † um
1520) eher zufällig auf die Ostküste
Brasiliens. Wie die Spanier nahm
auch er das Land für seine Krone in
Besitz. Auf einer der Fahrten der
Portugiesen nach Brasilien
beteiligte sich auch der der
Italiener America Vespucci
(*1452 oder 1454, † 1512). Sein
berühmter, 1503 erschienener
Reisebericht von der "Neuen Welt"
entwickelte sich zu einem
Bestseller. Der Ruhm, den er sich
dadurch erwarb, führte dazu, dass
der neue Kontinent 1507 nach seinem
Vornamen "Amerika" benannt wurde.
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In den
Jahren 1519 bis 1521
erobert der spanische
Konquistador Hernán
Cortés (* 1485, †
1547) mit Hilfe seiner
indianischen Verbündeten das
Aztekenreich
und dessen
Hauptstadt Tenochtitlán.
Damit war der Weg frei für
die Eroberung von
ganz Mexiko. Von
1521 bis 1530 war Hernán
Cortés Generalgouverneur von
Neuspanien.
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Im Februar 1519
landete der
spanische Adlige
Hernán Cortés
mit 11 Schiffen und
ca. 500 spanischen
Soldaten an der
mexikanischen
Golfküste. Sein Ziel
war es, das mächtige
Aztekenreich mit
seinen
riesigen Goldschätze
zu erobern.
Bereits im März
rückten die Truppen
auf die
Hauptstadt
Tenochtitlán
mit seinen
300.000 Einwohnern
vor. Begleitet
wurden sie von
mehreren tausenden
Kriegern einiger im
Osten Mexikos
lebenden
Indianerstämme,
die mit den Azteken
verfeindet waren.
Schon auf dem Marsch
zur Hauptstadt
wurden Städte
zerstört und Azteken
niedergemetzelt.
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Moctezuma,
der Herrscher über
das Aztekenreich,
wollte sein ca.
40.000 Mann starkes
Heer nicht
einsetzen.
Cortés
wurde für einen
einstmals
vertriebenen und
jetzt
heimkehrenden Gott
gehalten und
ehrenvoll willkommen
geheißen. Den
Spaniern ließen die
Azteken Gold, Silber
und Jade zukommen.
Sie sollten mit
diesen Geschenken
davon abgehalten
werden, weiterhin in
Richtung Hauptstadt
zu ziehen. Dadurch
entfachten sie nun
noch mehr die
Habgier der Spanier.
Am 8.
November 1519
erreichte Hernán
Cortés mit seinen
Truppen die
Hauptstadt und wurde
von dem Herrscher
freundlich
empfangen. Um seinen
Plan, das
Aztekenreich zu
erobern,
verwirklichen zu
können, suchte
Cortés einen
Vorwand, um
Moctezuma
gefangen zu setzen.
Als das Gerücht
auftauchte, die
Indianer hätten die
spanische Stadt
Veracruz
angegriffen, wurde
der aztekische
Herrscher als Geisel
festgenommen.
Moctezuma musste nun
die Befehle von
Hernán Cortés
ausführen. Bis heute
ist unklar, warum
der Herrscher seine
Macht nicht zur
Vertreibung der
Spanier gebraucht
hat.
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Als Hernán
Cortéz nach
einer kurzzeitigen
Abwesenheit am
24. Juni 1520
in die Hauptstadt
zurückkehrte, fand
er die Bevölkerung
in Aufruhr. Die
Azteken hatten ein
religiöses
Fest
gefeiert, in dessen
Verlauf sich der
zurückgebliebene
Befehlshaber bedroht
fühlte. Er ließ die
Teilnehmer des
Festes töten,
darunter viele
Priester und Adlige.
Auch der
Herrscher Moctezuma
starb. Eventuell
wurde er von den
Spaniern
hingerichtet. Nun
riefen die
aztekischen Führer
zum Aufstand
aus. Die Spanier
mussten angesichts
der 200.000
aztekischen Krieger
zunächst die
Hauptstadt
verlassen. Hernán
Cortés begann bald
danach, eine neue
Armee aufzustellen.
Außerdem ließ er 13
kleinere Schiffe
bauen, um
Tenochtitlán auch
vom See aus
angreifen zu können.
Auch die Azteken
formierten sich
unter ihrem neuen
Herrscher
Cuauhtémoc,
doch die von den
Spaniern
eingeschleppten
Krankheiten hatte
die Verteidigung der
Indianer enorm
geschwächt. Ungefähr
die Hälfte der
Krieger und
Stadtbewohner sollen
daran gestorben
sein.
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Im Mai 1521
begann die
eigentliche
Belagerung von
Tenochtitlán.
Die Azteken
leisteten
erbitterten
Widerstand. Obwohl
sie zahlenmäßig weit
überlegen waren,
mussten sie sich den
Spaniern mit ihren
Kanonen, Schwertern
und Rüstungen aus
Eisen beugen. Ihren
Erfolg verdanken die
Spanier auch ihren
Pferden, bei deren
Anblick die Indianer
in Panik die Flucht
ergriffen. Die
Eroberung der
Aztekenhauptstadt
kostete die Spanier
lediglich 60 bis 80
Tote. Die Angaben
über die Anzahl der
Toten bei den
Azteken schwanken
zwischen 100.000 und
240.000. Im gesamten
Mexikofeldzug
verloren ca. 1.000
Spanier ihr Leben.
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Im
November 1532
unternimmt der
spanische
Konquistador Francisco
Pizarro
(* 1475,
† 1541) mit 180 Mann einen
Eroberungszug in das
peruanische Hochland. Er
nimmt den
Inkaherrscher Atahualpa
fest und lässt ihn trotz
einer hohen Lösegeldzahlung
1533 hinrichten. Den
folgenden Inkaaufstand wirft
er mit Unterstützung neu
eintreffender spanischer
Truppen nieder. Die
Hochkultur der Inkas
wird zerstört.
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Etwa 100 Jahre lang hinderten
Spanier und Portugiesen andere Europäer daran, die
von ihnen entdeckten Verbindungswege zu
benutzen. Bei der dritten großen Serie von Reisen,
die hauptsächlich von England,
Frankreich
und den
Niederlanden ausgingen, suchte
man deshalb in der nördlichen Hemisphäre
einen Seeweg nach Asien. Nach 1632 wurde die Suche
nach dem nördlichen Seeweg erfolglos aufgegeben. Zu
dieser Zeit hatten Engländer und
Niederländer das iberische Monopol gebrochen und
den Asienhandel über die südöstliche Route eröffnet.
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Bezüglich des
Hauptziels erfolglos, führten diese Reisen
jedoch zur Entdeckung einer weiteren
kontinentalen Landmasse mit einer fortlaufenden
Küste von der Karibik bis zur Arktis. Damit
wurde der Weg für die Erforschung und Besiedlung
des östlichen Teils von Nordamerika durch
Mittel- und Nordeuropäer geöffnet.
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Eine weitere Phase der
Entdeckungsgeschichte begann im 18. Jahrhundert. Sie
wurde der Hoffnung auf wirtschaftlichen Gewinn,
aber auch von wissenschaftlichem Erkenntnisdrang
ausgelöst. Neu war, dass die Reisen statt von
privaten Anlegern von Regierungen organisiert
wurden. Ziel war vor allem die Erforschung des
Pazifiks. Viele, bisher unbekannte Inselgruppen
wurden entdeckt. So wurde festgestellt, dass
Neuseeland eine Insel ist. Die Ostküste Australiens
wurde erforscht und kurz darauf besiedelt.
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Die Besiedlung von
Hispaniola
(zweitgrößte der 'Westindischen Inseln') begann
1493, teils in der Hoffnung, Gold zu finden, teils
in der Absicht, einen Stützpunkt für den Handel mit
dem vermeintlich nahe gelegenen China zu errichten.
Die Entdeckung der Festlandküste (des Nordens von
Südamerika) eröffnete die Möglichkeiten zum
Sklavenhandel und zum Erwerb von Perlen und
Goldschmuck.
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Die
spanische Bevölkerung in der
'Neuen Welt' war vorwiegend in größeren
Siedlungen konzentriert und lebte am Anfang
ausschließlich von der Ausbeutung der
indianischen Gesellschaft. Etwas später
betrieben die Spanier Viehzucht und Bergbau, wobei
indianische Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Um 1540
wurden in Mexiko und Peru ergiebige Silberminen
entdeckt. Um 1560 war Silber das Hauptexportgut nach
Spanien. Weitere Exportgüter waren Koschenille
(Bezeichnung für getrocknete, zu Pulver zermahlene
Koschenilleläuse, aus denen der Farbstoff Karmin
gewonnen wurde), Häute, Talg und Zucker.
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Die Entdeckung und Eroberung
der "Neuen Welt" brachte der
indianischen Gesellschaft Gewalt und
Versklavung. Entrüstet über Berichte aus
Hispaniola, wo Indios misshandelt
worden waren, verkündete König Ferdinand
II. von Aragón im Dezember 1512 im
kastilischen Burgos die "Leyes de
Burgos". 35 Gesetze legitimierten und
unterstützten den Aufbau von großen Landgütern
im Besitz der Krone (Encomiendas), auf denen
Indios für einen Kolonialherrn (Encomendero)
arbeiten sollten. In den Gesetzen wurde
herausgestellt,
dass die Indios keine Sklaven der
Kolonialherren seien und diese auch
keine Gewalt über sie ausüben dürften. Die
Gesetze von Burgos wurden weitgehend missachtet
und die nach wie vor praktizierte Versklavung
von Indios machte nach zahlreichen Protesten
gegen die Missstände im Jahr 1542 die
Verabschiedung neuer Gesetze notwendig (Leyes
Nuevas). Auch die neuen Gesetze entfalteten nur
geringe Wirkung.
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Die
Portugiesen gingen um 1530 an
die Besiedlung Brasiliens, angetrieben von der
Furcht, die Franzosen könnten ihnen zuvorkommen. Um
1570 wurden die ersten Zuckerrohrplantagen
mit Sklavenarbeit errichtet. Zwischen 1575 und 1600
wurde das brasilianische Küstenland zum führenden
Zuckererzeugungsgebiet der westlichen Welt.
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Portugiesische Seefahrer
waren schon im Jahr 1500 auf eine bisher
unbekannte Küste gestoßen und hatten das
Land in Besitz genommen. Um diese Zeit
lebten bis zu fünf Millionen
Einheimische in dem heutigen
Staatsgebiet Brasiliens. Heute gibt es in
Brasilien nur noch 350.000 indigene
Einwohner. Ihre Vorfahren starben an
eingeschleppten Krankheiten, an Hunger und
Erschöpfung als Sklaven oder als Söldner der
Portugiesen im Kampf gegen eigene
Landsleute.
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Da der
Gewürzhandel mit Asien deutlich
lukrativer schien, kümmerte sich Portugal in
den ersten 30 Jahren kaum um seine neue
Kolonie. Danach wurden die Kolonisten von
dem Wunsch getrieben, das neuer Territorium
auszubeuten.
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Bis 1580 stieg Brasilien
zum weltgrößten Zuckerproduzenten
auf. Das Mutterland Portugal
profitierte durch die Erhebung der
"Zehnten"-Steuer".
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Den Spaniern und Portugiesen
gelang es im 16. Jahrhundert, die Erzeugnisse der
kolonisierten Gebiete (Edelmetalle, tropische
Agrargüter wie z.B. Zuckerrohr) arbeitsteilig in
ihre internationalen Handelsstrukturen
einzubinden. Häufig wurden die exportorientierten
Produktionssektoren erst geschaffen. Die
Expansion von Holländern, Engländern und Franzosen
in die zunächst von Spanien dominierte
karibische Inselwelt hatte ihre Ursache in
dem Bestreben, am wirtschaftlichen Erfolg der
Zuckerproduktion
teilzunehmen. Daneben wurde
die Sklavenarbeit perfektioniert.
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Der transatlantische
Sklavenhandel hatte Anfang des 16.
Jahrhunderts eingesetzt. Bewohner des
westlichen, zentralen und südlichen Afrikas
wurden von Europäern gekauft und mit
Schiffen über den Atlantik nach Nordamerika,
Südamerika und in die Karibik transportiert.
Dort wurden sie weiterverkauft. Die Europäer traten nicht direkt als
Sklavenhändler auf. Die
"Jagd auf Sklaven"
und
deren Transport zur Küste
wurde in der Mehrheit der Fälle durch
Araber und Afrikaner durchgeführt. Auch
Handelstationen der Europäer
dienten dem Sklavenhandel. So wurde
zum Beispiel die von Portugiesen errichtete
Handelsstation an der Mündung des Kongo ab
1510 Ausgangspunkt für den Sklavenhandel mit
dem unter portugiesischer Herrschaft
stehenden Brasilien. Meistens handelte es
sich bei den Sklaven um Menschen, die bei
innerafrikanischen Stammeskriegen oder bei
ethnischen Konflikten gefangen genommen
worden waren.
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Nur wenige Jahrzehnte
nach der ersten Reise des Kolumbus
(1492) begann die systematische
Deportation von Afrikanern nach
Amerika. Dieses Handelssystem sollte bis
ins 19. Jahrhundert fortdauern, die
europäischen Schifffahrtsmetropolen
reich machen und bis zu 15
Millionen Afrikaner zwangsweise
verpflanzen. Rassistisch war das System
nicht nur aufgrund der unmenschlichen
Behandlung der Afrikaner als Ware,
sondern weil es mit dem Verweis auf
eine angeblich feststehende
Naturordnung begründet wurde,
in der den Afrikanern nur die Rolle als
Arbeitskraft zustand.
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Bis
1700 waren ca. 450.000 Afrikaner unter Zwang in die
nicht-spanische Karibik transportiert
worden. Dazu kamen noch 600.000 afrikanische
Sklaven in Brasilien. Im 18. Jahrhundert
wurden etwa 3,3 Millionen Sklaven auf die
britischen, französischen und holländischen
Karibikinseln gebracht.
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Die portugiesische Krone hatte in
Brasilien die Versklavung der
Einheimischen verboten. De facto
wurde dieses Verbot durch Ausnahmeregelungen
ausgehöhlt.
Bis zur zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts war die
Anzahl der Sklaven in den britischen
Kolonien relativ niedrig. Erst die
danach einsetzende Plantagenbewirtschaftung
löste
einen hohen Bedarf an Arbeitskräften aus. Im
Jahr 1790 gab es auf den Inseln
Britisch-Westindien, Jamaika, Barbados und
Trinidad bereits 524.000 Sklaven. Ca. 70
Prozent der Sklaven wurden beim
Zuckerrohranbau und im Bereich
Getreidewirtschaft eingesetzt. Die Übrigen
arbeiteten in der Kaffee-, Baumwoll- und
Tabakwirtschaft sowie im Bergbau.
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Die Missionare sollten die
einheimische Bevölkerung zum Christentum bekehren und
sie zivilisieren. Die Rettung ungetaufter Seelen galt
offiziell als höchstes Kolonisierungsziel.
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Die Eroberungen der
europäischen Staaten wurden immer mehr über Kredite
und immer weniger über Steuern finanziert.
Fürsten
und Bankiers waren aufgrund der Entdeckung von Gold- und
Silbervorkommen sowie dem hohen Gewinn, der sich aus der
Errichtung von Zucker- und Tabakplantagen erzielen ließ,
zunehmend dazu bereit, Kapital vorzustrecken.
Der
magische Zirkel des „imperialistischen Kapitalismus“
kam in Gang: Kredite finanzierten neue Entdeckungen,
Entdeckungen wurden zu Kolonien, Kolonien erwirtschafteten
Gewinne, Gewinne schufen Vertrauen in eine wachsende
Wirtschaft, Vertrauen war die Grundlage für neue Kredite.
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Spanier und Portugiesen zeichneten
überwiegend ein negatives Bild der
angetroffenen Kulturen. Stichworte sind: Kannibalismus,
Götzendienst, Menschenopfer, sexuelle Ausschweifung und
soziale sowie politische Anarchie. Die Andersartigkeit wurde
hauptsächlich als Unterlegenheit wahrgenommen, die auch
Gewalt rechtfertigte.
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Zur
Rechtfertigung einer territorialen
Expansion hatte schon das Mittelalter eine komplizierte
Lehre vom "gerechten Krieg"
gegen Nicht-Christen
entwickelt. Diese Lehre spielte im 16. Jahrhundert wieder
eine Rolle, als die Eroberungen in der Karibik, in Mexiko
und Peru Kritiker auf den Plan riefen, die an das
Gewaltverbot des Neuen Testaments erinnerten. Es stellte
sich die Frage, wie sich aus Recht und Religion die
Zerstörung von Staaten und die wirtschaftliche Ausbeutung
der Völker Amerikas rechtfertigen ließen. Auch die Frage, ob
die Bibel und die christliche Theologie ein Zwangsbekehrung
von Heiden gestattet, wurde diskutiert. Die Debatte wurde
in Spanien auf hohem Niveau geführt, hatte jedoch keinerlei Auswirkung
auf die Kolonialpolitik.
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Der Kannibalismus-Vorwurf wurde
zum wohlfeilen und weidlich genutzten Argument zur
Legitimation des "gerechten Krieges" und damit für
die Versklavung der Indigenen insgesamt. Die
Sklaverei war die extremste Form der sich die
Spanier im Umgang mit den Indigenen bedienten. Sehr
bald war die Bevölkerung vielerorts in der Karibik
so stark dezimiert, dass man Zwangsarbeiter von
anderen Inseln dorthin verschleppte.
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Im Spätsommer 1550 und im
nachfolgenden Frühjahr kam es in Valladolid
zu einer öffentlichen Debatte über die Frage, ob Spanien
seit 1492 Mittel- und Südamerika zu Recht oder Unrecht
erobert hat. Für den Humanisten Juan Ginès
Sepúlveda (* 1490, † 1573) waren die "Indios"
von Natur aus Tieren ähnlicher als Menschen und daher
geborene Sklaven. Das werde vielfach belegt: durch ihren
Götzendienst, ihre Menschenopfer, ihren Kannibalismus
und das Fehlen einer sozialen und politischen Ordnung.
Sein Kontrahent Bartolomé de Las Casas
(* 1484, † 1566), Bischof von Chiapas, betrachtete die
Eroberung als eine brutale Usurpation, ja als
Völkermord, der die Strafe Gottes nach sich ziehen müsse. In
seinen Augen waren die "Indios" milde und friedfertig
und daher leicht zum Christentum bekehrbar. Ohne jede
Rechtfertigung war für Las Casas die Unterjochung der
Neuen Welt: Wenn nur ein einziger der Ureinwohner
dagegen stimme, müssten sich die Spanier zurückziehen
und Gott um Vergebung bitten. Offiziell blieb die
Disputation unentschieden. An der Versklavung der
Ureinwohner änderte sich nichts.
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Einige bisher spanischen Inseln
wechselten den Besitzer. Am Ende des 17.
Jahrhunderts zog sich eine lange Kette von kleinen
Kolonien der Engländer, Franzosen und Holländer von
Barbados bis Quebec die amerikanische Küste entlang.
Viele von ihnen waren ihrerseits Streitobjekte
zwischen den Regierungen in den Mutterländern
geworden. Jeder größere Krieg in Europa führte auch
zu Kämpfen in Amerika.
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Die wichtigsten spanischen
Kolonien in Mittel- und Südamerika waren nicht
ernsthaft bedroht. Ihre Sicherheit beruhte zum
großen Teil auf der wachsenden Furcht französischer
Vorherrschaft, die Engländer und Holländer dazu
veranlasste, sich durch ein Arrangement mit Spanien
abzusichern.
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Neuschottland,
in französischer Hand, wurde als ernste
Bedrohung Neu-Englands empfunden. Die Kette der
französischen Handelsniederlassungen an den
'Großen Seen' und in den Tälern des Ohio und des
Mississippi beunruhigte die Regierung im
Mutterland, weil sie die Expansion nach Westen
zu blockieren drohte.
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Im Jahr 1630 gelang es der
"Niederländischen Westindischen Kompanie", die
gesamte Zuckerproduktion im Nordosten Brasiliens
unter Kontrolle zu bekommen. 1654 wurden die Niederländer
wieder vertrieben, allerdings zu einem hohen Preis: Portugal
und seine Kolonie waren finanziell und personell ziemlich am
Ende. Goldfunde im Jahre 1698 brachten Portugal und
Brasilien einen neuen Aufschwung.
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Die Niederländer unterschätzten die
kommende Bedeutung Amerikas. Kennzeichnend dafür ist ein
Landtausch mit den Engländern, auf den sie sich 1667
einließen: Für Run, eine Gewürzinsel im Banda-Archipel,
verzichteten sie auf weniger wichtigen Besitz -
Manhattan. Aus dem Nieuw Amsterdam wurde New York.
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Im
Jahr 1700 starb
Karl II. von Spanien
kinderlos. Vor seinem Tod hatte er, wie von England, Holland
und Österreich befürchtet, seine Krone und sein Reich an
Frankreich vermacht. Da die drei Länder nicht bereit waren,
das riesige Kolonialreich und die damit verbundene
Machtkonzentration zu akzeptieren, die sich aus der
Vereinigung der beiden Königreiche ergäben hätten,
verbündeten sie sich zum 'Spanischen
Erbfolgekrieg'. Dieser dauerte
zwölf Jahre und endete mit der Zusage Frankreichs, dass der
neue Bourbonenkönig von Spanien nie die französische Krone
tragen würde.
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Begriffe
Kolonialismus in Mittelamerika und der
Karibik 1520 - 1760
Europäische Territorialherrschaft 1770 - 1880
Europäischer Imperialismus 1880 - 1914
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Der frühe Kolonialismus in Asien (1520
- 1760)
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Nach der Entdeckung des Seewegs nach
Indien durch Vasco da Gama
(1498) bemühten sich die
Portugiesen, die Gewürzlieferanten für Europa zu
werden. Rasch errichteten sie Handelsposten und befestigte
Stützpunkte an der Ostküste Afrikas, im nördlichen Indischen
Ozean und im Malaiischen Archipel. Mitte des 16. Jahrhunderts
besaßen sie mit mehr als 50 Stützpunkten und Handelsposten
das Monopol im Gewürzhandel mit Südostasien, das damals
'Ostindien' genannt wurde. Das
arabische Monopol im Handel mit Indien wurde
gebrochen.
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Vasco da Gama (*1468 oder 1469,
† 1524), portugiesischer Seefahrer, Entdecker des
Seewegs nach Indien. - Am 20. Mai 1498 landete er in
Calicut (heute Kozhikode) an der indischen Westküste.
Dorthin segelte er als Erster von Europa über die
Südspitze Afrikas.
Gemälde von Gregorio Lopes, um 1524 |
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1557 nehmen die Portugiesen
Macao,
eine Insel vor der Küste Chinas, ein. Von dort aus trieben
sie Handel mit Japan, wo sie mit chinesischen Waren
willkommen waren, da die chinesische Regierung ihren
Untertanen den Handel mit den Japanern verbot. Dieser
Fernosthandel brachte Einnahmen zur Bezahlung der
Ladungen von Pfeffer und anderen Gewürzen, die jedes Jahr
von Goa (heute indischer Bundesstaat) nach Lissabon
verschifft wurden.
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Der
Handel in Asien
wurde von den Europäern von Anfang an (ca. 1505) mit dem
'Gewehr im Anschlag' betrieben. Sowohl die
Portugiesen in der Phase ihrer kommerziellen
Vorherrschaft als auch die Niederländer,
die sie seit etwa 1620 ablösten, und schließlich auch die
Engländer, die ab ca. 1740 zur wichtigsten
europäischen Handelsmacht in den östlichen Meeren
aufstiegen, schalteten sich als
'Kaufmannskrieger' in bestehende
asiatische Handelsverbindungen ein. Nur in wenigen Fällen
(Ceylon, Westjava, auf der Insel Luzon) entstand vor dem
letzten Drittel des 18. Jahrhunderts eine territoriale
Kolonialherrschaft der Europäer.
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Portugal konnte den
Bedarf Europas an Gewürzen bald nicht mehr decken. Das lag
zum einen daran, das viele Schiffsladungen von englischen
Schiffen gekapert wurden. Zum anderen war der größte Teil
der portugiesischen Flotte im Jahr 1588 mit der
spanischen Armada untergegangen.
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Philipp II. (* 1527, † 1598),
war seinem Vater, Kaiser Karls V. (*1500, †
1558), 1556 auf dem spanischen Thron gefolgt
und 1580 in Personalunion auch König von
Portugal geworden. Sein Versuch, mit seiner
Seestreitmacht, England zu erobern, scheiterte.
Königin Elizabeth I. von England (* 1533, † 1603)
hatte die aufständischen Niederländer unterstützt.
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Die sieben nördlichen Provinzen der
spanischen Niederlande hatten nach einem Aufstand gegen das Haus
Habsburg (1568), zu dem sie seit 1477 gehörten, im Jahr 1581 die
'Republik der Vereinigten Niederlande'
gegründet. Noch während der neue Staat im Entstehen war,
begann er, Spanien und Portugal
deren überseeischen
Besitzungen streitig zu machen. Im Juni 1596
erreichte eine kleine Flotte von vier Schiffen Bantam auf
Java. 1598 entsandten fünf rivalisierende Konsortien
insgesamt 22 Schiffe nach Südostasien (damals
Hinterindien
genannt). Zuvor hatte König Philipp III. (* 1578, † 1621)
alle spanischen und portugiesischen Häfen für Schiffe,
Kaufleute und Güter aus den Niederlanden sperren lassen.
Dieses Embargo bestärkte die niederländischen Kaufleute
darin, einen eigenen Seeweg nach Asien zu suchen und die
gefragten Güter dort selbst zu kaufen und zu vertreiben.
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Im Jahr 1602
veranlasste die niederländische Regierung die
Gründung der "Niederländischen
Ostindien-Kompanie" (niederländisch: Verenigde
Oostindische Compagnie" (VOC)), in der Geld
und Expertise von zuvor konkurrierenden
Handelsgesellschaften gebündelt wurden. Die VOC gilt
als erste moderne Aktiengesellschaft.
Vom niederländischen Staat erhielt sie
Handelsmonopole sowie Hoheitsrechte in Landerwerb,
Kriegsführung und Festungsbau. 1.800
Investoren brachten das Gründungskapital ein. Durch
die vielen Anleger, die nur einen Teil ihres
Kapitals einsetzten, wurden die Risiken begrenzt,
nicht aber die möglichen Gewinne. Im Laufe der
Jahrzehnte entwickelte sich ein Finanzsystem, mit
dessen Hilfe Regierungen und Unternehmen innerhalb
von kurzer Zeit große Kredite auftreiben konnten.
Die Finanzierung ihrer Flotten durch Kredite fiel
den Niederländern leichter als dem mächtigen
spanischen Weltreich, weil es ihnen gelungen war,
durch prompte Rückzahlungen das Vertrauen der
Finanzbranche zu gewinnen. Indem der spanische König
Kredite oder überhaupt nicht zurückzahle, verspielte
er das Vertrauen der Investoren.
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Die erste Flotte der VOC,
die im Dezember 1603 auslief, hatte den Auftrag,
portugiesische Stützpunkte
anzugreifen. Angesichts der Übermacht von zwölf mit
Kanonen bestückten Schiffen gaben die Portugiesen
1605 ihr Fort Victoria auf Ambon,
der wichtigsten Insel der Molukken kampflos auf
- der erste Landgewinn der Niederländer. Die VOC
errichtete eigene Stützpunkte auf Ceylon
und in Indien. Von der
Insel Ternate aus kontrollierte sie die
gesamten Molukken. Zentraler Warenumschlagsplatz war
Bantam auf Java.
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Die VOC betrieb und beschützte
ihren Handel in Südostasien mit Hilfe von Waffen,
die sie aus ihren eigenen Erträgen bezahlten.
Ursprünglich sollte kein Kolonialreich aufgebaut
werden, nur der wirtschaftliche Erfolg stand im
Mittelpunkt. Im Jahre 1609 stellten die
Niederlande einen Generalgouverneur
an die Spitze ihrer Besitzungen in Südostasien.
Dieser konnte nach eigenem Ermessen handels- und
militärpolitische Entscheidungen treffen. Generalgouverneur Jan Pieterszoon Coen
verfolgte zielstrebig die Errichtung eines
politischen Imperiums und legte so den
Grundstein für die niederländischen Kolonien in
Südostasien. Dabei ging er oft mit brutalen
Mitteln vor. Weil ihm Jayakarta als
Handelsplatz geeigneter erschien als Bantam, ließ er die
bestehende Siedlung im Jahr 1619 von
niederländischen Truppen erobern und zerstören. Auf
den Ruinen gründete er die Stadt Batavia
(die heutige indonesische Hauptstadt
Jakarta), die sich zum Zentrum der VOC in Asien
entwickelte. Coen schaltete die
Portugiesen durch gewaltsame
Übernahme ihrer Niederlassungen aus dem
innerasiatischen Handel aus. Auch die
anderen europäischen und asiatischen Händler wurden
aus ihren Geschäften verdrängt. Schließlich zwang
Generalgouverneur Jan Pieterszoon Coen die Herrscher
der Gebiete, in denen Gewürze angebaut wurden,
exklusiv mit der VOC Verträge abzuschließen. Wer
sich widersetzte, wurde brutal bestraft. Als China
sich weigerte, die VOC als Handelspartner
anzuerkennen, ließ Coen 1622 durch niederländische
Kriegsschiffe 80 Dschunken versenken.
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Das portugiesische Kolonialreich
zerfiel unter dem Ansturm der Niederländer. 1641
wurde Malakka erobert, 1656
kapitulierte die portugiesische Garnison auf
Ceylon. 1663 fiel Cochin
an der südwestlichen Küste Indiens in die Hände der
Niederländer.
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Am
Anfang des 17. Jahrhunderts begannen die
Staaten Nord- und Mitteleuropas
neben der Gründung von eigenen ständigen Kolonien in Amerika
auch einen eigenen Fernosthandel
zu entwickeln. In der Konkurrenz
mit Portugal und Spanien hatten sie gewichtige Vorteile:
leichteren Zugang zu Schiffbaumaterialien, besonders in der
Ostsee, und differenzierte Methoden zur Konzentration von
Investitionskapital und zur Absicherung von finanziellen
Risiken.
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Robert Clive
(* 1725, † 1774), Begründer der britischen Macht in
Indien.
Ölgemälde von N. Dance (Ausschnitt),
National Portrait Gallery London |
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Begriffe
Kolonialismus in Mittelamerika und der
Karibik 1520 - 1760
Kolonialismus in Asien 1520 - 1760
Europäischer Imperialismus 1880 - 1914
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Europäische
Territorialherrschaft (1770 - 1880)
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Schon vor der Zeit um das Jahr 1770 waren
die europäischen Länder in vielen Einzelheiten von der
Überlegenheit der eigenen Zivilisation überzeugt.
Allerdings glaubten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass
sie in jeder denkbaren Hinsicht erfolgreicher und wertvoller
seien als der Rest der Welt. Die Europäer respektierten
andere Kulturen als im Prinzip gleichrangig.
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In der Zeit zwischen etwa 1770 und 1830
änderte sich die Auffassung der Europäer von ihrer Stellung
in der Welt fundamental. Der "Westen", wie es nun
immer häufiger hieß, marschiere an der
Spitze des
historischen Fortschritts. Die Revolutionen in
Nordamerika (also die Entstehung der USA) und Frankreich
sollten beweisen, dass nur die westliche Zivilisation
dazu fähig war, die 'ewigen Kreisläufe der Geschichte' zu
durchbrechen und ein völlig neues Zeitalter von Freiheit
beginnen zu lassen. Die Industrialisierung, die, von
England ausgehend, nach 1820 auch den europäischen Kontinent
und Nordamerika erfasste, vergrößerte den
materiellen
Abstand zum Rest der Welt und stärkte zunehmend das
Selbstbewusstsein (bzw. die Überheblichkeit) des
Westens.
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Das Selbstbewusstsein der
Europäer gegenüber den Bewohnern anderer Kontinente
erreichte im 19. Jahrhundert eine Dimension, die im 18.
Jahrhundert undenkbar war. Es erschien fast allgemein
als unzweifelhaft, dass die Europäer die
außereuropäischen Völker weit überragten. So stellte zum
Beispiel der nationalliberale deutsche Historiker
Heinrich von Treitschke
(1834 - 1896) in seiner oft
gehalten Vorlesung "Politik" lapidar fest, die schwarze
Rasse sei von jeher eine dienende gewesen. Der Wiener
Forschungsreisende Karl Scherzer (1821 - 1903)
spricht davon, dass "schiefäugige Mongolen,
halbvertierte Äthiopier" dazu bestimmt seien,
"beherrscht oder zermalmt zu werden" (Wanderungen durch
... Nicaragua, 1857, 5.4).
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Vor 1770 war der politische
Einfluss der Europäer auf die Staaten in Mittel- und
Südamerika, in Asien und in Afrika noch sehr gering.
Eine Ausnahme bildeten lediglich die zerstörten
Reiche der Azteken und der Inkas. In Indien wurden
die Europäer 250 Jahre lang nach der Entdeckung des
Seewegs nach Indien auf Distanz gehalten. Ebenso wie
in Westafrika und Südostasien war die europäische
Präsenz auf Handelsplätze an der Küste beschränkt.
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Im spanischen wie im britischen
Amerika bewirkte eine größere Einflussnahme der
Kolonialstaaten erfolgreiche
Unabhängigkeitsbestrebungen
kreolischer
Kolonialeliten. Die Bildung neuer Nationalstaaten
verhinderte nicht oder kaum ihre Einbindung in die
Weltwirtschaft. Allerdings beendeten die Revolution
der Sklaven in St. Domingue gegen die
französische Kolonialherrschaft (1791), die 1806 zur Gründung
des Staates Haiti führte, sowie die schrittweise
Abschaffung von Sklavenhandel und Sklaverei im
atlantischen Raum, das goldene Zeitalter der
spanischen Zuckerinteressen auf den Westindischen
Inseln. Das nicht mehr
koloniale Lateinamerika wurde als
Exportproduzent enger denn je in die
Weltwirtschaft eingebunden.
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Der in Caracas geborene
Offizier Francisco de Miranda
landete 1806, finanziell unterstützt von
Großbritannien, zweimal mit kleinen
militärischen Kontingenten in Venezuela, um das
Land von der spanischen Herrschaft
zu befreien. Beide Versuche scheiterten. Am 5.
Juli 1811 erklärte ein Kongress in Caracas
unter dem Druck radikaler
Unabhängigkeitsbefürworter, zu denen auch
Simón Bolívar gehörte, die
Loslösung der "Vereinigten Provinzen von
Venezuela". Francisco de Miranda wurde
zum "Diktator" ernannt. Königstreue Kräfte und
ein spanisches Heer, das Venezuela zurückerobern
sollte, bedrängten diese "Erste
Republik". Am 25. Juli 1812
kapitulierte Miranda vor den spanischen Truppen.
Simón Bolívar eroberte am 6.
August 1813 Caracas zurück und wird zum
"Diktator" ernannt. Letztlich behalten die
Spanier die Oberhand und
beenden im Dezember 1814 die "Zweite
Republik von Venezuela". Im Mai 1815
muss Bolívar nach Jamaika fliehen. Bereits im
Juli 1817 erobert er die Stadt Angostura am
Orinoco und machte sie zur zeitweiligen
Hauptstadt der "Dritten Republik von
Venezuela". Am 17. Dezember 1819 wurde
der neue Staat "Großkolumbien"
geschaffen, der zunächst aus den heutigen
Staaten Kolumbien und Venezuela bestand. 1821
schloss sich Panama an, 1822 Ecuador. Bolivar
wurde zum Präsidenten ernannt. Nach dem Sieg
über die Spanier entwirft Simón Bolívar im Jahr
1826 für den neu geschaffenen und nach ihm
benannten Staat Bolivien eine
Verfassung.
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Der
'Siebenjährige Krieg'
(1756 - 1763) hatte zum Zusammenbruch der
französischen Position sowohl in Kanada als auch in
Indien geführt. Aus dem kolonialen Wettlauf mit
Frankreich ging Großbritannien mit
Territorialgewinnen hervor: Seit 1788 wurde
Australien besiedelt, zunächst als
Sträflingskolonie. Die Eroberung und Besiedlung
Neuseelands begann 1840.
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Nebenbei bemerkt: Im Mai 1768
erwirbt Frankreich von Genua die Mittelmeerinsel
Korsika. Außerdem: Im Lauf von drei
Weltumsegelungen in den Jahren 1768 bis 1779
erforscht der britische Seefahrer James Cook (*
1728, † 1779) den pazifischen und den
subantarktischen Raum. Er kartographiert den
Pazifik und entdeckt neue Inseln.
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In den 1790er Jahren erhielt die
Missionstätigkeit durch den Protestantismus einen
neuen Auftrieb und eine neue Aggressivität. Die bisher
gezeigte Toleranz für "Heiden" war nun vorbei. Mitte des 19.
Jahrhunderts verstärkte sich auch wieder die
Missionstätigkeit der Katholiken, unterstützt vom
französischen Staat. Stärker als je zuvor wurden
Nichtchristen zu Zielen systematisch organisierter
Bekehrungskampagnen.
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- Etwa seit der
zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts wurde die Herrschaft in den Kolonien von
den Kolonialmächten direkt übernommen. Ihre
Herrschaft stützte sich auf militärische Präsenz.
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Die Formen der territorialen
Expansion hatten sich gewandelt. Zuvor waren es
meist einzelne Siedlergruppen oder
Kaufleute gewesen, die - oftmals sogar gegen den
Willen ihrer Staatsführung - Länder in Besitz
nahmen. Nun ergriffen die
Regierungen selbst
die Initiative zur zielgerichteten und
systematischen Durchdringung, Erschließung und
Ausbeutung von militärisch eroberten Gebieten.
Eigene staatlich Kolonialverwaltungen werden
errichtet.
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Über die
Triebkräfte für
den Erwerb von Kolonien durch die Regierungen wurde
viel wissenschaftlicher Streit ausgetragen. Jedes
Motiv für sich allein erklärt die Wirklichkeit nicht
hinreichend. Vieles wirkte zusammen, auch gibt es
nationale Besonderheiten im Groß- und
Weltmachtstreben. Wirtschaftliche Motive
spielten für alle Mächte eine Rolle: 1. die
Erschließung und Sicherung neuer Rohstoffgebiete zur
krisenunabhängigen, kontinuierlichen und
preisgünstigen Versorgung der inländischen
Verarbeitungsindustrie, 2. die Öffnung neuer Märkte
zum profitablen Absatz des eigenen
Produktionsüberschusses. 3. das Bestreben, die
sozialen und wirtschaftlichen Konflikte im eigenen
Land durch die Schaffung neuer
Produktionskapazitäten und Absatzchancen zu
entschärfen.
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- Der Ausbau der britischen Position in Indien (1770 -
1880)
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- Anders als die Spanier in
Mittelamerika verfolgten die Engländer in Indien
zunächst keine Eroberungspolitik. Die
'Englische
Ostindische Kompanie'
betrieb ihren Handel von
den Hafenstützpunkten aus. Militärische Vorteile der
Engländer gegenüber den indischen Staaten gab es
nicht.
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- Während der Niedergangsphase des
indischen Mogulreiches, die von den
Auseinandersetzungen zwischen den regionalen Mächten
geprägt war, mischte sich die Kompanie immer mehr in
die indische Innenpolitik ein. In Bengalen
arrangierte man sich zum gegenseitigen Nutzen mit
dem regionalen Fürsten. Der Zusammenbruch dieser
"Kollaboration" ließ den
Gedanken an
Territorialherrschaft aufkommen. Ab 1755
verfolgten die Briten innerhalb des indischen
Staatensystems eine Strategie der Unterwerfung.
Hunderte von schein-autonomen Fürstenstaaten blieben
bestehen, doch seit 1818 konnten sich die Briten als
"paramount power", als unbestrittene
Vormacht, auf dem Subkontinent fühlen.
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- Die
'Englische Ostindische
Kompanie" fungierte in ihrer Doppelrolle als
Geschäftsunternehmen und Staatsmacht. Der
militärischen Ausweitung ihres Herrschaftsbereichs
folgten im Wesentlichen folgende Schritte:
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- Sicherung des
Handelsmonopols und der militärischen
Vorherrschaft
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- Sicherung der
Steuereinnahmen und Festlegung eines
'rechtlichen Regelwerks'
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- Aufbau einer
bürokratischen Verwaltung, Eingriffe in die
indische Gesellschaftsordnung.
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- Die englische Kolonialpolitik in
Indien blieb nicht ohne Kritik. In den 1770er Jahren
prangerte der anglo-irische Publizist und
Parlamentarier Edmund Burke (1729 - 1797) die
Willkürherrschaft der Ostindischen Gesellschaft an.
Aus einer konservativen Grundhaltung heraus
verteidigte er die historischen Rechte gewachsener
Aristokratien
und machte dabei keinen Unterschied zwischen dem
englischen Hochadel und den Fürsten Indiens. Die
Befürworter der britischen Expansion in Indien und
anderswo hatten den Argumenten Burkes wenig
entgegenzusetzen.
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Edmund Burke
(*1729, †1797), englischer Staatsmann und
Philosoph |
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- Im 19. Jahrhundert wurde in
England die Debatte um die
Rechtfertigung des
Kolonialismus weitergeführt. Eine breite Front,
die auf eine permanente Ausweitung des englischen
Imperiums hinwirkte und dies auch theoretisch
begründete, gab es nicht. Ebenso wenig gab es die
Bereitschaft, auf den gegenwärtigen Besitz Verzicht
zu leisten.
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- Als in den Jahren um 1820 die
Interessen Russlands an Asien sichtbar wurden,
bekam das Problem der Sicherheit Indiens
und
damit einer wesentlichen Quelle des britischen
Reichtums neue Bedeutung. Die politische Publizistik
forderte die Errichtung einer britischen
Sicherheitszone vor Indien.
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Nachdem die
Bereitschaft zu expansiver Kolonialpolitik in
Asien durch die beginnende russische Konkurrenz
geweckt worden war, sah eine Gruppe von
radikalen Publizisten zwingende Gründe für eine
aktive Kolonialpolitik in den
inneren
Verhältnissen Englands. So sah zum Beispiel
Edward Gibbon Wakefield (1796 - 1862) in
einer organisierten Auswanderung die Lösung zur
Behebung der Armut im Inland. Diesen Aspekt
verband er mit der Feststellung, dass in
Großbritannien stets mehr Kapital vorhanden war,
als sich gewinnbringend anlegen ließ. Die
Überschüsse an Arbeitsangebot und Kapital
müssten, so forderte Wakefield, ins Ausland
gehen. Das im Inland überflüssige Kapital müsse
neben der Ausweitung des Handelsimperiums auch
neue Siedlungskolonien schaffen. Nur dadurch
könnte, so Wakefield, die "drohende soziale
Katastrophe" im Innern verhindert werden.
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- Die 'Englische
Ostindische Kompanie' wollte ihren
Einflussbereich wollte ihren Einflussbereich auch
nördlich des indischen Subkontinents
ausdehnen. Nepal galt als das Tor
für den Handel mit Tibet. Den blutigen und
kostspieligen Krieg, der von 1814 bis 1816 dauerte,
entschieden die Truppen der 'Englischen Ostindischen
Kompanie' nur sehr knapp für sich. In dem
Vertrag von Segauli (1816) setzte die
Kompanie eine lockere Kontrolle der Herrschaft
durch. Mit den nun in ihren Diensten stehenden
Soldaten gewann sie eine schlagkräftige
Kolonialtruppe, von die "Gurkhas" der britischen
Armee noch heute zeugen.
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- Die Expansionspolitik
Großbritanniens unter Premierminister Benjamin
Disraeli (reg. 1868/69 und 1874-1880) nahm
systematische und umfassende Formen an.
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- Die
deutsche Kolonialpolitik 1871 - 1884
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- Nach der
Gründung des Deutschen Reichs 1871 spielte die
Kolonialpolitik in Deutschland zunächst nur eine
geringe Rolle. Reichskanzler Otto von Bismarck
sah einerseits in dem Erwerb von Kolonien nur
geringe wirtschaftliche Vorteile, andererseits
erwartete er eine Gefährdung seiner Friedenspolitik.
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Otto
Fürst von Bismarck (*1815, † 1898),
1871 bis 1890 deutscher Reichskanzler.
Foto: pa/MAGNO
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Bismarck ging es bei seiner
Bündnispolitik darum, Kriege in Europa zu
vermeiden, in die Deutschland hineingezogen
werden konnte. Deshalb musste er die
gegensätzlichen Machtinteressen in Europa durch
ein System von
Gewichten und Gegengewichten
in den Griff bekommen. Vor allem sollte
Frankreich keine Gelegenheit bekommen, Bündnisse
gegen das Deutsche Reich zu schließen. Im
Prinzip machte er die europäischen Mächte
unmittelbar oder mittelbar vom Deutschen Reich
abhängig.
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Im Laufe der
70er Jahre die Frage, ob Kolonien erworben
werden sollen oder nicht, öffentlich diskutiert.
1873 wurde die "Afrikanische Gesellschaft in
Deutschland"
gegründet, die sich die geographische Erkundung
Afrikas zum Ziel setzte. 1882 kam es zur Gründung
des "Deutschen
Kolonialvereins", der
den wurde Erwerb von Kolonien propagierte. Die 1884
gegründete "Gesellschaft für
Deutsche Kolonisation"
setzte sich aktiv für
einen Kolonialerwerb ein.
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Begriffe
Kolonialismus in Mittelamerika und der
Karibik 1520 - 1760
Kolonialismus in Asien 1520 - 1760
Europäische
Territorialherrschaft 1770 - 1880
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Die Epoche des europäischen
Imperialismus (1882 - 1914)
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Das Besondere an der Epoche des
Imperialismus war, dass sich neben den
traditionellen
Kolonialmächten Großbritannien, Frankreich, Spanien,
Portugal und Russland auch neue, aufstrebende Mächte
(die USA, das Deutsche Reich, Belgien, Italien, Japan) am
Wettlauf um die - wie man glaubte -
endgültige Aufteilung
der Welt beteiligten. Um der Konkurrenz gewachsen zu
sein, glaubten die Großmächte, große Teile der Erde als
Rohstofflieferanten und / oder Absatzmärkte für die
heimische Industrie beherrschen zu müssen.
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-
Imperialismus - das war
die Ausweitung der Machtsphäre eines Staates über
seine Grenzen hinaus. Der Besitz von Kolonien sollte
dazu dienen, die Stellung des eigenen Landes im
Konkurrenzkampf mit den anderen Mächten zu stärken.
Die imperialistische Politik wurde als
nationale
und wirtschaftliche Notwendigkeit
zielbewusst
verfolgt.
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Die Sicherung der nationalen
Existenz, die Wahrung der nationalen Interessen, der
"Platz an der Sonne" wurden zu Parolen der
Außenpolitik. Das nationale Prestigestreben
spielte insbesondere bei den jungen europäischen
Nationalstaaten eine große Rolle.
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Wirtschaftlicher
Konkurrenzkampf und
nationales
Prestigestreben ließ der jeweiligen Bevölkerung
eines Landes ihren Staat als eine Schicksals-,
Schutz- oder Kampfgemeinschaft erscheinen, die in
ihrem Ringen um Selbstbehauptung keine
Andersdenkenden dulden konnte. In den "nationale
Kreisen" geriet jede Form von Opposition in den
Verdacht, das Vaterland zu gefährden. Der
Nationalismus entwickelte sich zu einer
Ideologie, welche die bestehende Ordnung um jeden
Preis erhalten wollte. Konflikte wurden als Übel
angesehen, die für den nationalen Machtstaat
lebensbedrohlich schienen. So nahm der Nationalismus
autoritäre, undemokratische Züge an.
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Die Zeit zwischen 1882 und 1914 wird als
klassische Epoche des Imperialismus
bezeichnet. In
diesem Zeitraum breiteten sich die westlichen, militär-,
industrie- und kapitalstarken Staaten über die weniger
entwickelten Regionen fast ganz Afrikas und Ozeaniens aus
und festigten gleichzeitig ihre teilweise ältere Herrschaft
in Asien. Der 'Imperialismus' setzte in Großbritannien ein
und erfasste wie in einem Rausch die Großmächte der Welt.
Der Kolonialbesitz erreichte 1914 seine größte Ausdehnung:
er umfasste die Hälfte der Erdoberfläche mit mehr als einem
Drittel der Weltbevölkerung.
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Die
Voraussetzungen zum Imperialismus
wurden durch den technischen Fortschritt in den
Industrieländern des Westens geschaffen. Bessere Waffen
(Maschinengewehr), stärkere Transportsysteme (Eisenbahn und
Stahlschiff) und bessere Kommunikationssysteme (Telegraphie)
ermöglichten die Beherrschung großer Räume sowie die Nutzung
und den Abtransport von Ressourcen. In fast allen Ländern
Europas wuchs die Bevölkerung. So stieg die deutsche
Bevölkerung von der Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871
bis 1900 von 41 auf 56 Millionen.
|
Der technische Vorsprung
bewies in den Augen der Weißen ihre Überlegenheit. Der
dadurch entstehende Rassendünkel, der Rassismus,
zerstörte alte Moralvorstellungen und enthemmte sie, die
Schwächeren blutig zu unterdrücken.
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Die
kolonialistischen Ziele wurden
um 1900 gerechtfertigt durch die
sozialdarwinistische
Lehre von der Überlegenheit der weißen Rasse und ihrer
Mission, Zivilisation, Gerechtigkeit, Ordnung und Wohlstand
über die ganze Welt zu verbreiten.
|
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Die
sozialdarwinistische
Interpretation der internationalen Politik (das Recht
des Stärkeren) war nur für wenige Jahre populär. Viele
Politiker - und auch viele Gelehrte - in Europa und den
USA - unterschieden zwischen den
vitalen Nationen
des modernen Westens und den
schwachen Völkern
der übrigen Welt und leiteten daraus einen
"natürlichen Herrschaftsanspruch" ab.
Es verbreitete sich die Auffassung, der "entwickelte"
Westen habe nicht nur das Recht, sondern sogar die
Pflicht, die natürlichen Reichtümer tropischer
Länder zu erschließen und
wirtschaftlich zu nutzen. Da die Einheimischen
dazu nicht in der Lage seien, müsse diese Aufgabe von
den Europäern und den Nordamerikanern übernommen werden. 'Geschichte'
wurde als Kampf der Völker und Nationen um Vorherrschaft
und Überleben verstanden.
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Die Europäer sahen ihre Aufgabe
darin, die eigene Zivilisation zu
verbreiten. Die "Erziehung zur Arbeit"
war ein Programmpunkt, der oft nur eine
fadenscheinige Bemäntelung von
Ausbeutungsverhältnissen darstellte und nicht zu
einer besseren Qualifizierung der Enheimischen
beitrug. Den Nicht-Europäern sollten Hygiene
und Sauberkeit beigebracht werden. Mit der
Verbesserung der sanitären Verhältnisse verfolgte
man die Absicht, die in den Tropen lebenden Europäer
vor Krankheiten zu schützen. Bräuche der
Einheimischen, die man als barbarisch
betrachtete, wurden verboten. Dazu gehört zum
Beispiel das Verbot von Witwenverbrennungen in
Indien. Viele Missionare verfolgten
das Ziel, die einheimische Bevölkerung durch
medizinische und erzieherische Angebote für
sich zu gewinnen. Mit dieser Strategie sollten die
Nutznießer dieser Programme für das Christentum
gewonnen werden. Das Schulwesen war
von Kolonie zu Kolonie anders organisiert. In
einigen Kolonien war es der privaten Initiative von
Missionsgesellschaften überlassen.
Andere Kolonialregierungen bauten ein elementares
Bildungswesen auf.
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Ein neuer Mitspieler im Konzert der
Kolonialmächte war der belgische König Leopold II.,
der aus Gründen der internationalen Anerkennung und Mehrung
seines persönlichen Reichtums nach Kolonien Ausschau hielt
und deshalb im Jahr 1879 den englischen Forscher
Sir
Morton Stanley in das afrikanische Kongobecken schickte.
Was zunächst als geographisch-wissenschaftliches Interesse
verbrämt war, endete Januar 1884 in der
Gründung des
belgischen Kongo-Freistaats.
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Großbritannien und
Portugal schlossen umgehend einen Vertrag um
portugiesische Ansprüche am unteren Kongo gegen Belgien
und Frankreich durchzusetzen und den Kongo-Freistaat vom
Mündungsgebiet des Flusses abzuschneiden. Dagegen
protestierte das Deutsche Reich, das 1884
Deutsch-Südwestafrika, Togo und Kamerun unter seinen
"Schutz" gestellt hatte. Dabei wurde es von Frankreich
unterstützt.
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- Der britische Imperialismus
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Viele Briten waren von der
Überlegenheit ihrer Zivilisation überzeugt und
von dem Sendungsbewusstsein geprägt, dass
eine britisch dominierte Weltordnung - die
Pax
Britannica - der beste Garant für Frieden,
Stabilität und Gerechtigkeit auf Erden sei. Der
wichtigste Baustein der britischen Weltordnung war
Indien. Da die Briten angesichts der
veränderten
politischen Situation in Europa nach 1871 ihre
Vormachtstellung in der Welt gefährdet sahen,
glaubten sie, dieses "Kronjuwel" sichern zu
müssen. Die Macht auf dem Subkontinent sollte
gefestigt und die Sicherung der Seewege dorthin
weiter ausgebaut werden.
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Die
Ziele der
britischen Politik waren die
Erhaltung des
europäischen Gleichgewichts und die
Eindämmung
der aufstrebenden Konkurrenz Russlands und der
USA. Mit militärischen Interventionen
(Großbritannien war die größte Seemacht!)
sollten wirtschaftliche Interessen abgesichert
und neue Gebiete erworben werden. Die Sicherung
von wirtschaftlichen und politisch-strategischen
Einflusszonen wurde nun zum Ziel
Großbritanniens. Vor diesem Hintergrund sollte
es innerhalb von wenigen Jahren zu einer
Aufteilung der Welt in Interessensphären und
Kolonien kommen.
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Erst sechs Jahre nach der
Eröffnung des Suezkanals im Jahr 1869 erkannte
Großbritannien dessen tatsächliche Bedeutung. Unter
Premierminister Benjamin Disraeli
erwarb die
britische Regierung 1875 44 Prozent der
Aktienanteile. In der Folge verstärkte die britische
Kolonialpolitik die Kontrolle über Ägypten. Die
Besetzung Ägyptens im Jahr 1882 diente der
Sicherung des Seewegs nach Indien. Bereits im selben
Jahr fuhren 80 Prozent der Schiffe, die den
Suezkanal passierten, unter britischer Flagge.
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Der
Suezkanal
war am 17. November 1869 von der
französischen Kaiserin Eugénie und dem
ägyptischen Vizekönig Ismail Pascha
eröffnet
worden. Die 164 km lange Wasserstraße von Port
Said nach Suez verband das Mittelmeer mit dem
Roten Meer und verkürzte den Seeweg nach Asien
erheblich. Finanziert wurde das Projekt zu zwei
Dritteln durch europäische Anleger, den Rest
steuerte Ismail Pascha und die ägyptische
Regierung bei. Großbritannien hatte sich an der
Erstfinanzierung nicht beteiligt.
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Ferdinand Marie Vicomte de Lesseps
(*1805, † 1894), französischer Diplomat
und Ingenieur, organisierte und leitete
den Bau des Suezkanals. |
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Den offiziellen Höhepunkt der
Einrichtung der 'Pax Britannica' auf dem
indischen Subkontinent bildete 1876 die
Krönung
Königin Viktorias zur Kaiserin von Indien. Das
Versprechen Königin Viktorias, den Indern gleiche
Rechte und Chancen wie ihren anderen Untertanen
einzuräumen, blieb in der Praxis bedeutungslos. Die
entscheidenden Positionen im Staatsdienst blieb den
Briten vorbehalten.
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An der Spitze der
Verwaltung stand der Generalgouverneur, der als
Vertreter der Krone den Titel "Vizekönig"
führte. Ihm zur Seite stand der
'Imperial
Legislative Council', in dem vom Vizekönig
ausgewählte indische Honoratioren an der
Gesetzgebung mitwirken durften.
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Unter dem Vorwand der
"Grenzsicherung" gegenüber dem russischen Vordringen
nach Mittelasien, versuchte Großbritannien, sich
Afghanistan als abhängigen Pufferstaat zu
unterwerfen. Nach einer schweren militärischen
Niederlage im Jahr 1880 mussten sich die Briten
zurückziehen. Mehr Glück hatten sie östlich des
indischen Reichs, wo sie in zwei Schritten (1852 und
1885/86) Birma annektierten. 1903/04 wurde
Tibet dem britischen Einfluss unterworfen.
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Das Sprachrohr
des neuen Nationalismus war der
"Indian
National Congress", der erstmals 1885 in
Bombay zusammentrat. Er forderte die Erweiterung
der gesetzgebenden Gremien unter Beteiligung
indischer Abgeordneter und einen leichteren
Zugang zum Staatsdienst. In der
britisch-indischen Verfassungsreform von 1892
wurden diese Forderungen nur zum Teil erfüllt.
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- Als der konservative Vizekönig
Lord Curzon 1905 die Provinz Bengalen teilte,
kam es im Nationalkongress zu Protesten. Eine
Teilung des Kongresses in einen liberal-gemäßigten
und einen national-revolutionären Flügel konnte 1907
nicht mehr vermieden werden.
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- Das britische Imperium
beinhaltete um 1900 neben Indien auch Kanada,
Australien, Neuseeland und Teile Afrikas. Kurz vor
dem Ersten Weltkrieg war es auf sämtlichen
Kontinenten vertreten. Innerhalb der geographischen
Grenzen Europas herrschte das Britische Empire auch
über Europäer: Malta (ab 1814) und Zypern (ab 1878)
waren britische Kolonien.
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Kanada, Australien,
Neuseeland und Südafrika gehörten zum britischen
Reichsverband. Unter der lockeren Oberaufsicht
der britischen Krone regelten sie ihre
politischen Angelegenheiten in demokratischen
Institutionen und Verfahren selbst. Allerdings
war in Südafrika die schwarze
Bevölkerungsmehrheit vom politischen Prozess
ausgeschlossen.
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- Der französische Imperialismus
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- Frankreichs Imperialismus
konzentrierte sich auf Afrika und Indochina.
Eingeleitet wurde die imperiale Politik in den 80er
Jahren des 19. Jahrhunderts von Ministerpräsident
Jules Ferry. Den Ausgangspunkt bildete der
bereits vorhandene Kolonialbesitz in Nordafrika
(Algerien) und Cochinchina (Saigon). 1881 nahm
Frankreich Tunesien und Teile des Kongo in Besitz,
1884 Guinea und anschließend große Teile Westafrikas
und der Sahara. Marokko wurde 1911 zwischen
Frankreich und Spanien aufgeteilt.
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- 1910 verfügte Frankreich über ein
geschlossen zusammenhängendes Gebiet in West- und
Zentralafrika. Differenzen mit Großbritannien
konnten 1904 mit der 'Entente cordiale'
beigelegt werden.
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- Der deutsche Imperialismus
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Einführung: Die
deutsche Kolonialgeschichte ist heute fast komplett
aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. In
der Schule wird sie nur selten thematisiert und so
ist es vielen gar nicht bewusst, dass nicht nur
England als Kolonialmächte zählen, sondern auch
Deutschland große Teile außerhalb Europa für sich
beanspruchte. Ein großer Teil davon waren
Gebiete in Afrika, dazu zählten unter
anderem das heutige Tansania, Namibia, Togo und
Kamerun. Tatsächlich entwickelte sich Deutschland
nach Frankreich und England zum drittgrößten
Kolonialreich weltweit. Die Einheimischen
der Länder, in denen die Kolonialmächte ihre
Siedlungen errichteten wurden grundsätzlich als
Menschen zweiter Klasse behandelt. Dabei bot auch
Deutschland keine Ausnahme. Die Deutschen
beanspruchten den Großteil des Ertrags, der in der
Landwirtschaft ihrer Kolonien erwirtschaftet wurde,
für sich und bereicherten zusätzlich an den
Bodenschätzen.
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Deutschlands "Platz an der Sonne" (Diktum des
Außenministers Bernhard von Bülow) begann 1884/85
Gestalt anzunehmen, als
Kanzler Otto von Bismarck,
eigentlich dem Kolonialbesitz gegenüber skeptisch,
mehrere Besitzungen deutscher Kaufleute
unter den Schutz des Deutschen Reiches
stellte. Mit Ausnahme kleinerer Besitzungen in der
Südsee sowie Kiautschou (1897) und Deutsch-Samoa
(1899) war das deutsche Kolonialreich in nur wenigen
Monaten komplettiert.
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April 1884: Besitzungen des Bremer Kaufmanns
Adolf Lüderitz (Deutsch-Südwestafrika)
werden von Bismarck unter deutschen Schutz
gestellt.
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Dem Bremer
Kaufmann Adolf Lüderitz
gelang es, zunächst eine
Bucht und anschließend weite Teile
des Hinterlandes zu erwerben. Kurz
darauf stellte das Deutsche
Reich die von Lüderitz
erworbenen Gebiete unter seinen
"Schutz". Die Einheimischen wurden
von nun an als Menschen zweiter
Klasse behandelt. Mit der Ankunft
deutscher Siedler verschärfte sich
zudem der Kampf um den
landwirtschaftlich nutzbaren Boden.
Nach und nach wurden die
einheimischen Stämme
'Herero' und 'Nama'
gezwungen, ihr Land zu räumen.
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1904 kam es nach
vermehrten Protesten zum
Aufstand gegen die Deutschen.
Das Deutsche Reich entsandte im Juni
ein Expeditionskorps unter der
Führung von Generalleutnant
Lothar von Trotha, um den
Aufstand niederzuschlagen. Dieser
ließ Wasserstellen besetzen oder
vergiften und gab wenig später den
Befehl, alle Herero, auch Frauen und
Kinder zu erschießen. Diejenigen,
die vor den Deutschen flüchteten,
verdursteten oder verhungerten in
der Wüste - der erste
Völkermord des 20. Jahrhunderts.
Bis zum Ende des Krieges im Jahr
1908 wurden etwa vier Fünftel des
Herero-Volkes und die Hälfte der
Nama ausgerottet. Im Juli 1915 zogen
die Besatzer ab. Viele Siedler
blieben jedoch. (Quelle: fluter -
Magazin der Bundeszentrale für
politische Bildung -bpb, Ausgabe 59,
Sommer 2016)
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Die
Folgen der Kolonialzeit
sind in dem heutigen Staat
Namibia bis heute
spürbar. Obwohl die weiße
Minderheit - rund ein Drittel
davon sind Nachfahren von
Deutschen - nur etwa fünf
Prozent der Bevölkerung
ausmacht, kontrollieren weiße
Farmer bis heute 80 Prozent des
kommerziellen Farmlandes. Die
meisten Herero leben immer noch
in bitterer Armut. Seit der
Unabhängigkeit von
Namibia im Jahr 1990
fordern insbesondere Verbände
der Herero eine
Anerkennung des Völkermords
durch die Deutschen. Bis zum
Ende des Jahres 2016 wollte sich
Deutschland offiziell für die
Verbrechen entschuldigen. Dazu
kam bis Ende Mai 2021
nicht. Vor allem konnte bis zu
diesem Zeitpunkt nicht geklärt
werden, ob und und wie viel finanzielle
Entschädigung Namibia bekommt.
Mehr als 100 Jahre nach den
Verbrechen der deutschen
Kolonialmacht im heutigen
Namibia erkennt die
Bundesregierung die Gräueltaten
an den Volksgruppen der Herero
an. Die Nachkommen will
Deutschland offiziell um
Vergebung bitten und in den
kommenden 30 Jahren mit
1,1 Milliarden Euro
unterstützen. Darauf haben sich
fast sechs Jahren Verhandlungen
beide Regierungen verständigt.
Die Gräueltaten werden jetzt
auch offiziell als
Völkermord bezeichnet.
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- Juli
1884:
Togoland
sowie Besitzungen von Adolf Woermann in
Kamerun
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Der Hamburger Reeder
und Politiker Adolf Woermann
hatte Mitte 1883 im Auftrag der
Hamburger Handelskammer eine Denkschrift
erstellt, in der er unter anderem die
"Erwerbung eines Küstenstrichs
in West-Afrika zur Gründung einer
Handelskolonie" vorschlug.
Bereits im Dezember 1883 traf ein
deutsches Kriegsschiff an der
westafrikanischen Küste ein, um die
Interessen der Kaufleute zu schützen. Am
12. Juli 1884 kauften die Firmen C.
Woermann und Jantzen & Thormälen einen
Küstenstreifen in Kamerun. Zwei Tage
später bestätigte ein neu ernannter
'Reichskommissar' diese Erwerbung und
hisste die deutsche Flagge.
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Ein dichtes
Netz deutscher Niederlassungen
entstand im 19. Jahrhundert auf
verschiedenen Inseln im Pazifik. Im Jahr
1884 erklärte das deutsche Kaiserreich
das nordöstliche Neuguinea
und die dazugehörigen
Inselgruppen zu "Schutzgebieten". 16
Jahre später kam Samoa
hinzu, im Volksmund "Perle der Südsee"
genannt. Der Kaiser herrschte im
Westpazifik über 540.000 Einwohner. Auf
vielen Inseln ließen deutsche Kaufleute
Plantagen anlegen, vorwiegend für
Kokospalmen Die einheimischen
Inselbewohner mussten auf den Plantagen
schuften. Aus dem Meer mussten sie
Perlen und Perlmutt holen.
Deportation und Zwangsarbeit,
Misshandlungen und Vergewaltigungen
waren alltäglich.
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Das wesentliche Motiv Bismarcks, in die
Kolonialpolitik einzusteigen, war sein Bestreben,
die kolonialfreundliche
'Nationalliberale Partei'
bei der Reichstagswahl
im Herbst 1884 für sich zu gewinnen und damit seine
eigene Position zu stärken. Außerdem verschafften
ihm die Spannungen zwischen Großbritannien,
Frankreich und Russland einen größeren
außenpolitischen Spielraum. Für den
Historiker Hans-Ulrich Wehler war das Motiv
Bismarcks der "Sozialimperialismus",
also die Entschärfung sozialer Konflikte durch die
Erschließung fremder Märkte sowie die
Ableitung innenpolitischer sozialer Spannungen nach
außen. Prestigeträchtige Abenteuer sollten
- nach Wehler - im Innern ein
Gemeinschaftsgefühl erzeugen.
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Bismarcks politisches Ziel,
privaten Organisationen
durch die staatlichen Schutzbriefe den Handel und
die Verwaltung der jeweiligen 'Schutzgebiete' zu
übertragen, scheiterte. Die in Togo und Kamerun
etablierten Handelsgesellschaften weigerten sich,
Hoheitsrechte auszuüben. Aufgrund der schlechten
finanziellen Situation in fast allen
'Schutzgebieten' sowie der teilweise prekären
Sicherheitslage waren Bismarck und seine Nachfolger
gezwungen, alle Kolonien direkt und formell der
staatlichen Verwaltung
des Deutschen Reiches zu unterstellen.
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Wilhelm II. (*1859, † 1941),
Deutscher Kaiser von 1888 bis 1918 |
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Deutschland sollte
Weltmacht
werden. "Weltpolitik
als Aufgabe, Weltmacht als Ziel, Flotte als
Instrument", so lauteten die Zielvorgaben
Kaiser Wilhelms II.
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Die
imperialistischen Agitationsverbände
'Alldeutscher Verband"
und der
Flottenverein
nährten den
übersteigerten Nationalismus und trugen
zur fortschreitenden Isolierung des als
überheblich geltenden Deutschen Reiches
bei.
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Die tatsächliche Bedeutung der kolonialen
Erwerbungen, vor allem in Afrika, standen in
keinem Verhältnis zum proklamierten
"Griff nach der
Weltmacht". Im
Wettlauf um einen "Platz an der Sonne" - um
die Kolonialisierung der noch nicht
unterworfenen Gebiete - blieben die Erfolge
gering.
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- Das von
Bismarck geschaffene Bündnissystem wurde nicht mehr
erneuert. Es kam zu einer
französisch-russischen Allianz,
die der alte Reichskanzler immer hatte verhindern
wollen. Auch
Großbritannien
"versöhnte" sich mit seinem weltpolitischen Rivalen
Frankreich. Das forsche "Alles-oder-nichts"
des deutschen Kaisers führte das Reich in die
Isolation. Nicht eine Einkreisung durch die anderen
Mächte geschah, vielmehr eine Art von
Selbstauskreisung Deutschlands,
das sich umso stärker an Österreich-Ungarn band.
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Das Aneinanderrücken des
späteren Entente-Mächte Großbritannien,
Frankreich und Russland war nicht nur der
Bereinigung ihrer kolonialen Streitigkeiten
zu verdanken, sondern auch der seit Bismarcks
Abgang wankelmütigen, wenig Vertrauen
erweckenden deutschen Auenpolitik.
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Bis zum zur Mitte des
19. Jahrhunderts hatte sich der europäische
Einfluss auf einige Küstenregionen und das südliche
Afrika beschränkt. Danach fielen die "freien
Gebiete" wie Dominosteine in die Hände der
europäischen Mächte. Deren Vorgehen wiederholte sich
ständig: Beanspruchte eine Macht eine bestimmte
Region als Kolonie oder Protektorat, so folgten
andere Mächte diesem Beispiel, oft nur aus dem
Grund, eine Inbesitznahme durch Konkurrenten zu
verhindern. Die Bestätigung des Anspruchs
Frankreichs auf Tunesien beim Berliner Kongress von
1878 gilt als Startschuss dieser
Entwicklung. Bei diesem Kongress hatte
Großbritannien die für die Kontrolle des
Mittelmeers erforderliche zentrale Sperrung der
Dardanellen für russische Kriegsschiffe im
Kriegsfalle durchgesetzt und sich zudem die
Herrschaft über Zypern gesichert. Um den Rivalen
Frankreich zufriedenzustellen, bot
Großbritannien Frankreich die Herrschaft über
Tunesien an, die auch Italien
beanspruchte. Damit waren die französischen
Ansprüche auf Tunesien abgesichert. Wenige Jahre
später wurde Tunesien durch Frankreich militärisch
besetzt. Der Berliner Kongress wurde damit zum
Startschuss der Aufteilung Afrikas.
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Die
vertragliche Festlegung des freien Zugangs für
Handel und Mission in Afrika war das offizielle Ziel
der Afrikakonferenz,
die vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885
unter dem Vorsitz von Reichskanzler von
Bismarck
in Berlin stattfand. Dreizehn europäische
Staaten, die USA und das Osmanische Reich waren auf
der Konferenz vertreten.
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Die
bei der Konferenz geäußerten Absichten des
"Zivilisationsauftrags"
und der
"Verbesserung
der sittlichen und materiellen Wohlfahrt der
eingeborenen Völkerschaften"
waren so gut wie nichts wert. Die
Souveränitätsrechte der afrikanischen
Staatswesen, deren Vertreter man gar nicht
erst zur Konferenz eingeladen hatte, wurden
schlicht übergangen.
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Bismarck
hatte bei der Konferenzeröffnung
erklärt, Ziel sei es "den Eingeborenen
Afrikas den Anschluss an die
Zivilisation zu ermöglichen, indem das
Innere dieses Kontinents für den Handel
erschlossen" wird. Der Nutzen der
europäischen Mächte wurde gleichgesetzt
mit den Interessen und Wünschen der
afrikanischen Staaten, die selbst keine
Stimme hatten. |
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Tatsächliches Ergebnis der Konferenz war der
Beschluss der
kolonialen Aufteilung Afrikas.
Bismarck hat an dem Beschluss, Afrika unter
den europäischen Mächten aufzuteilen,
wesentlich mitgewirkt. Der "unabhängige"
Kongo-Freistaat
wurde als persönlicher
Besitz des belgischen Königs bestätigt und
in seinen Grenzen bestimmt. Gleichzeitig
wurden unter dem Vorsitz Bismarcks die
Kriterien der
"effektiven Besetzung"
eines Gebiets als Voraussetzung der
völkerrechtlichen Anerkennung von
Kolonialbesitz festgelegt. Damit begann der
Wettlauf der
europäischen Mächte in Afrika
um die noch nicht besetzten Gebiete und die
endgültige Abgrenzung der bisherigen
Besitzungen.
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König
Leopold II. von Belgien
zeigte den großen europäischen
Mächten die Möglichkeit auf, durch
Privatisierung das Gebiet des Kongo
machtpolitisch zu neutralisieren. So
wurde der Kongo-Freistaat Leopolds
persönlicher Besitz. Auf Leopolds
Erwerb dieses riesigen Gebiets im
Zentrum Afrikas konnten sich alle
Mächte einigen, denn machtpolitisch
war der König von Belgien für
niemanden eine Bedrohung und
wirtschaftspolitisch musste er sich
zum freien Zugang aller
verpflichten.
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Der
Kongo-Freistaat
wurde in der Folgezeit gnadenlos
ausgebeutet. Im Mittelpunkt stand die
Gewinnung von Naturprodukten wie
Elfenbein, Palmöl und Gummi. Nach vielen
internationalen Protesten über die Art
und Weise der Zwangsarbeit der
Eingeborenen, sah sich der König 1908
gezwungen, die Kolonie an den belgischen
Staat abzutreten.
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Afrika wurde zum hauptsächlichen
Austragungsort des europäischen Konkurrenzkampfes.
Im Jahr 1876 waren erst zehn Prozent des Kontinents
in europäischen Händen, um 1900 hatte man den
Kontinent fast vollständig aufgeteilt. Bis zum
Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 hatten außer
Äthiopien und
Liberia (einem von
Amerikanern 1822 gegründeten Staat ehemaliger
Sklaven) alle afrikanischen Gebiete ihre
Unabhängigkeit verloren. Den Franzosen und Briten
gehörte nun je ein Drittel des Erdteils, den Rest
teilten sich Deutschland, Portugal, Belgien, Spanien
und Italien.
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Am Vorabend der
Aufteilung Afrikas waren allein Südafrika (seit
1652) und Algerien (seit 1830) europäische
Kolonisationsgebiete. Punktuelle Einflüsse der
Portugiesen (Angola, Mozambique), den Franzosen
(Senegal) und Briten (Sierra Leone, Lagos) kamen
hinzu. Die Stützpunkte an den Küsten bestanden
teilweise seit dem 15. Jahrhundert und hatten
bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dem
Sklavenhandel gedient.
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Die Aufteilung Afrikas war nicht
ohne schwere Konflikte unter den europäischen
Mächten abgelaufen. "Vom Kap bis nach Kairo", so
lautete das von Cecil Rhodes
propagierte
britische Interesse, also eine durchgängige
Verbindung der südafrikanischen Besitzungen mit
Ägypten. Dieses Interesse kollidierte mit dem
französischen Bestreben, einen Ost-West-Gürtel von
Dschibuti bis Dakar zu schaffen. In der
Faschoda-Krise
von 1898 eskalierte der Konflikt bis an die
Schwelle des Krieges.
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In
Faschoda,
einer kleinen sudanesischen Ortschaft am Weißen
Nil, war am 18. September 1898 ein französisches
Expeditionskorps mit einer anglo-ägyptischen
Streitmacht aneinander geraten. Im November zog
Frankreich seine Soldaten (zumeist
Westafrikaner) wieder zurück. Politisch gesehen
hatte die Faschoda-Krise weit reichende Folgen.
Im Sudanvertrag von 1899 grenzten Großbritannien
und Frankreich ihre Interessengebiete ab.
Frankreich anerkannte die britische
Vorherrschaft in Ägypten, im Gegenzug
unterstützte Großbritannien Frankreichs
Interessen in Marokko.
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- Die letzten Jahre vor dem Ersten
Weltkrieg
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In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg
befand sich Europa auf dem Höhepunkt seiner
Vorherrschaft in der Welt, wenngleich die
prosperierenden USA und Japan sich anschickten,
eigene Interessensphären abzustecken. Allein im
britischen Kolonialreich
lebten 400 Millionen Menschen.
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Die starke Betonung der Kriegs-
und Kampfbereitschaft, die dem
nationalen Machtstaat
eigen war, führte zu
einer Militarisierung
des gesamten Lebens. Ein
verbissener Rüstungswettlauf setzte ein und gewann
bald eine gewisse Eigendynamik. Die Anforderungen an
die eigene militärische Sicherheit wurden immer
größer, aber zugleich wuchs auch die Kriegspsychose.
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Bis auf Österreich-Ungarn waren
alle anderen Staaten in Europa mehr oder weniger
gegen Deutschland verbündet. So sah Kaiser Wilhelm
II. nur noch in einem Krieg die Chance, die
Umklammerung Deutschlands aufzubrechen und sein
Ziel, Weltmacht zu werden, zu erreichen. Den Anlass
für einen Krieg bot die Ermordung des
österreichischen Thronfolgers.
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Typisch für
das Zeitalter des Imperialismus, dass sich an den
Rändern Europas - vor allem in Südosteuropa -
Konflikte ausbildeten, die immer mehr zu sich
verhärtenden Gegensätzen im Zentrum des alten
Kontinents führten. Der Erste Weltkrieg, der am Ende
der Epoche steht, war jedoch nicht unvermeidlich
oder ein zwangsläufiges Resultat des Imperialismus.
Mit dem großen Krieg endete ein ganzes Zeitalter:
1914 war der Anfang vom Ende des alten Europa.
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Literaturhinweise |
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Jürgen (Hrsg.)
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Zivilisierungsmissionen. Imperiale
Weltverbesserung seit dem 18. Jahrhundert. Konstanz 2005
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Die Geburt der modernen Welt. Eine
Globalgeschichte 1780 - 1914. Frankfurt am Main 2006
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Berke, Aurelia
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Imperialismus und nationale
Identität. England und Frankreich in Afrika, 1871 -
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Eckert, Andreas
|
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Harari, Yuval Noah
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Eine kurze Geschichte der Menschheit, München 2013 |
Harding, Leonhard
|
Geschichte Afrikas im 19. und 20.
Jahrhundert. München 1999
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Klein, Thoralf / Schumacher
Frank
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Kolonialkriege. Militärisch Gewalt im
Zeichen des Imperialismus. Hamburg 2006
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Osterhammel, Jürgen
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Kolonialismus. Geschichte, Formen,
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Osterhammel, Jürgen
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Sklaverei und die Zivilisation des
Westens. München 2000
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Pesek, Michael
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Koloniale Herrschaft in
Deutsch-Ostafrika. Expeditionen, Militär und Verwaltung
seit 1880. Frankfurt am Main 2005
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Reinhard, Wolfgang
|
Kleine Geschichte des Kolonialismus.
Stuttgart 1996
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Rothermund, Dietmar (Hrsg.)
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Aneignung, Vermittlung und
Selbstbehauptung. Antworten auf die europäische
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|
Wendt, Reinhard
|
Vom Kolonialismus zur Globalisierung.
Europa und die Welt seit 1500. Stuttgart 2007
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|
|
bpb, Bundeszentrale für
politische Bildung, Heft 44 - 45 / 2012
|
Kolonialismus
|
DAMALS, Das Magazin für
Geschichte und Kultur, Sonderband 2007
|
Das Zeitalter des Kolonialismus
|
Der Spiegel - Geschichte, Nr.
1 / 2016
|
Die Kolonialzeit - Als Europa die Welt beherrschte |
|
|
|
Begriffe
Kolonialismus in Mittelamerika und der
Karibik 1520 - 1760
Kolonialismus in Asien 1520 - 1760
Europäische
Territorialherrschaft 1770 - 1880
Europäischer Imperialismus 1880 - 1914
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Allen Schülern und Studenten, die gerade eine Prüfung zu
bestehen haben, wünschen wir viel Erfolg. Wir drücken auch die
Daumen für diejenigen, die eine Klausur schreiben müssen oder
eine Hausarbeit bzw. Referat anzufertigen haben. |
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Stand: 07.06.2021
Copyright © 2021 Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V. Autor: Dieter Griesshaber
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