Die Welt des späten
Mittelalters (1250 - 1400)
Das Ende der Luxemburger
und der Aufstieg der Habsburger Kaiserdynastie (1400 - 1517)
Die Reformation von
Luthers Anschlag der 95 Thesen bis zum Wormser Reichstag (1517 - 1521)
Der Dreißigjährige Krieg
(1618 - 1648)
Vom Westfälischen Frieden
(1648) bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (1740)
Der Aufstieg Preußens zur
europäischen Großmacht (1740 - 1763)
Die Französische
Revolution bis zum Ende der Diktatur Robespierres (1789 - 1794)
Deutschland in der Zeit der
Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons (1789 - 1815)
Restauration und
Revolution (1815 - 1830)
Monarchie und Bürgertum (1830
- 1847)
Die Revolution von
1848/49
Von der gescheiterten
Revolution 1848 bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871
Die Innen- und Außenpolitik
Bismarcks (1871 - 1890)
Das Deutsche Kaiserreich
von 1890 bis zum Ausbruch der Ersten Weltkriegs 1914
Die Industrielle
Revolution in England und Deutschland (1780 - 1914)
Europäischer
Kolonialismus und Imperialismus (1520 - 1914)
Der Erste Weltkrieg (1914 -
1918)
Der Weg zur Weimarer
Republik 1918 - 1919
Der Kampf um die Staatsgewalt
in der Weimarer Republik (1919 - 1933)
Die Machtübernahme der NSDAP
und die Errichtung der Diktatur Hitlers (1933 - 1939)
Der Zweite Weltkrieg (1939
- 1945)
Der Weg in die Teilung
Deutschlands (1945 - 1949)
Der Kalte Krieg: Vom
Kriegsende 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961
Die Ära Adenauer (1949 -
1963)
Die Kanzlerschaft Ludwig
Erhards 1963 - 1966
Kalter Krieg Teil 2: Von
der Kubakrise 1962 bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991
Die Zeit der Großen
Koalition 1966 - 1969
Die Ära Brandt (1969 - 1974)
Die Kanzlerschaft Helmut
Schmidts (1974 - 1982)
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1982 bis 1987
Die Kanzlerschaft Helmut
Kohls von 1987 - 1989
Der Weg zur
Wiedervereinigung Deutschlands (Teil I: Die DDR von den siebziger Jahren
bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989)
Vom Fall der Berliner
Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)
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Liberalismus
und nationaler Staat
Außenpolitik Preußens
Reichsgründung
Württemberg 1850-1871
Literaturhinweise
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Die
monarchische Restauration in Europa (1850 - 1860)
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Deutschland war kein
Staat,
sondern ein aus 36 souveränen Einzelstaaten
bestehender Staatenbund. Die Ziele der
Revolution von 1848/49, einen
Bundesstaat
nach amerikanischem Vorbild zu schaffen und
gleichzeitig mehr Mitbestimmungsrechte für die
Bürger zu erreichen, waren mit der gewaltsamen
Vertreibung des Rumpfparlaments in Stuttgart am 18.
Juni 1849 gescheitert.
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In dem am 27. März 1849
fertig gestellten Verfassungsentwurf der
Frankfurter Nationalversammlung war für das
Reich
die Außenpolitik sowie die
Aufsicht über die Wirtschafts- und
Verkehrspolitik vorgesehen. Alle nicht
ausdrücklich der Reichsgewalt
zugeschriebenen Rechte sollten bei den
Einzelstaaten
verbleiben. Einen
Machtverlust befürchtend, stellten sich die
souveränen Fürsten der Einzelstaaten
gegen einen solchen Bundesstaat.
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In Preußen löste
König
Friedrich Wilhelm IV., der wieder die Oberhand
gewonnen hatte, am 5. Dezember 1848 das Parlament
auf und oktroyierte eine Verfassung, die nicht von
der Volkssouveränität, sondern vom
monarchischen Prinzip ausging. Der königliche
Oberbefehl wurde der parlamentarischen Kontrolle
entzogen. Jede freie politische Regung wurde
unterdrückt. Zur Abwehr demokratischer Bestrebungen
wurde das gleiche Wahlrecht durch das
Dreiklassenwahlrecht ersetzt.
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Beim
Dreiklassenwahlrecht wurden die Wähler je
nach der Höhe der Steuern in drei Klassen
eingeteilt, die jeweils ein Drittel der
Abgeordneten bestimmten. Schon bei der Wahl im
Juli 1848 bestimmten so 17,3 Prozent der
Wahlberechtigten als Angehörige der ersten
beiden Klassen zwei Drittel des preußischen
Landtags - die begüterte Minderheit hatte das
Parlament fest im Griff.
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Nebenbei
bemerkt:
Friedrich
Wilhelm
IV.,
der erstgeborene Sohn Friedrich Wilhelms III.,
war ein hochbegabter
Zeichner. Tausende Blätter, in
preußischer Sparsamkeit meist beidseitig
genutzt, hat der König hinterlassen. Nach seiner
Thronbesteigung 1840 hat er
"Entwürfe
für Kirchen, Palais, Kulturbauten, Schlösser
oder Villen" gezeichnet. Zusammen mit
den Architekten Karl Friedrich Schinkel, Ludwig
Persius und Friedrich August Stühler "war
der König einer der wichtigsten Ideengeber der
Baukunst zwischen 1820 und 1860"
(Märkische Allgemeine Zeitung, Potsdam vom
24.1.2013).
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Friedrich Wilhelm IV. von
Preußen hatte 1849 die Kaiserkrone nicht zuletzt
deshalb abgelehnt, weil Österreich nicht Teil eines
Nationalstaates sein wollte.
Preußen
begann
bald nach der Ablehnung einen kleinen deutschen
Staat unter seiner Führung anzustreben. Diese
'kleindeutsche Lösung'
sollte durch
Verhandlungen mit den Fürsten erreicht werden. Nur
acht Einzelstaaten, darunter die Königreiche, traten
der von Preußen initiierten 'Preußischen Union'
nicht bei. Wegen innerer Unruhen war
Österreich
1849 nicht in der Lage, der Union großen Widerstand
entgegenzusetzen. Es kommt daher zu
zwei
Bundesregierungen, die eine unter preußischer,
die andere unter österreichischer Führung.
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Friedrich Wilhelm IV., (1795
-1861), König von Preußen 1840 bis 1861 |
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Ein Krieg scheint
unvermeidlich, als Österreich eine
Intervention des
Deutschen Bundes gegen die mit ihrem Landesherrn im
Kampf um die Verfassung stehenden Kurhessen
durchführen will. Preußen, das den Deutschen Bund nicht
anerkennt, bestreitet Österreich das Recht dazu. 1850
marschieren österreichische und bayerische Truppen in
Kassel ein. Preußen weicht der militärischen
Auseinandersetzung aus, da sich Russland auf die Seite
Österreichs stellt.
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Im
November 1850
kommt es
in Olmütz zu diplomatischen Verhandlungen zwischen
Preußen und Österreich. Verhandlungsführer sind
Manteuffel
(Preußen) und
Schwarzenberg
(Österreich). In der so genannten
'Olmützer
Punktation' vom 28. November 1850 gibt Preußen
auf der ganzen Linie nach: Es gibt die Union auf und
willigt in die Wiederherstellung des alten, unter
österreichischem Vorsitz stehenden, Deutschen Bundes
ein. Preußen verpflichtet sich in einem Vertrag mit
Österreich, den Plan einer kleindeutschen
Fürstenunion nicht weiter zu verfolgen. 1851 tritt der Bund wieder zusammen. Preußens
Gesandter beim beim Bundestag in Frankfurt Bund wird
Otto von Bismarck.
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Otto von Bismarck
war ein preußischer Adliger, dessen aus der
Stadt Stendal stammende Vorfahren seit 1562 als
Gutsherren im altmärkischen Schönhausen
lebten.1846 übernahm er dort als Deichhauptmann
ein für den Landadel gängiges erstes
öffentliches Amt und trat 1847 im
preußischen Vereinigten Landtag als
hoch-konservativer Politiker in Erscheinung.
Vier Jahre später wurde Bismarck
preußischer Diplomat beim Deutschen Bund.
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Im Vergleich zu Österreich war
Preußen wirtschaftlich stärker. Schon 1834
hatte es einen Zollverein im Norden Deutschlands
gegründet. Rasch vermehrt sich seit 1850 in Preußen
die Zahl der Eisenbahnen und Dampfschiffe, der Berg-
und Hüttenwerke, der Maschinenfabriken und
Spinnereinen, der Zuckerraffinerien und chemischen
Werke. Von 1850 bis 1860 herrscht Hochkonjunktur.
Die kleinen Länder, die von Preußen wirtschaftlich
abhängig waren, treten der Zollunion bei. Einen
großen Zollverbund, wie ihn Österreich schon 1849
vorschlug, lehnt Preußen ab. So wird auf
wirtschaftlichem Gebiet
durch den Zollverein
eine 'kleindeutsche Lösung' verwirklicht.
Diese Tatsache bekommt auch politische Bedeutung.
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Felix Fürst zu Schwarzenberg
(1800 - 1852), der österreichische
Ministerpräsident von 1848, verfolgt das Ziel, ein
zentralistisch regiertes Großösterreich
mit dem
Deutschen Bund zu verschmelzen. Dieses Ziel verficht
er gegen den preußischen Unionsplan, der unter
Ausschluss Österreichs ein
Bündnis der deutschen
Fürsten durchsetzen will.
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Felix Fürst zu
Schwarzenberg (1800 - 1852),
österreichischer Ministerpräsident von 1848 bis
1852 |
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Die 1848 erfolgte
Bauernbefreiung wird nicht rückgängig gemacht.
Die Möglichkeit der Bauern, Land zu erwerben, führt
zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion
und zur Verbesserung der Kaufkraft. Dadurch wird ein
wirtschaftlicher Aufschwung eingeleitet.
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Karl Ludwig Freiherr von Bruck,
geboren 1798 in der deutschen Stadt Elberfeld, von
1848 bis 1851 Handelsminister und von 1855 bis 1860
Finanzminister, beseitigt die
Binnenzollgrenzen
im Vielvölkerstaat und schafft so einen gemeinsamen
Markt. Auf Grund seiner Initiative wird auch das
Verkehrswesen ausgebaut. Trotz der daraus folgenden
wirtschaftlichen Prosperität ist der Staat wegen der
hohen Kosten für Bürokratie und Armee hoch
verschuldet.
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Trotz großer
Anstrengungen gelingt es der österreichischen
Regierung nicht, der Bevölkerung den neuen
Absolutismus nahe zu bringen. In Österreich
steht nicht nur Liberalismus gegen
Absolutismus. Ein zweiter, noch größerer
Gegensatz zwischen Nationalitäten- und
Einheitsstaat kam hinzu. Die Lösung dieser
Probleme gelingt nicht. Die Niederlage gegen
Frankreich und Sardinien im italienischen
Befreiungskrieg (1859) macht einen Systemwechsel
notwendig.
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2. Dezember 1851:
Charles Louis Napoleon Bonaparte,
ein Neffe Napoleons I., gewählter Präsident der
Republik, löst durch einen Staatsstreich die
Nationalversammlung auf und sichert sich damit
dieses Amt noch vor dem Auslaufen seiner ersten
Präsidentschaft (1852) für zehn Jahre. Unterstützt
wird er von Kirche und Heer. Durch die
Volksabstimmung vom 14.
Dezember 1851 wird Napoleon in
seinem Amt bestätigt. Der Präsident hat
diktatorische Vollmachten, die Gewaltenteilung wird
beseitigt. Das Plebiszit vom 21. November 1852 macht
Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen.
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Vor der Februarrevolution
1848 hatten die französischen Demokraten
ein allgemeines und gleiches Wahlrecht, ein
Einkammersystem sowie den Vorrang der
Volksvertretung vor der Regierung gefordert.
In den Verfassungsberatungen von 1848
konnten sie zwar das Einkammersystem
durchsetzen, aber es gelang ihnen nicht, die
Vorrangigkeit des Parlaments
festzulegen. Der Einfluss der
Liberalen
und Konservativen war so stark, dass
das amerikanische Modell
eines vom Volk
gewählten Präsidenten übernommen wurde,
der dem Parlament
gleichrangig
gegenüberstand. Für die Regelung von
Konflikten zwischen diesen beiden obersten
Staatsorganen wurde keine Vorsorge
getroffen. Dieser Mangel ermöglichte es
Napoleon III. ,
dem ersten Präsidenten
der Republik, das Kaisertum wieder
einzuführen. Durch die Volksabstimmungen
machte er die Beschlüsse der
Nationalversammlung wirkungslos.
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Napoleon III.
(Charles Louis
Napoleon Bonaparte), 1808 - 1873,
Sohn des Königs Louis (Bonaparte) von
Holland, Präsident der Zweiten Republik
in Frankreich 1848 -1852, Kaiser der
Franzosen 1852 - 1870 |
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Die
Regierungsform Napoleons
III. ist durch eine Mischung von autoritären
Formen mit demokratischen und sozialen
Errungenschaften gekennzeichnet. Die Berufung auf
den Volkswillen (der 'volonté générale'),
begleitet von einer Staatsform, in der die gesamte
Staatsmacht in der Hand eines Mannes liegt, wird
noch heute als 'Bonapartismus' oder als
'demokratischer Cäsarismus' bezeichnet. In der
Außenpolitik verbindet Napoleon III. Machtpolitik
und Nationalismus. Je nach Bedarf beruft er sich auf
das nationale Selbstbestimmungsrecht.
In seinen Aussagen war Napoleon
häufig sehr widersprüchlich. Dies galt insbesondere
in außenpolitischen Fragen. Mit der Unterstützung
nationaler Bewegungen (so der italienischen,
deutschen oder polnischen) strebte Napoleon III.
eine Revision der 1815 auf dem Wiener Kongress
getroffenen territorialen Regelung an. Allerdings
schreckte er vor Veränderungen auch zurück. Zeitlebens
verfolgte er ein Bündnis mit Großbritannien und die
Zerstörung der Heiligen Allianz aus Österreich,
Russland und Preußen.
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Auf die Armee,
den Klerus und die Bürokratie gestützt,
verschafft Napoleon III. durch seine großzügige
und erfolgreiche Industrialisierungspolitik
und
populäre außenpolitische Maßnahmen
seinem Regime immer wieder die demokratische
Sanktion, wobei jedoch die Wahlen nicht
unerheblich durch staatlichen Druck
beeinflusst werden. Die Entfremdung der
katholischen Wähler während der
Einigungsbestrebungen Italiens und die Abkehr
von Teilen des Bürgertums wegen der
Freihandelspolitik zwingt Napoleon III. in den
sechziger Jahren zu liberalen Reformen im Innern
und zu einer verstärkten Prestigepolitik nach
außen.
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Innenpolitischer Despotismus.
Zar Nikolaus I. lebt in ständiger Angst vor einer
Revolution und baut ein Polizeiregime auf. Erst die
Krise des Krimkrieges (siehe unten) bringt zugleich
mit dem Tod des Zaren Nikolaus I. die große Wendung.
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Äußere Machtpolitik. Der
Zugriff nach den Meerengen am Ausgang des Schwarzen
Meeres soll Russland vom Mittelmeer her unangreifbar
machen.
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Mit dem Ende des Krimkrieges
beginnt die Blütezeit der
Viktorianischen Ära.
England entwickelt sich zur ersten Handels- und
Industriemacht der Welt.
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Die Aufhebung der Kornzölle
leitet die Ära des radikalen
Freihandels ein;
1860 fallen die letzten Schutzzölle.
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Die
Parlamentsreform
von 1867 bindet das Wahlrecht an die Führung
eines Haushalts im eigenen Hause oder einer Wohnung
mit 10 Pfund Miete (Erweiterung der
Wahlberechtigten).
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Weitere
liberale Reformen:
mehr Gleichheit der Konfessionen (Universitäten
werden für alle Glaubensrichtungen geöffnet),
Verbesserung der Volksschulbildung, Heeresreform u.
a.
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In einem
Ultimatum fordert Zar Nikolaus I. für
alle unter türkischer Herrschaft lebenden
orthodoxen Christen den Schutz durch Russland.
Als diese Forderung zurückgewiesen wird,
besetzen russische Truppen die unter türkischer
Herrschaft stehenden Fürstentümer Moldau und
Walachei. Dem folgt von türkischer Seite die
Kriegserklärung.
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Durch das
gemeinsame Vorgehen mit England und die Trennung
Österreichs von Russland war es
Napoleon III.
gelungen, die Allianz zu spalten, die sich zur
Zeit seines Onkels (Napoleon I.) gegen
Frankreich gerichtet hatte. In einem Krieg sah
er die Gelegenheit, sich als
Befreier Europas
vom russischen Despotismus zu präsentieren.
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Der Krieg wird auf der
Krim
ausgefochten. Durch Truppenkonzentrationen an der
russischen Grenze bindet
Österreich starke
russische Truppen, ohne in den Kampf einzugreifen.
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen hält sein
Land aus dem Konflikt heraus. Er glaubt, Russland
gegenüber noch eine Dankesschuld aus den Tagen der
Befreiungskriege gegen Napoleon zu haben. Unter
großen Verlusten der Allianz wird die russische
Festung Sewastopol
nach elfmonatiger
Belagerung eingenommen. Damit war die Entscheidung
im Krimkrieg gefallen.
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Die Hafenstadt
Sewastopol auf der Krim war strategisch
von großer Bedeutung. Wer diese Stadt
kontrollierte, der kontrollierte das Schwarze
Meer. Mehrere Angriffe durch französische und
englische Soldaten auf die zentrale Festung, das
Fort Malakow, waren äußerst blutig von den
russischen Verteidigern abgewehrt worden.
Am 8. September 1855 gelang
schließlich die Erstürmung des Forts durch die
alliierten Truppen. Russland, nach dem Rückzug
aus der Stadt am Rand des Scheiterns, willigte
in Friedensverhandlungen ein.
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Im
Frieden von Paris (1856)
sieht sich Russland aus Finanznot dazu gezwungen,
das Protektorat über die Donaufürstentümer
aufzugeben und auf eine eigene Flotte im Schwarzen
Meer zu verzichten. Das Schwarze Meer wird für
neutral erklärt. Die Lage der Christen im
Osmanischen Reich wird internationalisiert.
-
Der Krimkrieg verschiebt
die Machtverhältnisse zugunsten
Englands und
Frankreichs.
Russland
ist nicht entscheidend besiegt.
Die Türkei muss Einbußen in seiner
Souveränität hinnehmen, bleibt aber
bestehen. Frankreich war wieder zur
Großmacht geworden.
Sardinien-Piemont,
das der Allianz gegen Russland beigetreten
war, gewann eine günstige Ausgangsposition
für die Einigung Italiens. Infolge der
unverhohlenen Parteinahme Preußens für
Russland wächst in
England die
anti-preußische Stimmung. Die den
Westmächten zuneigende Neutralität im
Krimkrieg kostete dem
österreichischen
Kaiser Franz Joseph
die
Freundschaft Russlands.
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In
Russland
verschärft sich nach der Niederlage im
Krimkrieg und nach dem Tod des Zaren
Nikolaus I. am 2. März 1855 die bis
dahin verdeckte Auseinandersetzung mit dem
absolutistischen System und führt zu
wachsenden inneren Spannungen.
Zar
Alexander II., der Sohn von Nikolaus I.,
führt, um einer Revolution zuvorzukommen,
umfassende Maßnahmen zu Liberalisierung
durch. So wird der Reiseverkehr
liberalisiert und der Handel durch
Zollsenkungen gefördert. Die Leibeigenschaft
wird aufgehoben, die Hälfte der russischen
Bevölkerung wird nun Pächter. Die
Polizeihoheit geht von den
Großgrundbesitzern auf die Gemeinde über.
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Monarchische Restauration in Europa
Außenpolitik Preußens
Reichsgründung
Literaturhinweise
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Liberalismus und nationaler Staat (1859 - 1871)
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- Die Einigung Italiens (1859 - 1861)
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Die
Nationalstaatsbewegung
orientiert sich an der Rückbesinnung auf die Antike,
also auf eine Zeit, in der Italien noch ein
mächtiges Reich war. Der italienische Nationalismus
wird vor allem durch Giuseppe Mazzini (1805 -
1872) beflügelt. Die nationale Idee wurde vom
reichen Bürgertum sowie von Teilen des Adels und der
Armee getragen.
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In seinen
Schriften trägt Mazzini den Gedanken vor,
dass Italien eine weltgeschichtliche Rolle habe.
Wie sein Heimatland schon in der Antike und
wieder in Renaissance die Entwicklung Europas
gelenkt habe, so sollte es auch jetzt die
geistige Führung übernehmen. Die Voraussetzung
dafür sieht Mazzini in der Einigung Italiens in
der Staatsform einer Republik.
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Begründer der italienischen
Einheit wird Graf Camillo Cavour (1810 -
1861). Trotz der Niederlage im Revolutionsjahr 1849
bleibt das Königreich Sardinien-Piemont
bestehen. Mit Cavour, der seit 1852
Ministerpräsident ist, verwandelt sich das
Königreich in einen liberalen Musterstaat.
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Camillo Benso, Conte di
Cavour (1810 - 1861)
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Cavour erkennt, dass die
Vertreibung der österreichischen Besetzer aus
Italien nur mit Hilfe einer auswärtigen Macht
zu erreichen ist. Napoleon III. bietet sich
die Gelegenheit, Österreich zu besiegen und für das
volkstümliche Nationalitätenprinzip zu kämpfen. Im
Grunde will er Prestige durch Waffenruhm und
Zuwachs an Land. Im Sommer 1858 sichert der
französische Kaiser zu, "Italien frei bis zur Adria"
werden zu lassen.
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Der Krieg bricht im Frühjahr 1859
aus. Er bringt den sardinisch-französischen Truppen
nach schweren siegreichen Schlachten bei
Magenta
(4.6.) und Solferino (24.6.) die Besetzung
der Lombardei. Venetien ist noch nicht erobert, als
Napoleon III. am 11. Juli 1859 mit dem
österreichischen Kaiser den vorläufigen
Frieden
von Villafranca schließt. Österreich, dessen
zerrüttete Staatsfinanzen eine Fortführung des
Krieges unmöglich erschienen ließen, tritt die
Lombardei ab, Napoleon III. begnügt sich damit und
gibt sie an Piemont-Sardinien
weiter. Das
eigentliche Ziel Cavours, die Befreiung und die
Einigung Italiens war noch nicht erfolgt.
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Das Motiv
Napoleons III., einen Frieden zu schließen, war
wohl die Furcht vor einem Eingreifen Preußens
am Rhein.
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Nebenbei
bemerkt: Der Schweizer
Henry Dunant (*1828, † 1910)
wurde im Jahr 1859 in der Nähe der
italienischen Stadt
Solferino
Zeuge der erschreckenden Zustände unter
den Verwundeten nach der Schlacht
zwischen der österreichischen Armee und
den sardinisch-französischen Truppen.
Über seine Erlebnisse schrieb er das
Buch
'Eine Erinnerung an
Solferino'. In der Folge kam es
1863 in Genf zur Gründung des
'Internationalen Komitees für
Verwundetenpflege', das dann
1876 den Namen
'Internationales
Komitee vom Roten Kreuz'
erhielt. Die 1864 beschlossene Genfer
Konvention geht zum großen Teil auf die
Vorschläge Henry Dunants zurück. Im Jahr
1901 erhielt Dunant den
Friedensnobelpreis.
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Cavour verfolgt nun sein Ziel
selbständig. Er wiegelt die Bevölkerung
Mittelitaliens auf und verhindert dadurch die
Rückkehr der kleinen Fürsten. In den Herzogtümern
Parma
und
Modena
sowie in den nördlichen
Gebieten des Kirchenstaates brechen Aufstände aus.
Die Aufständischen verlangen den Anschluss an
Piemont-Sardinien. Napoleon III. verlangt und erhält
für sein Stillhalten Nizza und Savoyen. Cavour
unterstützt den gefeierten Nationalhelden
Garibaldi, als dieser mit seinen Freischaren
Sizilien besetzt und die in Neapel herrschende
Dynastie vertreibt. Als Garibaldi die italienische
Einheitsrepublik
errichten will, tritt ihm
Cavour entschieden entgegen. 1861 wird das
Königreich Italien ausgerufen - ohne Venetien
und ohne Rom. Auf den Beschluss des erstmals
gewählten gesamtitalienischen Parlaments nimmt der
piemontesische König Vittorio Emanuele II. am
17.3.1861 den Titel "König von Italien" an.
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Der italienische
Einheitsstaat entsteht aus dem Anschluss der
Teilstaaten an Piemont-Sardinien. Aus den im
1848 festgelegten 'Statuten' dieses
kleinen Königreichs entsteht die Verfassung der
neuen konstitutionell-parlamentarischen
Monarchie Italiens.
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- Heeresreform und Verfassungskonflikt in Preußen
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Der Streit um die
Heeresreform
führt zum Konflikt zwischen dem König und der
liberalen Mehrheit im Parlament. Im Grunde geht es um die
Erhöhung der Truppenstärke von 40.000 auf 63.000
Mann. Die Dienstzeit der Rekruten soll von
zwei auf drei Jahre erhöht werden. Die
'Landwehr',
also das bei einer Mobilmachung einberufene
Bürgerheer, soll zugunsten des
'Königsheeres'
(des stehenden Heeres) abgebaut werden.
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Die liberalen
Abgeordneten des preußischen Landtages
sträubten sich gegen den personellen Abbau
des Bürgerheers, da sie auf das
stehende Heer keinen Einfluss hatten.
Außerdem lehnten sie die dreijährige
Dienstzeit ab, da sie Steuererhöhungen
befürchteten.
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Da der Widerstand des
Landtags nicht zu brechen war, beschloss der
König, in seiner Funktion als 'Oberster
Befehlshaber' des Heeres die Reform
anzuordnen. Seine
militärische
Kommandogewalt war durch die Verfassung
nicht eingeschränkt. Das Parlament
bewilligte die Finanzmittel, erteilte seine
Zustimmung jedoch nur vorläufig.
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Die
Wahlen vom 6.
Dezember 1861, die nach dem
Dreiklassenwahlrecht durchgeführt werden,
bringen dem radikalen Flügel der
Liberalen, der sich von den Altliberalen
abgespalten und am 6. Juni 1861 zur
'Deutschen
Fortschrittspartei' zusammengeschlossen
hatte, einen großen Erfolg. Ihr Ziel ist es,
mit der Ministerverantwortlichkeit das
parlamentarische System einzuführen und
die Verfassung im Sinne der Demokratie
auszugestalten. Sie verweigern nun die
beantragten Geldmittel. Auch nachdem der
Landtag aufgelöst und Neuwahlen
stattgefunden hatten, behielten die
Liberalen ihre Mehrheit (80% der Mandate).
Die Heeresreform wurde nun über einen
außerordentlichen Etat
finanziert. Aus
dem Streit um die Heeresreform war nun ein
Verfassungskonflikt
geworden. Auf
Empfehlung des konservativen Kriegsministers
Roon
wurde am 16. September
1862 der
preußische Botschafter in Paris,
Otto von
Bismarck, nach
Berlin befohlen. In einem Gespräch von
historischer Tragweite erklärte er dem König
seine Bereitschaft, die Heeresreform auch
gegen den Widerstand des Abgeordnetenhauses
durchzusetzen. Daraufhin ernannte ihn König
Wilhelm I. am 27.September 1862 zum
Ministerpräsidenten
und Außenminister.
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Seit seinen ersten
Auftritten im Vereinigten Landtag und
noch mehr seit seinen
gegenrevolutionären Aktivitäten 1848/49
haftete Otto von Bismarck
der Ruf eines reaktionären
Scharfmachers an. Als ihn König
Wilhelm I. zum preußischen
Ministerpräsidenten ernannte,
interpretierte die liberale Mehrheit im
Abgeordnetenhaus dies als offene
Kampfansage.
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Nebenbei bemerkt:
Am 26. Oktober 1861 führte Lehrer
Philipp Reis (* 1831, † 1874) in
Frankfurt das erste funktionsfähige
Gerät zur Tonübertragung auf elektrischem Weg
vor. Das war die Geburtsstunde des Telefons in
Deutschland und der Welt. In wissenschaftlichen
Kreisen seiner Zeit wurden die neuartigen
Gedanken von Reis als "Spielerei" abgelehnt. Am
14. Februar 1875 reichte der Amerikaner
Graham Bell ein Patent auf das von ihm
entwickelte Telefon ein. Nach seinem eigenen
Eingeständnis hat er die Geräte von Philipp Reis
zumindest teilweise gekannt und sie verbessert.
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Bismarck regierte
verfassungswidrig
ohne einen ordentlich
genehmigten Haushalt. Dies war deshalb möglich, weil
aus Domänen und Staatsforsten sowie aus der
wachsenden Industrie steigende Einkünfte erzielt
wurden. Auf die Dauer war dieser Zustand im
Parlament nicht erträglich. Verschlechtert wurde er
noch, als der Landtag im Mai 1863 vertagt und im
Juni 1863 die Pressefreiheit aufgehoben wurde.
Ungeachtet des parlamentarischen Widerspruchs wurde
die Heeresreform durchgeführt.
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Otto
Fürst von Bismarck (*1815, † 1898),
1871 bis 1890 deutscher Reichskanzler.
Bismarck im Alter von 40
Jahren |
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Bismarck hat
immer wieder versucht, die Liberalen auf seine
Seite zu ziehen. Er bot ihnen die
Einheit
Deutschlands an, um sie von anderen
Forderungen abzubringen. Es gelang ihm dadurch,
sie in verschiedene Gruppen zu spalten. Auf der
anderen Seite dachte Bismarck damals schon an
die Einführung eines allgemeinen Wahlrechts, das
ihm - so vermutete er - die Stimmen der
konservativen Bauern gebracht hätte. Die
Vorherrschaft der bürgerlichen Liberalen
hätte er dadurch gebrochen. In der Frage des
Wahlrechts hat Bismarck mit
Ferdinand
Lassalle, dem damaligen Führer der
Arbeiterbewegung, Geheimgespräche geführt.
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Monarchische Restauration in Europa
Liberalismus und nationaler Staat
Reichsgründung
Literaturhinweise
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Die
Außenpolitik Preußens
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Unter dem Druck der liberalen
Mehrheit im preußischen Parlament war es Bismarck
1862 nicht möglich, über eine militärische
Machtpolitik zu einer Lösung der deutschen Frage
zu kommen. Sein Aufruf zu einem
innenpolitischen
Burgfrieden im Interesse einer gemeinsamen
Außenpolitik wurde von den Liberalen zurückgewiesen.
Bismarck ging nun einen anderen Weg: er präsentierte
sich als Verfechter des Status quo und des
Bewahrers konservativer Prinzipien in Europa.
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Die Stärkung
Preußens wurde auf verschiedenen Wegen
angestrebt. So war auch die Einheit Deutschlands
ein Weg, das oberste Ziel zu erreichen. Bismarck
nimmt auch die Einigung in Kauf.
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Frankfurter Fürstentag 1863:
Einberufung der deutschen Fürsten durch Österreich
zur Beratung einer Bundesreform. Der Großteil
der deutschen Fürsten ist großdeutsch und
föderalistisch gesinnt. Die Versammlung verläuft, da
der preußische König auf Anraten Bismarcks
fernbleibt, ergebnislos.
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Die Konvention
von Alvensleben stieß bei den polenfreundlichen
Liberalen im preußischen Abgeordnetenhaus auf
heftige Kritik.
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Der Wiener Kongress von
1815 hatte das Herzogtum Holstein,
das auch schon Teil des 1806 aufgelösten Heiligen
Römischen Reiches gewesen war, zum Glied des des neu
gegründeten Deutschen Bundes
gemacht, nicht aber das Herzogtum Schleswig.
Beide Herzogtümer wurden allerdings vom
dänischen König in Personalunion regiert,
gehörten zum dänischen Gesamtstaat. Nach 1815
versuchte Dänemark, Schleswig wieder enger an sich
zu ziehen. Dies bedeutete eine strengere Trennung
von Holstein. Die Gegenseite forderte jedoch die
Aufnahme eines vereinten Schleswig-Holsteins
in den Deutschen Bund. Im Jahr 1848 brach der
"Schleswig-Holsteinische Krieg"
aus. Zahlreiche Staaten des Deutschen Bundes
kämpften an der Seite der Schleswig-Holsteiner gegen
die Dänen. Als die Truppen des Deutschen
Bundes zurückziehen, gewann Dänemark den
Krieg und behielt die Hoheit über Schleswig,
Holstein und Lauenburg. Allerdings wird
Dänemark nach dem Londoner Protokoll von
1852 dazu verpflichtet, die Herzogtümer als
selbstständige Staaten innerhalb des Gesamtstaates
anzuerkennen. Ausdrücklich wurde dort verboten,
Schleswig dem Königreich
einzuverleiben. Doch die Spannungen hielten an. Die
dänischen "Nationalliberalen" wollten das Herzogtum
in den dänischen Nationalstaat integrieren, die
Deutschen forderten eine freie Verfassung sowie die
Einbindung in ein künftiges Deutsches Reich an der
Seite von Holstein.
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Im
zweiten 'Londoner
Protokoll' von
1852 war vereinbart worden, dass nach dem
Tod des kinderlosen Friedrichs VII.
Christian von Glücksburg
die dänische Krone erhalten sollte. Nach den
Bestimmungen des Protokolls sollten sowohl
Schleswig als auch Holstein nicht zu
Dänemark gehören, sondern jeweils eine
eigene
Verfassung und Verwaltung
erhalten. Darüber hinaus blieb Holstein ein
Staat des Deutschen Bundes.
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1863
meldete der deutsche Prinz
Friedrich von Augustenburg
seinerseits Ansprüche auf die Herzogtümer
Schleswig und Holstein an. An die
Verzichtserklärung, die sein Vater im
Londoner Protokoll unterzeichnet hatte,
hielt er sich nicht gebunden.
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Die deutschen Nationalisten und
die Mehrheit der deutschen Bundesstaaten stellten
sich hinter den Anspruch des Prinzen Friedrich von
Augustenburg und waren bereit, eine bewaffnete
Intervention zu unterstützen. Die
Preußen und
die Österreicher lehnten sowohl die Ansprüche
Dänemarks als auch des Augustenburgers ab und
forderten die Einhaltung des Londoner Protokolls.
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Im Dezember 1863 beschloss der
Bundestag mit einer Stimme Mehrheit, eine
Bundesintervention durchzuführen. Hannoversche
und sächsische Truppen (12.000 Mann) besetzten ein
Großteil Holsteins. Preußen und Österreich
erklärten ihre Bereitschaft, in
Schleswig
einzumarschieren, allerdings nicht als Vertreter des
Deutschen Bundes oder zur Unterstützung des
Anspruchs der Augustenburger. Ihr gemeinsames
Ultimatum an Dänemark, die gesamtdänische
Verfassung zurückzunehmen, wies die dänische
Regierung im Januar 1864 zurück.
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Bismarcks eigentliches
Ziel war die Annektierung der beiden
Herzogtümer. Eine alleinige Militäraktion
hätte Preußen der Gefahr einer gemeinsamen
Vergeltungsaktion Österreichs, der
restlichen Bundesstaaten und möglicherweise
anderer europäischen Mächte ausgesetzt. Die
Kooperation mit Österreich war für Bismarck
von vornherein zeitlich befristet und diente
nur dem Ziel, die eigenen Risiken zu
minimieren.
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Preußische Truppen beim Sturm
auf die Düppeler Schanzen am 18. April 1864
Zeitgenössischer Stich
(Anonym)
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Bei den
Friedensverhandlungen in London und Wien
hatte sich Bismarck zum ersten Mal als Meister
im europäischen Mächtespiel erwiesen. Er brachte
sowohl Frankreich als auch Russland auf seine
Seite. Auch nach dem Friedensschluss gab er
seine Ziele nicht auf, Schleswig und Holstein zu
annektieren und den politischen Einfluss
Österreichs in Deutschland zu neutralisieren.
Der Deutsche Bund - unter der Führung
Österreichs - wollte einen unabhängigen Staat
Schleswig-Holstein errichten.
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Die Preußen
betrieben in Schleswig und Holstein den weiteren
Ausbau ihrer Herrschaft. Bei jeder sich
bietenden Gelegenheit brach Bismarck bewusst
Streit mit den Österreichern vom Zaun. Immer
deutlicher zeichnete sich ab, dass der
preußische Ministerpräsident es darauf anlegte,
den Konflikt mit Österreich um die
Vorherrschaft in Deutschland mit Gewalt
zu lösen.
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Die gespannte Lage zwischen
Preußen und Österreich scheint zum Krieg zu drängen.
Im Sommer beginnen neue Verhandlungen, die mit der
am 14. August unterzeichneten
Konvention von
Gastein abgeschlossen werden. Statt der bisher
gemeinschaftlichen Regierung der Herzogtümer erhält
Preußen die Verwaltung Schleswigs, Österreich die
Verwaltung Holsteins. Außerdem verkauft Österreich
sein Miteigentumsrecht am Herzogtum Lauenburg an
Preußen.
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Bismarck
verfolgte auch nach der Konvention von Gastein
sein Ziel, für Preußen die
Vorherrschaft in
Deutschland zu gewinnen. Als er erkannte,
dass dies auf friedlichem Wege nicht zu
erreichen war, entschloss er sich zum Krieg
gegen Österreich. Am 28. Februar 1866 gelangte
ein Kronrat in Berlin zu dem Ergebnis, dass ein
Krieg zwischen den beiden Großmächten
unvermeidlich war.
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- Der Krieg von 1866 (Preußisch-Österreichischer Krieg)
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Da ein geschlossener
deutscher Nationalstaat nicht ohne Gefahr
für Frankreich und die Stellung des Kaisers
ist, begünstigt Napoleon III.
die
Ausdehnung Preußens in Norddeutschland, um
ein Gegengewicht gegen Österreich zu
schaffen. Der französische Kaiser erhofft
sich, bei einem Krieg die
Schiedsrichterrolle spielen zu können, die
sein Prestige erhöhen würde. Außerdem
erwartete er für Frankreich
Landgewinn
(Luxemburg). Bismarck bestärkte ihn in
dieser Hoffnung, gab jedoch keinerlei
Zusagen.
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Es
bedurfte der ganzen diplomatischen Kunst
Bismarcks, um alle Klippen geschickt zu
umfahren. Gewann Napoleon III. den
Eindruck, dass er sich seinen Wünschen
grundsätzlich widersetzte, so bestand
die Gefahr, dass der Kaiser seine Gunst
Österreich zuwandte in der Hoffnung,
hier bessere Gewinne zu machen. Bindende
Zusagen über die Abtretung deutschen
Gebiets konnte und wollte Bismarck nicht
geben.
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Schon
seit langem hatte Bismarck geplant, mit
Hilfe einer Bundesreform, die ein aus
allgemeinen Wahlen hervorgegangenes
Parlament neben die Bundeszentralbehörde
setzen sollte,
Österreich aus
Deutschland hinauszudrängen und den
Einfluss der
Mittel- und Kleinstaaten
zu verringern. Bismarck hatte vergeblich
versucht, durch das Angebot einer
nationalen Lösung die Liberalen für
seine Politik zu gewinnen. Mit dem
allgemeinen und gleichen Wahlrecht
hofft er, die Unterstützung der zum
großen Teil konservativen
Landbevölkerung
zu erhalten.
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Österreich
ergreift jetzt die diplomatische Offensive.
Am 1. Juni 1866 ruft es die
Entscheidung
des Bundestags in der
schleswig-holsteinischen Frage an. Preußen
erklärt daraufhin den
Gasteiner Vertrag
für gebrochen, lässt seine Truppen in
Holstein einrücken und tritt, als der
Bundestag die Mobilisierung beschließt, aus
dem Deutschen Bund aus. Damit beginnt der
Krieg. Auf der Seite Österreichs kämpfen
zwölf weitere Bundesstaaten. Preußen wurde
von 17 Kleinstaaten und Italien unterstützt.
Die öffentliche Meinung in Deutschland
richtete sich gegen Preußen, Bismarck war zu
dieser Zeit unpopulär.
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Der
preußische Sieg
bei Königgrätz am 3. Juli 1866
entscheidet den Krieg. Die geschlagene
österreichische Armee kann sich noch mit der
aus Italien herbeigeführten Südarmee
vereinigen und die Donaulinie besetzen. Ehe
es zur Schlacht bei Wien kommt, greift
Frankreich vermittelnd ein. Den Drang König
Wilhelms und seiner Generäle, bis Wien zu
reiten, kommentierte Bismarck mit der
Mahnung "dass wir nicht allein in Europa
leben, sondern mit noch drei Mächten, die
uns hassen und neiden". Bismarck wollte so
schnell wie möglich Frieden mit Österreich -
auch um Russland auf Distanz zu halten und
künftige Bündniskonstellationen nicht
auszuschließen. Vor allem ging es ihm darum,
Napoleon III., dem es hauptsächlich um
lukrative Entschädigungen ging, als
eigensüchtigen Schiedsrichter auszuschalten.
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Der Sieg Preußens
ist vor allem der Feldherrnkunst
Helmuth von Moltkes
(1800 -
1891) zu verdanken. Sein Motto war
"Getrennt marschieren, vereint
schlagen". Unter seiner
Heerführung wurden die technischen
Möglichkeiten des 19. Jahrhunderts,
insbesondere der Eisenbahn und des
Telegrafen, voll ausgenutzt. Auch
die Militärtechnik spielte
eine Rolle: Die preußischen
Zündnadelgewehre waren den
österreichischen Vorderladern an
Feuerkraft deutlich überlegen.
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Graf
Helmuth von Moltke (*1800,
†1891), Chef des preußischen
Generalstabs 1858 - 1888 |
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Der österreichische Kaiser Franz
Joseph kapituliert am 22. Juli 1866. Im
Vorfrieden von Nikolsburg am 26. Juli 1866
verzichtet Bismarck auf österreichisches Gebiet,
hält jedoch an seinem ursprünglichen Kriegsziel, dem
Ausschluss Österreichs aus Deutschland, fest.
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Österreich
verzichtet zugunsten Preußens auf seine
Ansprüche in Schleswig-Holstein, zahlt eine
Kriegsentschädigung und anerkennt die Auflösung
des Deutschen Bundes. Bismarck begnügt sich mit
der Führung Preußens in einem Norddeutschen
Bund. Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt
sollen von Preußen annektiert werden. Österreich
soll Venetien an Italien abgeben. Die geplanten
Regelungen des Vorfriedens gehen unverändert in
den endgültigen Friedensvertrag ('Prager
Frieden' vom 23. August 1866) ein.
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Monarchische Restauration in Europa
Liberalismus und nationaler Staat
Außenpolitik Preußens
Literaturhinweise
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Der Weg zur
Reichsgründung 1866 - 1871
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Bismarck bot der
liberalen Mehrheit des preußischen
Abgeordnetenhauses, also seinem bisherigen
innenpolitischen Gegner, ein Bündnis und
künftige Zusammenarbeit an. Dieser
innenpolitische Kurswechsel Bismarcks wirkte
in Deutschland als Sensation.
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Bismarcks
Zusage, eine engere nationale Union auf
konstitutioneller Grundlage anzustreben,
entsprach den lang gehegten Forderungen
vieler Liberaler.
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Es war Bismarck klar,
dass nur ein Teil der Liberalen seinem
Vorschlag folgen würde. Man kann ihm deshalb
unterstellen, dass er die Liberalen spalten
und dadurch schwächen wollte. Andererseits
konnte Bismarck nur durch ein
Bündnis mit
den Liberalen hoffen, den Süden
Deutschlands als Bundesgenossen Preußens zu
gewinnen. Schon vor der Ernennung zum
Ministerpräsidenten hatte er in einem
Gespräch geäußert, es gebe in Mitteleuropa
nur einen Alliierten für Preußen, "wenn es
denselben zu erwerben und behandeln
verstände": "das deutsche Volk".
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Die Indemnitätsvorlage spaltet
die 1861 gegründete liberale
' Deutsche Fortschrittspartei': Ein Teil,
der sich 1867 in der 'Nationalliberalen Partei'
formiert, unterstützt Bismarck. Der andere Teil, die
Linksliberalen (weiterhin
'Deutsche Fortschrittspartei')
tritt für ein völlig liberalen Nationalstaat ein. Die
'Nationalliberale Partei' vertritt
die Interessen des national eingestellten
protestantischen Besitz- und Bildungsbürgertums.
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Der
Verfassungskonflikt hatte die Liberalen zu einem
Einheitsblock zusammengeschmiedet; als nun der
Druck nachließ, zerfiel die Bewegung in einen
realpolitischen und in einen
fundamentalistischen Flügel.
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Auch die Konservativen spalten
sich: Die Altkonservativen haben zwei
Einwände gegen Bismarck: 1) Verletzung der
Legitimität der Fürsten, 2) Indemnitätsvorlage ist
Zugeständnis an Liberalismus, ebenso das
demokratische Wahlrecht. Der andere Teil der
Konservativen formierte sich in der 'Freikonservativen Partei'; sie schwenkte auf
Bismarcks Politik ein.
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Nebenbei bemerkt: Am
19. September 1867 erhielt der
schwedische Chemiker
Alfred
Nobel das Patent auf Dynamit.
Mit Dynamit hatte Nobel einen
Sprengstoff erfunden, der im Umgang
weitaus weniger riskant war als die bis
dahin bekannten Sprengstoffe. |
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Annexionen:
Hannover, Kurhessen, Nassau und die Reichsstadt
Frankfurt werden in die preußische Monarchie
einverleibt. Die übrigen Staaten nördlich des Mains
treten mit Preußen in den Norddeutschen Bund.
Insgesamt hatte der Norddeutsche Bund 23
Mitgliedstaaten.
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Verfassung:
Organe des Bundes sind: 1. der
erbliche Bundespräsident 2. der Bundesrat und 3. der
Reichstag. Erblicher Bundespräsident ist der König
von Preußen. Der Bundesrat
setzt sich aus
Vertretern der Regierungen der Bundesstaaten
zusammen; er besitzt die eigentliche
Regierungsgewalt des Bundes. Im Bundesrat hatte
Preußen 17 von insgesamt 43 Stimmen. Das Volk war
nicht der Souverän! Der Reichstag
ist ein
nach allgemeinem, direktem, gleichem und geheimem
Wahlrecht (nur für Männer!) gewähltes Parlament
(nicht Dreiklassenwahlrecht wie in Preußen!). Er ist
an der Gesetzgebung beteiligt. Reichstag und
Bundesrat müssen bei einem Teil der Gesetze
zustimmen, z.B. bei der Budgetbewilligung. Keinen
Einfluss hatte das Parlament auf außen- und
militärpolitische Fragen.
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Den
Norddeutschen Bund
sieht Bismarck als eine Übergangslösung
an.
Als Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes ging er
davon aus, dass die Verwirklichung der deutschen
Einheit unter Einschluss der süddeutschen Staaten
nur eine Frage der Zeit war. Ein erster Schritt: Ab
1867 sind auch süddeutsche Staaten im
Zollparlament vertreten (Weg zur
wirtschaftlichen Einheit!). Innerhalb des
Norddeutschen Bundes wurden die öffentlichen
Verwaltungen, Recht und Justiz, das Schul- und
Bildungswesen dem preußischen Vorbild angepasst.
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- Das Verhältnis zwischen Preußen und Frankreich 1866 -
1870
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Die
Errichtung des
Norddeutschen Bundes war eine Herausforderung
für das europäische Gleichgewicht. Doch nur
Frankreich unter Napoleon III. fühlte sich wirklich
bedroht. In Bismarcks Vorstellung spielte der
Gedanke eine Rolle, dass sich die Einigung
Deutschlands durch eine Bedrohung seitens
Frankreichs möglicherweise beschleunigen ließe.
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Das Ausmaß des
preußischen Siegs gegen Österreich hatte
Napoleon III. aufgeschreckt und ihn
überzeugt, dass Preußen eine Gefahr für die
französischen Interessen darstellte.
Außerdem war er verstimmt, weil Frankreich
ungeachtet der großzügigen, wenn auch vagen
Versprechungen, die Bismarck vor dem Krieg
gemacht hatte, keine 'Kompensation" erhalten
hatte.
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England, das bisher den
Gleichgewichtsgedanken immer verfochten
hatte, war mit inneren Problemen
beschäftigt. Außerdem sah es die größere
Gefahr in Frankreich, das ein Auge auf
Belgien geworfen hatte.
Russland
fühlte sich von Österreich, nicht von
Preußen bedroht und war außerdem durch die
Konvention von Alvensleben an Preußen
gebunden.
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Napoleon III. hatte bis
1866 eine eher pro-preußische Politik betrieben, da
er eine Schwächung Österreichs beabsichtigte. Seine
Stellung gegenüber der heimischen Opposition wird
wegen seiner außenpolitischen Misserfolge immer
schwieriger. Um seinen Thron zu halten, darf er
einen Anschluss der süddeutschen Staaten an
den Norddeutschen Bund keinesfalls zulassen.
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1870 war das 18 Jahre zuvor
ausgerufene 'Zweite Kaiserreich' im Niedergang
begriffen. Bei jeder Wahl erhielten die
Republikaner mehr Stimmen. Im Januar 1870 sah
sich Napoleon III. gezwungen, eine neue
Verfassung für ein
"liberales
Kaiserreich" zu entwerfen. Der
Oppositionsführer
Èmile Ollivier
wurde zum Premierminister ernannt. |
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Eine Gelegenheit, Kapital aus den
Spannungen mit Frankreich zu schlagen, eröffnet die
Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen
für den
spanischen Thron. Bismarck unterstützt diese
Thronkandidatur. Nach der Kriegsdrohung Frankreichs
zieht der Erbprinz seine Kandidatur zurück.
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Erbprinz Leopold von
Hohenzollern-Sigmaringen (*
1835, †
1905)
Preußenchronik |
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Die
Hohenzollern-Kandidatur für den spanischen
Thron war die Idee Bismarcks, doch sollte
sie Frankreich eindämmen, nicht zum Krieg
reizen. Zwischen 1868 und 1870 hat
Bismarck immer wieder erklärt, dass er mit
dem Fortschritt des deutschen
Vereinigungsprozesses zufrieden ist.
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Frankreich
fordert den preußischen König auf, sich zu
verpflichten, dass auch in Zukunft kein
Hohenzoller die spanische Krone annimmt.
König Wilhelm
I., der in Ems zur Kur weilt,
lehnt ab. Er lässt den Vorgang an Bismarck
telegraphieren. Dieser zieht die "Emser
Depesche" in kürzere, schärfer wirkende
Sätze zusammen und veröffentlicht sie. Darauf
erfolgt am 19. Juli 1870 die
französische
Kriegserklärung an Preußen.
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Der französische
Botschafter, Vincent Benedetti, sprach
am 13. Juli 1870 auf der
Brunnenpromenade in Bad Ems den
preußischen König an. In diesem Gespräch
weigerte sich Wilhelm I. zwar, die
geforderte Garantie für die Zukunft zu
geben, war aber, wie Benedetti umgehend
nach Paris telegraphierte, bereit, den
Verzicht auf die Kandidatur
ohne
Einschränkungen zu billigen. Ebendies
hatte die französische Regierung
verlangt, und hätte sie tatsächlich
ein Ende der Krise gewollt, hätte
der Verzicht sie zufriedenstellen
müssen.
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König
Wilhelm I. erlaubte
Bismarck telegraphisch, die Presse
und die preußischen Gesandten im
Ausland über sein Gespräch mit
Benedetti zu unterrichten. Bismarck
ließ die verbindlichen Passagen des
Telegramms einfach weg. Jedes Wort,
das er veröffentlichte, war korrekt,
aber das Ganze war so arrangiert,
dass der König mit den Worten
endete: "Ich habe Ihnen nichts mehr
zu sagen". Dies konnte man so
interpretieren, dass Preußen die
Beziehungen zu Frankreich
abgebrochen hat.
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Das französische
Militär fürchtete einen baldigen
preußischen Angriff und die
Unterstützung Preußens durch die
süddeutschen Staaten. Frankreich
glaubte einen entscheidenden Vorteil
einzubüßen, wenn Preußen ihm bei der
Mobilmachung zuvorkäme.
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- Die
süddeutschen Staaten
treten an die Seite des Norddeutschen Bundes. Für
sie ging es um einen "Krieg der Völker"
(Nationalkrieg).
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- Deutsch-französischer Krieg 1870/71
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In der Schlacht
bei Sedan, gerade sechs Wochen nach
Kriegsausbruch, war die Niederlage des
französischen Kaiserreichs besiegelt. Napoleon
III. ging in Gefangenschaft. 189.000 Franzosen
und Deutsche hatten auf den Schlachtfeldern ihr
Leben gelassen.
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- Die Gründung des Deutschen Reiches 1871
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- Verständigung Bismarcks mit den
süddeutschen Staaten. Bayern und Württemberg
erhalten "Reservatsrechte" im Militär-,
Steuer- und Postwesen.
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- Präsidialrechte des Königs von
Preußen, wie er sie im
Norddeutschen Bund besitzt, werden auf alle
deutschen Staaten ausgedehnt.
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- 18. Januar 1871:
Kaiserproklamation von Versailles
durch die deutschen Fürsten (25 Einzelstaaten);
Gründung eines Bundes, also durchaus Reichseinigung
von unten.
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Wilhelm I., der
König von Preußen, erklärt sich im
Spiegelsaal von Versailles bereit, "die
deutsche Kaiserwürde" anzunehmen.
Anschließend verlas Bismarck die
Proklamation "An das deutsche Volk".
In ihr heißt es: "Wir übernehmen die
kaiserliche Würde in dem Bewusstsein der
Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des
Reiches und seiner Glieder zu schützen, den
Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit
Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft
seines Volkes, zu verteidigen." Das Volk,
an das die Proklamation gerichtet war, trat
jedoch in Versailles nicht in Erscheinung.
Die Herrschenden blieben lieber unter sich.
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'Deutschland'
hatte es zuvor nicht gegeben. Jedenfalls
nicht als eine Nation mit einem Staat und
einem Volk, das in einheitlichen Grenzen und
einer gemeinsamen politischen Ordnung lebte,
wie etwa England und Frankreich. Nun waren
die Deutschen unter einem Dach geeint. 41,6
Millionen Menschen lebten Anfang der
siebziger Jahre in den Grenzen des neuen
Reiches, das nach dem Krieg gegen Frankreich
auch die süddeutschen Staaten einschloss.
Zwei Drittel des gesamten Staatsgebiets und
der Bevölkerung gehörte zu Preußen.
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Seit dem
Mittelalter war vom
"Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation"
die Rede, wenn Deutschland gemeint war.
Hinter dieser Bezeichnung verbarg sich
ein Flickenteppich von mehr als 300 über
ganz Mitteleuropa verstreuten Staaten.
In ihnen herrschten Könige und Fürsten
nach Landesrecht und Gutdünken. Der
Kaiser, an sich die oberste
Autorität dieses Gebildes, hatte wenig
Einfluss.
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- Bismarck erfüllte mit dem
Nationalstaat nur eine Forderung der
Bourgeoisie; die andere Forderung, das
Mitspracherecht, wurde nicht erfüllt.
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Literaturhinweise
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|
Clark, Christopher
|
Preußen. Aufstieg und
Niedergang 1600 - 1947, Bonn 2007
|
Craig, Gordon A.
|
Geschichte Europas 1815
-1980. Vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart. 3. Auflage
München 1989
|
Gall, Lothar
|
Europa auf dem Weg in die
Moderne 1850-1890 (=Oldenbourg Grundriss der Geschichte
14). München 1997
|
Görtemaker, Manfred
|
Geschichte Europas
1850-1918, Stuttgart 2002
|
Schieder, Theodor
|
Staatensystem als
Vormacht der Welt 1848-1918. Frankfurt a.M. 1977
|
Schöllgen, Gregor
|
Das Zeitalter des
Imperialismus (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 15).
München 1994
|
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Monarchische Restauration in Europa
Liberalismus und nationaler Staat
Außenpolitik Preußens
Reichsgründung
Württemberg 1850-1871
zurück zum Seitenanfang
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Zurück zum Inhaltsverzeichnis Deutsche
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